Wenig später wurde der Hausherr angekündigt und ein alter Mann betrat das Atrium. Trotz seines offensichtlichen Alters ging er strammen Schrittes und hielt sich aufrecht. Ich grüsste ihn mit einer leichten Neigung des Kopfes und wartete darauf, dass er mich ansprach, denn er war ja der Herr des Hauses. Er musterte mich jedoch lediglich eingehend und schnippte mit den Fingern, worauf ihm ein Sklave ebenfalls einen silbernen Becher reichte.
Dann ging er einige Schritte weiter, bis zu einer Bank. Auf diese setzte er sich und nippte am Getränk. Dann trafen seine Augen wieder auf mich und fixierten mich. Ich stand respektvoll einen Schritt entfernt, denn ich war nicht eingeladen worden mich zu setzen.
"Soso, ein junger Annaeus, also. Ich glaube nicht, schon viel von dir gehört zu haben!" An seinem forschenden Blick konnte man erkennen, dass er dies weniger für die absolute Wahrheit hielt, als dass er eher versuchte etwas über mich herauszufinden. Ich hielt seinem Blick stand und wartete auf weitere Ausführungen.
"Du möchtest also meine teure Iulia Stella zur Frau nehmen und denkst, dass ich dir dies einfach so erlauben werde? Dir einem Unbekannten aus niedrigem Haus? Was kannst du mir denn sagen, was mich dazu veranlassen würde, eine Iulia in deine Hand zu geben?"
Nun war also eine Frage an mich gestellt und ich hatte somit nicht bloss die Erlaubnis zu antworten, sondern auch die Pflicht. Ja Decimus Iulius Antipater, ich bitte um die Hand von Iulia Stella, das ist richtig. Es mag ja sein, dass die Gens Annaea auf Grund des frühen Todes meines Vaters nicht ganz so bekannt ist, aber das heisst weder, dass dies so bleiben muss, noch dass ich ein schlechter Ehemann wäre. Mein Vater hat es geschafft, sich durch seine Ämter und Errungenschaften einen Platz im Ulpianum zu sichern. Ich selbst war bereits Vigintivir und bin soeben von meinem Tribunat bei der Legio II in Germania zurückgekehrt. Auf Anfrage des Kaisers stehe ich dem Senat zur Verfügung, eine Vakanz bei den Quaestoren zu füllen, so es die hohen Herren Senatoren für richtig halten. Ich stehe also auf eigenen stabilen Füssen und bin sehr wohl in der Lage, eine Familie zu führen.
Damit begann ein Gespräch, welches nach einiger Zeit darauf hinaus lief, dass ich neben dem alten Antipater sass und wir zusammen etliche Becher Wein geleert hatten. Nachdem auch noch zur Sprache kam, dass meine eigene Mutter eine Iulia gewesen war, nahm das Gespräch auch einen persönlicheren Verlauf.
...
"Gut, junger Annaeus, wenn das alles so ist, und in memoriam deiner verstorbenen Mutter, erlaube ich dir, meine teure Iulia Stella zu bitten deine Frau zu werden. Sollte sie dies auch wollen, werde ich euch nicht im Wege stehen.
Das Gespräch zog sich noch etwas in die Länge, aber der wichtige Satz war gefallen. Ich hatte die Erlaubnis, meine geliebte Iulia offiziell zu meiner Auserwählten zu machen.