Beiträge von Claudia Silana

    Zitat

    Original von Iulia Phoebe
    Weil Iulius Dives ja anscheinend schon länger verschollen ist, könnte sich nicht irgend ein Iulier oder eine Iulierin in Rom finden, die Iulia Phoebe und ihre Familie begrüßt? Ich würde gerne endlich auch einmal so richtig im Spiel starten wollen. :(


    Hier: Link


    Zusätzlich kann ich mich (und vielleicht meine Schwester, wenn sie denn mag) anbieten, für kleinere Geschichten und Plots. Vorsicht! Die Schwestern beißen! :P


    Wenn du auch außerhalb einer Familie Anspielpartner suchst ;)

    Hatte sie ihn verzaubert? Silana wusste nicht, dass sie solche Kräfte besaß. Zwar sagte man ihr eine gewisse Magie nach aber nach Silanas Vorstellungen, gab es so etwas, wie Magie nicht. Dinge waren einfach, wie sie waren. Dennoch kam sie nicht umhin, sich selbst zu fragen, was sie getan hatte, dass dieser junge Octavius derart entrückt wirkte. Sein Blick schien verloren in einer Trance, völlig losgelöst von der Realität auf ihr zu liegen. War es die Berührung? Silana wusste nicht, dass Berührungen solche Wirkungen auf Männer haben konnte. Doch nun wusste sie es und war selbst überrascht, dass dies so einfach war. War dies die Macht der Frauen von der Sassia immer sprach? Natürlich hatte sie gewusst, dass Männer und Frauen in gewisserweise Macht übereinander hatten, wie Feuer und Wasser waren. Was bedeutete, dass sie zusammen Dampf waren? Ein merkwürdiger Gedanke, der sie schmunzeln ließ. Der Octavius verhielt sich gerade, wie Wasserdampf, stieg auf, verflüchtigte sich und fand sich dann wieder in einem Tropfen zusammen. Zumindest seine Worte waren so. Er stammelte wieder, verwirrte sich selbst mit seinen Sätzen und wollte sie wohl einladen. Zumindest schloss sie das aus seinen Worten. Eine Einladung, die sie ablehnen musste aber eigentlich nicht wollte. Es erschien einfach nicht richtig, diesen unschuldigen Knaben abzuweisen, nur weil er nicht der Sitte eines Umgangs entsprach. Silana versuchte sich auf andere Gedanken zu bringen, dachte an den letzten Einkauf, das schicke seidene Gewand, welches Sassia ausgewählt hatte aber die Gedanken konnten diesem Moment nicht entfliehen. Verdammt, bei allen Göttern, warum war es so schwer, einfach gemein zu sein? Silana wollte ihn nicht verletzen aber musste diesem peinlichen Gespräch entkommen. Zum Glück gab er ihr eine bescheidene Vorlage durch seinen umformulierten Satz. Silana atmete aus, wobei ihr sanfter Atem in sein Gesicht strich. Sie löste die Verbindung zu seinem Arm, so dass ihre Nähe zu ihm gebrochen wurde. Elegant ließ sie ihre beiden Hände fallen, so dass erneut der Schmuck erklang. "Du kannst gerne für mich ein Gebet sprechen," erklärte sie bereits einen Schritt Entfernung aufbauend, während die beiden Sklaven hervortraten. "Domina," sprach einer der beiden. "Sollen wir diesen Jüngling entfernen, damit ihr beten könnt?" Scheinbar hatten sie die Geste von Silana missverstanden und als Abwehrreaktion ausgelegt. Silana machte ein merkwürdiges Geräusch: "Hm." Dann wandte sie Italicus ihren Rücken zu, so dass er kurz einen besonderen Blick auf den Rücken der hübschen jungen Frau erhaschen konnte. Ihre langen Haare lagen wild zerzaust aber dennoch in Linie auf ihrer Rückenpartie, wo sie durch die Drehbewegung noch einen Atemzug lang tanzten. Wieder dieser Duft von Lavendel, der sie umgab. "Ich denke, dass das nicht nötig ist," beschützte sie den jungen Bürger, wandte dann, ohne sich vollständig umzudrehen, ihren Kopf seitlich um. Nun frech über die Schulter blickend, verabschiedete sie sich mit einem Augenzwinkern, welches durch ihre schönen Wimpern deutlich verstärkt wurde. "Vale," sagte sie freundlich und trat dann ab, um eine neue Opfergabe zu erwerben oder etwas zu Essen. Denn sie hatte nun wirklich Hunger. Vielleicht ein wenig Gebratenes oder etwas aus einer der Garküchen unweit? Die beiden Sklaven schoben sich zwischen Italicus und Silana, sicherten sie ab und so verschwand sie wieder über die Tempeltreppe hinab in die Menge, die Rom bevölkerte.

    Silan fühlte sich geschmeichelt, da dieser niedliche Bursche deutlich mehr Charisma besaß, als ihr Bruder. Was auch daran liegen konnte, dass ihr Bruder einfach kein Charisma haben dürfte und somit generell gegen andere Männer verlor. Silana war da eisern und trennte die Welt Männer - und ihren Bruder. Ihr Bruder blieb immer ihr Bruder, den sie ärgern musste! Es war eine göttliche... oder zumindest gefühlte Pflicht einer kleinen Schwester. Zumal Sassia ihr gerne unter die Arme griff, wenn ihr Bruder Sabinus mal wieder in die Cloaca griff und Silana dies auskostete.


    Die angedeutete Verbeugung, die er nun tatsächlich spielte, war ihr zu viel und so seufzte sie verträumt und lächelte engagiert in seine Richtung. Es war ihre Art des Dankes, da sie einem Plebejer eigentlich nicht derartige Emotionen schenken sollte. Doch tat sie es. Ihre Wangen und Backen hoben sich zu diesem übermäßigen Sonnenscheinlächeln, welches die Familie fürchtete, da Silana dann etwas im Schilde führte oder sich über etwas sehr freute, was oft mit Schwierigkeiten für andere verbunden war. Ja, er war noch immer niedlich und süß. Er passte in keine Kategorie, was die junge Tochter der Claudia sichtbar verwirrte, da dieses Dauerlächeln nicht mehr wich. Ihre Augen funkelten perlend und kurz stahl sich ein Zwinkern von ihrem linken Auge, um Italicus humorvoll zu signalisieren, dass es genug Geste war. Doch dann wollte er erneut auf die zerbrochene Opfergabe eingehen. Silanas Lächeln zerbrach ähnlich und sie weitete ihre Augen, so dass sie mehrmals blinzelte. Mit einer schnellen Bewegung strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Nein, er sollte hier nicht schwören! Nein, warum? Er brachte sich doch wirklich für sie in Kosten! Obwohl es ihr natürlich als Frau gefiel, wenn ein Mann wie Wachs zerlief und leicht formbar wurde. Dennoch war das wirklich zu früh und das Spiel hatte doch noch nicht mal begonnen. Silana ließ die Gesichtszüge hängen, legte einen Schmollmund in ihr Angesicht und hoffte, dass sie ihn so bremsen konnte. Doch konnte sie es nicht.


    Was tat er da? Silana war überrascht, gar perplex über diesen jungen Mann, der vielleicht gerade dem Knabenalter entwachsen war und war sogar schockiert, dass er naiv seinen wertvollsten Besitz vergab. Noch dazu an sie, da sie selbst für dieses Schicksal der zerstörten Opfergabe verantwortlich war. Nein, sie wollte einen jungen Römer nicht ausnehmen, da es ihr wirklich nicht an Geld mangelte und nicht einmal eine bösartige Freude lag darin, einem jungen Mann sein Erbe zu stehlen. Zudem hatte sie über den wahren Ursprung des Schiffes gelogen, so dass ihr diese Veränderung der Situation furchtbar unangenehm wurde. Nein, es war unschicklich, einem Mann so etwas anzutun. Solange man noch andere Späße mit ihm haben konnte. Silana überlegte schnell. Eine Lösung musste her, da sie diesen jungen Octavius nicht weiter peinigen wollte- und auch eine Gefahr bestand, dass ihr guter Ruf litt. Immerhin wollte sie nicht als diebische Elster gelten, die trotz ihres Familienreichtums junge Römer um den Verstand brachte und dann deren Besitz an sich riss. Wenn sie so etwas plante, dann machte sie es geschickter und nicht so. Zudem hatte sie in ihrem Leben nie die Absicht gehabt, wirklich noch reicher zu werden, denn sie hatte ja bereits alles, so dass diese Versuchung keine Versuchung für die junge Claudia war.


    Schnell hob sie ihre linke Hand, streckte diese aus, um den angebotenen Ring abzulehnen. Doch stoppte sie nicht nur seine Hand, sondern umfasste mit gezielter Bewegung seinen Unterarm. Eine liebevolle Berührung der Fürsorge, denn nun konnte Italicus die warme und weiche Haut ihrer Finger spüren, die nie im Leben wirklich gearbeitet hatten und oft in besonderen Ölen medizinisch behandelt wurden. Es war keine Hand, die jemals Dreck kennengelernt hatte oder wirkliche Arbeit. Auf dem Handrücken zeichnete sich nur eine kleine Narbe, die sie einst von Sabinus erhalten hatte, als dieser mal wieder mit ihr Legionär und Barbar spielen musste. Sie war dann gerne die Barbarenkönigin, die vom mutigen Legionär zur Strecke gebracht wurde. Im Spiel hatte er ihr damals, als sie noch Kinder waren, mit dem Holzgladius einen kräftigen Hieb verpasst, so dass diese Narben zurückgeblieben war. Silana trug bereits ein paar Lebensspuren, doch deutlich andere als manch anderer Römer oder Römerin. Ansonsten war ihr echter Schmerz oder Arbeitsstress fremd, da sie umsorgt von Sklaven und Dienerin selten wirklich etwas anderes tun musste, als das, was sie sich selbst wünschte oder jenes, was ihr vom Pater familias aufgetragen wurde. Silana blickte ihm mit einer kopfschüttelnden Bewegung an, um ihm deutlich zu signalisieren, dass sie diesen Ring nicht wollte. Dabei stachen ihre großen Augen hervor, die ihr Licht in die seinen warfen. Dann nahm sie ihre rechte Hand hinzu, umschloss die Hand, die jenen Familienring trug, und verhinderte so eine direkte Übergabe. "Nein, du brauchst das nicht zu tun," erklärte sie nun mit gleich ernster Stimme, wie er gesprochen hatte, nur deutlich punktierter. Sie hielt ihre Pose und wartete dann eine Reaktion seines Angesichts ab, bevor sie weiter sprach. "Ich bin verantwortlich, nicht du. Wenn dann muss ich dich entschädigen," setzte sie fort und lächelte vorsichtig, um diese von außen sicherlich als seltsam vertraute Geste zu bewertende Pose nicht mit weiteren falschen Gedanken aufzuladen. "Ich bin eine Claudia, du findest mich in unserem Stammhaus auf dem Nordwesthang des Mons Esquilinus", fiel er dann beiläufig als Antwort auf seine Fragen aus dem Mund, da sie selbst überrascht war und nicht wirklich eine koordinierte Handlungsanweisung für solche naiven Männer besaß. Man konnte mit ihnen Spaß haben aber oft wurden sie unberechenbar.

    Mit einer wischenden Handbewegung, deutete sie ihren beiden Sklaven an, etwas Abstand einzunehmen, da sie keine Bedrohung von diesem niedlichen Mann erwartete. Zumindest versuchte er, wie ein Mann zu wirken. Silana war deutlich belustigt über seine bescheidenen Versuche der Kontaktaufnahme, die immer wieder durch seine eigene Unsicherheit durchbrochen wurden. Die junge Claudia musste gewohnt breit grinsen und genoss die Wirkung, die sie auf diesen Jüngling hatte. Ein neues Spielzeug! Immerhin konnte sie die letzte langweilige Lesung ihres Bruders vergessen. Bei den Göttern, warum versuchte ihr Bruder überhaupt betont zu lesen? Er las immer noch, wie ein betrunkener Kuhhirte, der versuchte nicht betrunken zu wirken! Silana dachte an ihren Bruder und empfand Octavius Italicus als gleichsam skurril. "Ein tapferer junger Mann," sagte die Claudia süffisant, fast schelmisch überzogen und trat einen Schritt näher, als er schließlich wieder ihren Blick vermied. Nein, sie brach nicht die höfliche Nähe, die die Sitten geboten aber brachte sich in eine Position, so dass sie genauer seine Mimik studieren konnte. Nun konnte der junge Mann auch überzogenes Lavendelparfüm, jenes sündhaft-teure Duftwasser aus griechischer Herstellung, riechen, welches unangenehm süß, wie perlig, in die Nase drang. Silana mochte es aber Sassia, ihre Schwester, weniger. Sie hielt es für zu ... medizinisch. Man benutzte Lavendel ja, um die Böden zu wischen und den Häusern einen wohligen Duft zu verleihen. Nun gut, denn roch Silana eben, wie das Haus eines überreichen Patriziers. Immerhin war sie überreich, irgendwie. In manchen Dingen war es ihr einfach egal, was andere dachten, sofern sie nicht grob gegen eine Wand rannte. Hm? Manchmal rannte sie auch gerne gegen etwas, wie diesen jungen Octavius. Er erheiterte sie mehr als die letzte Erfahrung in einem Tempel. Dieser furchtbare Priester! Eine Stunde lang einen Monolog über die Härte und Güte der Götter war schrecklich gewesen! Dann war ihr ein junges, nicht hässliches, Gesicht doch tausend mal lieber als diese Lehrstunde der Götterlehre. "Octavius Italicus," sprach sie seinen Namen fürsorgend betont aus, um sicher zu gehen, dass sie ihn richtig verstanden hatte. Ja, wieder versuchte er männlich zu wirken. Wie eines dieser Tiere in Großpapas Garten, die sich aufplusterten, wenn ein weibliches Tier sich näherte. Ja, genau, ein Pfau. Sie hießen Pfau. Italicus war ein Pfau! Silana konnte nicht vermeiden, dass sie kurz träumend ihre Augen schloss und die schwarz gefärbten Wimpern ineinander schlugen. Sein erneutes Stottern entriss sie aus dem Tagtraum über diesen lustigen Pfau, der sein Federkleid zeigte und stolzierend um das Weibchen rannte. Er begann mit seinem Reiseumhang, die Bruchstücke zu bedecken. Er scherte sich um die Sitten, dass nichts Zerstörtes in den Tempel gebracht werden dürfte und imponierte ihr damit, da sie nicht erwartet hatte, dass er diese Höflichkeit besaß. Natürlich hätte sie schlicht den Tempelsklaven gerufen, um dies zu beseitigen aber nun machte er es. Seine ungelegante Bewegung störte sie nicht. Sie machte ihn nur noch niedlicher, wenn nicht sogar süß. Silana war noch unentschieden, in welche Kategorie Italicus fallen sollte. Süß oder Niedlich? Eine schwierige Frage, die er durch weitere Handlungen selbst beantworten musste. In seiner knieenden Pose beobachtete sie ihn, wie seine Augen über ihren Stoff, welcher weitläufig aber gut geschnitten ihre Beine bedeckte, hinauf wanderte und er somit schlicht ihre Kleidung bewunderte. Silana bewegte ihren Kopf, so dass die Haare mit einer seltsam fallenden Bewegung in ihr altes Frisurmuster zurückfielen. Auch hierbei klangen die Ohrringe etwas nach, bevor sie wieder von der Haarpracht bedeckt wurden und sogleich auch an weiteren Tönen gehindert wurden. "Ich habe einen bekannten Kunsthändler, gleich in der Nähe, aufgesucht. Das Schiff stammte es Athen," erklärte sie, wohlwissend, dass es somit noch teurer erscheinen musste, als es in Wirklichkeit war. Sie log frech und verschwieg, dass es in der Nähe des Tempels einen kleinen Holzmarkt gab, der allerhand Tand anzubieten hatte. Sie deutete auf ihn, der immer noch mit den Resten des Modells beschäftigt war. Dabei klangen die eleganten Armreifen im gleichen Ton, wie die Ohrringe. Silana war immer eine klingende Person gewesen und unterstrich dies auch durch lauten Schmuck, der ihres Standes entsprechend aus Gold oder Silber war. Die Armreifen waren hochwertige Einzelstücke, welche aus zwei Materialien ineinanderlaufend geschmiedet waren und verschiedene kleine Wellen auf sich zeigten. Silber lag in Gold und funkelte somit im Licht der Tempelbeleuchtung aus Kerzen und Öllampen. "Das ist doch nicht notwendig, dass du dich vor mir verneigst, Octavius," scherzte sie ebenso frech und kicherte leise auf.

    Wie niedlich, er stammelte! Silana musste schmunzeln, da dieser Mann Ähnlichkeit mit einer bekannten Persönlichkeit entwickelte, die sie sehr schätzte. Die Claudia versuchte den Mann einzuschätzen, betrachtete ihn mehrere Wimpernschläge lang, wobei ihre Augen suchend in seine Augen fielen, um die Gefühlsregung bestimmen zu können. Es lag Demut in ihnen, weil sie sich abwandten. Hektisch, um auch den Schock der verlorenen Opfergabe zu zerstreuen, fuhr sich durch die langen Haare, formte einen Art lockeren Zopf, um diesen kurz darauf wieder aufzulösen. Sie holte tief Luft, löste ihre Anspannung und den Zorn in ihren Knochen. "Ich kann eine neue Gabe kaufen," meinte sie schulterzuckend, da dieser Mann mit seinem untröstlichen Angesicht wirklich niedlich wirkte. Die beschwichtigende Geste seiner Hände ließ sie nun breit grinsen, da er wirklich fast wie einer dieser Tanzsklaven wirkte, die lustige Tänze aufführten. In Gedanken zählte sie die Schritte herunter und klatschte in diesem Tagtraum eine Melodie. "Ich bin Silana," stellte sie sich danach vor, nachdem sie erneut einen Atemzug gewartet hatte. "Du brauchst es nicht wieder gut machen," meinte sie und wollte diesem Kerl wirklich nicht noch mehr Kummer bereiten, denn irgendwie war ihr heute nicht nach Gemeinheit. Mit einer ungelenkten Bewegung strich sie ihre seidene Palla glatt, die etwas verrutscht war und blickte den jungen Italicus wieder mit einer schrägen Kopfhaltung an. Hierbei wurden ihre großen Ohrringe aus Gold sichtbar, die sie gerne trug, die aber dennoch furchtbar klimpernd waren und nun auch das typische Geräusch von Edelmetall von sich gaben, da sie sich frei bewegen konnten.

    ... beim Verlassen das Gebäudes, traf Italicus ungünstigerweise genau auf die hibbelige Silana, die schnellen aber ungeordneten Schrittes in den Tempel stürmte. Sie wurde von zwei Sklaven begleitet, die darauf achteten, dass ihr nichts Gefährliches widerfuhr. Silana selbst wollte noch ein Opfer darbringen, trug ein großes Holzschiff auf ihren Armen, welches sie erstanden hatte, um es Neptun zu geben, da sie ihre Reise gesund überstanden hatte. Silana, trotz der zierlichen Arme, wollte es sich nicht nehmen lassen, das Opfer selbst abzulegen und trat, leider den Blick durch das Holzmodell verdeckt, direkt in Italicus Weg und dabei rammte sie ihn. Das Schiff fiel aus ihren Händen und zerschellte am Boden. Traurig blickte Silana auf die Trümmer, als die Sklaven herbeisprangen, um ihrer Herrin im Falle bei Seite zu stehen. Die junge Frau blickte dann auf, und legte den Kopf zur Seite, um Italicus zu betrachten, dem sie zwar nicht die Schuld gab aber dennoch wollte sie ihm etwas sagen. Es sollte keine Entschuldigung sein. "Öh," machte sie nur und biss sich dann selbst auf die Unterlippe vor Zorn über ihre eigene Tollpatschigkeit.

    Wie gemein! Silana war erstaunt darüber, dass ihre Schwester auf die gemeinsame Cara verzichten wollte, zumindest für einen Monat. Silana kannte ihre Schwester Sassia sehr gut und sah bereits die Gedankenwelt der tapferen und berechnenden Claudia vor sich. Immerhin war sie mit ihr aufgewachsen. Ja, sie verstand den geheimen Hintergedanken, den ihre geliebte Sassia hegte aber fand es dennoch grausam, da Cara stets behütet wurde. Insbesondere von ihr selbst hatte Cara stets nur positive Zuwendung erhalten. Natürlich hatte Silana niemals die Trennung und die Hierachie des Hauses vergessen aber empfand diesen Wetteinsatz als unnötig aber gut, so war es dann eben. Sie konnte Sassia ja keinen Vorwurf machen, da man ihr Cara geschenkt hatte und nicht ihr selbst. Man teilte sich zwar den Besitz an ihr, da sie in der selben Familie lebte aber offiziell gehörte sie nun mal Sassia. Silana zog beide Schultern hoch. Und schon wieder diese furchtbaren Nüsse! Warum konnte sie nicht aufhören, diese zu kauen? Immerhin ging es hier um Cara, die wunderbare Freundin aus Jugendtagen! Aber gut, am Ende zählte es nicht, was sie über sich dachte, sondern was sie war. Cara war eine Sklavin. Silanas Gedanken kreisten einem Vogel gleich umher, konnten nicht ganz im Moment landen, denn die Arena war interessant, der dickliche Flavius, dann wieder diese steife Senator und schlussendlich auch diese komische Wette. Silana konnte sich einfach nicht entscheiden, wem sie ihre Aufmerksamkeit schenken sollte und brabbelte schlicht, nachdem sie nicht mehr kaute: "Eine gute Wette!" Ja, sie stimmte einfach zu und machte sich damit bemerkbar. Ihr Angesicht wandte sich herum, um Sassia und Minor ein breites Grinsen zu schenken. Sie dachte in dieser Sekunde nicht mehr wirklich an Cara, auch wenn sie diese Wette immer noch als gemein erachtete, denn es war in dieser Sache viel wichtiger, wie sie gesellschaftlich aufgenommen wurde und scheinbar traf sie auf großes Interesse. Es konnte ein großer Spaß werden, denn wenn tatsächlich Cara in den Haushalt des Flavius wechselte, wenn auch nur für einen Monat, hatten die beiden Schwestern wieder neuen Gesprächsstoff, konnten etwas Einfluss auf die Geschicke von anderen nehmen. Es war immer gut, seinen Blick etwas weiter zu strecken als bis auf eine Armlänge. Wobei sie bei diesem Gedanken ihre Hand betrachtete und feststellte, dass die Nägel an ihrer einen Hand ungleich länger waren als die Nägel an ihrer anderen Hand. Zwar waren beide Hände gepflegt und die Nägel von einer gelernten Cubicularia bearbeitet aber sie störte dieser Fakt, dass die eine Hand so etwas länger erschien als die andere. Gut, mitunter waren Hände ungleich aber Silana wollte ihre Pranken ja nicht jedem gleich so deutlich zeigen. Missmutig legte sie ihre Lippen aufeinander, betrachtete im Geheimen auf ihrem Schoß die Hände noch für ein paar Atemzüge, bevor sie wieder aufblickte. Sie nahm sich vor, diesen Misstand zu beseitigen. Merkwürdig war nur, dass ihr in diesem Moment die Nägel wichtiger waren als das Schicksal der Sklavin. Silana kam auf diesen Gedanken, doch verwarf ihn wieder, da sich wieder etwas in der Arena tat. Wieder sprang ihr Wahrnehmungsfokus von einer Lebenswelt in die nächste.

    Einkaufen! - Oder zumindest eine alte Erfahrung für durch die Reise abstinente Silana, die sichtlich fröhlich neben ihrer Schwester lief. Sie hatte allerhand erstanden, darunter vorallem Farben für eine radikale Schminkarbeit an ihrem Gesicht und neue Düfte in Form kleiner Tonfläschen, darunter stach ein Lavendelwasser hervor, welches jetzt bereits stark duftete und einem die Nase schlicht mit Lavendelduft benebelte. Die Sklaven die ihre Waren tragen mussten, waren ungehalten darüber, da insbesondere Silana nicht nur Kleidung erstanden hatte. Die Farben hatten auch die Angewohnheit aus den Gefäßen zu brechen und ein Sklave hatte bereits eine schwarze Hand von der kohlehaltigen Wimpernfarbe und der starke Lavendelduft, der dem einen Sklaven in die Nase stieg, ließ ihn dezent in unbeständigen Wiederholungen niesen. Silana blickte zu ihrer Schwester, die neben dem Laden verharrte und ihren Kopf schief legte. Sie kopierte das Verhalten ihrer Schwester, lachte dabei auf und deutete auf die kleine Bude. "Ja, gerne," antwortete sie einem Windstoß gleich, so dass ihre Haare in einem Strudel herumschleuderten und den Sklaven ein deutliches Zeichen waren, dass die Frauen wirklich hinein gehen wollten. Ein furchtbarer Tag für die armen Sklaven, die bereits seit Stunden mit den beiden zu engagierten Frauen unterwegs waren. Das Stöhnen der Unfreien nahm Silana garnicht mehr wahr, warum auch? Denn ihre Augen waren bereits durch die Tür in den Laden gehuscht. "Salve," grüßte nun auch Silana im Anschluss an den Gruß ihrer Schwester, wobei sie selbst, dezenter grüßte. Mit leichten Schritten tänzelte sie umher, drehte sich einmal um sich selbst, um das Innere des Ladens zu erblicken. Doch sie verweilte in der Nähe von Sassia und wartete ab, wer sich nun präsentieren würde. Künstler galten ja als verschroben und seltsam.

    Ihre geliebte Schwester nahm eine Wette an, genau jene vom jungen Flavius Minor. - Und schon befanden sich die beiden Schwestern im üblichen "Sehen- und Gesehen-Werden", was Silana persönlich eigentlich missfiel, da sie aus einem bestimmten Grund hier war. Es ging um die Spiele, und vielleicht auch ein paar hübsche Männer in schmucker Aufmachung. Nun aus den Gedanken gerissen, die sich dem Gewünschten gewidmet hatten, musste sie sich am Gespräch beteiligen. Warum fiel es ihr schwer, diesen dicklichen Flavius Minor einzuschätzen? Hektisch wandte sie ihren Kopf herum, um ihr hübsches Gesicht, welches mit wohl gewählten Farben verbessert, zur Gruppe zu wenden, die aus Purgitius Macer, Flavius Gracchus Minor und Flavius Scato bestand. Ja, Sassia hatte ihr seinen Namen genannt: Flavius Gracchus Minor. Es war wirklich schwer, sich an bestimmte Themen um den Flavius Minor zu erinnern. Klar, die beiden Frauen hatten ein wenig über den Tratsch in Rom gesprochen und wohl auch über Minor aber der dickliche junge Mann wollte ihr einfach nicht im Gedächtnis bleiben. In gewisserweise musste sie zustimmen, dass der Name Minor wirklich passte. Er wirkte fast kindlich, wenn sie ihn nun so betrachtete. Sein sanftmütiges Lächeln, in vielerlei Augen sicherlich als sittsam empfunden, war wirklich skurril. Silana kam nicht umhin, diesen Flavius länger als üblich zu betrachten. Es lag keine Abwertung in ihrem Blick aber eine gewisse Neugier, da sich ihre Pupillen leicht öffneten und sich ihre Augen weiteten, so dass die herausgestellten Wimpern in ihrer satten schwarze Farbe gut zu erkennen waren, durch jenes einfallende Licht, welches jede einzelne Wimpern sauber trennte. Wie auch die Sitze sauber getrennt waren, schien diese Frau und diesen jungen Mann etwas zu trennen, doch diese merkwürdige Sanftheit imponierte Silana. Ohne große Worte hatte er sie gegrüßt. Jedoch mit großen Worten die Wette ihrer Schwester entgegen genommen. Es war interessant. Minor hatte eine interessante Art. Silana lächelte, wie eine Sonne, trotz des anstehenden blutigen Kampfes und des bewaffneten Ringens um die Gunst der Zuschauer. "Salvete," sagte sie vorsichtig zu den Dreien (jenem Purgitius Macer und den beiden Flaviern), fast leise und legte den Kopf leicht zur Seite, so dass ihre Haare dezent zurückfielen und die großen aber aus feinem Gold geschmiedeten Ohrringe sichtbar wurden, die im Wind der Arena spielten und ein ebenso leises Geräusch von sich gaben. Ihr Blick verweilte immer noch auf Minor, bis sie schließlich zu Scato blickte, um diesen zu betrachten, was ihre Schwester wirklich an ihm fand und wanderte dann weiter zum deutlich älteren Macer. Ihm schenkte sie ebenfalls ein Lächeln, jedoch etwas weniger sonnig, da sie bereits einen kleinen Hunger verspürte. Schnell huschte ihre Hand in den Beutel mit den Nüssen und Rosinen. Ohne große Überlegung suchte die Hand eine kleine Menge an Nüssen mitsamt Rosinen zusammen, um sie mit eleganten Bewegung in den Mund zu führen. Jedoch hatte sie ihre Blickrichtung nicht geändert, so dass die Gruppe sie deutlich beobachten konnte, wie sie die etwas zu harten Nüsse kaute. Die Kaubewegungen durchbrachen die Worte des Caesar, der nun sprach und schlagartig wieder die Aufmerksamkeit der jungen Claudia genoss. Kauend, zufrieden, begann sie ihren Kopf wieder zum Spektakel zu drehen, insbesondere der zentralen Kaiserloge. Es bedurfte keiner weiteren Worte, da sie ihre Grußpflicht erfüllt hatte und nicht wirklich Interesse daran hatte, nun ihre Aufmerksamkeit zu teilen. Zumal wirklich bald etwas Spannendes passieren würde! "Die Rede war inordnung," murmelte sie halblaut, während sie wieder mit der Zunge einen ungünstigen Rest Nuss aus einem Zahnzwischenraum erretten musste. Macer machte ein Kompliment, was sie nebenbei aufnahm, kurz auflachte und sich dann wieder herum wandte: "Mit Augen zu werfen ist eine ungesunde Angelegenheit. Ich hoffe, dass sie heute nicht mit Augen auf uns werfen." Ein sehr schlechter Scherz, der römischen Zement gleich, dickflüssig daherkam und schließlich schwer abstürzte. Scheinbar mochte sie diesen Witz, auch im Anbetracht des baldigen Blutes in der Arena.

    Pah! Ihr Bruder versuchte sie tatsächlich so einfach zu treffen? Silana musste breit grinsen und dabei hoben sich ihre Wangen. Mit einer eleganten Bewegung ließ sie sich wieder neben ihrer Schwester nieder, um eine breite Front gegen ihn zu eröffnen. Sassia hatte ihr immer geholfen, wenn es darum ging, Sabinus etwas mehr Standhaftigkeit beizubringen oder auch nur etwas Darstellung abzuverlangen, denn man konnte einen Auftritt auch erlernen. Wenn bereits eine Frau sein Gemüt zerstören konnte, wie sollte er dann in der Politik bestehen? Silana grauste es davor, dass ihr Bruder tatsächlich Politiker werden wollte. Wie sollte das denn gelingen? Mit Rhetorik, die einer Opiumstange gleichkam, die man sich zur Belustigung und zum Einschlafen einverleibte? Silana war nicht ganz klar, was Sabinus vom Leben erwartete aber mit diesem Versuch scheiterte er gänzlich bei ihr. Sabinus hatte, wie immer, noch viel zu lernen. Diese Unterstellung traf sie einfach nicht, denn die Nachbarsjungen waren immer eloquenter und spannender gewesen als Sabinus, der eher das Charisma eines Granitklotzes in einem Tempel gehabt hatte; in den sie leider oft genug geschleppt wurde. Sollte sie ihm erneut frech antworten? Besser nicht, dachte sie sich, da Sabinus schnell die Flucht antrat und schlicht andere Themen anbrachte, um der eigenen Peinlichkeit zu entkommen. Er war kein guter Gegner, wenn auch gelegentlich etwas Spaß in ihren Gesprächen zu finden war. "Er meint mich," erklärte sie schließlich, als ihr geliebter Opa nicht verstand, welche Windböen gemeint waren. Sein Zwinkern zu ihr, hatte der jungen Frau den letzten Beweis geliefert, dass sie als Wind beschrieben worden war. Eine treffende Beschreibung, so fand sie selbst, so dass sie nichts dagegen sagen wollte und so beließ sie es dabei, während ihr breites Grinsen dennoch etwas an Intensität verlor. Kurz funkelte sie verspielt frech zu Sabinus und zwinkerte ihm zurück. Jetzt, in entspannter Position, konnte sie auch den von Cara gebrachten Wein genießen. Dessen Becher umschlang sie mit ihren filigranen Fingern und trank dann etwas zu übereifrig einen Schluck daraus. Er war sehr dünn, fast nur Wasser, wie sie feststellen musste. Ahnte Cara mal wieder, dass sie gerne zu viel trank und dann noch übereifriger im Umgang wurde? Silana rollte einmal mit den Augen, als ihr dieser Gedanke kam. Ja, man enthielt ihr gewisse Dinge vor, denn man ging davon aus, dass sie selbst nicht immer Herrin ihrer eigenen Handlungen war. Doch dabei wusste sie sehr wohl, was sie tat. Der Wein war immer nur eine gute Entschuldigung für freche Sprüche oder vermeintlich komische Verhaltensweisen gewesen. Er war ein gutes Fluchtmittel gewesen, doch dabei war sie in Wahrheit niemals wirklich betrunken gewesen. Sie tat nur so. Aber das musste ja keiner wissen.

    Silana wusste nicht, dass Menecrates einst ungelenk und unbeholfen als Vater agiert hatte. Wie sollte sie es auch wissen? Doch ahnte sie dank gesunder Menschenkenntnis, dass dieses Verhalten sicherlich im Bereich des Möglichen lag, denn sie kannte die Sitten und Gebräuche. Väter mussten hart agieren, damit ihre Kinder ihrem Stand gerecht, gedeihen konnten. Großväter waren oft weicher und nach römischer Sitte war ihre Milde sogar erwünscht, da sie die Familie mit Gnade zusammenhalten sollten. Gnade, ein eigentlich fremdes Konzept in der römischen Familie, wurde maßgeblich durch die Großväter praktiziert, um der Familie auch eine Heimat zu bieten. Wo Väter oft Disziplin forderten, forderten Großväter durch ihre Milde zur Einheit auf. Silana genoss die Herzenswärme ihres Opas mit aller Hingabe, die sie zeigen konnte und dürfte. Inzwischen wurde von einer Frau ihres Alters eine gewisse Mäßigung erwartet, auch wenn man ihr als Frau mehr Emotionen und folglich auch mehr Emotionalität zugestand, als zum Beispiel Sabinus. Männer sollten mit Ratio agieren. Frauen sollten zwar nicht Wildlingen gleich allein ihre Emotionen pflegen aber dürften ihren Verwandten Wärme und Gefühle zeigen, sofern diese nicht den gebräuchlichen Sitten widersprachen. So war es unüblich, außerhalb der Familie, fremde Männer zu umarmen. Das war nur niederen Ständen vorbehalten. Doch innerhalb der Familie ließ sich Silana keine Grenzen setzen. Wozu auch? Ihr geliebter Großvater ließ Platz für diese Wärme und Nähe. "Ja," antwortete die junge Frau, die gerade ihrem goldenen Teenager-Alter entkommen war, als Menecrates sie aufforderte, wieder Platz zu nehmen. Die fast sanfte Bewegung, indem er über ihre Unterarme strich, zeigte der jungen Patrizierin, dass er wirklich guter Laune war und sich über seine Familie freute. Für einen Römer, der die Sitten und Gebräuche schätzte; und auch außerhalb dieser Erziehung, war die Familie ein wichtiger Bezugspunkt. Außerhalb der Familie waren Gefahren aber innerhalb der Familie lag Leben und ein Schutz. Menecrates strahlte diese Wärme aus, die ein römischer Mann oft seiner Familie zeigte, wenn er konnte und es die Sitten erlaubten. Ein Vater sollte zur Strenge mahnen, doch auch dieser zeigte im Kreise der Familie oft auch Liebe. Zwar heiratete man aus politischer Ambition oder klarem Dynastiegedanken aber dennoch war die Liebe möglich und wuchs sogar mit der Zeit. Menecrates hatte tatsächlich diese Liebe zu seiner Familie gefunden. Schließlich fand sein Arm auf ihrer Schulter einen Hort und so gingen sie gemeinsam, eben wie Großpapa und Enkelin, zu weiteren Enkelin. Es war ein klares Zeichen der Fürsorge und jeder Außenstehende verstand, was dieser Claudius unbewusst oder auch bewusst, ausdrückte. Silana strahlte zufrieden, gar völlig vogelfrei, denn hier gab es derzeit keine Grenzen oder Mauern, die ihren ungebändigten Geist bezwingen wollten. Doch noch legte sich die jüngere Schwester nicht neben Sassia ab, verweilte mit ihrem Großvater vor Sassia, da sie seinen Arm, der schützend auf ihrer Schulter lag, wert schätzte. Dieses Gefühl von Fürsorge und Heimat hatte sie vermisst. Deswegen war sie hier, aus keinem anderen Grund. Es war das urrömische Gefühl des Heimwehs; der offenen Verbundenheit zur Familie und der Heimat. "Ja, alle da," formulierte Silana etwas deplatziert und achtete auch nicht auf eine feine Wortwahl, sondern plapperte einfach darauf los. Ah! Cara, mit ihr wollte sie ja eigentlich auch noch reden. Silana blickte mit einem Augenzwinkern zu ihr, um ihr zu signalisieren, dass sie auch gerne etwas Trinken würde. Mit den Lippen formte sie tonlos das Wort "Wein", um Cara dann auch mit der anderen Hand deutlich anzuzeigen, dass sie auch etwas Wein wollte. Die freie Hand trudelte dabei etwas umher und der Armreif aus Silber schlug gegen den Armreif aus Gold, so dass ein dumpf klirrendes Geräusch entstand, welches kurz einriss. Schnell ließ sie den Arm fallen und die Armreifen, kunstvoll geschmiedet, verharrten wieder ruhig. Sie lächelte vorsichtig und blickte dann zwischen Sassia, Sabinus und Menecrates hin sowie her.

    Silana, wie immer etwas verpeilt und überfordert mit den gesamten Eindrücken, stapfte - wie an einer unsichtbaren Leine gezogen - hinter ihrer Schwester her. Ja, sie hatte sich vorhin in der Menge verloren und war erst durch Sassia wieder aufgefunden worden aber hey! - immerhin hatte sie sich nicht ganz verlaufen. Silana, selbstbewusst, wie sie war, mümmelte ein paar Nüsse und Rosinen, die sie in einer Art Beutel aus Leinen vor sich her trug. Immer wieder fuhr ihre Hand hinein, um den wertvollen Snack in ihren Mund zu schieben. Dieses Bild störte etwas den Kontrast zu ihrer Erscheinung, die gewohnt hübsch war. Ihr seidenes Kleid und die gemachten Haaren bissen sich mit den kruden Kaubewegungen, die dank der alten Nüsse etwas kräftig ausfielen. Immer wieder knackte es aus ihrem Mund als sie eine Steinnuss zerbiss. "Ich hätte doch nur Rosinen kaufen sollen," meinte sie, nachdem sie mit ihrer Zunge einen kantigen Rest Nuss aus ihrer Backe befreite. Ihre Schwester berichtete ihr von den Reden, die sie verpasst hatte aber dieses politische Geschwafel hatte Silana ohnehin wenig interessiert. Es war auch nur Geschwafel gewesen; Reden ohne wirklichen Inhalt, ohne wirkliches Herz und Gewicht. Wenn Silana eine gute Rede hören wollen würde, würde sie eine Gerichtsverhandlung aufsuchen oder sich heimlich zum Philosophenkreis schleichen. Dass ihre Schwester insbesondere für die Rede von ihrem Schwarm schwärmte, war nicht verwunderlich für Silana. In den letzten Tagen hatte sie zu oft von Flavius Scato berichtet. Was war an diesem Typen so toll? Silana dachte schnell nach, versuchte sich an etwas Tratsch zu erinnern aber schloss dann mit dem Gedanken ab, dass Scato ihr noch zu unbekannt war, um sich ein Urteil zu erlauben. Man erreichte einen guten Platz, auf der erhobenen Seite; jenem Bereich für Patrizier und Senatoren. Silana spürte den Schubser, konnte aber nicht sofort einordnen, warum sie diesen gerade erhalten hatte. "Ey," machte sie und bemerkte dann, dass die Flavier in der Nähe waren. "Oh," folgte dann, so dass sie freundlich mit einem übertriebenen Begrüßungslächeln den Flaviern ihren Gruß übermittelte. Dabei fiel ihr dieser Scato auf, wenn er es denn war und sein dicklicher Verwandter. War dieser dicke Mann, sofern Mann, da seine Gesichtszüge nicht verrieten, ob er schon im Mannesalter war oder noch in der Jugend verharrte, überhaupt ein Flavius? Er war in gewisserweise interessant, so dass Silana sich bemüßigt sah, sich leicht zu ihrer Schwester Sassia zu neigen. Dezent flüsterte sie in ihr Ohr: "Der Mann neben dem dicken Bengel ist doch Scato, oder? Und der dicke Mann ist sein Verwandter, auch ein Flavius?" Jetzt war sie neugierig, doch dann fiel aus ihrer Schwester Mund mit einer gewissen Begeisterung ein Satz, der auch sie selbst ablenkte. Schließlich folgte wieder ein Stubser. "Die Augusta?" Suchend huschten ihre Augen umher. Wo? Was? Wie? Dann beruhigte sich ihr stürmisches Angesicht wieder, während sie sich selbst setzte, denn es hatte etwas gedauert, die Palla zu richten, bevor man sich setzen konnte. Auch der Beutel mit den Schnacks wollte wohl verwahrt werden. "Ich bin gespannt," meinte Silana, die den Beutel mit den Nüssen und Rosinen geschickt zwischen den beiden Schwestern positionierte, damit beide gleichermaßen zugreifen konnten; Mit dem Kopf leicht zu ihrer Schwester gewandt, die sie gerade angeflüstert hatte, wartete sie auf weitere Gesprächsfetzen. Silana grinste breit, denn Gladiatoren galten gemeinhin als brauchbare Exemplare und asthetische Wunderwerke. Ihre Augen waren gespannt und die Vorfreude wuchs an, so dass sie den Blick wieder löste und markant in die Arena starrte. Nun waren auch die beiden Flavier vergessen. Vorerst.

    Doch bevor sie eine Antwort von Sabinus und Sassia erhalten konnte, trat ihr geliebter Großvater auf. Zumindest war er das für sie immer gewesen. Er hatte diesen Charme, diese Ausstrahlung, die eigentlich nur fürsorgliche alte Menschen hatten. Eben das Großväterliche, was sie auch auf ihren Reisen vermisst hatte. Menecrates war ein guter Lebensanker und Vorbild, wenn auch nur in bestimmten Dingen. Mutig sprang Silana erneut auf, wobei wiedermals ihre Haare wild herumrissen und einem Schwarm aus schwarzbrauner Farbe im Zug ihrer Bewegung kreisten. Seine offene Hlatung mit geöffneten Armen wurde sofort genutzt, so dass die junge Frau in seine Arme fiel und ihre zarten Arme um ihn schloss. "Herius," sagte sie mit liebevoll erhobener Stimme, während sie, deutlich kleiner als er, zu ihm hinauf schaute. "Großpapa," sagte sie mit einem vertrauten Lächeln, während der Moment ganz den beiden gehörte. Jetzt waren die Antworten von Sassia und Sabinus auch nicht mehr so wichtig. Opa Herius war gefragt!

    "Ich bleibe jetzt erstmal, Brüderchen," klärte Silana ihren Sabinus über den aktuellen Zustand ihres Aufenthaltes auf. "So schnell werdet ihr mich nicht mehr los," schob sie nach und lachte dann kichernd auf. Ihr war klar, dass ihr Bruder sie gerne fernab von sich gesehen hätte, denn sie galt in seinen Augen als schwierig. "Mutter meinte ohnehin, dass ich eine Weile bleiben kann und es an der Zeit wäre, dass ich einen passenden Mann finde. Rom ist hierzu doch geeignet, nicht wahr?" Gespielt blickte sie sich umher, machte eine schweifende Handgeste und nickte dann Sabinus zu, der bereits seinen Platz eingenommen hatte. "Oh," machte sie, als Sabinus erklärte, dass er noch nicht soweit gekommen war und Sassia das Gespräch mit einer Frage weiter führte. "Jetzt bin ich neugierig," sagte sie und zwinkerte Sabinus vielsagend zu und dieses freche, fast zynische, Lächeln verweilte noch immer in ihrem Gesicht. Sabinus war leider etwas lethargisch veranlagt und früher hatte sie ihn oft überreden müssen, überhaupt in etwas aktiv zu werden. Waren es Spiele, war Silana oft der Beginn und waren es Texte, hat sie ihm oft die Texte vor die Nase gelegt. Es war nicht einfach mit Silana aber man konnte ihr nicht absprechen, dass sie durchaus ein aktives Leben führte. "Die Augusta? Und der Augustus? Ich denke, dass du sie mit deiner wunderbaren Rhetorik eingeschläfert hast...," scherzte sie bitter, biss sich dann auf die Lippe, um sich selbst zu bremsen, denn sie wollte ihren Bruder ja nicht unnötig beleidigen. "Sassia, du weißt ja noch, wie er damals Rhetorik geübt hat und wir beide eingeschlafen sind?" - erinnerte sie sich offen und feixte dann, während sie ihre Schwester anblickte.

    "Ja, Suppe mit Grünzeug," antwortete sie etwas lauter und lachte dann auf. "Mit viel Grünzeug," betonte sie und blickte dann in Richtung des Eingangs, aus der gerade ihr geliebter Bruder hereinkam. Hektsich rollte sich die recht agile Silana von der Kline, ließ ihre Schwester noch für einen Moment allein auf dem Möbel zurück, um ihren Bruder stürmisch zu umarmen. Zeitgleich begrüßte ihn auch Sassia mit galanten Worten. Es war zwar nicht wirklich standesgemäß, so offen und wild seine Gefühle zu zeigen aber im privaten Rahmen kümmerte Silana dies wenig. Ihre langen aber dennoch grazilen Arme schlossen sich um den Oberkörper ihres Bruders Sabinus, dabei sprang sie leicht auf und ab. Dann ließ sie wieder von ihm ab, um sich wieder zu ihrer Schwester zu begeben. Kurz musste die junge Frau Luft holen, da sie doch etwas schnell agiert hatte. Schließlich legte sie sich wieder neben ihrer Schwester auf der Kline ab, um seitlich auf ihren Arm gestützt zu ihm zu blicken. "Ja, ich bin wieder da," brabbelte sie fast unartikuliert daher und deutete auf eine Kline neben der Kline der beiden Schwestern, so dass sich die kleine Familie gut anblicken konnte. Sassia, konnte an Silanas Kopf vorbei blicken, da die jüngere Schwester eine Handbreit versetzt lag. "Aulus, Aulus," wiederholte sie zwei mal seinen Namen mit einem breiten Grinsen, welches vor Lebenslust und Glück nur so überschwappte. Es spiegelte auch ein gewisser Wahnsinn hinein, den Silana nicht verbergen konnte. Sie war einfach überglücklich, da sie Sassia und Sabinus wirklich vermisst hatte. Ihre Mutter mochte zwar vorbildlich sein aber die Gespräche mit ihr waren auf lange Sicht sehr ermüdend. Sabinus konnte man gut ärgern (indem man ihm schlicht widersprach) und Sassia war die beste Schwester der Welt, so dachte zumindest Silana. Mit ihren großen Augen, dem Haar nach Hinten geworfen, so dass es die stützende Hand des Schädels verbarg; lag wohl nun der Blick der beiden Schwestern auf dem Bruder, welcher sich bereits einen Segen erbeten hatte, um diese Begegnung ohne einen Schaden an seinen Nerven zu überleben. Silana machte es ihm bereits schwer, da sie wieder dieses freche Funkeln in den Augen hatte. "Ach'," machte sie und spitzte für einen Atemzug die Lippen nachdenklich. "Meine Abenteuer sind doch sicherlich nichts im Vergleich zu den Abenteuern, die unser Aulus hier in Rom erlebt hat. Er war doch immer unser großer Feldherr und Politiker," begann die übliche Neckerei der kleinen Schwester gegenüber ihrem Bruder, so als ob sie niemals weg gewesen wäre. "Haben sich seine Träume eigentlich verwirklicht? Der Briefverkehr auf den Wegen fernab war furchtbar bis unmöglich und ich konnte kaum schreiben," wollte sie wissen, während sie ihm mit einem Auge zu zwinkerte aber in Teilen zu Sassia sprach. Das verbale Katapult Silana schoss seinen ersten Stein, welcher dennoch mit einem großen Herzen markiert war, in Richtung ihres Bruders.

    Silana musste erstmal Luft holen. Viel Luft, da sie völlig aufgeregt war. "Ja," meinte sie als Antwort darauf, dass ihre Schwester auch etwas zu berichten hatte. Es war kein freches oder unbequemes Ja, sondern licht eine freundliche Feststellung, dass sie es als gute Schwester zur Kenntniss genommen hatte und gleich genug Redezeit an die geliebte Schwester Sassia abtreten würde. Die missbilligende Standpauke ihrer größeren Schwester nahm Silana murrend hin, doch lächelte sofort wieder, so dass das fast geräuschlose Murren fast schon unpassend wirkte. Es war auch nicht wirklich ernst gemeint, denn Silana verstand sehr wohl, was Sassia ihr vermitteln wollte. "Ich bewundere ja auch nur," sagte sie mit einem breiten Grinsen und nickte ihrer Schwester zu. "Bis der passende Mann auftaucht, ist ja noch Zeit und bewundern kann ich ja immer," erklärte sie frech und verschränkte übertrieben die Arme vor ihrem Oberkörper. Dann lachte sie einmal auf, was etwas befremdlich wirkte, da sie sich garnicht zu beruhigen schien. "Mal sehen, ob der alte Herr bald einen Mann präsentiert. Ich hoffe zumindest, dass es nicht so eine Hohlbirne ist, wie der letzte Mann, den er mir präsentiert hat. Zum Glück ist dieser Narr in irgendeinen dubiosen Feldzug gezogen und war nicht mehr gesehen," erklärte sie mit einem neckischen Unterton, schloss verspielt die Augen, drehte sich einmal um die eigene Achse und blieb dann wieder kerzengerade vor Sassia stehen. Ja, sie hatte gute Laune; sehr gute Laune sogar, dass sie ein wenig die Kontrolle über sich verlor. Es war ihre hektische Wesensart und man konnte nun verstehen, warum ihr Spitzname Windgeist war. "Er war wirklich furchtbar. Wie hieß er noch mal? Tiberius... Irgendwas," meinte sie dann und machte dann ein merkwürdiges Geräusch, was einem "Nääee" nicht unähnlich war. "Egal," sagte sie dann und setzte ihre Erzählung mit neuen Gedanken fort, die ihre Schwester durch ihre Frage angefordert hatte. "Ich habe einen Kuchen gegessen, der mit einer seltsamen Traube gefüllt war. Ich weiß nicht, wie sie heißt aber sie war lecker!" Mit einer Hand illustrierte sie eine Essgeste, während sie ihren Kopf nach Hinten warf und dann den Mund schloss, um ihre Geste auch mit Mimikspiel zu unterstreichen. Dann blickte sie wieder zu Sassia herab und lächelte wieder breit, jedoch ohne das schelmische Grinsen. Ihre Haare waren nun sehr zerzaust durch die ganzen hektischen Bewegungen aber fielen sehr schnell wieder ihn gewohnte Bahnen, da sie auch wieder mit ihren Händen nachhalf. Mit nicht ganz so hektischen Bewegungen fuhr sie ihre Mähne entlang. "Oder diese komische Suppe mit einem Grünzeug drin, welches fast süß geschmeckt hat. Oh! Bona Dea, mein Namensgedächtnis," wollte sie sich erinnern aber es misslang aber sie kannte den Geschmack noch, konnte ihn aber nur wenig vermitteln, so dass sie Sassia schlicht eine Antwort schuldig blieb. "Zu Sehen? Neben hohen Bergen? Seltsamen Bäumen? Oder auch seltsamen Kulturen?" - trat sie näher an die Kline von Sassia heran und wollte sich dazu setzen, da wohl für beide Frauen auf der Kline Platz war. Oft hatten sie früher zusammen auf einer Kline gelegen, die Welt verflucht oder stundenlang gelästert. Silana nahm ungefragt Platz und legte sich neben sie, um wie einst gemeinsam in Gedanken zu schwelgen. Man blickte sich an und Silana kam etwas zur Ruhe, was vielleicht auch nur der liegenden Position geschuldet war. "Wähle ein Thema, Schwesterchen," meinte sie mit einem erneuten Grinsen, wobei ihre Augen liebevoll funkelten.

    Silana war unbedarft, wie sie war, einfach ins Tablinum gewankt und hatte dabei versucht den Weinfleck mit dem Wasser aus dem gereichten Handwaschbecken zu entfernen. Ihr war es ein wenig peinlich, dass sie damit so sichtbar geziert wurde. Auch hatte sie Cara scheinbar so verwirrt, dass sie einfach entschwunden war. Mit vollen Händen tauchte sie nun ihre Hände ins Rosenwasser, um erneut mit dem Daumen an der Seide herum zu fummeln. Es gelang nicht und der Fleck wuchs mit jedem Tropfen Wasser; jedoch verlor er an Farbintensität. Silana grummelte, machte dann aber ein fiependes Geräusch, was bei ihr soviel, wie "egal" hieß und suchte sich eine Ecke des Raumes, wo sie warten konnte. Doch bevor sie sich entscheiden konnte, war bereits Sassia eingetroffen. Ihre geliebte Schwester stürmte auf sie zu, was sie erwiederte und ebenfalls in ihre Richtung stürmte, als man sich erblickte. Silana und Sassia fielen sich in die Arme, wobei die fliegende Haarmähnen der jungen Frauen sich beinahe ineinander verknoteten. Silana lachte freundlich auf, als sie mit geübter Atembewegung ihre Haare aus dem Gesicht prustete. "Sassia," sagte sie nun etwas leiser mit freundlichem und glücklichem Unterton. "Ich freue mich...," bevor sie den Satz beenden konnte, wurde sie bereits von ihrer übereifrigen Schwester zu einer der Klinen gezogen. Sassia legte sich ab, was Silana jedoch nicht tat, da sie viel zu aufgeregt war. Silana ließ die Hand ihrer Schwester los, betrachtete diese mit einem breiten Grinsen, während sie dann auf den Fleck auf ihrem Bauch herabblickte. "Bitte ignoriere den Fleck," meinte sie mit frecher Stimme und deutete dann auf den roten Punkt, der sich dezent ausbreitete. Beide Frauen schossen mit Sätzen um sich und begannen viel Kommunikation in wenigen Atemzügen unterzubringen. Es war zwischen beiden immer so, dass beide immer redeten und nicht wirklich ein Kommunikationsschema erkennbar war. Doch beide verstanden sich immer. Sogar mehr als manche, die geordneter redeten. "Ich habe euch auch vermisst, sehr sogar," begann sie dann, während sie nervös, wie sie war, immer wieder vor Sassia auf und ab ging. "Ich habe so viel gesehen! So viel merkwürdige und tolle Dinge! Die Welt ist verrückt, wunderbar und auch manchmal krude," sortierte sich die junge Frau ein wenig, wobei sie hektisch mit ihrer Hand durch ihre Haare fuhr, um etwas in ihren Händen zu halten. "Rom ist überwältigend? Ja, das glaube ich dir. Rom war schon immer etwas Besonderes und eigentlich wollte ich auch immer hierher aber die Welt ist so groß!" Die Sätzen fielen ungeordnet aber betont aus ihrem Mund. Sassia würde sie schon verstehen. "Meine Reise war sehr aufregend aber das beste waren die verschiedenen Speisen und die verschiedenen Leute," begann sie erneut nach einem langem Atemzug und lächelte ihrer Schwester dann vielsagend entgegen, als sie kurz stehen blieb. "Männer, wunderbare Männer, wie Halbgötter habe ich sie aus einem Meer steigen sehen. Es waren zwar nur Fischer aber...," meinte sie, bevor sich ihre Wangen erröteten und sie naiv grinste. Es tat einfach gut wieder mit einer geliebten Person zu reden.

    Ein vertrautes Gesicht! Es war Cara, die geliebte Sklavin, die Silana eigentlich seit "immer" kannte. Die junge Claudia konnte ihre strahlende Freude nicht verbergen, so denn sie der Sklavin auch ihre freie Wortwahl verzieh. "Es ist schön, dich zu sehen," meinte Silana frech, stieß sich von der Wand ab und verzog dann gespielt das Gesicht. "Diese Reisen waren auch mal ...," wollte sie einen Satz beginnen, als sie an Cara vorbei trat. "... schöner," schloss den Satz dann im Inneren ab, wartete aber noch einen Moment, bis die aufrichtige Sklavin die Tür geschlossen hatte. "Kannst du Sassia suchen oder Sabinus? Mich ankündigen, du weißt schon...," stammelte sie verwirrt ein paar Satzbrocken zusammen, während sie das Kleid richtete, indem sie den verrutschten Seidenstoff glatt strich. Es war wirklich wunderbar, wieder in Rom zu sein und vorallem freute sie sich auf ihre kleine Familie. Denn, trotz ihrer Sehnsucht nach Erkundung und Fernweh, war sie doch mehr auf ihre Familie, insbesondere Sassia und Sabinus, angewiesen. Manchmal hatte sie sich auf der Reise einsam gefühlt, trotz der Sklaven und Söldner, die sie begleitet hatten. Es war halt etwas anderes mit echten Menschen zu reden, als nur Sklaven oder murrigen Söldnern. Nicht, dass sie Cara abwertete und fast war Cara für sie auch eine gute Freundin, wäre da nicht dieses Hindernis ihres Status. Eine Sklavin konnte Reden, vielerlei Dinge tun aber war immer begrenzt durch die natürlichen Grenzen dieses Staates. Manches konnte Silana von Cara einfach nicht erwarten, so dass Sassia oder Sabinus herhalten mussten. Es ging hierbei schlicht um freche Diskussionen, böse Witze oder schlicht römische Standesgedünkel. Wenn sie es recht bedachte, konnte sie böse Witze auch Cara erzählen und was sie auch so gleich tat: "Auf meiner Reise sah ich, wie sich zwei Bogenschützen trafen und nur einer lachte." Silana schmunzelte über diesen schlechten Witz und wollte damit ein wenig die Stimmung auflockern, da Cara doch etwas aufgerieben wirkte. In ihrem Gesicht stand etwas Schrecken, was Silana inne halten ließ. "Egal," meinte sie dann und deutete in Richtung Korridor. "Tablinum? Soll ich dort warten?" - wollte sich die hektische Frau vergewissern, damit sie sich nicht unnötig auf den Weg machte und dann sinnlos Zeit in einem Raum vertrödelte, den Sassia oder Sabinus nicht aufsuchen würden. "Und ehm... kannst du unserem Großpapa sagen, dass ich wieder da bin?" Es fiel ihr spontan ein, dass auch dieser hier noch lebte und sicherlich informiert werden wollte. Ihr wirrer Geist brauchte etwas die sprunghaften Gedanken zu sortieren, so dass sie schließlich freundlich lächelnd auf eine Regung von der Sklavin wartete.

    Was eine furchtbare Reise! Silana schimpfte innerlich, als die Sklaven ihre Sänfte unsanft über den Boden bewegten. Nicht, dass sie ihnen die Schuld gab aber die lange Reise auf den Wegen und Straßen des Imperiums war ihrer Laune wenig gut bekommen. Immerhin hatte sie etwas von der Welt gesehen und konnte jetzt endlich vor ihrer Schwester damit angeben! Dennoch blieb dieser schmerzende Rücken. Der verdammte Reisewagen hatte ihr diese Schmerzen zugefügt. Zum Glück konnte sie diesen außerhalb von Rom zurücklassen und auf die mit Kissen überladene Sänfte umsteigen. Das seidene Kleid in dezent gelber Farbe trug einen Weinenfleck direkt auf Bauchhöhe, da sie während der Reise einen Versuch unternommen hatte, zu trinken. Doch dieser Versuch war kläglich gescheitert. Nicht nur, dass sie tollpatschig war, sondern auch ein fehlender Stein in der Straße, in den die Sklaven getreten waren, hatte ihr diesen Schlamassel beschert. Silana war froh als sie durch den mit Tüchern verhängten Spalt, den sie mit der Hand öffnete, die Stadtvilla ihrer Familie erblicken konnte. "Nie wieder Urlaub ohne meine Liebsten," sagte sie halblaut und blickte zum Sklaven, der neben ihrer Sänfte lief. Dieser lächelte sie an, da er verantwortlich dafür war, dass sie überhaupt Wein in der Sänfte zur Verfügung hatte. Noch immer trug er die Karaffe und den Tonbecher in seinen Händen, ohne diesen an die Tragesklaven mit dem Gepäck zurück zu reichen. Sie hatte beachtlich Gepäck dabei, vorallem Geschenke für Sassia und Sabinus. Schließlich erreichte man die Porta, zwei Sklaven klopften rythmisch an, während eine Sklavin, der nun wieder munteren Silana aus dem eleganten Gefährt halfen. Mit einem uneleganten Sprung, gestützt von zwei Händen, landete sie auf dem Boden der Realität. Schnell blickte sie sich um, wobei ihre Haare herumwedelten und sie sich fast an einer Haarsträhne verschluckte. "Hmmm," brummte sie böse, als ihre eigenen Hände dem Gewusel auf ihrem Kopf Abhilfe verschaffen mussten. Hektisch sortierte sie ihre eigentlich gut gestaltete Frisur und trat zu den Sklaven am Portal, die ihre Köpfe leicht neigten, um ihre Herrin nicht direkt anzublicken. "Danke," sagte sie und klopfte dann zur Sicherheit noch einmal selbst. Sie wollte jetzt hinein und ein frisches Bad nehmen. Ihr Rücken verlangte dies nun doch und leicht gekrümmt stützte sie sich am Mauerwerk daneben ab. "Ich bin doch keine alte Frau," scherzte sie zu den Sklaven, die nicht antworteten aber sich ihren Teil dachten, da Silana die ganze Reise hinüber seltsame Kommentare abgegeben hatte. Sie war ein Windgeist, der schlicht heulte und spukte aber niemals wirklich am Ort ankam. Ein Teil des Gefolges hatte sich bereits ohne Anweisung zum Seiteneingang begeben, um stillschweigend ihren eigenen Bedürfnissen nachzugehen. Die meisten hatten schlicht Hunger und es war Brauch, dass die reisenden oder zurückkehrenden Sklaven einer Familie direkt von den anderen Sklaven des Hauses versorgt wurden, damit sie bald wieder brauchbar für neue Aktivitäten waren. Silana seufzte und hoffte, dass sich bald jemand ihrer erbarmen würde. Innerlich ging sie bereits durch, welche Dinge sie Sassia oder Sabinus erzählen würde. Es war anzunehmen, dass sie, wie gehabt, übertrieb und die Geschichten weit ausschmückte.