Wie zu erwarten war wurde das Thema nun etwas schwerer. Wo Caesoninus und ich bisher nur oberflächlich über meine Gefühle gesprochen hatten, wollte er nun plötzlich mehr wissen. Etwas spät, dachte ich, liess es mir aber nicht anmerken, denn dies wäre äusserst unhöflich gewesen.
Alles begann eigentlich am Tempel der Venus, als ich Iulia Stella zum ersten Mal gesehen habe. Ich war wie vom Blitz getroffen und seither geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf.
In Sachen Gefühle musste das reichen. Dass sie mir nicht nur ständig in meinem Kopf herumwuselte sondern auch noch ganz andere Dinge mit mir anstellte, wenn ich nur an ihren bisher immer makellos gekleideten Körper dachte, das ging keinen der beiden Iulii etwas an.
Dazu kommt, dass auch meine Mutter eine Iulia war. Die Verbindung zwischen dem Hause Annaeus und dem Hause Iulius liegt mir also sehr am Herzen. Ich bin mir absolut sicher, dass Venus diese Verbindung gutheisst, auch wenn sie uns bisher keine Chance gegeben hat, eine solche offiziell anzugehen.
Damit war auch wieder einmal angesprochen, dass hier mehr bestand als bloss eine zufällige Bekanntschaft. Es hatte ja auch einen Grund, weshalb ich im Hause der Iulii meist willkommen war.
Weswegen ich nicht gleich mit meinem Wunsch an einen der Iulischen Senatoren gelange liegt für mich ebenfalls auf der Hand. Da wir uns bislang noch nicht wirklich kennen gelernt haben, kann ich nicht wissen, ob Iulia Stella meine Gefühle in irgend einer Form erwidert. Doch genau dies ist mir wichtig. Ich möchte keine Ehe eingehen mit einer Frau, die mir danach nur Ungemach bereitet und mir das Leben schwer macht. Zudem weiss ich nicht, welchen der iulischen Herren ich ansprechen müsste, denn mir ist noch nicht bekannt unter wessen patria potestas Iulia Stella steht.
Ein bisher noch nicht angesprochenes kleines Problem, mit welchem ich mich erst auseinandersetzen wollte, wenn ich wusste, ob Iulia Stella überhaupt in Frage kam, oder ob ich hoffnungslos verschossen war.
Gemäss meiner Erziehung ist es schicklich, eine Frau erst einmal etwas besser kennen zu lernen, bevor man ihr dann zu erkennen geben darf, dass man bestimmte Absichten hegt. Und erst wenn sie diese Absichten nicht gänzlich ablehnt, sollte man sich überlegen, wie man den Vater von der Redlichkeit seiner Absichten überzeugen kann.
Ich hatte keine Ahnung, wie die Iulii dies sahen, aber so war ich erzogen worden und so soll es gemäss den Geschichten auch mein Vater mit meiner Mutter getan haben.