Beiträge von Iulia Stella

    Servilia Gemina schien sich in der Zwischenzeit tatsächlich soweit von ihrer Wut erholt zu haben, dass sie in gänzlich normalem, nein fast sogar mütterlichem Tonfall den Wunsch des Iulius Licinus entgegennehmen konnte. Es schien fast so, als würde sie sich auf diese neue Aufgabe freuen.


    Dann fing ich einen Blick von Iulia Phoebe auf. Er war umrahmt von einem wunderschönen Lächeln, das mir sofort gut tat. Konnte es vielleicht sein, dass Phoebe hinter meine Maske sah? Konnte es sein, dass sie wusste, wie ich mich wirklich fühlte? Bei den Göttern, ich wollte ja nach Rom, ich wollte ja einen Mann finden der mich gerne mochte, vielleicht sogar liebte und der dazu noch der Familie etwas Gutes tun konnte. Aber wie sollte ich das nur meistern? Würde Phoebe mir dabei helfen können?


    Immerhin war sie bereit mir beim Kennenlernen der wichtigsten Lieferanten und Dienstleistern zu helfen. Das war sicherlich schon viel wert, denn sonst konnte ich ja gar nichts tun.


    Dann wurden meine Gedanken wieder ins Hier und Jetzt gerufen. Noch ein Iulius? Das konnte ja spannend werden.

    So kurz ich meine Geschichte gehalten hatte, so spannend waren die Reaktionen darauf gewesen. Wo Iulia Phoebe eher erleichtert aussah, vermutlich weil sie im Moment nicht mehr der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit ihrer Mutter war, schien ebendiese Mutter plötzlich irgendwie ganz erfreut zu sein, dass sie meinen Vater mit ihrem Ehemann verbinden konnte.


    Dabei fiel mir auf, dass sie ebendiesen Ehemann als verstorben genannt hatte. Damit war Iulia Phoebe Halbwaise. Ich spürte in meiner Verunsicherung, welche ich üblicherweise hinter der strengen Erziehung meiner Grosstante verstecken konnte, eine starke Verbindung zu der anderen jungen Iulia, weit mehr, als das für Cousinen normal sein konnte, die sich noch nie gesehen hatten.


    Die Frage nach dem Namen meiner Grosstante beantwortete ich Iulius Licinus mit einem Nicken und einem leisen Ja, Iulia Lucilla.


    Sim-Off:

    Danke!


    Als Licinus mich dann an die beiden anderen Frauen übergab, wanderte mein Blick automatisch wieder zu Iulia Phoebe und ich versuchte mich dadurch irgendwie an ihr festzuklammern.


    Hier in Rom war alles noch neu. In Hispania lebten wir zwar auch in der Stadt, aber die war im Vergleich zu Rom eigentlich bloss ein Dorf. Nichts konnte sich mit Rom messen und als kleines Mädchen vom Lande, egal welcher Gens zugehörig, war es schon recht eindrücklich einfach so mal in Rom angekommen zu sein.

    Wiederum erstaunte mich die Antwort des Dominus nicht. Er schien zwar durchaus vom Verhalten der Frauen genervt, aber er verhielt sich nicht so, wies sie angemessen zurecht und ordnete so seinen Haushalt wieder. Dieser Mann war ein wahrer Iulier und ich wusste nun, dass ich im richtigen Haus war, obwohl meine Grosstante sich immer wieder über die verweichlichten Sitten in Rom beklagt hatte.


    Obwohl auf Grund der unrühmlichen Unterbrechung noch kein Sklave sich getraut hatte mir den Wein zu bringen den ich gewünscht hatte, obwohl ich sicher war, dass dies einer oder eine gehört hatte, versuchte ich in Ruhe meine Geschichte im Kopf zu sammeln.


    Selbstverständlich, Iulius Licinus. begann ich, auf die Bitte antwortend.
    Ich bin die Tochter von Tiberius Iulius Antoninus und Stertinia Amaesia. Nach dem Tod meines Vaters reiste meine Mutter mit mir nach Hispania zu einer Grosstante. Ich war damals noch sehr klein und wurde fortan in Hispania von meiner Grosstante erzogen.


    Nun, da ich das Alter für eine standesgemässe Heirat erreicht habe, schickte sie mich wiederum nach Rom, damit ich die Rechte und Pflichten einer iulischen Ehefrau im Stammhaus erlernen möge und mit meiner Ehe die Werte und den Stand der Gens Iulia vermehre.
    Das war eigentlich schon alles, was ich in diesem Moment zu meiner Geschichte erzählen wollte. Natürlich hatte ich viel erlebt, aber das war in diesem Zusammenhang alles egal, oder zumindest nicht relevant.


    Gemäss den Ausführungen meiner Grosstante würde Licinus schon wissen, wer sie sei, denn es gäbe in ganz Hispania nur eine Iulia, die für die Erziehung standesgemässer junger Damen geeignet wäre, so hatte sie immer wieder betont und ich hatte genügend moralische und sonst belehrende Briefe für sie nach Roma schreiben dürfen, in welchen sie sich beklagte über den zunehmenden Sittenzerfall, so dass ich davon ausging, dass Licinus wusste von wem gesprochen wurde.


    Sim-Off:

    Ich habe gerade nicht mehr präsent, welche Dame wir dafür auserkoren hatten. Sorry.

    Marcus Iulius Licinus gefiel mir auf Anhieb. Der Auftritt des Damenduos war alles Andere als iulisch gewesen. Im Gegenzug dazu behielt Licinus die Würde eines echten Iuliers selbst in diesem für einen Mann wohl eher peinlichen Augenblick, in welchem er als Hausherr in Anwesenheit eines Gastes von seinen Frauen blamiert wurde.


    Bei der kurzen Vorstellung der beiden Damen nickte ich beiden kurz und erhaben zu. Es war zwar gut zu wissen, dass es noch andere Damen im Hause gab, aber ich kannte ja beide noch nicht und hatte auch keine Ahnung wie nah oder fern wir verwandt sein würden.
    Die Junge, also Iulia Phoebe, war ungefähr im gleichen Alter wie ich und legte gewisses Verhalten an den Tag, welches mir gefiel. Sie war auch hübsch, aber schlank, nicht wie ich selbst, die über sehr weibliche Formen verfügte. Zudem hatte sie einen fast schon hart wirkenden aristokratischen Zug im Gesicht, was ihr bei korrektem Verhalten sicherlich sehr viel Würde verleihen konnte.
    Die Mutter hingegen keuchte und prustete wie ein griechischer Dampfkessel und machte eine ganz andere Figur. Ich konnte mir gut vorstellen, welche unangenehme Strafen vielleicht noch auf Phoebe warten würden.


    Nach dieser kurzen Einschätzung wartete ich auf die Fortsetzung des Gespräches. Die Fragen des Licinus hatte ich sehr wohl registriert, aber da Servilia Gemina ihrerseits eine Frage gestellt hatte, wartete ich mit meinen Antworten.

    Noch bevor jedoch der Dominus das Gespräch weiterführen konnte, erscholl ein Lärm in der Domus, der alle Gespräche übertönte und unmöglich machte. Ein Gekeife und Geschrei, beinahe wie in einem der bekannten Gärten mit Tieren aus fremden Ländern, wo man verschiedene Affenarten bestaunen konnte.


    Das Thema des Streits war unklar, man konnte es aus den wenigen Sätzen, welche man verstand, nicht erraten.


    Kurz darauf rannte eine junge Frau ganz ohne Bedacht auf ihre Dignitas durch die Domus und blieb, als sie uns im Tablinum erkannte, überrascht stehen.


    Ich wusste nicht wer sie war, und zudem war ich auch noch unbekannt im Haus, also stand es mir nicht zu eine Regung zu zeigen. Ich blieb daher artig stehen und wartete darauf, dass der Hausherr etwas zu diesem Aufruhr sagen würde.

    Im Tablinum angekommen sass dort ein Mann an einem Schreibtisch und las in Papyrusrollen. Der Stuhl machte einen absolut bequemen Eindruck und überhaupt hatte die ganze Domus, soweit ich das auf dem kurzen Weg erblicken konnte, einen würdigen Eindruck gemacht. Feinste Mosaiken und Gemälde wechselten sich mit Büsten und Skulpturen ab in den Nischen an den Wänden. Die Wandbilder waren so perfekt gemalt, dass man sich fast in einer anderen Stadt oder Landschaft wähnen konnte.


    Nachdem der Ianitor wieder weggegangen war, musterte mich Iulius Licinus genau.


    Salve Dominus Iulius Licinus. Ein Becher Wein wäre jetzt sehr angenehm, danke.


    Meine Grosstante hatte betont, dass es sehr unanständig wäre als junge Dame, wenn ich zu Beginn mehr sagen würde als der Dominus erfragte. Daher behielt ich alles Weitere erst noch für mich. Iulius Licinus würde mich sicherlich fragen, was er wissen wollte, obwohl der Name den mir meine Grosstante genannt hatte Iulius Dives war und ich schon sehr gespannt war, ob ich nun vielleicht am falschen Ort war.

    Als ich diese Worte vom Ianitor hörte, schlug ich die Vorhänge der Sänfte zurück und blätterte mich aus der Sänfte. Das war gar nicht so einfach mit der nötigen Würde zu erledigen, aber für einmal war keine Grosstante dabei, die jede Bewegung mit spöttischem Lächeln beobachtete, nur um danach in mitleidsvollem Tonfall zu erklären, dass ich noch viel zu lernen hätte. Ich war mit meinem Auftritt gar nicht unzufrieden.


    Mit einem kurzen Innehalten und Gedenken an die Laren und Penaten ging ich sodann mit dem rechten Fuss voran über die Türschwelle. Hinter mir schloss der Ianitor die Tür wieder und ich war sicher, die Sklaven mit der Sänfte und meine Leibsklavin würden während meines Empfanges bereits anderweitig versorgt werden.


    So ging ich dann hinter dem Ianitor her.


    Danke! quittierte ich die Frage und nickte ihm leicht zu, so wie ich es gelernt hatte. Diese Dienstleistung war schliesslich selbstverständlich, wenn der Hausherr anwesend war.

    Der Ianitor öffnete, zumindest nahm ich an, dass es der Ianitor war. Die Vorhänge der Sänfte waren geschlossen und ich hatte nicht vor, mich für einen Sklaven vorzeitig aus dem Schutz der Sänfte zu begeben. Daher sah ich auch nicht, wer genau sprach.


    Meine Herrin, Iulia Stella, hat die weite Reise von Hispania nach Rom gemacht und erbittet Einlass in die Domus ihrer Familie. sagte meine Leibsklavin brav, wie ich es ihr gesagt hatte. Ob dies schon ausreichen würde um Einlass zu erlangen, das wusste ich nicht.

    Iulia Stella war erleichtert. Endlich war sie in Rom angekommen. Die Reise von Hispania über das Meer bis nach Ostia war ja noch einigermassen in Ordnung gewesen. Schiffe waren ein angenehmes Transportmittel, vor allem auch, wenn man sich den nötigen Komfort erkaufen konnte, und Stürme hatte es zum Glück auch keine gegeben. Da hatte ihre Grosstante aber auch richtig dafür gesorgt, dass Merkur und Neptun dieser Reise ihren Schutz angedeihen liessen. Die Opfer waren üppig gewesen und alle Vorzeichen günstig. In den letzten Monaten war das nicht immer so gewesen und daher war die Reise immer wieder verschoben worden.


    Nun aber war sie endlich hier. ROM! DAS ROM! DIE URBS! Wie lange hatte sie darauf gewartet endlich aus der Obhut ihrer Grosstante entlassen zu werden und den Weg ins Zentrum des Imperium antreten zu dürfen. Nein, sie hatte nichts gegen ihre Grosstante. Diese war eine liebe alte Frau, welche ihr nur Gutes getan hatte, aber Stella wollte jetzt endlich raus aus der Provinz und selbst sehen, wie das Leben einer Iulia in der Grossstadt war.


    Sie sollte gut vorbereitet sein. Ihre Grosstante hatte viel Wert auf korrekte Umgangsformen, adliges Auftreten, gute Kleidung, etc. gelegt. Immer wieder hatte sie betont, dass die Nachfahren eines Iulius Caesar in der Pflicht stünden, nicht bloss dem Imperium gegenüber, sondern auch sich selbst und ihren Vorvätern gegenüber.


    Mit einem Ruck wurde die Sänfte abgesetzt und ohne die Vorhänge auch nur einen Millimeter zurückzuziehen, gab sie ihrer Leibsklavin den Befehl zu klopfen.

    Danke für deinen Beistand, Lucius Annaeus Florus Minor. Du hast meine Absicht ziemlich genau erkannt.


    @Stadtwache: Kein Problem. Vielleicht kann die Spielleitung etwas dazu sagen ob sie die Liste als abschliessend betrachtet oder nicht? Sollte dies so sein, werde ich mich natürlich fügen und ein anderes Cognomen suchen.