Beiträge von Iulia Stella

    Auf jeden Fall! non nobis solum ... flüsterte ich, noch völlig benommen vom soeben Erlebten.


    Doch dann sprang Maximilla bereits wieder zum nächsten Thema, wie ich es schon mehrmals von ihr erlebt hatte und aus irgend einem Grund erstaunte es mich nun weniger als zuvor.


    Hmm, Sklaven sind schon etwas speziell. Auf der einen Seite sind es ja Menschen, aber für uns sind es Gegenstände. Zumindest rechtlich. Aber ich habe schon oft gesehen, dass sich auch Sklaven sehr gekränkt zeigen können. Auf jeden Fall haben sie Gefühle. Sie lieben, sie hassen. Also warum sollten sie nicht auch gekränkt sein können? Ich glaube fest daran, dass man auch Sklaven korrekt behandeln sollte. Wenn ich jemals eigene Sklaven habe, dann werde ich sie korrekt behandeln. Wenn sie gut arbeiten und treu sind, dann gibt es keinen Grund sie zu bestrafen.

    DAS wiederum war mir sehr bewusst. Wenn bei einem Haruspicium zur Geburt eines Kindes spezielle Zeichen vorhanden waren, dann konnte es schon auch vorkommen, dass eine ganze Familie zur absoluten Verschwiegenheit verpflichtet wurde und bei Todesstrafe versprechen musste, nicht einmal dem Betroffenen selbst etwas von den Zeichen zu erzählen. Die Götter konnten in der Tat äusserst eifersüchtig sein.


    Ja, natürlich, das ist klar. Und wenn Florus ein Schiff genommen hat, dann könnte er vielleicht schon in Rom sein, bevor die Post überhaupt die Grenze zu Italia erreicht hat!


    Doch warum hatte Iulius Dives noch nichts gesagt, wenn der Kaiser ihm die Rückberufung von Florus zugesichert hätte? Dabei fiel mir wieder ein, dass ich in den letzten Tagen fast nichts von meinem Cousin Iulius Dives gesehen hatte. Vielleicht hatte er ganz einfach keine Zeit gefunden, mir etwas zu sagen.


    Ach Maximilla, ich ging zu ihr hinüber und nahm ihre beiden Hände in meine Ich bin so froh, dass ich zu dir gekommen bin! Es tut wirklich gut wieder unterwegs zu sein und nicht den ganzen Tag im Haus zu verweilen!

    Ich war erstaunt, wie leicht Iulius Dives eine Hochzeit ansprach, von der zwar die ganze Familie vermutlich wusste, dass ich sie mir wünschte, aber die noch in keinem Mass irgendwie offiziell gemacht war.
    Klar, da ich mich so verhielt war es logisch, dass die Leute eine offizielle Verlobung annahmen, aber es war nichts offiziell besiegelt oder versprochen, ausser direkt zwischen Florus und mir. Lediglich die Erlaubnis mir schreiben zu dürfen und den einen Brief mit der weitere Versicherung, seine Absichten seien noch immer aktuell gab es.


    Danke Iulius Dives. Ja, ich meinte eine mögliche Hochzeit und das wäre wirklich ein tolles Geschenk


    Als mein Cousin dann aber anmerkte, dass Maahes ja sicher kein Eunuch war, musste ich kurz lachen, obwohl der Abend vom Anlass sicher nicht gerade lustig gewesen war.


    Nein, das ist er nicht. Natürlich hast du Recht, dass wir da vielleicht noch etwas warten sollten. Es wäre nur schade, wenn du ihn vorher verkaufen würdest.


    Und als dann die Instruktion an den Maiordomus klar war, dass er Maahes sicher nicht auf die Liste setzen sollte: Danke vielmals!

    Bei allen Göttern, was Maximilla da sagte, das stimmte! Natürlich war ich nicht darin geschult, das ziemte sich für eine Römerin eigentlich ja nicht, aber trotzdem kannte man einige der Grundlagen, wenn man römisch erzogen worden war.


    Du hast Recht! Natürlich kenne ich das genaue Vorgehen nicht, das ist eigentlich den Männern vorbehalten, den Haruspices, Auguri und Pontifices, aber dass Unglück von links kommt, das weiss ich auch. Daher soll man ja auch eine Türschwelle immer mit dem rechten Fuss zuerst überqueren!


    Ich konnte mein Glück kaum fassen, falls Maximilla wirklich richtig liegen sollte.
    Aber wenn Florus wirklich bald nach Roma zurückkehren wird, warum hat er mir dann noch nicht geschrieben?


    Ich erwartete nicht wirklich eine Antwort, aber wer wusste denn schon, was Maximilla sonst noch erspähen würde?


    Auf jeden Fall hob ich den Wickeldorn auf und legte ihn auf den Tisch.

    Dass ein intelligenter Vogel eine Käfigtür öffnen konnte, das konnte ich mir noch vorstellen. Dass dieses Tier dann aber, anstatt sich so schnell wie möglich aus dem Staub und in die Freiheit zu begeben einen Wickeldorn vom Spinnzubehör klaute und diesen ausgerechnet neben einem Gast fallen liess, nur um sich dann gemütlich auf dem Tisch niederzulassen, das war doch etwas sehr speziell.


    Als dann Maximilla scheinbar dem Vogel zuhörte, als hätte sie entweder eine Vision oder könnte hören was der Vogel sagte oder dachte, da blieb mir der Atem weg. War Valeria Maximilla, dieses junge Mädchen, das manchmal kaum wusste wohin mit sich selbst, vielleicht eine Seherin?


    Was sagst du da? Woher weisst du das? Hat der Vogel dir das gesagt?
    Beinahe versagte meine Stimme, nicht bloss ob des unglaublichen Schauspiels sondern auch ob der Nachricht.

    Die Befunde, welche der Centurio schilderte waren so abscheulich, dass es mich schauderte. Kalte und heisse Wellen rannen meinen Rücken hinunter als er aufzählte, welche Verbrechen diese schreckliche Bande begangen hatte.


    Noch schlimmer war die Erkenntnis, dass der Mord an Cousin und Cousine vielleicht gar nicht wirklich nötig gewesen wäre, also vielleicht eine Tat darstellte, die am Ende diese Bande ins Verderben geführt hatte. Naja, also schlimmer nicht im Sinne dessen, dass der Tod der Verwandten damit sinnlos gewesen wäre, ganz im Gegenteil. Schlimmer deswegen, weil es scheinbar einen Doppelmord brauchte, um eine solche Bande zu zerschlagen.

    Nachdem Graecina ebenso schnell wie auch gut begründet die Übernahme der Iduna erreicht hatte, entschied ich mich, auch einen Namen ins Spiel zu bringen.


    Iulius Dives, wenn du erlaubst, dann möchte ich gerne dafür plädieren, dass Maahes auch nicht verkauft wird. Sollte er bei dir keinen Platz haben, so könnte ich mir gut vorstellen, ihn zu übernehmen, vielleicht auch im Hinblick auf ...


    Ich machte den Satz nicht fertig denn es war ja noch überhaupt nicht sicher, ob es jemals dazu kommen würde, dass ich Annaeus Florus wiedersehen oder gar heiraten könnte.

    Nun waren wir in einer Diskussion mit Ideenaustausch angekommen und das freute mich sehr, denn das hielt einen davon ab, in sich selbst zu versinken, wenn man immer auf sein Gegenüber reagieren musste.


    Also ich bin überzeugt davon, dass eine Mutter immer für ihre Kinder da sein wird, egal welcher Gens oder Familie sie angehörte. Die Verbindung zwischen einer Mutter und ihren Kindern ist viel stärker als die zwischen Vater und Kinder. Also wird im Zweifelsfall immer die Mutter für ihr Kind da sein, selbst wenn sich ein Vater entschliesst, es einmal zu ignorieren.


    Das schien mir sowohl im Leben, als auch im Tode die plausibelste Erklärung.


    Genau gleich wird es auch mit Sklaven und Freigelassenen aussehen. Wenn die Verbindung zu einem Herrn oder einer Herrin im Leben gut und stabil genug ist, dann wird diese auch nach dem Tode noch ihre Wirkung haben. Was sollte denn eine Sklavin oder Freigelassene den ganzen Tag alleine in der Unterwelt ihrer alten Kultur tun, von der sie nur aus alten Geschichten weiss, weil sie zum Beispiel bereits als kleines Kind Sklavin wurde?


    Und dann hängte ich noch an:
    Und diese Gedanken sind gar nicht konfus oder abwegig. Wenn man einmal direkt mit dem Tode zu tun hat, dann überlegt man sich schon solche Dinge. Nach dem Tode meiner Eltern ging es mir auch so.

    Nachdem ich mit Graecina zusammen Iulius Dives ins Officium des Maiordomus gefolgt war, wartete ich darauf, was denn so wichtig war, dass man es so offiziell verkünden musste. An das was folgte, hatte ich keinen Moment lang gedacht, auch wenn es natürlich irgendwie logisch war.


    Oh! entfuhr es mir, als Iulius Dives eröffnete, dass ich die Hälfte von Phoebes Erbe antreten würde. Mehr wusste ich dazu auch gar nicht zu sagen. Noch war mir der Gedanke, irgend etwas von Phoebe auch nur annähernd als "mein" zu sehen keine Sekunde lang gekommen.


    Dann besprach Iulius Dives noch die Situation unserer Sklaven, natürlich auch auf der Basis dessen, dass er alle von Caesoninus erben würde und das waren doch einige.

    Diese Frage überraschte mich nun doch ein wenig. Als Römerin war ich dazu erzogen worden daran zu glauben, dass die Schatten der Verstorbenen bei richtigem Kult uns als Schutz beistehen würden. Daher hatte man doch die Totenmasken aus Wachs im Familienheiligtum, oder etwa nicht? Welche anderen Möglichkeiten würde es denn noch geben?


    Also ich bin überzeugt, dass Caesoninus und Phoebe unserer Familia als Laren und somit als Schutzgeister der Familie nahe bleiben werden. Somit werden sie beide auch mitbekommen, was aus uns wird, was wir aus uns selbst machen und uns darin unterstützen, dass es gut kommt.


    In dieser Feststellung schwang so viel Überzeugung mit, dass ich selbst staunte, wie felsenfest ich daran glaubte.


    So besagt es zumindest die Religio Romana. Du scheinst da aber nicht so ganz überzeugt zu sein. Was glaubst denn du?

    Hallo Graecina, nein, es sieht nicht wie Besuch aus, oder meinst du? flüsterte ich meine Cousine zu. Auf der einen Seite war ich ganz froh, etwas Unterstützung erhalten zu haben, obwohl die Sklaven um uns herum wuselten und auch Iduna dabei stand, auf der anderen Seite wunderte ich mich schon ziemlich über die komische Situation und hätte am liebsten direkt nachgefragt.

    Das Kompliment meines nun wohl nächsten männlichen Verwandten liess mich leicht erröten. Sofort senkte ich den Kopf: Danke Iulius Dives, das freut mich.
    Dann, gerade als zwei weitere Iulii eintraten, konnte ich noch kurz zur Kenntnis nehmen, dass Iulius Dives danach gerne noch kurz etwas mit mir erledigen wollte. Natürlich, Iulius Dives. Gleich im Anschluss werde ich Zeit haben.


    Dann traten Iulius Cato und seine Frau ein und grüssten kurz. Salve Iulius Cato, guten Tag Vibia Licinia. grüsste ich höflich zurück und stellte fest, dass auch Vibia in ihrer Kleidung einen ähnlichen Weg beschritten hatte wie ich. Das kleine Lächeln, welches sich auf dem Gesicht der Dame zeigte, verriet, dass sie auch nicht ganz sicher gewesen war, ob sie angemessen gekleidet war, nun aber durch meine ähnliche Entscheidung eine gewisse Erleichterung verspürte, wie ich zuvor durch das Kompliment von Iulius Dives.

    Gerade bog eine Frau die ich nicht kannte, zusammen mit einer anderen, einigen Truhen und Sklaven um eine Ecke, als ich von der anderen Seite her das Atrium betrat und einen mir ebenfalls unbekannten Mann dort stehen sah. Sogleich nahm ich eine etwas andere Körperhaltung an als ich üblicherweise einfach so hatte, straffte den Rücken, reckte das Kinn etwas in die Höhe und trat auf diesen Herrn zu.


    Salve, mein Name ist Iulia Stella. Kann ich dir in irgend einer Art behilflich sein?


    Die Art wie der Mann da stand, deutete darauf hin, dass er kein Gast im üblichen Sinne war, der sofort von einem Sklaven oder einer Sklavin in irgend einen Raum zu einem der Iulier oder Iulierinnen gebracht worden wäre.

    Zu den Möglichkeiten, welche sich vielleicht oder vielleicht auch nicht für meinen Florus ergeben würden, sollte der Kaiser ihn einmal nach Rom zurückbeordern, respektive vielleicht sogar zu einer Audienz befehlen, da konnte ich gar nichts sagen. Erstens wusste ich nicht, welche Möglichkeiten sich da ergeben würden und zweitens hatte ich keine Ahnung, warum der Kaiser einen so jungen Mann zu einer Audienz laden sollte. Daher überging ich diesen Punkt einfach und hackte viel lieber beim Thema Familienplanung ein.


    Nein, meine liebe Maximilla, viele Kinder klingt überhaupt nicht albern. Es wäre ein absolutes Privileg, wenn 2 oder gar 3 Kinder oder noch mehr das Erwachsenenalter erreichen würden und wir erleben dürften, wie diese Heiraten und selbst Kinder kriegen. Eine grosse Familie gibt immer auch grössere Sicherheit.
    Erst als ich den letzten Satz gesprochen hatte, wurde mir bewusst, wie schlecht er in die jetzige Situation von uns beiden passte.

    Stella wollte unbedingt mit dabei sein, wenn die hoffentlich erhofften Resultate aus den Nachforschungen über die Morde verkündet wurden. Da dies sogar direkt in der Domus passieren sollte und sich die Soldaten sogar die Mühe machten, die Familie aufzusuchen, wollte sie den richtigen Eindruck hinterlassen.


    Die Haare waren hochgesteckt, Lippen und Augen waren dezent aber dennoch peppig geschminkt, die Tunika war der Trauer angepasst und dank der bereits vergangenen Zeit seit den Morden nicht mehr nur schwarz. Die Stola darüber war ebenfalls noch in Trauer gehalten, aber dennoch bereits wieder leicht gemustert, so dass ein Anflug von Mode und Stil in ihrem Erscheinungsbild nicht wegzudiskutieren war.


    Im Tablinum angekommen war erst der Hausherr anwesend. Salve Iulius Dives, ich hoffe, ich kann mich so blicken lassen? Es war wichtig, heute nicht einen falschen Eindruck zu hinterlassen.

    Maximilla versuchte wie immer, mir etwas Mut zu machen und heute wollte es auch gelingen.


    Du hast Recht und mit den ganzen Umstellungen am Kaiserhof und der Audienz des Iulius Dives beim Kaiser, da besteht zusätzlich die Möglichkeit, dass der Kaiser meinen Florus vielleicht schon bald wieder nach Rom befiehlt.


    Der Gedanke daran zauberte mir ein Lächeln und sicherlich auch etwas Röte ins Gesicht. Doch das verging sogleich wieder, als Maximilla von ihrem Problem erzählte. Ich hörte aufmerksam zu, wie es sich für eine Freundin gehörte.


    Was denn, einfach so? Ohne ein Wort weg und keine Nachricht, nichts? Aber den Kater erhältst du trotzdem? Das ist doch ziemlich aussergewöhnlich! Ungeheuer, ungezogen!


    Ich konnte mir schon enervieren, wenn ich nur wollte.


    Aber deswegen gleich zu den Vestalinnen gehen, das ist doch auch nicht in Ordnung. Du wirst sicher jemanden finden, der sich für dich interessiert, du bist doch noch so jung!

    Maximilla gelang es, von meiner Frage abzulenken und das Gespräch schön in der Gens Iulia zu halten. Ich wollte als Gast nicht bohren und beschloss daher, dieses "Spiel" erst einmal mitzuspielen.


    Im Moment steht Senator Iulius Dives der Gens Iulia vor. Er war lange nicht in Rom, ist nun aber wieder zurückgekehrt. Ausserdem hat ein lieber Freund des Annaeus angeboten, mich und die anderen Damen der Iulia zu bewachen, wenn wir uns in Rom bewegen wollen. Du hast ihn vorhin an der Porta kennengelernt. Selenus und seine Männer sind sehr unaufdringlich, aber ich bin mir sicher, dass sie auch äusserst effektiv sein können.


    Dann wurde meine Stimme traurig.


    Nein, von Annaeus selbst habe ich keine weitere Mitteilung erhalten. Nun kommt der Winter und da wird er sicher nicht reisen können. Iulius Dives hat beim Kaiser um seine Rückkehr gebeten, aber ich habe noch keine Kenntnis von einem entsprechenden Befehl des Imperators.