Beiträge von Thierza

    Die äußerlichen Wunden waren verheilt, sie bekam zu essen und trug anständige Kleidung. Mittlerweile ging es ihr sehr viel besser und fast glaubte sie daran, dass man sie in Ruhe lassen würde. Einzig ihre Familie fehlte ihr schmerzlich. Bei ihrem Ausflug hatte sie gehofft, irgendwo auf ihren Bruder zu treffen, oder ihren Vater. Doch die Hoffnung wurde enttäuscht. Trotzdem hatte sie sich an dem Tag fast wieder frei gefühlt. Hier in der Schule war das anders und so zuckte sie zusammen, als plötzlich ihr Name durch das Haus hallte. Ein ungutes Gefühl stieg in ihr hoch, doch sie beeilte sich, in das Zimmer von Vulpus zu kommen. Ohne zu klopfen, trat sie zögernd ein. "Du hast gerufen?"

    Zitat

    Original von Vulpis Lupus

    Vinicia Livenineae - Liv


    Liv hatte bis zum Ende des Theaterstückes ausgeharrt, was sie auch nicht bereute, trotzdem regte sich nun etwas wie ein schlechtes Gewissen in ihr. Sie musste genau wie die anderen ihren Beitrag leisten. Seufzend erhob sie sich und schaute sich um. Wo konnte sie gut Beute machen? Nun die Geldsäcke saßen gut bewacht in ihren Logen, doch ihre Sklaven rannten bestimmt mit gefülltem Beutel herum, um ihre Herrschaften gut zu versorgen. Oder sollte sie versuchen an die Beutel von Geschäftsleuten heran zu kommen, die standen doch bestimmt überall in Grüppchen herum und nutzten den Tag, an dem sich Hinz und Kunz begegnete um gute Geschäfte zu machen.
    Beides erschien Liv als guter Plan und so machte sie sich auf um ihren Teil, an ihrem gemeinsamen Unternehmen, beizutragen.


    Thierza war durch die Reihen gelaufen, hatte sich immer wieder umgesehen, gesucht und gesucht, bis sie schließlich hier landete. Etwas unbehaglich war ihr zumute, doch endlich entdeckte sie die Gesuchte. "Liv!" Während sie auf Liv zurannte, stieß sie unweigerlich gegen den ein oder anderen, entschuldigte sich kurz und lief weiter. "Liv!!" Ihr Rufen wurde lauter, denn auch hier war es nicht gerade still und sie sollte Liv doch zurückholen. Endlich, völlig außer Atem, hatte sie sie eingeholt und tippte an ihre Schulter. "Liv..." Keuchend hielt sie sich die Seite. "Du sollst zu Lupus kommen." Während sie auf eine Antwort wartete, holte sie tief Luft und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Hier war es ganz schön stickig und Thierza wäre froh, wieder nach draußen zu kommen.

    "Danke!" Was war nur passiert, dass er plötzlich so ganz anders war? Thierza starrte erst Vulpis an, dann den Beutel mit den übrigen Münzen, bevor sie sich auf ihren neuen Auftrag besann. Liv.. die hatte sie schon ewig nicht mehr gesehen. Während sie den Beutel an ihren Gürtel band, suchte ihr Blick bereits nach dem bekannten Gesicht in der Menge. Wo sollte sie suchen? Es war schon schwierig gewesen, die Verkäufer ausfindig zu machen. Mit den Datteln in der Hand, von denen sie immer wieder naschte, ging sie systematisch die Reihen ab, um sie irgendwo zu entdecken.

    Thierza starrte den Beutel an und dann Vulpis. Im ersten Moment konnte sie es kaum glauben, dass er sie einfach so losschickte. Dann ging sie. Erst langsam, weil sie dachte, es wäre nicht richtig. Dann schaute sie sich um, wo man hier etwas kaufen konnte. Auf die Idee, wegzulaufen, kam sie nicht. Wo sollte sie auch hin? Sie hatte hier niemanden, wußte nicht, wo ihre Familie war.


    Endlich fand sie jemanden, kaufte Nüsse und Rosinen und schaute immer wieder zum Rennen, wenn die Leute anfingen, lauter zu schreien. Irgendwann wurde es so spannend, dass sie anfing, von den Nüssen zu naschen, die sie Lupus mitbringen sollte. Wagenrennen faszinierten sie schon immer und so stand sie und starrte auf die Bahn, bis alle im Ziel waren.


    Erschrocken bemerkte sie schließlich, dass fast alle Nüsse weg waren. Nun musste sie schnell neue besorgen, für sich nahm sie noch Datteln mit und dann beeilte sie sich, wieder an ihren Platz zu kommen. Das war allerdings nicht so einfach bei dem Gedränge. Irgendwann war es geschafft und sie reichte Vulpis seine Bestellung und den Rest des Geldes mit einer ängstlichen Entschuldigung, dass es so lange gedauert hatte. Hoffentlich würde er sie dafür nicht wieder Vera überlassen...

    Es hatte sie überrascht, aber auch gefreut, dass sie ihn zu diesem Wagenrennen begleiten durfte. Mittlerweile ging es ihr wieder besser und hübsch gekleidet konnte er sich sicher mit ihr sehen lassen. Natürlich würde es niemanden interessieren, wie eine Sklavin aussah, sie aber fühlte sich um Welten besser an diesem Tag und das sah man ihr an. Auch wenn die Angst blieb, zögerlich genoss sie die andere Umgebung, die Menschen. Und sie war gespannt auf das Rennen. Trotzdem hielt sie sich in allem zurück und blieb still, als die Menge die Ansprache bejubelte. Sie wollte niemandem auffallen. Einzig ihr Blick glitt suchend über die Besucher. Vielleicht waren ihr Bruder oder ihr Vater darunter, wenn sie auch nicht wirklich daran glaubte.

    Thierza war zu schwach, um sich Gedanken zu machen. Ihr einziger Gedanke war nur... TRINKEN. Und das durfte sie schließlich. Sie schenkte sich nach und trank gierig. Es wurde aber nicht wahrgenommen, wenn er sie auch ausgiebig musterte. Das Bett.. Thierza drehte sich sehnsüchtig danach um. Meinte er das wirklich ernst? Schon einmal hatte man ihr angeboten zu schlafen und am Ende lag sie auf der Straße, für jeden zur freien Verfügung. Ängstlich war deshalb ihr Blick, bevor er den Raum verließ.


    Es ging ihr so schlecht, dass das Bett sie fast magisch anzog. Noch einmal trank sie den Becher leer, dann schleppte sie sich zum Bett und legte sich hinein. Die Erleichterung stellte sich augenblicklich ein. Thierza rollte sich zusammen wie ein Baby, zog die Decke über sich, obwohl ihr eigentlich heiß war. Es dauerte nicht lange, dann war sie auch schon eingeschlafen. Ihr Körper brauchte dringend diese Ruhe...

    Das Gespräch strengte sie an, vor allem, weil sie brav sitzen musste. Thierza wünschte sich ein weiches Bett, kalte Tücher und vor allem, dass der Schlaf ihr die Schmerzen nahm. Was sie zu erwarten hatte, war ein kalter Boden und wenn sie Glück hatte, endlich eine Tunika. Erst aber wollte er noch mehr von ihr wissen. Wieso denn eigentlich, für diese Männer war keine Bildung nötig. "Mein Vater hat mir Lesen und Schreiben beigebracht, auch in den anderen Sprachen. Ich habe mich um die Finanzen unserer Familie gekümmert, soweit das möglich war, und den Haushalt geführt." Eben alles, was anfiel, während die Männer ihrem Handwerk nachgingen. Einfach nur Tochter sein, das konnten vielleicht die Römerinnen, die in reichen Familien aufwuchsen. Sie selbst waren zwar nicht arm, aber zu Reichtum hatte es ihr Vater nicht gebracht. Thierza suchte eine Position auf dem Sessel, die ihre Rückenschmerzen erträglicher machte. Dabei hielt sie ihren Becher hoch. "Könnte ich noch etwas zu trinken bekommen?" Ein wenig hoffte sie auf seine Güte.

    Die Ansage war klar, doch könnte es schlimmer werden als hier, wenn er sie jemand anderem geben würde? Thierza nahm sich eine der Früchte, die besonders saftig aussahen und zuckte mit den Schultern. "Ich bin bei meinem Vater und meinem Bruder aufgewachsen, meine Mutter habe ich nie kennengelernt, sie starb bei meiner Geburt." Der Hals tat weh, sie legte ihre Hand an eine Seite. "Wir reisten durch viele Länder, lebten in Athen, in Alexandria..." Nun wurde ihr Durst wieder so schlimm, dass sie den nächsten Becher leerte. "Dann wollten wir nach Rom, weil hier die Kunst sehr geschätzt sein soll. Wir kamen bis Ostia, dort wurden wir überfallen und verschleppt." Thierza schluckte schwer. "Was aus meinem Vater und meinem Bruder wurde, weiß ich nicht." Eine Träne kullerte, kam aber nicht weit, denn sie wurde hastig weggewischt. Es war das Einzige, das sie noch am Leben hielt, die Sorge um ihre Familie. Stöhnend sackte sie ein wenig in sich zusammen. Der Kopf fing an zu dröhnen, und weil die Frucht sich kühl anfühlte, legte sie sie an die Stirn.

    Thierza folgte ihm, verängstigt und erschöpft. Sie sollte sich auf einen Sessel setzen, was sie auch brav tat. Lange hätte sie ohnehin nicht stehen können. Was die beiden vorhin geredet hatten, nahm sie auch kaum wahr. Nur, dass hier alle böse waren, das hatte sie schon mitbekommen. Auch, wie der Raum aussah, war ihr in diesem Moment völlig egal, sie sank in sich zusammen und lag mehr im Sessel, als sie saß. Ihr ganzer Körper glühte und alles tat weh. Und daran waren diesmal nicht nur die Männer schuld.


    Als er ihr etwas zu trinken brachte, stürzte sie sich fast darauf und trank den Becher in einem Zug fast leer. Ihr war, als würde sie von innen vertrocknen. Dann erst hörte sie ihm zu. Keine Angst? Nein, sie hatte keine Angst, sie fühlte schon lange nichts mehr. Selbst der Tod könnte sie nicht mehr schrecken, egal, wie grausam er daher käme. Er wollte also etwas von ihrem Leben hören? Fast hätte sie gelacht, doch sein Lächeln schien ungewohnt freundlich. Aber war es ehrlich? Thierza trank den Becher leer, bevor sie antwortete. "Mein Leben?" Ihre Stimme klang mehr wie ein Krächzen. "Mein Leben gibt es nicht mehr... " Die Männer in Ostia hatten angefangen, es zu stehlen, und die Männer hier hatten ihr den Rest genommen. Thierza war nicht mehr am Leben.

    Keuchend wälzte sich der Kerl von ihr herunter und Thierza rollte sich wieder eng an die Tür, als könnte sie dort Schutz finden. Doch da wurde schon wieder an ihren Ketten gezogen, die tief in ihren Hals schnitten. Verschwindet... hörte sie Vera schreien und der Alte raffte seine Tunika und beeilte sich, davonzukommen. Thierza starrte Vera an, der sie nach drinnen zerrte. Sie hatte nichts von dem Vorfall mitbekommen und verstand nicht, worum es ging. Als die Tür ins Schloss fiel, zuckte sie zusammen. Nun war sie wieder Vera allein ausgeliefert.


    Den Blick gesenkt, wie er es verlangte, ging sie Richtung Bad. Wie sie aussah, war ihr schon lange nicht mehr wichtig. Wie kalt ihr war, spürte sie aber, als sie in das warme Wasser eintauchte. Es tat so unglaublich gut, auch wenn sie immer noch fröstelte. Die Stille, als sie untertauchte, um die Haare auszuwaschen, genoss sie so lange, bis es schmerzte und sie lautstark nach Luft schnappen musste. Nach Atem ringend, lehnte sie am Rand, bevor sie anfing, sich gründlich zu enthaaren. Kein Härchen zuviel zierte mehr ihren Körper. In der Überzeugung, Veras Ansprüchen zu genügen, stieg sie aus dem Wasser und trocknete sich ab. Miit letzter Kraft durchkämmte sie die nassen Haare, wischte sich die letzten Wassertropfen vom Gesicht und schleppte sich dann zurück an ihren Platz, den Vera ihr zugeteilt hatte. Zitternd rollte sie sich dort zusammen. Der Boden war kalt und schnell kühlte sie wieder aus. Ihr Hals schmerzte und immer wieder schüttelte es sie vor Kälte. Irgendwann wurde es besser, aber ihr Körper fühlte sich unnatürlich heiß an. Thierza bemerkte es nicht, sie wollte nur noch schlafen und schloss erschöpft die Augen.

    Von einem Kuss geweckt, blickte sie in das Gesicht von Liv und lächelte zaghaft. Ja, es konnte Freude machen, mehr als das, und etwas beschämt, weil sie es mit einer Frau erlebt hatte, nicht wie üblich mit einem Mann, nickte sie seelig. Schlafen, ohja, der Aufforderung kam sie gerne nach, vor allem in diesem kuschelig, warmen Bett. Während Liv ging, kuschelte sie sich mit dem Gefühl, von ihr beschützt zu sein, in die Decke und schloss die Augen.


    Im Traum lag sie auf einer Wiese, beobachtete Schmetterlinge, als plötzlich eine dunkle Wolke auftauchte. Sie wollte aufstehen und weglaufen, doch etwas hielt sie fest, drückte sie hart auf den Boden. Verstört riss sie die Augen auf und in dem Augenblick spürte sie schon den Schmerz, der sie innerlich zu zerreisen drohte. Es war Vera, der sie mit Hass in den Augen nahm und so alles zerstörte, was letzte Nacht so hoffnungsvoll aufzublühen begann. Tränen flossen und sie schrie, doch es half nichts. Als es vorbei war, versuchte sie, ihr Gesicht mit den Händen vor den folgenden Schlägen zu schützen. Dabei war es nicht ihre Schuld, sie hatte nur auf Liv gehört. Wo war die überhaupt? Nie wieder würde sie ihren Worten vertrauen...


    Vera zerrte sie nach draussen und kettete sie in aller Öffentlichkeit an. Zitternd vor Kälte und Scham beobachtete sie, was er schrieb und war entsetzt, als sie las, was es war. Ob es in dem Fall ein Vorteil war, lesen zu können? Sie wußte zumindest, was nun auf sie zukam, und die Ersten ließen nicht lange auf sich warten. Zwei Jungen, fast noch Kinder, die neugierig und wenig sanft auf Erkundung gingen. Fast bedauerte sie, dass sie weggejagt wurden. Es wäre sicher nicht so schmerzhaft für sie gewesen wie die Männer, die nach ihnen kamen. Die waren ausgewachsen und kräftig und weil es nur für das Vergnügen war, auch dementsprechend rücksichtslos. Immer wieder wurde sie benutzt und liegengelassen und immer sehnlicher wünschte sie sich, dass das alles ein Ende hatte.

    Erschrocken stolperte Thierza hinter Liv her, voller Angst, was sie nun mit ihr tun würde. Als sie dann ins Wasser gestoßen wurde, war sie sicher, es würde schlimmer werden als mit der Schale Wasser im Zimmer. Ängstlich drückte sie sich in eine Ecke, wegzulaufen wagte sie nicht. Es gab dort draußen genug Männer, die sie wieder einfangen würden. Was ihr dann blühen würde, wollte sie sich nicht ausmalen.


    Kurz darauf kam Liv zurück. Mit Wein? Bevor sie darüber nachdenken konnte, war die Frau auch schon bei ihr. Erst, als Thierza sicher war, dass sie nicht untergetaucht wurde, ließ sie die Prozedur mit dem Schwamm über sich ergehen. Es war unangenehm, aber bei weitem nicht so schlimm, dass es nicht auszuhalten wäre. Dann bekam sie ihren Wein. Zuerst nippte sie nur, doch dann leerte sie den Becher in einem Zug. Währenddessen wurde Liv sanfter, was Thierza noch mehr verwunderte. Misstrauisch hielt sie still, genoss aber das wohlige Gefühl in der Körpermitte. Zwar wurde sie ruhiger, doch die Angst blieb. Auch noch, als sie in ein Tuch gewickelt und mit netten Worten aufgefordert wurde, zurück in die Kammer zu gehen.


    Thierza tat, was ihr befohlen wurde. Dort bekam sie einen zweiten Becher Wein. Auch den trank sie wieder in einem Zug. In ihrem Kopf schwirrte es und sie hatte es schwer, sich gerade zu halten. Ins Bett zu legen war da eine gute Alternative und so ließ sie sich fast dankbar von ihr ins Bett ziehen. Kurz schloss sie die Augen, öffnete sie aber schnell wieder, da sich alles zu drehen begann. Dann spürte sie die Hand an ihrer Wange und Thierza drehte sich zu Liv, die ihr immer näher kam, um sie zu küssen. Die Nähe war angenehm, der Kuss eine Überwindung. Doch je länger sie von ihr gestreichelt und berührt wurde, desto mehr entspannte sie sich und ergab sich den Gefühlen, die immer stärker durch ihren Körper flossen. Die Wirkung des Weins und die starken Empfindungen zogen sie in eine Welt, die sie bisher noch nicht kannte. Ihr Herz schlug schnell, der Atem ging heftig und als sie meinte, es nicht mehr aushalten zu können, erlöste sie eine Explosion, die ihr die Sinne raubte...


    Schwer atmend lag sie auf dem Bett, konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Das erste mal seit Wochen war sie einfach nur glücklich. War es das, was man das Schöne an der Liebe beschrieb? Das, was Frauen empfinden sollten, wenn sie mit einem Mann zusammen waren? Die Glückseligkeit verging schnell, und ihr wurde wieder bewußt, dass sie mit Liv im Bett lag. Nun wußte sie aber, was die von ihr wollte. Es war immer noch ungewohnt, aber es war eine Art von Nähe, die sie hier sonst nicht bekam. Nicht von den Männern. Vielleicht auch nie wieder von Liv. Diese Nacht aber wollte sie so viel wie möglich davon erhaschen, deshalb lehnte sie sich nun ihrerseits an den anderen Frauenkörper und begann, ihn zu erforschen. Erst streichelte sie noch zögerlich über den fremden Körper, dann begann sie, Liv auch mit den Lippen zu verwöhnen. Sie küsste ihren Hals, wanderte tiefer, verweilte ein wenig bei ihren Brüsten, die so anders waren als ihre. Ihre Hände strichen über den Bauch, der Mund kreiste um ihren Bauchnabel, um dann schließlich ihr Ziel zwischen den Beinen zu finden. Thierza kniete vor ihr, beoachtete, spielte und bereitete ihr dann hoffentlich ebenso heftige Gefühle, die sie erleben durfte, auch wenn sie lange noch nicht so erfahren darin war...

    Hübsch wollte sie schon lange nicht mehr sein, eigentlich war ihr egal, wie sie aussah. Die Zeiten, in denen sie sich darüber Gedanken gemacht hatte, waren lange vorbei. Allmählich fragte sie sich, ob es dieses andere Leben überhaupt gegeben hatte. Dann wurde sie gepackt und unsanft weitergeschoben. Diese Liv war genauso brutal wie die Männer. Noch ehe sie darüber nachdenken konnte, wurde ihr Gesicht unter Wasser gedrückt. Thierza blieb kaum Zeit, noch Luft zu holen. Verzweifelt versuchte sie, sich aus dem Griff zu befreien, schlug um sich und schrie, was natürlich nur noch mehr Luftnot zur Folge hatte. Die Zeit schien ihr endlos und als der Druck endlich nachließ, hob sie schnell den Kopf und schnappte nach Luft. Die Haare hingen tropfnass ins Gesicht und sie sah diese Liv nur verständnislos an, während sie immer noch keuchte. Lächeln sollte sie? Hätte sie einen Grund dazu, wäre das sicher machbar, aber so. Thierza zog ihre Mundwinkel nach oben, denn vor einem erneuten Untertauchen hatte sie große Angst. Ob ihr kläglicher Versuch allerdings so aussah, als würde sie lächeln, wußte sie nicht. Ehrlich war es auf keinen Fall.


    Dann tat sich ein neues Problem auf. Was genau sollte sie jetzt tun? Was erwartete diese Frau von ihr? Thierza hatte keine Ahnung. Schließlich war sie kein Mann und sie selbst hatte auch noch nie mit einem Mann... zumindest nicht so, dass sie etwas davon gehabt hätte. Ängstlich blickte sie zu der Wasserschale und versuchte noch angestrengter zu lächeln. Die Verzweiflung in ihrem Innersten nahm immer mehr zu. Während sie zu ihr ging und sich aufs Bett kniete, überlegte sie fieberhaft, wie es die Männer bei ihr getan hatten. Womit könnte sie...? Vielleicht mit den Fingern? Diese Frau anzufassen, ohne zu wissen, was sie tun sollte, kostete sie eine enorme Überwindung. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, wohl eher aus Angst, als sie sich zwischen Livs Beine tastete. Es fühlte sich seltsam an, ein wenig vertraut und doch so fremd. Hoffentlich war alles richtig, sie sehnte sich so sehr nach einem Bad und vor allem nach etwas Warmen zum anziehen. Thierza legte drei ihrer Finger aneinander und tat dann genau das, was die Männer bei ihr taten, nicht ganz so grob, aber auch alles andere als einfühlsam. Dabei vergaß sie natürlich ihr Lächeln nicht, vermied es aber, ihr ins Gesicht zu sehen, oder dahin, wo ihre Hand beschäftigt war. Der Bauchnabel schien ihr als neutraler Punkt am geeignetsten.

    Alb ließ ihr keine Zeit, sich auszuruhen, und er gab ihr auch nichts zu essen. Er nahm sich erst, was er kriegen konnte und war dabei noch brutaler als es Vera schon war. Irgendwann war sie selbst zum Schreien zu schwach und ließ alles nur noch über sich ergehen. Danach lag sie zusammengerollt in ihrer Ecke, die Knie mit den Händen umschlungen und starrte zitternd vor sich hin. Selbst die Schale mit Puls konnte sie nicht locken. Sie lag einfach nur da und als Vera sie in sein Zimmer holte, war ihr Futter noch immer unberührt.


    In Veras Kammer wurde sie wieder angebunden und musste nackt auf dem Boden vor seinem Bett schlafen. Wenigstens ließ er sie in Ruhe. Und auch, wenn sie Angst davor hatte, was passieren könnte, schlief sie doch irgendwann vor Erschöpfung ein. Die darauffolgenden Tage verbrachte sie in ihrer Ecke und die nächtliche Kälte, die immer mehr ihren Körper auskühlte, wurde unerträglich. Manchmal wünschte sie sich schon fast, dass einer der Männer sich auf sie legte, nur, um ein wenig Wärme abzubekommen. Ihr lief die Nase und an dem Tag, als Liv mit Vera sprach, spürte sie das erste mal ein leichtes Kratzen im Hals.


    Zuerst wollte sie dem Gespräch der beiden gar nicht zuhören, doch als Liv meinte, sie würde sie gerne in ihrer Kammer haben, hob Thierza neugierig den Kopf. Was konnte Liv von ihr wollen? Thierza hatte kein gutes Gefühl, als Vera ihr die Erlaubnis gab. Liv war zwar am ersten Tag nett gewesen, aber wer wußte schon Bescheid über die menschlichen Abgründe, von denen sie mittlerweile so einige kennenlernen musste.

    Ihr fehlte die Kraft, sich dagegen aufzulehnen. Zu den Wunden auf ihrer Haut waren neue gekommen, die Wunden auf ihrer Seele wogen noch viel schwerer. Um wenigstens die Tunika zurückzubekommen, nickte sie stumm. Den Preis, den sie dafür zahlen musste, kannte sie bereits. Es aus seinem Mund zu hören, machte es noch deutlicher. Mit nassen Haaren, fröstelnd vor Kälte und zitternd vor Angst, kauerte sie sich in die Ecke. Der Boden war steinig und kalt, was sie noch mehr auskühlte. Unablässig starrte sie die Männer an. Jeder von ihnen konnte also der nächste sein. Ob sie alle so brutal waren? Oder vielleicht noch schlimmer als Vera?


    Dass sie angebunden wurde wie ein Hund, nahm sie nur am Rande wahr. Viel zu sehr wünschte sie sich, sie könnte ihre Nacktheit mit irgendetwas bedecken. Von allen angestarrt, drehte sie sich weg, den Umstehenden blieb die Rückseite. Es war also noch nicht vorbei für heute. Dieser Alb sollte sie haben. Der Kerl, der sie schon am Anfang mit seinen dreckigen Händen begrapscht hatte. Da war die Aussicht, aus einer Schale wie ein Hund zu fressen, das kleinere Übel. Thierza lehnte den Kopf gegen die Wand und spürte allmählich die Erschöpfung.

    Ihre Schreie endeten in einem Wimmern, als er endlich von ihr abließ. Brutal stieß er ihren geschundenen Körper von sich, mehr als das war sie nicht für ihn. Zusammengerollt wie ein kleines Kind, die Arme um die Knie geschlungen, lag sie auf dem harten Boden und zitterte vor Kälte. Es war vorbei.. vorerst. Nicht sehr viel später stand er über ihr. Thierza registrierte es erst, als sich das kalte Metall um ihren Hals schloss. Der nächste Schmerz kam, als er sie daran hochzog. Laut stöhnend griff sie nach dem Ring, der ihr die Luft nahm, bis sie endlich auf ihren Füßen stand.


    Seiner Aufforderung, sich zu waschen, kam sie nur zu gerne nach. Schnell tauchte sie erneut ins Wasser und wusch sich gründlich ab. Immer wieder rieb sie mit dem Schwamm über die Haut, immer hektischer wurden die Bewegungen. Sie wollte einfach nur all den Schmutz loswerden. Dann tauchte sie komplett unter... es wurde still.. so angenehm still... und leicht... Doch bevor ihr die Luft ausging, tauchte sie wieder auf. Sie fühlte sich noch immer nicht sauber, doch sie wußte, es würde schlimmer werden, würde sie ihn noch mehr verärgern. Also trocknete sie sich stillschweigend ab und ging erneut zitternd zu ihm. Ihr war kalt und sie hätte sich so gerne etwas angezogen. Außerdem tat ihr alles weh, wirklich alles.

    Dass er sie nicht gehen lassen würde, war klar. Dass er sich nicht einfach nahm, was er wollte, war neu. Für die Fünf, die sie in Ostia überfallen und mitgenommen hatten, war sie ein Spielzeug. Sie wurde benutzt, wie es denen gerade gefiel. Hier sollte sie aber von sich aus tun, was er von ihr verlangte. Das wurde ihr noch einmal eindrücklich klar gemacht, indem er unbarmherzig ihr Kinn ergriff und anhob. Die harten Schläge nahm sie mit einem leisen Stöhnen hin, den Blick abwenden war kaum möglich. Seine Worte waren so widerlich, wie das, was sie tun sollte. Sich weiter zu verweigern, würde alles noch schlimmer machen, so waren seine Worte. Thierza starrte ihn nur stumm an, sank dann in sich zusammen. Wieso nur, durfte sie nicht sterben, jetzt und hier. Doch der Himmel kam ihr nicht zu Hilfe. Langsam richtete sie sich auf, bis sie schließlich vor ihm kniete. Nur zögernd fasste sie ihn an, öffnete den Mund. Tränen liefen über die Wangen, und immer wieder überkam sie der Ekel, dass sie würgen musste. Es war eine Tortour, die hoffentlich schnell vorbei war. Dreimal .. immer wieder anders. Die Worte hallten in ihrem Kopf wie ein schlimmes Omen. In ihren ärgsten Träumen hätte sie sich niemals ausmalen können, welche Abartigkeiten in manchen Männern wohnten.

    Thierza war froh, als es vorbei war und er alle hinausschickte. Doch aus der Hoffnung, sich nun erneut die Tunika anziehen zu können, wurde nichts. Hatten sie nicht gesagt, sie dürfte etwas essen? Und was meinte er mit eingearbeitet? Alles, was er sagte, wurde mit einem verständnislosen Blick bedacht. Die Männer hatten sich an ihr vergangen, wieder und wieder, gequält bis zur Bewußtlosigkeit. Sie wollten nur ihren Spaß, und den hatten sie, tagelang, wochenlang. Die Spuren auf ihrem Körper sah man noch immer.


    Als er sie aufhob, stützte sie den Oberkörper mit den Händen ab. Sie wollte sich von ihm abwenden, als er ihr so schrecklich nahekam, doch er hielt sie erbarmungslos in Position. Angewidert ließ sie alles über sich ergehen. Was blieb ihr auch übrig, sein Griff war so fest, dass es wehtat. Als es vorbei war, drehte sie schnell den Kopf zur Seite. Nun verstand sie auch, was er von ihr wollte. Schon seine Zunge war widerlich, nun sollte sie auch noch... Thierza wurde schon bei dem Gedanken daran übel. Sie wollte ihn anflehen, doch er stand schon erwartungsvoll vor ihr. Es würde auch nichts bringen, das hatte er ihr schon klargemacht. Nur langsam kam sie auf die Knie, den Blick zu Boden gerichtet. Dreimal... jedesmal anders. Tränen füllten allmählich ihre Augen, noch immer vermied sie es, ihn anzusehen. Mit den Händen tastete sie sich an seinen Beinen unter der Tunika nach oben. Kurz vor dem Ziel hielt sie inne, noch immer den Blick abgewandt, und begann zu schluchzen. Sie konnte das einfach nicht.

    Sie sollte ihnen helfen, schneller reich zu werden? Was sollte das nun bedeuten? Im Moment dachte sie eher, sie sollte nur Spielzeug dieser Männer sein. Das alleine war schon grauenvoll genug. Woher sie kam? "Wir waren überall zuhause, geboren wurde ich in Palmyra." Thierza zuckte zusammen, als sie Tür aufgestoßen wurde. Ängstlich starrte sie Vera an. Was hatte sie falsch gemacht? Der Intimbereich war blitzblank, bis auf einen kurz geschnitten Streifen, wie es bei ihnen üblich war. Dass auch Arme und Beine ein Problem sein könnten, daran hatte sie im Leben nicht gedacht. Ihr Körper zitterte, als er ihr seine Vorstellungen deutlich machte, dann bemerkte sie die Schritte. Panisch sah sie sich um, als die Männer hinzukamen. Viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, blieb nicht. Schon wurde sie gepackt, erneut entkleidet und auf den Boden gedrückt. Sie versuchte, sich loszureißen, doch das Gewicht der Vier lastete schwer auf ihren Armen und Beinen. Dann kam das Wachs. Thierza biss die Zähne zusammen. Die lüsternen Blicke auf ihrem Körper schmerzten mehr als alles, was nun kommen würde.

    Liv war also eine Frau. Unsanft wurde sie aus dem Zimmer gestossen, dann folgte sie der Frau ins Balneum. Auch wenn es klein war, so war Thierza doch überrascht, dass dieses Haus überhaupt eines hatte. Handtücher, eine saubere Tunika. Nun liefen ihr doch die Tränen übers Gesicht und sie begann zu schluchzen. Auch, wenn es nicht viel war, so war es doch etwas Menschlichkeit, die sie damit zurückbekam.


    Nachdem sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte, wischte sie sich mit dem Arm über die Augen. "Danke, aber es wird schon gehen." Da das Ausziehen schon erledigt war, stieg sie vorsichtig ins Wasser. Es war angenehm warm, das tat so gut. Viel mehr, als diese Liv sich vielleicht vorstellen konnte. Schließlich tauchte sie gänzlich ins Wasser ein, wobei die aufgerissene Haut schmerzhaft zu brennen anfing. Stöhnend biss sie die Zähne zusammen und schloss die Augen. Es dauerte eine Weile, dann wurde es besser. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie Liv an. Wieviel konnte sie ihr anvertrauen? Es war auch schwer, sie einzuschätzen. Also beschränkte sie sich auf das Wichtigste. "Es stimmt, ich bin keine Sklavin." Und das war die Wahrheit. Sie war keine Sklavin! Sie hatte einen Vater und einen Bruder. Thierza begann, sich die Haare zu waschen und versank in ihren Gedanken. Was war nur mit ihnen geschehen? Wurden sie auch als Sklaven verkauft? Oder hatte man sie gleich... Wieder zwang sie sich, nicht darüber nachzudenken und tauchte unter, um sich die Haare auszuwaschen.


    "Was ist mit dir? Bist du auch eine Sklavin? Musst du auch mit diesen Männern... ?" Eine Ahnung sagte ihr, dass sie eine ganz andere Aufgabe in diesem Haus hatte. Zumindest wurde sie eher gleichwertig behandelt. Thierza sah sich die Gerätschaften an und überlegte, ob sie das mit dem enthaaren lassen sollte. Dann entschied sich aber dagegen. Das war nur für sie selbst, nicht für diese Männer. Etwas, über das sie noch alleine entscheiden konnte. Vielleicht das einzige. Es dauerte eine Weile. Als sie fertig war, erhob sie sich und griff nach einem der Handtücher. Wie gerne wäre sie für immer hier geblieben..