Beiträge von Gaius Iulius Caesoninus

    Gemessenen Schrittes näherte sich Caesoninus der Tempeltüre, stets darauf vertrauend, dass die beiden Iulias mit den Gaben an die Göttin dicht hinter ihm nachfolgten. Umdrehen, um sich dem zu vergewissern konnte er sich natürlich nicht, wie hätte das nur ausgesehen. Ihr Wissen von zuhause aus und ihre Besprechung von diesem Morgen musste ausreichen. Sonderlich kompliziert waren die Pflichten der beiden Iulias ja ohnehin nicht.


    Im Inneren der Cella herrschte ehrwürdiges Halbdunkel, nur spärlich erhellt von einigen Kerzen. Zusätzlich kam noch, dass das funkelnde Gold des Kultbildes ein wenig zu mehr Helligkeit beitrug. Caesoninus kam vorm Foculus zum stehen. Nun würde es wahrhaft beginnen. Wie oft er sich das wohl heute schon gedacht hatte?


    Caesoninus war bereit. Er wartete jetzt, dass ihm Iulia Stella den Weihrauch reichen würde.

    Eine fette Ratte huschte über jene Straße, der Caesoninus gerade folgte. Es schien ihm, als käme er in eine Art aufgegebenes Lagerviertel. An jedem Straßeneck fand sich nämlich ein verfallenes Silo, ein Getreidespeicher, oder ein Lagerhaus. Auch Holzverschläge, die gewiss von dem einen, oder anderen wohlhabenderen Armen unter den Armen von hier als Viehstall genutzt wurde. Wo wohl Hephitios und Maro wohl jetzt gerade im Moment waren? Und wohin führten wohl eigentlich die zwei falschen Wege?


    Caesoninus war sich mit seiner Entscheidung vorhin ziehmlich sicher, doch bestand natürlich immer noch die Möglichkeit, dass er es vielleicht schon sehr bald selbst herausfinden könnte. Ob sie einfach irgendwo ins Leere führten? Oder in Sackgassen? Er musste zugeben, dass es schon durchaus bemerkenswert gewesen war, was dieser verrückte Sklave in aller Kürze so auf die Beine gestellt hatte. In diesem Moment wäre es ihm doch ganz lieb gewesen, hätte die Wache am Tor der Castra Praetoria auf ihn reagiert und eine Kompanie Soldaten würden jetzt die Gegend durchkämmen. Doch sei's wie's ist, der Wille der Götter war nun einmal ein anderer gewesen.

    Caesoninus hob eine Augenbraue ob dieses unprofessionellen Verhaltens des Factio-Magisters. Aber es war nicht nur das, er hatte anscheinend so einiges falsch verstanden. "Wie kommst du auf den Gedanken, dass ich mit meinen Worten Vetter Dives angegriffen hätte? Ich habe nur gesagt, dass bei den Iuliern keine Tradition bzw. Verpflichtung besteht unbedingt in die Veneta eintreten zu müssen, da man von einer Tradition wie gesagt nicht wirklich sprechen kann, wenn zwei Iulier zufällig gemeinsam beschließen in die gleiche Factio zu wollen. Vor Dives und Centho hatte meine Familie nicht wirklich etwas mit Rennsport zu tun und ich verbiete mir jedes Gerücht darüber, ich würde schlecht über meine Verwandten sprechen." Das wäre ja noch die Höhe. Gerade Caesoninus für den Familie alles bedeutete.


    Wäre da noch das weitere Missverständnis. "Und Rennen ist die Veneta bestimmt ganz gut gefahren, ich bezog mich bei meiner Aussage jedoch auch mehr aufs personelle, also auf die Leute im Hintergrund. Viele wichtige Leute fehlen und so. Ich habe jedenfalls für mich entschieden zur Factio Albata zu wollen." sagte er und bemühte sich um einen freundlichen Gesichtsausdruck. Immerhin konnte man ja anscheinend nicht mit allen immer gleich auf Anhieb warm werden.

    Caesoninus lachte kurz auf. Doch wirklich nur kurz. Zu mehr war er aktuell nicht im Stande. "Dein Humor ist ausgezeichnet, Senator" lobte er ihn "denn was könnte für eine politische Karriere noch besser sein, als sagen zu können Spurius Purgitius Macer wäre der Lehrmeister von einem gewesen? Mir fällt jedenfalls nichts ein." Er unterdrückte ein Gähnen und sagte dann: "Ich fühle mich geehrt für dein freundliches Angebot und möchte mich dafür und natürlich für das Empfehlungsschreiben nochmals sehr bei dir bedanken. Das ist alles wirklich mehr als sich ein Unbekannter zu erhoffen wagen darf, der sich bloß per Brief angekündigt hat. Sei versichert, dass ich dir im Gegenzug ganz zur Verfügung stehe, solltest du einmal meine Mithilfe bei irgendeiner Angelegenheit bedürfen. Gerne komme ich noch einmal in einem Jahr zu dir, wenn du jetzt bereits jemanden gefunden hast. Wer ist denn der Glückliche?" Es konnte bestimmt nicht schaden den Namen desjenigen zu erfahren der durch ihrer beider Ausbildung beim gleichen Politiker ja praktisch sein Kollege werden würde.

    Caesoninus ignorierte Atticus' Schoßhündchen gemäß dem Motto Hunde die bellen beißen nicht. "Das stimmt, laut den Familienaufzeichnungen gab es insgesamt einen Iulier in der Factio Aurata und drei Iulier in der Factio Veneta, zwei davon jetzt in unserer Zeit und zwar die beiden Senatoren Iulius Centho und Dives. Man kann also glücklicherweise nicht wirklich von einer "Tradition" sprechen mit der ich jetzt hadern müsste, denn in der Veneta ist aktuell ziehmlich die Luft raus. Ich jedoch möchte mich im Rennsport schon ein wenig einbringen und mit gleichgesinnten Leuten zusammen etwas auf die Beine stellen. Deshalb bin ich heute hier. Wie stehts, willst du mich als Mitglied?"

    Ah, der Chef persönlich erschien also jetzt auf der Bildfläche! Sogleich kam Caesoninus seinem neuen Bekannten Florus Minor hinterher und als dieser im Gespräch mit Atticus auf ihn wies streckte er gleich die Hand zur Begrüßung aus und sagte gut gelaunt: "Salve, mein Name ist Gaius Iulius Caesoninus. Ich bin heute hier, da ich gerne Mitglied in der Factio werden möchte."

    Heute war ein aufregender Tag gewesen. Nach einigen hitzigen Debatten auf dem Forum hatte am Heimweg ein Dieb in der Subura versucht Caesoninus den Geldbeutel zu stehlen. Nur hatte er da die Rechnung ohne den Beutelbesitzer gemacht. Nicht lange und er hatte den Dieb eingeholt und ihm mit einem Kinnhaken sein Eigentum wieder abgenommen.


    In der Domus Iulia angekommen zog er sich zuerst einmal in sein Cubiculum zurück und zog sich für das Abendessen um. Auch eine kurze Kopfwäsche mit einer Schale erfrischend kaltem Wasser fand noch Zeit, ehe er seine Haare wieder abtrocknete und sich ins Triclinum begab. Iulius Licinus war bereits anwesend. Er begrüßte seinen Verwandten und ließ sich auf seiner Kline nieder. Nach all der Hetzerei hatte er einen ziehmlich rumorenden Magen. Als Iulia Stella hereinkam hörte Caesoninus Licinus von der fabischen Hochzeit sprechen und sah auf. "Ach, einer der Fabier heiratet? Immer wieder eine gute Sache. Richte ihm bitte meine Glückwünsche aus." Um wen es sich genau handelte hatte Licinus nicht gesagt, doch war es sowieso egal. Caesoninus kannte ohnehin keinen Fabier persönlich, aber wer weiß, vielleicht blieb ja so sein Name im Gedächtnis hängen und das könnte ja eines Tages vielleicht noch relevant werden.

    Caesoninus fing das Holzschwert auf und betrachtete es. Er wog es mit seiner Hand und prüfte wie ausbalanciert die Übungswaffe war. Dann antwortete er: "Es handelt sich offensichtlich um ein Holzschwert zu Übungszwecken, um angehende Soldaten an den Umgang mit dem Gladius heranzuführen. Mit dieser Waffe kann man nicht so schnell jemanden töten, als mit einer richtigen Klinge, es ist wohl mehr ein Prügel, als eine Hieb- und Stichwaffe, so wie es ein richtiger Gladius wäre. Der Gladius selbst ist ein Kurzschwert und zählt zur Standartausrüstung eines Legionärs. In Verbindung mit einem Scutum ist er eine effektive und tödliche Waffe. Die besten Gladii sind soweit ich weiß jene, die aus norischem Stahl geschmiedet wurden, dank dessen einzigartigen Eigenheiten, die jedem anderen Erz überlegen sind."


    Ob Maro nun mit ihm einen Übungskampf machen wollte? Falls ja wäre Caesoninus auf jeden Fall gewappnet. Schon in seiner Jugend hatte er im Zuge seiner Ausbildung ein Übungsschwert in Händen gehabt. Natürlich auch ein echtes Gladius, da sein Vater immerhin bei den Urbanern gewesen war. Da bekam man so ein Ding schon einmal in die Finger, egal ob es vom Vater erlaubt war, oder nicht.

    Dieses Mal hatte Caesoninus vermutlich etwas danebengegriffen, denn Macer schien nicht völlig einverstanden zu sein mit seinen Überlegungen. Was Caesoninus jedoch noch mehr überraschte war, dass der Senator das verbliebene aktuelle politische Thema, das Caesoninus vorerst wegen der Strittigkeit mit seinen eigenen Ansichten weggelassen hatte, die Stellung der Frau, offenbar jetzt völlig aus dem Gespräch auslassen wollte, denn das nächste Gesagte hörte sich schon ziehmlich nach dem Ende des Gesprächs an. Der Senator wollte ihm durchaus "eines Tages" helfen und ihn bei sich als Tiro aufnehmen, doch nicht heute aufgrund Caesoninus' amderer Ambitionen und zum Vorzuge anderer, weniger engagierter. Innerlich war er etwas geknickt. Er hatte also jetzt am Ende das Falsche gesagt, oder zumindest etwas, das dem Senator überhaupt nicht beliebte. Totsicher, andernfalls wäre es bestimmt anders gekommen. Außerdem fühlte sich Caesoninus in diesem Moment so, als bestrafe man ihn dafür, dass er neben dem Tirocinium Fori mehr wollte, als bloß Forenschüler zu sein. Wie kam er nur auf den Gedanken auch noch Priester werden zu wollen?!


    Ernüchtert im Geiste, doch tapfer nach außen weiterhin eine zuversichtliche Miene mimend sagte er: "Natürlich, Senator. Gerne können wir das so machen."

    Als Caesoninus am Tempel angekommen war, wusch er sich am dafür vorgesehenen Becken nach den Regeln des Ritus seine Hände und Füße und begrüßte anschließend alle anwesenden Personen seiner Prüfungskommission. Aedituus Faustus Digitius Felix machte ihn mit den beiden Pontifices Cornelius Scapula und Flavius Gracchus bekannt, die am Ende der Zeremonie beurteilen würden, ob Caesoninus seine Aufgabe gemeistert hatte, oder nicht. Zu seiner Überraschung hatte sich abgesehen von den dreien Priestern, seinen Opferdienern und den Musikanten auch noch zusätzlich eine kleine Schar Schaulustiger eingefunden. Leute, die entweder sowieso schon am Forum Iulium gewesen waren, oder sich vorher unterwegs Caesoninus' Zug durch die Stadt angeschlossen hatten. Unter den Leuten entdeckte er sogar das eine oder andere bekannte Gesicht, wie Lucius Annaeus Florus Minor, dem er mit einem Grinsen zur Begrüßung zuwinkte.


    Als Flavius Gracchus ihn fragte, ob er noch etwas vorbereiten müsse, antwortete er: "Danke, Pontifex, aber ich habe alles. Wir können beginnen." Jetzt kam der ernste Teil an die Reihe. Er wandte sich um, um zu sehen, ob sich auch schon seine Opferdiener der rituellen Reinigung unterzogen hatten, besonders bei Iulia Stella und Iulia Phoebe war das wichtig, da sie ihn jetzt gleich für die Voropfer ins Tempelinnere begleiten würden, um diese am foculus im Angesicht des goldenen Kultbilds der Göttin zu vollziehen, das Gaius Iulius Caesar hier einst aufstellen hatte lassen. Sein Verwandter, Iulius Licinus, hatte eingewilligt Caesoninus bei seinem heutigen Opfer als victimarius zu dienen. Eine Aufgabe, die ihm als gestandenen Soldaten gewiss nicht schwer fallen würde. Er würde mit dem Mutterschaf vor dem Tempel zurückbleiben, während Caesoninus im Inneren mit den Voropfern beschäftigt war. Er war immer noch glücklich darüber, dass gerade dieses Schaf die zuvor schon ergangene hostiam probare bestanden hatte. Ein Jammer (und ein ziehmliches Loch in der Familienkasse), wenn er dieses prachtvolle kalabrische Schaf durch ein anderes hätte ersetzen müssen.
    Caesoninus wartete darauf, dass die beiden Iulias mit Weihrauch, Lauch und Knoblauch in ihren Händen soweit dann waren, um ihn in den Tempel begleiten zu können. Dann zog er sich einen Zipfel seiner Toga über das Haupt und betrat die cella.


    Sim-Off:

    Licinus hat per PN eingewilligt mitspielen zu wollen, ist aber wegen seiner Allergie noch verhindert. Seine Einführung in meinem Post bitte nicht als "Steuerung fremder IDs" auslegen, ich fand eben nur mit dieser ersten Erwähnung seiner Person würde es dann harmonischer wirken, wenn er dann selbst auftreten kann, als ein Post aus heiterem Himmel er sei jetzt Caesoninus' Schlächter für das Opfer.

    Caesoninus freute sich riesig auf seine militärische Ausbildung durch Maro. Leider aber begannen sie nicht mit den aufregenden Sachen, sondern "nur" mit Leibesübungen. Schön, dann sollte es so sein. Natürlich konnte er es wieder einmal nicht an sich halten seinen jugendliche Übermut an den Tag zu legen. "Nur 20? Das ist doch für Säuglinge, am besten ich mache gleich 40!" und mit Schwung warf er sich auf den Boden und begann sein Gewicht zu stemmen. Auf, ab. Auf, ab und immer so weiter. Die 20 hatte er relativ bald erreicht. Auch die 25 klappte noch ganz gut. Ab 30 verlief alles schon sehr viel schleppender, ehe Caesoninus bei 32 aufgab. "Nun gut, doch nicht ganz 40" grinste er etwas ermattet vom Boden herauf, ehe er wieder aufstand um zu sehen was Maro für ihn als nächstes in petto hatte.


    Sim-Off:

    Falls du nichts dagegen hast bin ich dafür diesen Thread wiederaufzunehmen, damit Caesoninus' militärische Ausbildung simOn wieder ordentlicher ausgespielt wird, als bisher. :) Natürlich passiert das hier gerade VOR all dem was sonst grade aktuell bei unseren beiden IDs so passiert (vor allem jüngste Vorfälle in der Casa Octavia), aber da die Ausbildung ja über länger geht, kann man ja verschiedene Tage ausspielen, um hier auch zeitlich langsam in die Gegenwart zu finden.

    Heute war ein weiterer großer Tag für Caesoninus gekommen; sein erstes öffentliches Opfer für eine Gottheit um zu zeigen, dass er es wert war ihr Aedituus zu sein. Irgendwie hatte Caesoninus in letzter Zeit ständig große Tage wie zuletzt, als er eine Einladung von Senator Purgitius Macer in sein Haus zu einem Gespräch erhalten hatte, oder das mal davor, als er mit Freuden entdeckt hatte, dass eine verflossene Geliebte vom Aventin doch plötzlich wieder Feuer und Flamme für ihn und seinen Charme war.


    Caesoninus hatte sich akribisch auf sein heutiges Opfer vorbereitet. Da Venus Genetrix als Stammmutter der patrizischen Iulier galt hatte er es nur angemessen gefunden ihr ein weißes Mutterschaf für die heutige Zeremonie auszuwählen. Eine Mutter für eine Mutter quasi. Dazu hatte er die iulische Familienkasse dahingehend strapaziert, dass er extra ein Schaf aus Kalabrien mit besonders feiner und glänzender Wolle hatte kommen lassen, welches nun am Weg zum Cäsarforum von einem seiner Opferdiener an einer Leine geführt wurde. Natürlich war das Schaf gründlich gewaschen und aufgeputzt worden. Nur das Beste für die Göttin. Seine beiden anderen Gehilfinnen trugen die Voropfer in ihren Händen. Caesoninus war an diesem Tage dem Brauch entsprechend ganz in Weiß gekleidet und barfuß erschienen. Langsam bewegten sich er und die seinen durch Rom, ehe er am Forum Iulium ankam und der Venustempel vor ihm sichtbar wurde.

    Caesoninus war sich sicher, dass auch amtierende Auguren, oder Pontificies ihre geistlichen Pflichten mit ihrer senatorischen Laufbahn unter einen Hut brachten, da würde er selbst es bestimmt auch schaffen. Die tatsächliche Tätigkeit in beiden Bereichen würde schon zeigen was real wirklich möglich war und was nicht. Senator Purgitius überraschte aber dann Caesoninus in jener Weise, dass er ihm Hilfe in Form eines Empfehlungsschreibens für einen Rhetor anbot. Ein wirklich bemerkenswertes Entgegenkommen des Senators gegenüber des jungen Mannes. "D-das wäre wirklich sehr freundlich von dir" stotterte Caesoninus tatsächlich für eine Sekunde "und ich bedanke mich vielmals für so eine unerwartete Gunstbezeugung"


    Innerlich immer noch ganz aus dem Häuschen bekam er dennoch mit wie der Senator den nächsten Themenpunkt ansprach. Nun ging es um seine politischen Ansichten, sprich, wie oft Caesoninus bisher zusammen mit dem Rest des einfachen Volkes an den offenen Toren der Curia den Debatten des Senats beigewohnt hatte. Schnell fing er sich wieder und wurde ruhiger. "Natürlich ist mir bekannt, über welche Themen das politische Rom derzeit debattiert und ich muss auch gleich gestehen, dass ich nicht mit allem einverstanden bin" begann er. "Doch kommen wir zuerst kurz zu jenen beiden klareren Themen; dem Sklavenaufstand und der kürzlichen Amtsniederlegung des Manius Flavius Gracchus Minor." mit diesen dezenten Worten würde der Senator gewiss sofort merken, welches Caesoninus als strittig erachtet und daher vorerst wie schon angekündigt mit Absicht ausgelassen hatte. Caesoninus begann mit der Ansprache auf den jungen Flavier: "Ich war bei der kürzlichen Res Gestae von Quaestor Flavius Minor dabei und ich muss sagen, dass ich sein Redetalent durchaus jedes Mal wieder bemerkenswert finde. Hatte er auch einen etwas verzogenen Start im Cursus Honorum, so hat er sich seither durchaus gemacht und ich sage ihm noch eine erfolgreiche Karriere im Senat vorraus, wenn er sich weiterhin so hält." Caesoninus würde sich durchaus freuen, falls der Flavier und er eines Tages Kollegen im Senat werden sollten. Doch jetzt kam als nächstes ein ein wenig unerfreulicheres Thema. "Kommen wir nun zum Vorfall des Sklavenaufstandes. Ich hatte entweder das Glück oder das Pech zur Zeit des Ausbruchs des Aufstandes nicht persönlich in Rom zu verweilen, da ich zu Studienzwecken nach Florentia gefahren war, jedoch habe ich durchaus das darauffolgende Chaos und die Zerstörung in der Stadt nach meiner Rückkehr mitbekommen." erwähnte er beim Gedanken an jene Erlebnisse die er z.B. damals zusammen mit seiner Verwandten an der Tiberbrücke mitgemacht hatte. "Ich hatte unmittelbar danach mit betroffenen armen Menschen aus der Unterschicht zu tun und habe ihre Verzweiflung in ihren Gesichtern gesehen, doch auch eine gewisse Aggression gegenüber Bessergestellten, die die Dinge nicht so tun wie sie es wollen" sagte er in Richtung der als armes einfaches Mädchen verkleideten Claudia Silana denkend und wie sie brüsk von ihm verlangt hatte er solle seine Sänfte zu Gunsten eines verletzten armen Mütterchens räumen. Caesoninus wusste natürlich bis heute nicht mit wem er da damals wirklich gesprochen hatte. Er seufzte. Diese meine Erfahrungen mit jenen Leuten zeigen mir, dass es mit ein, oder zwei Beschlüssen von oben nicht getan ist. Das Problem geht tiefer, sehr viel tiefer und ich fürchte, dass man es auf Dauer nur lindern, aber nicht lösen kann. Die Wurzel allen Übels liegt in der Subura und genauso wie dieser Stadtteil immer schon zu Rom gehörte, so sind auch seine Probleme seit Jahrhunderten die Gleichen. Solange die Subura steht, solange werden wir mit diesen Problemen konfrontiert sein und uns mit ihnen auseinandersetzen müssen. Die Alternative wäre ein Abbruch des Stadtviertels, doch rate ich persönlich dringendst davon ab, denn wenn das passieren sollte würde durch die dort wohnenden Ärmsten der Armen eine Hölle über Rom losbrechen, gegen die der Sklavenaufstand nur ein schwacher Schlag mit der flachen Hand war." Caesoninus war es wichtig das zu erwähnen, nicht auszudenken welch Chaos in Rom heraufbeschwört werden würde, sollte sich die wohlhabende Minderheit dazu entschließen die gewaltige Masse der Schlechtergestellten aus ihren Häusern und gegen sich aufbringen zu wollen. "Um die Historie zu bemühen, ich erinnere nur allzu dringlich an die große Hungersnot hier in Rom damals zur Zeit des Gaius Marius, ehe der Volkstribun Saturnius verrückt spielte. Damals hatten sich Massen von Armen, gleich einem Ozean stumm und friedlich auf dem Forum Romanum versammelt, um den politischen Eliten vor Augen zu führen wie wenige an der Zahl sie selbst im Vergleich zu ihnen wären. Das ganze Forum und noch ein paar umliegende Gassen waren vollkommen angefüllt mit hungernden Armen, die erst wieder in die Subura abzogen, als es neue Getreidelieferungen gab. Ich wage zu behaupten, dass sich am Mehrheitsverhältnis zwischen Arm und Reich seit damals nichts verändert hat, oder doch eher im Gegenteil. Durch das seither erfolgte rapide Bevölkerungswachstum Roms stehen heute noch hundert, oder vllt. sogar tausend Mal mehr arme Menschen den Reichen aus den anderen Stadtvierteln gegenüber, als zur Zeit des Marius. Können wir es uns wirklich leisten ihren Zorn auf uns zu laden, falls wir über ihren Köpfen hinweg beschließen sollten ihre Heimat zu zerstören?" fragte er rhetorisch mit einer kurzen Pause. "Und die Schleifung der Subura wäre nun einmal die einzige gangbare Lösung, um diese Probleme entgültig und für immer auszumerzen. Denn bleibt sie bestehen bleiben wie schon erwähnt auch ihre und damit unsere sozialen Probleme bestehen die sich dann in Spannungsspitzen wie eben dem Sklavenaufstand katalysieren können, so wie das nun einmal immer wieder schon in Roms Geschichte passiert ist. Wir werden einsehen müssen, dass wir die Not nur durch regelmäßige freie Getreidespenden an das Volk so wie seit alters her lindern können, denn ein voller Bauch hat keinen Grund zum Aufstand. Behutsame Renovierungen und Verbesserungen der lokalen Infrastruktur würden ebenfalls zu einer Umstandsbesserung führen, die in der Subura blühende Korruption und Kriminalität würde jedoch natürlich weiterbestehen. Durchgreifeaktionen der Urbaner und Praetorianer könnten vielleicht das eine oder andere Nest ausheben, doch ich fürchte dass mit der Auslöschung einer kriminellen Bande sofort zwei Neue ihren Platz einnehmen." Caesoninus zuckte leidig lächelnd mit den Schultern. "Es ist eben ein ewiger Kampf ohne Hoffnung auf ein befriedigendes Ende.


    Sim-Off:

    Von den aktuellen politischen Themen im Senat bitte diese Augurum-Sache völlig außer Acht lassen, da sie für mich erst nach diesem Gespräch stattgefunden hat.

    Wieder zurück in der Subura brauchte Caesoninus eine Weile bis er die richtige Stelle wiedergefunden hatte. Immer noch musste er an die Ignoranz der Torwache denken. Vielleicht war es auch besser so. Egal, Flora musste gerettet werden. Seine Fackel ging zur Neige, weshalb er eilig eine seiner beiden Ersatzfackeln hervorholte und entzündete. Vor ihm leuchtete wieder die rote Linie am Boden. Er folgte ihr wieder bis zu jenem einsamen Platz inmitten der dichtgedrängten Häuser, wo sich die Spur in Drei aufteilte. Welchen Weg sollte er jetzt nehmen? Maro und Hephitios waren dem mittleren Weg gefolgt. Sollte er ihnen folgen, oder einen der beiden anderen Wege nehmen? Caesoninus kniete sich nieder und beleuchtete die Stelle näher, wo der Weg sich aufteilte. Die Linien vor ihm am Boden waren eindeutig Blut, doch was bemerkte er da? Eine der drei Linien, die linke, unterschied sich in Farbe und Tropfenkonsistenz von der Mittleren und der rechten Spur!
    Die Tropfen waren feiner, heller und die Spur allgemein war fragiler, ein Detail das in aller Aufregung zuvor niemand von ihnen bemerkt hatte. Caesoninus bekam eine Vermutung. Was, wenn das hier die richtige Spur, bestehend aus Floras Blut wäre und die beiden anderen Wege, wie auch die bisherige Spur von der Casa Octavia hierher, aus Tierblut gemacht waren? Das würde erklären wieso beim linken Pfad die "Markierungen" sparsamer verwendet worden waren. Immerhin hatte Rabastos noch etwas mit Flora vor, wie Caesoninus vermutete, ansonsten hätte er nie diesen ganzen Aufwand betrieben. Caesoninus stand auf. Die Würfel waren gefallen, er machte sich auf den Weg in den linken Pfad.

    Nichts zu machen, offensichtlich ignorierten die Wachen am Tor Caesoninus' dringende Nachricht. Er konnte es einfach nicht fassen, wo doch das Leben eines Menschen auf dem Spiel stand!
    Er konnte jetzt nicht noch länger hier seine Zeit vergeuden. Wenn die Kompanie nicht helfen wollte mussten es eben er, Maro und Hephitios alleine schaffen. Noch einmal die stummen Wachen anblickend wandte er sich dann um und machte sich zurück auf den Weg in die Subura. Eines war klar, Maro würde nicht gefallen, was die Truppe hier veranstaltet, oder besser gesagt nicht veranstaltet hatte. Eilig lief er vom Tor der Castra davon und erreichte schon nach kurzer Zeit wieder den Rand der Subura.

    Bisher lief es nicht schlecht nach Caesoninus' Empfindung. Der Senator schien interessiert an dem zu sein was er zu sagen hatte und er selbst nutzte jede Gelegenheit, um den Senator und seine Mimik genau zu beobachten. Wie gesagt man konnte einiges lernen, wenn man nur die Augen offen hielt. "Ich bedanke mich für dein Lob, Senator und natürlich ließe sich gewiss etwas arrangieren, falls du einmal meiner Worte bedürftest." grinste Caesoninus zurück. Er ein Redenschreiber für andere Senatoren? Schon wieder ein interessanter Gedanke! Doch beim folgenden musste er Purgitius Macer korrigieren. "Tut mir leid Senator, aber in diesem Punkt muss ich widersprechen. Meine Redeweise hat noch nie den Schleifstein eines Rhetors zu spüren bekommen, was ich natürlich wie schon angekündigt jedoch zu ändern beabsichtige. Mein Vater war bei den Urbanern, also ein ehrlicher, braver Mensch, doch mit großen Reden schwingen hatte er nie viel anfangen können. Außerdem ist er leider viel zu früh verstorben, bevor ich im richtigen Alter war, um derartige Dinge zu lernen. Was ich jedoch gerne mache ist es zu lesen. Philosophie, Politik, militärische Taktik, Epen und Gedichte... ich denke schon, dass dieser mannigfaltige Lesestoff einen gewissen Einfluss auf meine Art mich auszudrücken gehabt hat." ließ er ihn freundlich wissen. "Es ist bei mir gewiss so wie bei jedem anderen Menschen auch. Jeder hat verschiedene Stimmen, oder Characktere in sich, die je nachdem mit unterschiedlicher Stärke sprechen. Einmal spreche ich wie ein Philosoph, wenn es Gedanken und Ideen zu ergründen und zu diskutieren gilt. Bei anderer Gelegenheit muss dann vielleicht einmal der Rhetor herhalten, wenn es gilt diese Ideen so überzeugend und mitreißend als möglich einer Menge kund zu tun. Sei es jetzt im Senat, von der Rostra herab, oder vor Gericht. Soldaten wiederum brauchen keine schönen Worte, dann ist es nötig mit der Stimme des Offiziers zu sprechen. Ich denke es kommt ganz darauf an wie stark jeweils eine bestimmte Stimme in einem ausgeprägt und geschult ist. Entsprechend dem ist man dann eben auch besser oder schlechter im jeweiligen Fach für das sie stünde." schloss Caesoninus seinen Exkurs. Komplett war er sich zwar noch nicht sicher, aber er schätzte den Senator bisher durchaus als einen Menschen ein, der sich für derartige Gedanken und Diskussionen interessierte. Dass er jemand war, der gerne auch hin und wieder über seinen eigenen Tellerrand sah, um zu erkennen wie andere Menschen über bestimmte Dinge dachten.


    Die nächste Frage bereitete Caesoninus ebenfalls keine Schwierigkeiten, wo sie doch beim näheren Nachdenken sonnenklar war. "Das, Senator denke ich ist alles eine Frage der Kommunikation" begann er seine Antwort. "Es verhält sich doch gewiss so, dass bestimmt nicht alle Tage immer gleichviel angefüllt, oder eben leer an Tagewerk sind und ich bin zuversichtlich, dass sich mit einer dementsprechend engen Absprache meinerseits mit dir und natürlich auch mit dem Tempel beides sehr wohl vereinen lässt. Bestimmt wird es Tage geben, wo du nicht so viel zu tun hast und mehr der Muse frönen willst. An solchen Tagen, wenn du mich ansonsten nicht brauchst, kann ich mich mehr in den Tempel einbringen. Dafür dann wird er vermehrt auf mich verzichten müssen, wenn auf deiner Tabula mehr als ein Programmpunkt steht. Es ist eben ein ständiges Geben und Nehmen. Es gibt einige Politiker hier in Rom, die gleichzeitig auch religiöse Ämter wahrnehmen, ich bin sicher, dass auch sie es mit der Zeit und der Kommunikation zwischen ihren gesellschaftlichen und religiösen Pflichten genauso halten, wie ich mir das denke. Falls dem nicht so ist, muss ich mich mit dem Tempel eben absprechen bzgl. einer noch mehr verringerten Stundenanzahl, denn mein Ziel Senator zu werden hat für mich klar Vorrang. Doch ich denke, dass es nicht soweit kommen wird. Der Dienst an den Göttern ist für einen guten Römer ebenfalls wichtig und ich beabsichtige beides vollumfänglich zu schaffen, die weltliche, wie die religiöse Seite."

    Es war schon einige Zeit her, seit Caesoninus versucht hatte von den Vestalinnen zu erfahren wo die Luperci zu finden waren. Seither hatten andere Dinge ihn abgelenkt, doch vor kurzem hatte er sich dieser wichtigen Thematik sich wieder erinnert und hatte erneut begonnen nach den "Wolfsanbetern" zu forschen, wie er die Luperci nannte. Für das, dass dieses Kollegium eines der wichtigsten öffentlichen Feste einmal pro Februar ausrichtete, benahm es sich für den Rest des Jahres ziehmlich geheimnisumwittert und zurückgezogen. Doch am Ende hatte Caesoninus es geschafft herauszubekommen, wo sich der Verein traf. Laut seinen Informationen sollte es ein kleines, unscheinbares Tonziegelhäuschen in der Nähe des Palatins sein, das den Namen Casa Lupae, Haus der Wölfin, tragen sollte.


    So machte sich Caesoninus auf die Suche nach diesem mysteriösen Wölfinnenhaus. Er begab sich zum Forum Romanum und suchte von da an langsam im Uhrzeigersinn die ganze Gegend rund um den Palatin ab. An den Füßen dieses Hügels mit seinen prachtvollen kaiserlichen Palastanlagen gab es genug einfache Tonhäuschen. Wären das seine einzigen Angaben gewesen, Caesoninus wäre schnell verzweifelt. Doch zum Glück wusste er genauer wonach er suchte. Es musste ein zweistöckiges, leicht windschiefes Haus sein, deren Tor zu einer normalen gepflasterten Straße hin mündete. An dessen rechter Flanke in einer schmalen Seitengasse jedoch sollte an einer Hausecke jedoch auf Kniehöhe ein Wolfskopf in die Fassade eingeritzt sein. Das wäre die Casa Lupae.


    Nördlich des Palatins hatte Caesoninus kein Glück, genauso wenig wie im Osten. Im Süden war er schnell fertig, gab es hier doch weniger Häuser dank der Anwesenheit der ausladenden Anlagen des Circus Maximus. So wanderte Caesoninus auf die westliche Flanke des Palastberges zu. Hier schmiegte sich ein belebtes Markt- und Wohnviertel, genannt Velabrum, an den Westabhang des Palatin. Die größte Straße die durch das Velabrum verlief war die Vicus Tuscus. Als Caesoninus gerade auf eben jener Straße nordwärts, in Richtung Forum Romanum entlanglief, bemerkte er plötzlich zu seiner rechten ein Haus, das genau auf die Beschreibung der Casa Lupae zutraf. Erstaunt trat er näher. Der Bau war wirklich so unscheinbar, dass er glatt daran vorbeispaziert wäre, hätte er nicht zufällig in Richtung Palatin geblickt im genau richtigen Moment. Um sich zu versichern lief er noch eilig in die Seitengasse rechts des Hauses und tatsächlich! Da war der eingerizte Wolf in der Hauswand zu sehen!
    Stolz auf sich und seine Entdeckerkünste trat Caesoninus wieder an die Vordertür und klopfte.

    Würde es das Spiel schon geben, Purgitius Macer wäre gewiss ein glänzender Pokerspieler. Keine Miene verzog er bei Caesoninus Antworten. Kein Hinweis für den Jungen, ob dem Senator gefiel, was er da hörte. Im Gegenteil. Er saß nur ruhig da und stellte eine Frage nach der anderen. Caesoninus registrierte dieses Verhalten durchaus und merkte es für sich selbst für die Zukunft vor. Dies war bereits ein erster brauchbarer Punkt, den er soeben gelernt hatte. Manches Mal war es vielleicht ganz hilfreich und auch angebracht sich nicht in die eigenen Karten sehen zu lassen. Entsprechend vorbeugen konnte man dem offensichtlich mit so einer Miene wie sie Senator Purgitius zur Schau trug. Sehr interessant.
    Sich zurückzunehmen und zu horchen, anstatt voranzubreschen und jedermann seine Empfindungen mitzuteilen mochte bei der Jugend gerne nur allzuschnell vergessen sein, doch gerade dieses Verhalten half einen in gewissen Situationen bestimmt besser weiter.


    Doch nun kam es zum Eingemachten. Was stellte sich Caesoninus unter einem Tirocinium Fori vor? "Nun, Senator, soweit ich weiß ist ein Tirocinium Fori als eine Art einjähriges Praktikum eines angehenden Jungpolitikers vor dessen erstem Amt bei einem verdienten Senator definiert, um erste Einblicke ins reale Handwerk der Politik zu gewinnen. Ein solcher Schüler soll seinen Lehrmeister in der Öffentlichkeit überallhin begleiten, an all seinen Beratungen teilnehmen und natürlich soll er sich auch nicht für kleinere Arbeiten wie einfache Botengänge zu schade sein." Caesoninus machte eine kurze Pause. "Demnach schließe ich, dass ich all diese drei Grundthemenpunkte gewiss einmal in meinem Tirocinium Fori vorfinden werde. Wärst du einer der pedari, also einer aus den hinteren Rängen des Senats, es gebe gewiss nicht viel für mich zu tun, oder zu lernen. Doch dem ist nicht so. Lege mir das folgende jetzt bitte nicht als Heuchlerei, oder gar als Anbiederung aus, aber Fakt ist, dass du eine der tragenden Säulen des Senats bist. Ein angesehener Konsular, ein großer Römer." Caesoninus ließ dazu ein angemessenes, zuversichtliches Lächeln sehen. "Doch warum erwähne ich das überhaupt, wirst du dich fragen? Nun, weil ich damit sagen will, dass ein Senator der vorderen Reihe gewiss auch abseits der Ehrenämter genug Tätigkeiten zu vollrichten hat, von denen ein junger Naseweis wie ich es bin lernen kann. Ein solch wichtiger Senator wird um Rat gefragt, vielleicht sogar darum gebeten bei dem einen, oder anderen Gesetzesentwurf rhetorisch, oder mit Ideen mitzuwirken, wie z.B. einst Iulius Caesar mit seinen oft wasserdichten Gesetzesentwürfen. So ein Senator könnte als Kläger, oder als Verteidiger vor Gericht glänzen, wie einst Tullius Cicero diesem größten aller Redner. So ein Senator ist nunmal eine mächtige Stimme, wie der alte Bär Aemilius Scaurus der Ältere, wenn es im Hohen Haus ansteht über eine gewichtige Thematik zu debatieren. Kleinere Männer kommen auch gewiss von Zeit zu Zeit, um so einen Senator auf ihre Seite zu ziehen bei dem einen, oder anderen Thema. Die Überzeugungsmethoden die sie sich dabei einfallen lassen könnten könnte ich mir gewiss niemals alle ausmalen. Doch WAS ich kann ist danebenstehen und zusehen. Ich sehe zu wie so ein Senator sich die Anliegen Anderer anhört und bin immer dabei, wenn er dann beginnt seine eigenen Gedankenkonstrukte zu spinnen. Auch kann ich verstehen lernen auf welche Weise niedere Leute versuchen wichtige Politiker zu umgarnen und für ihre Themen zu gewinnen suchen, denn ich stehe dann im Hintergrund und kann dabei lernen, wann und wie es gilt die Lüge von der Wahrheit zu unterscheiden."


    Caesoninus machte wieder eine Pause. Ob Vetter Dives wohl stolz auf ihn wäre? Die Atmosphäre hier im Arbeitszimmer beflügelte Caesoninus in seiner Art zu reden. Wer weiß wer hier schon aller genau auf seinem Platz gesessen und mit Senator Purgitius handfeste Politik gemacht hatte!
    Nachdem die Pause lange genug angedauert hatte, damit der Senator sich seine eigenen Gedanken dazu machen konnte schloss der Iulier mit den Worten: "Was ich mit dieser ein wenig zu einer Rede verkommenen Antwort sagen wollte ist, dass du gewiss ein vielbeschäftigter Mann bist, Senator. So vielbeschäftigt, dass ich nicht viel mehr zu tun brauche, als dich bloß in deinem üblichen Tagewerk zu beobachten, um schon eine Menge zu lernen. Alleine während wir hier sitzen und miteinander sprechen habe ich schon von dir gelernt und Gedankengänge begonnen durchzugehen, die mir so nie wichtig erschienen sind bisher." Wieder ließ Caesoninus seine fröhlich-freche Art sehen, doch natürlich um einiges gezügelter. Immerhin war das hier Ernst.

    Natürlich war ihm sofort sonnenklar wieso der Senator ihn das fragte und um zu beweisen, dass Caesoninus über einen wachen Verstand und eine rasche Auffassungsgabe verfügte sprach er sogleich: "Ich weiß natürlich, was du mit dieser Frage ergründen willst, Senator. Wieviel Zeit hat dieser Kerl eigentlich übrig für ein vernünftiges tirocinium fori, wo er doch Tempelwächter spielen will? Nun, das will ich dir gerne näher erläutern." Jetzt wo Caesoninus einmal schon in der Höhle des Löwen saß war jede Anspannung von ihm wie weggeblasen und er fühlte sich bei seinen Antworten ("Reden" konnte man sie ja doch noch nicht nennen) ganz in seinem Element. Offensichtlich hatte er damals als kindlicher Beobachter mehr von Vetter Dives gelernt, als bloß hin und wieder eine bewusste kleine Kunstpause einzustreuen. Dies war ja quasi das erste Mal, dass Caesoninus vor einem nicht verwandten Politiker sprach bzw. ihm zur Rede und Antwort stand (vermutlich ähnlich der Befragungen, denen sich ein politischer Amtsbewerber bzw. ein ehemaliger Amtsträger nach seiner Zeit vor dem Senat unterziehen musste) und er stellte fest es machte ihm Spaß. Reden war leicht, Reden war ein Mittel zur Macht.


    "Als ich zum Tempel am Forum Iulium kam, hatte ich schon gesehen, dass ich bei meiner Rolle als Aedituus nicht alleine wäre. Da waren Helfer die offensichtlich zum Tempel gehörten für Aufgaben wie alte Opfergaben beiseite zu schafften etc. und natürlich der ehrenwerte Aedituus Faustus Digitius Felix. Nach alter Sitte finden bei uns Römern unsere wichtigen politischen und juristischen Belange wie z.B. Sitzungen des Senats, oder eine Gerichtsverhandlung gewöhnlich stets am Morgen bzw. Vormittags statt, weshalb ich mich in Hinblick auf mein tirocinium fori und auch sonst in meiner politischen Zukunft mit meinen Kollegen vom Tempel daraufhin verständigen würde immer dann den Nachmittagsdienst nach dem prandium ab der hora octa zu verrichten. So ist der Ehrung an die holde Göttin Genüge getan und ich habe für mich selbst genug Freiraum, um im Gemeinwesen meinen politischen und gesellschaftlichen Beitrag zu leisten."