Bei den Worten ihres Dominus schwindelte es dem Rotschopf für einen kurzen Augenblick. Die römischen Folterknechte würden keine Gnade walten lassen und jedem Aufrührer das Lebenslicht ausknipsen? Alleine bei diesem Gedanken spürte Iduna wie sich die Gänsehaut auf ihrem Körper intensivierte und ihr das Herz lautstark bis zum Hals pochte. Bei Scatos Stimmenklang zuckte Iduna tatsächlich zusammen und warf ihrem Dominus einen verdutzten Blick entgegen. Sie sollte ihn begleiten, wenn er sich die leblosen Körper der Aufständischen an den Kreuzen ansehen würde? War dieser Gang einer Bestrafung nicht ganz unähnlich, so biss sich Iduna abrupt auf ihre Unterlippe und senkte ihren Kopf.
Kein Wort verließ ihre Lippen, auch wenn alles in ihr danach schrie, dass sie diesmal ihren Dominus nicht begleiten wollte; auch wenn sie genoss das Pflaster der römischen Straßen unter ihren Füßen zu spüren und die Gerüche zu atmen. Und wieder einmal hörten sich die Worte ihres Dominus so an, als würde er seiner Sklavin abermals eine Lehrstunde in römischer Historie vermitteln. “Wird einem die Pflicht den Göttern zu dienen schon im Mutterleib eingetrichtert?“ Nein, was für eine verquere Denkweise diese Römer hatten. Nun ja, auch die Cherusker dienten ihren Göttern; aber nicht in diesem Ausmaß und unter diesen strengen Zwängen wie es die Römer taten. Solche Zwänge schreckten doch regelrecht davor ab, den Gang zu den Göttern zu wagen.
Dann jedoch wagte es der Rotschopf abermals den Bogen zu überspannen und reizte ihren Dominus, dass sich dessen Gesichtszüge verzerrten. Sogar eine Ader an seiner Schläfe trat hervor und begann bedrohlich zu pulsieren. Wenn sie ihn weiter reizte, würde diese Ader platzen und ihr Dominus leblos zu Boden sinken? Doch noch bevor sich dieser Gedanke intensiver in ihrem Köpfchen einnisten konnte, spürte sie den unbarmherzigen Griff ihres Dominus, wie er seine Finger in ihr Kinn grub und zugleich ihre Wangen zusammen drückte. Und dann erklang seine Stimme, die diesmal wahrlich an das gefährliche zischen einer Natter erinnerte. “Mi.. Mir werden die Sklaven nichts sa..sagen. Bestimmt nicht..“ Dabei schüttelte der Rotschopf in wilder Panik ihren Kopf. Nur um augenblicklich inne zu halten, als sie den unbarmherzigen Griff ihres Dominus fühlte, wie dieser ihre Wangen nur noch fester zusammen drückte und sie mit seinem eisigen Blick fokussierte.
Erschrocken schnappte Iduna auch schon nach Luft, als sie den Ruck an ihrer Tunika spürte und wie diese von ihrem Körper gerissen wurde. Erschrocken sog der Rotschopf die Luft ein und versuchte ihre Blöße mit ihren Händen zu bedecken. Augenblicklich sammelten sich Tränen in ihren Augen, auch wenn Iduna verzweifelt darum bemüht war, ihre Tränen noch zurück zu halten. Die beiden treu ergebenen Sklaven des Flaviers lauschten Scatos Worten und blickten dann auf die rothaarige Cheruskerin. Und Iduna erwiederte deren Blicke, bevor sich ihr Blick auf ihrem Dominus festsaugte und sie nichts als pechschwarzen Hass in sich aufsteigen fühlen konnte. Und dann fielen die Worte die Iduna abermals schwindeln ließen und ihr zugleich heiß- und kalt wurde. Ihr Dominus würde sie an das nächstbeste Lupanar verschachern? Angus und Lupus wechselten einen raschen Blick und traten dann auf Iduna zu, um nach ihren Oberarmen zu greifen. Schließlich hatte sie doch die Worte ihres Dominus vernommen, nicht wahr? Und der Rotschopf, verharrte wie versteinert und starrte den Römer mit einem verzweifelten Ausdruck auf ihrem Gesicht an.
Taumelnd wagte sie es sich Scato zu nähern, bevor ihre Beine unter ihr nachgaben und sie zu Boden stürzte. “Dominus..“ Flüsterte Iduna, spürte aber im selben Moment wie die beiden treuen Sklaven des Flaviers nach ihren Oberarmen griffen und sie rüde mit sich ziehen wollten. Der Rotschopf jedoch wehrte sich und krallte ihre Finger in Scatos Saum der Tunika. “Bitte, gebt mich nicht weg.“ Oh, der Rotschopf begann tatsächlich zu betteln. “Macht mit mir was ihr wollt. Aber gebt mich nicht weg.“