Jetzt wo er hier war, fiel der Unterschied zwischen dem etwas emotionalen Praefectus und dem Aurelier noch deutlicher ins Auge. Lupus war die Sachlichkeit in Person. Oder schien zumindest so.
"Wenn ich mich recht erinnere, ging es bei meiner Frage um die konkreten Kompetenzen, die die der Praefectus auf sich vereint. Ich will dich nicht mit staatstheoretischer Geschichte langweilen, aber es ist der Fall, dass das Amt des Praefectus im Laufe der Zeit einen ganzen Haufen Kompetenzen angesammelt hat, die vorher verteilter waren. Ich wollte nun von ihm wissen - ganz abstrakt und theoretisch formuliert wohlgemerkt - ob das zuträglich ist, oder ob die Verteilung der Kompetenzen der Effizienz wegen wieder ein bisschen breiter gestreut werden sollte. Hintersinn der Frage war auch, das Selbstverständnis des Praefectus ein bisschen zu beleuchten. Versteht er sich eher als Überherr der Verwaltung oder eher als ein Glied unter vielen, die die Verwaltung des Augustus betreiben? Das hat der ehrenwerte Praefectus aber in den falschen Hals bekommen. Glaubte wohl ich würde ihm Überfordertheit unterstellen.
Ich bin noch nicht so gewandt im Umgang mit so hohen Herren, die ich nicht kenne. Habe ich einen Fehler in der Etikette gemacht, als ich ihn das gefragt habe? "
Die Antworten auf diese Fragen nach dem richtigen Umgang zu finden, sah Tiberius als essentiell für seine Karriere an. Man durfte nicht aus Ignoranz ungehobelt erscheinen.
Die Bemerkung des Haruspex, dass er mit seiner Meinung über Menecrates nicht hausieren gehen wollte, fand Tiberius etwas ironisch, konnte er sich doch genau daran erinnern, dass der damalige Aedil den damaligen Konsul in seiner Gegenwart als "dumm" bezeichnet hatte.
"Als ich da raus bin, habe ich seine Reaktion eher als Unsicherheit gedeutet. Falls dem so sein sollte, könnte es dich vielleicht einfach politisch interssieren."