Beiträge von Iduna

    Immer wieder blickte der Rotschopf aus dem Augenwinkel in Richtung des Decimers und seines Sklaven. Denn nichts wäre schlimmer, als wenn Iduna den Römer verlieren würde. Schließlich hatte die Anweisung ihres Dominus nicht unmissverständlicher lauten können. Innerlich war die junge Cheruskerin erleichtert, dass sie ihr Dominus davon geschickt hatte. Denn so musste sie nicht ständig die Anwesenheit des rothaarigen Biestes über sich ergehen lassen. Ein Gedanke der sich wie eine kalte Klaue in ihr Herz fraß und sie nicht mehr losließ. Dabei war Iduna noch nie nachtragend gewesen. Bisher war sie doch ein eher sanftmütiges Geschöpf gewesen. Dies jedoch hatte sich geändert, als die Römer erschienen und sie ihrer germanischen Heimat entrissen. Für einen kurzen Augenblick biss sich der Rotschopf auf ihre Unterlippe und schluckte vernehmlich. Bevor sie ihre Gedanken auf das Hier- und Jetzt richtete. Langsam setzte Iduna ihre Schritte voran, als sie dem Decimer die Villa zeigte. Hatte der Ältere die flavische Villa wirklich noch nie gesehen? War er noch nie Gast ihres Dominus gewesen? Fragen über Fragen die in Idunas Köpfchen eine Achterbahnfahrt veranstalteten. Und doch war der Cheruskerin bewusst, dass sie keine einzige dieser Fragen stellen würde. Und somit auch keine Antwort erhielt. Etwas nachdenklich gestimmt wirkte Iduna in diesem Augenblick. Und ihre Nackdenklichkeit sollte sich intensivieren, als sie mit Casca zurückkehrte. Denn genau in diesem Augenblick verkündete ihr Dominus die Verlobung mit der Claudia. Mit einem dunklen funkeln unter gesenkten Wimpern, trat sie, einem unsichtbaren Schatten gleich, an die Seite ihres Dominus und war nun doch wieder sein lebendigrs und atmendes Möbelstück. Jetzt war es offiziell. Und vor diesemMoment hatte sich die Germanin all' die Zeit gefürchtet. Sie wollte diese rothaarige Schlange nicht in der Villa haben. Die Claudia war gemein. Zu ihrem Dominus passte sie aber, wie Iduna für sich im Stillen feststellte. Bevor sie ihre Lippen von einem Lächeln umspielen ließ. Schließlich war doch heute ein freudiger Tag.

    Immer mehr Gäste strömten in die Villa ihres Dominus. Zumindest kam es der Sklavin so vor, als sie ihren Kopf vorsichtig abhob und die zahlreichen fremden Gesichter bemerkte. Nun ja, einige der Gesichter waren ihr vertraut. Während ihr der Rest völlig unbekannt war. Doch zum Glück wurde sie durch die Anweisung ihres Dominus aus ihren grübelnden Gedanken gerissen. Entschuldigend blinzelte Iduna zu dem Decimer empor.
    Bevor sie ihren Blick artig niederschlug und ihre zarte Stimme erklingen ließ. Dann setzte sich die flavische Sklavin vorsichtigen Schrittes in Bewegung. Schließlich sollte niemand den Eindruck gewinnen, der Rotschopf flüchtete von dieser Veranstaltung. Mit Bedacht setzte sie ihre Schritte voran und spürte erst eine merkliche Erleichterung, als sie in einem der Bogengänge ihre Schritte verlangsamen konnte. Denn hier fühlte sie sich nicht mehr von tausenden Augen beobachtet, die sie anklagend fixierten.
    "Wie geht es euch?" Durchbrach Idunas Stimme die entstandene Stille, als sie sich zu dem Decimer herumdrehte. Dabei wahrte sie dennoch einen respektvollen Abstand und hatte ihren Blick artig zu Boden gerichtet.
    Dann war es der Decimer dessen Stimme erklang und seine Worte Idunas Gedanken sichtlich in Aufruhr versetzten. Was sollte sie darauf erwiedern? Was genau wollte er hören? Die Wahrheit oder eine zusammen gereimte Geschichte. Denn die Wahrheit könnte sie ihm niemals erzählen, wenn sie den Ruf ihres Dominus nicht mit Füßen treten wollte. Und dies wollte Iduna unter keinen Umständen.
    Somit atmete der zierliche Rotschopf langsam ein- und wieder aus und versuchte ihre flatternden Nerven zu beruhigen.

    Das Iduna unter ständiger Beobachtung stand, ahnte der Rotschopf unbewusst. Von wem sie jedoch beobachtet wurde, war Iduna nicht bewusst. Schließlich konnte es nur ihr Dominus sein, der seine germanische Sklavin im Auge behielt und darauf achtete, dass es nicht noch einmal zu einem solchen Missgeschick wie bei eben jener Cena kam. Das der Rotschopf jedoch von der claudischen Sklavin Cara beobachtet wurde, blieb ihr verborgen. Und so heftete sie ihren Blick auf das Tablett, welches sie sicher in ihren Händen balancierte.
    Nur keinen falschen Schritt wagen, durchzuckte es dann doch immer wieder ihre Gedanken. Und je stärker sie sich konzentrierte, desto stärker spürte sie, wie die Unsicherheit ihre Wirbelsäule empor kroch. Unbewusst krallte sie ihre Finger fester um das Tablett, sodass sie wieder Herrin über ihre Sinne wurde. Zum Glück schien ihr Dominus nichts von alledem mitbekommen zu haben. Denn der Römer war in das Gespräch mit dem Decimus vertieft und schien seine Sklavin zu ignorieren.
    Als Iduna dann das Fingerschnippen ihres Dominus bewust wahrnahm, eilte sie augenblicklich an seine Seite. Das Tablett hatte sie pflichtbewusst in die Küche gebracht und verharrte regungslos neben ihrem Dominus. Sie sollte dem Decimer und seinem Sklaven die Villa und die Gärten zeigen? Wollte Scato sie dadurch aus dem Weg haben, umsich ungestört der Claudia widmen zu können? Augenblicklich verbot sie sich weitere Gedanken dieser Art und starrte angestrengt zu Boden. "Ich würde euch sehr gerne die Villa und die Gärten zeigen." Murmelte Iduna mit leiser Stimme. Bevor sie dann zusammen zuckte, als Scatos Stimme viel zu nahe an ihrem Ohr erklang. "Ich werde euch keine Schande bereiten." Flüsterte die Sklavin mit leiser Stimme und richtete ihren Blick kurzzeitig auf den Decimer. Bevor sie Muckel einen etwas längeren Augenaufschlag schenkte. "Wollt ihr mir bitte folgen?" Da setzte sich Iduna auch schon langsam in Bewegung und führte den Decimer und seinen Sklaven am Rand der Gesellschaft entlang.

    Immer mehr Gäste erschienen und Iduna ließ ihren Blick aus dem Augenwinkel über die Gesichter der Eintreffenden gleiten. Schließlich war sie äußerst neugierig, wen ihr Dominus geladen hatte. Auch wenn sich die Sklavin ihre Neugierde nicht anmerken ließ; denn dies würde ihrem Dominus mit Sicherheit nicht gefallen. Als dann schließlich die Claudii erschienen und sich unter ihnen jene Person befand; die dafür verantwortlich war, dass sich Iduna von ihren geliebten roten Locken trennen musste, spannte sich ihr Körper unbewusst an und ihre Finger verkrallten sich im Tablett, welches sie noch immer trug.
    Hoffentlich blieb ihrem Dominus die angespannte Körperhaltung seiner Sklavin verborgen; denn nichts wäre schlimmer, wenn sie den frischgebackenen Aedil ein zweites mal brüskieren würde. Sie war hübsch, die rothaarige Claudia, ohne Zweifel. Und ihr Dominus wirkte anders, wenn er über sie sprach oder wenn sie in seiner Nähe war. Und dennoch war da etwas, was Iduna mit Misstrauen erfüllte und dieses Gefühl war nicht alleine der Tatsache geschuldet, dass Sassia am Verlust ihrer roten Locken die alleinige Schuld trug.
    Wie ein Schatten folgte Iduna ihrem Dominus und reichte das Tablett mit den Erfrischungen herum. Aus dem Augenwinkel ertappte sie sich dann jedoch dabei, wie ihr Blick unbewusst in die Richtung des Decimers und ganz besonders seines Sklaven wanderte. Muckel würde sie mit Sicherheit verstehen, durchzuckte es Idunas Gedanken. Und vielleicht hätte sie die Gelegenheit mit dem decimischen Sklaven einige wenige Worte zu wechseln. Jedoch nur dann, wenn es ihr Dominus erlaubte. Und da dieser nichts von ihren Gedanken ahnte, wirkte der germanische Rotschopf weiterhin wie Flavius Scato's Schatten.

    Unsichtbar und dennoch immer in Hörweite ihres Dominus, verharrte Iduna einem atmenden Möbelstück gleich. Wobei sie ihren Blick neugierig über die eintretenden Gäste ihres Dominus gleiten ließ.
    Als sie aus dem Augenwinkel den Sklaven des Decimers erblickte, da spürte die Cheruskerin wie sich ihre Wangen röteten und ihr Herz hastiger in ihrer Brust zu pochen begann. Und das alles nur weil sie Muckel entdeckt hatte?
    Nein. Jenen aufkeimenden Gedanken erstickte die flavische Sklavin sofort im Keim. Und ertappte sich dann doch dabei wie ihr Blick aus dem Augenwinkel in Muckels Richting wanderte. Vielleicht könnte sie.. nur einige Wörter.. nichts besonderes. Doch noch bevor sich die Cheruskerin intensiver mit diesem Gedankengang beschäftigen kann, wurde sie auch schon zu ihrem Dominus beordert. Eilig kam Iduna der Anweisung ihres Dominus nach und trat auch schon an Scatos Seite. Ohne ein weiteres Wort verschwand die Sklavin von Scatos Seite um seinem Befehl Folge zu leisten.
    Mit einem Tablett kehrte Iduna wieder zurück und hielt ihrem Dominus und dem Gast in seiner Nähe das Tablett entgegen. Auf dem Tablett standen zwei Weinkelche, nebst einer Weinkaraffe und einer kleinen Schale mit eingelegten Oliven.
    Regungslos verharrte Iduna an Ort und Stelle, auch wenn sie unbewusst Muckels Blick suchte; selbst wenn es nur verschämte Blicke aus dem Augenwinkel waren, die sie dem decimischen Sklaven entgegen brachte.

    Vieles war in den letzten Tagen, Wochen und Monaten auf Iduna eingeprasselt. Das meiste hatte sie zutiefst in ihren Grundfesten erschüttert. Wie Tatsache das ihr Dominus sie ausgepeitscht hatte. Dann die Tatsache das sich ihr Dominus intensiver für die Claudia interessierte, als es Iduna recht war. Und schließlich jener Fehler, den Iduna mit ihren roten Locken bezahlen musste.
    Zum Glück war sie nicht mehr vollends kahl, wie sie jeden Morgen überprüfte. Ob es ihrem Dominus aufgefallen war, dass ihre roten Locken wieder nachwuchsen? Höchstwahrscheinlich nicht und diese Tatsache schmerzte die junge Germanin. Auch wenn sie ihren Schmerz tief in sich verborgen trug.
    Am heutigen Tag glich die Villa der Flavier bereits im Morgengrauen einem aufgewühlten Bienenstock.
    Und auch Iduna wirkte aufgeregt; schließlich war ihr Dominus in den Rang eines Aedils erhoben worden. Auch wenn Iduna nicht wirklich wusste, was dieser Rang für ihren Dominus bedeutete.
    Unbemerkt hatte sich Iduna ihrem Dominus genähert, auch wenn sie darauf achtete, dass sie nicht auffiel und dennoch in Rufweite ihres Dominus verweilte.
    Dieser Moment sollte jedoch durch das Auftreten eines Mannes und seines Sklaven unterbrochen werden. Und als Iduna bewusst wurde, dass sie diesen Sklaven damals auf dem Sklavenmarkt das erste und letzte mal gesehen hatte, spürte sie wie sich ihre Wangen leicht röteten und sie aus dem Augenwinkel in Muckels Richtung blinzelte. Ob er sie bemerken würde?

    Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen alleine auf den Markt gehen zu wollen. Diesen Gedanken verfolgte die flavische Sklavin jedoch nicht weiter. Denn sonst müsste sie sich eingestehen das die älteren Sklavinnen Recht gehabt hätten. Und diese Genugtuung wollte Iduna den Älteren garantiert nicht gönnen. Somit atmetet die Cheruskerin langsam ein- und wieder aus, bevor sie ihre Schritte voreinander setzte. Ein zurück gabes jetzt auch nicht mehr. Und so konnte man ihrenroten Haarschopf in den verwinkelten Gässchen Roms eintauchen sehen.
    Dem Markt würde sie auf ihrem Rückweg einen Besuch abstatten, schwor sie sich. Schließlich galt es jetzt erst einmal ihre nähere Umgebung in Augenschein zu nehmen. Und so konnte man Iduna mit grßrn Augen an den Gebäuden empor blicken sehen. Vor einigen Gebäuden blieb die Sklavindann tatsächlich stehen und betrachtete jene Gebäude mit purer Neugierde im Blick.
    Bis sie der Gedanke an ihren Dominus und seine Schwärmerei für die Claudia einholte und sie ihre Lippen fest aufeinander drängte. Wenn sie doch nur jemanden unter der Sklavenschaft hätte demsie ihre Sorgen und Nöte anvertrauen könnte.
    Völlig in ihren Gedanken versunken bemerkte Iduna nicht, das sie sich mittlerweile nicht mehr alleine in dieser Gasse aufhielt. Als sie von dem Unbekannten angesprochen wurde, erschrak Iduna sichtlich und blinzelte mit einem verwirrten Gesichtsausdruck zu dem Fremden empor. "Salve." Murmelte Iduna mit leiser Stimme. "Woher glaubt ihr dies zu wissen?" Erwiederte der kahlgeschorene Rotschopf mit Trotz in ihrem Blick.

    Mittlerweile bedeckte ein zarter rötlicher Flaum den Kopf der flavischen Sklavin, die an diesem Tag auf den Markt geschickt wurde. Endlich konnte sie ihre Entdeckungen in Roms Straßen wieder aufnehmen. Nachdem ihr Dominus ihren Vorschlag, sie mit zu den Saliern zu nehmen, rigoros abgeschmettert hatte und ihr obendrein zur Auflage gemacht hatte die Latrinen zu putzen. Ohne zu murren war Iduna dieser Aufgabe nachgekommen. Und doch bewahrte sie ihren Kummer in ihrem kleinen Herzen. Wem sollte sie sich denn auch anvertrauen.
    Und wenn die junge Cheruskerin daran dachte, dass ihr Dominus in naher Zukunft die Claudia heiraten würde, dann überlief es sie eisig kalt. Schließlich hatte ihr der Flavier unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie der Claudia zu gehorchen hatte und das sie ebenfalls ihre Domina sein würde. Ein Gedanke der Idunas Innerstes zu Eis erstarren ließ. Jedoch verdrängte sie jegliche störenden Gedanken und richtete ihren Blick auf ihre Schritte. Diesmal war der zierliche Rotschopf alleine unterwegs; keine der älteren Sklavinnen begleitete sie. Ein Zeichen dafür, dass ihr Dominus seiner Sklavin mittlerweile vertraute. Zumindest etwas. Oder etwa nicht? Pure Neugierde und innere Aufregung hatte man auf Idunas Gesichtszügen erkennen können, als sie die flavische Villa verließ.
    Die Liste hielt sie viel zu verkrampft gegen ihre Brust gedrückt. Ihr Blick schweifte sogleich höchst aufmerksam und neugierig zugleich in jedes Eck, welches sie erspähen konnte. Natürlich wusste Iduna das sie die Geduld ihres Dominus nicht allzu sehr ausreizen sollte und so versuchte sie sich trotzalledem zu beeilen.
    Als sie durch eine der Gässchen huschte war ihr nicht bewusst das es ausgerechnet jenes Gässchen war, in welchem sich Morrigans Bordell befand. Ihr Dominus wusste zum Glück nichts von ihrem dortigen Besuch und Iduna würde darüber auch kein Sterbenswörtchen verlieren.

    Wenn sich Roxana um die Bildung der Sklaven kümmerte, dann würde sie die Ältere aufsuchen müssen. Vielleicht würde Roxana ihrer Bitte schneller nachkommen. Bei diesem Gedanke huschte ein strahlen über das Gesicht der Cheruskerin und sie würde sich vornehmen, Roxana so schnell wie möglich aufzusuchen. "Euch interessiert es nicht ob eure Sklaven Bildung erhalten?" Dabei blickte Iduna aus großen Augen zu dem Römer empor. Vielleicht würde er ihr tatsächlich eine Antwort auf ihre Frage erhalten. Dabei pochte der jungen Sklavin das Herz bis zum Hals.
    Während sichihr Dominus seine Standessymbole anlegte und Iduna für sich im Stillen feststellte, dass ihrem Dominus diese Symbole besonders gut zu Gesicht standen. Doch nicht wenn sich Gewitterwolken über seinem Kopf zusammenbrauten und dieser eisige Glanz seine Augen zum Glühen brachte.
    Als ihr Dominus abermals eine womöglich zukünftige Eheschließung mit der Claudia erwähnte, zuckte Iduna zusammen, als hätte er sie geschlagen."Es tut mir Leid Dominus. Ich werde die Claudia als meine.. meine Domina akzeptieren." Auch wenn es Iduna eisig kalt den Rücken hinab rieselte und sie ihre Finger viel zu fest in ihrer Tunika verkrallte.
    Als sich ihr Dominus gefährlich lauernden Schrittes auf sie zubewegte, verharrte Iduna wie das sprichwörtliche Kanninchen vor der Schlange und wagte sich nicht zu bewegen. Bis ihr Dominus erklärte, dass er sie nicht mitnehmen würde und sie zum Latrinen schrubben verdonnerte. "Ich darf nicht mit euch kommen?" Traurig blinzelte Iduna zu ihrem Dominus empor und biss sich abrupt auf die Unterlippe um das Schluchzen zu unterdrücken.
    Tatsächlich bahnte sich das schluchzen ihren Weg über Idunas Lippen, als sie mit gesenktem Kopf davonschlich.

    Auch Iduna überraschte es, dass sich ihr Dominus tatsächlich auf diesen Wortwechsel einließ. Und diese Tatsache beflügelte die junge Cheruskerin. So dass sich ein strahlen in ihre Seelenspiegel stahl und sie mit großen Augen zu ihrem Dominus empor blickte. Was führte ihr Dominus nur im Schilde? Wieso maßregelte er sie nicht für ihre Worte, wie er es in Pyrgi getan hatte?
    Vielleicht tat ihm die Claudia tatsächlich gut? Nein. An das rothaarige Biest würde Iduna keine weiteren Gedanken verschwenden. Und so presste sie ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen und versuchte sich krampfhaft auf etwas anderes zu konzentrieren. Auf die Farben der Fliesen unter ihren Füßen zum Beispiel. Denn darauf richtete die Cheruskerin ihre gesamte Aufmerksamkeit. Um ihrem Dominus nicht zu zeigen, wie sehr er sie mit seinen Worten verletzt hatte. Denn die Worte des Römers zielten doch einzig und alleine darauf ab sie zu provozieren nicht wahr?
    "Eine bessere Welt? Bevor ihr Römer unsere Landstriche überfallen habt, hatten wir ein schönes Leben." Murmelte die zierliche Sklavin und neigte ihren Kopf auf die Seite. Auch wenn sie innerlich wusste, dass sie ohne den Römer der lateinischen Sprache niemals mächtig geworden wäre. "Wann darf ich meinen Sprachlehrer wieder sehen? Wann kommt er wieder in die Villa?" Dabei leuchtete es vor Freude in den Augen der Kahlgeschorenen auf und aus großen Augen blickte sie zu Scato empor.
    Als Scato dann erklärte, dass er tatsächlich überlegte sie mitzunehmen, strahlte die Cheruskerin und wäre Scato am liebsten um den Hals gefallen. In allerletzter Sekunde hielt sie sich zurück und verkrallte ihre Finger in ihrer Tunika. "Meine Haare werden nachwachsen und dann wird die Claudia keine Chance haben." Prophezeite die flavische Sklavin und funkelte zu ihrem Dominus empor. "Ich würde mich freuen wenn ihr mich mitnehmen würdet."

    "Dann findet ihr nur ihren Körper toll?" Murmelte Iduna mit großen Augen, als die Stimme ihres Dominus an ihr Gehör drang. Und dennoch verstand sie Scato nicht. Wie auch? Schließlich war sie doch nur eine Wilde und obendrein die Sklavin des Römers. Woher also sollte sie Ahnung von Liebe und Anziehungskraft haben. Schließlich hatte die Cheruskerin ihr Herz noch nie an einen anderen Mann verloren. Ob es hier in Rom anders sein würde? Was war, wenn sich hier ein anderer Sklavenjunge für sie zu interessieren begann?
    Jedoch riss sie die Stimme ihres Dominus erneut aus ihren Gedanken und ließ sie abrupt auf ihre Unterlippe beißen. "Habt ihr Römer immer das Ansehen eurer Familie im Sinn? Strebt ihr alle nach Macht und Reichtum?" Dabei verdrehte die Sklavin ihre Augen; so wie es ihr Dominus vor wenigen Augenblicken vorgemacht hatte. Scharfe Augen hatte sie ja die Sklavin des Caius Flavius Scato.
    Als dann jedoch der eisige Blick ihres Dominus auf sie fiel, fühlte sich die Cheruskerin als wäre sie eine kleine Maus und der mächtige Adler kreiste über ihr.
    "Und was ist wenn Rom alle fremdländischen Völker versklavt hat? Was dann?" Bot der Rotschopf ihrem Dominus die Stirn. Auch wenn ihr bei seinem eisigen Glanz in den Augen, ein Schauer über ihren Rücken rieselte. "Irgendwann wird es jemanden geben, der Rom die Stirn bieten wird. Bestimmt." Erwiederte Iduna mit einem selbstbewussten Klang in ihrer Stimme. Ein Klang der jedoch im nächsten Moment unter der Stimme ihres Dominus zu Staub zerbröselte.
    "Was ich mir erhoffe? Ich.. ähm.. ich möchte Rom entdecken. Ich kenne noch gar nichts." Sprudelte es mit einem glückseligen Lächeln über ihre Lippen, wobei sie aus strahlenden Augen zu ihrem Dominus empor blickte.

    Wieso ihr Dominus auf einmal so giftig reagierte, blieb Iduna ein Rätsel. Und so neigte sie ihren Kopf mit einem fragenden Ausdruck auf ihrem Gesicht auf die Seite. Mit großen Augen blickte sie dann zu ihrem Dominus. "Ihr duldet lediglich eine Frau an eurer Seite die euch eure Position nicht streitig macht." Schlußfolgerte die Cheruskerin aus den Wortenndes Römers. Als Scato dann jedoch das klekne Wörtchen 'emotional' über seine Lippen dringen ließ, verdüsterte sich der Glanz in Idunas Augen sichtlich. "Ihr habt euch wirklich in die Claudia verliebt." Mit diesen Worten war es also amtlich, sie würde ihren Dominus niemals umstimmen können. Und dieser Gedanke ließ Idunas Herz dröhnend in ihren Augen widerhallen und ihre Finger in ihrer Tunika verkrallen. Erkannte der Römer denn nicht, dass die Claudia eine boshafte Schlange war? Vielleicht machte Liebe tatsächlich blind."Ich wünsche mir nur das ihr nicht blindlings in euer Verderben rennt." Murmelte Iduna an ihre Fußspitzen gewandt; jedoch laut genug, sodass Scato sie durchaus verstehen könnte wenn er wollte. "Unvernünftig? Natürlich.. ein Römer denkt immer mit dem Kopf und niemals mit dem Herzen." War es erneut Idunas Stimme die erklang; dabei hatte sich ein leicht provokanter Klang in ihre Stimme geschlichen. Und dieser provokante Klang wird ihrem Dominus doch nicht verborgen bleiben?
    Als Scato erneut die römische Überlegenheit ansprach, holte Iduna tief Luft und presste auch schon ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. Nein. Sie durfte jetzt einfach nichts erwieden. Sie würde brav ihre Lippen aufeinander gepresst belassen und so tun als hätte sie Scatos Worte nicht verstanden.
    "Woher wollt ihr wissen das es in meinem Volk nicht auch Recht und Gesetz gibt? Ihr wart noch nie in meiner Heimat und erdreistet euch so gemein über meine Vorfahren zu sprechen?" Platzte es dann doch über ihre Lippen, wobei sie ihre schmalen Finger zu Fäusten geballt hatte und ihre Augen von einem wütenden Glanz umstrahlt werden.
    Als Scato dann jedoch so abrupt das Thema wechselte, konnte man für einen kurzen Augenblick die Verwirrung deutlich auf Idunas Gesicht erkennen. "Ich bin... bin froh eure Sklavin sein zu dürfen." Murmelte die junge Sklavin und tupfte nach der Rasur das Gesicht ihres Dominus mit einem weichen Tuch ab. Hatte sie alles richtig gemacht? Noch bevor sie sich richtig darauf freuen konnte, verpasste er ihrer Euphorie auch schon einen Dämpfer. "Ich darf euch nicht begleiten? Warum nicht? Ich würde so gerne. Und wenn ich draußen auf euch warte? Oh bitte..." Versuchte sie ihren Dominus zu überzeugen.

    "Ihr seid aber auch nur ein Mann und könnt euch euren Gefühlen nicht widersetzen." Erwiederte die Kahlgeschorene auf die Worte ihres Dominus, wobei sie ihren Kopf keck auf die Seite neigte. Selbst wenn es sich ihr Dominus wünschte. "Oder wollt ihr mir sagen, dass ihr die Claudia nicht gern habt?" Dabei blitzte es kurz in Idunas Seelenspiegel auf, während sie ihren Dominus keine Sekunde aus den Augen ließ. Mal sehen ob der Römer eine Antwort auf ihre fragenden Worte fand oder ob er ihrer Stimme noch nicht einmal Gehör schenkte.
    Als Scato dann erneut ihre Heimat und ihr Volk ansprach, spannte sich Idunas Körper an und ihre Schultern strafften sich. "Bei meinem Volk schenken die mächtigen Männer ihren Frauen Gehör. Und es gibt bei uns Cheruskern auch Frauen die den Speer tödlich zu schleudern wissen." Wiedereinmal redete sich der Rotschopf in Rage und funkelte ihren Dominus mit blitzenden Augen an. "Wie könnt ihr so herzlos über mein Volk sprechen, wenn ihr noch keinen Fuß nach Germanien gesetzt habt? Woher nehmt ihr euch das Recht? Weil ihr Römer seit?" Noch immer funkelte es erzürnt im kormblumenblau ihrer Augen und ein Schauder überlief ihren Körper. Schließlich wusste Iduna das sie sich mit ihren Worten sehr weit aus dem Fenster lehnte und ihr Dominus ein Meister der willkürlichen Bestrafung war. Und dennoch hatte sie ihre Stimme nicht länger bezähmen können, sodass diese Worte ihrer Kehle entsprudelten.
    Als Iduna mit den Rasierutensilien zurückkam funkelten ihre Augen noch immer und doch bat sie ihren Dominus mit ruhiger Stimme, er möge es sich doch gemütlich machen. Tatsächlich legte Scato seinen Kopf in den Nacken und bot ihr seine Kehle dar. Ein feiner Schnitt mit der Klinge und der Lebenssaft des Römers würde sich über ihre Hände ergießen. Somit war es nicht verwunderlich das Idunas Hände leicht zitterten, als sie nach der Klinge griff. Dann setzte sie die Klinge vorsichtig an Scatos Hals an und begann ihren Dominus zu rasieren. Jedes kleine Härchen wurde von der Klinge erfasst, bis Scatos Haut vollkommen davon befreit war. "Darf ich euch zu den Saliern begleiten?" Sprudelte es auch schon über Idunas Lippen, als sie mit einem weichen, leicht warmen Tuch über Scatos gereizte Haut glitt, um seine Haut zu beruhigen.

    Wie gut das Iduna rein gar nichts über die Gedanken ihres Dominus wusste. Denn Scatos Gedanken hätten den Rotschopf mit Sicherheit nur gekränkt. Und so war es besser, wenn sie nichts darüber wusste. Schließlich reichten alleine die Worte des Römers, dass sich Idunas Schultern augenblicklich strafften und sie mit großen Augenzu Scato empor blickte. Noch nicht einmal in dieser Situation und bei diesem Thema erlaubte sich ihr Dominus eine Gefühlsregung.
    "Gibt es in eurem Leben eigentlich etwas das ihr mit dem Herzen geschehen lässt? Ihr denkt über jede Situation nach und versucht das Beste für euch herauszuschlagen. Warum? Könnt ihr euch nicht einmal euren Gefühlen überlassen?" Nachdem Iduna diese Worte über ihre bebenenden Lippen gestoßen hatte, spürte sie wie ihr Herz lautstark in den Ohren dröhnte und sie ihre Finger in ihrer Tunika verkrallte. Offensichtlich hatte sie sich schon länger mit diesem Gedanken beschäftigt, der in diesem Augenblick ihre Kehle verließ. "Und was ist wenn ein einfaches Bauernmädchen euer Herz berührt? Das könnt ihr doch nicht einfach ignorieren, oder?" Dabei blinzelte Iduna einmal und benetzte ihre Unterlippe mit ihrer Zunge. Bevor sie sich über ihren kahlgeschorenen Kopf strich und ihre Lippen fest aufeinander presste.
    Ob sie auf ihre Worte eine ehrliche Antwort ihres Dominus erhalten würde? Oder würde er ihre Worte lediglich achtlos beiseite wiscben und so tun, als hätte er ihre Stimme nicht vernommen?
    Dann jedoch bekam Iduna abermals ihren Rang zugewiesen, als Scato erklärte, dass er sie nach belieben in ein Lupanar geben könnte. Und alleine diese Vorstellung erschütterte den Rotschopf bis auf die Grundfesten ihrer Seele. Schließlich hatte ihr Morrigan bereits gezeigt, worauf es als Lupa ankam und diese Erfahrung wollte Iduna unter keinen Umständen machen.
    So presste sie schließlich ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen und schluckte schwer. Bevor sie auch schon auf die Anordnung ihres Dominus nickte und verschwand. Nur um im nächsten Moment mit einer frischenTunika über dem Arm, und einem kleinen Tablett auf dem sich Rasierutensilien befanden, zurück zu kehren.
    Die Tunika legte Iduna vorsichtig auf die Bettstatt. Bevor sie mit dem Tablett in ihren Händen auf ihren Dominus zutrat. "Setzt euch.. bitte." Bat die flavische Sklavin. Denn sonst könnte sie ihn nicht rasieren, wie er es sich gewünscht hatte.

    Mit jedem Wort das über Idunas Lippen floh, wusste die Kahlgeschorene innerlich, dass sie sich augenblicklich auf die Lippen beißen sollte, wenn sie ihren Dominus nicht vollends verärgern wollte. Und dennoch sprudelten diese Worte einfach über ihre Lippen, ohne das Iduna etwas dagegen unternehmen konnte. Wie konnte ihr Dominus nur so blind sein? Machte Liebe tatsächlich blind? Vielleicht. Die Cheruskerin wusdte nichts von derlei Dingen wie Liebe. Schließlich hatte sie ihr Herz bisher keinem Jungen geschenkt. Auch wenn es in ihrer Gemeinschaft den einen und anderen Jungen gegeben hatte, der sie mit seinen Blicken verfolgte. Damals jedoch hatte sich die flavische Sklavin keinerlei Gedanken über diese Blicke gemacht.
    Dann erhob Scato abermals seine Stimme und sprach in den höchsten Tönen von der Claudia. Liebreizende Worte die Idunas Lippen zu einem schmalen Strich zusammen pressen ließen. Schließlich hatte Iduna allzu deutlich den selbstzufriedenen Gesichtsausdruck der Claudia vor Augen, wenn sie an die Cena zurück dachte. "Ich hoffe sie wird euch glücklich machen." Erwiederte Iduna auf Scatos Worte, dass er die Claudia bewunderte. Wenn ihr Dominus die Römerin ehelichte, dann würde sich das Leben in der flavischen Villa drastisch ändern. Dessen war sich die junge Germanin bewusst. Und alleine dieser Gedanke ließ ihr einen eisigen Schauer über den Rücken rieseln.
    "Hoffentlich rennt ihr nicht blindlings in euer Verderben." Offensichtlich war der Rotschopf tatsächlich um ihren Dominus besorgt. Auch wenn er ihre Bedenken nicht teilte und in den höchsten Tönen von der Claudia sprach.
    Hart schluckte das junge Ding schließlich, als sie spürte wie sie, wieder einmal, den Geduldsfaden ihres Dominus über Gebühr strapazierte. "Ich werde der Claudia gehorchen. Wie ich euch gehorche." Diese Worte sprach Iduna mit zu Boden gewandtem Gesicht und einen dennoch festen Klang in ihrer Stimme. Denn alleine die Vorstellung ihr Dominus könnte seine Drohung wahrmachen, erschütterte Iduna zutiefst und ließ sie innerlich zu Eis erstarren. "So grausam könnt ihr nicht sein." Purzelte es auch schon über ihre Lippen, wobei sie Scato direkt anblickte und ihre Finger nervös miteinander verkrampfte.
    "Kann ich.. ich euch etwas gutes tun?" Ein verzweifelter Versuch die angespannte Situation etwas zu entschärfen.

    Natürlich würden Idunas Haare nachwachsen. Aber es würde einige Wochen andauern, bis ihre roten Locken so weit nachgewachsen waren, dass sie ihre zarten Gesichtszüge umschmeichelten. Und genau diese Wartezeit ließ Iduna hart schlucken. Denn der Groll auf die Claudia saß tief in ihr. Am liebsten wäre es der Kahlgeschorenen wenn der Claudia das gleiche Schicksal wiederfahren würde. Da dies jedoch niemals geschehen würde, konnte sie es sich lediglich in ihren kühnsten Träumen vorstellen.
    Doch noch bevor sie sich tiefer in ihren Strudel aus düsteren Gedanken verirrte, erklang die Stimme ihres Dominus und ließ Idunas Köpfchen auf die Seite neigen. "Ich werde aufmerksamer sein. So.. so etwas wird nicht mehr geschehen." Versicherte die junge Sklavin und blickte aus großen Augen zu ihrem Dominus empor. Würde er ihren Worten tatsächlich Glauben schenken oder ihre Worte einfach achtlos beiseite wischen?
    Als sich Scatos Augenbrauen empor schoben wusste der Rotschopf, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Schon wieder, wie ein leises boshaftes Stimmlein in ihrem Hinterkopf flüsterte. Und ihr Dominus enttäuschte das leise boshafte Stimmlein in ihrem Hinterkopf nicht. Im Gegenteil. Denn Scato begann in den höchsten Tönen über und von der Claudia zu schwärmen, sodass der Rotschopf ihre Lippen zu einem bleichen Strich zusammen presste. Die Worte ihres Dominus klangen viel zu ernst, sodass sich der Rotschopf mit der bitteren Wahrheit abfinden musste. Und wie ihr Dominus über die Claudia geschwärmt hatte? Hatte er nicht erkannt was für ein Biest hinter ihrer makellosen Fassade steckte? "Aber sie ist.. ist ein.. eine böse Frau. Seht nur was sie mit mir gemacht hat. Sie hat mich ver.. verunstaltet." Sprudelte es mit einem herzzereißenden Klang über Idunas bebende Lippen. Ihr Dominus war offensichtlich blind vor Liebe. Und alleine diese Tatsache ängstige die Cheruskerin bis auf den Grund ihrer reinen Seele. "Sie wird euch nicht gut tun. Es wird ein Fehler wenn ihr sie heiratet." Versuchte sie es erneut ihren Dominus von seinen Heiratsplänen mit der Claudia abzubringen.
    Dann erinnerte er sie erneut an ihren Stand und das sie der Claudia zu gehorchen hatte. "Aber sie ist nicht meine Domina." Platzte es aufgebracht über ihre Lippen und ihre Augen funkelten vor wilder Entschlossenheit.

    Wie eine geläuterte Märtyrerin hatte sich die germanische Sklavin dem Cubiculum ihres Dominus genähert. Wobei ihr das Herz bis zum Hals pochte und sie sich innerlich eine absolute Närrin schimpfte. Dabei hatte sie sich bisher äußerst diszipliniert verhalten und war kaum aufgefallen. Eigentlich hätte ihr Dominus stolz auf seinen germanischen Besitz sein sollen. Wenn es da nicht diesen Zwischenfall ander flavischen Cena gegeben hätte. Aber hätte sich die Claudia denn wirklich derart echauffieren müssen? Denn mittlerweile war Iduna an einem Punkt angelangt, an dem ihr Schamgefühl in den Hintergrund rückte und Platz für eine Art bitteren Hass machte.


    Ein abscheuliches Gefühl welches sich in Iduna auszubreiten begann und dem sie sich auch einfach nicht entziehen konnte. Selbst wenn sie verzweifelt versuchte diesem Gefühl entgegen zu wirken, es wollte ihr nicht wirklich gelingen. Und so senkte sie dann doch ihren Kopf, als sie ihre trippelnden Schritte direkt auf ihren Dominus zulenkte. Dabei pochte ihr das Herz in der Brust und ließ sie innerlich vor Angst erzittern. Einen direkten Blick in das Gesicht ihres Dominus wagte sie nicht und verkrallte stattdessen ihre Finger in ihrer Tunika. Dann durchbrach die Stimme ihres Dominus die lähmende Stille und ließ Iduna unwillkürlich anspannen.


    "Aber.. die Strafe.. sie war.. hart." War es Idunas leises Stimmlein das erklang und sie ihren Kopf kaum merklich schüttelte. "Jetzt bin ich... bin ich hässlich." Flüsterte sie an ihre Fußspitzen gewandt. Ob ihr Dominus genauso darüber dachte war Iduna nicht bekannt. Besonders bei Scatos weiteren Worten spürte die Cheruskerin wie ihr ein eisiger Schauer den Rücken hinab rieselte. "Die... die Claudia wird euch häufiger besuchen? Wollt ihr sie etwa heiraten?" Mit großen Augen und flackerndem Abscheu darin, starrte Iduna ihren Dominus nun direkt an. "Nein bitte... das... das könnt ihr nicht machen. Sie ist.. ist ein.. ein Biest." Stolperte es voller Angst über ihre bebenden Lippen.

    Glasklar hatte Iduna die Cena der Flavier allzu deutlich vor Augen. Schließlich war ihr auf dieser Cena jener folgenschwere Fehler passiert, den sie bitterlich bezahlen musste. Keine geringere als die Claudia hatte ihren Dominus auf die Idee gebracht sie ihrer prächtigen roten Locken zu berauben. Die anderen Sklaven hatten Iduna mitleidig angeblickt, als sie von einem der älteren Sklaven hinaus geführt wurde. Tapfer hatte sich der Rotschopf aufrecht gehalten, als sie sich der Sklavin gegenübersah, in deren Händen eine Klinge funkelte.


    Leise schluchzend schüttelte sie immer wieder ihren Kopf und konnte im nächsten Augenblick den zupackenden Griff des älteren Sklaven an ihrer Schulter spüren. Dann setzte die ältere Sklavin die Klinge an und beraubte sie ihrer wunderschönen rotgoldenen Locken. Und das nur weil die Claudia danach verlangt hatte. Locke für Locke segelte zu Boden und ließ Idunas schmalen Körper immer wieder von Schluchzern erschauern. Dann trat die Sklavin mit dem Messer zurück und bückte sich nach den roten Locken, um diese für den Dominus aufzubewahren. Schluchzend hatte Iduna ihr Gesicht in ihren Händen vergraben und taumelte mit kahlgeschorenem Kopf aus dem Raum, um sich an einem ungestörten Ort zu verkriechen.


    Diese Prozedur lag nun bereits einige Tage zurück und die Cheruskerin schien sich wieder gesammelt zu haben. Mittlerweile hatte man auch die Locken der aufmüpfigen Sklavin gesammelt und ihrem Dominus präsentiert. Und eben jenen begann die Sklavin aufzusuchen. Auch wenn ihr dabei das Herz bis zum Hals pochte und sie spürte wie sich die Nervosität stärker in ihr auszubreiten begann. "Dominus....?" Whisperte die Kahlgeschorene, als sie sich ihrem Dominus näherte und ihre Finger nervös miteinander verkrampfte. "Bitte seid nicht mehr böse auf mich." Entschuldigte sich der kahlgeschorene Rotschopf mit leiser Stimme und blickte aus großen Augen zu dem Römer empor.