Beiträge von Tiberius Valerius Flaccus

    Die gehobene Stimmung, die sich seit der freudigen Nachricht in der Abendessensgemeinschaft breit gemacht hatte, konnte Tiberius nur vorteilhaft finden. Daruberhinaus musste er sich jedoch zusammen reißen, um sich nicht vollends von dem wunderbaren Essen ablenken zu lassen, das die Aurelier hier auftischen ließen. Es war doch eine ganz andere Sphäre, die er nicht gewöhnt war. Einen ordentlichen Koch musste er sich auch zulegen.
    Aber er gab sein Bestes um nicht wie ein völliger Bauer zu wirken und eine gewisse Abgeklärtheit auszustrahlen. Auf die Frage des Pontifex antwortete er also.


    "Oh ja, in der Tat. Mein Cousin Valerius Victor war Mitglied im Collegium Septemvirorum. Er wandte sich nach dem Militärdienst dem Dienst im Cultus zu."


    Soweit er wusste, hatte dieser sich während seines Dienstes nichts zu Schulden kommen lassen. Wie er ansonsten in Erinnerung geblieben war, konnte Tiberius nicht abschätzen. Er entsann sich der völligen und absoluten plebejischen Diktion, die jener sich Zeit Lebens bewahrt hatte und die den gehobeneren Herren vielleicht negativ aufgefallen war. Tiberius hatte sich den Zungenschlag der Straße in Griechenland soweit es ging und unter großen Mühen abgewöhnt. Man kam einfach nirgendwo rein, wenn der Plebs offenbar wurde, sobald man den Mund aufmachte. Sicher entging auch heute dem patrizischen Ohr nicht, dass da kein besonders feiner Herr vor ihnen saß. Aber alles in allem war Tiberius mit seiner Elocution nicht unzufrieden.

    Interesiert war Tiberius auf die Festivität gestoßen, die sich a an so ungewöhnlicher Stelle abspielen würde. Dem Vernehmen nach eine Weihe für eine neuens Gebäude der städtischen Kohorten. Nun, mit dem Militär hatte Tiberius ja nicht allzu viel am Hut. Aber natürlich war er dankbar für den Dienst, den die kaiserlischen Truppen in der Stadt leisteten.
    Nicht auszudenken, wie es in der Stadt aussähe, wenn sie nicht da wären. Die Prätorianer hatten gewiss genug damit zu tun, die inneren Verschwörungen zu bekämpfen und hätten wahrscheinlich ein Problem damit, sich auch noch um normalen kriminellen Abschaum zu kümmern. Insofern war in Tiberius' Vorstellung der Dienst bei den "Urbanern" wie sie nur genannt wurden etwas weniger ruhmvoll.


    Er entsann sich, dass die Kohorten vom Praefectus Urbi angeführt wurden, mit dem ja Tiberius ein lediglich mäßig erfolgreiches Treffen erlebt hatte. Das hier würde interessant sein es wäre sicher schlecht für den Claudier, wenn das hier heute misslänge.

    Nun war die Dame in der Tat sehr interessiert an Tiberius' Plänen für die Zukunft interessiert. Eigenartig. Noch eigenartiger danach mitten im Buchladen zu fragen. Vielleicht hatte sie nicht viele Leute zum Reden? Die Gens Iulia war ihm nicht unbekannt. Seltsam. Aber er hatte eine Idee.


    "Nun. Der Gedanke an eine Militärkarriere hat mich noch nie wirklich gereizt. Was die anderen Bereiche angeht, muss ein cleverer Mann auch sehen, was zu einem gewissen Zeitpunkt opportun ist, nicht wahr? Geht nicht immer alles danach wie man es sich wünscht. Besser also, sich nicht festzulegen und dafür hinterher keine Enttäuschung riskieren, nicht."


    Er machte eine kurze Kunstpause.


    "Aber warum besprechen wir das nicht gelegentlich in einer gemütlichereren Atmosphäre. Bei mir in der Casa Valeria lässt sich bei einem guten Tropfen trefflich über Karrierepläne und Marktrecht diskutieren."


    Dei Iulierin würde allerdings noch eine Anstandsdame benötigen.


    "Ich habe auch schon lang nichts mehr von meinem guten Freund Iulius Caesoninus gehört. Er wäre sicher auch nicht abgeneigt?"

    Der Pontifex wartete sodann mit einer für Tiberius völlig überraschenden Neuigkeit auf. Die Erwartung eines Kindes war sicher für eine Familie das schönste vorstellbare Geschenk.
    Dabei kam sich Tiberius nun in diesem für die anderen Anwesenden - er allein gehörte ja nicht zur Familie - äußerst privaten Moment völlig fehl am Platze vor.


    Was ihn natürlich nicht davon abhielt, den Glücklichen zu gratulieren.


    "Was für eine wunderbare Nachricht. In der Tat. Ich beglückwünsche euch von Herzen. Mögen eurem Kind immer beste Gesundheit und das Glück der Welt zu Teil werden."


    Nun war die erwartete Geburt eines Kindes aus zwei der angesehensten Häusern des Reiches natürlich auch immer ein Politikum. Dessen Auswirkungen Tiberius natürlich nicht abschätzen konnte. Einstweilen würde er sich einfach an dem Glück der offenbar von den Göttern gesegneten Familie erfreuen

    Tiberius lächelte milde und etwas nichtssagend. Ein Gesicht, dass er automatisch aufsetzte, sobald ihn jemand nach seiner Karriere fragte.


    "Nun. Man muss ja heutzutage auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, nicht wahr? Mein Nachteil ist natürlich, dass ich nicht wie die ehrenwerten Patrizier eine güstige Startposition ins Militär, die Priesterschaft oder sogar die Politik selbstverständlich mitbekomme. Die müsste ich mir, sollte ich Ernst mit irgendeiner Art Berufung jenseits der Rechtsstudien machen wollen, mit harter Arbeit auf dem Forum und in den Gerichtshöfen genauso wie in den Buchläden und wo es sonst so nötig sein mag, nun, sagen wir erstreiten. So wie wir alle in gewisser Weise, nehme ich an."


    Er würde der fremden Dame natürlich nicht einfach auf der Stelle aufs Brot schmieren, dass sein Aufstieg bereits in minutuiöser Planung war. Das wäre doch arg indiskret.

    Na denn mal los. Immer wenn es um die Geschichte ging, war Tiberius etwas aus seiner Komfortzone. Schon deshalb, weil es mit seinem täglichen Geschäft nicht wirklich viel zu tun hatte. Trotzdem war es für das Verständnis des rechts enorm wichtig zu verstehen wo selbiges eigentlich her kam.
    "Prima. Vielleicht da Schwierigste für uns ist jetzt in der Geschichte den Anfangspunkt zu finden. Schon allein weil so viele der Usrprünge schlicht im Dunkeln liegen. Aber wir können zurück schätzen aus dem was wir heute haben und den Dingen die tatächlich überliefert sind, wie es ausgesehen hat.Teilen wir das Ganze zum besseren Verständnis auf. Wir nehemn einerseits die römicshe Staatskunst und wie die sich entwickelt hat und andererseits, soweit trennbar die Entwicklung des zivilen Rechts. Beginnen wir um eine solide Basis zu legen einmal mit dem römischen Staat und der Beziehung dessen zum Recht. Ich werde euch nicht mit dem langweilen, was allgemein bekannt ist. Jedes Kind weiß, dass Rom zu Beginn eine Königsherrschaft warund anders als Athen mit ihrem Solon oder Sparta mit Lykurgos haben wir keine Übergestalt, die die Gesetze und die Verfassung herunter dekretiert hat, Nein, der römische Weg der frühen Zeit ist der Weg der langsamen Entwicklung von Sitte und Gewohnheitsrecht. Darin ist der König der Vorsteher des Volkes. Und dabei kein unumschränkt herrschender von allen Einflüssen losgelöster Gottherrscher. Auch wenn ein paar Legenden das vielleicht suggerieren mögen. Im Gegenteil wissen wir, dass auch der König den Gewohnheiten und den sakralen Traditionen zu folgen pflegte. Und der Senat wird seine sicher damals schon mit autoritativer Stimme gesprochen haben. Trotzdem haben wir einige überlieferte Gesetze, die auf die Könige zurückgehen. Nehmen wir doch einmal das Tötungsgesetz des Numa.Si qui hominem liberum dolo sciens morti duit patricidas esto.* Eine höchst interessante Vorschrift. Manche Gelehrte sage, dass hier das römische Volk die Schwelle von der Barbarei zur Zivilisation überschritten habe. Nehmt doch diesen Satz einmal auseienander und beleutet ihn von verschiedene Seiten. Was muss passieren, damit was was passiert und was bedeutet es?"


    Sim-Off:

    *Wer einen freien Menschen mit Vorsatz und wissentlich dem Tod gegeben hat, soll ein Vatermörder sein (Wie ein Vatermörder behandelt werden)

    Tiberius nickte zustimmend.


    "Das ist durchaus ein gangbarer Lösungsweg, den du da vorgezeichnet hast. Letztlich basiert deine Ansicht darauf, dass man wenn es quasi hart auf hart kommt, am besten das berücksichtigen kann, was man auch objektiv erkennen kann. Absolut sinnvoll In unserem Beispiel besonders gut für den Verkäufer. Und auch gut für den Warenverkehr auf den Markt. Die Leute auf dem Markt müssen sich ja darauf verlassen können, was geäußert würde. Sonst könne ja praktisch jeder kommen. So kann man keine Wirtschaft betreiben."


    Er dachte einen Moment nach.


    "So, nun, da wir uns ein bisschen mit dem juristischen Denken und dem Abwägen verschiedener Argumente - denn letztlich ist die Anwendung des Rechts of genau das - vertraut gemacht haben, können wir uns wenn keine Einwände oder Fragen bestehen ein bisschen der glorreichen Geschichte des römischen Rechtes zuwenden."

    Sextus Aurelius Lupus schrieb

    Zitat

    Besagter Klient trat auch just in diesem Moment ein. Er hatte wohl seinen Ratschlag befolgt und sich ein wenig neu eingekleidet. “Ah, Valerius! Schön, dass du da bist. Du kennst schon meine Cousine Drusilla?“ übernahm Sextus dann auch den vorstellenden Teil in etwas salopperer Art und Weise. Er war sich ziemlich sicher, dass sein Klient und seine Cousine sich nicht kannten, allein schon, weil Drusilla das letzte Jahr nicht hier gewesen war. Aber das Privileg, höhergestellt zu sein, hatte den Vorteil, dass es nicht als unhöflich gelten konnte, nicht zu förmlich zu sein, während es andersherum nicht möglich war.


    Die Gesellschaft war schon in aufgeräumter Stimmung, was für Flaccus doch die Anspannung etwas heraus nahm. Lächelnd trat er zu den beiden.


    "Salvete. Nein, ich fürchte, ich hatte tatsächlich noch nicht das Privileg, Patron.


    Gut, dass der baldige Praetor das nachgeholt hat, werte Drusilla. Wie schön dich zu treffen.


    Und ich danke dir jedenfalls für die Einladung, Patron. Eine große Ehre. Und ebenso große Freude, wenn ich das so sagen darf."


    Etwas förmlich, aber so gehörte sich das schließlich.


    "Umso mehr, wenn wir uns auf einen Vortrag mit der Lyra freuen können. Kein Wunder also, dass der Pontifex Flavius selbst gern in dieses Haus kommt, wo nicht nur dein Bewusstsein für das Gemeinwesen zu finden sind, Patron, sondern auch die Götter und Musen ihre Gaben offenbar großzügig verteilen."


    Er fand, dass es ihm nicht eben zukam, die Patrizierin ob ihres Aussehens zu komplimentieren. Bei einer Referenz an ihre musischen Talente würde man aber hoffentlich nichts falsch gemacht haben.


    Ehe er noch viele weitere Worte machen konnte, bemerkte er auch hinter sich schon die Präsenz des Pontifex Flavius und machte diskret Platz, damit jener die Gastgeber begrüßen konnte.

    Tiberius war direkt in das Triclinum geführt worden und freute sich immens auf das bevorstehende Abendessen, das in mehrfacher Hinsicht vielversprechend sein würde, wenn es nach Tiberius ging. Illustre Gesellschaft. sicher hervorragendes Essen.
    Er hatte sich extra, wie vom gewesenen Aedilen angeregt, mit neuer Kleidung ausgestattet. Der Schneider war geradezu pikiert gewesen, dass Tiberius überhaupt nach dem Preis gefragt hatte. Über Geld sprach man wohl besser gar nicht.


    Und natürlich würde der Pontifex zugegen sein. Ein Umstand der bei Tiberius ein nicht geringes Maß an Nervosität ausgelöst hatte. Der beste Eindruck musste her. Tiberius hatte seinen Wissensfundus über den Cultus gründlich aufgefrischt. Für den Fall, dass der Pontifex sehen wollte, wie weit her es mit Flaccus so sein mochte.


    Lupus andererseits war noch mit einer Dame im Gespräch, die ihm noch nicht vorgestellt worden war, soweit er sich erinnern konnte. Also hielt er sich im er noch einen Moment zurück.

    Das Gespräch neigte sich dem Ende zu. Und eigentlich war auch alles soweit geregelt. Tiberius war höchst zufrieden. Ihm war nicht verborgen geblieben, dass der Aedilicus nicht gänzlich auf dem Damm war und das Letzte was Tiberius wollte, war, dass sich der Patron eine Lungenentzündung wegen ihrer Rederei holte. Und so fasste er sich kurz.


    "Nein, keine Fragen mehr. Ich danke dir für deine Mühen. Du wirst mich zu der entsprechenden Gelegenheit bestens vorbereitet finden und deine Mühen nicht bereuen."

    Wie praktisch, dass der Aedilicus und der Pontifex gut miteinander konnten.


    "Dann werden wir den günstigsten Zeitpunkt nutzen. Und ich werde mir zu dem Anlass etwas Anständiges an Klamotten zulegen."


    Bisher hatte sich noch niemand über Tiberius' Aufzug beschwert. Aber er pflegte auch gewöhnlich nicht in diesen Kreisen zu verkehren. Aber das sollte kein größeres Hindernis sein. Der Pontifex schien ja ein Traditionalist zu sein, von daher würde Extravagantes eher zu hochgezogenen Agenbrauen führen.


    "Und meine Manieren aufpolieren. Pietas und Gravitas. Sehr gut."


    Ein erstes Gespräch also. Umso besser. Er hatte sich auch nicht vorstellen können, dass der Aurelier viele Freundschaften vom Typ jovialer Trinkkumpan unterhielt. Das war einfach nicht die Art. Tiberius würde sich also darin üben, einen gewissen altrömisches, virtusmäßigen Konservativismus aufzulegen. Als Jurist viel ihm das nicht schwer.


    "Das Interesse am Götterkult kann ich auf jeden Fall mitbringen und werde auch mein Wissen wieder auffrischen und erweitern. Keine Pannen."

    Tiberius nickte. "Zum Beispiel. Wie kommst du zu dieser Meinung? Oder ander gefragt: Könntest du erkennen, warum es die anderen Meinungen gibt und es nicht glasklar ist?"
    Er nahm noch einen Schluck und beugte sich ein bisschen vor.
    "Was ich erreichen will, ist, dass ihr euch ein bisschen rein denkt. Seid ruhig kreativ. Muss nicht wie aus dem Lehrbuch gezwirbelt sein. Ich kann euch den ganzen Abend etwas über Verträge und Klagen erzählen und es würde euch zum einen Ohr rein und zum anderen wieder heraus gehen. Findet Argumente. Wägt ein bisschen ab. Seid frei. Der Weg ist genauso wichtig wie das Ergebnis an dem ihr dann ankommt."


    Vielleicht sollte er es ihnen erst vormachen. Aber erst wollte er sehen, womit die Kollegen von sichaus um die Ecke kämen.

    Seine Gesprächspartnerin war ja glatt fasziniert von dem Thema. So etwas hatte er noch nie erlebt. Die meisten fanden es bestenfalls dröge und wandten sich bei der nächsten gelegenheit einem anderen Thema zu, nachdem die Höflichkeitsfrist abgefrühstückt war. Nicht so hier. Auch wenn sie offensichtlich noch kaum mit der jurstischen Gemeinschaft und ihren Wegen in Kontakt gekommen war. Aber das machte ja nichts.


    "Nun, es geht ja nicht nur darum, dass die Leute darüber reden. Es geht darum, das Recht nach vorn zu bringen, nicht? Eine Diskussion anzustoßen, damit die Gerichte gute Entscheidungen treffen können, die in der guten römischen Tradition stehen und so unser Gemeinwesen stärken. Du siehst es ist, jedenfalls was mich betrifft, eine große Aufgabe. Obwohl ich mir natürlich erst einen Namen machen muss. Die Bahn ist voll mit guten Atlethen."


    Zum ersten Mal bemerkte er auch, dass die Dame näher getreten war. Aber er dachte sich noch nichts dabei. Es war schließlich durchaus eng im Laden.

    Das sah Tiberius ganz genau so.


    "Nicht wahr? In welche Factio hat es dich, wenn überhaupt in irgendeine, denn verschlagen?"


    Nicht dass es irgendwie von größerer Bedeutung wäre, aber Tiberius fragte immer gern nach dem Verein, dem sein Gegenüber anhing.

    Sehr schön. Kein Gelächter und keine Gehässigkeit. Eine Investition. Nun, damit konnte Tiberius sehr gut leben. In der Tat. Trotz der Geschäftsmäßigkeit des ganzen Vorganges, konnte Tiberius nicht umhin die Bedeutung für ihn emotional zu spüren. Doch für den Patrizier war es wie er gesagt hatte, eine Investition und rein geschäftlich. Dankbarkeitsorgien waren wahrscheinlich also fehl am Platze.


    "Vielen Dank, Haruspex. Das bedeutet mir sehr viel. Ich werde dein Vertrauen nicht enttäuschen. Und betrachte das Geld als sinnvoll angelegt."


    Die Angelegenheit mit der Factio war glücklicherweise bereits geregelt.


    "Was die Factio angeht, so ist die Gens Valeria seit jeher Anhängerin der Veneta. Dies ist also bereits geregelt. Ich hatte im Zuge davon auch schon die Ehre den Senator Iulius Dives kennen zu lernen."


    Der Aurelier hatte sich vorhin positiv über diesen geäußert.


    "Es ist interessant, wie sehr solch nebensächliche Dinge wie Wagenrennen sich auf die Politik auswirken. Es bewegt die Massen. Wie auch immer. Zum ehrenwerten Pontifex Flavius: Was muss ich bei der Vorstellung außer der Kleidung noch beachten?"


    Tiberius war gern vorbereitet und er wollte nicht überumpelt erscheinen, wie im Rahmen seines Besuches beim Praefectus Urbi.


    Sim-Off:

    Vielen Dank :D

    Tiberius hatte absolut kein Problem mit jedem den er traf, unverkrampft über Politik zu reden. Darüber redete er schließlich fast noch lieber als über Wagenrennen. Wobei Politik und Wagenrennen offenbar eine ganze Menge miteinander gemeinsam hatten.


    "Es ist immer gut, wenn man alles geregelt hat."


    Das konnte nun wirklich nicht jeder von sich behaupten. Alles geregelt. Das klang nach Equilibirium. Angenehm. Alles im Gleichgewicht. Alles in bester Ordnung. Und doch:


    "Alles geregelt, das klingt gut. Ich nehme an, das beziehst du nicht nur auf irgendwelche Rechtsstreitigkeiten. Aber genug von Rechtsstreitigkeiten. Mir ist gerade etwas eingefallen. Die wunderbarste Nebensache der Welt. Hab ich dich nicht neulich beim Wagenrennen gesehn, oder täusche ich mich? "

    Tiberius hatte interessiert zugehört, als der Aurelier die Familiengeschichte dargelegt hatte. Kein Wunder, dass dessen Ansprache eine deutliche Aufforderung darstellte nun endlich die fruchtlose Grübelei einzustellen und loszulegen.


    "Weißt du, je länger ich darüber nachdenke, desto mehr scheint mir die Antwort zu entgleiten."


    Tiberius atmete kurz ruckartig ein und aus und raufte sich die Haare.


    "Also. Das Orakel sagt mir, ich soll aufhören den Wald vor lautern Bäumen nicht zu sehen und anfangen das Ganze zu betrachten. Und dass bei der Auswahl des Weges nach vorn auch kein hilfreicher Ruf, dem ich bequem folgen könnte, auftauchen wird, weder in der einen oder anderen Richtung. Du gibst mir praktische Ratschläge. Die ich auch beherzigen werde. An eine entsprechende Frau zum Beispiel sollte ja dran zu kommen sein.Den Anstand fallen lassen. Keine Angst vor der Abkürzung haben. Das tun was nützlich ist. Na schön. Wenn ich in den Senat will muss ich auf die Position, die mir am schnellsten das größtmögliche Ansehen bringt. Ich muss sie mir nehmen. Mhm. Dann brauch ich jedenfalls gar nicht erst anfangen darüber nachzudenken, in irgendeinem Einstiegsämtchen in der Praefectura anzufangen. Ganz abgesehen davon, dass der Praefectus sowieso nicht besonders fördernd auf mich reagiern wird. Nimm es dir, sagst du. Wenn ich Ansehen will muss ich in irgendein prestigeträchtige... Versammlung, Collegium.... Collegium. Wenn ich also meine Hybris zulasse...mhm. Pontifex wäre möglich, oder? Minor als normaler Plebejer jedenfalls."


    Er machte sich darauf gefasst, dass der andere in schallendes Gelächter ob Tiberius' Hybris ausbrechen würde. Tiberius fragte sich, ob er nun die Antwort gefunden hatte, die anscheinend der Haruspex so offensichtlich nicht besonders schwer gefunden hatte zu erraten.


    "Es wäre mir ohnedies jedenfalls eine Ehre, wenn du mich als deinen Klienten annehmen würdest."


    Das nun war eine logische Idee und Tiberius hatte schon eine längere Zeit mit dem Gedanken gespielt, den Haruspex darum zu ersuchen. Er glaubte durchaus, dass er den Anforderungen des Aureliers an eine gewisse Nützlichkeit entsprach - war Effizienz doch die bevorzugte Messmethode des Aureliers - und dies auch schon demonstriert hatte.


    Nun erwartete er die Reaktion.

    Der Haruspex schien ehrlich überrascht von der Frage, die Tiberius dem Orakel gestellt hatte.
    "Höhere Ziele." sagte er langsam. "Höhere, als ich sie mir eigentlich leisten kann. So hoch, dass es für jemanden meines Standes impertinent wäre, sie allzu freimütig zu äußern. Ja, ich glaube du hast Recht, wenn du annimmst, dass ich solche Ziele habe."


    Nicht, dass Tiberius sich übergroße Mühe gegeben hätte, diese zu verbergen. Andererseits war es ihm trotz aller Vorbereitungen und Ideen immer wie ein ferner Traum, eine unrealistische Geschichte vorgekommen. Wenn er sich dabei erwischte sich zu fragen, warum er die Politik verfolgte, warum er sich um die Gesetze kümmerte, hatte in seinem Kopf immer die Ambition und der Ehrgeiz mit dem Standesbewusstsein gerungen. In schwachen Momenten hatte er rationalisiert. Die ganzen Bemühungen waren sicher auch nützlich, um eine solide Karriere als Anwalt in der ewigen Stadt zu erreichen. Aber schnell war dann der Ehrgeiz zurückgekehrt. Den hatte der Haruspex anscheinend durchaus bemerkt und Tiberius glaubte nun eine gewisse Enttäuschung in seinem Lehrer zu bemerken. Diese war jedoch ungerechtfertigt.


    "Oh ja diese Ziele habe ich und verfolge sie auch im mir gebotenen Tempo und in der mir gebotenen Bescheidenheit. Was ich von der Sybille erfragt habe, war nicht das Endziel, sondern der Weg dahin. Es bleibt mir verschlossen, einfach zum Forum zu marschieren und meine Kandidatur zu erklären, so gern ich das täte. Aber für einen kleinen Plebejer gibt es auf diesem langen Weg keine Abkürzungen. Und es ist eine gewisse Umsichtigkeit erforderlich. Nun hatte ich mir vom Orakel wenigstens einen Fingerzeig dahin erhofft, welcher Weg mich zu diesen Zielen führt. Doch ist dieser Fingerzeig nicht so ausgefallen, dass ich ihm ohne übermäßige Zweifel folgen könnte. Daher bin ich zu dir gekommen."