Beiträge von Marcus Sergius Stephanus

    "Seid mir gegrüßt, Lapse!
    Ich bin Marcus Sergius Stephanus, der sich gerne von den Anstregungen der Tage hier am Strand erholt. Gerade in diesen Zeiten, die so viel Ungewissheit in sich bergen, tut es gut, sich der Gewissheit des immerrauschenden Meeres zu überlassen. Was führt Euch nach Misenum - oder wohnt Ihr gar hier?

    Ich kam gerade aus Rom zurück, wo ich dem Opfer an die Ceres beigewohnt hatte und war nun froh wieder in Misenum zu sein.


    Rom, so lebendig es war, kam mir einfach zu groß vor. Misenum war dagegen betrachtet fast beschaulich. Aber nur fast. Denn die Flottenbewegungen hatten auch hier für einige Aufregung gesorgt. Jetzt an diesem schönen Tag, war aber - wenn auch vielleicht nur für kurze Zeit - eine gewisse Ruhe eingekehrt, so dass ich beschloss am Strand spazieren zu gehen, um all das was ich erlebt hatte mal auf mich wirken zu lassen und unter dem gleichmaßigen Rauschen des Meeres zu reflektieren.


    Ich spazierte schon eine Weile, da sah ich, dass nicht nur ich auf diesen Gedanken gekommen war. Ein mir unbekannter Mann ging so seine Wege, dass ich auf den Gedanken kam, dass er aus ähnlichen Gründen hier am Strand sein könnte. So ging ich auf ihn zu!

    Voller Ehrfurcht betrat ich den Tempel der Concordia in aller Frühe.


    Die letzten Tage hier in Rom hatten mich aufgewühlt. Die Nachrichten vom Aufstand, dann dieser Brief des Verräters, die Rede dieser blinden Seherin und schließlich das großartige Opfer an die Ceres. Deshalb suchte ich Ruhe hier im Tempel. Ruhe für mich und für ROM.


    Immer wieder in solchen Zeiten, in denen Römer gegen Römer kämpften, sei es mit Worten oder mit Schwertern, war dieser Tempel für mich und große Volksmengen DER Anlaufpunkt, so auch heute.


    Ich stellte mich vor das Kultbild der Concordia und begann leise, aber doch hörbar zu beten:


    "O Concordia, Göttin der Eintracht, die Du den Römern immer hold warst und der Stadt und dem Erdkreis immer beistandest in allen Zeiten. Die Du die discordia zwischen Patriziern und Plebejern beilegtest und die grausamen Bürgerkriege - in alten Zeiten, gewähre uns die Gnade Deiner göttlichen Eintracht!
    Gieße über uns allen Dein Füllhorn aus, damit wir miteinander unseren Feinden entgegengehen und zur höheren Ehre Roms gelangen!
    O Concordia Augusta! Steh unserem Augustus bei, in diesen Tagen der Not, hilf ihm, dass er Garant dieser Eintracht werde und so Quelle all unserer Bemühungen um Frieden und Heil sei.
    O Concorida Militum! Sei auch bei unseren tapferen Soldaten und erweiche die Herzen der, die sich gegen Rom erheben, und lass sie einsehen, dass Du mit allen auf der Seite Rom stehst.
    O Concordia Romae! Steh uns allen bei. Schenke uns Frieden und die wahre Eintracht der Herzen, die uns alle und vor allem Rom begleiten, schützen und bewahren wird!"

    So ein Opfer ist jedesmal wieder ein Heiliges Spiel, das die Aufmerksamkeit vollständig auf sich zieht. Man steht selbstvergessen dabei. Zeit und Ewigkeit scheinen eins zu sein und man beschaut (contemplare) die Opferhandlung und schaut darin auch das Geheimnis der Geheimnisse selbst: die mystische Gegenwart der Göttin.


    Ceres wir geben Dir nur unsere Gebete und dieses kleine Schwein, doch Du gibst uns im Heilign Tausch Deine Gegenwart und Deinen Segen! Dir sei Lob und Preis!


    M. Sergius Stephanus Q. Caecilio Aventurino Comiti Italiae s.p.d.


    Wenn ich recht informiert bin, sind momentan fünf zivile Bewohner in Misenum registriert. Flavia Messalina Oryxa, Gaius Flavius Catus, Marcus Germanicus Disputator, Remus Caecilius Lapsus und meine Person.


    Nach Eurer Ausschreibung wäre es damit möglich einen Duumvir zu wählen.


    Vale.

    Es ist gut, dass wir in Rom über unsere moralischen Grundlagen diskutieren, so beschloss ich mich daran zu beteiligen, betrat die Rostra und erhob meine Stimme:
    "Römerinnen und Römer! Verfechter der Tugend! Kulturbringer für alle Barbaren!
    Voller Freude vernehme ich, dass wir die Krisen, die uns schütteln, nicht nur beklagen und bejammern, sondern dass sich unsere Legionen mit Wagemut und Tapferkeit in den Kampf gegen die Feinde Roms werfen! Wir, die wir - aus welchem Grund auch immer - nicht das Schwert in die Hand nehmen, sind aber gleich unseren tapferen Legionären aufgefordert uns den Feinden Roms zu stellen, indem wir unsere Truppen stärken und uns dem zuwenden, was es heißt Römer zu sein.
    Ich danke daher von ganzem Herzen all denen, die nun ein Augenmerk auf die Tugend geworfen haben, denn - und das wird niemand hier bestreiten wollen - die Tugend hat Rom großgemacht. Ohne die Tugendhaftigkeit so vieler tapferer Römer wären wir in den Wirren der Geschichte schon mehrfach untergegangen.
    Aber da stellt sich nun die Frage, was denn die Tugend sei! Ich sehe hier eine Liste von vielen, vielen Tugenden und habe schon fast Schwierigkeiten sie zu zählen, geschweige denn, sie in meinem Leben zu verwirklichen. Da aber die Tugend stets danach strebt auch gelebt zu werden, schlage ich vor eine Hierarchie der Tugenden in Betracht zu ziehen, da sich gewiss die einen aus den anderen herleiten lassen.
    Die höchste Tugend - und somit das, was Grundbegriff der Tugend ist, aus der sich alle anderen ableiten lassen, ist das vernunftgemäße Leben. Die wichtigsten Tugenden, die uns wie die vier Windrichtungen erscheinen, sind aber Einsicht, Tapferkeit, Gerechtigkeit und Besonnenheit. Aus diesen lässt sich dann der ganze Katalog herleiten.
    Verehrte Römer! Wenn ich Euch diese Tugenden vor Augen halte, bin ich sicherlich einer, dem dieser Spiegel auch gut täte, aber dennoch will ich nicht schweigen, sondern sie von jedem von uns einfordern.
    Einsicht, Tapferkeit, Gerechtigkeit und Besonnenheit!
    Leben wir danach, so wird Rom nicht nur diese kleine Krise überstehen, sondern gestärkt daraus hervorgehen und immer mehr zu dem werden, was wir durch Gnade unserer Götter und die Tugendhaftigkeit so vieler tapferer Männer und Frauen schon jetzt sind: Licht der Weisheit für den ganzen orbis terrarum.


    Es lebe Rom! Es lebe der Kaiser! Es lebe das Imperium!"

    "Sehr gut mein Freund! Euer Gebräu kann man wirlich gut trinken. Gut. Es ist kein Falerner, aber immerhin für einen Nicht-Falerner wirklich zu empfehlen. Vinilia, werde ich mir merken!
    Aber sagt, Ihr seid noch nicht lange in Rom, oder? Was führt Euch hierher. Wollt Ihr nur Wein verkaufen?"

    Und so fügte ich in meinen Gedanken hinzu: Ceres und ihr ganzen Götter, seid mit uns in diesen schweren Zeiten. Verleiht uns Frieden gnädiglich, Ihr Götter in diesen Zeiten, es ist ja doch kein andrer nicht, der für uns könnte streiten. Denn Ihr, die Götter unserer Väter.


    Ich war ganz aufgewühlt. Falco kannte nur zu gut die Lage, in der Rom war. Aufstände und Kriege an allen Enden. Und so suchte er mit bedacht diese intensiven Gebetshaltung des Kniens aus, der für uns Römer ungewöhnlich, wenn auch nicht unbekannt war. Wahrlich schon lange hatte Ceres kein solches Opfer mehr erhalten. Möge sie unseren Falco segnen! Möge sie das Volk von Rom segnen! Ja, möge sie Rom segnen.

    Ich bummelte auch über die Märkte. Da ich seit kurzer Zeit Falerner feil bot, interessierten mich natürlich auch meine Konkurrenten. So hielt ich an einem mir bisher unbekannten Stand an, der viel Betrieb hatte.


    Gebt mir eine Kanne von Eurem besten!

    Ich kam spät, doch nicht zu spät. Voller Freude, aber auch voller Ehrfurcht betrat ich den Tempel, der bereits mit viel Volk gefüllt war, das für unseren neuen Tribunus Plebis betete.


    Ich sah drei Didiae, die das Opfer darbrachten, Falco, und einige andere. Ein großer Tag für das Volk: ein würdiger und frommer Volkstribun. Doch dann hörte ich mit dem Denken auf und versank in fromme devotio: Mögen die Götter Rom in diesen schweren Zeiten gnädig sein! Mögen sie Falco gnädig sein! Ceres sei bei uns!

    Auf dem Weg dorthin hörte man weitere Gerüchte. Von Aufständen war die Rede. Einige sagten in Africa hätten die Legionen einen Cäsar Imperator aufgerufen und schon die meisten Provinzen hinter sich gebracht. Andere sagten die Legio I würde Rom plündern wollen. Andere sprachen von einer Übung.


    Ich beschloss die Gerüchte nicht für wahre Münze zu nehmen. Dann gelang ich an zum Hafen. Geschäftiges Treiben und jetzt wurde mir klar, warum der zivile Verkehr eingestellt wurde:


    Ein beeindruckendes Bild: Liburnen, Biremen und Triremen in großer Zahl, zusammen sicherlich 50 Schiffe. Hier war wirklich etwas großes im Gange. Langsam begann ich den Gerüchten glauben zu schenken..so verschob ich meinen geplanten Ausflug nach Capri doch lieber und ging in eine Taverne, um den Gerüchten zuzuhören..