Beiträge von Gaius Iulius Caesoninus

    Caesoninus verfolgte mit leicht besorgter Miene die Prozedur, die Plinia Chrysogona da eingeleitet hatte, um dem Falkenweibchen zu helfen. Er war wie gesagt besorgt, doch gleichzeitig beruhigte es ihn, dass die Medica offensichtlich wusste, was sie zu tun hatte.
    Jedenfalls hatte der Falke jetzt schon eine gut 100% höhere Überlebenschance hier im Behandlungsraum unter kundigen Händen, als draußen auf dem Feld vor den Mauern Roms, wo ihn jederzeit ein Raubtier hätte finden und fressen können.


    Die ersten Minuten stand Caesoninus nur unbeteiligt daneben und sah zu, als ihn Plinia plötzlich ebenfalls einspannte. Er sollte Fäden usw. holen gehen. Sogleich eilte er auf die besagte Truhe zu und sah hinein. Tatsächlich! Es befanden sich Fäden darin! Sogleich griff er hinein und holte einfach alle heraus, die darin lagen und brachte sie zum Ort der Operation. Anschließend saß er sich um, mit was sie den Flügel schienen könnten. Hmmm...dort! In einem Korb lagen Holzstücke zum Schienen von Knochenbrüchen, doch waren diese für Menschen ausgelegt und daher wie zu erwarten viel zu groß für etwas derart filigranes wie einem Falkenflügel. So eilte Caesoninus hinüber, um sich eines der Holzstücke zu schnappen und anschließend eilig mit einer herumliegenden Knochensäge möglichst flott in die passende Größe zu bringen.


    Anschließend kehrte er wieder zu Plinia und Commodus zurück und hielt das zurrechtgeschnittene Holzstückchen hoch. "Würde das zum schienen gehen?"

    Caesoninus war dem Befehl aufzustehen nachgefolgt, noch immer etwas perplex von diesem Überfallkommando. Der Unbekannte schritt daraufhin um Caesoninus herum und maß ihn mit einem eher enttäuschten Blick, wie er fand. Weitere eher abfällige Bemerkungen folgten. Bevor der Typ ihm dann erneut das Wort abschneiden konnte, beeilte sich Caesoninus zu antworten: "Jawohl das weiß ich und ich bin zuversichtlich ein guter Lupercus zu werden!"


    Caesoninus gefiel die Art dieses Kerls überhaupt nicht. "Wer bist du überhaupt, dass du dir anmaßt, so mit Gaius Iulius Caesoninus zu sprechen?" fragte er.

    Caesoninus überraschte es ziehmlich, dass der Senator über seinen Vorschlag anscheinend überhaupt nicht erfreut war. Er war der Meinung gewesen, das wäre am vernünftigsten, um einmal mit den Grundbegriffen anzufangen, um auf ein allgemeines Niveau zu kommen und auf diese Basis dann aufzubauen, aber offensichtlich hatte da der Senator andere Pläne. Aber gut, er war immerhin der Lehrer, so würde Caesoninus tun, was er von ihm wollte. "Was immer du für das beste hälst, gerne." sagte er deshalb.

    Sogleich zog eine dicke, fette Portion Magister Frisenius in Caesoninus' Blickfeld und nahm ihn völlig in Beschlag. Caesoninus verzog mit einem höflichen, aber etwas doch erstarrten Blick das Gesicht. Jetzt wusste er wieder, wieso er es normalerweise vermied hierher zu kommen. Er mochte den Kerl überhaupt nicht.


    "Danke, Magister, aber für mich nichts. Ich habe nur meinen Freund hierher begleitet. Er will heute deine Dienste in Anspruch nehmen." sagte er und wies auf Glaucon, der sich auch gleich brav vorstellte, gefolgt von der Frage, wer den die hübsche Dame hinter dem Meister sei. Caesoninus schmunzelte nur darüber, dass Glaucon offensichtlich ebenso ein Schürzenjäger war, was ihm noch einmal gefiel, als da plötzlich schon die erwartet unwirsche Antwort der Angesprochenen ertönte. Hoppla! Caesoninus kannte doch diese Stimme! Er sah um Magister Frisenius herum und tatsächlich, da saß Iulia Stella! Freudig hob er die Hand zum Gruß: "Salve, Cousinchen! Na, machst du dir die Haare schön?"

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    Original von Iulia Phoebe
    Einige bekannte, aber auch viele fremde sah sie da, die lauthals durcheinander riefen und lachten und in ihrer Mitte bemerkte sie auch ihren Vewandten Caesoninus, wie er all das Chaos um sich herum genoss, ganz so, als wäre er der König aller Narren und sie andere bloße Spieler. Iulia grinste und winkte ihm zu, vielleicht bemerkte er es ja. Doch danach ging sie noch einmal zum Buffet und holte noch ein wenig mehr Essen, doch nicht für sich. Anschließend machte sich auf den Weg ins Cubiculum ihrer Mutter, Servilia Gemina.


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    Original von Paullus Germanicus Cerretanus
    Während der Blick nun schweifte und sich an niemand bestimmten festnagelte, kam Cerretanus ein Mann entgegen und begrüsst ihn mit Überschwang.
    Allen Anschein nach einer der Iulier kombinierte Cerretanus. Sonst würde er mich nicht in dieser Art und Weise begrüssen.


    " Io Saturnalia " rief Cerretanus ebenso gut gelaunt dem Mann entgegen und nickte. " Ich bin Germanicus Cerretanus und es ist eine Freude mit euch feiern zu dürfen." antwortete der Germanicer dann um die Neugierde des ihm Unbekannten zu stillen..


    " Ich sah es regelrecht verpflichtend vorbei zu kommen. Allein da die Iulier mit den Germanica ein doch recht gutes Verhältnis haben." " Glaub ich jetzt zumindest" setzte er etwas leiser nach und grinste breit.


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    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Iulius Licinus", stellte sich der Princeps unprätentiös vor.
    "Ich erinnere mich an eine Bekanntschaft mit einem Germanicus Aculeo. Ein Verwandter von dir?"
    Mit diesen Worten führte er den Germanicer an den Tisch heran und bot ihm mit einer Handbewegung was zu essen an.
    "Ist allerdings schon ne Weile her" schränkte er ein. Das war noch vor der Germania und da hatte er auch schon mehrere Jahre verbracht.


    Von seinem "saturnalischen Thron" aus, einem Hocker, den er auf einen Tisch gestellt hatte, feierte Caesoninus mit seiner Filzkappe in der Tat wie der König der Narren und niemand genoss es mehr, als er selbst. In der dichten und lauten Menschenmenge sah er Iulia Phoebe nicht sofort, aber er registrierte es doch am Rande. Doch als er ihr dann zurückwinkte, sah sie es offensichtlich nicht mehr, da sie bald zum Buffet ging und anschließend das Triclinium wieder verließ. Naja, mehr Platz für ihn selbst wieder, oder?


    So leerte Caesoninus noch ein zwei Becher Wein, als sein schweifender Blick irgendwo in der Menge Iulia Stella bemerkte. Potzblitz, zwei Familienmitglieder im Haus zu seiner Feier und das in so kurzer Zeit! Doch dem nicht genug, noch etwas später bemerkte Caesoninus noch eines!
    Es war der alte Marcus, der mit jemanden ins Gespräch vertieft war. Im ersten Moment erkannte er den Mann nicht...bis seine Adleraugen plötzlich einen nur allzubekannten Rotschopf neben ihm registrierten. Das war doch die Kleine, für die er erst unlängst am Sklavenmarkt geboten hatte! Doch wie hieß er, ihr Herr, nochmal? Caesoninus wollte der ganze Name einfach nicht mehr einfallen. Irgendwas mit Germanien darin. Germanicus? Doch war das der Gensname, oder ein Beiname? Hmmm, keine Ahnung. Doch egal, finden wir es heraus!
    Dachte er sich vergnügt und erhob sich nur einmal kurz schwankend von seinem "Thron", um herabzusteigen und das edle Feiersvolk mit seiner Anwesenheit in ihrer Mitte zu beehren. Er drängelte sich zu Licinus und dem halbvergessenen Germanicus Werauchimmer durch und begrüßte beide dröhnend: "Bona Saturnalia zusammen! Na Marcus, wenn hast du denn da? Du warst Germanicus, stimmts? Na, zeigst du deinen beiden neuen Hausbewohnern etwa, wie sie gewohnt hätten, hätte ICH sie ersteigert?" fragte er Cerretanus und lachte, gefolgt von einem weiteren Schluck Wein.

    Es war nur natürlich, dass sich Alpina während ihres Romaufenthaltes auch nach weiblichen Kontakten sehnte, die sie kennenlernen und dann mit ihnen etwas schönes unternehmen konnte, jeder wollte schließlich Freunde, oder wenigstens Bekannte in der Fremde haben, um sich etwas heimischer fühlen zu können und so würde Caesoninus ihr diesen Wunsch gerne erfüllen. "Natürlich, gerne stelle ich dich unserer Hühnerschar vor. Über die Neue kann ich noch nichts sagen, aber die beiden Iulias Phoebe und Stella sind sowieso ständig unterwegs, um einzukaufen, oder sonstwas zu treiben, die freuen sich gewiss über neue Gesellschaft. Vielleicht treffen wir ja eine von ihnen noch. Übrigens, fehlt jetzt noch was aus meinem Raum?"

    Caesoninus lachte auf, als Glaucon dachte, er hätte ihn in eine Art Barbierlupanar geschleift. "Nein" sagte er, "das hier ist in der Tat ein normaler Barbier...nun, mit Schwerpunkt auf Frauen natürlich, wie man unschwer erkennen kann. Eine Cousine von mir kommt hier gern vorbei, weißt du? Sie ist sehr hübsch." Suchend blickte er sich nach dem Meister persönlich um. Iulia Stella hatte er noch nicht bemerkt.

    Caesoninus freute es, dass auch Macer sein Vorhaben für gut befand. Auf die Frage, was sie das nächste Mal behandeln wollten fiel ihm ein: "Ich würde es für klug halten, wenn wir das nächste Mal ungeachtet meines schon vorhandenen, oder noch fehlenden Vorwissens mit denn allgemeinen staatstheoretischen Dingen beginnen könnten, also Themen und Dinge, die ein römischer Politiker unbedingt wissen und können muss." Das war für ihn in der Tat wohl das vernünftigste für den Anfang. Die speziellen Sachen konnten ja noch später genug Zeit finden, wenn Macer Caesoninus' Bildungsniveau schon etwas anheben hatte können.

    Caesoninus genoss jedes Saturnalienfest, das er organisiert hatte, egal, ob zuhause, oder hier mitten am Forum Iulium. Auch hier schenkte er Leuten etwas, trank mit ihnen einen Becher, oder erlaubte sich den einen oder anderen Scherz. Mit seiner Filzkappe der Freigelassenen am Kopf, einem Becher Wein in der linken Hand und in der rechten ein Zweigebündel, voll behangen mit Süßigkeiten als Geschenke, schlängelte Caesoninus durch die Menge, immer mit einem saturnalischen Ausruf auf den Lippen.


    Einer der bekannten Gesichter, die er in der Menge erblickte war Florus Minor! Sogleich näherte er sich ihm und mit einem dröhnenden "Lucius Annaeus, altes Haus! Lebst du auch noch? Bona Saturnalia! begrüßte er seinen neuen Festgast und legte den einen Arm mit dem Weinbecher um Florus Minors Schultern. Die andere mit den Geschenkezweigen hielt er ihm hin und sagte: "Eine kleine Aufmerksamkeit des Chefs des hießigen Venustempels, Io Saturnalia!"

    Bei den Göttern, er hatte richtig getippt! Jetzt konnte es für das Tierchen vielleicht doch noch alles gut werden, denn zwar nicht der Mann, dafür aber die Frau war Heilerin! Eilig lief er mit ihr mit.
    "Danke, vielen, vielen Dank! Ich bin Gaius Iulius Caesoninus. antwortete er ihr. Caesoninus hoffte wirklich, dass Plinia dem Falken helfen konnte.

    Salvete zusammen!


    Mir hat ja gar keiner gesagt, dass schon seit sechs(!) Tagen eines der wichtigsten Feste des römischen Kalenders stattfindet (und noch niemand wirklich dazu etwas gepostet hat), gut dass ich es heute noch rechtzeitig bemerkt habe. :app:


    Jedenfalls, auch wenn es schon vllt. ein bisschen spät ist, habe ich einmal hier in der Domus Iulia und hier am Tempel der Venus Genetrix je einmal ein privates und ein öffentliches Fest geschrieben, wo JEDER an BEIDEN (bzw. eins von beiden) gerne teilnehmen und selbst etwas dazuposten kann. Vielleicht kriegen wir noch ein wenig saturnalische Feiertagsstimmung in Rom zusammen, ehe das reale Weihnachten euch alle von den Rechnern wegzieht. :D

    Es war wieder einmal die Zeit der Saturnalien in der Ewigen Stadt!
    Ganz Rom verwandelte sich dabei für die Dauer von sieben Tagen in ein einziges gigantisches Volksfest voller Scherze, Streiche, Lachen, vertauschten Rollen, literweise Wein und tausenden öffentlichen und privaten Veranstaltungen. Die Familien kamen in ihren Häusern zusammen und beschenkten einander, oder empfingen, oder besuchten selbst Freunde und Bekannte und viel gutes und verschwenderisches Essen rutschte in die Mägen hinab. Allgemein erschollen regelmäßig die Rufe "Io Saturnalia!" oder "Bona Saturnalia!"


    Doch neben den privaten Feiern waren vor allem auch die unzähligen öffentlichen Feste für die Saturnalien sehr gut und wichtig. Die Arenen veranstalteten Spiele am Fließband, am Forum gab es allgemeine Festbankette auf Staatskosten und die vielen, über die ganze Stadt verstreuten Tempel öffneten sich für die Dauer der Feiertage der Öffentlichkeit und veranstalteten eigene Festivitäten. So auch natürlich der Tempel der Venus Genetrix am prominenten Forum Iulium. Caesoninus hatte das ganze obere Ende des Forums vor dem Tempel in Beschlag genommen und dort Bänke aufstellen lassen. Dort tummelten sich die schmausende Menge, die es sich mit viel Wein, Cervisia und Spanferkel gutgehen ließ. Links und rechts des Tempels waren Kochstationen aufgebaut worden, an denen die Spanferkel zubereitet wurden, doch nicht nur das gab es, auch Kuchen und geräucherten, oder gebratenen Fisch, dazu viel Gemüse und Garum, soviel das Herz begehrte. Caesoninus, als Kopf dieses Narrentreibens nahm seine Rolle als Aedituus dahingehend war, dass er laufend Trankopfer, abwechselnd für Venus, dann wieder für Saturn, darbrachte. Ein großes Opfer hingegen war nur am ersten Tag bei der Eröffnung des Saturnalienfestes des Venustempels möglich gewesen, da nur dort noch die nötige Disziplin geherrscht hatte, um ein einmal gerufenes "Favete linguis!" zu beherzigen. Jetzt jedoch liefen die Menschen über vor, neben und auf dem Tempel herum, was große Opfergänge unmöglich machte. Doch die Trankopfer taten es bestimmt auch, dachte er sich und erfreute sich des bunten Rausches der Saturnalien.

    Es fanden die Saturnalien in Rom statt! Jener bunte Festerausch, auf den sich viele Römer schon das ganze Jahr über freuten. Die Tage der Freude, des Trinkens in geselliger Runde und der Menschenliebe. Die Schulen und Gerichte blieben geschlossen, die Kriminellen wurden an diesen Tagen nicht bestraft und durch die vielen öffentlichen Feierlichkeiten, Spiele und Blödeleien herrschte wahrhaft allgemeine Volksfeststimmung in der Ewigen Stadt, quer durch alle Schichten der Bevölkerung hindurch. Die Senatoren und Ritter legten ihre toga praetexta ab und für die Sklaven waren es noch einmal besondere Tage, da sie während der Saturnalien mit ihren Herren gleichgestellt waren, oder sogar von diesen bedient wurden.


    Neben dem endlosen Reigen an öffentlichen Spektakeln wurden die Saturnalien natürlich auch zuhause im familiären Kreis gefeiert, so auch im Hause Iulia. Heute war der 22. Tag des Monats December, was hieß, dass die Feiertage morgen vorbei sein würden. Caesoninus hatte die letzten Tage außgelassen gefeiert und seine Scherze getrieben. Auch für das Fest zuhause war er sehr umtriebig gewesen. Am ersten Tag der Saturnalien hatte er wie jeder in Rom natürlich zuerst einmal das obligatorische Bad genommen. Danach hatte er die anstehende Opferung des Ferkels übernommen, da er der Meinung war, als amtierender Aedituus den abwesenden Hausherrn und Augur, Iulius Centho, bestmöglich darin zu vertreten. Schon an diesem Tag hatte er seine Toga abgelegt und sich bequeme Kleidung angezogen. Zudem trug er die pilleus, die Filzkappe der Freigelassenen. Ein ganz besonderer Spaß, der ihm an den Saturnalien so sehr gefiel. Natürlich trieb Caesoninus die Saturnalien soweit, dass auch er einer jener Römer während dieser Tage war, der mit seinen Sklaven die Rollen tauschte. Jeder Sklave im Haus konnte ihn herumkommandieren und Caesoninus spielte mit viel Spaß den Diener für die Dienenden. Auch bediente er die Sklaven an der Tafel und erfreute sich an ihren strahlenden Gesichtern.


    Die nächsten Tage verbrachte er damit durchs Haus zu laufen (wenn er zuhause war) und jedem, den er antraf, egal ob Familienmitglied, Sklave, Hausgast, oder Gast im Zuge der Feierlichkeiten, kleine Geschenke in die Hand zu drücken und stets immerzu laut: "Io Saturnalia!" zu rufen. Schon Wochen zuvor hatte er dafür begonnen, Unmengen an Süßigkeiten und Keksen einzukaufen und genug Zweige zu sammeln, an denen er sie befestigen konnte. Den Mädchen, Iulia Stella, Iulia Phoebe, Iulia Graecina, Susina Alpina schenkte er zudem noch eine kleine sigillaria, eine kleine Tonfigur, üblich für die Saturnalien. Und zudem noch einen Kuss auf die Wange, ganz überraschend, ehe er auch schon wieder davonflitzte mit einem lauten "Io Saturnalia!" auf den Lippen. Den ganz kleinen Mädchen, Esquilina und Ursi, schenkte Caesoninus gleich je drei Zweige mit Süßigkeiten und Keksen daran und dazu auch noch jeder ein kleines Spielzeug. "Hier für euch! Und dass ihr mir ja nicht vergesst zu Susina und Marcus zu laufen und sie ordentlich für mich zu zwicken!" hatte er ihnen zugeflüstert bei der Übergabe der Präsente mit einem verschwörerischen Augenzwinkern. Während der Festtage hatte Caesoninus auch laufend Freunde, Bekannte und sogar Fremde in die Domus Iulia eingeladen gehabt, sodass ein ständiges Kommen und Gehen herrschte und so ziehmlich jeder Passant einmal hereinschaute bei der weit offenen Tür. Im Atrium veranstaltete er oft gemeinsame Gesangrunden von Spottliedern auf alles und jeden, oder trieb seine Scherze mit den Gästen.


    Heute, am vorletzten Tag der Saturnalien hatte Caesoninus besonders viele Gäste ins Haus geschleppt, sodass fast jedes Zimmer vor lauter Leuten überquollen. Im Triclinium hatte er ganz alleine eine mächtige Tafel aufgebaut, die Sklaven waren dafür ja zurzeit nicht zuständig, doch bei der Zubereitung der Speisen hatten sie ihm dann doch geholfen, jedoch aus freien Stücken in Anerkennung dafür, wie Caesoninus sie während der letzten Tage behandelt hatte und auch sonst das Jahr über immer respektvollen Umgang mit ihnen pflegte. So saß er jetzt mit seiner Filzkappe im Triclinium inmitten einer geselligen Runde und schlug sich lachend und scherzend den Bauch voll. Natürlich floss auch der Wein in Strömen und es herrschte allgemein eine ausgelassene Stimmung. Io Saturnalia!

    "Domus Iulia" verbesserte Caesoninus sie in Gedanken automatisch, doch natürlich drang kein Laut davon über seine Lippen. "Casa" hatte als Wort etwas einfaches, durchschnittliches, oder auch bäuerliches an sich als Beigeschmack, während "Domus" dagegen gehobener klang. Städtischer, edler, wohlhabender, einem Senatorengeschlecht wie den Iuliern eben angemessen.
    Dieser gedankliche Monolog lief sekundenschnell in Caesoninus ab, weshalb er kaum Verzögerung hatte bei seiner Antwort: "Oh, kurz gesagt alle in Rom anwesenden Iulier und die Hausbelegschaft an Sklaven natürlich. Aktuell wären das Licinus, den du natürlich schon kennst, dann drei Iulias und zwar Iulia Stella, Iulia Phoebe, gemeinsam mit ihrer Mutter Servilia Gemina und jetzt ganz neu auch eine gewisse Iulia Graecina. Zum Schluss natürlich auch noch Iulius Antoninus und meine bescheidene Anwesenheit." dabei grinste sie Caesoninus schelmisch an und deutete im Gehen eine leichte Verbeugung an. "Die beiden iulischen Senatoren sind derzeit samt Familien abwesend, genauer gesagt Iulius Dives und der Hausherr der Domus Iulia, Iulius Centho. Hast du außer Licinus und mir schon jemand anderes aus dem Haus kennengelernt?" fragte er sie interessiert. Das Gewicht der Kinderkleidung fühlte sich für ihn in seinen Händen viel zu leicht an. Beim nächsten Gang für den Rest ihrer Sachen würde er sich nur mit den schwereren verbliebenen Dingen zum Tragen zufriedengeben, um noch ein bisschen mehr Eindruck bei ihr zu schinden.

    Eiligen Schrittes trug Caesoninus das verletzte Turmfalkenweibchen in seinem mit Heu ausgepolstertem Korb durch Rom, das er bei der Stadtmauer gefunden hatte. Schon überquerte er die östliche Brücke der Tiberinsel, um danach auf dem allgemeinen Tempelvorplatz zu kommen (bei aller Eile jedoch natürlich immer auch auf den Vogel achtend). Noch in der Bewegung hatte er schon begonnen sich nach Personen auf der Insel umzusehen, die wie ein Heiler aussehen könnten.


    Doch auf den ersten paar Blicken konnte er einfach keinen entdecken, was ein leichtes Gefühl der Frustration in ihm weckte. Der Falke fiepte inzwischen noch schwächer, auch wenn ihm sein weiches Polster bestimmt besser bekam, als zuvor noch der harte Erdboden. Doch was jetzt unternehmen?
    Caesoninus war schon so weit gekommen, es konnte doch jetzt nicht alles an einem fehlenden Heiler auf der Tiberinsel scheitern!
    Unruhig sah er sich um, doch da war immer noch niemand passender. Sein Blick fiel schließlich auf einen Mann und eine Frau, die beide ganz nah bei ihm am Ufer standen. Vielleicht wussten die ja Rat, oder vielleicht war der Mann sogar ein Kundiger der Medizin. Schnell eilte er mit seinem Korb mit dem Falken darin auf die beiden zu und sprach sie an: "Salvete, kennt ihr zufällig einen Heiler hier irgendwo, der sich den gebrochenen Flügel dieses Falken ansehen könnte?" fragte er schnell und zeigte ihnen das Falkenweibchen im Korb.

    Suchend blickte er sich um. Er konnte schlecht den Falken einfach so aufheben. Alleine dieser Vorgang würde ihm Schmerzen bereiten und hinzu kämen noch die Wehrversuche des Tieres. Eine andere Lösung musste her. Hmm, wie wäre es mit....einem Korb?


    Nicht allzuweit stand ein Bauernhaus, dort würde er nachfragen um einen Korb und etwas Stroh, oder Heu als Auspolsterung. So lief er hin und klopfte. Nach einer Weile des Wartens klopfte er nochmal, doch wieder nichts. So lief er nach einer Weile hinters Haus, doch auch hier war nichts. Bei einem Acker in der Nähe jedoch stand eine Gestalt. So eilte er auf ihn zu und rief schon von weitem: "Hee, Hallo! Guter Mann, auf ein Wort!"
    Der Bauer drehte sich zu ihm um und musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. "Was?" brummte er. Caesoninus blieb vor ihm stehen, holte einmal Luft und fragte dann: "Nicht weit von hier habe ich einen verletzten Falken gefunden. Ich bitte um einen Korb und etwas Heu, damit ich ihn sicher transportieren kann."
    Der Bauer kratzte sich am Kopf und beäugte ihn, als wäre er nicht mehr ganz richtig im Kopf. "Nen Falken retten, hä? Mann o Mann die Jugend von heute...erschlag das Vieh und wirf ihn auf den Grill, dann hats der Vogel hinter sich und du eine warme Mahlzeit. So hat jeder was davon." Miesepedrig wollte er sich von Caesoninus abwenden und von dannen ziehen, doch er packte ihn an der Schulter und hielt ihn zurück. "Bitte! Ich brauche Korb und Heu! Ich kaufe sie dir ab, ja? Wieviel?" Er musste dem Vogel einfach helfen, koste es was es wolle. Zum Glück hatte er immer ein paar Münzen eingesteckt. Der Bauer wiederum war jetzt völlig davon überzeugt, dass der Kerl nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Wollte der doch tatsächlich Geld verschleudern für ein halbtotes Federvieh! Na dann sollte er auch ordentlich dafür brennen! "Sieben Sesterze! Pro Korb und Heu!" grinste er und kratzte sich sein struppiges Kinn. Caesoninus musste einen Moment mehrmals zwinkern angesichts dieses unverschämt hohen Preises. "Das kann doch nicht dein Ernst sein, Alter!" Doch der Bauer ließ sich nicht beirren. Er meinte nur ungut grinsend von oben herab: "Ich verschleudere nicht meinen Hausrat für verletztes Federvieh aus der Wildnis. Bezahl, oder verschwinde. Mich kümmert das alles nichts." und zur Untermalung seiner Behauptung wandte er sich wieder zum Gehen um. Caesoninus spürte Wut in sich aufwallen. So ein *hierbeliebigesganzschlimmesschimpfworteinsetzen*!!


    Doch der Vogel war jetzt wichtiger. So hielt er ihn erneut zurück und murmelte mit vor Wut funkelten Augen: "Gut, ich zahle deine 14 Sesterze du Strauchdieb, doch dann beeil dich jetzt! Los!" Der Bauer hob nur herausfordernd eine Braue und schüttelte dabei hämisch den Kopf, dann erst ging er gemächlichen Schrittes in Richtung Haus. Caesoninus folgte ihm ungeduldig. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam er endlich wieder mit dem Geforderten heraus und überreichte es Caesoninus. "Hier hast du dein Zeug für das Federvieh und jetzt verschwinde von hier, ehe ich die Urbaner herbeirufe." Caesoninus sah ihn noch einmal feindselig an, warf das Geld auf den Boden und lief mit dem ausgepolsterten Korb zurück in Richtung Mauer zu jener Strauchgruppe, wo der Turmfalke lag.
    Wieder bei ihm angekommen wackelte das arme Tier immer noch auf dem Rücken liegend, doch schon merklich schwächer. Caesoninus stellte den Korb neben dem Weibchen ab. Am besten war es wohl den Vogel möglichst schnell zu packen und dann hineinzulegen. Ohne langes herumtun. Gesagt getan. Er packte den Vogel, dieser quietschte auf und ehe ihm bewusst wurde, wie ihm geschah, lag er auch schon auf dem weichen Heu. Das schwerste war damit geschafft. Jetzt hieß es nur noch Hilfe für ihn zu finden. Doch wo nur?


    Auf die Schnelle fiel Caesoninus kein Tierarzt ein, am besten er würde einfach mal mit dem Korb auf die Tiberinsel zum Äskulaptempel laufen, dort sollten sich eigentlich immer Heiler finden lassen. Vielleicht auch einer, der sich dem Falkenweibchen annehmen würde. So lief Caesoninus vorsichtig los in Richtung Porta Lavernalis.

    Es war durchaus schon etwas kühler als z.B. im Sommer, doch der klare Himmel der sich heute zeigte ohne jeden Wolkenfetzen und die warmen Strahlen der Sonne mussten Caesoninus heute einfach aus dem Haus locken. Einiges Volk war auf den Straßen Roms unterwegs und helles Stimmengewirr erfüllte die Gassen und Plätze. Er erfreute sich an all diesen Leuten um ihn herum. Doch wohin sollte ihn sein Weg führen? Sollte Caesoninus zum Forum Romanum schauen und den Rednern lauschen? Oder besser auf einen der Märkte, oder in eine Taverne? Während er so überlegte sah er über sich einen Vogel fliegen. Ach, der hatte es gut. Er konnte fliegen wohin er wollte. Den hielten keine Zäune, oder Mauern. Die Mauern! Das war eine Idee. Ein Spaziergang um die Stadtmauern sollte es werden.
    Trotz dass die nähere Umgebung um Rom natürlich landwirtschaftlich erschlossen war, doch gab es direkt an der Mauer noch einige Büsche und Wiesen, die einem als malerischer Hintergrund für einen wunderschönen Spaziergang dienen konnte. Caesoninus wusste auch schon welche Route er nehmen wollte.


    Nach Südosten durch die Stadt sollte ihn sein Weg führen, dann durch die Porta Capena hindurch, vonwo aus die Via Appia begann und dann auf freiem Terrain in Richtung Süden die Mauer entlang und an der Porta Naevia vorbei immer weiter, bis er um den Mauerspitz herum wieder nach Nordwesten abschwenkte und die Ewige Stadt wieder durch die Porta Lavernalis betreten würde. Ein wunderschöner kleiner Spaziergang also.
    Schon bald hatte er nach Beginn seines Ausgangs den Circus Maximus passiert und nicht viel später das erste der genannten Tore hinter sich. Caesoninus stand somit jetzt am Beginn der Königin aller Straßen, der Via Appia. Diese majestätische, breit ausgebaute Hauptverkehrsader verband Rom mit der kampanischen Stadt Capua und danach weiter bis nach Brundisium an der Küste des italienischen Stiefels. Schon von der Porta Capena aus konnte man so einige Grabmäler und Tavernen ausmachen, die diese wichtigste aller römischen Ausfallstraßen der Länge nach säumten. Einen Moment war Caesoninus versucht einfach auf der Via Appia weiter nach Süden zu marschieren, doch nein, heute nicht. Er gab sich einen Ruck und verließ nach einigen Schrittlängen die Straße nach rechts, hinein ins sonnendurchflutete lockere Buschwerk. Was mussten die Götter heute nur für eine gute Laune haben, dachte er. Solch schönes Wetter hatte es schon lange nicht mehr gegeben und mit derart guten Sichtverhältnissen und trockenem Boden kam er rasch voran. Die Vögelein sangen ihr Lied und allerhand Kleinigkeiten gab es da und dort zu entdecken. Einmal sah Caesoninus eine kleine Feldmaus rasch in ihr Erdloch huschen, ein anderes Mal bemerkte er in der Ferne einen Bauern, der sein Feld bestellte. Was er wohl um diese Jahreszeit dort treiben mochte? Caesoninus blieb eine Weile stehen, um ihn zu beobachten, ehe er dann weiterging, nicht schlauer geworden, als zuvor. Nachdem er um den breitesten Südbogen der Mauer herum war, ging er wieder gemächlichen Schrittes nach Norden.


    In der Ferne war schon sein Ziel, die Porta Lavernalis, in Sicht und in ihrer Nähe war auch der Verkehr auf der Via Ostiensis zu erkennen, jener wichtigen Ausfallstraße, die Rom mit seinem Hafen Ostia verband. Sie führte nicht direkt zur Porta Lavernalis, sondern westlich von dieser vorbei noch weiter nördlich, bis sie bei der Porta Trigemina Rom erreichte. Jedoch zweigte von der Via Ostiensis jene Straße ab, die zu Caesoninus' Zieltor führte und auch den Vicus Armilustri mit der genannten Fernstraße verband. Einiges Volk war auf den Straßen unterwegs. Auch einige Karren, die jedoch noch einige Stunden vor den Mauern Roms ausharren müssten, ehe es dunkel werden würde und sie dann erst passieren dürften.
    Caesoninus spazierte gemütlich in Richtung Tor, als er da plötzlich von einem hohen, schwachen Fiepen abgelenkt wurde. Es war etwas daran, das ihn aufhorchen ließ. Es klang irgendwie "gedrängter", als er dies von Vögeln gewohnt war und so gab er seiner Neugierde nach und wollte erkunden, was die Quelle dieser Laute war. Caesoninus musste nicht lange suchen, denn schnell war die Quelle ermittelt. Es war ein ganz junges Turmfalkenweibchen (zu erkennen am nicht grauen Kopfgefieder), das am Rücken liegend mit gebrochenem rechten Flügel herumschaukelte und rief. "Oh, was ist denn mit dir passiert, kleiner Kerl? murmelte Caesoninus mitleidig, ehe er sich dem Turmfalkenweibchen langsam näherte. Dieses hatte sein Kommen bemerkt und fasste ihn scharf ins Auge. Er musste dem armen Tier helfen! Doch wie nur? Er war kein Heilkundiger und die Falkendame litt offenbar unter Schmerzen. Kurz blickte Caesoninus zur Servianischen Mauer vor sich. Sollte er Hilfe holen? Oder besser den Vogel schnappen und zu einem Heiler bringen? Hmm...er bezweifete, dass vielbeschäftigte Medici und andere Meister bloß wegen eines verletzten Vogels ihre menschlichen Patienten verlassen würden....also blieb ihm nur noch übrig den Vogel irgendwie zu transportieren, ohne Schaden anzurichten.

    Das Innere des Barbiers Frisenius war nicht besser, als draußen vor der Tür, denn auch hier herrschte ordentlich Leben. Ganze Frauengruppen saßen beisammen und schnatterten laut durcheinander, während Angestellte sich mit Brennscheren um ihre Locken und Scheren und Kämmen um ihre Haare kümmerten. Eine schier unerträgliche Parfümwolke schlug Caesoninus entgegen, erzeugt von den dutzenden verschiedenen Düften der anwesenden Damen. Suchend sah er sich nach dem Meister höchstselbst um, während er Glaucon zumurmelte: "Hast du jemals so viele Frauen auf einem Fleck gesehen?" Männer konnte er zwar auch ein zwei entdecken, doch merkte man deutlich, welchem Geschlecht hier die Präferenz galt.