[Triclinium] Annaeisch-Iulische Kuppeleien

  • Ich wusste erst einmal noch gar nicht, wie ich reagieren sollte. Auf der einen Seite war die Reaktion der Iulia Stella komplett daneben. Welche römische Dame erlaubt es sich, eine Anweisung vor einem Gast derart anzuzweifeln, ja sogar den Mann anzuschreien?
    Auf der anderen Seite war die Reaktion auch vollkommen natürlich. Caesoninus hatte sie in der Tat wie eine Sklavin herbefohlen um ihr dann ohne weitere Erklärungen praktisch direkt einfach davon zu rennen. Eine ältere Dame hätte sich so ein Verhalten auch nicht bieten lassen müssen und hätte den jungen Kerl ganz bestimmt anders zusammengepfiffen, jedoch vermutlich VOR der Tür und nicht in Anwesenheit des Gastes.


    Trotzdem, ich war mir nicht sicher, wie ich Stella nun in dieser Situation begegnen sollte. Romantisch war der Beginn ja schon einmal gar nicht.


    Daher wartete ich darauf, dass sie sich wieder sammeln würde und sich mir zuwenden würde. Dies tat sie am Ende auch und zum ersten Mal diesen Abend sah ich ihr wunderschönes Gesicht. Es war verheult, die Schminke um die Augen verlaufen, aber nicht verrieben, sie hatte es geschafft, sich die Tränen nicht mit den Händen wegzuwischen.


    Und da war es wieder, dieses komische Gefühl in meinem Bauch.


    Guten Abend, Iulia Stella.


    Mann, was für ein Blödsinn! Fiel mir denn tatsächlich nichts Besseres ein?

  • Guten Abend? Was sollte denn DAS? War der Mann etwa blöd? Aber nein, so hatte ich ihn bisher nicht kennen gelernt, obwohl wir uns ja eigentlich nicht wirklich kannten. Wir waren uns vorgestellt worden, ja, hatten bei der einen oder anderen Gelegenheit kurz miteinander zu tun gehabt, doch kennen war für mich etwas anderes.


    Guten Abend, Lucius Annaeus Florus Minor. erwiderte ich daher förmlich, den ganzen Namen nennend um anständig zu bleiben.


    Dann schaute ich mich im Raum um. Essen war schon aufgetragen, es schien, als wären die Herren wirklich mitten in einer kleinen privaten Cena gewesen, als Caesoninus so hastig aufbrechen musste.
    Doch ausser uns zwei war niemand da, keine Sklaven standen halb verdeckt von Säulen herum und warteten auf Befehle. Das war schon etwas komisch. Auch die Tür zum Triclinium war hinter den Herren geschlossen worden, als sie den Raum verliessen. Das gefiel mir gar nicht.


    Bitte entschuldigt mich einen kleinen Moment. sagte ich schnell und dreht mich dann wieder zur Tür um.
    Ich öffnete die Tür und da stand tatsächlich einer der Sklaven und sah mich erwartungsvoll an. Ich befahl ihm meine Ornatrix zu holen und sich damit zu beeilen.


    Dann drehte ich mich wieder zum Annaeus um.


    Entschuldigt bitte, nur eine Kleinigkeit. Ich hoffe doch, dass euer Abend auf Grund der dringenden Angelegenheiten von Iulius Caesoninus nicht verdorben wurde. Ich werde mich natürlich bemühen, euch eine gute Gastgeberin zu sein. ... obschon der erste Eindruck fürchterlich gewesen sein musste, fügte ich in meinem Kopf hinzu, ohne es auszusprechen.


    Bereits während ich noch sprach öffnete sich die Tür hinter mir leise und meine Ornatrix kam herein. Mit einer Kopfbewegung deutete ich ihr an, sie solle sich im Hintergrund hinsetzen. Ich hoffte, sie würde sofort verstehen, was gefragt war.


  • Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Wenn es auch lange ruhig und still im Hause Iulia gewesen war, da Servilia Gemina krank darniedergelegen hatte, so stapfte sie vollständig genesen jetzt wieder polternd durch das Domus, die Erde zum Erbeben bringend und ihren ungeheuren Schatten vorauswerfend. Die Urgewalt war wieder auf der Bildfläche erschienen und gerade war sie auf der Suche nach jemand bestimmtes...


    Als Servilia Gemina einem der Haussklaven über den Weg rannte, stoppte sie ihn mit gebieterischer Hand und fragte ihn: "Du da! Stehenbleiben! Verrate mir, wo sich Iulia Stella gerade aufhält!" Doch der Sklave konnte nur mit dem Kopf auf entschuldigender Art schütteln, er wüsste nicht, wo sich die Domina zurzeit befinden würde. Iulia Phoebes Mutter ließ ein verärgertes Knurren hören und ging weiter.


    Vor dem Triclinium fand sie wiederum einen Sklaven vor (bei allen Göttern! Hatten die nichts zu tun??) und sie sprach auch ihn mit deutlich erhobener Stimme an: "He du! Wo ist Iulia Stella gerade?" Der Sklave, der beim Anblick der Servilierin erschrak, wusste einen Moment nicht, wie er reagieren sollte, doch nur fast einen Moment zu spät deutete er schließlich dann doch in Richtung der Tür. "Ah sehr gut! Ach, Stella! Stella hörst du mich?" rief Servilia Gemina sogleich und wischte den Sklaven mit einem Arm derart stark beiseite, um den Weg frei zu bekommen, dass dieser strauchelte und beinahe gestürzt wäre, während die Servilierin schon wieder rufend die Tür öffnete und ins Triclinium eintrat. "Stella! Ah, da bist du ja! Hör zu es geht um ein neues Motiv, das ich sticken will, du bist doch aus Hispania, richtig? Was würdest du sagen wäre..."
    Jetzt erfasste ihr Blick auch Annaeus Florus und sie brach mitten im Satz ab, während ihr Kiefer zu mahlen begann. Mit verdunkeltem Blick fragte sie als nächstes: "Stella, was geht hier vor?"

  • Auch DAS noch!!


    Der Drache, wie ich sie für mich immer nannte, wenn ich gerade nach einem Rencontre wieder einmal mit mir und meinen Gedanken alleine war, stürmte das Triclinium. Nachdem ich heute Abend schon einmal die Fassung verloren hatte, konnte ich mir dies kein zweites Mal erlauben. Daher atmete ich ruhig und tief weiter, um ja nicht in entsprechende Unruhe zu verfallen.


    Servilia Gemina, guten Abend. Ich wurde von Iulius Caesoninus beauftragt, seinen Gast Lucius Annaeus Florus Minor weiter zu unterhalten, weil er für eine ganz wichtige Angelegenheit weg musste. Es wäre ja äusserst unanständig, einen Gast einfach nach Hause zu schicken, nur weil eine unerwartete Angelegenheit plötzlich auftaucht.


    Mehr konnte und wollte ich nicht dazu sagen. Dass ich die Anwesenheit meiner Ornatrix verlangt hatte kam mir jetzt wie ein Segen vor, denn nur die Götter wussten wie der Drache reagiert hätte, wenn ich mich alleine mit einem fremden Mann im Triclinium aufgehalten hätte. Ich ging davon aus, dass der Drache die Ornatrix in ihrem Stuhl in der Ecke schon gesehen hatte. Ihr entging ja sonst auch nie etwas.


  • Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Auf ihre Frage hin eröffnete ihr Stella, dass also Caesoninus der Verantwortliche für diese Szenerie war. Was da wohl vorgefallen war? Jedenfalls sah sie für einen Moment im Raum umher, warf noch einmal je Stella und Florus Minor einen Blick zu und zuckte dann mit den Schultern. "Na wenn das so ist." meinte sie nur und ging dann in Richtung des gedeckten Tisches. "Oh, wie ich sehe habt ihr bereits Abendessen auftragen lassen, was für eine gute Idee! Ihr habt doch bestimmt nichts dagegen, wenn ich mich anschließe und euch Gesellschaft leiste?" sagte sie mit Blick aufs Essen und ohne eine Antwort abzuwarten ließ sie sich auf einen der Stühle für die Frauen nieder, bereits die ersten Traubend in den Mund stopfend. Dann drehte sie sich zu Stellas Ornatrix um und schnippte ihr. "Du da, bringe mir einen großen Becher Wasser und einen kleinen Teller."
    Dann wandte sie sich wieder ihren Trauben zu. Als sie dann damit den drängendsten Hunger gestillt hatte, wandte sie sich Florus Minor zu und fragte: "So, jetzt lässt es sich gemütlich plaudern, bis Gaius zurück ist. Du bist also Lucius Annaeus Florus Minor und mit ihm bekannt? Gestatte mir, mich vorzustellen, ich bin Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis und Mutter der Iulia Phoebe. Du bist ein Sohn Senators Annaeus Florus Senior, richtig?"
    Stella musste sie später unbedingt noch wegen ihres beabsichtigten hispanischen Stickmusters befragen (immerhin der Grund, wieso sie überhaupt ursprünglich nach ihr gesucht hatte), doch es war ein Gast im Haus und Stella, die Brave, hatte schon Recht mit ihrer Bemerkung, dass es zuerst einmal die Pflicht guter Gastgeber wäre, sich um ihre Gäste zu kümmern. Das Stickmuster konnte auch ein Weilchen warten, es eilte ja nicht.

  • Und dann kam es, wie es an diesem Abend hatte kommen müssen. Obwohl Caesoninus gesagt hatte, dass niemand uns hier stören würde, da alle Sklaven strikte Order hatten niemanden hineinzulassen, wurden wir bereits zum zweiten Mal an diesem Abend von Eindringlingen gestört. Dieses Mal in Form einer älteren Domina, welche den Saal stürmte, als wäre sie hier die Hausherrin, was sie definitiv nicht war, wie ich an ihrem Namen nach ihrer Vorstellung erkennen konnte.


    Da sie die Mutter der Iulia Phoebe war, war sie nicht direkt mit Stella verwandt. Dies beruhigte mich dann wieder etwas, so dass ich mich entschied noch etwas abzuwarten, bevor ich einen Fluchtversuch wagen würde, falls sich die Situation nicht in meinem Sinne entwickeln würde.


    Ich liess die Dampfwalze erst einmal Platz nehmen und sich mit Trauben vollstopfen. Als sie dann das Wort an mich richtete, antwortete ich freundlich:


    Ja, ich bin der Sohn des Annaeus Florus. Mein Vater hat uns leider viel zu früh verlassen. Die Mutter von Iulia Phoebe also, eine wunderbare Tochter!


    Ein Blick auf die in der Zwischenzeit still und leise in einem Stuhl sitzende und sich zurückhaltende Stella zeigte mir, dass dieser Satz bei ihr keine Wirkung erzeugt hatte. Noch wollte mir kein Stein vom Herz fallen, ich wusste ja nicht, ob ihre Selbstbeherrschung in der Zwischenzeit nicht wieder zurückgekommen war.

  • Nachdem Servilia Gemina den Abend so an sich gerissen hatte, setzte ich mich still in einen Stuhl, etwas abseits des Tisches und zurückversetzt, da ich nun definitiv nicht mehr die Gastgeberin war.


    Allerlei Gedanken gingen mir durch den Kopf. Florus war bei unserem ersten Zusammentreffen nicht gerade auf den Kopf gefallen. Weshalb hatte er sich denn vorhin so förmlich und komisch verhalten? Das war doch keine Begrüssung gewesen, eher ein Gestammel. Woher kam das nur? Hatte ich ihn etwa verunsichert mit meinem Auftritt? Oder lag es an der Situation, dass ihn Caesoninus so einfach sitzen gelassen hatte?


    Egal, jetzt war der Drache da. Doch, nein, ja, doch, Florus sah zu mir hinüber. Was hatte er denn gerade gesagt? Phoebe sei eine wunderbare Tochter? Hatte er es etwa auf Iulia Phoebe abgesehen? Verständlich wäre es ja, sie war wunderschön und eloquent und gebildet. Was sollte das, warum zog sich jetzt mein Bauch zusammen? Ich hatte doch nichts Schlechtes gegessen? Da, Florus sah mich wieder an! War es vielleicht doch nicht so, dass er Phoebe mochte?


    Gedanken über Gedanken, alle flüchtig, alle so verwirrend ...


  • Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Verständnisvoll nickte Servilia Gemina, mit anteilnehmendem Blick. "Ja, ja, es sind immer die Besten, die viel zu früh gehen müssen...", jedoch im Gedenken an ihren verstorbenen Ehegatten konnte sie sich dann doch nicht folgenden Zusatz verkneifen, "...andernfalls kann man sich das Ende bei anderen Leuten nicht schnell genug herbeiwünschen, den Göttern sei's verziehen, dass es so lange gedauert hat."
    Und schon war dieses Kapitel wieder für sie abgeschlossen, nicht einmal im Traum kam Servilia Gemina auf den Gedanken, -> ihren <- Gast darüber aufzuklären, wem das gegolten hatte und wahrscheinlich vergaß sie selbst langsam, wieso sie Kaeso Iuvenalis jetzt -sogar nach seinem Tod- immer noch verabscheute. Diese Ablehnung begleitete sie einfach schon so viele Jahre, dass sie ganz selbstverständlich für sie geworden war, ihr Mann würde in ihren Augen auf ewig ein Stümper und Nichtsnutz sein, der der Familie nur auf der Tasche gelegen hatte. Nichts Nützliches, oder Gutes hatte der Mann in die Welt zu setzen geschafft, mit Ausnahme vielleicht von Servilia Geminas wunderbarer Tochter Iulia Phoebe. Ach, ihr kleiner Sperling!


    Beim Gedanken an ihre Tochter gingen ihre stets aktiven Hochzeitsfühler plötzlich auf Hochtouren. Iulia! Servilia Gemina musste sich um einen Ehemann für ihre gute Iulia kümmern! Auf Licinus schien wohl doch kein Verlass in dieser Angelegenheit zu sein, seit sie das letzte Mal mit ihm darüber gesprochen hatte und hatte dieser prächtige Senatorensohn da direkt vor ihrer Nase ihre Tochter nicht gerade "wunderbar" genannt?! Hm, vielleicht war es ja möglich....


    "Ja, oh ja, Iulia Phoebe ist eine gute Tochter. Nur leider viel zu oft alleine zuhause und kein Freier weit und breit in Sicht." Mit verkniffenem Mund schüttelte sie theatralisch den Kopf, ehe sie fortfuhr: "Dabei wäre sie doch im besten Heiratsalter! Aber sag doch Annaeus Florus, woher kennst du denn meine Tochter? Ich hätte bisher noch nie von ihr gehört, dass sie sich mit fremden Männern trifft."
    Ob da womöglich etwas im Busch war? Ob ihre Tochter und der Annaäer womöglich... sich mochten?!

  • Die Richtung in welche sich dieses Gespräch entwickelte gefiel mir überhaupt nicht. Anstelle eines mehr oder weniger privaten Gespräches mit meiner erwünschten Gesprächspartnerin Iulia Stella, belauscht und aufmerksam auf irgendwelche unsittlichen Dinge durchsucht von ihrer Ornatrix, entwickelte sich hier ein Verkaufsgespräch zu Iulia Phoebe.


    Iulia Phoebe? Meine Güte, ja sie war schon hübsch und sicherlich auch nett und freundlich und mir gegenüber stets gut gelaunt, bisher zumindest, aber eine Heirat und damit verbunden auch Familie und Kinder? Daran hatte ich mit Iulia Phoebe bislang keine Sekunde gedacht.


    Ob sich Iulia Phoebe mit fremden Männern trifft, das kann ich euch auch nicht sagen. Auf jeden Fall geht meine Beziehung zum Hause der Iulii, wie ihr bestimmt wisst, auf meine Mutter zurück. Sie war ja eine Iulia und lebte vor ihrer Heirat hier in diesem Hause. Gut möglich, dass ihr selbst sie noch gekannt habt? So gesehen bin ich schon einmal kein Fremder, auch wenn man mich hier vor meiner Rückkehr aus Mantua wohl kaum gekannt hat, da ich als Säugling mit meinen Eltern nach Mantua gebracht worden war.


    Das musste für das Erste aus meiner Familiengeschichte reichen, falls diese Frau nicht sowieso schon alles wusste, was ich soeben gesagt hatte.


    Iulia Phoebe habe ich bei der Cena zu meiner Rückkehr nach Rom kennengelernt, als sie Marcus Iulius Licinus begleitete. Danach haben wir uns auf dem Mercatus Urbis erneut getroffen, als ich ihr aus einer etwas blöden Situation heraushelfen konnte. Seither haben sich einzelne Gespräche an verschiedenen Orten der Stadt ergeben, sei es beim Einkaufen oder auf dem Forum oder bei den Tempeln.


    Damit war auch schon wieder genug gesagt. Erst nachdem ich gesprochen hatte fiel mir auf, dass man meine Sätze mit genügend Willen auch anders verstehen konnte als ich sie mir gedacht hatte.

  • Während der Drache mit dem Annaeus anfing über eine mögliche Hochzeit von Phoebe mit ebendiesem zu reden, bemerkte ich, wie es in mir zu brodeln anfing. Was genau passierte war mir nicht bekannt, aber es war mir gar nicht recht, dass der Drache den Annaeus für ihre Phoebe haben wollte.


    Dennoch gelang es mir in dieser Situation ruhig zu bleiben und nicht zweimal am gleichen Abend denselben Fehler zu machen.


    Ich wartete also ruhig ab, ob sich heute noch eine Möglichkeit ergeben würde, mit dem Annaeus zu reden, oder ob der Drache den ganzen Abend für sich einnehmen würde.


  • Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Servilia Gemina hörte mit Freuden, dass der Annaäer wohl schon gut bekannt war mit ihrer Tochter, es schien dem jungen Glück also nichts mehr im Wege zu stehen. Doch was hatte sie da hören müssen? Er hatte ihre Tochter aus einer blöden Situation erretten müssen? Was hatte dieses Kind nun wieder angestellt?? Hatte sie sich unschicklich benommen, oder sogar den guten Ruf ihrer Familie (wie Servilia Gemina in Gedanken stets und klar die Familienzugehörigkeit ihrer Tochter zu den Iuliern, im Gegensatz zu ihr, der Servilierin, unterschied) in den Dreck gezogen? Was war es diesmal?


    Ihr Kiefer begann zu mahlen und der Blick verdüsterte sich, als sie Florus fragte: "Was war das denn für eine... "blöde Situation" am Markt, bei der du ihr zu Hilfe eilen musstest?"

  • Meine Antwort schien die Dame nicht gezähmt zu haben, denn sofort wollte sie unter düsterem Blick und mit Bewegungen welche an ein kauendes Kamel erinnerten mehr wissen.


    Im Wesentlichen ging es darum, dass sie von jemandem blöd angemacht wurde und danach meinte ein Händler noch, er könne einen entstandenen Schaden auf Iulia Phoebe überwälzen. Das konnte ich natürlich nicht zulassen und habe eingegriffen. Das war dann auch schon alles und dann habe ich sie ganz friedlich in die Domus zurück geleitet.


    Mehr war da wirklich nicht gewesen, aber das würde die Mutter natürlich sicher anders sehen wollen.


  • Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Die angedrohten Gewitterwolken Servilia Geminas lichteten sie wieder etwas, als sie hörte, dass es wenigstens nicht zur Gänze die Schuld ihrer Tochter gewesen war. Nur ein kleiner Rest blieb noch, da sie nicht völlig sicher war, ob dieser "entstandene Schaden" auf das Konto Iulia Phoebes ging, doch würde man diese Regung in ihr nur erkennen, wenn man schon lange mit Servilia Gemina bekannt war, denn sogleich ließ sie für die Außenwelt einen heiteren Gesichtsausdruck sehen und sprach: "Oh, so ist das also! Du hast meine Tochter also gerettet, ich bin dir überaus dankbar dafür! Weißt du was, das gehört gebührend belohnt, noch einmal von offizieller Familienseite her, ich werde mit Iulius Licinus sprechen bezüglich eines kleinen Essens dir zu Ehren, ich bin sicher er und die anderen werden nichts dagegen haben! Meine Tochter wird natürlich auch anwesend sein, dann kannst du sie wieder sehen. Ach, welch Freude erfüllt gerade mein Herz!"
    In der Tat war sie gerade sehr positiv gestimmt darüber. Dass der besprochene Vorfall schon etwas länger in der Vergangenheit lag, wusste sie nicht, doch es kümmerte sie auch nicht. Hier vor ihr saß eine passende Partie für ihre Iulia und die galt es an sich zu binden.

  • Vom Cubiculum aus ging es wieder die Treppe hinunter und zurück ins Triclinium. Unterwegs fragte Caesoninus seinen Verwandten: "Weil du vorher erwähntest, dein Vater würde mir mehr vertrauen, als dir, wieso denkst du das? Gewiss glaubt er auch an dich, bedenke doch nur, was du schon alles geschafft hast! Dein Tribunat in Germanien und jetzt das Tiro Fori bei Senator Claudius! Das ist doch schon Mal was!"


    Später dann, als sie das Triclinium erreichten trat Caesoninus ein. "Salvete, hier sind wir wieder und..." mit einem Ruck blieb er stehen, die Augen kurz geweitet, als ihm plötzlich gewahr wurde, dass Stella und Florus Minor beileibe nicht alleine waren. Im Hintergrund bemerkte er Stellas Ornatrix und bei den beiden in der Nähe des Essens... Servilia Gemina!


    Na toll, da war Caesoninus' schöner Verkuppelungsplan wohl mehr als gründlich gescheitert, wenn es sich Iulia Phoebes Mutter hier breit gemacht hatte, anstatt den beiden eine ungestörte Atmossphäre zu bieten, wo sie sich näherkommen konnten. Doch vielleicht war es gar nicht ganz so schlimm, die Miene der Servilierin jedenfalls wirkte glücklich, schon Mal ein gutes Zeichen. "Oh, Servilia! Ich wusste gar nicht, dass du auch hier bist!" sagte er mehr aus Automatismus, denn aus ehrlicher Freude.

  • Aus dem Zimmer kommend war immerhin noch Zeit sich zu unterhalten. Als Gaius dann danach fragte warum er glaubte das sein Vater ihm mehr traute als sich zog er die recht Augenbraue hoch wie so oft und sah ihn von der Seite an. „Wie oft bist du schon von den Urbaniciani besoffen an der Porta abgeliefert worden? Vater meint ich sei verantwortungslos und leichtsinnig und im Grunde hat er recht. Ich denke oft nicht sonderlich gründlich nach bevor ich was mache. Wusstest du das ich mal in Ostia ins Hafenbecken gesprungen bin?“


    Im Triclinium angekommen sah er sich wie Gaius um und bemerkte die Beiden und natürlich die Servilia die er flüchtig kannte. Zum einen war sie eben mit Iulius Iuvenalis verheiratet gewesen. Der war wie Proximus Magistrat in Misenum gewesen und da sie schon als Kinder oft da gewesen waren kannte man sich eben und dann hatte sie mit Phoebe schon eine Weile hier im Haus gewohnt bevor er mit seinem Vater verreist war. „Salve Servilia. Ich bin erfreut dich wieder zu sehen.“


  • Servilia Gemina, Witwe des Kaeso Iulius Iuvenalis


    Servilia Gemina wandte den Kopf und registrierte, dass Caesoninus soeben eingetreten war. Sie stand auf und sprach ihn an: "Ah, Gaius! Gut, dass du zurück bist! Gerade hatte ich die Idee, dass...", dann bemerkte sie, dass er nicht alleine gekommen war, denn Avianus fand sich plötzlich an Caesoninus Seite und begrüßte sie. Servilia Gemina legte die Hände aneinander und strahlte.
    "Manius! Was für eine nette Überraschung dich wieder hier in Rom zu sehen! Ach sage mir, ist dein Vater auch zufällig irgendwo in der Nähe?" Mit einem immer noch freudigen Seitenblick auf Florus Minor meinte sie weiter: "Es gebe da eine Sache, die ich unbedingt mit ihm besprechen müsste, sollte er wirklich auch schon wieder im Haus sein."

  • Etwas erleichtert atmete ich auf, als Caesoninus und Avianus wieder zu uns kamen. Mein Martyrium mit dem Drachen hatte ein Ende.


    Dass ich natürlich an diesem Abend einige Dinge gehört hatte, zumindest von Seite der Servilia, welche mich hinten und vorne nicht erfreuten, das war mir in diesem Moment noch nicht bewusst.


    Die Freundlichkeit und das Gastrecht verboten es mir, mich zu erheben und mich zu empfehlen, also blieb ich noch sitzen und spielte meine Rolle als junge iulische Dame in Anwesenheit einer älteren Matrone, iulischer Herren und eines Gastes weiter.

  • Die Wege der Götter waren wirklich unergründlich. Caesoninus hatte Florus und Stella alleine in einen Raum gelassen in der Absicht sie sich so ungestört näher kommen zu lassen und jetzt bei seiner Rückkehr musste er feststellen, dass ein riesengroßer Klotz von Servilia Gemina bei ihnen saß und die beiden vermutlich eher voneinander weg, als zueinander hin getrieben hatte, so wie er Iulia Phoebes Mutter kannte. Er musste unbedingt von Florus Minor erfahren, was genau passiert und wie groß womöglich der angerichtete Schaden von Servilia Gemina war.


    Die Andeutungen der Servilierin in Richtung Avianus ließen zumindest nichts gutes zu denken zu. Was war das wohl für eine Sache, in der sie unbedingt Centho sprechen wollte? Vielleicht würde ihn das Florus näher erläutern können. Er musste ihn sprechen, am besten allein. Also ran ans Reduzieren der Personenanzahl innerhalb des Tricliniums!
    Caesoninus' Blick ruhte kurz auf Iulia Stella, ehe er sagte: "Danke Stella für deine freundliche Hilfe. Du darfst dich zurückziehen", dann setzte er sich. Dabei zerbrach er sich bereits den Kopf darüber, wie er wohl Servilia Gemina loswerden könnte. Sie konnte er ja nicht so ohne weiteres wegschicken. Nun, vielleicht schon, doch war er sich totsicher, dass es in ihrem Fall hinterher böses Blut geben würde.

  • Als Caesoninus mich ansprach war ich auf einen Schlag beruhigt. Keine Spur war in seiner Stimme zu hören, dass er mir meinen Ausbruch von zuvor noch nachtragen würde. Ich erhob mich, nickte ihm zu und verabschiedete mich dann vom Gast.


    Lucius Annaeus Florus Minor, es war mir eine Ehre, Iulius Caesoninus während seiner Abwesenheit zu vertreten.


    Dann wandte ich mich dem Drachen zu, der so unerwartet und ungefragt dazu gekommen war, neigte leicht mein Haupt und wandte mich zum Gehen.
    Als ich an Caesoninus und Avianus vorbei ging, neigte ich auch für sie kurz den Kopf.
    Einen angenehmen Abend wünsche ich den Herren.


    Dann schaute ich zu, dass ich ganz schnell in mein Cubiculum kam. Eine Dame rannte zwar nie, aber manchmal eilte sie und das tat ich in diesem Moment.

  • Nun ging alles ganz schnell. Caesoninus kam zurück und schon verabschiedete er Stella, respektive sie sich bei mir.


    Es war mir eine spezielle Freude, Iulia Stella. antwortete ich auf ihre Verabschiedung, obwohl es überhaupt keine Freude gewesen war. Kein Wort hatten wir zusammen wechseln können und der ganze Abend war ein totaler Reinfall gewesen.


    Vermutlich hatte die Matrone sogar den Eindruck erhalten, ich würde mich für Iulia Phoebe interessieren. Zumindest hatten sich ihre Reaktionen so deuten lassen. Nein, an Iulia Phoebe hegte ich keine derartigen Interessen. Natürlich war sie eine nette Frau, eine angenehme weibliche Begleitung und ein äusserst interessanter und freundlicher Mensch, aber die Gefühle unterhalb des Gürtels der Tunika, die löste Iulia Stella bei mir aus, nicht Iulia Phoebe.


    Also wandte ich mich wieder an Caesoninus:
    Es scheint, als wären eure wichtigen Angelegenheiten geregelt, oder ist es etwa notwendig, dass ich noch etwas dazu beitragen kann, weil ihr so bald schon wieder zu mir zurückkehrt, Iulius Caesoninus?

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