Beiträge von Iulia Stella

    Unerwartet, unverhofft, gänzlich überraschend, was auch immer man als Beschreibung für die Ankündigung nehmen wollte, es wäre wohl zutreffend gewesen. Iulia Stella sass im Garten an einer Brettchenweberei, als man sie über "Besuch" informierte, der sie und die anderen jungen Iuliae sehen wollte. So schnell die Hoffnung auf eine Annaeische Überraschung sie erfasst hatte, so schnell war sie damit auch schon wieder verflogen, denn dieser hätte die anderen Damen kaum sehen wollen.


    Sie wollte sich zuerst noch in ihr Cubiculum begeben, um etwas anderes anzuziehen, doch es wurde ihr ausgerichtet, dass es dringend sei und daher keine Zeit blieb, um sich noch aufzuhübschen, die Frisur machen zu lassen oder was auch immer sie vielleicht noch als Idee gehabt hätte.


    So begab Stella sich direkt aus dem Hortus ins Atrium, die Spinnarbeit in der einen Hand, die Brettchenweberei an welcher sie noch kurz vorher gearbeitet hatte, vorsichtig aufgewickelt in der anderen.


    Salvete die Herren, mögen die Götter euch gewogen sein, werter Gast. begann sie an beide Herren gerichtet, bevor sie sich Caesoninus zuwandte. Du wolltest mich dringend sehen, Cousin. Es hiess es sei keine Zeit sich zurecht zu machen? Ein kleines Mass an Unzufriedenheit, nein, Unverständnis, schwang in ihrem Ton mit, aber nicht genug um den Eindruck von Ungehorsam zu vermitteln. Immerhin kannte sie den Gast nicht und war sich daher nicht im Klaren darüber, ob dieser für sie wichtig war oder nicht. Daher sollte man keinen falschen Eindruck erwecken, so hatte man ihr schon von Klein an beigebracht.

    Zitat

    Original von Iulia Phoebe
    Nach ein wenig Plauderei mit Stella über ihren neu gekauften Stoff und der Befriedigung des ärgsten Hungers, wandte sie sich wieder grinsend ihrer besten Cousine zu, als sie da die glasigen Augen bemerkte. Da sank Iulias Laune sogleich, doch nicht auf die Art wie zuvor, als sie bemerkt gehabt hatte, dass Stella fast das gleiche Abendkleid wie sie zur Schau trug. Sie stellte ihren Becher ab und rückte näher an sie heran und legte ihr einen Arm um die Schulter. Während sie sie so ein wenig an sich drückte fragte sie bloß: "Liebeskummer?"


    Völlig überraschend legte sich ein Arm um mich, eine Präsenz riss mich aus meinem Zustand.
    Florus? hauchte ich, bevor ich bemerkte, dass es nicht mein Wunsch-Mann war, sondern meine Cousine. Nicht, dass dies eine Enttäuschung gewesen wäre, nein im Gegenteil, ohne Iulia wären einige Tage und Nächte während der letzten Jahre nicht zu ertragen gewesen, doch gerade war mein Herz eben an einem anderen Ort.


    Erst nach einigen Momenten, als ich schon verzweifelt versucht hatte mich zu erinnern was Iulia gefragt hatte, realisierte ich, dass ich ihre Frage mit meiner Reaktion bereits beantwortet hatte. Ich lehnte mich in die leichte Umarmung meiner Cousine und nickte nur.

    Während Graecina und Caesoninus sich über mögliche Ehemänner und -Frauen unterhielten, schweiften meine Gedanken. - Nach Germanien - Wie es wohl meinem Florus ging? Er hatte doch versprochen zu schreiben, aber ich hatte noch fast nichts gehört von ihm.


    Na gut, ich hatte auch versprochen zu antworten, aber wie sollte ich denn antworten, wenn kein Schreiben eintraf? Caesoninus hatte zwar einmal einen Brief erhalten, sagte er mir und richtete mir Grüsse aus, aber das war dann auch schon alles gewesen.


    Florus, auf einen Schlag merkte ich, wie ich seine Gesellschaft vermisste, seine zurückhaltende, rücksichtsvolle Art, seine fast schon unrömische Menschlichkeit.


    Wer mich jetzt anschaute, der konnte bestimmt bemerken, dass mein Blick glasig geworden war und ich mich scheinbar in weiter Ferne befand.


    Nur von weit entfernt hörte ich noch das Gespräch am Tisch.

    Zitat

    Original von Iulia Phoebe
    Immer noch innerlich etwas erregt saß Iulia neben Stella und verfolgte das Geschehen im Raum, bis ihre Cousine sich zu ihr beugte und sie ansprach. Da sie sich innerhalb der Familie befanden, ließ Iulia ihre gesellschaftliche Maske heute weniger streng sein, ja sie erlaubte sich sogar die Andeutung eines Lächelns und das Heben der rechten Augenbraue, ehe sie ihr leise antwortete: "Zufall...glaub mir..."
    Der leicht erschöpfte Tonfall ließ nur zu gut erkennen, welche Myriaden von Kleidungsstücken Iulia zuvor durchprobieren hatte müssen, ehe sie sich für diese Endauswahl entscheiden hatte müssen dürfen.


    Als dann der erste Gang serviert wurde, seufzte Iulia dankbar. "Na endlich! Ich verhungere schon." raunte sie in Richtung Iulia Stella. Sie belud sich ihren Teller und begann zu essen. "Übrigens, ich denke ich weiß schon, was ich mir aus meinem Seidenstoff machen will, den ich dir vor kurzem gezeigt habe und zwar eine Stola mit goldenen Stickereien an den Rändern, was hälst du davon?" Iulia gab viel auf Stellas Modeempfinden.


    Iulia brauchte zuerst einen Moment um sich zu fassen, bevor sie mir antworten wollte. Ein Zufall also, das war dem Unterton deutlich zu entnehmen und nicht gelogen. Obwohl ich oft traurig war, keine Eltern zu haben, so war ich in diesem Moment doch unendlich froh, dass mir die Tortur der mütterlichen Kontrolle erspart geblieben war.
    Du Arme! raunte ich daher kurz hinüber, bevor Iulia mir ihre Pläne mit dem neuen Stoff erläuterte.
    Oh wow, das tönt gigantisch! Alleine die Farbkombination mit dem Gold stellte ich mir schon wahnsinnig vor und ich wusste ja, welch umwerfende Ideen Iulia meist hatte, wenn es dann um die Gestaltung der Stickereien ging.


    Dann kam die Vorstellung und das Essen und wir waren gezwungen unser Gespräch zu unterbrechen.


    Neben einer neuen Sklavin fiel mir noch auf, dass Servilia Gemina äusserst schnell und viel trank. Ich hielt mich entsprechend zurück und hielt der jungen Sklavin erst zum ersten Mal meinen Becher hin, als diese versuchte zu ermitteln, wer noch etwas brauchte.


    Nur halb voll. Den Rest mit Wasser! befahl ich in freundlichem Ton.

    Als Caesoninus die Runde zum Schweigen brachte und mich danach dem Ehrengast vorstellte, senkte ich meinen Blick seit langer Zeit wieder einmal, wie es mir eigentlich beigebracht worden war. Dann, als ich vorgestellt worden war, flüsterte ich: Es ist mir eine Ehre euch kennenzulernen, Marcus Iulius Proximus. Und danke, dass ich hier in Roma bei der Familie leben darf.


    Erst nachdem alle weiteren Formalitäten erledigt waren und Caesoninus das Fest eröffnete indem er mit Graecina anfing über Männer zu sprechen, was meine Gedanken sofort zu Florus lenkte, erlaubte ich mir wieder, den Blick zu heben.

    Zitat

    Original von Iulia Phoebe ...


    Original von Gaius Iulius Caesoninus ...


    Stella kam gar nicht dazu auf die fast schon anzügliche und blasphemische Begrüssung von Caesoninus zu antworten, als Iulia mit ihrer Mutter eintrat. Stella blieb jede Antwort im Hals stecken, als sie sah, dass Iulia praktisch identisch gekleidet war wie sie! Einzig den Blicken von Iulia sah man an, dass es nicht ein von ihr gewünschtes Outfit war sondern vermutlich von ihrer Mutter aufgezwungen worden war. Stella hingegen trug das Ganze gerne und hätte vermutlich auch noch mehr Armreifen und anderen Schmuck getragen, wenn es im Kreise der Familie schicklich gewesen wäre. Doch da gab es eine unausgesprochene Grenze, welche keine Frau bewusst übertrat.


    Während Iulia und Servilia Gemina durch den Raum schritten, setzte sich Stella auf einen der vorbereiteten Korbstühle für die Damen. Wenig später fiel Iulia neben ihr auf einen ähnlichen Stuhl. Die Messer und Äxte aus ihren Augen flogen nur so in Richtung ihrer Mutter.


    Was meinst du, wusste deine Mutter was ich anziehen wollte, oder ist das einfach bloss Zufall? flüsterte Stelle in Richtung Iulia.

    Schon früh hatte Stella begonnen, sich für die anstehende Cena herauszuputzen. Die Haare waren frisch geflochten, hoch gesteckt und dazu noch mit einem wunderbar versteckt befestigten Haarteil ergänzt worden, so dass ihre Frisur viel höher und kunstvoller daherkam als ihre eigenen Haare das ermöglicht hätten. Von ganzen Perücken hielt Stella nicht viel, auch wenn sie sich solche durchaus hätte leisten können, aber sie mochte den Aufwand, sich eine Frisur aus verschiedenen Teilen herstellen zu lassen. Schliesslich hatte sie ja auch Bekanntschaft mit einem echten Haarkünstler!


    Auch die der momentanen Mode entsprechende lange Tunika war bis ins Detail durchgeplant, der breite Gürtel ergänzt mit einem über Kreuz gelegten Goldschmuck von der Hüfte über die Schultern, der sowohl ihre runden Formen betonte, als auch ein sensationell exquisit gearbeitetes Medaillon am Kreuzpunkt mitten auf ihrem Körper präsentierte.


    Als sie um die Ecke kam in das Triclinium eintrat, sah sie gerade noch, wie es sich Caesoninus auf einer Kline bequem machte. Sonst war scheinbar noch niemand hier. Also schmiss sich Stella für Caesoninus in Pose. Schon viel zu lange war ihr Florus nun nämlich ohne Nachricht in Germanien und Stella brauchte wieder einmal Komplimente!

    Nun war es wieder so weit. Die dunkle Jahreszeit kehrte in Rom ein und es wurde immer früher dunkel. Viele Öllampen und einzelne Kerzen aus Talg beleuchteten immer mehr die Domus und jeden Raum.


    Die Männer im Haus hatten klar die Überhand gewonnen in den letzten Wochen, immer mehr Mitglieder der Familie hatten die Domus aufgesucht und die Frauen beschäftigten sich mit ihren Arbeiten um die Herren nicht zu stören.


    Doch dies wurde zunehmend langweiliger und mehr als einmal ertappte sich Stella dabei, dass sie sich einen Vorfall, ein Abenteuer oder wenigstens einen Brief von Florus aus Germanien herbeiwünschte. Doch einen Brief hatte sie bisher nicht erhalten und auch von Caesoninus hatte sie keine Nachrichten über Florus gemeldet gekriegt. Nun war Caesoninus mit seiner neuen Arbeit beschäftigt und war für sie auch fast nicht mehr zu sehen. Da konnte sie ihn natürlich auch nicht nach Nachrichten fragen.


    Hastig vertrieb Stella diese trüben Gedanken wieder und nahm die Tunika wieder auf, deren Saum sie gerade frisch nähte. Das musste jetzt erledigt werden! Danach dann weiter mit der Spinn-Arbeit. ...

    Es war eine hektische Zeit in der Domus Iulia. Alle paar Wochen meldeten sich neue Bewohner oder auf Grund der zunehmenden Bewohnerzahlen mussten neue Sklaven angeschafft und eingearbeitet werden. In der Zwischenzeit war ich nicht mehr die "Jüngste" im Haus, obwohl ich das vom Alter her noch immer war, aber ich wusste bereits viel und wurde von den Neuen auch immer wieder nach etwas gefragt oder durfte die Sklaven anleiten.


    Auch heute war mir wieder ein neuer Iulius gemeldet worden. Ob oder wann er mich besuchen oder antreffen würde wusste ich natürlich nicht und es war auch nicht an mir, mich einem neuen Mann im Hause aufzudrängen. Trotzdem war ich gespannt, wer er sein würde und was für ein Mensch er war.

    Phoebe stürmte auf meinen Ruf herein und überfiel mich sogleich mit einem Stoff, dessen Weichheit und gleichmässige Struktur mir alle Gedanken aus dem Kopf blies.


    Ich liess mich von ihrem Überschwang etwas anstecken und nahm die Seide in die Hand.


    Oh wow, die ist ja voll weich! Und so schön kühl zum Anfassen! Das ist ja unglaublich. sprudelte es zuerst auch aus mir heraus. Und dann noch diese Farbe, die passt mega gut zu dir!

    Ich verbrachte in der letzten Zeit sehr viel Zeit alleine in meinem Zimmer. Irgendwie hatte ich keine Lust, draussen in Rom herumzuwatscheln. Mir fehlte etwas, jemand. Seit der Abreise des Annaeus Florus hatte ich nichts mehr gehört von ihm und das nervte mich gewaltig. Ich verstand nicht, warum er nicht schrieb? War ihm vielleicht sogar etwas zugestossen und er hatte Germania gar nie erreicht?


    Der Gedanke machte mich krank. So sehr, dass ich fast täglich an Bauchschmerzen litt, welche auch kein Medicus mit irgendwas hätte vertreiben können. Daher sagte ich gar nichts.


    Doch dann klopfte es


    JA? rief ich mit leiser Stimme.

    Nachdem ich mich am heutigen Tage schon mehrfach gefragt hatte, wo denn meine alte Scheu hingekommen war, da ich mich verschiedentlich dabei ertappte, gänzlich un-Stellische Dinge zu tun und von mir aus Schritte zu machen, was ich sonst eigentlich nie tat, so war sie nun wieder mit einem Schlag zurück. Vermutlich lief ich gerade so rot an, dass selbst das schönste und frischeste Blut nicht röter sein könnte.


    Ich stotterte und stammelte: Nun ja ... ich ... weiss ... nein ... Ovid ...


    Reiss dich zusammen Stella, du gibst gerade keine gute Figur ab! Schrie ich mich selbst an, als ich mich gerade dabei erwischte, dass meine rechte Hand sich in Richtung meines Mundes bewegte um an den Fingernägeln zu knabbern. Eine Unart, die mir immer wieder passierte, wenn ich mich wirklich nicht wohl fühlte.

    Natürlich waren auch die Frauen der Iulii an diesem Tag der Rede des Caesoninus auf dem Forum, alle zusammen, um die Unterstützung für ihren Verwandten zu demonstrieren. Zwischendurch jubelten wir soweit es sich schickte mit und auch am Ende zeigten wir deutlich unsere Unterstützung für die Familie.

    Danke, in der Regia kam ich nicht auf die Idee zu suchen, weil es für mich eben ziviler Bereich war und ich davon ausging, dass die Militärpost anderswo abzugeben sei.


    Dann wird Florus natürlich die Regia besuchen und seine Post dort abgeben, herzlichen Dank für die Auskunft!

    Da bei meiner Frau gerade ganz ähnliche Dinge gelaufen sind in den letzten 6 Monaten kann ich dir gut nachfühlen. Ich wünsche dir alles Gute und vor allem gaaaaanz viel Geduld und Kraft!

    Als Decimus Casca von seiner zukünftigen Frau sprach, erschien ein helles Scheinen auf seinem Gesicht. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er über beide Ohren verliebt war, ganz anders als bei meinem Annaeus Florus, der ganz still und leise wurde, wenn das Thema Liebe angesprochen wurde, ausser er war mit mir zusammen und konnte nicht überhört werden.


    Das freut mich ausserordentlich, dass du jemanden gefunden hast. antwortete ich nicht nur als gute Gastgeberin sondern auch ehrlich erfreut. Es ist in der Tat ein Geschenk der Götter, wenn man jemanden hat, den man nicht bloss aus familiären Interessen heiraten kann, sondern auch noch ehrlich liebt.


    Dann überlegte ich, wie ich seine Frage beantworten sollte. Offiziell gab es für mich ja noch niemanden. Annaeus hatte noch keine offizielle Anfrage an die Gens Iulia gestellt, vermutlich wusste er gar nicht an wen, denn das wusste ja nicht einmal ich selbst. Daher antwortete ich leicht verschlüsselt: Ja, es gäbe da schon jemanden, aber wir sind noch nicht so weit.

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    Original von Cnaeus Decimus Casca
    Dass die Dame nun die Worte meines Sklaven ignorierte, fiel mir überhaupt nicht auf, denn in meinem Überschwang hatte ich nun einmal selbst zu reden begonnen. Überhaupt tat ich nichts lieber, als über meine Leidenschaften zu reden. Gerade Wein kam mir da sehr recht, doch wäre es bestimmt auch interessant die weibliche Einstellungen über Pferdefigurinen und Münzen zu hören. Frauen waren dabei allerdings zumeist sehr zurückhaltend, weshalb ich mich entschloss, diese Themen dann doch zu umgehen, zumal die Iulia nun meinte, dass der Hausherr sehr auf die Qualität des Weines achtete. “Ein guter Wein ist doch wie eine Visitenkarte des Hauses,“ stellte daraufhin fest. “Ist der Wein schlecht, so kommen manche Gäste niemals wieder!“ Besonders dann, wenn der Wein überlagert oder gekippt war. Das war scheußlich und eine richtige Verschwendung von edlen Trauben. Als Stella meinte, eine Dame könne sich beim Weingenuss blamieren, nickte ich beflissen. Davon konnte ich nämlich mehrere Liedchen singen und doch war mir das Vergnügen noch nicht vergangen. “Du hast recht und ich denke, auch ich sollte das auf diesem Fest fortan tun. Es gefällt mir viel zu sehr, als dass ich hier trunken einherschreiten möchte. Mit zu viel des alkoholischen Geistes in den Adern ist auch alles recht schlecht zu genießen.“ Meine Worte waren von Bescheidenheit durchdrungen, auch wenn ich nur zu genau wusste, dass ein Zuviel von Wassers in meinem Getränk nicht passte.


    Dann allerdings sagte Stella etwas Interessantes über die Frauen der Iunii und ich musste leise lachen. Ein Lachen, dass schließlich in ein Lächeln mündete. “Das ist doch gerade das Besondere an Frauen!“, gab ich bekannt. “Egal welcher Gens sie entstammen, sind mir jene lieb, welche es den Rosen gleichtun. Jene, welche über die meisten Stacheln verfügen und auch die dunklen Tage überlegen, tragen zumeist die allerschönsten Blüten!“ Ich seufzte schwer und dachte an Valentina. Wo blieb sie nur? “Doch ich bedanke mich für die Warnung!“, stellte ich dann noch immer lächelnd in den Raum, ehe ich etwas wage in den Garten deutete. “Vielleicht können wir ein paar Schritte gehen und du erzählst mir etwas über den Garten?“, wollte ich dann Stella animieren. Muckel deutete mir an, dass er Stylus und Tabula bereits wieder parat hatte, doch ich deutete ihm mit einem leichten Kopfschütteln an, dass es noch etwas zu früh war. Immerhin hatte Stella meine kleine Einladung ja noch gar nicht angenommen.


    Warum ich plötzlich von charmanten Männern beinahe schon umgeben war, konnte ich mir nicht erklären. Seit einiger Zeit schon lebte ich nun in Rom und hatte mich zuerst wirklich schwer getan mit den Feiern und Festen und Verpflichtungen. Nur ungern dachte ich an meine erste Feier zurück, wo ich dem Kaiser …. nein, daran wollte ich nie mehr denken! Nun aber war Decimus Casca bereits der zweite angenehme Mann, mit dem ich mich an diesem Abend unterhalten durfte. Obwohl ich mich zu ihm überhaupt nicht hingezogen fühlte, ganz anders als bei Annaeus Florus, war es doch angenehm ihm zuzuhören. Seine Stimme hatte eine ruhige Tonlage und trotz des üppigen Knoblauchgeruches, oder vielleicht gerade deswegen, wurde er überhaupt nicht zudringlich.


    Ich würde gerne mit dir einige Schritte gehen. Das Herumstehen wirkt mit der Zeit doch etwas ermüdend.


    Über den Garten konnte ich dem Gast aber beim besten Willen nicht viel sagen. Er war schon so angelegt gewesen als ich hergekommen war und ich hatte mich nie gross dafür interessiert. Das Haus war mir da wesentlich wichtiger. Doch den Göttern zum Dank hatte er das Thema "Frauen" auch aufgenommen und da interessierte mich nun schon, ob es für ihn denn schon eine bestimmte Frau gab.


    Da du also so gerne die starken Frauen magst, so wirst du mir sicherlich verzeihen, wenn ich dich frage ob du schon eine solche Rose gefunden hast? Meist macht man ja schon mit den Dornen Bekanntschaft, wenn man bloss die Blüten anschaut.

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    Original von Cnaeus Decimus Casca
    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/nepomukavatarr9jvs.gif| Nepomuk


    Ich stutze kurz, als die Worte der Dame mich erreichten und diese nun zu lachen begann. In der Tat hatte ich wohl vollkommen vergessen, dass ich mich bereits vorgestellt hatte. Dann lachte auch ich fröhlich. “Viel weniger der Knoblauch als vielmehr der wunderbare Wein ist es, der wohl mein Gedächtnis umwölkt!“, erklärte ich auch weiterhin sehr heiter. “Dein Cousin und überhaupt die Iulier haben einen wunderbaren Weinkeller. Ich hatte bereits das Vergnügen mit einem schönen Massiker und einem wundervollen Falerner.“ Ich grinste fröhlich vor mich hin. “Und du kannst froh sein, dass es nur Nepomuk war, der dich auf deinem Weg touchierte. Ich besitze noch einen Sklaven, der groß ist wie ein Berg und ebenso schwer. Man könnte meinen, ein Gladiator sei an ihm verlorgen gegangen, doch hat er das Gemüt eines Holzfällers und einen ebensolchen Verstand.“ Ich blickte zu Muckel hinüber, der nun ein wenig schuldbewusst dreinschaute. “Verzeih‘ mein Ungeschick!“, wagte er dann aber in Stellas Richtung zu sagen und er deutete eine kleine Verbeugung an. “Caesoninus erwähnte gar nicht, dass er eine so wunderbare Cousine hat!“, sagte ich schwungvoll. “Das hat er glatt unterschlagen.“ Charme quoll aus meinen Worten hervor, die aber durchaus ernst gesprochen waren.


    Den Sklaven ignorierte ich gekonnt und lachte mit dem Decimer zusammen.


    Ja, in der Tat, der Wein bei uns hat eine gute Qualität, darauf achtet der Hausherr peinlich genau. Allerdings werde ich ihn niemals so geniessen wie er serviert wird. Für eine Dame muss da mindestens noch ein weiterer Teil Wasser dazu, sonst besteht die Gefahr, dass man sich an so einem Fest blamiert.


    Der Charme des Decimers war fast schon zu viel für mich. Ganz anders als der Annaeer machte er keinen Hehl daraus, dass er sich für Frauen interessierte. Der Annaeer war zurückhaltend aber aufmerksam, der Decimer äusserst direkt, zumindest kam er mir so hinüber.


    Sei vorsichtig mit deinem Urteil über die Frauen der Iulii. Wir haben viele Seiten, auch schattige und stachlige. Da nutzen dann auch Sklaven mit Muskelbergen nichts, denn bekanntlich wachsen Dornenbüsche mit schönen Blüten auch auf Bergen.

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    Original von Cnaeus Decimus Casca
    Ich nickte beflissen, als mir mein Gegenüber noch einmal bestätigte, dass die hiesige Coqua gerne mit Knoblauch hantierte, was gewiss keine Schande war. Viel eher würde ich mir wünschen, dass unsere Köchin auch einmal so reichlich nutzte. Dennoch konnte ich einer derartige Speise meiner Umgebung nicht ständig antun und auch Valentina würde es wohl nicht zu schätzen wissen. “Knoblauch ist für mich schon fast so etwas wie das fünfte Element!“, scherzte ich fröhlich. “Nur sollte man ihm im Dienst nicht allzu überreichlich genießen. Ich bin Aedituus im Minervatempel am Forum Nervae und möchte nicht Gefahr laufen, dass all die Opferwilligen flüchten.“ Ich grinste unter meinen Worten. “Außerdem bin ich der Stellvertreter des Magisters in unserer Societas Claudiana et Iuliana und ich kann nur hoffen, dass diese wieder genauso erfolgreich wird, wie mein Sägewerk in Mantua und meine Tonstrina hier in Rom, in der Nähe des Forums!“ Meine Stimme klang noch immer beschwingt, denn wenn es etwas gab, worüber ich gerne redete, so war ich das. Dennoch fiel mir nun ein etwas größerer Faut Pas auf. “Mein Name ist übrigens Decimus Casca!“


    Nun musste ich doch unerwartet lachen.
    Ja, das sagtest du bereits, als dein Sklave hier mich beinahe überrannte. Scheinbar hat der Knoblauch bereits dein Erinnerungsvermögen in eine duftende Wolke verpackt.
    Mein Lachen zeigte deutlich, dass diese Worte nicht böse gemeint waren und seine Ehre in keiner Weise angriffen.


    Die anderen Ausführungen, welchen Dienst er in welchem Tempel verrichtete, hatte ich zwar zuvor erfragt, aber das ging nun im Lachen unter.

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    Original von Cnaeus Decimus Casca
    Sie war eine Cousine des Gastgebers? Ich lauschte auf. “Oh. Von Iulius Ceasoninus!?“, gab ich mir. “Ich war ganz angetan von seiner Einladung. Wir haben uns in der Societas Claudiana et Iuliana kennen gelernt und wir haben einige Pläne!“, erklärte ich dann. “Ein wundervolles Fest!“, entkam es mir dann lobend und ich deutete ein wenig herum. “Es wurden wirklich weder Kosten noch Mühen gescheut und der Wein und das Essen sind wirklich fantastisch.“ Ich lächelte wieder. “Besonders die Knoblauchmuscheln. Unsere Coqua macht sie mit weniger Knoblauch, weshalb ich hoffe, dass dieser nun nicht allzu sehr… nun… ins Gewicht fällt.“ In Wirklichkeit war bestimmt davon auszugehen, dass auch noch am morgigen Tag meine Umgebung ihre helle Freude an meiner reichlichen Speise hätte.


    Die fast schon schmeichlerischen Komplimente an Caesoninus und das Fest, sowie die Bemerkung über den Knoblauch, welche durchaus auf Humor hindeutete, entlockten mir ein leises Kichern.


    Ja, sowohl Caesoninus als auch unsere Coqua mögen Knoblauch wirklich sehr. Zumindest erweckt es diesen Anschein. Ich selbst kann damit nicht wirklich etwas anfangen.


    Noch immer war ein Teil meines Kopfes bei Annaeus Florus, doch dieser Mann hier schien auch nicht ganz uninteressant zu sein.


    In welchem Bereich des öffentlichen Lebens bist du denn tätig, Decimus Casca?