Beiträge von Norius Carbo

    Beeindruckt von der ihm gebotenen Schau verfolgte Carbo atemlos zusammen mit den anderen Mitarbeitern der Kommunalverwaltung den Einzug des Statthalters und der Kaiserin. Das war ein ganz besonderer Moment für ihn, dem Nichtrömer. Er der nicht einmal das Bürgerrecht des Imperiums besaß und im hintersten Winkel mitten in den germanischen Wäldern saß wurde die Ehre zuteil die Augusta mit eigenen Augen zu sehen! Und wie schön sie war! Voller Bewunderung betrachtete er auch die glänzende Aufmachung des Statthalters. Carbo hatte es im Gefühl, dass mit ihm vielleicht jetzt wieder aktivere Zeiten in der Regia anbrachen. Ob das die Stadtverwaltung und damit auch er wohl auch noch zu spüren bekam? Auf jeden Fall bestimmt eine interessante Zukunft die da heute durch ihr Stadttor marschiert war!


    Als dann die Personen des Tages allesamt nacheinander sprachen begannen die Volksmassen immer wieder einmal zu jubeln und die beiden Gäste hochleben zu lassen. Carbo war natürlich mit dabei. Mit der gleichen Begeisterung wie alle anderen rief er: "Vivat Augusta! Vivat Legatus Augusti!" Carbo beobachtete wie der Zug der Kaiserin und des Statthalters langsam an ihm vorrüberzogen. Ihm stellte es die Nackenhaare auf. Wie nah sie nur waren! Wäre nicht die Kette Soldaten vor ihm gewesen, der Junge hätte einfach die Hand ausstrecken und sie berühren können. Wahrlich, von diesem Tag würde er eines fernen Tages seinen Enkeln noch erzählen. Dem Tag wo Norius Carbo, Stadtschreiber Mogontiacums, die Kaiserin von Rom gesehen und fast berühren hatte können.

    Carbo folgte mit den anderen der Spur. In der Tat war es nicht besonders schwer ihr zu folgen, da der Boden in der Nähe des Rhenus lehmig war und völlig durchfeuchtet. In solchem Erdreich zeichneten sich auch einfache Fußspuren ab, Wagenspuren natürlich umso besser. Carbo lief locker neben den anderen her. Solange der Boden derart beschaffen war brauchte es kein Genie, um zu wissen wohin es ging. Da plötzlich war der Wagen vor ihnen! Aufgeregt eilte Carbo zu ihm, um ihn näher zu untersuchen. "Leer" murmelte er. Hmm...


    Wenigstens führte eine Menschenspur vom Wagen aus weiter hin zum Ufer des Flusses. Dort sprang der Junge ins Wasser und folgte Amir und dem Bettler hinüber an die andere Seite.

    Unterwegs auf der Straße nach Süden prüfte Carbo ständig die Straßenränder, ob nicht wo ein paar Spuren vom Pflaster abwichen. Solange das nicht der Fall war nahm er an, dass die Entführer einfach den Weg entlanggefahren waren. Bis jetzt gab es keine Anzeichen dafür, dass sie einen Trip querfeldein versucht hätten. Soweit so gut. Eine ganze Weile nach dem Tor dann äußerte sich Amir, dass sie eine Mitfahrgelegenheit brauchten, doch Carbo winkte ab. "Sie sind in einem großen, schweren Wagen davon der vollgepackt war mit allem möglichen Zeug. Diesem Umstand geschuldet vermute ich, dass die Entführer bestimmt auf ein langsameres, dafür umso kräftigeres Ochsengespann zurückgegriffen haben. Und falls doch nicht so sind die Pferde wenigstens genauso langsam, wenn sie welche doch benutzt haben sollten. Galoppieren konnten sie jedenfalls nicht oder wenigstens nicht lange. Egal ob Ochs oder Pferd, sie müssen genauso wie wir im Schritttempo laufen, also sollten wir näher an sie kommen können, wenn wir laufen, bis sich doch vielleicht eine Mitfahrgelegenheit bietet! Kommt!" und mit diesen Worten machte es ihnen Carbo nach und lief los.

    Endlich, na endlich! Carbo konnte seine Freude über die Preisgabe dieser wichtigen Information kaum verbergen. "Danke, hab vielmals Dank! Sei dir auf ewig der Freundschaft des großen Fürsten Hippophytus dem Zwölften sicher. Des Hippophytus' Handelskonsortium wird sich bei dir und deiner Einheit mehr als erkenntlich zeigen, sobald wir die Tagediebe eingeholt und unser Eigen wieder gesichert haben, das verspreche ich dir bei meiner Ehre als Handelsgehilfe!" Ein Glück, dass es diese "Ehre" nicht gab, also brauchte Carbo mit dieser Abschlusslüge auch kein schlechtes Gewissen dabei haben. Er fand nun einmal, dass ein echter Gehilfe eines großen Handelsfürsten eines Konsortiums aus Karthago zum Abschied gewiss so etwas gesagt hätte, es ließ ihre Tarnung sicherlich nur echter wirken und die Torwachen würden ihn und sein Versprechen von Geld und Belohnung bestimmt bald vergessen haben. Oder natürlich ihre Einheit wurde versetzt. So oder so, diese Hürde war gemeistert und nun ging es hinaus in die Wildnis!


    Sich zu seinen beiden Kameraden umdrehend sprach er: "Komm Amir, kommt edler Hippophytus! Immer nur gut drauf auf die Spitzbuben!" Und schon eilte er vorraus der Straße entlang. In gebührendem Abstand zum Tor würden sie in ihrem Lauf dann eine kurze Pause einlegen und sich beraten was nun als nächstes zu tun war.

    Nachdem im Archiv gleich ein ganzes Regal den Geist aufgegeben und zusammengekracht war, kratzte Carbo bei der nächsten sich bieteten Gelegenheit ein kleines bisschen Freizeit zusammen, um auf den Markt zu gehen. Er brauchte Holz, um daraus ein neues Regal zimmern zu können. Entweder er versuchte es selbst, oder er suchte sich einen dafür ausgebildeten Arbeiter. Wie genau seine nächsten Schritte aussahen, sobald er die Bretter erst einmal hatte, das hatte er jedoch noch nicht entschieden. Möglicherweise würde sein Budget für einen richtig echten Handwerker sowieso nicht reichen. Naja, vielleicht wusste ja Fabulo ein wenig von der Zimmerei. Carbo nachm sich fest vor ihn bei nächster Gelegenheit fragen zu wollen. So schwer konnte es andererseits doch auch wieder nicht sein. Wie kompliziert war es denn schon eine Anzahl größerer und kleinerer Bretter aneinanderzufügen und miteinander zu befestigen?!


    Doch das war alles Zukunftsmusik, jetzt erst galt es einmal Holz zu finden. So kam Carbo zur Markthalle und begann sich suchend nach einem Händler und dessen Waren umzusehen, die ihm passend erscheinen mochten. Er brauchte Holz. Hartes, solides, wurmfreies Holz das in Regalform frühestens ein Jahr nach Carbos Tod erst zusammenkrachen durfte...oder wenn Carbos Nachfolger als Stadtschreiber sein Amt angetreten hatte.


    Sim-Off:

    Jeder Spieler in Mogontiacum ist sehr herzlich dazu eingeladen entweder mit der eigenen ID, oder einem NSC hier Passanten, oder Händler zu spielen, denen Carbo auf seiner Jagd nach dem Holz so begegnen könnte. :)

    Carbo trat näher. "Salve Aedil, Sextus Fuficius Flamma, der Qaestor schickt mich." begann er seine Erklärung und hob dann die eingerollte Schriftrolle mit der Abschrift der neuen Lex Mercatus in die Höhe, um den Blick des Magistrats hierauf zu ziehen. "Ich komme soeben aus der Regia, wo ich den Text der neuen Lex Mercatus besorgen musste. Ich brauche bitte eine Aufstellung aller vorhandenen Warenbestände, die möglicherweise verkauft werden können." Zur besseren Erklärung seiner Bitte rollte der Scriba die Schriftrolle auf und wies mit dem Finger auf "Paragraph 17: Städte und Gemeinden", damit sich der Aedil selbst ein Bild davon machen konnte.

    Kaum hatte der Duumvir seinen Satz beendet, als auch schon ein helles Klimpern aus Carbos Tasche erklang. Offenbar konnten es die Münzen dort drinnen gar nicht mehr erwarten den Besitzer zu wechseln. "Oh, äh, ähm natürlich habe ich das Geld hier!" Er beeilte sich ganz nach vorn zum Duumvirn zu treten und ihm 50 Sesterzen auf einen kleinen Beistelltisch hinzulegen.
    Dann trat er wieder zurück. "Natürlich weiß ich auch was jetzt kommt, immerhin war ich als Scriba schon das eine, oder andere Mal dabei. Jetzt liegt es an mir den Schwur zu leisten." Und gleich darauf brachte er sich in eine noch etwas förmlichere Position und verkündete feierlich: "Ich, Norius Carbo aus Noricum schwöre einen feierlichen Eid auf Apollo Grannus Mogon, den Genius Augusti, die kapitolinische Trias und alle Divi Augusti, dass ich der Lex Municipalis, allen Decreta Decurionum und den Anordnungen der Magistrate stets Folge leisten und ein braver Bürger sein möchte. Ich schwöre, diese Gesetze zu halten, solange ich als Municeps diesem Municipium angehöre." Er atmete tief aus und lockerte seine Haltung wieder, während er den Duumvir beobachtete. Es war vollbracht.


    Sim-Off:

    50 Sesterzen an Mogontiacum überwiesen

    Nachdem Carbo den nötigen Gesetzestext für die Stadt von der Provinzverwaltung besorgt hatte führte ihn sein nächster Weg direkt zu den Aedilen. Hier sollte es nun um den wirtschaftlicheren Teil seines Auftrags gehen. Doch durch seine Arbeit in der Curia und seine kurze Visite im Statthalterpalast war es für heute schon relativ spät, weshalb er es erst knapp nach Ende der aedilischen Sprechstunde zu eben jenen schaffte. In der Hoffnung seine Anstellung bei der Stadt würde bewirken trotzdem noch angehört zu werden (immerhin ging es ja um eine städtische Angelegenheit) erbat sich Carbo das Wort und wartete daraufhin, ob es ihm gewährt werden würde.

    Ein wenig wurde Carbo schon verunsichert durch die Bemerkung des ersten Miles, doch als der zweite dann bekanntgab er hätte ein paar Gestalten die genau auf seine Beschreibung passen vor kurzem erst durchgelassen beschloss er ins kalte Wasser zu springen und einfach anzunehmen dass es sich um die Gesuchten handle. Amir würde er natürlich nichts davon sagen, dass er im Augenblick keine Ahnung hatte, ob er mit dieser Entscheidung ab jetzt die Spur heldenhaft wiederfinden, oder sie alle völlig auf den Holzweg führen würde. Doch bevor der Wachposten mit der entscheidenden Information herausrückte wollte er wissen wer sie seien. Hm, was sollte er auf diese Frage antworten? Ob es vor der Wache so guten Eindruck machte herauszuposaunen, dass ein Sklave, ein Bettler und ein grünohriger Schreiberling eine entführte Sklavin suchten? So fingen normalerweise nur schlechte Witze an, weshalb der Junge beschloss sie alle in den Augen der bewaffneten Obrigkeit ein wenig seriöser zu gestalten. "Gewiss, siehst du diesen Mann hier, der so einen abgehalfterten Eindruck macht?" fragte er die neugierige Wache und wies auf den Bettler. "Das waren diese Germanen. Weißt du wir sind von einem Handelskonsortium aus Karthago und waren vor zwei Wochen hierhergekommen, um feinste germanische Felle und weitere regionale Spezialitäten für den karthagischen Markt zu erwerben. Hier vor dir steht Hippophytus der Zwölfte, einer der bekanntesten Handelsfürsten der africanischen Wüste." log er schnell zusammen. Gewiss würde sich der Bettler über seine ideelle Aufwertung freuen und dementsprechend mitspielen. "Ich und Amir hier sind Handelsgesellen des großen Hippophytus aus Africa und wir verfolgen diese Germanen, da sie uns eben jenen Wagen gestohlen haben auf dem sie vor einer Stunde die Stadt verlassen haben. Bitte, mein Freund, hilf daher meinem Magister Hippophytus und sage uns in welche Richtung die Kerle gefahren sind und schon bist du uns auch schon wieder los. Alles was wir wollen ist Gerechtigkeit und das Wiederauffinden unseres Guts." schloss er. Ein Glück, dass er in der Mitte der Stadt arbeitete und so quasi nichts mit den Wachen am Tor zu tun hatte. Keine Gefahr also, dass ihn jemand als Kurienmitarbeiter erkannte. Noch ein Glück natürlich auch, dass die Wachmannschaften regelmäßig ausgetauscht wurden, weshalb er schon bald wieder unbesorgt hier durch könnte. Für den restlichen Tag und die nähere Zukunft jedoch würde Carbo ein anderes Tor benutzen müssen, die hier stationierte Wache könnte ja sonst auf die Frage kommen was der Handelsgehilfe aus Africa plötzlich wieder hier in der Stadt wollte, wo er doch zuvor groß von Verbrecherjagd gefaselt hatte.

    Das Leben hielt sich nie an einen bestimmten Plan, soviel hatte Carbo inzwischen gelernt. Was hatte er nicht alles an Plänen gehabt! Das römische Bürgerrecht in der Armee zu erwerben und dann nach Rom gehen. Doch wie war es am Ende gekommen? Er hatte sich hier in Mogontiacum mit einem Soldaten unterhalten, hatte einen Antrag auf eine Scriba-Anstellung gestellt, um etwas Geld zu verdienen und über seinen Beitritt zur Armee näher nachdenken zu können und war anschließend von einem Verrückten aufgrund haarsträubender Gerüchte niedergestochen worden!
    Nur der fürsorglichen Pflege der guten Susina Alpina verdankte er es überhaupt noch am Leben zu sein. Hinzu kam noch diese verstörende Vision von der Carbo immer noch nicht so recht wusste was er von ihr halten sollte. Doch seis wies ist, dieser Vorfall hatte bewirkt, dass er sich dazu entschlossen hatte doch noch länger hierzubleiben, um noch mehr Geld anzusparen für eine Reise zum Orakel von Cumae, um sie bzgl seiner Vision näher zu befragen. So war Carbo Stadtschreiber in der Curia geblieben und eh er sichs versah war er schon ein ganzes Jahr hier!
    Wie nur die Zeit verging!


    Er musste zugeben er hatte sich eingelebt. Er mochte die Stadt und er mochte auch seine Arbeit in der Stadtverwaltung. Ganz stolz war er natürlich darauf, dass er es gewesen war, der das städtische Archiv nach dem Umbau der Curia wieder auf Vordermann gebracht und empfindlich zu einer Neuorganisation des Stadtschreiberbüros beigetragen hatte. In letzter Zeit hatten sich deswegen Gedanken in den Sinn des Jungen geschlichen, von denen er bei seiner Ankunft nie gedacht hätte sie einmal zu haben. Was, wenn er dauerhaft hier blieb?
    Diesen Gedanken trug er gut zwei drei Wochen mit sich herum, ehe er eine Entscheidung gefällt hatte. Er wollte diesem Impuls nachgeben und sich stärker an die obergermanische Provinzhauptstadt binden. So trat er eines Morgens zur Sprechstunde der Duumvirn in den Sitzungssaal des Ordo Decurionum ein, doch dieses Mal nicht als Protokollar der Stadtherrn (wie schon so einige Male zuvor), sondern als Bittsteller.
    Als es an ihm war zu sprechen trat Carbo vor und begann: "Salve, mein Name ist Norius Carbo, Peregrinus aus Noricum und erfahrener Stadtschreiber unseres schönen Mogontiacums seit gut einem Jahr. Bisher habe ich immer fleißig meine Schreiberspflicht mit bestem Wissen und Gewissen erfüllt und ich habe mich auch um eine Neuordnung des städtischen Archivs bemüht, von deren baldiger Vollendung ihr noch einen offiziellen Bericht von mir erhalten werdet. Ich bin heute hier und habe von all dem erzählt, da ich offiziell um das Munizipalbürgerrecht ansuchen möchte." sagte er formell. Die Duumvirn kannten ihn zwar höchstwahrscheinlich, doch Carbo hatte es trotzdem vorgezogen sich formell noch einmal vorzustellen und sein Anliegen zu nennen. Immerhin ersuchte man ja nicht jeden Tag um ein Bürgerrecht an.


    Sim-Off:

    Ich weiß, dass Norius Carbo bereits seit zwei Jahren angemeldet ist, doch ist es für die Geschichte logischer, wenn er simOn erst seit einem Jahr als Stadtschreiber arbeitet. Immerhin war ich simOff auch länger mal mehrere Monate zeitweise inaktiv und in der Geschichte selbst ist Carbo mit der Neuordnung des Archivs immer noch nicht fertig, da ist ein Zeitrahmen von nur einem Jahr realistischer.

    Aufsehenerregende Nachrichten hatten in den letzten Tagen überall in Mogontiacum herumgeschwirrt. Der neue Statthalter kam in die Stadt! Alleine das war für Carbo schon etwas besonderes, hatte er den alten Statthalter selbst ja nie zu Gesicht bekommen, doch da gab es noch ein Detail, das höchstes Erstaunen (und teils auch Unglauben) in der Bevölkerung hervorgerufen hatte. Gerüchte besagten nämlich, dass auch Kaiserin Verturia Serena persönlich zusammen mit dem Statthalter hierher zu ihnen in die Provinz kommen sollte! Carbo hatte diesen Neuigkeiten zuerst nicht geglaubt. Was bei Danuvvius' Gnade hätte bitteschön die römische Kaiserin alleine (ergo OHNE ihren Mann dem Imperator) hier draußen in Germanien zu suchen?! Griechenland, oder Ägypten...ok das hätte sich Carbo ja noch einreden lassen wegen Bildungsreise, der vielen Kultur und der schönen Landschaft usw. aber Germanien?!
    Nun, wie dem so war wurde der Junge am Ende eines besseren belehrt. Vor kurzem hatte er nämlich auf seinem Schreibtisch in der Curia eine Mitteilung erhalten, in der die Mitarbeiter der Stadtverwaltung bzgl. der nahen Ankunft von Statthalter und Kaiserin entsprechend instruiert wurden. Unglaublich, also stimmten die Gerüchte doch!


    So verwunderte es nicht weiter, dass Carbo jetzt am Tag aller Tage sehr aufgeregt bei der Gruppe der anderen Curienmitarbeiter stand und der Ankunft der beiden entgegenfieberte. Er, Norius Carbo, ein einfacher junger Mann aus Noricum würde die römische Kaiserin zu Gesicht bekommen!
    Wieviele Leute konnten das schon von sich behaupten. Nicht einmal in Rom selbst wäre die Menge an einfachen Leuten die das von sich behaupten konnten relativ groß, so wie er sich das vorstellte. Doch was wollte die Kaiserin wirklich hier bei ihnen? Carbo wusste aus der Mitteilung nur, dass sie komme und die Stadtverwaltungsmitarbeiter sie dementsprechend geschlossen begrüßen sollten. Den Grund ihres Aufenthalts hatte man ihnen jedoch verschwiegen. Ob die Kaiserin eine Ansprache halten würde? Ach, wo bloß Carbos Gedanken nur wieder waren!
    Natürlich würde sie keine Rede vor dem Volk halten, sie war ja keine Politikerin auf Stimmenfang. Und was sollte sie schon groß sagen? "Hallo, mein Name ist Fr. Kaiser und ich bin hier, weil es in Mogontiacum die letzte Packung Schönheitslotion von Allespalettix geben soll?"

    "Sehr gut, dann mach das bitte!" sagte Carbo und stand auf. "Wir treffen uns morgen am Vormittag wieder am Forum, ja? Ansonsten gehe ich für heute in die Federn."


    Auch Fabulo stand auf.


    [Blockierte Grafik: https://s15.directupload.net/images/190111/8s937zhb.jpg]


    Fabulo aka Appius Aulius Fabulator


    "War nett mit euch, war nett mit euch" fabulierte er. "Dann stürtzt euch in euer Abenteuer und bringt mir eine schöne Geschichte zurück! Ich brenne darauf sie zu erzählen!" Da er schon bezahlt hatte zog sich der Alte grüßend zurück und verließ die Taberna. Carbo musste zum Glück nicht mehr vor die Tür, immerhin wohnte er in der Taberna Silva Nigra immer noch zur Miete. Er streckte Amir die Hand entgegen. "Gute Nacht, mein Freund und auf Morgen" dann verabschiedete auch er sich und begab sich in sein Schlafgemach.

    Vom Forum Mogontiaci aus kamen Carbo, der Bettler und der Sklave Amir recht schnell beim Stadttor an für einen Tag, wo alle Hauptstraßen wieder einmal hoffnungslos verstopft waren. "Da lob ich meine Schreibtischanstellung, mich als Händler jeden Tag durch diese Menschenmassen kämpfen zu müssen wäre für mich der reinste Albtraum" raunte er in Richtung Amir.


    Beim Tor selbst angekommen wartete er einen günstigen Moment ab, ehe er an die Wache trat und fragte: "Salve, eine kurze Frage. Sind hier in letzter Zeit zwei blonde Germanen auf einem vollbepackten Wagen durchgekommen? Falls ja, verweilen sie noch in der Stadt und wenn nicht, weißt du wohin sie gefahren sind?"


    Sim-Off:

    Reserviert

    Carbo gab dem Bettler ein paar Münzen. "Hier für dich. Mehr gibt es, wenn wir unser kleines Abenteuer zu meiner Zufriedenheit abgeschlossen haben. Gut, dann kommt jetzt!" Und so setzte er sich in Bewegung in Richtung Stadttore. Unterwegs an den Bettler gewandt fragte er: "Was ist dir eigentlich passiert, dass du all dein Habe verloren hast und jetzt auf der Straße leben musst?"


    Es herrschte vom Forum weg ein fürchterliches Gedränge und Geschiebe in den Straßen, Carbo war froh, dass er nicht länger auf Spuren angewiesen war für ihren nächsten Schritt. Recht viel lesen hätte er aus diesem zertrampelten Boden nämlich sowieso nicht können. Nicht lange und schon bald erschien vor ihnen das Stadttor von Mogontiacum.

    Carbo studierte noch den Boden, als Amir ihn über Details über die Jagd ausfragte. Jagd, das war früher eines seiner Lieblingsthemen gewesen, ehe es durch seinen Umzug in die große Stadt so sehr in den Hintergrund getreten war. "Manchmal vermisse ich sie schon" seufzte er. "Ich habe mir als Junge einmal einen eigenen Bogen gemacht. Du weißt schon mit einem guten federnden Holz als Griff und einer strammen Hirschsehne zum Abschießen der Pfeile. Leider ist er mir in den Bergen einmal kaputt gegangen, als ich in einer Schlucht festsaß. Das war kurz, bevor ich Noricum verlassen hatte." Achja... gute alte Zeiten.


    Als Amir dann den bettler entdeckte und herbeiholte, klatschte Carbo in die Hände. "Na also! Es waren doch Germanen!" Soweit hatten sich seine Fähigkeiten also schon einmal ausgezahlt. "Gut dann müssen wir jetzt zur Stadtwache und dort nachfragen, ob sie einen Wagen mit Germanen aus der Stadt gelassen haben. Wärst du gegen ein paar Münzen bereit mit uns zu kommen und im Fall der Fälle die Germanen zu identifizieren?" fragte er mit einem Seitenblick auf den Bettler.

    Carbo winkte ab. "Ich werde mein Bestes geben. Mein Wort darauf." sagte er. Das verstand sich doch ganz von selbst, dass er alles daran setzen würde. Sonst hätte er sich niemals überhaupt erst darauf eingelassen. So schöpfte Carbo doch etwas Zuversicht. Die Abwechslung vom Schreibstubenalltag würde ihn bestimmt gut tun. Auf die Frage Amirs bezüglich eines Gehilfen musste Carbo lächeln. "Ich bin selbst bloß Gehilfe der städtischen Kurie, also nein ich habe niemanden. Aber wenn du willst kannst du mich ja begleiten!"
    Fabulo brauchte er nicht zu fragen. Der war zu alt und sonst kannte er niemanden passenden.

    Carbo ließ kurz ein Lächeln erkennen, als er die Schriftrolle ausgehändigt bekommen hatte. Sein Vorgesetzter würde sehr zufrieden mit ihm sein. "Danke vielmals" sprach er "das wäre dann alles. Einen schönen Arbeitstag noch, Vale." und mit diesen Worten verließ Carbo die Regia wieder, um sich im Namen des Quaestors dieses interessante neue Gesetz anzusehen.

    Es war soweit! Nach Monaten harter Arbeit war Carbo mit seinen Arbeiten im städtischen Archiv endlich fast vollkommen fertig! Nicht mehr viel und alle je hier abgelegten Schriftrollen wären fein säuberlich in Regale geschlichtet und in -von ihm angelegten- Fundbüchern systematisch erfasst, von denen Carbo je zwei Versionen angefertigt hatte. Eine Partie lagerte hier oben im Archiv, während die zweite Abschrift der Fundbücher unten in den Räumen der Scribae auflag. Bei zwei Ausgaben erhöhte sich nicht nur die Chance, dass Carbos Aufzeichnungen bei einem Zwischenfall nicht gleich völlig verloren wären (da ja noch eine andere Ausgabe existierte) und der zweite Vorteil war, dass sie auf beiden Etagen der Curia sofort immer griffbereit lagen, falls z.B. einer der Stadtmagistrate einmal auf die Schnelle einen Sachverhalt in den Archiven nachprüfen musste, (oder einen anderen armen Schlucker dazu auserkor die Arbeit zu machen). Ja, Carbo war wirklich stolz auf sein Werk. Bald schon konnte er seinen Vorgesetzten das Archiv in seinem ganzen neuen Glanz präsentieren!


    Eines Morgens stieg Carbo pfeifend die Stufen hinauf in den oberen Stock, um einige Schriftrollen ins Archiv zu bringen und auch gleich einzuordnen. Als er oben angekommen war, bemerkte er sogleich, dass jemand hiergewesen sein musste und offensichtlich etwas gesucht hatte...auf gut Glück ohne zuvor Carbos neue Fundbücher konsultiert zu haben. Denn aus zwei Regalen waren die meisten der darin eingeordneten Tonkrüge herausgeholt in denen die hier befindlichen Parpyri gelagert wurden und grob am umgebenden Boden verteilt. Mehrere Rollen lagen auch einfach so lose herum. Eine riesen Wut empfand Carbo, als ihm klar wurde, dass er mit seinem Ordnungssystem bei den beiden Abteilungen "Grundstücksverkäufe" und "Landvermessungsberichte" von neuem beginnen konnte. Er musste hinterher auf jeden Fall ein Wörtchen mit seinen Leuten unten in der Schreibstube reden, soviel war klar! Grummelnd ging er zum Regal für Tagesberichte. Davor angekommen holte er eine der Schriftrollen unter seinem Arm hervor und wollte sie in einen noch freien Tonkrug legen. KNALL!


    Unter ohrenbetäubendem Lärm brach vor ihm das Regal zusammen. Papyri über Papyri regnete es vom Himmel und alle darin gelagerten Tonkrüge zerschmetterten am Boden. Offenbar war -trotz des vergangenen Umbaus- dieses Regal nicht mehr das neueste gewesen. Auch morsches Holz hielt nicht ewig. Carbo, der die Hand zum Hineinlegen der Rolle ins Regal immer noch erhoben hatte, wollte seinen Augen nicht trauen.


    Das... war... doch... gerade... nicht... wirklich... passiert... ODER?!?!

    Carbo lächelte, als Amir verblüfft über seine Fähigkeiten als Spurenleser war. "Ich war zuhause in Noricum oft auf der Jagd. Wenn du beim Verfolgen einer Hirschkuh nicht einmal weißt wohin sie gelaufen ist, verhungerst du ziehmlich schnell ohne Geld für Essen vom Markt oder einer erlegten Beute." Dass hatte Carbo nur bildhaft gesprochen. Dass er dank seines Ziehvaters nie hatte Hunger leiden müssen war jetzt nicht wichtig für diese Sache, aber so verstand Amir wenigstens, woher er seine Fähigkeiten hatte und zwar von der Jagd.


    Als der Sklave ihn jedoch nach der Chance fragte, ob er sie finden könnte seufzte Carbo. Das war jetzt der schwere Teil. "Jein. Die Spur verliert sich spätestens am Weg zum Tor, da vom Markt aus die Entführer mit dem Wagen gefahren sind, genauso wie hunderte andere hier in Mogontiacum. Bis zum Stadttor helfen uns die Spuren nichts mehr und auch nicht, wenn sie auf gepflasterten Straßen gefahren sind. Wenn du sie wiederfinden willst bräuchten wir jemanden, der unseren gesuchten Wagen gesehen hat, oder weiß wer die Leute waren und wohin sie gefahren sind. Das würde uns jetzt am besten weiterhelfen. Ich empfehle wir spüren den Bettler auf, von dem du gesprochen hast. Er ist unser einziger weiterer Anhaltspunkt. Eine andere Idee von mir ist, dass wir die Wache am Tor fragen, ob sie gestern einen Wagen mit Germanen aus der Stadt gelassen haben und in welche Richtung sie gefahren sind. Sind sie nämlich früher schon von der Straße ab, hätten wir draußen am freien Land wieder Wagenspuren, denen wir einwandfrei folgen könnten. Aber jetzt hängt es davon ab, ob wir den Bettler finden und was die Wache sagt. Wer weiß, die Entführer könnten genauso gut auch noch innerhalb der Stadt sein, was ich jedoch bezweifle. Möglich wär es aber."

    Ein Rotschopf stellte sich Carbo in den Weg und fragte nach seinem Begehr. Hektisches Treiben herrschte hier. Offenbar waren alle schwer beschäftigt und empfanden Carbo eher als lästige Störung. Tja, Pech für sie, die Pflicht verlangte, dass er hier war. Auch der Rotschopf wirkte so, als würde er Carbo nur widerwillig bedienen wollen. Da lobte er sich doch die Freundlichkeit seiner eigenen Schreibstube, wo jeder Kunde König war!


    "lch bin Norius Carbo, Stadtschreiber von Mogontiacum und ich komme im Auftrag unseres Quaestors Sextus Fuficius Flamma. Ich benötige eine Abschrift der Neufassung der Lex Mercatus für die Stadtverwaltung. Ist der betreffende Text schon aus Rom hier angekommen?"