Natürlich war sie höflich mit ins Atrium gekommen. Silana hatte die Gespräche zurückhaltend verfolgt und war überrascht, wie herzlos ihr Großvater doch agierte und dies vor dem Kaiser. Die kleine Sisenna litt offenbar darunter und auch Silana war enttäuscht. Die junge Claudia trat nah an ihren Großvater heran und beugte sich sanft in seine Richtung, damit sie ihm direkt ins Ohr sprechen konnte: "Ich werde mich um Sisenna kümmern und sie überzeugen, doch mit uns zu kommen." Sie nickte dem Kaiserpaar entschuldigend zu und entfernte sich dann wortlos, um die kleine Sisenna zu suchen. Denn ihr war nun das Glück des Kindes wichtiger, als vermeintlich wichtige Politik. Hier ging es um wahre Werte, wie Familie und Mitgefühl. Im Gehen warf sie Sassia noch einen vielsagenden Blick zu, indem sie mit den Augen rollte.
Beiträge von Claudia Silana
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Original von Aurelia Lentidia
[...]Weiter konnte Aurelia aber gar nicht mehr überlegen, wie aus dem nichts befand sie sich mit in einem Chaos. Panik war ausgebrochen, Menschen schrieen, das Schauspiel auf dem Grund der Arena stoppte. Irritiert schaute sie die Ränge entlang, sie verstand nicht, was da vor sich ging. Silana riss sie aus ihren Gedanken und zog sie am Arm von ihrem Platz hoch. Sie schaute in die Augen ihrer neuen Bekanntschaft und bemerkte auch ihre Unsicherheit und ja, sogar Besorgtheit. Lentidia bekam allmählich Angst, so eine Situation kannte sie nicht, war sie doch immer wohl behütet und umsorgt gewesen. Dass es sich um einen Sklavenaufstand handelte, wusste sie nicht, dafür war sie viel zu sehr mit sich beschäftigt, als dass ihr das Graffiti aufgefallen wäre - verstanden hätte sie das sowieso nicht wirklich. Silana suchte unterdessen ihren Großvater und ließ sich von zwei claudischen Sklaven zu ihm bringen, Lentidia hatte sie immer noch im Griff, weshalb sie der Claudia einfach folgte. Auf ihre Frage hin brachte sie nur ein "Ja... Ja!" heraus, um dann noch ein besorgtes "Ich habe Angst, Silana..." anzufügen. Sie gab nie Schwäche zu, niemals! Und doch tat sie es hier und jetzt. Wieso? Das lag doch klar auf der Hand... wie schon gesagt, kannte sie solche Situationen gar nicht, es war vollkommen neu für sie. Silana hatte ihren Großvater. Sie suchte ihn und er suchte sie. Sie kümmerten sich umeinander. Wen hatte Lentidia? Niemanden! Schon seit dem ersten Tag in Rom vor ihrer Auszeit auf dem Land fühlte sie sich hier nicht wirklich aufgehoben. Die Aurelia ließen sie einfach ihr Ding machen, jeder hatte genug mit sich zu tun - was ja eigentlich kein Problem für sie war, konnte sie sich doch sehr gut selbst beschäftigen, wenn man ihr die Mittel zur Verfügung stellte. Doch hier und jetzt in dieser Situation merkte sie, wie ihr etwas fehlte. Sie spürte eine größere Nähe in diesem Moment zu Silana und ihrem Großvater, was natürlich völlig merkwürdig war, kannte sie beide doch gar nicht wirklich.
Auf dem Weg zum Ausgang hielt Silana noch kurz an. Sie hatte die junge Frau erblickt, über die sie sich noch brüskiert und Lentidia sich lustig gemacht hatte. Sie war gestürzt und hatte Schwierigkeiten in der erdrückenden Menschenmasse aufzustehen. Silana versuchte ihr zu helfen, wie großherzig von ihr! Lentidia verstand in diesem Moment aber gar nichts, ihr Blick war angsterfüllt und starr. Sie ließ sich einfach mitziehen. Dass die junge Claudia die junge Frau nicht bewegen konnte, mit ihnen zu kommen, realisierte sie daher auch nicht. Wann kamen sie endlich hier weg!?
Wie ein fremder Tanz wirkte das Treiben und die Panik der Menschen, welche die teilgeschützte Position von Silana umspielte. Dieser Tanz trennte sie schnell von der armen Frau, welche eine Silana mit einsamen Blick zurückließ. Sie konnte nicht mehr helfen, denn es war zu spät, da die Menschenmassen ihr eigenes Heil suchten und nicht gezielt agierten. Traurig ließ Silana ihren Arm sinken und gab auf. Die Claudia machte sich Sorgen und doch musste sie nun stark sein. Sie wusste darum, dass Angst der kleine Tod war. Denn sofern man seine Aufmerksamkeit und Weitsicht verlor, würde man in dieser Lage untergehen. In fester Absicht, nicht untergehen zu wollen, blickte sie zur Aurelia, die vor wenigen Momenten zugeben hatte, Angst zu haben. Ja, auch sie selbst hatte Angst. Doch ihr störrischer Geist erlaubte keine Niederlage vor dieser Angst. Zwar wollte sie der Octavia helfen, doch die Rettung war gescheitert, so dass sie nun wieder Zeit für die besorgte Aurelia hatte. Es galt nun diejenigen zu retten, die man retten konnte. Endlich konnte sie ihr antworten, wenn auch deutlich verzögert, als angebracht. "Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin da, Großvater ist da und auch seine Liktoren," erklärte Silana aufrichtig, versuchte sogar vorsichtig zu lächeln, um der einstmalig Fremden Zuversicht zu geben. Die Liktoren leisteten gute Arbeit und hielten viel Gedränge oder panische Irre von den ehrenwerten Personen fern. Es war sogar surreal, denn so entstand in Mitten des Chaos ein Raum der Ruhe und Fürsorge, der sich dezent in Richtung Ausgang bewegen konnte. Silana bemerkte den Zustand dieser morbiden Wirklichkeit und war gar erstaunt darüber. Diese Welt war doch spannender, als sie erhofft hatte. Endlich entfalteten sich Wirkmächte, die ihre Neugierde und Interesse wirklich wecken konnten. Zudem konnte sie sich endlich beweisen und wirklich etwas bewegen, indem sie Personen half, wie Aurelia. Überzeugt, dass sie das richtige Tat, schob sie nun auch ihre Hand in die Hand der Aurelia, um ihr eine emotionale Stütze und echte Fürsorge zu bieten. Die zierliche und feingliedrige Hand umschloss die Hand der Aurelia. "Lentidia, ich bin da!" - erklärte Silana felsenfest und würde diese hilflos erscheinende Standesgenossin nicht zurücklassen. Es galt hier wirklich die alte Pflicht Roms, dass ein Römer immer einem Römer in ernster Not half. Mit schneller Bewegung rückte sie enger an Menecrates heran, dessen Hand sie immer noch fest hielt. Nun war sie wirklich an zwei Menschen gebunden oder besser gekettet, die natürlich auch ihr selbst Halt gaben. Es fühlte sich gut an, in dieser Zeit helfende Hände bei sich zu wissen. Zudem konnte sich Silana nun etwas fallen lassen und musste nicht mehr alleinig reagieren.
ZitatOriginal von Herius Claudius Menecrates
Menecrates spürte, wie sich eine schmale Hand in seine schob. Er blickte zur Seite und nickte Silana aufmunternd zu, bevor er ihre Hand fest umschloss. Die Liktoren bahnten den Weg, sie mussten nur hinterherlaufen. Im Augenwinkel gewahrte er, dass Silana jemand mitzog. Ein erneuter kurzer Blick zur Seite, während er sich mühte, den Liktoren zu folgen, ließ ihn Aurelia erkennen. Er wusste, er kannte sie von irgendwoher, aber das spielte im Moment keine Rolle. Sie gehörte zu dem Klientel, dass er zu beschützen gedachte und nicht zu irgendwelchen Angreifern.
Sie trafen auf eine Menschentraube und die Flucht kam ins Stocken. Er musste nicht nach einer freien Gasse suchen, das übernahmen andere, also vergewisserte er sich, ob alle beisammen waren."Sassia?!" Menecrates bemerkte mit Schrecken, dass er Sassia nicht auf Anhieb orten konnte. Er blickte sich suchend um. Sein letztes Bild zeigte sie umringt von Sklaven, die Scato zu ihr führte. Als wäre das Chaos nicht schon groß genug, hatte sich Silana von ihm unbemerkt wieder entfernt. Ihr Hinweis, warum war ihm entgangen. Jetzt sah er sie aufgeregt mit einer Fremden sprechen.
"Silana, wir müssen weiter!“ Ob er wollte oder nicht, Nachfolgende drängten von hinten und schoben die Gruppen um den Senator weiter. "Nicht ohne meine Enkelkinder", befahl er. In Hektik verfiel er nicht, auch verlor er nicht die Übersicht, aber vom Mob durch die Gegend schieben, ließ er sich ebenfalls nicht gefallen. Das lief seinen eigenen Plänen entgegen.
Die kräftigen Leibwächter und Liktoren stemmten sich gegen die drängende Masse. Die anderen versuchten, Sassia und Silana einen Zugang zur claudischen Gruppe zu verschaffen. Die Aurelia hing noch immer an Silans Hand. Wenigstens diese beiden wurden nicht getrennt.Sassia! Genau? Wo war ihre geliebte Schwester? Silana verlor die gefundene Hoffnung und blickte sich hektisch um, bis ihr klar wurde, dass sie sicherlich mit Scato entkommen war. Es war dieser Gedanke, der Silana erneut aufrichtete. "Sie ist bestimmt bei Flavius Scato," meinte die junge Claudia, die ihr gefundene Aurelia ein Stück mit sich zog, damit sie in der schützenden Liktorentraube blieb. Sie sprach diesen Satz mehr zu sich selbst, als zu Menecrates aber wählte ihre Worte betont ruhig, damit nicht der Anschein erweckt wurde, dass sie selbst panisch war. Doch dabei schlug auch ihr Herz inzwischen heftig, nachdem sie hier im schützenden Kreis war. Nervös holte sie Luft und biss sich angestrengt auf die Unterlippe. "Ja, wir müssen weiter," antwortete Silana dann auf den fürsorglichen Befehl ihres Großvaters und blickte besorgt zur Aurelia. "Wir packen das," meinte sie aufbauend zu Lentidia, lächelte unecht aber in ihren Augen lag echtes Mitgefühl. Silana konnte nicht mehr ganz ihre Sorgen verbergen, da nun auch sie selbst schwächelte. Doch ihre erbauliche Willenskraft ließ sie nicht einbrechen. Es galt zu überleben und die Familie nach Hause zu bringen; zu der sie jetzt auch einfach diese Aurelia zählte. Es gab keine Abstufung mehr, denn in diesem Chaos und der damit verbunden Gefahr war jeder, der ihre Hand hielt, wertvoller als jedes Gold. Ihr schweres Kleid aus Brokat und Seide erwieß sich inzwischen als Ballast, so dass sie murrend erkennen musste, das sie nicht so schnell eilen konnte, wie ihr Großpapa. Auch die verzierten Sandalen begannen an ihren Füßen zu rutschen, so dass ihr Antritt auf dem Boden zwar fest aber unsicher war. Silana bemühte sich aber scheiterte schließlich, als eine panische Gruppe aus Flüchtenden in die Gruppe der Liktoren stieß. Silana wurde unsanft von den schützenden Händen getrennt und über ein Geländer gestoßen, welches eine Entsorgungsgrube abschützte, welche leider offen stand, da man die Abdeckung vergessen hatte. "Großvater," schrie die junge Frau aufgeregt und panisch. Doch es war zu spät. Die Claudia konnte sich, weil der schwere Stoff sie nach Unten zog, nicht mehr halten und stürzte über jene Brüstung hinab in einen Berg aus Tierfäkalien (Scheiße) und Speiseresten, die zu ihrem Segen ihren Sturz abfingen. Sie zog sich keine schlimmen Verletzungen zu, lag aber vorerst dem Zugriff ihres Großvaters und der Aurelia entzogen. "Hilfe," rief sie vom Boden der Grube, welche mit den Katakomben der Arena verbunden war. Doch ganz wusste sie nicht, wie ihr geschehen war und sie musste erst realisieren, wo sie sich nun befand. Der Gestank war betäubend und die braune Flüssigkeit begann den Stoff ihres wertvollens Kleides zu durchsetzen. Heimlicher Ekel begann einzusetzen, der sich noch versteckte, da Silana noch durch den Sturz nicht vollständig orientiert war.
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Original von Aurelia Lentidia
[...]Als die junge Frau endlich erklärte, wieso die Frau ihr ein Dorn im Auge war, lächelte Lentidia ihr schmeichelhaft zu und wiegelte die Sache in arrogantem Tonfall ab "Nun, diese Frau kann sich noch so luxuriös von ihrem Gatten oder Gönner einkleiden lassen, das Gesicht wird wohl dennoch unansehnlich bleiben." Sie wollte somit ihrer Gesprächspartnerin signalisieren, dass sie sich nicht ärgern sollte. Als sie so vor ihr stand bemerkte Lentidia, dass die Claudia wirklich hübsch war. Zu schade, dass Scato nicht um die Hand dieser Claudia angehalten hatte. Alsbald stellte sich die junge Frau auch mit ganzem Namen vor, was Lentidia erwiderte. ”Claudia, es freut mich deine Bekanntschaft zu machen. Eine Enkelin von Claudius Menecrates, nehme ich an?" Dass sie mit Menecrates verwandt war, lag ja auf der Hand. Immerhin war sie mit ihm und Claudia Sassia da. Es musste sich um eine Enkelin handeln, interessant war nur, ob sie die Schwester von Sassia war. Dem aussehen zu urteilen eher nicht, war Silana doch wesentlich hübscher als ihre rothaarige, blasse Verwandte. "Ich bin Aurelia Lentidia." Auf einen Hinweis die Verwandtschaftszugehörigkeit betreffend verzichtete sie vorerst, vielleicht fragte Silana ja auch gar nicht nach. Zur Not würde sie eben die Namen Aurelia Prisca und Sextus Aurelius Lupus nennen.
Dankend nahm die junge Aurelia das Angebot ihrer neuen Bekanntschaft an - ihr Plan tatsächlich aufgegangen! Sie hatte einen Platz unter den Honoratioren mit der besten Aussicht ergattert. "Hab Dank, Claudia." sie nannte ihre neue Bekanntschaft natürlich beim Cognomen, wie es die Höflichkeit geziemte, immerhin waren sie beide von patrizischem Stand! Fast schon war sie etwas abgelenkt, als sie sich bedankte. Gerade wurde ein riesiger Bär in die Arena gelassen, welcher einen Verbrecher zerfleischen sollte. Lentidia stand auf diese Form von Brutalität und ergötzte sich gern daran, wie damals bei der öffentlichen Hinrichtung. Ihre als patrizische Dame abnormale Vorliebe hielt sie aber zunächst unter Beschluss, sprach aber schon an, dass ihr die Spiele gefallen würden - immerhin handelte es sich hier um die unter den Römern beliebteste Unterhaltung! "Für wahr, von hier aus entgeht uns nichts, was auf dem blutigem Sand passieren mag!" brachte sie also freudig heraus.
Auch sie nickte dem bekannten Senator erneut freundlich zu, bevor sie sich wieder seiner Verwandten widmete. "Claudia Sassia ist aber nicht deine Schwester?" Das interessierte sie einfach brennend. In ihrem Tonfall lag schon so etwas wie 'als ob das deine Schwester ist, nie im Leben!'. Riskant, aber da würde sie sonst schon irgendwie wieder rauskommen, falls sie es doch sein würde. Während sie auf die Antwort von Silana wartete, zitierte sie ihre Leibsklavin Mila mit einer herrischen Geste und genervtem Blick heran. Immer brauchte dieses dumme Ding eine Extraeinladung! Ihre Kehle war schon wieder ganz trocken.
Silana schmunzelte frech. Diese Frau schien eine interessante Wesensart zu besitzen, denn die Aurelia schien genau auf jenen Kommentar abzuzielen, den sie selbst gerne gegeben hätte. Insofern konnte Silana nur insgeheim aufrichtig danken, indem sie langgezogen verstehend nickte. Die Claudia würde sich nach einigen Eskapaden nicht mehr öffentlich unhöflich äußern und diese Aussagen nur noch versteckt tätigen. Es war nicht an ihr, hier grobe Urteile zu sprechen. "Es freut mich ebenso, dich kennenzulernen," grüßte Silana erwiedernd. "Ja, ich bin eine Enkelin des angesehenen Claudius," akzeptierte sie die Frage und antwortete sogleich. Eine heimliche Freude schwang darin mit. Silana war ihrem Großvater wirklich dankbar und die Wortwahl sollte ihn ehren. Menecrates war nicht nur angesehen im Senat, sondern auch bei ihr selbst. Immerhin hatte dieser liebenswerte Mann ihr einige Fauxpas und Lapsi verziehen. Silana war nicht immer einfach und galt mitunter auch als Wirbelwind, der oft nach seinem Kopf handelte und manchmal nicht wirklich plante. Menecrates hatte oft Mitgefühl gezeigt und war auf Silana eingegangen, ohne seine eigene Pflicht zu vergessen. Er hatte geholfen, dass sie auf Kurs blieb. Mit züchtiger Einstellung und dennoch einem warmen Herzen für seine Enkelinnen, war er ein Fels in der Brandung für das chaotische Leben der Claudia Silana. Während Silana sprach, versuchte sie im Gesicht ihres Gegenübers zu lesen, ob sie bekannte Emotionen oder versteckte Gefühle ausmachen konnte. Es war immer hilfreich, insbesondere als Dame von Stand, die Tretfallen und Fallgruben der öffentlichen Konversation zu kennen. Es war ein schwieriges Feld, das Silana gerne betrat, denn sie liebte das eloquente Spiel der Worte und schattierten Masken der selbsternannten Elite, die mitunter auch nur von Eitelkeiten und Lügen durchzogen waren. Die Aurelia nahm dankend Platz, so dass Silana über diesen kleinen Sieg munter Luft durch beide Nasenflügel stieß, bevor sie ihren Kopf wieder in Richtung Arena wandte. "Willkommen in der ersten Reihe, Aurelia," scherzte Silana bissig, ohne diesen Satz wirklich gebissen zu betonen aber er rutschte ihr so heraus. Immerhin waren sie praktisch in der ersten Reihe des Gemetzels, was sich gleich noch als Bedrohung herausstellen konnte. Zudem mochte Silana diese Spiele ohnehin nicht wirklich. Sie waren ihr zu plumb und zu einfach. Es fehlte an Theaterwert; an wirklichem Charakter. Blut im Sand, war nun wirklich keine Bereicherung für ihr Leben. Eher die Musik oder ein gutes Gespräch. "Genieße den Blick," zögerte sie kurz mit den Worten aber sprach dann halbverschwommen diesen Satz und stützte ihr Kinn auf die Handfläche, welche sie aufrecht auf die Lehne gestellt hatte. Scheinbar war diese Aurelia doch nicht so interessant, wie erhofft. Sie mochte die Spiele mehr als ihr Gespräch. Silana enttäuscht von dieser Erkenntnis, schloss für einen Moment die Augen und ging in Gedanken zum Kuchenstand, unweit des Einganges zur Anlage. "Ja, sie ist meine Schwester," ließ sie beiläufig diese Antwort auf die Frage der Aurelia fallen und schien in ihren Worten nicht mehr so energiegeladen, wie am Beginn des Gespräches. Es fehlte diesen Worten an Wirkungsmacht, so dass sie fast tonlos am Boden zerschellten, wie gebrabbelter Gesang. Doch die Ereignisse überschlugen sich. Andere Geräusche durchdrangen den Augenblick. Silana öffnete müde ihre Augen und blickte sich ohne Hektik um. Etwas geschah in der Menge. Waren das Soldaten dort? Etwas passierte, was ihr Herz aufhorchen ließ. Ein kleiner Funke Angst entfachte sich in ihr und durchbrach die Langeweile. Silana fühlte etwas, was sie lange nicht mehr gefühlt hatte und es gefiel ihr. Adrenalin putschte auf, als das Geschrei laut wurde und ihr klar wurde, was geschehen war. "Aurelia," rief die junge Claudia und zog die nun nicht mehr ganz so Fremde von ihrem Sitzplatz auf. Die Menge schob sich hinter ihrem Rücken vorbei und auch ein paar Senatoren traten unter ihrem Schutzgeleit zwar keine panische Flucht an aber verschwanden durch einen separaten Ausgang. Mit ihren Augen suchte sie Sassia und Großpapa. Sie wollte diese nicht verlieren. Nicht heute. Die Panik umwogte die Frau, wie eine Welle, die gänzlich ruhig schien und schließlich näherten sich zwei Sklaven. Wortlos nickte Silana und folgte den Helfern mit der am Arm gezogenen Aurelia, die sie hier nicht allein lassen wollte. Sie erreichten Silanas geliebten Großpapa. Silana hörte den Ruf ihres Großvaters. "Hier bin ich," rief sie diesem erleichtert zu, als sie sich in seiner Nähe befand und nun auch von seinen Liktoren umschützt wurde. "Kommst du mit uns? Oder hast du einen eigenen Weg vor dir, Aurelia?" - fragte Silana, bevor sie ihrem Großpapa folgen würde, der bereits dezent in Richtung Ausgang strebte. "Geht es euch gut?" - schob sie dann noch hektisch in Sorge um ihre Familie nach. Es zeichnete sich Angstschweiß auf ihrer Stirn ab und auch die Haare wirkten nun deutlich zerzaust. Sie ließ vom Arm der Aurelia ab und suchte die Hand von Menecrates und Sassia, um darin Halt zu finden. Sie brauchte jetzte ihre Familie, denn ihr Herz schien zu versagen, als sie dieses Rauschen im Halse und im Gesicht spürte. Immer Soldaten. Immer mehr Unruhe. Die Situation war nicht mehr unter ihrer Kontrolle. Silana weitete ihre Augen und schluckte mehrfach heftig, während sie Luft durch ihren Mund einsog. Schließlich bemerkten ihre geweiteten Augen, im Gedränge, eine umgestürzte junge Frau. Es war diese Frau, die sie vorhin abfällig bewundert hatte. Eine böse Freude kam in Silana auf, dass diese Frau vielleicht genau das passende Schicksal gefunden hatte aber die gute Seite ihrer Seele meldete sich kurz nach diesem Gedanken. Silana fasste sich erneut ein Herz, verdrängte die eigene Panik und den Kontrollverlust über ihre Wahrnehmung. "Dort," sagte sie und drängte sich durch die Liktoren, um der Octavia zu helfen. Sie reichte dieser Dame ihre Hand und deutete mit der anderen in den Kreis der Liktoren, Sklaven und Wächter, die Menecrates und seine Familie schützten. "Komm' mit uns," forderte Silana ein und blickte Octavia Flora ernst an, denn sie konnte ihr aus dieser Position nicht helfen. Diesen kleinen Schritt musste Flora noch alleine schaffen. Wenn es auch mit letzter Kraft war. Danach würde Silana sie stützen. Silana war sich recht sicher, dass diese Frau das schaffen würde, denn sie war bereits aufgestanden und musste wirklich nur noch diesen Schritt zur helfenden Hand einer Claudia gehen. Es war diese merkwürdige Seite an ihr und mit ihr, welche sie sicherlich seltsam machte. Silana ließ niemanden zurück, auch keine potenzielle Nebenbuhlerin. In dieser Sache waren sie nun alle Römer und Römer standen bei Gefahr zusammen. Immer.
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Original von Aurelia Lentidia
[...]
Dort angekommen hatte der Flavier seine Verlobte Claudia Sassia bereits entführt - vermutlich um sie anderen Würdenträgern der Stadt als "Errungenschaft" zu präsentieren - und der ältere Senator Claudius Menecrates sich bereits gesetzt. Das konnte sie gut nachvollziehen, war er doch nicht nur im überreifen Alter, sondern bestimmt ebenso genervt und angestrengt von der enge der Gänge. Allein dort, wo sie ankam, stand nur noch eine junge Frau, die sie als Claudia in Erinnerung hatte, aber deren Namen nicht mehr wusste.
Sie warf dem Senator ein Lächeln zu und nickte höflich grüßend - sie würde bestimmt später noch mit ihm ins Gespräch kommen -, widmete sich dann aber der jungen Frau, welche sichtlich missgestimmt war - interessant! Ihr Blick traf eine Frau, die sie anscheinend nicht mochte. Vielleicht war sie neidisch wegen ihres Aussehens? Nein, so hübsch war sie nicht. Die Figur war ganz ansehnlich, aber das Gesicht glich eher einem Federvieh. Da war die Claudia doch viel hübscher! Vielleicht war es etwas anderes...
"Mir scheint, die junge Frau dort ist dir ein Dorn im Auge?" sie hatte sich seitlich neben der Frau postiert und sich ganz leicht in gebührendem Abstand zu ihr herüber gelehnt. Ja, das war eben Lentidias Art. Sie begann gerne Gespräche aufgrund eines Aufhängers oder Verdachts. Vorstellen folgte bei ihr fast immer erst kurz danach!
Silana, mal wieder ganz in Gedanken versunken, reagierte einen Atemzug zeitversetzt auf die Frage der Fremden, die sicherlich auch oberen Kreisen entsprang. Ihrer Kleidung entsprechend, sortierte Silana diese Frau schnell in die oberen Ränge der Zivilgesellschaft ein. Etwas überrascht war sie dennoch, dass sie so deutlich durchschaut wurde. Gut, sie wollte diesem Ding, welche es gewagt hatte, deutlich besser auszusehen, als die Claudia Frauen, einen fatalen Blick schenken. "Vielleicht," säuselte Silana ertappt und blickte vorsichtig gegen den Himmel über der Arena. Sie wollte sich nun nicht weiter darstellen, da es ihr als kindisch erschien, dass sie derartig offen reagiert hatte. Aber nun war das Kind in den Brunnen gefallen. Zum Glück konnte Silana gut klettern und lenkte schnell ab. Mit wirbelndem Haar sauste ihr Kopf zurück auf die Ebene der Tatsachen und damit ins Angesicht der unbekannten Frau. Immerhin hatten sich bereits Sassia und Scato der erdreistlichen Frau angenommen; insofern konnte sie die Szenerie im Augenwinkel betrachten, da sie ein paar Schritte zurückgeblieben war. Hatte sie die Fremde eigentlich vorgestellt? Silana legte die Stirn in Falten, ob sie diese Frau nicht doch kannte. Manchmal war sie einfach vergesslich. Eine Schande. Angestrengt überlegte Silana mit zusammengedrückten Augen, so dass die Wimpern fast ihr Augenlicht verdeckten. Puh! Denken, Silana, wollte Denken aber ihre Gedanken flogen, wie so oft, in andere Himmel davon. Warum dachte sie gerade an Essen? Hatte sie wieder Hunger? Ein leckerer Kuchen wäre jetzt etwas Feines! Kuchen, ein Imperium für einen Kuchen! Verdammt, wieder war ihre Konzentration weg, während sich ihre Augenlider wieder leicht öffneten, um die Aurelia, die sie immer noch nicht einordnen konnte, freudig anzublicken. Ein Versuch ihre wirren Gedanken zu überspielen. Irgendwie musste Silana dem Moment entkommen und wieder ins Momentum eines Gespräches finden. Sie war doch eloquent! "Ich... bewunderte...," stammelte die junge Frau Satzworte zusammen, um wieder in den geübten Gesprächsfluss zu finden: "... nur ihre wunderbare Aufmachung." Es war nicht gelogen! Silana war stolz auf sich und lächelte selbstgerecht breit. Ja, sie war gut und hatte die Höflichkeit der patrizischen Oberschicht gewahrt. Stolz nickte sie der Fremden zu. "Ich bin Claudia Silana," fand sie sich in ihrem Stolz wieder und stellte sich einfach frech vor, damit man schon einmal die Fronten klären konnte. Wenn sie sich vorstellte, konnte sich die andere auch vorstellen und man würde schon übereinkommen. Inzwischen war sich Silana recht sicher, diese Frau nicht zu kennen, was ihre heimliche Angst des Vergessens erheblich erleichterte und die junge Frau konnte sich stürmisch in dieses Gespräch werfen. Elegant versuchte sie sich niederzulassen und deutete auf einen freien Platz neben sich. (Nicht ganz soweit entfernt von ihrer Schwester und den wirklichen Honorationen, zu denen man sie als Familienmitglied wohl auch zählte. Obwohl Frauen eigentlich weiter hinten zu sitzen hatten. Heute machte man wohl eine Ausnahme!) "Ich denke, dass dieser Platz dir besser steht als die Reihe etwas weiter abseitiger," lud Silana überzeugt ein und schob mit einer wischenden Bewegung einen niederen Klienten der Claudia einen Sitz weiter, damit die Fremde, die ihr Interesse geweckt Platz nehmen konnte. Wenn Silana neugierig war, dann war sie es wirklich und machte sich den Umstand entsprechen, damit sie diese Neugierde stillen konnte. Zudem taten ihr die Waden weh, so dass sie jetzt einfach Sitzen wollte. Und sie hatte immer noch Hunger. Kuchen. Ein geheimer Gedanke, der immer wieder den süßen Geschmack von Kuchen wiedergab. Mit einem Seitenblick nach Links wandte sie sich zu ihrem Großpapa, dem sie mit einem Lächeln und einem Nicken einen freudigen Tag signalisierte, bevor sie wieder zur Seite blickte, um die noch unbekannte Frau deutlicher einzuladen. Mit einer fallenden Handbewegung deutete sie erneut auf den freien Sitz. Man hatte zu Reden. Irgendwie. Zudem begannen bereits die "Attraktionen" im Sande, so dass nicht mehr viel Zeit blieb, bevor die Menge laut wurde.
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Wieder Spiele! Langsam wurde Silana das ein wenig zu viel. Wer hatte eigentlich letztens gewonnen? Silana, trotz eines guten Kopfes, verlor dezent den Überblick und fühlte sich in Gedanken verloren, als ihre Schwester sie erneut mit sich schleifte. Weil sie dieser Tag nicht besonders kümmerte, trug sie nicht allzu prachtvolle Robe und hatte sogar auf weitreichenden Schmuck verzichtet. Sollte ihre gute Sassia doch glänzen, da sie ihren Verlobten traf. Silana war nur Beiwerk und war schlicht aus Interesse am Gespräch der beiden Verlobten mitgekommen. Mit wedelnder Hand fuhr sie sich durch die Haare und kratze sich dann im Nacken, da sie dort ein Insekt vermutete aber sie fand keines. Silana grummelte kurz, da sie dieser Juckreiz doch erheblich störte. Sie überlegte, die Creme zu wechseln, die scheinbar verdorben war. Im Dufte des Lavendels, trat sie zusammen mit Sassia vor Flavius Scato. Sassia übernahm die Führung, so dass Silana noch einmal ihren Blick schweifen ließ. Ja, wieder Spiele. Und wieder Menschen. Wieder anstrengendes Gebrabbel. Wenigstens war es interessant, ihre Schwester beim geheimen Zauberwerk der Frauen zu beobachten. Ja, sie ging geschickt vor. Schließlich sprach Scato auch sie höflich an und machte ihr ein Kompliment, was sie selbst nicht wirklich ernst nahm. In diesen Kreisen waren Komplimente sinn-entleerte Phrasen und somit auch nur Teil einer Gesprächsführung, also weniger eine wirkliche Bekundung. "Wie immer ein galanter Römer, Flavius," grüßte Silana betont freundlich und schenkte Scato ein lächelndes Nicken, wobei sie höflich die Augen schloss. Es dauerte eine Sekunde, bis sie diese wieder öffnete und an ihm vorbei blickte, um eine Römerin zu erblicken, die ein besseres Kleid besaß, als sie selbst! Und dazu sah dieses Kleid noch besser aus, als das ihrer Schwester! Eine Frechheit, denn dieser Tag sollte doch den Claudia gehören! Bei allen Göttern verzog sie grimmig das Gesicht.
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Diese kleine Claudia war eine geborene Geschäftsfrau! Silana war erstaunt und weitete beim Gespräch der beiden die Augen und strahlte über beide Wangen hinweg. Das Haus Claudia war wohl doch besser als das gemeine Volk, denn wenn die Kleine bereits in jungen Jahren so aktiv war, konnte dies nur bedeuten, dass sie eines Tages noch etwas wirklich Großes hervorbringen würde. Silana schwieg und ließ die kleine Geschäftsfrau machen. Immerhin wir dies ja wirklich rein-geschäftlich. Mit einer schwungvollen Bewegung beider Hände klatschte Silana einmalig, als Sisenna fragte, ob sie zurückgehen konnten. "Natürlich," meinte Silana frech, als die aufgeweckte Claudia zu ihr blickte. Aber Silana war nicht unhöflich und blickte nun im gleichen wortlosen Ton zur Kaiserin und imitierte damit das Verhalten der Kleinen, da schlussendlich die Augusta als "Erste Frau" die Entscheidung zu treffen hatte.
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Silana ließ den Kopf ein wenig hängen, da er ihr ein wenig die Füße weh taten und auch ihr Rücken ein wenig schmerzte. Sollte sie etwas mehr Sport treiben? Dieser lange Ausflug steckte ihr in den Knochen, so dass sie einen Moment brauchte, um Luft zu holen und sich in den Stand einzufinden. Der neue Sklave machte einen guten Eindruck. Einen sehr guten Eindruck sogar! Silana war gespannt, was er konnte und wie er sich in ihrem Hause machen würde. Dennoch war sie durch jene Schmerzen nicht in der Lage ihm gewohnten überschaufelnden Redefluss auf Sofian einzuwirken. Vielleicht hatte er sogar Glück, denn Silana konnte gemein sein und bohrte lange nach, um auf gewünschte Ergebnisse und Antworten zu kommen. Wieder holte Silana tief Luft, während sie den Stoff ihrer Kleidung am Rücken dezent hin sowie her zog. Scheinbar wollte sie die schmerzende Stelle suchen. "Ich brauche gleich ein Bad," stöhnte sie und lächelte dann zu Sassia und Sisenna, deren Hand sie gerade losgelassen hatte. "Du willst dich alleine um ihn kümmern?"- nun doch eine skeptische Frage und Silana schleuderte ihren Kopf herum und mit ihm ein kleines Haargemenge. "Wenn er Probleme...," wollte sie einen Satz beginnen aber brach dann ab, da Sofian nicht, wie ein Problemsklave wirkte. Er wirkte sogar sehr nett aber auch ein wenig traurig. Sein bemühtes Lächeln scheiterte in Silanas Augen. "Einverstanden," antwortete der claudische Windgeist dann, während sie einen Fuß mitsamt Schuhwerk anhob, um diesen ein wenig zu drehen und den Fuß zu entlasten. Ihr Gelenk gab einen knackenden Ton von sich und Silana verzog gespielt das Gesicht. "Ein Bad," murmelte sie zu Sassia, was soviel bedeutete, dass sich die ältere Schwester, um die Essensorder kümmern musste.
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Silana atmete prustend aus und unterdrückte schelmisch ein Lachen. Darum ging es also. Sie mochte es nicht, wenn sie schlecht über den geliebten Großpapa sprach. Dabei sprach Silana nicht einmal schlecht über ihn. Es waren kleine Familienprobleme, die man lösen konnte; zumindest irgendwie. Silana nickte Sisenna und Serena zu, so dass sie dieses Thema zum Abschluss brachte. Es schien auch nicht mehr passend, denn Silana wollte sich nicht im Kreise drehen. Obwohl sie gelegentlich wirre Gedankengänge hatte. Schließlich äußerte die kleine Claudia eine mutige Frage, die selbst Silana erstaunte, so dass sich die junge Frau erwartungsvoll zurückhielt. Die Augusta antwortete, was Silana mit einem stillen Grinsen beantwortete und nun sprach erneut Sisenna, was Silana erneut überraschte und abermals prustete die junge Frau schelmisch.
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Silana, durch das Menschengewirr etwas abgelenkt, konnte sich mühsam durcharbeiten aber ihre große Schwester war deutlich schneller, da sich Silana wieder geschickt abdrängen ließ. Trotz der mutigen Hilfe des Sklaven Marco, wurde Silana unsanft von zwei kräftigen Legionären in "Zivil" bei Seite geschoben, was sie mit einem merkwürdigen Geräusch kommentierte, bis sie sich von den Herren löste, die sie zum Glück nicht unsittlich berührten. So gelangte die junge Claudia zurück in den bereiteten Weg und nickte dem Sklaven dankend zu, dass dieser ihre Rettungsgasse gebildet hatte. "Dieses Gewirr," kommentierte sie. "Ein Gewinnspiel?" - fragte sie skeptisch zur Kleinen und ihre Schwester gab bereits eine passende Antwort, so dass die kluge Silana nicht ihre Weisheit zum Besten geben musste. Innerlich war sie dankbar, da sie der kleinen Sisenna nicht ihr Spiel verderben wollte. Immerhin würde die Welt noch ernst genug für sie werden. Und sie ging davon aus, wenn sie diesen Sklaven ersteigern würde, wäre er bei der Claudia-Familie in besten Händen. Schnell wagte sie einen Blick zu Sofian. Ihr gefiel, was sie sah und lächelte dem angebotenen Sklaven zu. "Hübsch," meinte Silana und zwinkerte Sofian dann mit einem hektischen Augenlid zu, bevor sie sich wieder in die Runde der Claudia-Frauen wandte. Seine Worten konnte sie nicht mehr ganz verfolgen, da sie sich auf Sassias Worte konzentrierte. Auch nahm sie die anderen Teilnehmer nicht wirklich wahr, darunter auch Quintilia Pina und Quintilia Valentina; neben ihrem Gesprächspartner Decimus Casca. Momentan war Silana sowieso ideenflüchtig und hatte kaum feste Gedanken, so dass sie selbst froh war, nicht von einem Gedanken in den nächsten Gedanken zu springen. Doch auch sie bemerkte, dass der Sklave nicht mit ausreichender Warenpflege behandelt wurde. Es fehlte an notwendiger Zurückhaltung, die auch Silana skeptisch die Brauen heben ließ. Doch dann legte sie ihre Hände in Erwartung ineinander und ließ das Gesicht vom skeptischen Ausdruck frei. "Er würde sich gut bei uns machen," erklärte dann Silana und untermauerte damit die bekannte Bietabsicht und machte damit klar, dass sie diesen Sklaven erwerben würde. "Er wirkt klug und vertrauenswürdig. Er scheint kein Schlächter oder Bestie zu sein," fügte sie noch an und lächelte dann zu Sisenna. "Willst du ihn für uns ersteigern? Nur zu!" Silana klatschte freudig in die Hände. "Wie viele Sesterzen haben wir dabei?" - fragte sie nun ihre Schwester, denn sie wollte auch etwas Geld mit in den Ring werfen, damit die Kleine mehr Finanzmittel hatte. Schließlich suchte die Kleine ihre Hand, die Silana natürlich in Fürsorge und Zuwendung anbot. Silana, deutlich mit einem Herzen versehen, konnte nicht verbergen, dass sie sich um ihre Familie sorgte. Und wieder antwortete die große Schwester vor Silana, so dass die hektische junge Frau mit einem Grinsen ihre Lippen schloss. Doch dann beugte sie sich zu Sisenna herab. "Sassia hat Erfahrung," flüsterte sie der Kleinen zu. "Sie wird das schon machen und wir werden am Ende gewinnen," meinte sie dann ebenso leise und wuschelte mit der anderen Hand, die noch frei und nicht durch Kinderhand gekettet, über den Kopf von Sisenna. Silana mochte es nicht, wenn Sisenna unglücklich oder weinerlich wirkte.
Sim-Off: Verzeihung! Etwas verspätet dieser Beitrag!
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Puh! Was ein Tag... Jetzt taten ihr die Füße weh und auch ihre Laune schien dem Nullpunkt entgegen zu gehen. Nicht, dass sie es nicht gewollt hatte, den Markttag heute voll auszukosten aber mit ihrer Schwester zusammen, über den Markt zu schlendern war überaus anstrengend. Nicht nur, weil die beiden immer wieder etwas entdeckten und auch immer etwas zum Lästern fanden. Die dicke Fischfrau? Ein gefundenes Fressen! Der spargeldünne Soldat? Zum Schieflachen! Und die dubiose Priesterin mit zu viel Opium in den Augen? Ebenfalls eine Bemerkung wert. So zog sich der Tag etwas hin. Silana hatte nun Durst, wollte aber eigentlich noch zum Sklavenmarkt, um zu sehen, ob es dort noch etwas Brauchbares für das Haus der Claudia gab. Sklaven waren wie Waren, die man bestaunte und vielleicht fand sich dort etwas für das Auge oder ... das kleine Frauenherz! Mit Sassia und ein paar Handlangern im Schlepptau murrte sich der Tross voran, bis man stehen blieb. Silana entdeckte die freche Sisenna vor dem Sklavenangebot und war recht erstaunt, dass die Kleine nahezu allein unterwegs war; natürlich mit Geleit aber sie schien die Schirmherrin dieses Ausflugs zu sein. "Sisenna," rief Silana aufgeregt und winkte mit beiden Armen aus der Menge heraus, um auf sich und Sassia aufmerksam zu machen.
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Silana dachte nach. Ja, sie wusste, dass der Krieg Seelen verändern konnte. Erheblich sogar. In einigen Schriften wurde von gewissen Träumen und Erfahrungen gesprochen, die ihr selbst als sehr grausam erschienen. Vielleicht verbarg ihr Großvater etwas, was so prägend war, dass er nicht anders konnte als eine gewisse Härte zu zeigen? Seine Erwartungen schienen der jungen Claudia manchmal zu groß. Sie log nicht, denn es war ihre Betrachtungsweise. In ihrer Welt wollte sie kein Objekt sein und schlicht einer Anweisung folgen, wenn sie diese nicht verstand oder als unpassend erachtete. Immerhin hatte sie genügend Verstand und war nicht, wie diese Hühner auf dem Forum. Aber gut, die Kaiserin sprach etwas Richtiges an. In seinen Augen lag kein Groll oder eine Abneigung, sondern Wohlwollen. Silana dämmerte es, dass sie sich falsch verhalten hatte. "Ich hätte mit ihm sprechen sollen," stellte sie offen ihre Gedanken dar und seufzte dann. Wie sollte sie diese Sache nun aus der Welt schaffen? Immerhin hatte sie ihren Standpunkt klargemacht aber nun drohte die Sache zu eskalieren und sie wollte ihrem geliebten Großpapa nicht wehtun. Wenn er wirklich den Krieg erlebt hatte, verdiente er etwas Mitgefühl und Gnade. Zumindest von ihr. "Ja, die Bienen...," nutzte Silana die Gelegenheit, um sich nicht weiter äußern zu müssen, da es ihr selbst nun schwer fiel, weiter zu sprechen. Die ansonsten so eloquente junge Frau verdarb sich selbst gerade jede Wortwahl und trat sanft hinter die kleine Sisenna zurück. Sisenna, so voller Lebensfreude und kindlichem Frohgemüt, konnte einem wirklich das Herz erweichen. Selbst Silana, oft störrisch und missmutig, wurde erweicht, so dass sie nun ehrlich grinste und mit beruhigten Schritten im Gehen folgte. Die Hand der Kleinen zog die Große schlicht mit und die Führung in der Sache lag ganz bei der tapferen Kleinen. Schließlich stellte die kleine Claudia eine Frage über die größere Claudia, die Silana jetzt doch überraschte, so dass augenblicklich beide Augenbrauen nach Oben schossen und ein skeptisches Gesicht entstand. "Öh," entfiel ihr ein Lautwort und dann grinste sie leicht errötend. Was war das für eine Frage und das auch noch jetzt? Silana war verunsichert und leicht irritiert, denn sie selbst hatte sich zwar nicht als hässlich aber auch nicht als übermäßig schön wahrgenommen. Es war eben ihr Gesicht und ihr Körper. Man lernte damit zu leben, auch wenn gelegentlich dubiose Männerbekanntschaften die Folge dieser biologischen Komposition waren, was die junge Frau oft nervte; aber manchmal konnte sie diese Wirkung auch genießen, wie beim süßen und lustigen Octavius. Umso mehr verwunderte Silana die Antwort der Augusta. Der Honig wurde zur Nebensache. Silana blieb abrupt stehen und blickte verdattert zwischen beiden auf und ab. "Danke," sagte sie schließlich sehr leise und fuhr sich Halt suchend mit der linken Hand über den rechten Unterarm.
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War sie so leicht zu durchschauen? Silana war überrascht, dass ihre Masquerade nicht ausreichend war. Immerhin hatte sie sich bemüht. Betrübt ließ sie ihre Gesichtszüge hängen und blickte die Kaiserin dann aufrichtig an. Sie brauchte einen Moment, um die richtigen Worte zu finden. "Es ist schwierig," wollte sie beginnen aber brach dann ab, da ihr die Worte nicht mehr passend schienen. "Ich habe nichts gegen euch," setzte sie dann wieder an und war etwas mehr zufrieden mit ihren Worten, so dass sie auch wieder etwas Gesichtsfarbe fand. "Großvater ist nur manchmal recht zurückweisend und reduziert uns gerne auf Objekte. Wir sind doch keine Sklaven, sondern seine Familie," erklärte sie und war somit recht offen, was ungewöhnlich für sie war. Silana würde niemals einer fremden Person derartig viel Wahrheit gewähren, ohne Rückversicherung. "Du hast Recht, Augusta," schloss sie ab und ließ den Kopf wieder hängen. Scheinbar hatte die Kaiserin ähnliche Ansichten, wie Silana und ebenso schienen beide gewisse Denkstrukturen zu teilen. Silana begann Sympathie für die Kaiserin zu entwickeln und zeitgleich ein Gefühl von Reue, dass sie sich derartig verhalten hatte.
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Ich bin durch die Arbeit etwas zerfasert und brauche noch etwas Zeit zum "Ankommen". Bis dahin etwas verzögerte Postings.
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Silana war in etwas Abstand gefolgt, um sich ein paar Gedanken zu machen. Immerhin hatte sie gerade eine Niederlage eingesteckt und der gewünschte Eklat war verpufft, wie Schall und Rauch. Dennoch wollte sie sich dies nicht zu offenkundig anmerken lassen und schritt neben der Kaiserin in den Garten. Schließlich spürte sie auch ein Ruckeln an ihrer Hand, und musste feststellen, das die kleine Sisenna auch sie ins Schlepptau genommen hatte. Mit einem breiten Grinsen, ließ sie dies zu und ließ sich zusammen mit der Kaiserin in den Garten ziehen. Ein schöner Duft stieg in ihre Nase, so dass Silana instinktiv lächelte und doch leicht niesen musste. Ein kleiner, kaum hörbarer, Nieser, den sie gekonnt mit einer Drehbewegung in Richtung einer alten Büste verdeckte. Die tollpatschige Silana hatte Übung darin, ihre unfeinen Angewohnheiten zu verbergen. Immerhin war es nicht einfach, als Tollpatsch durch das Leben zu gehen! "Wunderschön," kommentierte sie mit niedlicher Stimme, die durch den Nieser etwas quakend geraten war. Schnell räusperte sie sich und blickte zwischen Sisenna und der Augusta abwechselnd hin und her.
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Verdammt. Sie hatte verloren. Wirklich verloren. Lachten sie die anderen Blicke aus? Livineia schien spöttisch zu blicken, wenn dies auch nur ihre persönliche Einbildung war. Silana mochte es nicht, zu verlieren. Dabei hatte sie gehofft, dass ihr Verhalten subtiler wäre und der Eklat erst später eintreten würde. Großpapa schien doch deutlich schneller zu sein, als die junge Frau erwartet hatte. Gut, den Kampf hatte man verloren aber nicht den Krieg! Zumindest nicht den Krieg um die persönliche Ehre und die Selbstwürde. Silana blickte sich hektisch um, ob es nicht doch einen brauchbaren Fluchtpunkt gab. Nein, gab es nicht. Sie musste sich stellen. "Ich gehe mit in den Garten," antwortete sie platt und schnell. Sie wollte ihrem Großpapa auch nicht völlig den Abend versauen. Immerhin war es ihr Großvater. Nun manchmal mussten Dinge einfach klargestellt werden. Wirklich klargestellt. Silana war kein Objekt. Mitunter eine römische Frau aber kein Objekt des Fremdwunsches! Immerhin konnte sie den kleine Wirbelwind Sisenna begleiten und die Kaiserin etwas näher kennenleren. Sie schien ganz bodenständig zu sein, was Silana auf den ersten Blick gefiel. Silana nickte der Augusta zu und dann auch ihrem geliebten Großvater Menecrates. "Wir reden später," sagte sie etwas leiser in seine Richtung und drohte damit insgeheim, dass die Frage über ihren Status in der Familie noch nicht geklärt war. Aber nun lächelte sie ehrlich, da die kleine Claudia ihr einfach ein Lächeln aus dem Gesicht zauberte. "Lasst uns gehen," meinte sie nun freundlich und deutete in Richtung Zuweg zum Hortus. Dennoch war Silana kurz durch die verbliebenen Tränen der Sisenna verstört. Was verbarg dieses Kind für eine Traurigkeit? Nachdenklich legte sie ihre Stirn in kleine Falten, die kaum zu sehen waren; während ihre Augenbrauen leicht herabfielen.
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Silana zog beide Brauen hoch, da sie nun doch überrascht war. Sehr überrascht sogar aber nicht insoweit, dass sie ihre Gedanken dadurch brechen ließ. Also fragte sie dreist: "Und was hat das mit unserem Gespräch zutun?" Silana wollte nun genau dies wissen, da der Sklave sich seiner didaktischen Verantwortung entzog und sich feige in eine Opferrolle flüchtete. Sowas konnte die muntere Claudia nicht leiden. Wenn man sprach, dann sollte man auch zu seinen Worten stehen und diese im Zweifel verteidigen. Flucht war niemals eine Alternative. Schließlich übernahm ihre durchaus etwas gefestigtere Schwester und übernahm das Ruder in der Sache, was Silana aufmerksam verfolgte. Mit einem vertrauensvollen Blick unterstützte sie Sassia, da es sicherlich nicht schaden konnte, diesem Sklaven zu zeigen, was Vernunft von Unvernunft trennte. Schmerz von Nicht-Schmerz. Vielleicht war die Lehre des Lebens so einfach. "Ich stimme zu," rief sie ihrer Schwester zu und machte damit klar, dass nun auch sie bereit war, diesem Sklaven zu zeigen, dass man nicht flüchtete und sich seiner Verantwortung zu stellen hatte. Feigheit war eine furchtbare Schwäche. Und so beendete auch Cara den Einkleidungsprozess und Silana trat mit einem Ausfallschritt von Aristoteles weg. Ein deutliches Zeichen. Er war freigegeben und der philosophische Disput vorerst beendet.
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Sollte Silana ihre Dämonen freilassen? Sie überlegte angespannt, ob sie nun ganz in die geplante Rolle verfallen sollte oder eben nicht. Im Grunde wollte sie ihrem Großvater diesen Skandal ersparen aber in ihrem Herzen rumorten bereits die niederträchtigen Kräfte ihres eigenen Stolzes. Sie wollte nicht nur Objekt sein, welches man präsentierte. Sie wollte nicht nur eine bessere Sklavin sein, die man nach Wunsch herbei bestellte. Und genau das tat ihr geliebter Großpapa gerade. Überbordend elegant trat sie mit einem schwungvollen Hüftschritt vor, um bewusst auf gewisse Reize anzuspielen, die man ansonsten anderen Frauen zuschrieb. Dabei bewegten sich ihre Arme fast schlangenartig und schwangen mit einer abgelenkten Bewegung. Ja, die Dämonen waren freigelassen und nun begann das Theater der falschen Wünsche. Silana schloss die Augen lange, als sie ihren Kopf vor dem Kaiserpaar neigte, fast machte sie ihren Rücken krumm. Eine Geste, die ansonsten nur Sklaven vorbehalten war, denn ein Römer verneigte sich nicht, da vor dem Gesetz alle Bürger gleichgestellt waren. Selbst der Kaiser war nur der erste Bürger des Staates und doch gebot Silana ihm eine Geste einer Unterworfenen. Mit dem letzten Schritt endete ihre Bewegung neben Menecrates. Silana lächelte falsch, sogar so falsch, dass man es erkennen konnte, da ihre Wangen fast angenagelt nach Oben schlugen. Ihre Augen hatten ein verbiestertes Funkeln, welches Widerstand auswies. Doch sagte sie kein falsches Wort, sondern sprach mit betont reduzierter Stimme: "Vielen Dank, werter Großvater." Erneut neigte sie ihren Kopf und grüßte dann mit den Worten: "Es ist auch mir eine Ehre, den Ersten unter dem Volk und seine wunderschöne Frau zu begrüßen." Eine versteckte Kritik, da sie das Kaiserpaar unter das Volk stellte. Natürlich konnte man diesen Satz anders verstehen und würde dies auch so aber für sie war es eine stille Kritik an der Allmacht einer Person, die sich im Augustus verkörperte. Silana, im Geheimen Anhängerin einer alten Idee, der reinen res publica, wollte sich diese Chance nicht nehmen lassen. Sie kritisierte nicht offen aber machte klar, wem der Kaiser diente. Silana leistete sich danach ein abfallendes Lächeln, so dass ihr Gesicht leblos erschien. Schließlich wurde auch sie höflich von beiden Illustren gegrüßt, was sie abermals mit einem mechanischen Nicken registrierte. Einzig Sisenna mit ihrer kindlichen Art konnte ihr eine andere Emotion entlocken. Ihre Augen veränderten sich, während sie das Kind betrachtete und das Biest zog sich zurück. Ein vorsichtiges Lächeln, dieses mal echt, schob sich auf ihre Lippen. Dieses Kind war der einzige wirkliche Wert hier. Sie war echt, unverstellt und nicht in dieses Theater eingebunden. Diese Ehrlichkeit schätzte Silana und für die junge Frau waren Kinder ohnehin schützenswert; in jeder Hinsicht. Schließlich sprach die Schwester von Silana, Sassia, und die junge Frau nahm sich wieder zurück, um die Rolle als lebendiges Möbelstück auszufüllen.
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Dieser Sklave hatte keinen Mut zu Wissen. Er rezitierte nur, lebte in der Vergangenheit und hatte seine Lebenskraft an seine Vergangenheit verloren. Silana stellte dies mit einem Schulterzucken fest und blickte Aristoteles an. "Wenn ich dich nun auspeitschen ließe, wäre das von Vernunft und Sinn?" - fragte sie böse und in ihrer Stimme lag eine Kälte, die nur wenigen ihr Eigen war. Silana wollte ihm schlicht beweisen, dass nicht in allen Dingen Sinn lag. Zumindest nicht für die Welt. "Götter sind nur Begriffe für Unwissende," meinte sie. "Ich zweifel nicht an ihnen aber in ihrer Verwendung," erklärte das kluge Mädchen. Etwas Wärme kehrte in ihre Stimme zurück, so dass sie nicht mehr drohte. "Wissenschaft braucht keine Götter und auch die großen Naturphilosophen trennen zwischen Glauben und Wissen," führte sie vor. "Der römische Glaube ist ein funktionaler Glauben, der aus dem Staat und unserem Wunsch nach Ordnung erwächst. Er ordnet den Alltag mit Aufgabe für diejenigen, die für ihren Verstand keine Aufgabe haben. Er dient uns allen aber auch sich selbst. Götter sind von Menschenhand geschaffen und beschreiben nur die Dinge mit Namen. Doch die Dinge sind mehr als Beschreibung, Aristoteles," sagte sie und funkelte ihn dann böse an. Dieser Sklave konnte noch Spaß bedeuten. "Ich glaube, dass ich doch auspeitschen lasse, weil ich es kann," meinte sie dann wieder kalt aber hatte nie die Absicht dies wirklich zutun. Sie wollte ihm einfach nur Angst machen, um ihre Punkte zu verdeutlichen. In dieser Gewalt lag nur Willkur und keine Vernunft. Sie wollte schlicht eine Beweisführung etablieren, dass dieser Sklave verstand, dass sein wissenschaftler Diskurs auf Glauben und nicht auf Wissenshunger beruhte. "Cara, kleide mich bitte ein," sagte Silana dann, als Cara ihren Satz fallen gelassen hatte. Mit einem eleganten Tritt trat sie in ihre Nähe und breitete ihre Arme aus, damit die Sklavin entsprechende Kleidungsstücke anbringen konnte.
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Silana, in besonderer Aufmachung stand zur Begrüßung in bekannter Pose bereit, und neigte leicht ihren Kopf, als das Kaiserpaar eintrat. Silana wirkte freundlich, wenn auch ihr Gesicht erstarrt schien. Silana kannte ihre Rolle aber wollte sich nicht ganz so einfügen und so war ihr Gesicht einer Maske gleich. Das Lächeln kalt und erstarrt; die Augen waren umschlungen von gestärkten Wimpern, die schwungvoll einen Widerspruch formulierten und mit Würde gegen ihre zugewiesene Rolle ankämpften. Trotz ihrer Begrüßungsgeste, stand in ihrer Haltung stiller Widerstand, da sie keinen Schritt vorweg ging und sich somit nicht neben ihren Großvater stellte. Eigentlich wurde es erwartet, dass sie vortrat, mit anderen Familienmitgliedern, um durch das Wort des Pater familias vorgestellt zu werden. Doch Silana blieb in der Nähe der bereitstehenden Sklaven und stellte sich fast auf eine Stufe mit diesen. Die Frau repräsentierte zwar aber zeigte deutlich, dass sie eigentlich nur Möbelstück war, während die anderen vortreten konnten. Es war ihr Protest gegen die vergangene Pflicht, Dekorationen auszuwählen. Ja, dies hatte sie getan und sicherlich auch nicht schlecht aber sie war nicht nur Wunschobjekt und Erfüllungsgehilfin für die alten Sitten. Silana wollte mehr sein als eine bessere Sklavin, die man bei Bedarf anforderte. Und so zeigte sie offen, was ihr Großvater aus ihr gemacht hatte. Manchmal musste man Dinge ohne Worte verdeutlichen, um einen kleinen Eklat hervor zu rufen. Silana war bereit, erst auf zusätzliche Aufforderung vorzutreten, was ihren Status minderte und Menecrates brüskieren sollte. Eine Sonderaufforderung für Familienmitglieder war eine kleine Schande, da man ansonsten nur Sklaven aufzufordern hatte.
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Immer ... wieder spielten sie auf ihre Tollpatschigkeit an. Silana grummelte müde, wollte am liebsten dem Moment entfliehen und sich in ihre Schriftrollen flüchten. Doch an Flucht war nicht mehr zu denken, da Menecrates schwere Ketten in Worten an ihre Füße geschlagen hatte. Silana hatte wieder Pflichten. Es gefiel ihr garnicht, da sie sich auch andere Dinge vorstellen konnte, die sie mit ihrer Zeit anfangen konnte. Dekoration? Sie hatte doch überhaupt kein Händchen dafür! Mit Tand und Nippes konnte sie kaum etwas anfangen, außerhalb der Modewelt. Inneneinrichtung war nicht ihr geschicktes Feld und so grummelte sie erneut und schloss sich dem Kommentar von Livineia an, indem sie ihn kopierte: "Was für eine Ehre..." Nur ihr geriet die Wortwahl noch ungünstiger und ihre Tonlage rutschte in Widerworte ab, so dass ihre Stimme klarmachte, dass es ihr nicht gefiel; sich aber fügen musste. Unwillig strich sie sich durch die zerrupfte Mähne und blickte mit einem Augenrollen durch den Kreis der Anwesenden. Es war doch nur der Kaiser. Auch nur ein Mann, wie viele. Silana verstand diese Aufregung nicht, da dieser Haushalt auch ohne zusätzliche Aufmachung vorzeigbar war. Immerhin waren sie Claudier und somit Uradel dieser Gesellschaft. In ihren Augen war diese Sturmrede ihres Großpapas überzogen aber gut, man fügte sich ein. Mit ihrem linken Fuß wischte sie gelangweilt über den Boden, um ihre Gedanken abzulenken und Bewegung half ihr oft dabei.