Beiträge von Gaius Iulius Caesoninus

    | Vibilius


    Vibilius öffnete die Tür. Vor ihm stand Senator Purgitius Macer mit Gefolge. Mit einer leichten Verbeugung bedeutete er dem Herrn, hereinzukommen. „Salve, Senator Purgitius Macer. Der Dominus erwartet dich bereits. Wenn ich dich zu ihm führen dürfte?“ Und so wies er ihm den Weg ins Triclinium.






    IANITOR - DOMUS IULIA

    Da die Villa Flavia Felix die zweite patrizische Villa war auf Caesoninus' Werbetour in eigener Sache, so war er dieses Mal weniger überwältigt von der prachtvollen Architektur des flavischen Familienwohnsitzes, jedoch kam er trotzdem nicht umhin, auch dieses Gebäude über die Maßen zu bewundern auf seinem Weg hinein und dann in den Hortus. Dieser beeindruckte ihn dann noch einmal umso mehr, denn dieser Hortus war wirklich wunderschön gepflegt und schmeichelte dem iulischen Auge sehr. Ja, das eine oder andere Detail gefiel ihm sogar so gut, dass er sich vornahm, ähnliches im iulischen Hortus umsetzen zu wollen, doch natürlich nicht als billige Kopie des flavischen Originals. Viel mehr aus der Inspiration dieses Anblicks heraus.


    Als Caesoninus sich dem flavischen Hausherrn näherte, wurde er von diesem freundlich begrüßt. Caesoninus grüßte ebenso ruhig und freundlich zurück: "Salve, Konsular Flavius Gracchus, ich hoffe ich störe nicht unangemessenerweise deine Ruhe, ich komme mit Geschenken im Zuge meines Wahlkampfes, außerdem hatte ich darauf gehoff vielleicht einige Worte mit dir wechseln zu können an diesem herrlichen Tage in diesem wunderschönen Garten.", sagte er und wies auf jenen Sklaven, der hinter ihm hergetrottet war, wie zuvor schon im Hause der Claudier. Wieder hielt er eine Amphore im Arm, jedoch dieses Mal auch noch einen schön gearbeiteten Buchkasten zur Aufbewahrung von Papyrusrollen. Caesoninus nahm dem Sklaven die Amphore hoch, um sie kurz hochzuhalten, "Das ist bester Falerner aus unserem familieneigenen Weingut aus Misenum, und das..." er gab sem Sklaven die Weinamphore wieder zurück und hob jetzt den Papyruskasten in die Höhe, "...ist eine hundert Jahre alte Abschrift aller Bücher der Theogonie Hesiods, ich hoffe du hast sie noch nicht? Es geht zwar darin um die griechischen Götter und nicht um unsere heimischen, jedoch weisen die beiden Pantheons ja zweifellos durchaus die eine, oder andere Parallelle auf, seit Rom und Griechenland sich angenähert haben. Ich liebte als Kind die griechischen Sagen von Göttern und Heroen und ich hoffe, dass sie dir ebenfalls zusagen, ich wäre sehr erfreut darüber."

    Nachdem Caesoninus also vom Ianitor ins Innere der Villa Claudia eingeladen worden war, begab er sich sogleich über die Türschwelle ins Atrium, um auf das Erscheinen des Hausherrn Herius Menecrates zu warten.
    Dabei staunte er nicht schlecht über das prachtvolle Interieur des herrschaftlichen Anwesens. Alles war nur von edelster Machart, ganz so wie sich das für eine der wohlhabendsten Patrizierfamilien Roms nun einmal geziemte. Er war noch nie zuvor im Hause des Claudiers gewesen, bisher hatte er mit Menecrates immer nur entweder brieflich, oder persönlich am Gelände der Factio Praesina Kontakt gehabt. Umso beeindruckter war er jetzt von dem, was er hier sah. Dagegen war die Domus Iulia ja fast schon zum schämen ärmlich, obwohl auch sie für senatorische Verhältnisse eigentlich sehr stattlich eingerichtet war. Aber es mochte gewiss einen guten Grund geben, eshalb die Claudier bei ihrem Heim von einer Villa und nicht einem Domus sprachen, wie er jetzt feststellte.
    So trat er also näher, um die Freskenmalereien zu bewundern, während er auf seinen Gesprächspartner wartete.
    In seinem Schatten stand ein iulischer Sklave hinter ihm ebenfalls im Raum, der eine Amphore im Arm hielt.

    Es waren heiße Tage in jener Jahreszeit in Rom. Das Volk ächzte unter dieser Hitze und es suchte Zuflucht im kühlenden Schatten der Tempel und Hauswinkel und unter den Arkadengängen der großen Foren. Die öffentlichen Trinkbrunnen waren regelrecht belagert von all den Durstigen, oder jenen, die sich durch ein wenig Wasser auf den Kopf und auf den Oberkörper etwas Linderung von der Gewalt der Sonne versprachen. Auch waren die Brotpreise ein wenig höher als sonst, da es Getreideausfälle gegeben hatte. Dies war jene Situation, die Caesoninus im Zuge seines Wahlkampfes zu bessern gedachte. Am späten Vormittag erschien eine ganze Gruppe von Männern am Forum Romanum, die alle voll beladen mit gefüllten Wasserkrügen, Brotkörben und Schildern waren. Einige hielten Schilder hoch, auf denen unter anderem "GAIUS IULIUS CAESONINUS" in großen Lettern geschrieben stand, oder "WÄHLT IHN ZUM VIGINTIVIR" und derlei mehr.


    Nachdem die Männer sich am Forum eingefunden hatten, begann sie all die zahlreichen Wasserkrüge mit eiskaltem Wasser und die Brote in ihren Körben an die Passanten zu verteilen, während sie unablässig laut und deutlich der passierenden Menge zuiefen: "Kommt ihr guten Leute, kommt herbei! Gratis Brot und Wasser für alle! Kommt und holt euch die Geschenke des Kandidaten Gaius Iulius Caesoninus! Gaius Iulius Caesoninus schenkt euch Brot und Wasser! Kommt ihr Leute! Holt es euch!"
    Leute die dann wirklich herbeikamen, um sich Brot und Wasser für umsonst zu holen, sagten sie beim aushändigen der Ware in normaler Lautstärke: "Ein Geschenk des Vigintivirats-Kandidaten Gaius Iulius Caesoninus."
    Eigentlich war es ja nicht unbedingt nöig, dass Caesoninus dies tat, wo ja die Senatoren und nicht mehr das Volk die Magistrate wählte, aber es war nun mal gängiger Usus und zudem ein Weg, seinen Wohlstand zu demonstrieren.


    Sim-Off:

    WiSim

    Nachdem Caesoninus die Einladung an seinen alten Mentor überbringen hatte lassen, eilte er sogleich nachhause, um Locusta und Phocylides zu instruieren, dass heute hoher Besuch in der Domus Iulia seine Aufwartung machen würde. Der Senator, ehemalige Kommandeur der Academia Militaris Ulpia Divina und Konsular Spurius Purgitius Macer. Wie staunte da die alte Coqua! Doch natürlich ließ sie sich nicht lumpen und versprach ein exzellentes Abendmahl vorzubereiten, während der Mairodomus dafür Sorge tragen würde, dass alles blitzsauber und wohlgerichtet wäre, wenn der Gast erst aufgetaucht wäre. So ließ Caesoninus sie alle also auf sein Geheiß fleißig werkeln, während er sich in sein Cubiculum zurückzog, um wieder ein wenig weiterzuarbeiten. Immerhin war Wahlkampf.


    Als sich dann schön langsam der Abend näherte, ließ er sich wieder bei den anderen blicken, auch um zu kontrollieren, wie weit die Vorbereitungen für die Cena angediehen waren. Es war alles zu seiner vollen Zufriedenheit. Sehr gut, dann konnte es ja bald beginnen! Auch in der Culina sah es schon vorzüglich aus, mehrere Gänge waren vorbereitet und es schien an Essen wahrlich nicht zu mangeln. So also begab sich Caesoninus zur rechten Stunde dann ins Triclinium, um seinen Gast zu erwarten.

    Die Rede, an der Caesoninus schon seit Stunden herumdokterte kam langsam aber sicher über das erste Viertel hinaus, das er nicht sofort wieder in die Tonne treten wollte. Soweit so gut. Diese eine Formulierung dort am Schluss gefiel ihm noch nicht so ganz, da musste er noch einmal ran. Götter! Wieso konnte er das heute einfach nicht?! Sonst war er doch auch ein Meister der Worte! Es war zum Augen ausreißen! Und Finger! Und Fingernägel! Und nicht zu vergessen noch die Ohren, die wären bei einem Vortrag auch beteiligt!
    Ärgerliche Sache.


    Als dann die Tür aufging und sein gerufener Sklave eintrat, sah sich Caesoninus genötigt, kurz seine Arbeit zu unterbrechen und aufzusehen. "Ah...Maahes! Ja, habe ich. Du wirst mir in einer besonderen cursorischen Weise bei meinem Wahlkampf als Vigintivir zur Hand gehen! Überziehe ganz Rom, oder zumindest die wichtigsten dafür bekannten Plätze und Orte mit Wahlkampfgraffitis bzgl. meiner Kandidatur im Einstiegsamt des Cursus Honorum. Falls du Hilfe dabei brauchen solltest, sei sie dir natürlich gewährt. Phocylides wird dir bestimmt mit Freuden Männer und Materialien zur Verfügung stellen, solltest du sie benötigen. Wenn du fertig bist, melde dich wieder bei mir, das wäre alles." Und schon senkte Caesoninus wieder seinen Blick und begann sich weiter zu quälen mit diesem unsäglichen Holzklotz von Rede.


    Tuff Tuff der Sklavenhändler


    Neunhundert Sesterze! Ein bomben Geschäft für eine Ware von... "solche Qualität" wie Tuff Tuff fand! Wunderbar! Perfekt! Breit grinsend machte er die Hand auf und meinte: "Aber gerne doch, edelster, gütigster Herr! Mit Freuden darfst du sie von mir aus mitnehmen, nachdem du mich bezahlt hast! Und nicht vergessen! Alle Geschäfte sind entgültig! Kein Umtausch, keine Rücknahme!"


    Aber das verstand sich doch natürlich von selbst.

    Heute hatte Caesoninus viel vor. Er wollte allen Senatoren seine Aufwartung machen, mit denen er persönlich bekannt war, um so ein wenig schon einmal vorzufühlen, inwieweit sie wohl bereit wären Caesoninus bei seiner Kandidatur zu unterstützen.


    Natürlich durfte auch Caesoninus‘ politischer Mentor auf seiner Liste nicht fehlen. Doch da es sich hierbei dieses Mal wie gesagt um Purgitius Macer handelte, hatte Caesoninus etwas besonderes vor. Auch in Anbetracht ihrer früheren gemeinsamen Zeit, wollte er Macer nicht einfach so zwischen Tür und Angel zum Gespräch bitten, sondern das ganze in einen etwas besseren Rahmen stellen, weshalb die Sänfte beim Nachhauseweg zurück zur Domus Iulia bei der Domus Purgitia nicht stoppte, sondern gemächlich weiterzog, während sich der Ankündigungssklave trotzdem, wie zuvor instruiert, kurz von der Gruppe löste und klopfte, um danach zu verkünden: „Salve! Mein Herr, der Aedituus Gaius Iulius Caesoninus, lädt Senator Purgitius Macer heute Abend zur Cena in die Domus Iulia ein, zur ersten Stunde nach Sonnenuntergang, um die kommende Wahl zu erörtern!

    Heute hatte Caesoninus viel vor. Er wollte allen Senatoren seine Aufwartung machen, mit denen er persönlich bekannt war, um so ein wenig schon einmal vorzufühlen, inwieweit sie wohl bereit wären Caesoninus bei seiner Kandidatur zu unterstützen.


    Als nächstes ließ er sich zum Tore der Flavier tragen, um auch bei Senator Flavius Gracchus vorstellig zu werden. Hoffentlich war er zuhause, doch das würde sich gleich herausstellen. Also stoppten die Sänftenträger vor der Porta und der Ankündigungssklave sprang vor, um zu klopfen und zu verkünden: „Salve! Mein Herr, Gaius Iulius Caesoninus, bittet darum, von Hausherr Flavius Gracchus empfangen werden zu dürfen in Angelegenheit der kommenden Wahl!

    Heute hatte Caesoninus viel vor. Er wollte allen Senatoren seine Aufwartung machen, mit denen er persönlich bekannt war, um so ein wenig schon einmal vorzufühlen, inwieweit sie wohl bereit wären Caesoninus bei seiner Kandidatur zu unterstützen.


    Der erste auf seiner Liste war Senator Claudius Menecrates. Dieser Besuch war besonders, da er mit ihm auch erörtern wollte, inwieweit ein Rennen realistisch war, denn dann könnte er sich auch gleich die entsprechende Genehmigung einholen, die ja vom Praefectus Urbi nötig war. Dass es möglich war und wie das funktionierte, hatte Caesoninus ja schon zwei Mal gesehen bei seinen vergangenen beiden Trainingsrennen. So also hatte er heute seine beste Toga am Leibe und ließ sich in einer der iulischen Familiensänften zur Villa Claudia tragen, wo hernach ein Sklave an die Porta trat, klopfte und anschließend ankündigte: „Salve! Mein Herr, Gaius Iulius Caesoninus, bittet darum, Senator Claudius Menecrates in Angelegenheit der kommenden Wahl zu sprechen.

    Wieder hatte Caesoninus eine harte Arbeitsschicht an seinem Schreibtisch hinter sich gebracht. Er war wirklich froh, wenn das ganze wieder vorbei war. Er hatte gerade wieder an einer Rede gearbeitet, die er im Zuge seines Wahlkampfs als Vigintivir zu halten gedachte. Schon komisch, normalerweise flossen im beim reden die klugen Redewendungen und Worte nur so aus dem Mund, doch wenn es darum ging im vorraus eine Rede zu verfassen, hörte sich das ganze wahnsinnig steif und unmelodiös an. Nicht zu gebrauchen!
    Doch da musste man eben durch als Anfänger. Wer weiß, vielleicht erging es allen so am Anfang. Irgendwann würde es gewiss besser werden. Er wusste ja von sich, dass er das eigentlich konnte!


    Als ein Sklave sein Cubiculum betrat, um Caesoninus eine kleine Zwischenmahlzeit zu servieren, kam dieser nicht davon, ohne zuvor einen kleinen Auftrag zu kassieren: „Hol mir Maahes her, ich habe einen kleinen Auftrag für ihn.
    Der angesprochene Sklave füllte Caesoninus‘ Weinbecher und nickte dabei mit dem Kopf zum Zeichen, dass er ihn verstanden hatte, anschließend zog er sich wieder zurück, um den Cursor holen zu gehen.

    Caesoninus hatte das Gefühl, dass sie inzwischen tief in der Materie angelangt waren. Ob dem auch wirklich so war, davon hatte er keine Ahnung. Jedenfalls sprachen sie jetzt über das ureigene Wesen und die Motivation der Götter selbst und das empfand Caesoninus schon als "sehr tief drinnen". Hernach folgte die Frage, ob er denn mit den Lehren Epikurs vertraut sei. Natürlich hatte jeder Römer aus der Oberschicht jede der großen Weltphilosophien zumindest schon einmal dem Namen nach gehört. Epikureismus, Stoizismus, Platonismus und wie sie nicht alle hießen. Doch genauere, tiefere Kenntnisse hatte er trotzdem nicht über Epikur. Zeit dies also zu ändern, indem man dem Magister doppelt so aufmerksam zuhörte jetzt. "Nur so am Rande, ja", war deshalb die vorsichtige Antwort.
    Dann erfuhr Caesoninus, was es bedeutete, die Götter aus dem Blickwinkel der Epikuräer zu sehen. Überaus interessant, jedoch war er selbst zweifelsohne wirklich keiner von ihnen. Dafür war er zu sehr Römer und deren Glaube war ja nun einmal, dass die Götter sehr wohl auf das reagierten, was die Menschen dort auf der Welt den lieben langen Tag so anstellten. Dann hatte Caesoninus die Chance, ein wenig etwas über die Vergangenheit des Pontifex zu erfahren. Ebenfalls ein spannendes Thema, wo er ja eines schönen Tages eben dorthin wollte, wo Gracchus bereits längst war. "Ich stimme dir zu. Die Lehren Epikurs in Bezug auf die Götter muss einfach falsch sein. Das habe sogar ich mit meinen jungen und noch wenigen Lebensjahren schon am eigenen Leib erfahren!" Man denke nur an jene Taube (-> das Wappentier der Iulier), die da einst auf Caesoninus' Schulter herabgeschwebt und sich an ihn geschmiegt hatte! Und das nach einem Opfer, an dem alle in Rom damals anwesenden Iulier aktiv in irgendeiner Form teilgenommen hatten! Das konnte einfach kein Zufall gewesen sein, das hatte einfach ein Zeichen der Götter sein müssen.
    Nachdem Gracchus auch die Sichtweise der Stoa dargelegt hatte (mit der er, Caesoninus, schon eher etwas anfangen konnte), gab es noch etwas, das ihn im Moment sehr interessierte. "Was ist deine persönliche Ansicht, o Pontifex? Hälst du es mit dem tradierten römischen Weg des Geben und Nehmens zwischen Göttern und Sterblichen, oder siehst du es eher so wie eine der großen Philosophien, oder hast du eine Mischung aus Teilen von diesen für dich geschaffen? Und natürlich würde ich mit Freuden einmal zu einem philosophischen Abend kommen!" War die Antwort klar. Gracchus hatte zwar zuvor schon teils Caesoninus' Frage nach seiner Sicht der Dinge beantwortet, jedoch ging es ihm jetzt um das große ganze, um die einzig gültige Hauptantwort des Flaviers mit Fokus auf eben jenes und nicht nur als kleiner Teilbereich eines anderen Stoffkomplexes.

    Natürlich war Caesoninus wie versprochen am nächsten Morgen wieder mit von der Partie. Eigentlich hätte er heute Vormittag Tempeldienst gehabt, jedoch hatte er mit einem Kollegen die Schicht getauscht, um heute dem Senator weiter zur Hand gehen zu können. Heute wollten sich der Praefectus Urbi und die Mitglieder der Baukommission mit den Vermessern treffen.
    Caesoninus' Aufgabe dabei war es vorerst, dass er sich um die Messstäbe kümmern sollte. Er hatte nicht gleich eine Ahnung gehabt, woher er solche nehmen sollte, doch nach einem kurzen Gespräch mit der Stadtverwaltung und ein, oder zwei privaten Unternehmern hatte er eine genügende Zahl des angeforderten Materials zusammentragen können. So zog er am Morgen einen mittelgroßen Handkarren hinter sich durch Roms Straßen her, auf dem er stapelweise Stäbe dabei hatte. Sich den Schweiß von der Stirn wischend, kam er endlich an der Baustelle an, wo er die Stäbe in eine geeignete Ecke abstellte und dann zuerst einmal alle begrüßte. Dann ging es für ihn an die eigentliche Arbeit; dem Treffen mit den Vermessern.

    Caesoninus nickte. Das Opfer war vorbei.
    Da es sich nun gebot, die Cella möglichst rasch und geordnet wieder zu verlassen, um die Ruhe der Göttin nicht weiter zu stören nach der erforderlichen Ehrenbezeugung ihrer Person, geleitete Caesoninus Carbo wieder hinaus unter das luftige Dach des säulenbekränzten Portikus des Tempels der Venus Genetrix. "Alle Achtung, nicht schlecht gemacht! Toll! Falls du wieder einmal ein Anliegen an die Göttin der Liebe haben solltrst, zögere nicht zurückzukehren, wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit dir!" Dann natürlich noch der abschließende obligatorische Hinweis: "Falls du zufrieden mit deiner Opferung warst, würden wir uns sehr über eine kleine Spende an den Tempel freuen. Solltest du dich dazu entschließen, ist Kollege Gnaeus dort hinten die richtige Ansprechperson für dich." sagte er und wies auf einen der anderen Tempelmitarbeiter ein Stück von ihnen entfernt. Der Tempel musste ja auch in Schuss gehalten und die Aedituui von etwas leben! Sie bekamen zwar regelmäßig großzügige Spenden von vermögenden Privatpersonen, so wie so ziehmlich jeder große Tempel hier in Rom, jedoch hatte Caesoninus festgestellt, dass sich diese Summe nochmal erheblich steigern ließ, wenn man die Leute nach Beihilfe zur Opferung auch nochmal direkt auf eine kleine Spende ansprach. meist waren es zwar nur ein paar wenige Münzen, aber bedacht auf die Massen, die täglich den Tempel frequentierten, ergab sich das Sprichwort; Viel Wenig ergibt ein Viel.
    "Nun denn, dann, Norius Carbo aus Mogontiacum, viel Glück und einen schönen Tag noch!" verabschiedete Caesoninus seinen Kunden freundlich und wandte sich ab, um zu sehen, ob nicht schon der nächste auf ihn wartete.

    "Aulus Iunius Seneca aus Germanien also, so so". wiederholte Caesoninus, während er kurz darüber nachdachte, ob er so einen Namen schon einmal gehört hatte. "Wir haben gewisse lose Verbindungen, oder besser gesagt Bekanntschaften zu den Iuniern, z.B. waren vor einiger Zeit einmal Iunia Axilia und Iunia Caerelia hier im Haus zum Abendessen, doch ein Iulius Seneca ist mir leider nicht bekannt. Aber ja, wenn er tatsächlich Praefectus Alae gewesen ist, muss er in der Tat ein wichtiger Mann in der Armee gewesen sein." Das fand Caesoninus schon interessant, nun einen Sklaven zu besitzen, der zuvor einem Offizier gedient hatte. Ob er auch ein wenig was von dessen Alltag mitbekommen hatte? Vielleicht war es doch nicht so eine Fehlinvestition gewesen, Maahes zu behalten auf Drängen des Maiordomus. Apropo Maiordomus, hatte Maahes gerade tatsächlich behauptet, dass er ein eben solcher für diesen Seneca gewesein sein wollte? Bei allen Göttern! Als nächstes kam vielleicht auch noch ans Licht, dass er mit irgendeiner berühmten Persönlichkeit oder so verwandt wäre! Doch Caesoninus beschloss, vorerst darauf nicht zu reagieren, sondern es einmal im Hinterkopf zu behalten. "Nun gut, das wäre dann alles." verabschiedete er seinen Cursor, um sich wieder seiner Arbeit zuwenden zu können. Die Aufmerksamkeit seines Herrn hatte der Ägypter heute auf jeden Fall erregen können.

    Zitat

    Original von Maahes
    Offenbar schien der Dominus zufrieden zu sein. Nicht weniger als ein tadelloseses Benehmen war gefordert. Rein äußerlich würde dies sicherlich leistbar sein. Verdrängte man den Weindurst, den er dann und wann verspürte, würde dem auch sicherlich nichts im Wege stehen. Ob er noch eine Frage oder ein Anliegen hatte? Flüchtig dachte der Ägypter nach. Sicherlich gab es Fragen, doch war der Iulier sicherlich nicht derjenige, welcher ihm die Antworten geben könnte. Also schüttelte Maahes zunächst einmal den Kopf. “Nein, Dominius, ich habe keine Fragen mehr und auch nichts, was ich ansonsten vortragen könnte,“ gab er bekannt und verneigte sich wieder leicht. Schließlich wendete er sich ab und machte sich auf den Weg zur Tür. “Das heißt, eine Frage hätte ich vielleicht,“ sagte er dann und drehte sich noch einmal herum. “Ist es mir erlaubt eine Opfergabe zum Grab meines ehemaligen Herrn zu bringen?“, fragte er dann vielleicht etwas zögerlich. Sein neuer Dominus hätte gewiss nichts dagegen, wenn er nach seinen Botengängen einen Abstecher machte, doch das größere Problem bestand sicherlich darin, dass der Ägypter rein gar nichts zum Opfern hatte. Kein Geld und auch keine Speisen, um sie einem Toten am Grabe darbringen zu können.


    Ob Maahes es wusste oder auch nicht, jedenfalls hatte er sich gerade mit seiner Opferfrage ein ordentliches Plus bei seinem Meister verdient. Caesoninus war immerhin selbst ein Aedituus und als wahrer Römer tief religiös, so wie sich das eben nun mal gehörte und da freute es ihn ungemein, dass auch sein neuer Unfreier ähnlich behaftet war.


    Er lächelte Maahes an und sagte: „Es ist sehr nobel von dir, deinem alten Herrn gedenken zu wollen, das zeugt von einem guten Verhältnis. Wer war es denn, der dich zuletzt besaß? Und natürlich darfst du das tun! Nimm dir Lebensmittel aus den Vorratskammern, oder lasse dir von Phocylides ein paar Münzen als Opfer geben, falls du selbst nichts haben solltest, du hast meine Erlaubnis dafür!
    Besser so, als wenn der Kerl sie deswegen stehlen würde, denn das müsste er zweifellos, wo er doch sonst nichts hatte.

    Bitte sehr!“, waren Caesoninus‘ Worte, während er seinem Verwandten nochmal Wein nachreichte. Er plauderte gerne mit Licinus, immerhin war dieser in letzter Zeit öfters in der Domus Iulia anwesend und daher eher eine Art Familienoberhaupt gewesen, als z.B. Centho. Außerdem war er ein bärbeißiger alter Soldatenhaudegen, noch etwas, was Caesoninus an Licinus überaus schätzte.


    Als das Gespräch dann noch einmal kurz auf Caesoninus‘ Karriere zu sprechen kam, war er der Meinung erneut noch einmal so etwas wie Demut und Dankbarkeit zeigen zu wollen: „Danke für deine netten Worte! Doch Weisheit und Lebenserfahrung aus vielen Jahren sind auch nicht zu verachten! Ich bewundere es immer wieder, wie du es schaffst, einen so hohen Posten wie den deinen bei den Prätorianern auszufüllen und trotzdem noch als guter Vater für Esquilina da sein zu können. Die Kleine hat echt Glück mit dir, ich bin sicher, sie wird sich eines Tages noch wunderbar machen, dank deiner Erziehung.“ Er hatte jedes Wort ernst gemeint, wenn sie auch im üblichen fröhlichen Umgangston ausgesprochen worden waren. Licinus war für Caesoninus auf jeden Fall das beste Beispiel dafür, wie man Familie und Karriere unter einen Hut bringen konnte. Genauso wollte er es auch einmal machen. Was die Frage über die Damen des Hauses Iulia anging, so war die schnell erledigt. „Ausnahmsweise einmal nicht viel, außer, dass Iulia Stella sich auf meinem Fest sehr gut mit Annaeus Florus Minor verstanden hat. Gewissen Andeutungen und Anzeichen nach darf man die beiden also schon fast als Verlobt und Verheiratet betrachten. Für Iulia Phoebe steht das aber noch aus.


    Tuff Tuff der Sklavenhändler


    Hatte man sowas schon gesehen! Brach doch einfach so unversehens ein Gebotssturm sondergleichen um diese, in Tuff Tuffs Augen, doch recht unscheinbare Sklavin los!
    Doch egal! Begeistert zeigte er auf Casca.
    Siebenhundert der Herr! Siebenhundert! Höre ich Siebenhundertfünfzig?
    Tuff Tuffs Wunsch wurde sofort erfüllt, denn ein anderer bot die gewünschte Menge. So zeigte er jetzt auf ihn und rief: „Siebenhundertfünfzig! Siebenhundertfünzig! Wer bietet achthundert?“ Der Bieter von vorhin wollte anscheinend nicht locker lassen und bot die achthundert Sesterze. So hatte er die Ehre wiederum nun das Objekt der Begierde von Tuff Tuffs Zeigefinger zu sein. „Achthundert Sesterze! Es sind achthundert Sesterze geboten! Wer...“ da wurde er plötzlich von einer weiblichen stimme unterbrochen die den Preis um weitere zwanzig Sesterze anhob. Tuff Tuff konnte sie in der Menge nicht erblicken, weshalb er einfach so rief: „Achthundertzwanzig! Achthundertzwanzig Sesterze!“ Der, der dem Sklavenhändler zuvor schon aufgefallen war, überbot die Unsichtbare um nochmal dreißig Sesterze. Tuff Tuff wies auf ihn. „Achthundertfünfzig! Achthundertfünfzig für diesen Edelmann!“ Noch jemand rief etwas dazwischen, doch verstand er es nicht so recht, bis der eine plötzlich sein eigenes Gebot von sich aus nach oben korrigierte. Tuff Tuff war begeistert!
    Und schon folgte auch darauf das Gegengebot. „Achthundertachtzig! Achthundertachtzig zum ersten, zum zweiten...
    Noch ein Gebot!
    Neunhundert Sesterze! VERKAUFT! An diesen ehrenwerten Edelmann hier vor mir! grinste Tuff Tuff sein zahnloses Grinsen und wies auf Casca.