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Wie durch ein Wunder war noch nicht alles Leben aus Aislins Körper geschwunden. Schwerverletzt harrte sie darauf, auf dass der Tod auch endlich zu ihr kam. Der leblose Körper ihres Kindes lag noch in ihren Armen. Ihre Schmerzen waren so stark, so dass sie immer wieder das Bewusstsein verlor.
Von ganz weit weg, wie durch einen dichten Vorhang, drangen Stimmenfetzen zu ihr durch. Doch wenn Aislin tatsächlich etwas wahrnahm, dann war es nur sehr schemenhaft. Erst dann, als sie spürte, wie man ihr den toten Sohn aus den Armen riss uns sie selbst von dem Platz, an dem sie lag, fortziehen wollte, begann sie leise zu stöhnen. Ganz unvermutet hielten diejenigen, die sie zu den anderen Toten bringen wollten, inne. Von da an verlor sie wieder das Bewusstsein und glaubte, schon hinüber in die andere Welt zu schweben.
Ob es nun Fluch oder Segen war, als sie nach Tagen für einen kurzen Augenblick erwachte, konnte niemand sagen. Am wenigsten wohl Aislin selbst. Sie fand sich in einer ganz fremden Umgebung wieder. Ein Haus aus Stein, hell getünchte Wände, Möbel im römischen Stil, fremde Menschen, die besorgt zu ihr herabschauten. Das war nur ein Traum, glaubte sie. Das konnte nicht real sein. Doch der Schmerz, der in ihrem ganzen Körper tobte und sie wieder zu überfluten drohte, fühlte sich ganz real an.
Die Tage vergingen und es hatte den Anschein, als hatten die Götter sich entschieden, Aislins weitergehen zu lassen. Vielleicht war es aber auch nur den Künsten des griechischen Arztes zu verdanken, der sein Menschenmöglichstes versucht hatte und am Ende damit erfolgreich gewesen das Leben war.
Aislin erkannte die Umrisse eines Mannes als sie wieder die Augen öffnete. „Angus…“ hauchte sie. Alles war nur ein böser Traum gewesen. Er war hier bei ihr, hier in ihrer Hütte am Rande des Dorfes und kümmerte sich im sie, so wie er es immer getan hatte, wenn sie krank war. Suchend griff sie nach seiner Hand und fand sie auch. Alles schien so vertraut…
„Wie schön, dass du wieder unter uns weilst, Aislin. Ich glaubte schon, ich hätte dich verloren.“
Diese Stimme, sie klang so anders. Zwar nicht gänzlich fremd, doch irgendwie... ungewohnt. „Angus!“
Aislins Ton klang nun etwas bestimmter. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die herrschenden Lichtverhältnisse und so wurde aus dem Umriss allmählich ein fassbares Gesicht. Die Stimme und dieses Gesicht… Langsam verknüpfte sie beides miteinander und dann begriff sie, wer da an der Seite ihres Bettes saß und ihre Hand hielt.
„Angus ist tot!“, antwortete Cedrec und lächelte dabei mitleidig.
In Aislin erwachte langsam die Erinnerung wieder und sie musste einsehen, dass es kein böser Traum gewesen war. Dies war nicht ihr geliebter Mann und sie waren auch nicht in ihrer Hütte in ihrem Dorf. Dieser Mann, der bei ihr saß, war der Verräter! Er hatte sie alle ins Unglück gestürzt. Und je mehr ihr Bewusstsein wiederkehrte umso stärker bäumte sich wieder die Ablehnung gegen ihn auf. Alles in ihr, jede einzelne Faser sträubte sich gegen ihn, gegen Cedrec, den Verräter. Dies gipfelte schließlich darin, dass sie sich mit all ihrer Kraft, die ihr zur Verfügung stand, aufstütze und ihm ins Gesicht spuckte. „Du lügst… du elender Verräter! Angus ist nicht tot… Ich weiß es!“ Erschöpft ließ sie sich in ihr Kissen zurückfallen und begann in Tränen auszubrechen. Cedrec hingegen blieb von solcherlei Gefühlsausbrüchen recht unbeeindruckt. Früher oder später würde sie es ja sowieso erfahren, wie die Dinge nun lagen und wo von nun an ihr Platz war. Also, warum dann nicht auch schon früher?
„Nun, wenn du meinst… wenn er nicht schon tot ist, dann verrottet er langsam in einem der Bergwerke unten im Süden. Und du, liebste Aislin gehörst nun mir. Mir ganz allein!“