Beiträge von Lucius Annaeus Florus Minor

    Familie macht keine Überfälle. Sie besucht uns. Ausserdem ist in diesem riesigen Domus immer genug Platz. Früher lebten hier gleichzeitig 2 Senatoren und ein Ritter, welche jeden Morgen ihre Klienten empfingen und auch das ging ohne Durcheinander. Heute ist es viel ruhiger, wobei ich hoffe, dass sich das bald wieder ändert.


    Doch jetzt sprachen wir nicht über mich oder Vindex, sondern über Crispina.


    Komm, lass uns etwas essen. Ich ging voran in eines der angrenzenden Speisezimmer.

    Das war nun natürlich etwas übertrieben. Das Anwesen in Misenum war nicht gerade klein und verfügte über eine Menge Sklaven sowie genügend Land, um sich selbst versorgen zu können. Da sie durch den Tod ihres Vaters rein rechtlich sui iuris wurde und da der Bruder auch für tot erklärt worden war, gehörte eigentlich alles in Misenum ihr. Sie war die neue Herrin des Hauses und alle würden ihre Befehle befolgen, wenn sie diese gab. Doch es war ebenso klar, dass eine junge Frau, die sich urplötzlich in dieser Situation wiederfand, damit leicht überfordert sein konnte.


    Nanana, die Villa in Misenum passt nicht gerade in 2 Kisten, dafür braucht es schon 3. versuchte ich zu scherzen.

    Nein, im Ernst. Durch das Fehlen eines Pater Familias bist du ja emanzipiert worden hast das Recht die Villa nach deinen Vorstellungen zu leiten. Doch ich kann mir vorstellen, dass dies vielleicht nicht ganz das ist, wovon du in deinem Alter träumst, alleine in einer riesigen Landvilla?


    Das konnte ich mir in der Tat sehr gut vorstellen. Die Annaei waren immer traditionsbewusst gewesen, auch Onkel Accianuns und Cousin Trabea. Crispina war daher sicherlich nicht zufrieden damit, wie ihr Leben gerade aussah. Sie musste jetzt anfangs 20 sein, wenn ich mich richtig erinnerte, ein Alter in welchem sich eine Dame bereits gewisse Sorgen machte.


    Ich bin sicher, du hast nach der Reise auch Hunger. Lass uns einen Platz in einem Speisezimmer einnehmen und dort weiter reden. Ich hoffe auch, dass Annaeus Vindex sich dann bald zu uns gesellen wird. Er kommt aus Pergamum, von einem weit entfernten Zweig der Familie. Dann können wir sehen, wie wir dir weiterhelfen können.

    Als ich Cousine Crispina im Atrium sah, öffnete ich unwillkürlich die Arme, damit sie mich, falls sie dies wollte, umarmen konnte. Immerhin waren Cousinen nicht gerade entfernte Verwandte. Im Vergleich zu Vindex schon einmal ganz sicher nicht.


    Mir geht es gut, danke, aber wie geht es dir? Ich meine, es ist ja noch keine Ewigkeit seit dem Tode deiner Eltern und deines Bruders vergangen. Kommst du gut zurecht? Oder bist du hergekommen, weil es in Misenum eben Probleme gab? Bei den Göttern, erlaube mir, du siehst nicht so gut aus, erzähl, was ist los?


    Gleichzeitig winkte ich Ursus weg, damit er wieder seinen Dienst an der Porta versehen konnte und ein weiterer Wink in Richtung Küche liess klar machen, dass wir Speis und Trank erwarteten, wenn wir aus dem Atrium in Richtung eines der diversen Speisezimmer gehen würden.


    Ausserdem war durch meine familiäre Behandlung des Gastes auch klar, dass Vindex über die Ankunft eines Familienmitglieds informiert werden würde und sich hoffentlich zum Essen zu uns gesellen würde.

    Einer der vielen Sklaven der Domus, welcher heute vom Maiordomus anscheinend dem Pförtner Ursus zugewiesen worden war, meldete mir in meinem Officium die Ankunft von Annaea Crispina. Das wunderte mich zum Einen, denn sie war mir nicht als Gast gemeldet worden, aber dann auch wieder nicht, denn erst vor noch nicht zu langer Zeit waren Eltern und Bruder verstorben, so dass es durchaus verständlich war, dass sie nun auch einmal die Nähe der etwas weiteren Verwandtschaft suchte. Ich war bloss etwa 10 Jahre älter als Crispina, aber das reichte aus. An ihren Vater konnte ich mich noch von einem Besuch in Misenum erinnern, an sie etwas weniger. Sie war damals noch arg jung gewesen. Bei allen Göttern, das war nun auch schon ein halbes Leben her.


    Schnell verliess ich das Officium und suchte sie im Atrium auf, denn ich wollte sehen, wie es ihr ging.


    Crispina! Willkommen in Rom! Ich hoffe die Reise war nicht zu beschwerlich? Misenum ist ja zwar nicht weit, aber man weiss bei diesem Wetter zu Beginn der Reisezeit ja nie. Wie geht es dir?


    Fast schon überschwemmt hatte ich sie nun mit Fragen, aber eben, so war ich halt. Immer für die Familie und das Imperium da, meine grosse Schwäche.

    Ich stand in meinem Officium, nein, falsch, das war nicht mehr mein Officium, ab heute gehörte es meinem Nachfolger, oder besser meinen Nachfolgern. Es waren gute Männer, soweit ich dies in der kurzen Zeit beurteilen konnte, welche wir gemeinsam damit verbracht hatten, die Angelegenheiten des Kaisers möglichst geordnet und kontrolliert zu übergeben.


    Ein letzter Blick, ja, alles war wie vorgesehen und abgemacht gebündelt und geordnet.


    Dann drehte ich mich um und verliess das Officium der Quaestores Principis als Civis Romanus.

    Damit war eigentlich alles besprochen und es blieb mir nur noch, mich vom Kaiser zu verabschieden.


    Nein mein Kaiser, keine weiteren Namen, welche mir zugetragen wurden. Ich danke dir für die Chance, welche du mir mit dem Angebot für dieses verkürzte Amt gegeben hast. Es freut mich sehr, dass du meine Arbeit geschätzt hast und ich werde natürlich auch mit dem Ende meiner Amtszeit nicht aufhören dir und dem Volk Roms zu dienen. Wenn Rom ruft, dann wird Florus antworten.


    Damit endete eigentlich mein Dienst als Quaestor Principis. Meine weitere Karriere lag nun in den Händen der Senatoren und des Kaisers. Ab den Kalenden des Martius war ich zuerst einmal einfach bloss ein Bürger Roms, wenn auch einer, der ein höheres Amt bekleidet hatte, aber bis zur Ernennung als Senator war ich doch bloss ein Civis.

    Gut, dann werde ich das später so für die Anpassung des Stammbaumes beantragen.


    Da eine römische Frau bis zum Erwerb des 3-Kinderrechtes immer einen Vormund hatte, selbst wenn sie rein rechtlich sui iuris war, müsste dann wohl ich dein Vormund sein. Das ist nur dann relevant, wenn du geschäftliche oder gesellschaftliche Verpflichtungen eingehen wirst/willst und ist reine Formsache, dass du dann halt fragst und ich kurz ein Schreiben aufsetze, wo ich erkläre damit einverstanden zu sein.

    Aber in meinen Augen wäre es schön, wenn das eben auch einmal jemand aktiv ausspielen würde, denn das war ganz einfach der Alltag.


    Herzlich willkommen im IR und der Gens Annaea!

    Beide Varianten in Bezug auf den Stammbaum sind möglich. Allerdings ist da ringsum dann eben niemand aus der näheren Verwandtschaft mehr vorhanden. Auch die Brüder wären alle bereits verstorben.


    Ich nehme an, du würdest zuerst in der Domus Annaea in Rom zu Hause sein wollen?

    Das freut mich natürlich!


    Dann müssen wir noch einen Platz im Stammbaum finden und eine entsprechende Geschichte dazu.


    Hier findest du den Stammbaum der Annaea. Annaeus Vindex steht da noch nicht drin. Er entstammt einem anderen Zweig (mit Herkunft in Pergamon) der bisher noch in Erarbeitung ist und später einen eigenen Stammbaum erhalten wird. Solltest du dich dort irgendwo einbringen wollen, dann müsstest du das mit Vindex klären, da er dabei ist, diesen Zweig zu definieren und einen Stammbaum zu erstellen.


    Schau dir doch in Ruhe einmal den Stammbaum an und mache mir einen Vorschlag, wo du dich einbetten möchtest, dann kann ich dir sagen, was ich darüber denke.

    Ich freute mich sehr darüber, dass der Kaiser offen war für eine Ernennung in der Zukunft.


    Ich werde ihn gerne mitbringen, sobald ich kann. Ich nehme an, dass wir uns auch in Zukunft austauschen können über den Bau des Aquaeductes? Da meine Amtszeit ja bald endet, werde ich dieser Arbeitsgruppe ja nicht mehr als Quaestor Principis angehören können. Gibt es eine andere Position, in welcher dies vielleicht möglich wäre? Für eine Berufung als Curator fehlt es mir ja im Moment noch an der nötigen senatorischen Erfahrung. Im Normalfall stehen diese Positionen ja erst nach einem Amt als Aedil oder Volkstribun offen.


    Es wäre in der Tat schade, wenn ich an diesem Projekt nicht länger mitarbeiten könnte, doch sollte es keine Position geben, welche ich mit meinem derzeitigen Stand erhalten könnte, dann wäre es so und ich würde mich entsprechend an anderen Orten mehr engagieren.

    Hallo Crispina,


    Herzlich willkommen zurück im IR. Die Gens Annaea ist eine traditionelle Familie. Allerdings ist sie im Moment sehr klein und kann dir vermutlich kein gemachtes Nest bieten. Solltest du jedoch ernsthaft die römischen Traditionen befolgen wollen und dich auf keinen Fall dem christlichen Glauben zuwenden wollen. Dann könnte es im Stammbaum sehr wohl einen Platz für dich geben, wir müssten ihn einfach nur finden.


    Wir legen Wert auf möglichst historisches Spiel und sind daher natürlich auch an Frauen interessiert, welche sich auch als Frau in Rom verhalten wollen.

    Manipulierte Waagen, gefälschte Münzen, etc. waren sicherlich häufigere Delikte.


    Würde mich freuen, wenn sich da Leute finden. Florus kommt dafür als Geschädigter in Frage, aber er brennt jetzt nicht unbedingt darauf.


    Ihm wäre wichtiger, dass der Aquädukt des Kaisers gebaut wird. Auch da bieten sich sicherlich diverse Möglichkeiten, schlechte Bausubstanz, Betrug bei der Rechnungstellung, etc.

    Keine Angst, Furius, soweit ich unseren Kaiser kennengelernt habe, hat er nichts gegen Menschen, welche ihm ihre Meinung wohl fundiert präsentieren. Also selbst wenn wir hier über ein reales Thema sprechen würden, so gäbe es keinen Grund sich vor der Reaktion unseres Augustus zu fürchten. Zumindest meine Erfahrung sagt mir, dass er sehr wohl bereit wäre, sich verschiedene Meinungen anzuhören, falls er jemals einen Expansionskrieg in Betracht ziehen würde.

    Aber da es sich ja bloss um eine Spekulation handelt, bin ich eigentlich ziemlich gespannt auf das Resultat. Ich werde also wirklich sehen, was sich arrangieren lässt.


    Dass Vindex auch teilnehmen würde, das freute mich natürlich, denn es gab ihm die Möglichkeit weitere Personen von Interesse und Einfluss kennen zu lernen. Vielleicht war es wirklich gut, wenn ich anwesend wäre.


    Gerne grüsse ich Stella von dir.

    Sim-Off:

    Die Res Gestae stehen simON erst NACH der Rede des Kaisers vor dem Senat auf dem Plan. Die Senatoren wissen daher bereits von der gehaltenen Rede und dem geplanten Aquädukt.


    Den Papyrus brauchte ich nicht wirklich, hatte ich die Rede doch dutzende Male mit meinem Scriba personalis geübt und dennoch gab sie mir nun etwas Sicherheit. Als ich in der Mitte der Halle angekommen war, öffnete ich sie noch einmal kurz, überflog die ersten notierten Stichworte und begann dann:


    Patres Conscripti, ich trete heute vor euch, um Rechenschaft abzulegen über meine Arbeit als Quaestor Principis. Eine Arbeit, welche ihr mir auf Grund von Umständen ermöglicht habt, deren ich hier zwar gedenken möchte, anlässlich des zu frühen Todes meines Vorgängers, die mich jedoch zu keiner Zeit haben verzagen lassen oder mich an der Ausübung der mir übertragenen Pflichten haben zweifeln lassen. Galeo Rusius Cotta übte das Amt vor mir aus und hinterliess seine Arbeit derart gut geordnet, dass ich mich nahtlos über alle notwendigen Themen informieren konnte. Seine Akten waren sauber geführt und geordnet nach Sachthemen und dienten mir daher von den ersten Stunden im Amt als Vorbild für meine eigene Amtsführung.


    Lob für einen Amtsvorgänger war zwar nicht üblich, aber in meinem Fall, da ich das Amt ja bloss auf Grund seines Todes überhaupt erhalten hatte, war es mir wichtig ihm zu gedenken und da er nie eigene Res Gestae halten könnte als Quaestor, war es mir ein Bedürfnis, seine Arbeit zu ehren. Und ich konnte zugleich von einem Verstorbenen zum nächsten wechseln:


    Neben Rusius Cotta hat und auch Senator Purgitius Macer verlassen. Von meinem Vater und aus meinem Studium der jüngeren Geschichte unseres Imperiums ist mir sehr wohl bekannt, dass Senator Purgitius über viele Jahre eine tragende Rolle gespielt hat. Sei dies als Legatus Legionis, als Kommandant der Academia Militaris, oder als Senator in euren Reihen. Aus diesem Grund habe ich dem Kaiser vorgeschlagen, ein Consilium Ulpianum einzuberufen, um über die Aufnahme des Verstorbenen in die Hallen des Ulpianums zu beratschlagen. Im Zuge dieses Vorhabens legte der Kaiser es in meine Hände, eine Liste möglicher Teilnehmer gemäss dem Codex Universalis anzufertigen und ihm die Namen zu präsentieren. Gemäss Gesetz besteht das Consilium neben dem Imperator Caesar Augustus, der selbst den Vorsitz führt, aus zwei Senatoren, einem Eques, einem Patrizier und zwei Plebejern.


    Mit einer kurzen Pause erlaubte ich den Senatoren, entweder ihre Erinnerungen an den verstorbenen Kollegen hervorzuholen, oder ihren Gefühlen zu diesem Punkt Ausdruck zu verleihen. Dann kam der eigentliche Grossteil meiner Arbeiten der vergangenen Amtszeit:


    Der Grossteil meiner Arbeit bestand aus drei Themen. Bereits zum Start meiner Arbeit teilte mir der Imperator mit, dass er beabsichtige eine Rede im Senat zu halten, in welcher er über den Zustand des Imperiums und diverse konkrete Themen sprechen wolle. Aus diesem Grund arbeitete ich täglich sowohl mit dem Augustus, als auch seiner Kanzlei und diversen von ihm gewünschten Personen zusammen an den Inhalten dieser Rede. Das Resultat hat euch unser Kaiser vor wenigen Tagen erst präsentiert.


    Auch in Bezug auf das dort genannte Aquädukt wurde ich vom Kaiser mit diversen Aufgaben betraut. Er ernannte ein kleines Gremium, dem ich angehören sollte und welches sich um die Findung einer Quelle, sowie um die logistischen und baulichen Herausforderungen kümmern sollte. Ob der Kaiser mich nach dem Ende meiner Amtszeit weiterhin an diesem Projekt mitarbeiten haben möchte, das steht im Moment noch nicht fest. Ich kann jedoch mit Sicherheit festhalten, dass eine geeignete Quelle gefunden worden ist. Der Curator Aquarum und ich haben uns gemeinsam auf die Suche nach derselben gemacht und sind im Südosten der Stadt fündig geworden. Die weitere Erforschung hat ergeben, dass die Quelle mehr als genügend Wasser führt, um die Quartiere im Osten und Süden der Urbs derart mit neuem Wasser zu versorgen, dass auch eine Menge Überschusswasser für die Stadtreinigung und die Vigiles vorhanden sein wird. Ein Ausbau der zur Verfügung stehenden Wassermenge im Fall eines Brandes wird so nach Fertigstellung des Aquäduktes garantiert sein.

    Die Koordination dieser diversen Schritte und die Information an unseren Imperator wurde durch mich in täglichen kurzen Sitzungen sichergestellt.


    Hier nickte ich nun kurz dem Curator Aquarum zu, der auf Grund dieser Erwähnung von den ihn umgebenden Kollegen wohlwollende Blicke und einzelne anerkennende Schulterklopfer erhielt.


    Auch für die kürzlich durchgeführten Wahlen hatte der Kaiser eine Arbeit für mich vorgesehen. Durch eine sehr kurzfristig erfolgte Erhebung in den Ordo Senatorius erhielt ich den Auftrag mit den Consuln zusammen zu sitzen und sicherzustellen, dass alle Kandidaten auch an der Wahl teilnehmen konnten. Diese Arbeit hat mir sehr viele Einblicke in die Abläufe unserer Res Publica ermöglicht, welche ich sonst in dieser Art nicht erhalten hätte. Für diese Chance und die äusserst geschätzte Zusammenarbeit möchte ich mich bei unseren beiden Consuln ganz herzlich bedanken.


    Ein weiteres Nicken zu den beiden Consuln hin brachte die nächste kurze Pause. Und nun waren nur noch die üblichen Formalitäten zu nennen:


    Fleissig habe ich ausserdem während meiner ganzen Amtszeit die Augen und Ohren offen gehalten, um mögliche Kandidaten für Ernennungen, Erhebungen, Bürgerrechtsverleihungen oder gar Adelungen von ganzen Gentes zu notieren. Diese Listen werde ich morgen unserem Kaiser präsentieren, so wie es für mein Amt vorgesehen ist. Meine Akten sind danach gemäss dem Vorbild meines Vorgängers sauber geordnet und für die Übergabe an meinen Nachfolger bereit. Eine lückenlose Fortführung der angefangenen Geschäfte ist garantiert und ich habe bereits einen Termin für die Einführung meines Nachfolgers in die entsprechenden Akten ausgemacht.


    Es obliegt nun dem Kaiser zu entscheiden, ob er mich in eure Reihen erheben möchte. Ausserdem obliegt es euch, patres, zu entscheiden ob ich mein Amt so ausgeführt habe, dass es eines Lobes oder einer Auszeichnung würdig wäre. Ich lege daher meine Arbeit der vergangenen Amtszeit in eure Hände.


    So schloss ich meine Rede. Den Papyrus hatte ich in der Tat nicht gebraucht. Nun lag es an den Senatoren. Sie konnten Fragen und Anträge stellen. Ich atmete tief durch und wartete erstaunlich entspannt darauf, wer sich zuerst melden würde.

    In Begleitung des hünenhaften Ianitors der Domus Annaea, Ursus, und des ehemaligen Gladiators Flamma, welcher seit meinem Aufenthalt in Roma als mein Custos Corporis amtierte, und gekleidet in Tuniken, welche zwar einen gewissen Status erahnen liessen, mich aber nicht sogleich als amtierenden Quaestor verrieten, betrat ich die Taberna Palindromos, als gerade die beiden Rednerteams vorgestellt wurden. Mit einer gewissen Zufriedenheit nahm ich zur Kenntnis, dass Annaeus Vindex in einem der Teams reden würde. Damit war zumindest klar, welches Team ich heute Abend favorisieren würde, egal welcher Meinung ich selbst war. Immerhin war es eine beliebte Übung der Rhetoren, ihren Schülern eine Aufgabe zu stellen, welche diese am ersten Tag PRO und am zweiten Tag dann CONTRA vertreten mussten, um zu lernen die Argumente auf beide Seiten zu drehen und zu wenden.


    Etwas abseits, völlig unauffällig, setzten wir uns zu dritt an einen Vierertisch und Ursus, dessen Gestalt nicht nur in solchen Situationen von Vorteil war, hatte sofort die Aufmerksamkeit eines Schankjungen, der wenig später Wein, viel Wasser, Nüsse und Oliven zum Knabbern brachte.