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Nachdem Caesoninus seine drei Neuerwerbungen der kundigen Obhut des Maiordomus Phocylides überlassen hatte, war er zuerst in die Küche gegangen, um sich ein wenig was zu Essen zu holen und hatte anschließend sein Cubiculum aufgesucht. Es galt ein wenig Papierkram zu erledigen für die Factio Praesina, außerdem wollte Caesoninus einige persönliche Abrechnungen durchgehen. Auch musste er sich noch um das Zustandekommen der nächsten Mitgliederversammlung der Societas Claudiana et Iuliana kümmern. So hatte er für die nächste Zeit genug zu tun und merkte beim arbeiten gar nicht, wie selbige unaufhörlich verging, während zwei Etagen unter ihm Phocylides den Sklaven Maahes, Aesara und Clarissa ihr neues Zuhause zeigte und sie mit den ersten Grundregeln vertraut machte. Und natürlich auch den Zwischenfall im Weinkeller nicht zu vergessen, bei dem Phocylides mit Alexander leicht aneinandergeraten war. Doch nach diesen Ereignissen hatte der Maiordomus die drei neuen Sklaven zurück in das Servitriciuum gebracht, um heraufzukommen und mit Caesoninus zu sprechen. Doch da er wusste, dass der Herr gerade mit wichtigen Arbeiten beschäftigt war, ging er nicht sofort in das Cubiculum, sondern erledigte zuvor noch ein paar Kleinigkeiten in seinem eigenen Officium. Erst als eine geraume Zeit vorüber war, stand er auf und stieg in den ersten Stock, um dort an Caesoninus' Tür zu klopfen. Dieser sah von einer Papyrusrolle auf.
"Herein" Darauf betrat der Maiordomus das Zimmer. "Ah, Phocylides! Komm her und setz dich. Erzähl mir etwas über meine neuen Sklaven. Welchen Eindruck hast du von ihnen?" Phocylides tat wie ihm geheißen. Nachdem er sich auf einem Stuhl niedergelassen hatte, faltete er die Hände über dem Bauch und begann zu erzählen:
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Phocylides, Maiordomus
"Nun, Dominus, dieser Maahes scheint ein ganz ordentlicher Bursche zu sein."
"Wer?"
"Maahes, der ägyptische junge Mann von den Dreien"
"Achso, nun gut. Weiter im Text" den Mann hatte Caesoninus schon wieder völlig vergessen. Doch jetzt kannte er wenigstens schon einmal seinen Namen und wusste, dass er anscheinend Ägypter war. Phocylides hatte gesagt er wäre ordentlich, Caesoninus war schon gespannt darauf, wenn er das weiter ausführen würde. Doch jetzt einmal hieß es sich einen ersten Gesamtüberblick zu verschaffen.
So berichtete Phocylides weiter: "Ja, also Maahes ist ein nützlicher Mann. Auch scheint er eine Art Beschützer für eine der beiden Mädchen zu sein, die eine mit Namen Clarissa. Die andere heißt Aesara und ist das völlige Gegenteil zur Ersteren. Die beiden sind wie Sonne und Mond."
"Ich weiß ich erinnere mich an sie. Die eine hatte unangebrachte Worte in der Öffentlichkeit geäußert, während die andere in Tränen ausgebrochen ist, bloß weil ich sie nach ihrem Namen fragte."
"Genau, dominus. Aesara hat auch im Untergeschoss ein vorlautes Mundwerk bewiesen, während Clarissa kaum bemerkbar gewesen war. Keine Angst, ich werde Aesara schon beibringen, wie man sich im Hause deines Vetters richtig benimmt."
Caesoninus nickte. "Das wäre wohl nicht so schlecht. Weiter."
Einen Moment schwieg Phocylides kurz, um seine Gedanken zu sammeln. "Ich habe ihnen im Untergeschoss alles gezeigt und ihnen die wichtigsten Regeln der Hausordnung aufgezeigt. Auch mit dem Tagesablauf sind sie schon vertraut."
Wieder ein zufriedenes Nicken des Dominus. "Sehr gute Arbeit Phocylides, genauso soll es sein."
"Danke Dominus. Ich hatte sie natürlich auch gefragt für welche Funktionen sie zukünftig vorgesehen seien, doch konnte mir niemand von ihnen diese Frage beantworten. Darf ich dich darum bitten mich hierbei näher aufzuklären?"
"Natürlich doch Phocylides, gerne! Clarissa sagte mir sie könne gut kochen, weshalb ich mir gedacht hatte, dass sie Locusta in der Culina helfen könne. Aesara soll mir als Gesellschafterin dienen." Dass er sie vor allem für sein Bett gekauft hatte ging den Unfreien ja nichts an.
Doch Phocylides interessierte das auch nicht. Er notierte sich geistig nur die vorgesehenen Rollen für die Neuen, um sie baldmöglichst in seinen Personal- und Arbeitsplanungen integrieren konnte. "Was ist mit Maahes?"
Caesoninus winkte ab. "Der wird bei nächster Gelegenheit wieder verkauft. Ich brauche ihn nicht, er musste nur mit, weil mir der Händler ansonsten Aesara nicht verkauft hätte und an ihr bin ich vorrangig interessiert."
Dass sein Herr das war glaubte ihm Phocylides nur allzu gerne. Doch was den Fall Maahes anging musste er doch noch inmal versuchen zu intervenieren. Immerhin war Maahes ein ägyptischer Landsmann! (Wenn auch nicht hellenischer Abstammung) "Dominus, darf ich offen sprechen?"
"Bitte sehr, was willst du loswerden?"
"Ich bitte dich, dass du dir das mit dem Verkauf noch einmal überlegst. Der Mann hat viele Talente, von der Medizin bis zur Verwaltung, ja sogar ein Maiordomus war er einmal, wie er mir sagte."
Caesoninus schnaubte. "Behaupten kann man viel, wenn man seine Lage verbessern will und das hat er mit seinem Loskommen vom Sklavenmarkt zweifellos getan. Er weiß, dass ich ihn nicht brauche, er wird verkauft. Ich würde wohl auch das blaue vom Himmel herunterlügen, wenn ich so dem Sklavenmarkt entgehen könnte."
"Bitte Dominus, erlaubst du mir ein weiteres freies Wort?"
Caesoninus nickte ihm zu als Zeichen seines Einverständnisses.
"Unten in den Gewölben konnte ich Maahes zusammen mit den beiden anderen ein wenig beobachten, wenn sie untereinander gesprochen haben. Er erscheint mir als das Zentrum der Gruppe, der alles zusammenhält. Er gibt Clarissa Halt und zumindest etwas Selbstsicherheit und er schien mir auch als jemand, der Aesara etwas zügeln könnte, wenn ich ausnahmsweise einmal nicht hinschaue. Die Dame verspricht Probleme zu machen mit ihrem Temperament, da ist jede zusätzliche Hand die sie unter Kontrolle hält nur zu begrüßen." war Phocylides noch einmal so kühn, sich diese letzten Bemerkungen und diesen Ratschlag herauszunehmen. Immerhin hatte Caesoninus ihm ja ein offenes Wort gestattet. Dieser grübelte jetzt darüber nach. Es kümmerte ihn wenig was Aesara außerhalb seiner Nähe trieb, doch sollte sie natürlich die Familie nicht in Misskredit bringen und dass ihr Mundwerk lose war, hatte er ja auch selbst schon erlebt. Genauso wie den Tränensack Clarissa, der wohl nur von dem Kerl emotional stabil gehalten werden konnte. Es schien also zwangsläufig darauf hinauszulaufen, dass er Maahes vorerst behalten musste, wenn er wollte, dass die beiden Sklavinnen ordnungsgemäß funktionieren würden. Natürlich könnte er Clarissa ebenso einfach verkaufen, womit sich schon mal eine große Hälfte dieses Problems erübrigt hätte, doch er war ehrlich gesagt zu faul für diese Sache. Er hatte ja immerhin schon eine Küchenhilfe für Locusta gefunden und wenn dieser Maahes im Haus war, würde sie ja arbeiten können, wozu also nach jemand neuen suchen?
Caesoninus musste ihn wohl oder übel behalten. Er seufzte. "Nun gut, dann soll er von mir aus bleiben. Er kann Botendienst für mich machen."
Phocylides freute sich erfolgreich für seinen Landsmann gekämpft zu haben. Auch wenn er ihn erst heute kennengelernt hatte, war der Mann ihm sympathisch. Doch natürlich hatte er nicht nur aus reiner Herzensgüte im Sinne von Iunius Senecas ehemaligen Maiordomus gehandelt. Weitsichtig wie er war, wollte er ihn vor allem als Präventivschutz gegen Aesaras zukünftige Fehlaktionen einsetzen, eine Aufgabe die er unmöglich selbst übernehmen konnte bei all seinen Pflichten im Haus. Nein das sollte ruhig Maahes übernehmen, anscheinend war er ja auch schon vertraut damit. Wäre er nämlich nicht hier, würde diese Aufgabe zweifellos auf ihn übertragen werden und das wollte Phocylides mit allen Mitteln vermeiden.
Der Maiordomus lächelte. "Danke Dominus."
"Das wäre alles, du darfst dich zurückziehen." Caesoninus hatte plötzlich dieses große Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung.
So rutschte Phocylides von seinem Sitzplatz und verabschiedete sich von seinem Herrn, ehe er dann den Raum verließ.