Beiträge von Titus Prudentius Burrus

    Es waren einige Tage ins Land gezogen, seit Titus in Mogontiacum angekommen war und die Herrschaft über das kleine prudentische Heim übernommen hatte. Er hatte sich die ersten Tage über ein wenig unwohl gefühlt, was vor allem daran lag, dass er im Grunde genommen allein im Haus war. Die wenigen Sklaven und der Hausverwalter, die mit ihm zusammen im Haus lebten, waren den ganzen Tag über beschäftigt und er bekam wenig von ihrer Anwesenheit mit.


    Nachdem er am ersten Tag auf dem Landgut der Duccii gewesen und sich dort die Unterstützung des Ducius Marsus gesichert hatte, war Titus mit dem wenigen Geld, dass ihm noch von seiner Abreise geblieben war, auf den Markt gegangen und hatte einige Dinge gekauft, die ihm fehlten. Die Konsequenz daraus war, dass er selbst nun fast kein Geld mehr hatte und sich ziemlich glücklich schätzen musste, dass der Hausverwalter ein fähiger Mann war, der mit dem Geld, dass ihm zum Unterhalt des Hauses zur Verfügung stand, äusserst effektiv arbeitete und so auch der Füllstand der Speisekammer durchaus akzeptabel war.


    Die Tage, die auf seine Ankunft folgten, nutzte er dazu, sich mit dem Haus vertraut zu machen. Es war zwar nicht sonderlich groß, aber seine Verwandten, die vor ihm hier gelebt hatten, hatten sich viel Mühe gegeben, dass es trotzdem ein wunderbares Heim war. Mehrere Tage verbrachte er allein damit, dass er sich mit der kleinen Bibliothek des Hauses beschäftigte. Sie bot zwar nur einen winzigen Bruchteil dessen, was die große Bibliothek des Prudentius Commodus auf dem Landgut im Norden zu bieten hatte, aber dennoch fand er hier Dinge, die er dort nicht gefunden hatte. Er merkte schnell, dass dies hier nicht nur die Bibliothek eines alten Senators war, sondern dass hier auch die jungen Frauen, die hier gelebt hatten, ihre Spuren hinterlassen hatten.
    Während Commodus' Bibliothek vor allem historische, politische und juristische Schriften umfasste, fand Titus hier eine große Zahl poetischer und dramatischer Werke. Für den jungen Mann war es ein Blick auf eine neue Welt.

    "Da bin ich mir sicher, dass Mogontiacum auch einige beeindruckende Seiten hat. Und ich freue mich darauf sie kennenzulernen." sagte Titus.


    Als der Duccius ihn dann darauf hinwies, dass es Zeit für den Aufbruch war, nickte Titus und hatte dabei ebenfalls ein freundliches Lächeln im Gesicht.
    "Ich möchte dich natürlich nicht von deiner Arbeit abhalten. Und ich danke dir noch einmal dafür, dass du dir Zeit für mich genommen hast und mich so bereitwillig unterstützt."


    Er verabschiedete sich anschliessend und verliess dann das Haus der Duccii um sich auf den Weg zurück in die Stadt zu machen.

    Titus nickte, als Witjon sagte, dass er bereits in den folgenden Tagen mit einer Nachricht und hoffentlich auch einem nutzbaren Einstiegspunkt erhalten würde. "Ich werde deine Nachricht erwarten." kommentierte er das ganze und hoffte bereits, dass alles glatt laufen würde.


    "In der Tat ist mir die Stadt bisher noch völlig unbekannt und ich freue mich bereits darauf sie kennenzulernen. Was ich bisher gesehen habe unterscheidet sich schon ein Bisschen von dem, was ich aus Colonia kenne." bestätigte er. "Ich werde deine Einladung sehr gern annehmen und freue mich bereits darauf."

    Als der Duccier Titus' Worte mit einem Grinsen quittierte, fielen diesem so einige Felsen von der Brust. Die Stille, die anschliessend herrschte, kam Titus sehr gelegen, denn sie gab ihm die Gelegenheit sich erst einmal wieder richtig zu fassen.


    Der folgende thematische Wechsel führte das ganze Gespräch dann wieder in etwas seichtere Gewässer. Er nickte leicht und sagte: "Ja, die Casa Prudentia soll mir erst einmal als Heimstatt dienen. Ich habe sie gestern, nach meiner Ankunft in der Stadt, bezogen. Sie ist zwar, da dort jahrelang nur ein Verwalter und ein paar Sklaven lebten, insgesamt etwas eingestaubt, aber das werde ich mit der Zeit sicherlich ändern können."
    Vor allem, wenn er in die Politik einsteigen wollte, blieb ihm da auch nichts anderes übrig, das wusste er, schliesslich brauchte es dann ein gewisses Maß an Repräsentationspotential.

    Der junge Prudentier hatte in seinem bisherigen Leben bereits einigen Kontakt zu Germanen gehabt, sowohl in Form einiger Angestellter und Wachen auf dem Landgut, als auch in Form von dort immer wieder auftauchenden germanischen Händlern, so dass er jenen berühmtberüchtigten Zorn nicht nur aus Erzählungen kannte, sondern tatsächlich bereits den einen oder anderen sehr zornigen Germanen gesehen hatte.


    Dementsprechend zuckte er leicht zusammen und für einen kurzen Moment verflüchtigte sich die Farbe aus seinem Gesicht. Er stammelte ein klein Wenig vor sich hin, ehe er sich wieder weitestgehend fasste und mit fast schon wieder sicherer Stimme erwiderte: "Dazu wird es sicherlich nicht kommen müssen."

    Titus hörte aufmerksam zu und nickte dabei leicht. Der Duccier hatte offenbar eine bewegte Karriere hinter sich und für einen Moment bereute der junge Mann es, sich im Vorfeld nicht genauer informiert zu haben. Er nahm sich allerdings vor, dies später nachzuholen.


    Nachdem sein Gesprächspartner geendet hatte, folgte eine kurze Phase des Schweigens, ehe Titus etwas sagte. "Sofern mich meine Erinnerung nicht trübt, war mein Großonkel hier in Germania auch mehr in der Provinzverwaltung tätig. Und sollte es mir wirklich vergönnt sein, auf lange Sicht gesehen, auf seinen Spuren zu wandeln, so kann ich das ja auch am Beginn schon tun."


    Das Gaius Prudentius Commodus nicht in der Provinzverwaltung, sondern in der damals noch existenten Regioverwaltung tätig war, war an dieser Stelle natürlich nur eine kleine Spitzfindigkeit.


    Titus setzte einen zuversichtlichen und hoffentlich auch überzeugt wirkenden Gesichtsausdruck auf und sagte dann mit einem leichten Nicken: "Wenn du mir zu einer Anstellung in der Provinzverwaltung verhelfen kannst, so verspreche ich dir, dass du dies nicht bereuen wirst. Ich werde jede mir zugewiesene Aufgabe so erfüllen, dass es für dich zu keiner Zeit eine Schande sein soll, mich empfohlen zu haben."
    Es mochte etwas übertrieben und vielleicht etwas aufgesetzt wirken, aber Titus meinte es so, wie er es sagte. Er würde alles daran setzen, dass er die Unterstützung und das Vertrauen, die der Duccier ihm angedeihen liess, nicht enttäuschte oder verspielte.


    Sim-Off:

    Da hast du vermutlich recht.

    Das Titus eine militärische Karriere für sich selbst so kategorisch ausschliess war eigentlich sogar weniger ungewöhnlich für einen Sproß der Prudentii als man denken mochte. Während einige Männer der Familie erfolgreich ihren Dienst in den verschiedenen Rängen des Exercitus absolviert hatten, gab es immer auch jene, die sich stattdessen zivileren Aufgaben zugewandt hatten. Und auch Prudentius Balbus hatte zwischen seinen verschiedenen Positionen im Militär eine Zeit lang als Procurator a libellis in der kaiserlichen Verwaltung gearbeitet.


    Titus hörte den Worten des Ducciers zu und nahm sich einen Moment Zeit, ehe er zu einer Antwort ansetzte. "Den Weg in die städtische Politik als Vorbereitung einer möglichen Übersiedlung nach Roma hatte ich auch bereits in Betracht gezogen. Allerdings sagte der Maiordomus unseres hiesigen Domus mir, dass die Einschreibung in die Bürgerliste erst nach einem Jahr möglich ist. Daher sehe ich den Weg in die Politik eher als mittelfristiges Ziel."
    Es mochte natürlich sein, dass der Duccier Mittel und Wege kannte die Jahresfrist auszuhebeln, doch Titus war auch gewillt erst einmal das Jahr zu nutzen um die Stadt etwas kennenzulernen.


    "Ich denke, dass eine Anstellung als Scriba in der Stadtverwaltung oder der Provinzverwaltung für den Anfang passend wäre. Je nachdem, in welchem der beiden Verwaltungsapparate es eine freie Position für einen unerfahrenen Anfänger wie mich gibt. Da wirst du aber sicherlich einen besseren Einblick haben."

    Titus nahm den Würzwein entgegen und dankte der Magd dabei mit einem freundlichen Lächeln. Er war auf einem Landgut voller Sklaven und Bediensteter aufgewachsen und hatte bereits in frühester Kindheit von seiner Mutter gelernt, dass selbst der geringste Sklave stets ein freundliches Wort des Dankes verdient hatte. Er nahm einen Schluck und die Wärme des Weins verbreitete ein wohliges Gefühl in seinem Inneren.


    Dieses wurde dann noch verstärkt, als der Duccier ihm dann auch tatsächlich die erbetene Unterstützung zusagte. Der Fels, der dabei von Titus Herz fiel, war riesig und hätte die Erde sicherlich noch in Lilybaeum erzittern lassen. Er nahm noch einen kleinen Schluck des Weins, ehe er auf die, absolut berechtigte, Frage des Ducciers einging.
    "Nun, da ich von meinem Vater zwar die Farbe meines Haars, nicht aber sein Geschick mit Waffen geerbt habe, weiss ich zumindest schon mal sehr genau, dass ich dem Gemeinwesen sicherlich nicht dadurch sinnvoll dienen kann, dass ich mich der Armee anschliesse." sagte er und strich sich dabei versonnen durch das erwähnte Haar. "Meine Mutter hätte mich sicherlich am liebsten in den Fußstapfen meines Großonkels gesehen, doch fehlt es mir, zumindest meiner Meinung nach, für die große Politik noch sehr an echten Erfahrungen. Daher glaube ich, dass ich für den Anfang sicherlich viel dabei gewinnen könnte, wenn ich Erfahrung in der Verwaltung sammele. Wobei ich da natürlich auch mit großer Freude etwaige Vorschläge oder Anregungen von dir hören möchte."


    Nachdem er die erste Frage mit soviel Antwort versehen hatte, holte Titus dann zur Antwort auf die zweite Frage aus. "Warum ich mich lieber hier in Mogontiacum in die echte Welt hinaus trauen möchte, ist ziemlich einfach zu beantworten." sagte er und meinte damit tatsächlich nicht die schlichte Tatsache, dass er hier die Beziehungen zu den Duccii nutzen konnte, denn auch in Colonia gab es noch immer die ein oder andere Familie, die einem prudentischen Spross ein wenig helfen konnte, auch wenn die Hilfe, die die Duccii bieten konnten vermutlich bedeutend umfangreicher sein konnte.
    "Wäre ich nach Colonia gegangen, so hätte ich meine Heimstatt direkt vor den Toren liegen und könnte bei jeden noch so kleinen Rückschlag oder Hindernis meine Sachen packen und nach Hause laufen. Hier in Mogontiacum bin ich weit genug weg um dieser Versuchung zu widerstehen." erklärte er offen und ehrlich und gab damit auch preis, dass er einerseits ein Junge war, der dazu tendierte bei Problemen das Weite zu suchen, aber andererseits auch, dass er ein Mann sein wollte, der dies nicht tat.


    Er war nun gespannt, wie sein Gesprächspartner reagieren würde und trank noch einen Schluck des wohlschmeckenden Weins.

    Titus wusste natürlich von Callisatas Tod, denn auch auf dem Landgut war diese Nachricht mit einiger Trauer aufgenommen worden. Doch lag dieses Ereignis nun auch schon in einer etwas ferneren Vergangenheit und fand zu einer Zeit statt, als Titus selbst sich noch nicht für viel mehr als sein Kinderspielzeug und Süßspeisen interessiert hatte. Daher ging er auch gar nicht auf die Erwähnung dieses Ereignisses ein, denn er wäre sowieso nicht in der Lage gewesen ein großes Maß an sentimentalen Reaktionen auf den Tod einer, für ihn völlig unbekannten, Verwandten aufzubringen.


    Die Fortsetzung des Gesprächs war an dieser Stelle aber sowieso das, was ihn mehr interessierte. Denn die Tatsache, dass der Duccier ihn in seinem Haus willkommen hieß, sorgte dafür, dass ein kleiner Stein von seinem Herzen purzelte. Im Vorfeld seines Besuches hatte er sich bereits ausgemalt, dass er im schlimmsten Fall einfach wieder vor die Tür gesetzt würde, da der Duccier die Nase voll hatte von den Prudentiern. Doch dem war zu Titus Erleichterung offenbar nicht so.


    "Dann ist es mir eine Freude dir hoffentlich wenigstens den Hauch jenes Genusses zu bereiten, den ein Besuch jener großen, dahingeschiedenen Männer meiner Familie dir bereitet hätte." erwiderte Titus, ehe er auf die in den Raum gestellte Frage einging. "Wie du dir sicherlich denken kannst, bin ich nicht nur hierher zu dir gekommen, um Erinnerungen an meine Familie mit dir zu teilen." begann er und blickte dabei kurz rüber zu jenem Springbrunnen, um den die beiden sich während des Gesprächs langsam bewegten, ehe er den Duccier anblickte und dann fortfuhr: "Ich habe mein bisheriges Leben fast vollständig auf dem erwähnten Landgut verbracht. Ich wurde dort nach dem Tod meiner Mutter durch einen Vormund aufgezogen, unterrichtet und darauf vorbereitet zu meiner Familie nach Rom zu gehen, wenn ich alt genug bin."


    Titus hatte zwischenzeitlich den Blick fort vom Duccier und auf den Weg zu seinen Füßen gelenkt. Er wollte vermeiden, dass sein Gesprächspartner etwaige Traurigkeit, die bei den Gedanken an seine Kindheit und den Tod seiner Mutter manchmal auftauchte, in seinem Blick erkannte. Nun hob er den Blick wieder und schaute zu seinem Gesprächspartner.


    "Da meine bedeutenden Verwandten in Rom, die mich auf meinem weiteren Weg hätten führen sollen, nun leider stark dezimiert und meine Familie ein Stück weit in die Bedeutungslosigkeit versunken ist, ist an eine Übersiedlung nach Rom derzeit jedoch nicht mehr zu denken. Mein Vormund, der Verwalter des Landguts, war jedoch der Meinung, dass es trotzdem an der Zeit sei, dass ich beginne einem Weg zu folgen, der mich zu einem nützlichen Mitglied des Gemeinwesens macht. Da ich ihm in diesem Punkt durchaus zustimme, habe ich mich von meinem bisherigen Leben verabschiedet und mich auf den Weg nach Mogontiacum gemacht."
    Einen kurzen Moment schwieg er.
    "Der Verwalter gab mir als Ratschlag auf den Weg, dich aufzusuchen, da du ein bedeutender Mann bist. Und weil er der hoffte, dass du dich an die guten Beziehungen, die immer zwischen unseren Familien herrschten, erinnerst mir daher wohlgesonnen bist. Denn, werter Duccius, ich möchte dich um deine Unterstützung bitten. Wie du dir denken kannst, kenne ich niemanden in der Stadt und habe bisher auch nicht viel mehr als das vergangene Ansehen meiner Familie, auf das ich mich berufen kann und dies ist, da wirst du mir sicherlich zustimmen, ein eher dürftiges Fundament."


    Titus hatte das Gefühl, dass er viel zu viel gesagt hatte und viel zu ausschweifend war, daher biss er sich ein wenig auf die Zunge und wartete erst einmal ab, was der Duccier sagen würde.

    Der dezenten Aufforderung Folge leistend setzte sich Titus ebenfalls in Bewegung und glich seine Schritte dem Duccier an. Titus wusste, dass es eine eheliche Verbindung zwischen beiden Familien gab, hatte jedoch den Namen seiner Verwandten nicht ganz präsent, doch bei der Erwähnung von Callistas Namen klingelte etwas in seinem Gedächtnis. Noch mehr klingelte es allerdings bei dem anderen Namen, den der Duccier fallen liess. Er nickte daher leicht.


    "Auf jeden Fall nicht näher, als es deine Gemahlin war." sagte er und fuhr dann fort: "Der Consul war einer der Onkel meiner Mutter. Ich habe ihn selbst nicht persönlich kennengelernt, da ich viel zu jung war und er ja die meiste Zeit in Rom verbrachte. Ich hatte jedoch das große Glück mit meiner Mutter auf seinem Landgut in der Nähe der Colonia Agrippinensium leben zu dürfen. Die dortigen Angestellten sprachen stets voller Achtung und Bewunderung von ihm, so dass ich es bedaure meinen Grossonkel nie kennengelernt zu haben."


    Normalerweise war Titus ein Mensch, der es vermied zu viel von sich selbst, seine Herkunft oder das, was ihn bewegte, preis zugeben. Doch irgendetwas vertrauenerweckendes hatte der Duccier, der an seiner Seite schritt, an sich, auch wenn Titus nicht wusste, was es war. Von jenem 'ewigen, starken Band der Freundschaft' zwischen Ducciern und Prudentiern, das sein Gesprächspartner vor langer Zeit durch seine Heirat geknüpft hatte, hatte Titus schliesslich nur eine wage Ahnung.

    Titus befasste sich gerade mit der Frage, ob das Kiesbett, dass den zentralen Springbrunnen umgab, an einem regnerischen Tag eine ähnliche Funktion erfüllte wie ein klassiches Impluvium und das anfallende Wasser zu einer Zisterne verbrachte, oder ob es sich schlicht um eine Sickergrube handelte, durch den der Regen ungenutzt in den Boden entfleuchte. Seine Gedanken wurden allerdings durch nahende Schritte unterbrochen, denen er sich, mit einem freundlichen Lächeln, zu wand.


    Der Mann, der das Atrium betrat, machte einen freundlichen Eindruck und entsprach weitestgehend dem, was er, nach den Erzählungen des prudentischen Hausverwalters, erwartet hatte.
    "Salve..." erwiderte er und ergriff die dargebotene Hand mit festem Griff und fuhr fort: "...Ja, ich bin Prudentius Burrus, Sohn der Prudentia Viola. Ich stamme aus der Colonia Agrippinensium."
    Titus wusste nicht, ob sein Gegenüber etwas mit dem Namen seiner Mutter anfangen konnte, aber so präsentierte er sich zumindest nicht vollkommen als verlorene Seele.
    "Es ist mir eine Ehre dich kennenzulernen und ich danke dir, dass du etwas Zeit für mich erübrigen kannst."

    Titus folgte Albin in das Atrium und schaute sich dabei sehr interessiert, aber auch versucht unauffällig um. Das Haus war, soweit er das bisher beurteilen konnte, wirklich sehenswert und der junge Mann dachte wehmütig an das Haus seiner Jugend zurück.


    Der junge Prudentier nickte auf Albins Worte und blickte sich im Atrium um. Die sparsame Verwendung von Marmor war, gemessen an manch anderen Haus, das Titus in seinem Leben von innen gesehen hatte, erfrischend zurückhaltend, passten seiner Meinung nach aber ganz gut ins Gesamtbild, das er sich bisher gemacht hatte.

    Titus bemerkte die Veränderung im Gesicht seines Gegenüber kaum und selbst wenn er sie bemerkt hätte, hätte er sie vermutlich nicht auf den Klang seines Familiennamens zurückgeführt.


    "Dann hoffe ich, dass ich keine Schande für die Erinnerung an den letzten Besuch eines meiner Verwandten hier sein werden." sagte er und begann nun leicht zu lächeln. "Vielen Dank." quittierte er dann die Aufforderung zum Eintreten und war sehr froh darüber, dass er überhaupt eingelassen wurde. So folgte er in das Innere des Hauses.

    Als die Tür geöffnet wurde und ihm als erstes mitgeteilt wurde, wem das Haus gehörte, vor dem er stand. Er war sich zwar schon vorher sicher gewesen, dass es sich hier um das genannte Haus handelte, doch war es gut, dass das nochmal bestätigt wurde.
    "Salve." erwiderte Titus als erstes und fuhr dann fort: "Ich bin Prudentius Burrus aus der Colonia Agrippinensium. Ich würde gerne den ehrenwerten Duccius ..." Er überlegte kurz wie der Name war. ".. Marsus sprechen."
    Kurz überlegte er, ob er noch mehr sagen sollte und schob dann noch hinterher: "Es geht um eine private, etwas familiäre Angelegenheit."

    Den Weg aus der Stadt heraus und die Via Borbetomaga entlang hatte Titus in einem gemütlichen Tempo zurückgelegt und hatte daher eine Weile gebraucht. Da er jedoch eigentlich noch gar nicht genau erahnen konnte, was ihn erwarten würde, hatte ihm das ganz gut getan, da er so Zeit hatte sich in Gedanken zu sortieren und zurechtzurücken.


    Als er sich dann dem großen Torhaus näherte, wuchs seine Neugierde. Er selbst war auf einem römischen Landgut in Niedergermanien aufgewachsen, doch jenes war mit dem, was er hier vor sich hatte nicht zu vergleichen. Während das Landgut, dessen Tor er nun durchschritt am besten mit Adjektiven wie 'riesig', 'gigantisch' und auch ein wenig 'protzig' beschrieben werden konnte, hatte jenes Landgut im Norden eher das Adjektiv 'bescheiden' verdient. Nun mochte dies natürlich am persönlichen Geschmack der Besitzer liegen, aber Titus hatte da einen eher anderen Verdacht. Er ging eher davon aus, dass es schlicht der Unterschied war zwischen seiner Familie, deren Stern schon ausgeglüht hatte, und einer Familie, der Stern seinen Zenit noch nicht erreicht, oder zumindest noch nicht überschritten hatte.


    Aber genau konnte er das natürlich nicht greifen. Es war auch möglich, dass hier schlicht Menschen lebten, die ein gewisses, leicht übersteigertes, Geltungsbedürfnis hatten. Er würde dies sicherlich bald herausfinden.


    Er hatte jene Straße, die das Landgut querte und zu jenem riesigen Wohnhaus führte, abgeschritten und stand vor der Pforte, hinter der er etwas zu finden hoffte, von dem er selbst nicht genau sagen konnte, was es war. Nach kurzen Zögern klopfte er und wartete.