Irgendwie musste ich komplett durch den Wind sein, denn ich hatte die Worte meines Cousins zuerst wirklich nicht gehört. Also setzte ich mich nun und hörte konzentriert zu.
Der Mann, Selenus hiess er also, kam von Annaeus Florus, MEINEM Florus! Plötzlich war es noch viel schwerer mich zu konzentrieren, denn in meinem Körper passierten Dinge, die jetzt hier keinen Platz hatten.
Dann übergab mir Selenus einen Brief. Er war nicht wie üblich auf einer Wachstafel geschrieben, sondern auf schwerem Pergamentum und musste daher ein kleineres Vermögen gekostet haben. Die Fläche war so gefaltet, dass auf einer Seite gleich alle 4 Endteile zusammenliefen und dort mit einem grossen Flecken Wachs zusammen gehalten wurden. Somit war es unmöglich, den Brief zu öffnen, ohne das Siegel zu zerstören. Das Siegel zeigte das Wappen der Gens Annaea und die Initialen L.A.F, was mir verriet, dass Florus wieder den alten Siegelring seines Vaters verwendet hatte, ein spezielles Zeichen an mich, das die alte Verbindung der beiden Gentes Annaea und Iulia, sowie seine Bereitschaft, diese Verbindung aufrecht zu erhalten zeigen sollte. Das Siegel war intakt, niemand hatte also die Botschaft gelesen.
Ja, es ist ihm gestattet, mir privat zu schreiben. beantwortete ich die implizite Frage des Boten und lief dabei vermutlich ganz rot an, denn mir war klar, welche Worte und Gedanken in dem Brief stehen würden.
Dann erzählte Selenus von den noch immer gehegten Absichten meines Florus. Wenn er doch nur schon zurück wäre! Solche und andere Gedanken schossen mir durch den Kopf, während ich weiterhin versuchte, konzentriert zu bleiben.
Soweit ich verstanden habe, hat sich Iulius Caesoninus in dieser Angelegenheit erkundigt. Er wird da mehr wissen. beantwortete ich auch die Frage nach der Vormundschaft, soweit mir das möglich war.
Die Röte in meinen Wangen spürend, blickte ich zu Boden.