Beiträge von Titus Prudentius Burrus

    Die erste Nacht im neuen Domizil verlief für Titus alles andere als erholsam. Kannte er vom heimatlichen Landgut, welches ab vom Schuss im Wald lag, vor allem die nächtlichen Geräusche der Natur und der Tier- und Sklavenställe, so war die Geräuschkulisse hier, mitten in einer Stadt schon eine ganz andere.


    Als er am ersten Morgen aus dem Bett kletterte, hatte er das Gefühl kaum geschlafen zu haben. Die leichte Desorientierung, die einen Menschen häufig befällt, wenn man das erste Mal in einer neuen Umgebung aufwachte, tat ihr übriges dazu, dass er sich an diesem Morgen besonders mies fühlte.


    Aber im Grunde genommen konnte er gar nicht meckern, denn auch wenn das Haus, was Größe und gebotenem Luxus, es kaum mit dem heimatlichen Landgut aufnehmen konnte, so gewann es dennoch allein durch den Neuheitsfaktor einige Pluspunkte. Auch das bescheidene Frühstück, dass ihm serviert wurde konnte sich im Grunde genommen sehen lassen und führte auf jedem Fall zu einem gut gefüllten Bauch.


    Nach dem Frühstück machte Titus sich dann auf den Weg in die Stadt. Er hatte schliesslich noch die eine oder andere Sache zu erledigen.

    Die Suche hatte gar nicht so lange gedauert wie befürchtet und er hatte auch nach dem Verlassen des Stadttores nur ein einziges Mal nach dem Weg fragen müssen.


    Und so stand er nun auf der Straße vor jenem Haus, dass man ihm als Casa Prudentia beschrieben hatte. Das Haus war nicht sonderlich groß, musste sich aber auch nicht hinter den umliegenden Häusern verstecken, so dass in Titus Gesicht ein Lächeln entstand, als er sein neues Zuhause betrachtete.


    Der Verwalter des Landguts hatte ihm den Namen des hiesigen Hausverwalters genannt und ihm auch eine kurze Nachricht (eine der beiden Tabulae in seinem Beutel) für diesen mitgegeben. Mit einem letzten Blick auf das Haus und in beide Richtungen die Straße hinunter, ging er dann zur Tür um an diese zu klopfen.


    Da ihn in diesem Haus niemand kannte, beäugte der Ianitor den jungen Mann, der sich als einer der Prudentier ausgab, argwöhnisch. Er hatte noch nie etwas von diesem jungen Kerl gehört und das, obwohl er doch schon seit vielen Jahren diese Tür bewachte. Es kostete Titus einiges an Überredungskunst (wobei ein Großteil davon vor allem verwirrende Widersprüche waren, die den Ianitor aus dem Konzept brachten) bis er endlich das Haus betreten durfte.
    Im Inneren suchte er sofort den Hausverwalter und übergab ihm das für diesen bestimmte Schreiben. Nachdem jener es kurz überflogen und die Echtheit überprüft hatte, wurde Titus dann auch schon viel freundlicher und wohlwollender empfangen.


    Bei einem bescheidenen Essen unterhielt er sich mit dem Hausverwalter und fand zu seinem großen Erstaunen fest, dass dieser offenbar vor einer Ewigkeit seine Mutter kennengelernt hatte, als diese eine Zeit lang in Mogontiacum gelebt hatte.


    Da es in der nahen Zukunft noch ausreichend Zeit geben würde, herauszufinden, was der Hausverwalter alles über seine Mutter, und vielleicht auch über seinen Vater, wusste, beschloss Titus ihn nicht direkt mit all seinen Fragen zu überfallen. Stattdessen erkundete er erst einmal das Haus und beendete dann irgendwann den Tag in seinem neuen Bett. Der folgende Tag würde voraussichtlich anstrengend werden.

    Titus hörte aufmerksam zu, als ihm der Soldat auch diesen Weg geduldig beschrieb und nickte dabei leicht um zu zeigen, dass er verstand.
    Als er sich dann gerade bedanken wollte, war die Aufmerksamkeit des Soldaten dann jedoch schon bei etwas anderem und zog jenen tapferen Streiter von ihm fort.
    "Danke." sagte er dann aber trotzdem noch, ehe er selbst sich dann auch abwand und das Tor durchschritt um einzutauchen in die unbekannte urbane Welt Mogontiacums.

    Als er die fragend-nachdenkliche Miene des Soldaten sah, stand Titus' Hoffnung quasi am Abgrund und war kurz davor sich in den Freitod zu stürzen. Doch da, im letzten Moment bevor sie sich suizidal hinabstürzte, reichte der Soldat der Hoffnung die sinnbildliche Hand und zog sie von der Klippe zurück.
    Zumindest eine Richtung hatte Titus jetzt und war sich sicher, dass er es damit finden würde. Um sein Glück jedoch noch ein klein wenig mehr zu strapazieren, fügte er seinem Dank noch eine weitere Frage hinzu.
    "Das ist doch schon mal eine grobe Richtung, das hilft mir sehr, vielen Dank. Und auch auf die Gefahr hin, dass ich etwas neugierig erscheine, aber erlaube mir bitte noch eine zweite Frage. Die Casa Duccia ist dir vielleicht auch ein Begriff?"

    Da hatte Titus ja Glück, dass ihn nicht jede Ecke der Stadt interessierte, sondern nur 2 ganz bestimmte Ecken. Während er seinen Beutel wieder verschloss und ihn dann jedoch erstmal noch vor sich baumeln ließ statt ihn direkt wieder zu schultern, blickte er kurz zum Tor und wieder zurück.


    "Das klingt vielleicht ein Bisschen komisch, aber ich habe keine Ahnung, wo in der Stadt sich das Haus meiner Familie befindet. Ich weiss lediglich, dass es hier eines gibt, dass seit langer Zeit im Besitz meiner Familie ist, aber ich habe leider keinen Schimmer, wo ich die Casa Prudentia finden kann. Ich nehme nicht an, dass ich so viel Glück habe, dass du schon einmal von diesem Haus gehört hast?"


    Das seine Familie in Mogontiacum tatsächlich gar nicht mal so unbekannt war, wusste Titus nicht. Aber selbst wenn er es gewusst hätte, konnte er natürlich nicht sicher sein, ob ein Name, der in der Vergangenheit fast jedem in der Stadt bekannt war, heute überhaupt noch irgendeinen Funken der Erinnerung weckte.
    Allerdings hatte er irgendwo tief in ihm einen kleinen Funken Hoffnung, dass er nicht wie ein blinder Tourist würde durch die Stadt stolpern und fremde Leute nach dem Weg würde fragen müssen. Doch manchmal war es ja gerade die Hoffnung, die dann schlussendlich doch als letztes verendete.

    Titus nickte leicht und folgte dem Soldaten die wenigen Schritte zur Seite. Während er sein Gepäck, das nicht mehr war ein mittelgrößer Beutel, den er über die Schulter geworfen hatte, öffnete sagte er:"Ausser etwas Käse, der schmeckt als könnte er ein Wildschein töten, wüsste ich nichts, dass sich als Waffe nutzen lässt."
    Er schmunzelte leicht bei dem Gedanken an den Käse, den er schon längst entsorgt hätte, wenn er noch irgendetwas anderes zu essen gehabt hätte.


    In dem Beutel befanden sich, zusätzlich zu besagtem Käse, nur wenige Dinge, denn Titus hatte schliesslich sein altes Leben hinter sich gelassen (oder zumindest war das sein Plan gewesen).
    Neben dem Käse konnte der Soldat noch eine, wirklich kleine, Börse mit einigen Sesterzen und einigen wenigen tesserae hospitales finden. Ausserdem gab es noch eine zusammengerollte, saubere Tunika, eine kleine Schriftrolle (auf der sich jener Brief befand der ihn zu seiner Reise veranlasst hatte) und zwei versiegelte Tabulae.


    Erwartungsvoll beobachtete Titus den Soldaten bei der Inspektion des Beutels und stellte dann, etwas zögerlich, eine Frage: "Du kennst dich doch sicherlich hier in der Stadt aus, oder?"

    Nachdem vor ihm ein Karren durch das Tor rumpelte, war Titus an der Reihe und fand sich vor einem Soldaten wieder. Da er in seinem Leben bisher keinen Kontakt zu Mitgliedern der obergermanischen Streitkräfte hatte, konnte er natürlich nicht identifizieren, dass es sich bei seinem Gegenüber 'nur' um einen Mann der Ala handelte und nicht um einen 'echten' römischen Soldaten. Doch im Grunde genommen konnte ihm das ja auch egal sein, denn sein Gegenüber war, im Gegensatz zu Titus, bewaffnet und gerüstet und hatte somit eindeutig jedwede Autorität auf seiner Seite.


    Dementsprechend antwortete er, wie ein gut erzogener und obrigkeitsfürchtiger, kleiner Römerjunge auf die Fragen des Soldaten: "Salve. Im Grunde genommen ein wenig von allem. Ich bin Prudentius Burrus aus der Colonia Agrippinensium und bin für familiäre Geschäftlichkeiten hier. Da ich allerdings das erste Mal in Mogontiacum bin, könnte man mich sicherlich auch ein Stück weit als Touristen bezeichnen."

    Titus verbrachte einige Stunden damit am Rand der Straße zu sitzen und den Blick auf die Stadt zu genießen. Nebenbei aß er seinen Proviant und betrachtete auch die vorbeiziehenden Reisenden.


    Titus hatte sein bisheriges Leben fast ausschließlich auf dem Landgut verbracht und war nur selten mit dem Leben der Stadt in Berührung gekommen. In unregelmäßigen Abständen begleitete er damals den Verwalter, wenn dieser für Geschäfte in die Stadt reiste. Das Ziel dabei war stets die Colonia Agrippinensium, die für Titus bei jedem Besuch immer wieder etwas neues zu entdecken bot.
    Wie er da an der Straße saß und auf Mogontiacum blickte, fielen ihm einige Unterschiede zwischen beiden Städten auf, wobei der bloße Größenunterschied nicht mal das auffälligste war. Titus hatte natürlich im Vorfeld seiner Reise versucht möglichst viele Informationen über das Ziel zusammenzutragen, hatte jedoch trotzdem nur eine wage Vorstellung, was ihn hier erwarten würde.


    Irgendwann hatte er dann genug von seiner letzten Rast vor dem Ziel und machte sich wieder auf den Weg. Das letzte Stück bis zumStadttor würde er diesmal sehr viel zügiger zurücklegen als er es mit dem bisherigen Weg gemacht hatte, denn nun, so nah vor dem Ziel, hatte ihn die Neugierde gepackt.

    Gar nicht mal so erschöpft, wie man es nach einer solchen Reise erwarten könnte, erreichte der junge Titus das Ziel seiner Wanderung von der niedergermanischen Heimat zu jenem Ort in Obergermainen in dem er sein neues Leben starten wollte.


    Lächelnd und mit großen, vor Neugierde und auch einem guten Schüppchen Überwältigung, strahlenden Augen näherte sich der junge Römer dem Stadttor von Mogontiacum.


    Da er nicht der einzige war, der an diesem Tag in die Stadt hinein wollte, geriet er vor dem Tor in eine kleine Zone zähfließenden Verkehrs in dem er nur langsam voran kam, da der eine oder andere Reisende offenbar das Bedürfnis hatte ausführliche Diskussionen mit jenen tapferen Männern zu führen, die das Tor bewachten und dabei gegen ihre Müdigkeit und die Langeweile ankämpften.


    Nach einer Weile war es dann soweit, dass Titus als einer der nächsten das Tor würde passieren. Er hoffte darauf, dass er dabei von einem der Wächter die wichtige Information würde erhalten können, die ihn davor bewahren würde wie ein Tourist planlos durch die Stadt zu tapsen. Er war gespannt.

    Den Aufenthalt in Confluentes hatte Titus weiter ausgedehnt, als es ursprünglich geplant hatte. Wollte er eigentlich nur einen Tag dort verbringen, hatte er am Ende mehrere Tage in der Stadt verbracht.
    Er hatte sich für die Tage im dortigen Haus seiner Familie niedergelassen, das schon seit vielen Jahren weitestgehend leer stand und vor allem dazu diente, dass durchreisende Familienmitglieder hier Station machten.


    Nach den Tagen in Confluentes hatte er sich wieder auf den Weg gemacht und bewegte sich daher nun weiter auf Mogontiacum zu. Auch diesmal bewegte er sich nicht allzu schnell die Strasse entlang, da er sich ausgiebig mit der umliegenden Landschaft beschäftigte. Bisher war er noch nie so weit vom heimatlichen Landgut weg gewesen und so war vieles für ihn neu und interessant.


    Irgendwann zog dann am Horizont Mogontiacum auf. Als es soweit war, beschloss Titus noch eine letzte Rast einzulegen.

    Allein mit seinen Gedanken bewegte sich ein junger Römer langsam entlang der gut ausgebauten Straße, an der sich die großen und wichtigen Städte der germanischen Provinzen wie unförmige Perlen an einer unregelmäßigen Schnur aufreihten.


    Seit seine Reise begonnen hatte, war eigentlich noch gar nicht so viel Zeit vergangen, auch wenn er sich Zeit ließ und für die Strecke bisher sicherlich viel länger gebraucht hatte als manch andere. Denn auch wenn er diese Reise freiwillig angetreten hatte, wusste er um die Konsequenzen und wollte daher das Ende der Reise ein wenig aufschieben.


    Gestartet war der junge Römer auf einem Landgut westlich der Colonia Agrippinensium, jenem Ort an dem er bisher sein ganzes Leben verbracht hatte. Der junge Titus, so der Name des Römers, war auf dem Landgut geboren worden und hatte dort jahre lang mit seiner Mutter gelebt. Das Landgut gehörte der Familie seiner Mutter, die, da er ein Sohn ohne Vater war, auch seine einzige Familie war.
    Nach dem Tod seiner Mutter vor einige Jahren war er die meiste Zeit des Jahres über das einzige Familienmitglied, dass auf dem Landgut lebte, denn nur wenige Mitglieder seiner Familie lebten in Germania. Zwischen all den Angestellten, Sklaven und sonstigen Menschen, die auf dem Landgut ein und aus gingen, hatte sich Titus nie als 'Herr des Hauses' gefühlt, da er viel zu jung war um etwaige Verantwortung zu übernehmen. Sein Leben verlief daher bisher recht sorgenfrei und er hatte es stets genossen in den Tag hineingelebt.


    Doch dieses leichte Leben war nun vorbei. Vor einigen Tagen hatte der Verwalter des Landguts dem jungen Mann einen Brief übergeben. Dieser stammte von seiner Mutter und war bereits vor einigen Jahren geschrieben, jedoch auf ihre Anweisung hin noch nicht übergeben worden.
    Der Brief enthielt einige sehr emotionale Abschnitte, die seine Mutter ganz offensichtlich erst kurz vor ihrem Tod niedergeschrieben hatte und die dafür sorgten, dass er sich nach dem lesen erst einmal einige Tage in seinem Zimmer verkroch.
    Doch viel wichtiger war eine Passage, die ihm eine Information übermittelte, die er vor allem in seiner Kindheit immer wieder von ihr erfragt hatte, die sie ihm jedoch nie gegeben hatte.
    Es war nicht viel, nur wenige Sätze, doch diese hatten dazu geführt, dass der junge Titus sein Zuhause hinter sich gelassen und sich auf den Weg gemacht hatte.


    Als sich der aktuelle Tag langsam seinem Ende zuneigte, erreichte er sein nächstes Etappenziel: Confluentes. Hier würde er die Nacht und vielleicht den folgenden Tag verbringen, ehe er weiter ziehen würde.

    Salvete meine Freunde,


    hier wünscht ein junger Spross der Gens Prudentia auf die weiten Flächen des Reiches losgelassen zu werden.


    Ich bitte um die Erlaubnis zur Reaktivierung / Wiederbelebung der Gens Prudentia.


    Name: Titus Prudentius Burrus
    Stand: Civis
    Wohnort: Mogontiacum


    Ich entsprang dereinst dem Schoss meiner Mutter, der liebreizenden Prudentia Viola, doch verblieb es mir verwehrt jenen Mann kennen zu lernen, der diese Blüte bestäubte und so dieses kleine Früchtchen der Liebe entstehen zu lassen. Von jenem Mann blieb mir nur eins, nämlich jenes Haar, das in meiner Gens doch recht wenig verbreitet ist. :D