Beiträge von Gaius Iulius Caesoninus

    "Gerne" sagte er "Ich kenne den Termin noch nicht, aber wenn du zusehen möchtest schicke ich dir gerne eine Nachricht. Und falls nicht schicke ich dir trotzdem einen Boten mit dem Datum wann wir los können." Caesoninus war zuversichtlich, dass sie noch rechtzeitig vor Florus' Wahlantritt wieder in Rom wären, immerhin wären sie nur zu zweit und mit bloß zwei Pferden ziehmlich schnell und flexibel. Von Florus' Vater hatte er als geborener Stadtrömer gewiss schon einiges gehört, doch das war alles in Caesoninus Kindheit geschehen, weshalb er auch nichts davon wirklich bewusst mitbekommen habe, was er in dem Moment ihm auch erzählte.


    Dass Florus Minor Venus als seine Schutzgöttin bekanntgab freute Caesoninus besonders. Eine weitere Verbindung zwischen ihnen. "Oh, wirklich? Ja, das war auch einer meiner weiteren Gründe, weshalb ich Aedituus für Venus Genetrix werden will. Ich will sie eines Tages in einer öffentlichen Zeremonie von den toten patrizischen zu den lebenden plebejischen Iuliern als deren Schutzgöttin überführen, falls man dafür nicht Pontifex oder was höheres sein muss. Denn ich sehe meine Familie als Fortsetzung von Caesars Erbe in Rom. Immerhin tragen wir ja seinen Familiennamen, haben von ihm das Bürgerrecht bekommen und haben neben vielen militärischen auch schon erste politische Ehren erhalten." Caesoninus lachte kurz auf.
    "Entschuldige, ich rede schon wieder wie ein Wasserfall. Das kommt davon, wenn man mit Iulius Dives, dem Filibusterschreckensredner des Senats verwandt ist." Er grinste. "Komm, genug geredet. Lass uns nach diesem Pompeius suchen." Caesoninus wollte es jetzt endlich amtlich machen ein Mitglied der Albata zu werden. Er wollte diesen Rennstall mitgestalten und wer weiß, vielleicht würde seine Mithilfe ja auch einmal der Factio zu Gute kommen.

    Caesoninus pfiff. "Wirklich? Na dann wünsche ich dir alles gute! Auf meine Unterstützung kannst du auf jeden Fall zählen!" gab er ehrlicherweise zu. Wer weiß vielleicht würde sich in Zukunft noch eine fruchtbare politische Freundschaft und Zusammenarbeit ergeben, Caesoninus würde dies auf jeden Fall sehr begrüßen.


    "Ich bin leider noch länger nicht soweit, da ich den Ordo Senatorius erst noch erlangen muss und von Grundstücken erst recht noch keine Rede sein kann." scherzte er.

    Patrizier... naja da konnte man nichts machen. "Dann hast du entweder sehr schlechte Lehrer gehabt, oder du bist in diesem Metier doch nicht so gebildet wie du denkst. Ich empfehle dir im freundschaftlichstem Rate nicht immer gleich behaupten zu wollen "alles" über ein Thema zu wissen, da man nie alles vollends erfahren kann. Ein Studium der Bücher wird gewiss helfen für deine Lücken. Das oder ein bescheideneres Auftreten natürlich." Für Caesoninus war das Gespräch beendet. Mit dem Patrizier konnte man nicht vernünftig reden. Zu eingebildet und von seinem eigenen Wissen begeistert. An Aurelia gewandt sprach er: "Es war mir eine Freude dich getroffen zu haben, schöne unbekannte. Wer weiß, vielleicht sieht man sich ja einmal wieder, dann vielleicht in besserer Gesellschaft" endete Caesoninus mit einem spöttischen Seitenblick auf Caudex. "Nun dann lasse ich dich mit deiner "reizenden" Begleitung wieder alleine, Vale, schöne Maid." Und mit diesen Worten verließ Caesoninus den Ort des Geschehens. Schade um die Dame, aber wenn die Götter sie liebten würden sie sie bestimmt schon bald von Caudex erlösen.


    Sim-Off:

    Aha, da ist einer auf Streit aus. Für meine Verhältnisse gibt es Kimon wenn ich ihn erfinde, sonst dürfte es auch keinen unserer IR-Kaiser geben. Immerhin ist das hier eine an sich frei erfundene Simulation mit historischem Hintergrund, wo du mir nicht vorschreiben kannst was existiert und was nicht. Wenn du einen Bibliothekar aus Alexandria bemühen kannst, kann ich das auch, nur so als Tipp. ;) Pass bitte auf sonst färbt der Charackter deiner ID noch auf dich ab. :P

    Der Gedanke hatte etwas, er reizte Caesoninus durchaus. "Ja, eine wirklich gute Idee für ein kleines Abenteuer!" grinste er. "Ich weiß auch schon wann wir los können. Bis es an mir ist den Cursus Honorum zu beschreiten möchte ich ja Aedituus der Venus Genetrix werden. Ich habe durchaus Chancen auf den Posten, ich muss nur noch ein öffentliches Opfer vollziehen, um meine Eignung zu zeigen. Ich schlage also vor, dass wir in die Kampania aufbrechen, direkt nach dem Opfer und dem Entscheid der Pontificies, was sagst du?"

    Seine Geschichte von dem kampanischen Gestüt hatte Caesoninus nostalgisch werden lassen. Er war schon so viele Jahre nicht mehr dort gewesen, ob es das Gestüt überhaupt noch gab? "Weißt du was, Lucius Annaeus? Gerade habe ich mich gefragt was wohl aus dem Gestüt meiner Kindheit passiert ist, immerhin war ich schon seit Jahren nicht mehr dort. Wie wärs, willst du mich einmal begleiten, wenn ich hinfahre um das herauszufinden?"

    "Meines Wissens nach besitzen die Iulier kein Gestüt, wenn Vetter Centho, der alte Pferdenarr, nicht doch wo eins versteckt hat" eröffnete Caesoninus seine Antwort wie immer mit einem lockeren Spruch auf den Lippen "Doch als mein Vater noch lebte, er war übrigens bei den Urbanern, da sind wir im Sommer immer hinunter in die Kampania gefahren. Dort gab es ganz in unserer Nähe ein kleines, nettes Gestüt eines wohlhabenden Italikers aus Capua, mit den schönsten braunen Stuten die du dir nur vorstellen kannst. Während dieser Sommeraufenthalte im Süden habe ich meine Zeit am liebsten immer genau auf diesem Gestüt verbracht, einfach eine herrliche Zeit. Mein Vater hatte in seiner freien Zeit sowieso lieber seine Ruhe, also ließ er mich machen was ich wollte. Es gab dabei Zeiten, wo ich mit diesen Pferden regelrecht gelebt habe. Ich zähmte sie, ritt auf ihnen, schlief neben ihnen unterm Sternenzelt, mistete ihre Ställe aus und war auch bei der einen oder anderen Geburt dabei." der Junge lächelte seelig bei diesen Erinnerungen. "Weißt du, einmal als Kind ward ziehmlich zu Beginn unseres Sommeraufenthalts dort ein kleines Fohlen geboren. Ein wirklich herzerweichendes kleines Ding. Ich war Tag und Nacht mit ihm zusammen, habe also auch bei ihm in seiner Box geschlafen und alles. Dann, als ich mit meinem Vater wieder schweren Herzens nach Rom zurückfuhr erreichte uns einige Tage später ein Brief des Italikers, in dem stand, dass seit unserer Abreise das Fohlen ständig jammere und unruhig wäre. Es wolle nicht mehr fressen und er wäre ganz verzweifelt was er tun solle. Ob mein Vater nicht noch einmal mit mir herkommen könnte, er wisse ja welche Verbindung ich zu dem kleinen Tier hätte. So fuhren wir wieder hin und... du kannst dir die Freude nicht vorstellen als das Fohlen mich wiedersah! Es hat Bocksprünge gemacht und mich abgeleckt und brav sofort aus meiner Hand gefressen." Caesoninus schüttelte schelmisch den Kopf. "Süßes, dummes kleines Fohlen! Es hatte nämlich gedacht ich wäre sein Brüderchen, weil ich seit seiner Geburt bei ihm gewesen war und deshalb ward ihm so das Herz gebrochen, als ich plötzlich nicht mehr da war. Kannst du dir das vorstellen?"

    Die Frau schien sich etwas unwohl zu fühlen, ja sie wirkte regelrecht verklemmt. Interessant, dachte sich Caesoninus, von der Sorte gab es unter den Reichen also heutzutage auch noch ein paar. In etwa so wie seine Verwandte Iulia Phoebe mit ihrem vornehmen Gehabe, nur das die trotz allem doch noch etwas lockerer war. Sicher dank dem Umstand, dass sie als Plebejerin keinen "Stock" benötigte um außer Haus zu gehen. Aurelia Corvina hatte nämlich seine Frage falsch verstanden, doch da er sah, dass sie nicht wollte, so erließ er es ihr auf eine Antwort zu bestehen. "Ganz Recht, du schöne Unbekannte, so will ich dich nicht länger mit derart Fragen bedrängen." Er zwinkerte ihr verschmitzt zu. Caesoninus hatte zwar Verständnis für Corvinas Art, doch gefielen ihm die Patriziertöchter die er kannte wesentlich besser. Die waren lockerer. Nun an den Tiberier gewandt sprach er: "Ich habe von derlei Werken gehört, doch wie gesagt ich vertraue seinen Texten als ganzes nicht mit dem Wissen, dass er auch Unwahres hineingeschrieben hat. Was deinem Hang nach meinen Quellen betrifft, so möchte ich dir natürlich gerne Auskunft geben, mein Freund. Doch wo wir schon dabei sind so fleißig miteinander zu diskutieren, darf ich fragen wie der Name jenes vehementen Verfechters des Philon ist? Deinen Worten nach scheinst du ja ein großer Bewunderer seines Schaffens zu sein, ohne Frage." Anerkennend nickte er Caudex zu. Das der ihn schon die ganze Zeit versuchte mit Blicken zu töten kümmerte Caesoninus keinen Sesterz. Diesen Patriziern tat es durchaus gut, wenn ihnen hin und wieder mal die Stirn geboten wurde. Man nannte das auch "Erdung" oder "plebejischer Gnadendienst zur Verhütung einer unumkehrbaren patrizischen Hybris", kurz PGVH.
    "Kommen wir also zu deiner Frage. Ich habe davon im Werk "Kommentar zu den sieben Weltwundern" von Kimon von Galatien* gelesen. Ein wirklich außergewöhnlicher Autor, den ich dir gerne ans Herz lege, wenn dich die Weltwunder vertieft interessieren. Besonders seine Erkenntnisse zu den Brüsten der Artemis Ephesia im Artemistempel von Ephesus eröffnen einen einen völlig neuen Blickwinkel auf dieses Weltwunder." sprach Caesoninus mit einem Wolfslächeln.


    Sim-Off:

    * = Das mit dem Koloss hab ich einmal in einer Doku gesehen, doch da schon in der Antike die Autoren nur rätseln konnten wie genau der Koloss jetzt entstanden ist, hab ich mein Wissen in die Worte eines erfundenen Autoren gelegt. Einigen wir uns bitte darauf, dass es diesen Autoren wirklich gegeben hat, Tiberius Caudex ihn aber schlichtweg nicht kennt, ok? ;)

    Ein Glück, dass die Castra Praetoria genau am richtigen Ende Roms lag, so dass sie Caesoninus von der Subura schnell erreichen konnte. Er musste einfach nur immerzu nach Norden laufen und dann die Stadttore passieren. Mittlerweile mochte es schon nach Mitternacht sein. Als das Tor der Castra in Sicht kam begann Caesoninus hin zu den Wächtern zu rufen: "Ich habe Nachricht von cornicularius Octavius Maro! Schnell, es gab eine Entführung! Schickt nach Tribun Crispus, jede Sekunde zählt!" Zur Verstärkung seiner Worte wedelte er im Laufen mit der Wachstafel in der Luft herum, die ihm Maro mitgegeben hatte.

    Bedächtig nickte Caesoninus den Kopf, als er antwortete: "Ich weiß, dass ein Brief wesentlich weniger Eindruck hinterlässt, als wenn einer meiner Vettern mich bei Gelegenheit einmal persönlich vorgestellt hätte, jedoch verweilen beide Senatoren zurzeit außerhalb Roms und ich komme bald in ein Alter, da der Cursus Honorum immer lauter nach mir ruft und ich daher rechtzeitig die richtigen Schritte setzen muss, solange ich noch das richtige Alter habe, um jedes Amt jeweils in meinem Jahr* bekleiden zu können. Mir ist es wichtig dieses alte Ideal einzuhalten, auch wenn viele das heute nicht mehr so sehen." Das stimmte wohl, was Caesoninus bedauerte. Die Vorväter hatten sich doch bestimmt etwas dabei gedacht und gleichzeitig ehrgeizigen Menschen wie ihm eine klare Vorlage damit verschafft. So wusste jeder genau, was er wann zu leisten hatte. Alles andere war in Caesoninus Augen mangelnder Eifer am Erfolg, wenn man irgendwann mit 20 erst sein erstes Amt bekleiden wollte. Das war einfach zu spät.


    Nun da Macer ihn aufforderte mehr über sich zu erzählen kam Caesoninus diesem Begehr gleich sofort nach: "Gerne Senator. Nun, ich stamme von einem Niemand ab, weshalb bezüglich des Namens meines Vaters es genügt, dass ich auf meinen Brief verweise. Es ist nun einmal so, dass die gens iulia bisher nur zwei vollwertige Senatoren hervorgebracht hat; Senator Iulius Centho und Senator Iulius Dives. Mein Verwandter Iulius Proximus hat, soweit ich weiß, zwar den ordo senatorius inne, doch ist er nie vollwertiger Senator geworden. Ich gedenke nun der nächste iulische Senator zu werden und die dignitas meiner Familie zu mehren. Ich wage zu behaupten sogar noch einen Schritt weiterzugehen und der erste Konsul aus dem plebejischen Hause Iulia zu werden." Caesoninus machte eine kurze Kunstpause. Das hatte er von Vetter Dives gelernt, ehe er fortfuhr: "Es heißt jeder gute Römer solle sich dem Staatsdienst verschreiben, was ich mit Leib und Leben gerne tue. Doch um einer der Besten zu werden muss man von den Besten lernen, weshalb meine Wahl als ersten politischen Lehrmeister auf dich gefallen ist, Senator. Ich habe in meinem Brief ja schon erwähnt welche Maßnahmen ich bisher ergriffen habe und noch ergreifen werde, um dem Ordo der Senatoren gerecht zu werden. Ich kann mit Freude z.B. berichten, dass man meinem Ansuchen als Aedituus der iulischen Urmutter, Venus Genetrix, zu dienen durchaus zugeneigt war und ich warte deshalb zurzeit auf eine Antwort der Pontificies, wann ich mein Götteropfer zu vollziehen habe, um vollends als ihr Tempelwächter aufgenommen zu werden. Denn ich denke, dass gerade in Rom Politik und Religion eng miteinander verwoben sind und wenigstens die Mehrzahl der höheren Politiker in irgendeiner Form Dienst an den Göttern tun sollte, wie z.B. Senator Iulius Centho als Augur, oder Senator Flavius Gracchus als Pontifex." Caesoninus hatte das Gefühl erst einmal genug geredet zu haben, weshalb er von jetzt an schwieg.


    Sim-Off:

    Ich meine damit diesen Begriff "in suo anno" - "in seinem Jahr" wenn ich mich richtig erinnere, was den Politikern in der späten Republik besonders wichtig war, dass sie jedes Amt genau im festgesezten Mindestalter bekleiden konnten. Macer wird schon verstehen was Caesoninus meint.

    Auf Caudexs Widerrede hin winkte Caesoninus einfach ab. "Philon von Byzanz ist kein vertrauenswürdiger Genosse, mein Freund, wo es doch allgemein bekannt ist unter gebildeteren Kreisen, dass er in seinen Texten gerne wahres mit erfundenem vermischt hat.* Philosophen, oder Geschichtenerzähler können sich dem Instrument der Erfindung gerne bedienen, aber Leute wie er die über handfeste Dinge schreiben wollten wie Mechanik und Konstruktion? Es können Menschenleben davon abhängen, ob z.B. ein Gerüst jetzt so oder so gebaut ist. Ganz klar, nach Philon würde ich nichts bauen wollen, wenn ich nicht vorzeitig in den Hades hinabsteigen will!" Um die Frau nicht ganz außen vor zu lassen wandte er sich nun an sie: "Edle Maid, gestatte mir dir meinen Namen zu verraten, wo wir alle gerade so zusammenstehen und miteinander diskutieren. Ich heiße Gaius Iulius Caesoninus. Wie siehst du es? Sollte es Menschen der Technik wie Philon wirklich gestattet sein in ihren Texten Unwahres oder gar Lügen hineinzuschreiben? Auch auf die Gefahr hin, dass dann Bauten nach ihren Angaben vorzeitig einstürzen und dabei vielleicht Menschenleben forden?"


    Sim-Off:

    * = Hab extra nachgeschaut :D

    Offenbar ging es um die Sulptur. "Ah, darum geht es also. Wirklich schöne Werksarbeit. Ob der Künstler dieser Figur bekannt ist? Also ein Phidias ist das ja wohl nicht." lachte Caesoninus. Statuen, oder auch Architektur allgemein, interessierten ihn an sich schon, doch mit diesem hochgestochenen Kunstgerede hatte er noch nie viel anfangen können. Vom vorhergehenden Gespräch hatte er natürlich nichts mitbekommen. "Apropo Phidias. Habt ihr gewusst, dass seine größten Werke allesamt hohl sind? Ja echt! Z.B. die Zeusstatue in Olympia. Das ist an sich nur ein Holzgerüst mit darauf angebrachten Platten aus Gold und Elfenbein." Kaum zu glauben, aber dieser Gedanke kam einem bestimmt normalerweise nicht, wenn man vor dem gewaltigen Standbild des Göttervaters stand. "Oder denkt nur an den Koloss von Rhodos. An sich zwar nicht von Phidias, aber selbes Prinzip. Da weiß ich auch, dass Bronzeplatten auf ein Holzgerüst angebracht wurden. Je höher die Arbeiten voranschritten desto mehr und mehr haben sie dann einen Erdhaufen um den Koloss aufgeschichtet, um dann die Platten einfach an Ort und Stelle hinauftragen zu können. Wirklich faszinierend, oder?" fragte er die beiden.

    Caesoninus zuckte mit den Schultern. "Nun gut. Wenn der Chef der Factio nicht da ist warte ich hier eben. Wenn ich erst einmal aufgenommen bin kann ich ja versuchen mit Ares zu arbeiten. Ich gebe zu ich habe ein Händchen für Pferde" grinste er schelmisch. Mit Pferden hatte Caesoninus immer schon gern seine Zeit verbracht. Sie waren stolze Tiere und er bewunderte sie für ihre Kraft und Eleganz. Als Florus Minor auf Iulius Licinus zu sprechen kam musste er wieder grinsen. "Licinus, ja er ist bei uns in der Domus Iulia zurzeit so etwas wie der Hausherr, wo die beiden ehrenwerten iulischen Senatoren ja außerhalb der Stadt weilen." Eigenartig, er hatte ihn noch nie zuhause gesehen gehabt. Vermutlich war er an jenem Tag unterwegs gewesen oder bei einer Frau.

    Jetzt war Caesoninus fast am Ziel angekommen. "Sehr gut. Wenn das ehrenwerte Kollegium eine Entscheidung getroffen hat, so kann ein Bote zur Domus Iulia auf dem Esquilin geschickt werden." Caesoninus deutete eine Verbeugung an. "Ich bedanke mich für deine Auskünfte und harre einer Antwort. Wer weiß vielleicht sind wir bald Kollegen. Vale" Und mit diesen Worten entfernte sich Caesoninus langsam.

    Nicht nur die von der Plebs olympisch weit abgehobenen Patrizier wandelten in diesen prächtigen Gärten des Sallust mit ihren golddurchwirkten Sandalen und makellosen Togen, auch Plebejer verbrachten hier gerne ihre Zeit und Caesoninus war einer davon. Auch wenn er Vollblutstädter war (war er doch Zeit seines Lebens immer schon in Rom gewesen) so schätzte auch er es hin und wieder mal für eine kurze Zeit den Lärm, den Staub und die Enge der Stadt gegen die kühlen Schatten grüner blühender Parkanlagen zu tauschen. In diesem Park hielt sich Caesoninus besonders gern auf. Nicht nur die geschmackvoll arrangierten Blumen erregten seine Aufmerksamkeit, auch die vielen besonderen Statuen erhielten das Wohlwollen des Iuliers.
    So schlenderte er wieder einmal vergnügt auf dem Parkweg und erfreute sich seines Lebens. Caesoninus war bester Laune und auch die anderen Leute um sich rum machten glückliche Mienen. In etwa der Mitte des Parks sah er eine Frau und einen Mann stehen und vor einer Skulptur miteinander sprechen. Die Frau wirkte nachdenklich. Ohne groß nachzudenken gesellte er sich zu ihnen und fragte: "Salvete, wunderschöner Tag heute nicht wahr? Was gibt es denn hier schönes zu sehen?"
    Es war doch immer wieder witzig sich mit immer neuen Leuten zu unterhalten.

    Es war soweit.
    Stundenlang hatte Caesoninus im Vorraum zusammen mit den anderen gewartet. Ein Klient nach dem anderen war ins Büro verschwunden. Nach und nach leerte sich das Zimmer, bis Caesoninus am Ende ganz alleine war. Was ihn wohl erwarten mochte? Da trat plötzlich ein Sklave auf ihn zu und teilte ihm mit, dass die Salutationes vorbei wären und er jetzt zum Senator könne. Caesoninus bedankte sich, stand auf und atmete tief durch. Nur die Ruhe bewahren. Das hier war seine erste Probe auf dem Weg zum Politiker. Heute würde sich zeigen, ob er bereits soweit war. Sein nächstgelegenes Schicksal lag nun in Purgitius Macers Händen. Er gab sich noch einmal einen Ruck und setzte eine entspannte Miene auf. Dann bewegte er sich auf die Tür zum officium zu. Er trat hindurch. Macer sah auf und grüßte ihn. "Salve Senator Purgitius, ich danke dir noch einmal dafür, dass du dir Zeit für mich nehmen konntest." grüßte Caesoninus zurück und ließ eine zuversichtliche Miene sehen. Soweit so gut. Punkt Eins in der Politikerausbildung hatte er schon einmal gemeistert. Er war nervös bis Pluto und trotzdem konnte man es ihm nicht ansehen.

    "Ares also, hm" machte Caesoninus. Ein wirklich bewundernswertes Tier. "Der gute Ares muss neu sein, ich habe ihn bei noch keinen Rennen gesehen. Kann das sein?" fragte er. So ein schöner Rappe wär ihm gewiss aufgefallen.


    Als dann Florus Minor nach seinem Begehr fragte fiel ihm -endlich- wieder ein, weshalb er überhaupt hier war. "Oh!" lachte er "Ganz vergessen, wo bleiben nur meine Manieren!" Er streckte Florus Minor seine Hand entgegen und sagte: "Mein Name ist Gaius Iulius Caesoninus. Ich möchte Mitglied der Factio werden. Spreche ich da mit dem richtigen?"
    Spätestens als er Ares gesehen hatte, war sich Caesoninus sicher, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, als er zur Albata wollte und nicht zur Veneta, wie vor ihm Dives und Centho. Er fühlte, dass dieser Rennstall eine große Zukunft hatte und falls doch nicht würde er schon dafür sorgen!

    Caesoninus bewunderte die klaren, intelligenten Augen des Hengstes. Die feuchten, interessiert schnuppernden Nüstern, sowie das kurze, glänzende Fell. Offenbar war es gerade eben erst gebürstet worden. Auch die Fesselbeine sahen gut aus. Das Tier hatte also keine Entzündungen. Die Muskelpartien saßen fest an Ort und Stelle, dennoch waren sie andererseits auch wiederum nicht ZU ausgeprägt. Das hätte der Aerodynamik beim Laufen geschadet und beim Wagenrennen ging es ja immerhin um Geschwindigkeit, nicht um möglichst dicke Muskeln. Alles in allem ein wirklich bewundernswertes Tier.


    Im Seitenblickwinkel bemerkte er (endlich), dass er beobachtet wurde. Caesoninus wandte den Kopf und bemerkte, dass ein offenbar gleichalter Genosse sich in unmittelbarer Entfernung aufgebaut hatte und offensichtlich auf etwas wartete. Die Art wie er Caesoninus ansah mochte ihn als Mitglied der Factio ausweisen. Ein anderer zufälliger Besucher hätte wohl nicht so abwartend dagestanden. Caesoninus grinste jetzt und winkte den anderen Jungen zu sich heran. "Komm einmal her Kollege und verrate mir den Namen dieses Lieblings der Götter" scherzte er. Dass er eigentlich aus einem anderen Grund den Campus der Factio Albata aufgesucht hatte, hatte Caesoninus für den Moment vollkommen vergessen.

    Caesoninus freute sich, dass er eine grundsätzlich positive Antwort vom Aedituus Digitius Felix erhielt. Wenn es dir so gefällt und die edlen Pontifices mich zu deinem Diener bestimmen, dann will ich dir zu Ehren einen Schrein am Esquilin errichten lassen dachte sich der Iulier beim Gedanken an Venus Genetrix.


    An den Aedituus gewandt jedoch: "Gerne will ich meine Eignung durch ein Opfer bestätigen. So sage mir nur wo, wann und wie alles geschehen soll und ich will zeigen, dass die iulische Mutter mit mir als Tempeldiener nur gewinnen kann."

    Wie in der purgitischen Nachricht gefordert machte sich Caesoninus gleich am nächsten Morgen auf dem Weg zum Haus des Senators. Salutationes fanden gewöhnlich frühmorgens statt, wenn sich die Vorräume der reichen Römer mit ihren Klienten füllten, die dann einer nach dem anderen zum Patron vorgebeten wurden. Je mehr Klienten ein bedeutender Römer besaß desto länger dauerte das ganze Spektakel, was auch der Grund war, weshalb Gaesoninus ruhig auch erst am späten Vormittag hätte losgehen können. Senator Purgitius besaß gewiß eine große Zahl an Klienten, weshalb er bestimmt erst kurz vor, oder um die Mittagszeit Zeit für den jungen Iulier hätte, so dachte er sich. Oder vielleicht sogar überhaupt erst nach dem Mittagsmahl, wenn er auch dies noch vor ihrem Termin einzunehmen wünschte. Doch Caesoninus war derart nervös, dass er schon kurz nach dem Aufstehen vor dem purgitischen Anwesen ankam. In der offenen Tür (bewacht vom Torwächter) konnte Caesoninus bereits einen ganzen Schwung Menschen ausmachen, die sich dort drinnen die Füße in den Bauch standen. Das hier war wirklich ein großer Schritt für ihn, konnte dabei womöglich doch vielleicht am Ende ein Forenpraktikum beim wichtigsten ihm bekannten Senator herausspringen. Gewiss ein guter Start in eine Senatorenlaufbahn, wie Caesoninus sich dachte. Wo eigentlich seine Vettern Centho und Dives ihre jeweiligen Lehrzeiten am Forum Romanum abgeleistet hatten? Jetzt wo er so darüber nachdachte, fiel dem Jungen ein, dass er die beiden nie danach gefragt hatte. Für ihn selbst war ja immer schon klar gewesen wer sein Wunschlehrherr sein würde. Wenn nur diese verdammte Nervosität nicht wäre!


    Eine geraume Zeit stand Caesoninus in gutem Abstand zum Anwesen des Senators entfernt. Nach einer gefühlten Ewigkeit (auch wenn es immer noch viel zu früh war) entschloss er sich einen Ruck zu geben und auf die Porta zuzugehen. "Salve" sprach er den Ianitor an "Mein Name ist Gaius Iulius Caesoninus. Senator Purgitius hat mir heute einen Termin bei sich nach der Salutationes gegeben." Bei diesen Worten hielt er die Nachricht hoch, damit der Torsklave den Inhalt und das Siegel erkennen konnte.

    Verstehend nickte Caesoninus. Es war des Tempelwächters gutes Recht zu fragen, woher seine Motivation kam. "Siehe, ich bin in ein Alter gekommen, da es an der Zeit ist mehr und mehr meinen Teil zum Gemeinwohl beizutragen und was wäre ein besserer erster Schritt dazu, als die Tempel auszufegen, den Göttern zu opfern und den Leuten bei ihren eigenen Angelegenheiten mit den Unsterblichen behilflich zu sein?" fragte Caesoninus rhetorisch und machte eine kurze Pause. Dann fuhr er fort: "Außerdem habe ich auch private Gründe für meine Entscheidung. Seit den Tagen der Ermordung Gaius Iulius Caesars ist die Verbindung der Göttin zu den patrizischen Iuliern durch deren Aussterben im Mannesstamm gestört und das ist schlecht, wo doch Venus Genetrix die Urmutter des ersten iulischen Geschlechts gewesen war. Ich sehe die plebejischen Iulii Caepiones als Fortführung der alten Iulier durch das Tragen ihres Namens und da Caesar einst persönlich meinem Ahnen das Bürgerrecht verlieh, ergo in den Augen der Götter eine, wenn auch noch so schwache Verbindung zwischen beiden Familien besteht. Die plebejischen Iulier haben bereits reichlich militärische und zunehmend auch politische Ehren empfangen in den letzten Jahren, weshalb es meiner Ansicht nach nun an der Zeit wird das iulische Erbe der Iulii Caepiones auch vor den Göttern zu beschließen und die alte und die neue Familie diesen Namens noch enger zusammenzuführen, indem ich, ein plebejischer Iulier, Aedituus der iulischen Urmutter werde und der holden Göttin durch meinen Dienst und meine Opfer eine neue Verbindung hin zu einer Familie diesen Namens auf diesem Erdenkreis biete."


    Das und nicht weniger hatte Caesoninus vor. Er wollte Venus Genetrix in seine Familie holen und zur neuen Schutzgöttin der Iulii Caepiones machen, um seinen Traum von der noch engeren irdischen, wie auch himmlischen Verbindung beider Geschlechter noch ein Stück mehr wahr zu machen. Wenn sie der Iulier alten Namen trugen, deren Urmutter, Venus, über sie wachte und die Familie kontinuierlich im Cursus Honorum aufstieg, wer wollte dann noch verhindern, dass eine iulische Familie eines Tages erneut die Geschicke des Imperiums bestimmte?