Beiträge von Iulia Phoebe

    Sim-Off:

    Da Licinus kein eigenes Cubiculum hat und dieser Thread hier der einzige auf ihn personenbezogene Thread in der ganzen Domus Iulia ist, bin ich einmal so frei ihn für meine Zwecke zu kapern. :D



    Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Servilia Gemina plagte Unruhe in letzter Zeit. Nicht nur, dass sie ruhelos war und keine fünf Minuten auf einem Fleck sitzen konnte, ohne gleich wieder aufstehen zu müssen, auch mit der Konzentration war es in letzter Zeit ein einziges Trauerspiel angesichts dessen, was der armen Frau durch den Kopf ging; der ehelichen Zukunft ihrer Tochter. Das arme Mädchen war ja schon in ihren besten Ehejahren und immer noch nirgends ein Werber! Wie das nur weitergehen würde! Die Zeit würde verinnen, Stunde um Stunde, Tag um Tag, Monat um Monat, Jahrzehnt um Jahrzehnt und aus ihrem vor Jugend und Weiblichkeit überschäumenden fruchtbaren Sperling würde eine vertrocknete alte Jungfer werden, die noch nicht einmal die Triebtäter aus der Subura ansehen wollen würden. Nicht auszudenken! Eine ordentliche Ehe mit einem Ritter musste her, das war in ihren Augen das mindeste angesichts dessen wer Iulias Großvater war. Doch woher nur nehmen, wenn nicht stehlen? Das ließ Servilia Gemina überhaupt keine Ruhe mehr. Und so wanderte sie wieder einmal ruhelos im Haus herum, ganz in ihre Gedanken versunken. Dass sie vor zwei Sekunden das Atrium betreten hatte war ihr nicht einmal aufgefallen.

    Auch Iulia interessierte sich für Centho. An Licinus gewandt fragte sie: "Ich habe abgesehen von der einen oder anderen Mahlzeit auch seit meinem Aufenthalt hier in Rom eigentlich so gut wie keinen Kontakt zu Lucius gehabt, wüsste aber gern mehr über ihn. Wie ist er so und welche Eindrücke verbindest du persönlich mit ihm?" Es würde gewiss nicht schaden die abwesenden Familienmitglieder ein wenig besser kennenzulernen, bis sie sich wieder in Rom blicken ließen.

    Und weiter ging die wilde Reise!
    Iulia führte ihre Cousine zu Gaius Gasparsus, einem ihrer Lebensmittelhändler, wo sie wie schon bei ihrer letzten Station alle miteinander bekannt machte. Auch eine kleine Zwischenmahlzeit sprang dabei für sie heraus. Anschließend ging weiter zu einem Amphorentöpferer, einem Weinhändler mit exquisiter Ware, einem wohlhabenden Olivenbauern, der die Früchte und das daraus gewonnene Öl über den kleinen Laden in der Nähe der Domus Iulia verkaufte, einem Imbissladen (mit einer weiteren Mahlzeit), einem Tuchhändler, einem Sandalenverkäufer, zur Schmiede wo die Iulier wegen kleinerer Eisenwaren wie Hufeisen und dergleichen Stammkunden waren, einem Seiler, einem Papyrus- und Buchhändler, einen Tischler und sogar zu einem Fassbinder wurde Iulia Stella von ihr geschleppt. Mittlerweile hatte sich der Nachmittag eingestellt und Iulia wurde langsam müde vom vielen durch-die-Gegend-getragen-werden. Bei einem Brunnen ließ sie halten, um auch den Sklaven eine kleine Pause zu geben. "Wir haben jetzt einiges geschafft, doch noch immer noch nicht alles." seufzte sie. "Da sieht man mal wieder, dass unsere Familie durchaus wohlhabend ist, wenn man einen ganzen Tag braucht, um alle Lieferanten und Stammgeschäfte kennenzulernen." lachte sie. "Jetzt würden uns nur noch der Sklavenmarkt und einige feinere Geschäfte beim Forum fehlen. Außerdem natürlich die landwirtschaftlichen Betriebe vor der Stadt, aber die denke ich können wir getrost auslassen. Willst du heute noch die Läden am Forum besuchen, oder morgen erst?"

    Iulia überlegte kurz, doch auf die Schnelle fiel ihr nichts wichtiges mehr ein. Vom Einkaufen hatte sie genug, Callista würde sie später bestrafen und ansonsten benötigte sie nichts weiter. Auf der anderen Seite wollte sie Florus Minor natürlich nicht vor den Kopf stoßen, oder ihm das Gefühl geben er sei unerwünscht. Beileibe nein, wo er sie doch so heldenhaft aus ihrer peinlichen Situation errettet hatte!


    Daher antwortete sie: "Ich habe für heute nichts mehr in der Stadt zu tun und wie steht es mit dir? Ich würde dich natürlich gerne begleiten, falls du dabei Gesellschaft wünschst."

    Staunend beobachtete den 1. offiziellen Teil der Voropfer. Sie wusste ja in der Theorie was wann an die Reihe käme und hatte zuhause in Misenum auch schon öffentlichen Opfern beigewohnt, doch so nah war sie dann doch nie gewesen. Natürlich hatte sie auch noch nie die Voropfer im Tempel miterleben können, weshalb sie von ihrem Vetter jetzt doppelt beeindruckt war. Bisher machte alles durchaus Sinn was der sonstige Scherzkeks so von sich gab. Das verdiente Iulias Respekt. Schließlich war es an ihr ihm ihre Gaben für die Göttin zu überreichen; Lauch und Knoblauch. Pflanzen die der Venus in ihrer älteren Funktion als Hüterin der Obst- und Gemüsegärten und der Heilkräuter heilig waren.


    Natürlich hatte Iulia sich darum gekümmert, dass die Opfergaben entsprechend würdig aufgeputzt waren, um der Venus zu gefallen. Der Knoblauch war zu zwei wunderschönen Kränzen gebunden und den Lauch hatte sie zu ebenfalls zwei Rutenbündeln mit schönen roten Bändern zusammengebunden, sodass sie wirkten wie die Fasces der Liktoren. So lagen die Gaben in Iulias Schale, als Caesoninus sie jetzt benötigte. Diensteifrig hielt sie ihm ihre Schale hin auf dass er den Inhalt nehmen mochte.

    Zitat

    Original von Duccia Sorana
    Sorana war erfahren genug um derlei Dinge zu übergehen. „Es gibt nicht zu entschuldigen. Viele die hier leben, haben wohl ein falsches Bild von Germanien. Es sit nicht so wild und nicht so barbarisch wie gemeinhin angenommen wird. Aber auch nicht ganz so luxuriös wie das Leben in Rom. Es ist irgendetwas dazwischen.“ Sagte sie und trank einen Schluck verdünnten Wein. „Es ist alles in Ordnung Florus.“ Versicherte sie und musste lächeln. „Du musst nicht skeptisch sein. Du stehst auch nicht in Konkurrenz zu deinem Vater. Er sollte dir als Vorbild dienen, aber nicht dein Konkurrenz sein. Ich bin mir sicher, dass du deinen Weg gehen wirst und du wirst es gut machen.“


    Als Sorana dies zu Iulia gesagt hatte, hatte sich diese wieder merklich entspannt. Offenbar war ihr Fehler doch nicht so schlimm gewesen. Schüchtern versuchte sie ein zuversichtliches Lächeln in Richtung der Duccierin zu zeigen, wenn es auch nicht ganz gelang. Doch als sie dann Annaeus Florus mit ihren Worten bestärkte nickte Iulia und pflichtete ihr bei: "Ich bin ebenfalls dieser Meinung. Du wirst schaffen was immer du dir vornimmst, wenn du nur mit dem Herzen dabei bist. Dann kann dich nichts von deinem Ziel abhalten und letztendlich wirst du es erreichen." so ähnlich klingende Worte hatte sie kürzlich bei einem griechischen Philosophen in dessen Texten gelesen und sie hatten ihr ziehmlich zugesagt. Iulia freute sich sie jetzt an Florus Minor weitergeben zu können, wer weiß vielleicht stärkten sie ja seinen Mut.

    Der schlimmste Hunger war nach ein paar Happen auch schon wieder gestillt. Offenbar war es mehr ein Scheinhunger, als ein "echter" Hunger bei ihr gewesen. Als Licinus dann allgemein in die Runde fragte fühlte sie sich angesprochen, weshalb sie auch gleich stolz verkündete: "Ich und Iulia Stella haben deinen Auftrag erfüllt, Marcus. Wir haben kürzlich alle relevanten Lieferanten der Domus Iulia besucht und sie ist jetzt über alles diesbezüglich voll im Bilde." Es war zwar ganz interessant für Stella zu wissen wer was brachte, aber im Grunde konnte es auch den beiden jungen Frauen egal sein. Immerhin hatten sie Personal dafür, um Lieferungen und dergleichen in Empfang zu nehmen. Aber Licinus hatte es gewünscht und so hatte Iulia Stella durch Iulia Phoebe doch ein wenig tiefer in Roms Gesellschaft eintauchen können als ohne diesen Ausflug.


    Sim-Off:

    Auch wenn wir im verlinkten Thread gerade jetzt einmal erst zum ersten echten Lieferanten kommen wird Iulia Stella bestimmt nichts dagegen zu haben den Thread fertig zu spielen, auch wenn diese Cena hier schon nachher passiert, oder?

    Iulia fing den Blick ihrer Cousine auf und schüttelte mit einem Lächeln den Kopf. Dafür dass sie sich erst seit kurzem kannten hatte sich die übliche weibliche Kommunikation von Frauen nur mit Blicken zwischen ihnen erstaunlich gut und schnell entwickelt. Wenn die eine die andere ansah, wusste diese daraufhin sofort was mit diesem Blick gemeint war, ob es jetzt eine Frage, eine Feststellung, oder eine Idee war.


    Auch Magister Frisenius kannte sich ein wenig darin aus (er stand in regem Kontakt zu seiner inneren weiblichen Seite) und hatte hoffnungsvoll zu ihr geblickt, doch sie antwortete beiden: "Heute geht es leider nicht, wir müssen noch einige Lieferanten besuchen gehen, aber bestimmt das nächste Mal! Es hat mich sehr gefreut Magister dich wiederzusehen, Iulia Stella kennst du ja jetzt und du auch ihn, also dann bis zum nächsten Mal, vale!" sagte sie und wartete auf ihre Cousine beim Verlassen des Barbierladens. Zurück in der Sänfte gab sie Weisung zum nächsten Ziel zu marschieren. "Jetzt wirst du einen unserer Lebensmittellieferanten kennenlernen." kündigte sie Iulia Stella an.

    Iulia freute sich über die Umarmung und tat im Gegenzug dasselbe bei dem Mädchen. Von anderen wurde sie inzwischen nicht mehr in den Arm genommen, ehe sie nicht bald einen Ehemann hätte. Die Worte der Kleinen rührten sie sehr, sie selbst hatte ja auch nicht wirklich viele Freundschaften hier in Rom schließen können. "Es freut mich sehr, dass du uns als Freundinnen siehst. Falls du von mir einmal etwas brauchst, oder etwas ähnliches darfst du mir gerne einen Brief schicken, oder mich besuchen kommen. Natürlich aber nur, wenn es dir deine Eltern erlauben!" Wer weiß, ansonsten könnte sie ja auf die Idee kommen einfach so quer durch Rom zu pilgern und das wollte sie nun wirklich nicht.

    Nachdem Iulia am Forum Romanum aus Versehen die kleine Valeria angerempelt und sich in weiterer Folge mit ihr ein wenig angefreundet hatte, hatte sie es als ihre Pflicht angesehen die Kleine sicher nachhause zu bringen. Sie hatte zwar einen Sklaven bei sich aber wie vertrauensvoll waren solche Leute schon seit dem letzten Aufstand...
    Vor der Casa angekommen sagte sie: "So, da wären wir, kleine Freundin und jetzt ab hinein mit dir und dass du mich ja nicht all zu bald vergisst, ja?" scherzte Iulia und schenkte dem Mädchen ein warmherziges Grinsen.

    Sie kamen am Laden des Barbiers an und Iulia stieg aus, um ihre Cousine ins Innere zu führen. Der Meister schnitt gerade einem Barbaren seine Zöpfe ab, der sich entschlossen hatte künftig nach der Art der Römer leben zu wollen, als er die neue Kundschaft bemerkte. Breit lächelnd übergab er sein Werkzeug einem Gehilfen, der sich ab jetzt um den Barbaren kümmerte, damit Magister Frisenius mit weit ausgebreiteten Armen und einem Lächeln, das alle seine großen weißen Zähne sehen ließ, auf Iulia zugehen konnte. "Aaah, Iulia Phoebe! Wie sehr freut mich deine Gegenwart, Schätzchen!" Und schon hatte der Meister sie in einer Umarmung bei sich und sie links und rechts auf die Wange geküsst. "Heute wieder das Übliche? Du hast mich ja schon sooo lange nicht mehr besucht! Böses Kind." neckte der Barbier sie. Iulia trat grinsend einen Schritt zurück und antwortete: "Nein, Danke Frisenius, heute bin ich keine Kundin, ich möchte dir aber meine Cousine, Iulia Stella vorstellen." und wies auf die Nebenstehende. Des Magisters Augen wurden groß und er kam zu Stella heran. "Oooh was für ein hübsches Kind! Und diese glänzenden Haare! Einzigartig, wirklich. Ich hoffe doch, du willst einmal vorbeikommen und mich dieses Geschenk der Götter auf deinem Kopf in ein Kunstwerk verwandeln lassen? Ja sieh sich einer diese Haare an!" sprach der Meister mit bewundernden Blicken, als er um Iulia Stella herumging. Da sie eine Unbekannte war wahrte der Magister natürlich einen angemessenen Abstand zu ihr.

    Endlich war Essenszeit! Iulia knurrte schon eine ganze Weile der Magen. Kaum bekam sie mit, dass schon das Essen auf dem Tisch stand stand sie in ihrem Cubiculum auf und machte sich auf den Weg ins Triclinum. Es waren schon alle anderen auch anwesend; Licinus, Caesoninus und Iulia Stella. Sie sprachen miteinander, doch achtete sie nicht auf deren Worte. Alles was sie jetzt wollte war Fleisch!
    Sie hatte so große Gelüste danach, dass sie nicht einmal bemerkte, dass ihre Mutter in der abendlichen Runde fehlte. Diese lag nämlich in diesem Moment mit beginnenden Fieber in ihrem Bett. Doch wie gesagt, Iulia fiel es nicht auf. Mit essenslüsterndem Blick setzte sie sich und griff nach ihrer ersten Speise.

    Ganz auf ihr Essen konzentriert nach ihrem letzten Fauxpass schreckte sie doch ein wenig hoch, als Florus Minor sie so unvermittelt ansprach. Das hatte sie überhaupt nicht kommen sehen. Doch nur eine Sekunde später hatte sie sich schon wieder gefangen und sah möglichst unbekümmert zu ihm hinüber. "Nein, es ist alles in Ordnung. Keine Probleme." versicherte sie. Man musste ja nicht alles immer gleich an die große Glocke hängen, vor allem, wenn man eine Frau war. An Florus Minor gewandt sagte sie: "Übrigens möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um dir noch einmal alles Gute zu wünschen für deinen zukünftigen Weg am Cursus Honorum. Ich bin sicher du wirst eine Bereicherung sein für den Senat, genauso wie dein Vater vor dir. " Iulia hatte zwar keine Ahnung was genau Florus' Vater alles so gemacht hatte, doch hatte sie seinen Namen einmal aus dem Mund von Iulius Dives während einer Cena gehört, woher sie auch von ihm wusste. In diesem Moment war es ihr einfach richtig erschienen möglichst freundliche Worte an Florus auszusprechen und was war da besser als ihm zu sagen er würde es einmal in den Senat schaffen genau wie sein Vater vor ihm?

    Ein warmherziges Gefühl umfing ihr Herz und sie musste lächeln. "Wie gut ich dich nur dabei verstehe, Lucius Annaeus" sagte sie "Ich habe mich ganz genauso wie du gefühlt, als ich damals von Misenum hierher nach Rom kam. Es ist wirklich ein anderes Leben hier, wie auf dem Land. Viel lauter und schmutziger und gefährlicher. Aber auf der anderen Seite auch abwechslungsreicher, spannender und jeder Tag kann eine neue Überraschung bringen." wie sie sich so selber zuhörte ertappte sich Iulia wohl dabei wie sie selber wohl gerade dabei war sich vollends an das Leben hier in der Ewigen Stadt zu gewöhnen. So hatte sie von ihrer neuen Heimat ja noch nie gesprochen!
    Wie sehr Florus Minor wohl jetzt mit ihr sprechen wollte? Iulia hätte noch gern das eine, oder andere Wort hinzugefügt, doch blieb sie stumm. Sie wollte sich ihm immerhin ja nicht aufdrängen.

    Iulia wusch sich ihre Hände und Füße, während Caesoninus mit den Prüfern beschäftigt war. Inzwischen hatte sich ihre Aufgeregtheit etwas gelegt. Was sie jedoch störte war dieses verdammte weiße Gewand. Es kratzte sie am ganzen Körper! Wieder zuhause angekommen würde Iulia erst einmal ein langes Bad nehmen, so viel stand fest. Als sie Caesoninus einmal winken sah drehte auch sie sich zu der Menge, um zu sehen wem er zugewinkt hatte. Nach einigem Suchen erkannte auch sie schließlich Florus Minor in der Menge, doch wie sah er nur drein?!
    Ganz weit offen war sein Mund und er starrte...nein nicht sie, Stella an! Iulia kicherte und schubste mit ihrem Ellenbogen sanft ihre Cousine an, um sie auf ihre jüngste Entdeckung aufmerksam zu machen. "Sieh nur, wie Annaeus Florus Minor dich begafft. Du musst es ihm ja unheimlich angetan haben." Ihr Lächeln gefror jedoch schnell wieder, als sie ihren Blick noch weiter über die Zuseher schweifen ließ und noch jemand bekannten entdeckte. Octavia Flora...was wollte "die" nur hier? Vermutlich wieder invasiv in die Privatsphäre anderer eindringen, aber naja. Iulia hatte sowieso jetzt keine Zeit mehr länger darüber nachzudenken, denn ihr Vetter setzte sich langsam in Bewegung; das Opfer an Venus Genetrix begann.


    Plötzlich kehrte die Aufgeregtheit mit aller Macht zurück und beinahe hätte sie doch tatsächlich kurz die Schale mit den Voropfern fallen lassen. Doch alles ging noch einmal gut und mit neuer Würde und Haltung folgte sie langsam Caesoninus nach, der Cella mit jedem Schritt näher kommend. Ihre Aufregung wuchs damit noch mehr. Noch nie in ihrem Leben hatte Iulia einen Tempel von innen gesehen, also betreten. Die Tore eines Tempels blieben für gewöhnlich ja geschlossen und hier und heute war es das erste Mal, dass sie einen Tempel Roms betreten würde. Und dann gleich dazu noch den von Venus Genetrix welche eine direkte Verbindung zum iulischen Ursprungsgeschlecht hatte! Wie aufregend!


    Kühle umfing Iulia, als sie die Tempeltore durchschritten hatte. Ihre Armhärchen stellten sich auf, als sie da vor Caesoninus das überlebensgroße goldene Kultbild der Venus zum ersten Mal erblickte. Wie wunderschön es doch war! Iulia wusste, dass Iulius Caesar einst dieses Götterbildnis der Venus Genetrix nach den Gesichtszügen und Körperkonturen der schönen Kleopatra formen hatte lassen, doch diese Figur wurde mit ihrer Makellosigkeit keinem anderen Bild gerecht, das sie von der berühmten ägyptischen Königin kannte. Dagegen wirkte sie auf ihren Münzbildern eher wie ein hässliches Weib mit Hakennase. Iulia schüttelte ihren Kopf und zwang sich zurück in die Realität zu finden. Das hier war wichtig sie musste sich konzentrieren! Sie sah zu Caesoninus' Hinterkopf, um zu erfahren, ob sie schon gebraucht wurde. Doch nein, scheinbar war noch nicht einmal der Weihrauch entzündet. So blieb ihr selbst also noch etwas Zeit, ehe sie gebraucht werden würde. Nun sah auch sie Iulia Stella an, um dabei zuzusehen, wenn sie Caesoninus gleich den Weihrauch übergeben würde. Dann würde es auch für sie selbst nicht mehr lange dauern, ehe sie ihre allererste öffentlich-kultische Handlung im Angesicht der Venus vollzog.

    Zitat

    Original von Duccia Sorana
    "Nun ich denke, du romantisierst das zu sehr. Das Leben ist hart und entbehrungsreich. Viele von den Sippen und Stämmen leben nur von der Hand in den Mund. Das heißt sie sind auf gute Ernten, eine erfolgreiche Jagt und der Gleichen angewiesen." Sagte die Duccia und nahm selbst einen kleinen Schluck Wein. "Es ist nicht wie hier, dass man mal eben auf den Markt geht und dort alles im Überfluss vorhanden ist. Gerade wenn die Winter lang oder die Sommer verregnet sind. Leiden die Menschen Hunger und viele sterben auch früh an jenem entbehrungsreichen Leben." Nun schaute sie doch etwas irritiert. Du einst das Leben in Mogontiacum? Das ist nicht so viel anders als hier nur eben alles etwas kleiner und beschaulicher. Wie ich bereits schon sagte, einer Familie wurde das Bürgerrecht verliehen, mein Vater war bereits römischer Bürger.


    Nach dieser Abfertigung durch Duccia Sorana fühlte sich Iulia etwas unwohl da sie das Gefühl hatte eine Grenze überschritten zu haben mit ihren Äußerungen über Germanien und Soranas Familie. "Wenn du es so formulierst habe ich wahrscheinlich mit dem Gesagten wirklich einen Fehler gemacht. Tut mir leid." entschuldigte sie sich noch einmal und verstummte anschließend. Innerlich schalt sie sich selbst. Wo war nur ihre gute Erziehung geblieben! Ihre Mutter würde vor Scham im Boden versinken! Darauf möglichst leise zu kauen aß sie weiter und ihr Blick ruhte auf einem Honigkrustenbraten vor ihr.

    Iulia Phoebe war neben Iulia Stella die zweite Opferdienerin für die Voropfer. Ihr war die Aufgabe zuteil geworden den Lauch und den Knoblauch für die hehre Göttin in einer Schale aus Silber zu tragen. Wie überrascht und aufgeregt sie gewesen war, als Caesoninus sie um ihre Mithilfe gebeten hatte!
    Natürlich hatte sie gleich sofort zugesagt. Das wäre Iulias allererstes Mitwirken an einer öffentlichen Zeremonie hier in Rom. Wie sehr sich auch ihre Mutter Servilia Gemina für ihr Kind gefreut hatte. Sie hatte sie heftig geherzt, als Iulia ihr erzählt hatte, eine Liebesgeste die sie schon lange nicht mehr gemacht hatte.
    Natürlich war auch Iulia für den heutigen Tag ganz in weiß gekleidet und aufgeregt zog sie mit den Voropfern in den Händen neben ihrer Cousine Iulia Stella durch Rom hinter Caesoninus her. Manche der Leute die sie sahen warfen neugierige Blicke auf ihre kleine Prozession zum Forum Iulium und ein oder zwei schlossen sich ihnen sogar an um später beim Opfer zuzusehen. Gewiss wollten sie wissen wieso ein Opferzug zu einem Tempel stattfand, obwohl heute ja gar keiner der großen Feiertage war. Endlich dann erreichten sie den Tempel der Venus Genetrix und Iulia nahm neben ihrer Cousine Aufstellung.

    Iulia grinste zurück. Sie mochte diese verschrobene Art von Silana. "Ach, ich bin sicher, dass sich für dich schon jemand finden wird. Du weißt schon, so ein grundehrlicher Kerl, der ordentlich anpacken kann." Sie seufzte und lehnte ihren Kopf am Beckenrand bequemer an, als sie die Augen schloss und zu träumen begann. "Ich stelle mir hierbei für dich einen waschechten Mann vor mit Haaren auf den Beinen und Muskeln auf den Oberarmen. Von der vielen Arbeit versteht sich. Hm, doch was könnte er arbeiten? Ein Händler? Ach, nein!
    Für sowas verdrehtes wie Handel wäre dein Zukünftiger ein viel zu geradliniger Mensch! Ich denke er würde eher mit den Händen arbeiten. Ein Handwerker, ja, das wärs doch! Ein Tischler, oder Töpferer. Einer der Dinge erschafft die schön anzusehen sind und doch den Leuten etwas nützen! Oder vielleicht gar ein Bildhauer? Ein Künstler?
    " Iulia brummte wohlig. "Ach Silana, wie ich dich um so einen Mann beneide. Du kannst einen abbekommen der täglich zu dir nachhausekommt um diesselbe Zeit. Einer der freundlich und nett ist und dich auf Händen trägt, weil er ein einfacher, lieber Mensch sein darf. Ich hingegen muss wohl, oder übel einmal einen Politiker ehelichen. Ja mehr noch. Es darf nicht einmal ein einfacher Politiker sein, sondern mindestens ein Ritter, da er mir ja ebenbürtig sein muss vom Stande her." Iulia öffnete die Augen und drehte sich zu ihrer Gesprächspartnerin um. "Ach Silana, wie gerne würde ich meinen zukünftigen ritterlichen Politiker gegen deinen einfachen Handwerker tauschen." Sie lächelte dabei freundlich.

    Alles war bereit, um zusammen die nähere Umgebung unsicher zu machen. Der Torwächter winkte dem Zug der zwei Frauen noch einmal lächelnd hinterher, ehe er die Tür der Domus Iulia wieder schloß und sich die Sänfte in Bewegung setzte. Ihre erste Station war nicht allzuweit weg von ihrem Heim. "Bringt uns zu Magister Frisenius." befahl sie den Sänftenträgern. Diese setzten sich in Richtung Osten in Bewegung. An Iulia Stella gewandt sagte sie: "Der erste "Lieferant" auf unserer Liste ist eigentlich keiner in Marcus Iulius' Sinne, doch ich finde er ist ein knuffiger Kerl und dass du ihn kennenlernen solltest." Iulia kicherte.
    "Es ist ein kleiner, untersetzter Mann aus Thrakien, der sich Magister Frisenius nennt. Er betreibt einen echt netten Barbier hier gleich ums Eck. Du weißt ja, dass wir zuhause durchaus Personal dafür haben, um unsere Haare machen zu lassen, doch manchmal gehe ich doch echt gern zu ihm, allein schon wegen seiner einzigartigen Art. Achja und es gibt bei ihm immer etwas zu knabbern, während er sich um deine Frisur kümmert!" lachte sie.

    Gespannt lauschte sie den Erzählungen der Hausdame. So war das also. "Ich würde gerne einmal diese andere, wilde Seite sehen." Nach den Meeresfrüchten waren jetzt geschmorte Hasenkeulen in Pfeffersauce an der Reihe. Iulia fuhr fort ihre Gedanken laut zu denken: "Schöne stolze, Hirsche, unerschrocken und unwissend noch von jeder Menschenpein, die unberührte, dichte Wälder durchstreifen. Uralte Eichen, wie sie Brombeeren und wilden Rosenranken Schatten spenden. Und dazwischen immer wieder einmal verstreute Siedlungsflecken mit einfachen Behausungen, bewohnt von hünenhaften Männern mit langen blonden Haaren und festen, strammen Muskeln am nackten Oberleib..." Iulia schüttelte sich. So stellte sie sich eine perfekte Phantasie vor. Natürlich eine nur für zeitweise Aufenthalte. Für länger wäre so ein Leben nichts für sie.


    Wieder im hier und jetzt angekommen fragte sie Duccia Sorana schließlich: "Darf ich fragen, ob du dieses alte Leben vermisst?"


    Sim-Off:

    Iulia wirft ihre Cousine überhaupt nicht in die Pfanne, sie mag sie sehr gern...