Heute war also der grosse Tag. Mit meinem ganzen Gefolge, allen die es sich irgendwie einrichten konnten, war ich zum Senat gezogen. Gekleidet in meine beste Toga, jede Falte äusserst sorgfältig nochmals von den Sklaven überprüft, bevor ich die heilige Halle betreten hatte. Kein Staubfleck, nichts sollte die Senatoren von meiner Rede und von meinem Wunsch dem Staat zu dienen ablenken.
Als ich dann hörte, dass ich aufgerufen wurde, trat ich vor, würdevoll aber nicht überlegen oder hochnäsig, gelassen aber nicht gelangweilt, genau so, wie ich es in Athen viele Tage lang immer wieder üben musste, bis schliesslich die Lehrer zufrieden gewesen waren.
Mein Kaiser, Herren Consuln und gewesene Consuln, Patres Conscripti,
Es ist mir eine grosse Ehre, heute meine Kandidatur für das Vigintivirat vor dem Senat vorstellen zu dürfen. Viele von euch haben meinen Vater gekannt, ein Mann, dessen Taten bis heute für ihn sprechen und dessen grosse Spuren mich lange eingeschüchtert haben. Heute jedoch stehe ich vor euch um diesen Spuren zu folgen.
Ich habe mich entschlossen, den Sitz meines Vaters im Senat mit meinen eigenen Taten wieder zurück in die Familie zu holen. Aus diesem Grund bewerbe ich mich für einen Posten im Vigintivirat. Der Cursus Honorum ist seit je her eine Leiter an EHRENämtern und es ist mir eine Ehre, meine Dienste dem Kaiser ... hier neigte ich mein Haupt zum Imperator und dem Senat ich schaute entsprechend in die Runde der vor mir sitzenden und weiter hinten stehenden Senatoren anzubieten.
Nun liess ich diese Einleitung einen kurzen Moment wirken, denn es war mir wichtig, dass ich es als Ehre empfand und nicht als Pflicht oder gar als lästige Aufgabe, auch dieses, das unterste Amt in der Laufbahn ausfüllen zu dürfen.
Es ist eine Tradition, dass die Bewerber für das Vigintivirat in dieser Rede hier eine Vorliebe für die Eine oder Andere Tätigkeit nennen dürfen. Ich habe aus diesem Grund viel und lange über die verschiedenen Positionen nachgedacht und bin zum Schluss gekommen, dass für mich das Amt als Quattuorvir viis in urbe purgandis den höchsten Stellenwert besitzt.
Obwohl diese Position vielleicht in den Augen Vieler nur wenig prestigeträchtig sein mag, bin ich der Meinung, dass es von den zur Auswahl stehenden doch eher eines der wichtigeren Ämter ist. Patres, jede Nacht fahren tausende von Wagen durch unsere Stadt, der Pferde ihre Bedürfnisse ohne Rücksicht auf die Sauberkeit unserer Strassen erledigen. Am nächsten Tag steht vielleicht auf derselben Strasse eine grosse öffentliche Opferprozession auf dem Plan. Ich kann mir kaum vorstellen, wie das aussehen und riechen würde, wenn die Reinigung unserer Strassen nicht konstant und konsequent durchgeführt würde. Das entworfene Bild liess ich wiederum einen kurzen Moment wirken.
In einigen Teilen unserer Stadt scheinen wir jedoch zuweilen genau dieses Problem zu haben. Zumindest hat mir dies ein persönlicher Augenschein in den letzten Tagen bestätigt. Strassen die kaum nutzbar sind weil tierischer und menschlicher Unrat liegen bleibt, Menschen, die nur mit zugehaltener Nase gewisse Teile unserer Stadt betreten können, das habe ich selbst gesehen. Ich weiss nicht, ob ich in der Lage sein werde, diese Situation zu ändern, aber wenn ihr mir die Chance geben wollt, dann werde ich mein Bestes versuchen, um auch in der Subura und Transtiberim wieder geregelte Verhältnisse zu erstellen. Eine nächste kurze Pause diente nun eher mir, um wieder Luft zu holen, denn ich hatte meine ganze Energie in die letzten Worte gelegt, um sie wirklich überzeugend klingen zu lassen.
Solltet ihr, patres conscripti, in eurer Weisheit jedoch entscheiden, dass meine Kräfte besser an einem anderen Ort gebraucht werden, dann bin ich sofort und ohne eine Sekunde zu zögern oder meinem Wunsch nachzutrauern bereit, auch diese Aufgabe zu übernehmen und dort ebenfalls mein Bestes zu geben. Es heisst Dienst am Vaterland und Dienst kommt von dienen. Ich bin bereit ein Diener Roms zu werden.
Damit schloss ich meine Rede und senkte Blick und Kopf als Zeichen, dass ich bereit war, meinem Vaterland zu dienen.