Beiträge von Iulia Stella

    369-c2551f45.jpgIch hatte die Nacht vor dem Opfer komisch verbracht. Zuerst konnte ich kaum einschlafen, wälzte mich von einer Seite auf die andere, so viele Gedanken zischten in meinem Gehirn herum. Doch plötzlich war ich dann weg gewesen und erst als ich am Morgen von den Sklaven der Domus Iulia geweckt worden war, hatte ich wieder etwas gemerkt. Geträumt hatte ich nicht, also musste ich richtig tief geschlafen haben.


    Nun stand ich also da, zusammen mit meiner zukünftigen Familie, als Opferhelferin. Wieder einmal, könnte ich sagen, denn mein erstes "Treffen" mit Florus war auch ein Opfer gewesen. Damals, vor Jahren, am Tempel der Venus, als der noch junge Annaeus sich auf den ersten Blick in mich verliebt hatte. Nun stand ich zwar noch nicht an seiner Seite, doch ich nahm teil an seinem Opfer, nicht an dem meines Cousins, sondern an jenem meines zukünftigen Ehemannes.


    Er hatte mir zudem eine ehrenvolle Aufgabe zugeteilt, die rituelle Waschung der Hände aller Opferdiener zu begleiten. Dafür trug ich an der Pompa eine wunderschöne Glasvase, gefüllt mir reinem Quellwasser. Nicht das Wasser, welches in unseren Häusern aus den Rohren kam, nein, Wasser, welches extra für diesen Zweck heute morgen früh an einer Quelle abgefüllt worden war.


    Zusätzlich zu dieser Vase trug ich ein Tuch aus weiss gebleichter Wolle, mit welchem sich die Opferhelfer und der Opferherr nach der Waschung die Hände trocknen würden.


    Sim-Off:

    Weiss jemand, wie man ein Bild verkleinert anfügen kann?

    Auch ich hob meinen Becher und stimmte in den Wunsch ein, denn nun rückte der Tag meiner Hochzeit und somit meine Zugehörigkeit zur Gens Annaea in greifbare Nähe. Nun würde ich also einen Senator heiraten und nicht einen normalen Bürger. Nicht dass mir dies etwas ausgemacht hätte, aber es war halt schon etwas anderes, alleine schon auf Grund der Anzahl und des Status der zu erwartenden Gäste.

    Ich ass eigentlich nie viel zu Abend, denn ich schlief danach nie gut, wenn ich viel ass. Dennoch landeten einige Früchte und 2 Scheiben Brot auf meinem Teller. Die Frage von Crispina liess mich innerlich lächeln, sie hätte von mir sein können. Wir schienen uns sehr ähnlich zu sein. Gut für meinen Florus, es war eine Eigenschaft, die er an mir mochte, dass ich genau beobachten konnte und subtil aber sehr präzise nachfragte um genau das zu erfahren, was ich wissen wollte.


    Doch Florus war auch ein guter Politiker. Er würde bestimmt eine Antwort finden, die nichts verriet.

    Auch Vindex schien sich an meiner Anwesenheit nicht zu stören. Ganz im Gegenteil.


    Annaeus Vindex, dasselbe kann ich auch von dir sagen. Natürlich hat er nur Gutes erzählt und es freut mich auch sehr, dich kennen zu lernen.


    Nachdem die Begrüssungen abgeschlossen waren, setzte ich mich in einen der Stühle. Crispina und Vindex machten es mir leicht, mich wohl zu fühlen.

    An der Seite von Florus betrat ich zum ersten Mal einen Raum voller Annaei. Sie würden bald meine neue Familie sein und ich fühlte mich an der Seite von Florus so wohl, dass ich überhaupt nicht nervös wurde. Crispina kam auch sogleich auf mich zu und reichte mir die Hände zum Zeichen der freundlichen Aufnahme.


    Danke, ich freue mich auch, euch beide kennen zu lernen. Ich weiss, dass Florus schon lange eine Familie haben wollte und es ist schön, dass er euch um sich hat. Sehr gerne nehme ich eure Gastfreundschaft an und bleibe zum Essen.

    Auf den ersten Blick erkannte ich eine kaiserliche Urkunde auf Grund des Siegels. Dann fiel mein Blick auf die speziellen Verzierungen, welche doch nicht ganz üblich waren. Erst danach nahm ich die wichtigen Worte wahr, die da in teurer dunkelblauer Tinte geschrieben stand.

    SENATOR ROMS


    Oh, Liebling, herzlichen Glückwunsch!


    Ich machte einen Schritt zurück und verneigte mich tief, die Arme weit zu den Seiten von mir gestreckt. Senator Annaeus!

    Florus schien sich wirklich für mich zu freuen, aber dann kam dieser komische Satz.


    Was meinst du damit, neben mir erblassen? Bist du etwa eifersüchtig auf meine Position? Oder sind wir neuerdings in einem Wettstreit um sozialen Status? Natürlich wirst du neben mir erblassen! Immerhin bin ich die Schönheit in der Familie!


    Ich liebte es, ihn mit solchen Dingen aufzuziehen und ihn zu necken. Unser gemeinsames Leben würde aus so viel Lachen bestehen, wenn wir dann nach der Hochzeit endlich frei waren und uns nicht immer wieder zurückhalten müssten.


    Also liess ich es dabei bewenden und schaute ihn dann ganz ernst an. Scheinbar hast du auch etwas, das dich freut und das du mir mitteilen möchtest. Was ist es?

    Ich liess mich widerstandslos von Florus auf den Stuhl und seinen Schoss tragen. Seine "Behandlung" war sanft und in keiner Weise übergriffig, liebevoll aber nicht fordernd. Als ich dann in seinen Armen auf seinem Schoss sass schaute ich ihm direkt in die Augen und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.


    Ich bin seit heute die Vorsitzenden einer Societas für Frauen! Der Kaiser hat mich zur Magistra der alten Societas Veneris ernannt. Ich dachte, das wäre nur angebracht, da Venus sowohl deine, als auch meine Gens schützt und uns doch so offensichtlich zusammengeführt hat.

    Der junge Mann von der Decimischen Hochzeit, Furius Saturninus hiess er, soweit ich mich erinnerte, trat aus dem Officium, vor welchem ich auf Florus wartete und grüsste mich höflich.


    Salve iterum und danke für das Kompliment. Ich wünsche dir einen schönen Tag. antwortete ich ihm und schon war er wieder weg, von einem unserer Sklaven zusammen mit seinem Diener oder Scriba zur Porta begleitet.


    Ich betrat das Officium und schloss hinter mir die Tür. Florus und ich waren nun ganz alleine. In seinem Officium war dies seit unserer Verlobung schon mehrmals möglich gewesen. Sonst hielten sich im Haus noch immer auffällig deutlich Sklaven auf, wenn ich zu Besuch war, denn noch waren wir nicht verheiratet.

    Ich ging auf Florus zu, der zwischen seinem Tisch und der Tür stand, und drückte ihn an mich.


    Hallo Liebling, ich habe Nachrichten für dich. flüsterte ich ihm ins Ohr.

    Natürlich! Vielleicht sehen wir uns heute Abend dann beim Essen. Jetzt wo eine weitere Dame im Hause ist, wäre dies nicht mehr undenkbar. Wer weiss, was Florus plant? Manchmal ist er voller Überraschungen.


    Ich verabschiedete mich und ging in Richtung des Officiums, wo ich auf einen weiteren Herrn stiess, der vorhin noch nicht da gewesen war, den ich jedoch von der Hochzeit bei den Decimern kannte.


    Ich wartete, bis dieser fertig sein würde und das Officium verlassen würde.

    Ja bitte, tue das, oder wie Homer so schön schreibt, ´bewege es in deinem Herzen´. Eine solche Entscheidung soll man frei fällen und nicht unter Druck. Zudem wäre dies ein privates Engagement deinerseits, welches dir sicherlich auch neue Freundschaften, oder zumindest Bekanntschaften im weiblichen Kreis Roms bringen würde.


    Ich glaubte eine gewisse Unsicherheit bei Crispina zu spüren, weswegen ich schnell noch nachlegte:


    Natürlich darfst du mich bei anderer Gelegenheit auch gerne dazu ausfragen. Jetzt aber sollte ich zu Florus. Er weiss noch nichts davon und eigentlich wollte ich es ihm als Erstem erzählen.

    Aha, eine Cousine also. Und scheinbar nicht aus Rom, denn sonst hätte Florus sie schon früher einmal in einem Gespräch genannt. Er sagte ja immer, er habe leider keine Familie mehr. Doch das war irrelevant, denn Stella selbst wusste nur zu gut, dass die römischen Gentes derart weit verzweigt waren, dass es immer möglich war, dass auch relativ nahe Verwandte ganz plötzlich irgendwo auftauchten. Sie selbst war auch so jemand gewesen, als sie aus Hispania nach Rom kam und für Iulia Phoebe und Caesoninus plötzlich eine Cousine war. Oder Iulia Graecina für sie selbst. Ja, das Leben war voller Verwandter, welche ganz plötzlich in ein Leben traten und dieses aber auch ebenso schnell wieder verlassen konnten, wie der Fall Phoebe, Caesoninus und Graecina ihr leider nur zu deutlich gezeigt hatte.


    Das freut mich, dass Florus noch eine Cousine hat und dass du nun in Rom bist! Dann wird es hier im Haus nicht ganz so leer und ruhig sein!


    Obwohl ich eigentlich zu Florus wollte, um ihm von meiner neuen Aufgabe zu berichten, bot sich hier gleich auch die erste Möglichkeit diese auszuüben, also setzte ich mich und startete sogleich einen Versuchsballon.


    Ich nehme an, dass du als Annaea auch eine relativ enge Verbindung zu Venus pflegst? Ich wurde heute zur Magistra der Societas Veneris ernannt und bin nun auf der Suche nach Frauen, welche sich ebenfalls etwas mehr der Venus widmen möchten, als einfach bloss zu wissen, dass es sie gibt. Eigentlich wollte ich diese Nachricht zuerst Florus überbringen, aber wenn ich dir schon so über den Weg laufe, dann bietet es sich natürlich an, dass ich dir diesen Gedanken auch mitgebe. Überleg dir, ob du mehr wissen möchtest.


    Dies war eine noch etwas unbeholfene Information, aber erstens hatte ich ja noch keine Erfahrung und zweitens war ich auch nicht darauf vorbereitet gewesen, hier auf weibliche Gesellschaft zu stossen.

    Als ich vom Eingang her kommend das Atrium betrat und mich in Richtung des Officiums von Florus begeben wollte, hörte ich mir unbekannte Stimmen im Atrium. Ich entschloss mich, einen Blick zu werfen. Ich erspähte eine junge Frau, welche unverkennbar Römerin war und deren Aufenthalt in der Domus Annaea bloss "Familie" bedeuten konnte.


    Salvete zusammen. Florus hat mir gar nichts gesagt von weiteren Familienmitgliedern. Ich bin Iulia Stella, die Verlobte von Annaeus Florus. Wer bist du?

    Als ich am Tag nach meiner Ernennung in die Domus Annaea kam, schien es, als hätte Ursus schon auf mich gewartet. Noch bevor ich klopfen konnte öffnete er die Tür und obwohl er sicherlich nicht wissen konnte, dass ich heute kommen wollte, liess er sich nicht anmerken, dass ich ihn überrascht hatte.


    Salve Ursus. Ist Annaeus Florus anwesend? Ich würde ihn gerne besuchen.


    Ursus bestätigte und liess mich ein. Er wusste ja, dass ich hier bald mein zu Hause haben würde.

    Das war nun wirklich sehr erfreulich.


    Nein mein Kaiser, bloss dir Ernennung selbst. Ich danke dir und freue mich darauf diese ehrwürdige Societas zu neuem Leben erwecken zu dürfen. Natürlich werden wir das Reglementarium in der Societas besprechen sobald wir genug Mitglieder sind.


    Wenig später war die Audienz beendet und ich fand mich in Begleitung eines Prätorianers wieder auf dem Rückweg zum Eingangstor.

    Auch diese Frage war zu erwarten gewesen, daher war ich auch darauf vorbereitet und trotz meiner Freude über die Zustimmung des Kaisers versuchte ich sie gewissenhaft zu beantworten.


    Grosse Dinge werde ich natürlich als hoffentlich bald Frischvermählte nicht gleich in den ersten Wochen erreichen können. Doch möchte ich mich danach persönlich dafür einsetzen, dass die Societas wieder erblüht. Ich möchte mich mit den Frauen Roms treffen, um ihnen die Societas näher zu bringen und wenn wir es schaffen, eine gewisse Grösse zu erreichen, dann hoffe ich, dass es uns auch gelingen kann, einen Kontakt in den Cultus Deorum zu knüpfen, damit wir mit unseren Gaben und Möglichkeiten auch dort den Tempeln der Venus behilflich sein können. Sei es als Opferdienerinnen oder einfach nur mit Blumenschmuck für die Tempel.


    Doch eine Sache blieb noch zu tun.


    Jedoch, mein Kaiser, ein Problem bleibt, wenn ich das noch ansprechen darf. Das Reglementarium sieht vor, dass ich mein Amt als Magistra nur für 3 Monate übernehmen kann. Danach müsste bereits eine neue Magistra gewählt werden. Da dies sehr wenig Zeit ist, bitte ich um die Erlaubnis, das Reglementarium mit meinen hoffentlich bald zu findenden Amicae und Sorores verändern zu dürfen. Natürlich rein innerhalb der gesetzlichen Möglichkeiten. Es wird also weiterhin keine politische Tätigkeit der Societas geben, da diese durch weitere Gesetze verboten ist.

    Mit der Wachstafel, welche nur kurze Zeit zuvor für Iulia Stella abgegeben worden war, kam der iulische Sklave beim Atrium Vestae an. Seine Domina hatte darauf beharrt, dass er gleich auf eine Antwort warte, als er ihr den Brief gebracht hatte.


    Du wirst meine Antwort sofort ins Atrium Vestae bringen. hatte sie ihm befohlen und er hatte gewartet, bis sie die Antwort geschrieben und ihm die Tafeln wieder in die Hand gedrückt hatte.


    Valeria Maximilla

    Atrium Vestae


    Liebe Maximilla, mir geht es gut und es freut mich zu hören, dass es dir auch gut geht.


    Ich habe mich sehr gefreut, dass du vor deiner Captio noch kurz mit mir gesprochen hast. Es ist für mich eine unglaubliche Freude, dass ich eine Discipula der Vesta zu meinen Freundinnen habe zählen dürfen. Ich weiss, du hast nun neue Freundinnen, aber das macht mir nichts aus.


    Du wirst es kaum glauben, aber auch ich werde mich hoffentlich bald etwas mehr dem Götterdienst widmen können. Ich habe beim Kaiser darum gebeten, als neue Magistra der Societas Veneris eingesetzt zu werden. Das erscheint mir nur als richtig, wo doch Venus so grosszügig dafür gesorgt hat, dass Florus und ich uns nicht bloss gefunden, sondern auch über so viele Jahre im Herzen behalten haben. Ausserdem ist Venus sowohl für die Iulii, also auch die Annaei eine der Schutzgottheiten. Es ist also nichts mehr als richtig, dass ich mich so engagieren möchte. Doch die Entscheidung liegt beim Kaiser. Ich bin richtig nervös vor meiner Audienz bei ihm.


    Meine freie Zeit nutze ich in der Tat mit dem Weben meiner tunica recta und dem Knüpfen meines Haarnetzes, denn die Verlobung ist offiziell im Register eingetragen. Es sind nun nur noch wenige Tage, bis die Amtszeit von Florus als Quaestor endet und er danach hoffentlich vom Kaiser in den Senat berufen wird. Dann endet die lange Wartezeit definitiv und wir werden unser neues Leben gemeinsam beginnen. Du wirst deine Antworten also schon bald an die Domus Annaea senden müssen, damit sie mich auch erreichen.


    Ich hoffe sehr, dass du deine Tiere zu dir holen darfst. Du hast so eine spezielle Verbindung zu ihnen, da kann ich mir nicht vorstellen, dass Vesta dies nicht möchte. Doch bei dem straffen Plan, von dem du mir geschrieben hast, wirst du wohl kaum viel Zeit für sie haben. Ich wünsche mir, dass es dir gut geht und du die Freude, welche ich in deinem Brief herauslesen konnte, noch lange behalten kannst.


    Mit ganz lieben Grüssen und der Hoffnung auf eine Antwort, Iulia Stella

    Diese Frage war zu erwarten gewesen. Ich entschied mich, sie kurz zu beantworten und nicht auszuschweifen, da der Kaiser scheinbar bereits positiv gestimmt war.


    Es ist die Gunst, welche Venus mir persönlich erwiesen hat, die mich zu dieser Societas hinzieht. Wie du sicherlich bereits informiert wurdest, bin ich mit dem noch amtierenden Quaestor Principis, Annaeus Florus Minor, verlobt. Er hat mich beim Prüfungsopfer des Iulius Caesoninus am Tempel der Venus Genetrix zum ersten mal gesehen und sich gemäss eigener Aussage sofort in mich verliebt.

    Da Venus ausserdem die Schutzgöttin sowohl der Iulii als auch der Annaei ist, kommt kaum eine andere Societas in Frage.

    Züchtig senkte ich meinen Blick, als der Kaiser eintrat. Seine gütige Stimme und die freundlichen Formulierungen seiner ersten Sätze, liessen in mir jedoch sogleich eine gewisse Ruhe aufkommen.

    Salve mein Kaiser, es ist eine Ehre von dir empfangen zu werden. Ja und nein, es ist nicht so sehr der Cultus Deorum selbst, der meine Aufmerksamkeit erregt hat, als ein kultischer Verein, also eine Societas, die aber zugegebenermassen eine enge Bindung zum Cultus Deorum haben sollte. Ich wäre sehr gerne der Societa Veneris beitreten, doch da diese scheinbar im Moment nicht existiert, keine Magistra bekannt ist und auch keine Mitglieder, dachte ich, es wäre das beste, mich an dich zu wenden. Immerhin steht im Reglementarium, welches mir zugänglich war, dass die erste Magistra bei der Gründung durch den Pontifex Maximus zu ernennen sei.


    Das liess ich so einmal stehen. Natürlich hätte ich das auch ausführen und argumentieren können, doch vielleicht war das gar nicht nötig, also wozu den Kaiser langweilen?

    Sim-Off:

    Da ich seit Mittwoch an der Porta stehe, gehe ich mal einen Schritt weiter.


    Ich wurde von einem Prätorianer in die Domus Flaviana geführt. Gespannt, nein eher angespannt, wartete ich auf den Kaiser.