Zitat
Original von Gaius Iulius Caesoninus
Caesoninus war an diesem Abend ebenfalls in der Domus Iulia zugegen, doch dass der Haushalt heute Frauenbesuch bekam hatte er für den Moment vollkommen vergessen. Schon seit gut einer Stunde nämlich saß er zusammen mit Iulia Phoebe im Zimmer von deren Mutter, Servilia Gemina, die seit Beginn ihrer Krankheit von immer heftigerem Fieber geschüttelt wurde. Derzeit machte sich gerade ein Medicus auf den Weg zum Haustor, der den Zustand von Iulias Mutter noch eimmal näher untersucht hatte. Laut ihm stand es nicht gut um sie. Caesoninus hielt Iulias Hand zum Trost. Er wusste nicht, was er ihr sagen könnte, um ihr Mut zu machen. Er wusste ja nicht einmal selbst wie hoch er Servilias Überlebenschanchen einschätzte. Als der Medicus die Tür öffnete wehte durch den letzten Spalt noch der Tonfetzen einer Nomenklatoransage, ehe die Tür ins Schloss fiel und es wieder mucksmäuschen still war. Erst beim Klang der Ankündigung (der Stimme nach von Vibilius) fiel es ihm wieder siedendheiß ein, dass ja heute Besuch anstand und alle anwesenden Iulii dazu angehalten worden waren beim Essen zu erscheinen. "Das Essen! Das Abendessen!" rief er in Richtung von Iulia und sprang auf. "Ich habe das total über den Zustand deiner Mutter vergessen! Du musst nicht unbedingt kommen, wenn du nicht willst Cousinchen, ich bin sicher dein Fernbleiben wäre entschuldigt werden, doch ich muss schon auch hinzustossen." sprach er und wartete Iulias Antwort ab...
Iulia saß mit sehr bekümmerten Gesichtsausdruck neben ihrem Verwandten Caesoninus auf dem Bett ihrer Mutter und lauschte den Ausführungen des alten Medicus. Es sei nichts ansteckendes, doch stünde es trotzdem sehr schlecht um Servilia Gemina.
Iulia war zum Weinen zumute, doch hielt sie sich an Haltung und Würde zu bewahren und sich nur ihren äußerlich bekümmerten Gesichtsausdruck zu gestatten, war sie ja im Zimmer nicht alleine. Selbst im Zustande höchsten Kummers wusste sie, wie sich eine junge Frau ihres Standes zu benehmen hatte.
Servilia Gemina schlief, dick in Decken eingewickelt mit einem feuchten Lappen auf der Stirn. Da drunter musste es doch viel zu heiß sein, überlegte Iulia, sie würde all diese Decken wegnehmen, um ihrer Mutter zusätzlich Kühlung zu verschaffen, doch der Medicus hatte das aufs Schäfste untersagt. Der kleinste Windhauch, oder die leiseste Zugluft könnte sie umbringen! Natürlich rührte sie da daraufhin als gute Tochter die Deckenberge über Servilia Gemina nicht an, auch wenn sie anderer Meinung, als der Medicus war.
Plötzlich wurde Iulia aus ihrer Lethargie gerissen, als sie Caesoninus neben sich aufspringen und etwas von einem Essen rufen hörte. Auch ihr fiel es dann erst wieder ein, sie hatten ja heute Gäste zur Cena! Als Caesoninus ihr vorschlug, dass er sie bei der Tischgesellschaft entschuldigen könnte, widersprach Iulia aufs entschiedenste: "Nein, das ist schon in Ordnung. Mutter braucht viel Ruhe, da kann ich ihr sowieso nicht beistehen. Ob ich in meinem Zimmer alleine schmolle, oder meine gesellschaftlichen Pflichten beim Essen erfülle macht da keinen Unterschied. Geh du nur vor, ich komme gleich nach." Und schon war Caesoninus zur Tür hinaus. Iulia sah ihm mit Tränen in den Augen nach. Alter Vollidiot. Du hast das Glück gehabt niemals deine Mutter kennengelernt zu haben...
Nachdem sich Iulia die Augen getrocknet hatte, überprüfte sie ihr Gesicht und ihre Frisur in der Spiegelung eines Bronzespiegels, der in einer Nische des Atriums hing. Durchatmen Iulia, sagte sie sich, lasse dir nichts anmerken. Sie straffte ihre Haltung, setzte eine neutrale Maske als Gesichtsausdruck auf und trat ins Triclinum.