Schon den ganzen Morgen hatte ich mich vorbereitet und kein Detail dem Zufall überlassen. Annaeus Florus hatte mir mitteilen lassen, dass er heute in offizieller Mission zu uns in die Domus Iulia kommen würde und ich glaubte ziemlich genau verstanden zu haben, was er damit meinte.
Also hatte ich meine Ornatrix heute instruiert, mich speziell hübsch zu machen. Meine Haare wurden stundenlang kunstvoll gezöpfelt und geflochten, bis das Gesamtwerk hoch über meinem Kopf aufragte und mich kaum traute mich zu bewegen, da ich fürchtete, es würde gleich alles wieder verrutschen. Doch die Ornatrix versicherte mir, es sei alles gut mit Haarteilen und Haarnadeln gesichert und zusammengehängt, so dass nichts, aber auch wirklich gar nichts, verrutschen konnte.
Als Tunika hatte ich bewusst das Geschenk des Florus von seiner Rückkehr aus Germania gewählt. Sie war aus feinster Wolle gesponnen und selbst bei genauer Überprüfung hatte ich keinen Gewebefehler finden können. Eine ausgezeichnete Arbeit einer überaus geschickten Weberin musste das also gewesen sein und daher sicher auch nicht günstig. Die Farbe, ein ganz dunkles blau, welches bei Tageslicht in ganz unterschiedlichen Tönen schimmerte, war genau was ich meine Lieblingsfarbe nennen würde, obwohl ich diese Florus nie direkt verraten hatte.
Dazu wählte ich üppigen Goldschmuck, der auf dem dunklen Stoff natürlich noch einmal viel besser zur Geltung kam als sonst. Armreifen, Ringe, eine Halskette mit feuerroten Glasperlen, dazu Ohrringe und einen goldenen Haarreif, der die hochgesteckte Frisur noch einmal besonders betonte, oder vielleicht auch anders herum.
Zuletzt wurde ich noch geschminkt. Das passierte immer zuletzt bei solchen Anlässen, damit auch nichts verschmierte, bis zum Gast hinunter. Ich liess es heute sogar zu, dass man mir die Wangen mit etwas weissem Puder überzog, damit ich auch schön blass wirkte, wie es Mode war. Sonst verzichtete ich normalerweise darauf.
So zurecht gemacht musste ich zum Glück nicht lange warten, bis mich die extra dafür abgestellte Sklavin davon unterrichtete, dass Florus nun angekommen sei und die ganze Familie sich auf seinen Wunsch hin versammelt hatte und man mich erwarte.
Ich ging also langsam und erhaben die Treppe hinunter ins Atrium, wo alle schon auf mich warteten. Ganz leise hörte ich, wie einige der Anwesenden hörbar die Luft einzogen, als ich so hübschgemacht erschien.
Dann ergriff Florus das Wort und stellte die von mir soooooooo lange erwartete Frage. Mein Herz schlug mir im Hals, nein, fast schon im Kopf und ich musste mich wirklich beherrschen, um die Würde des Momentes und des Rituals nicht mit unangebrachter Hemmungslosigkeit zu zerstören.
Ja, in Anwesenheit von Iuno, Venus, allen Vorfahren der Gens Iulia und allen heute hier Anwesenden, ich will die Verbindung der Gentes Iulia und Annaea wieder aufleben lassen und willige in die offizielle Verlobung ein, da es offensichtlich auch der Wille meine Vormundes Decimus Iulius Antipater ist.
sprach ich danach deutlich und mit leicht gesenkten Kopf. Das war der wichtige Moment. Nun war die Reihe wieder an Florus und danach an meiner Familie.