Beiträge von Narrator

    Das erste Trompetensignal ertönte über dem Lager der Legio IX Hispana zu Celsa. Die Zelte des Legaten und der Tribune, der Offiziere und Soldaten wurden abgebrochen und zusammengelegt. Als das Trompetensignal ein zweites mal ertönte packten die Männer sie auf die Maultiere.


    Es war ein emsiges Treiben vor der Stadt am Flusse Ebrum, und bis alle Lasten, alle Ausrüstungsgegenstände auf den Tieren und den Rücken der Legionäre verstaut waren, vergingen unzählige Minuten.


    Dann war jedoch alles soweit, und die Vorhut verließ das Lager. Auf die Zerstörung des selbigen hatte man indess verzichtet, man plante hier ein größeres Versorgungsdepot einzurichten.


    Mann um Mann folgte, Auxilliareinheiten und Reiter, ein kleiner Trupp an ausgewählten Legionären, welche die Spitze bildeten, die Pioniere mit den Werkzeugen zum Lagerbau, die Ausrüstung des Feldherrn, Meridius selbst mit seinem Stab und seiner persönlichen Leibwache, die Reiterei der Legion, die Maultiere mit den zusammengelegten Belagerungswaffen, dann die Truppe, die Länge der Kolonne erinnerte an längst vergangene Zeiten, an Zeiten, in denen ein Marius gegen ein Sulla stritt, an Zeiten in denen ein Caesar sich anschickte Gallien zu erobern, an Zeiten, in denen ein Augustus diese Region bis zum heutigen Tage befriedete.


    Und nun, nun war es wieder soweit. Langsam schlängelte sich die Legion auf der Strasse vorwärts, Meile um Meile frassen tausende Füsse sich in das Land hinein, Reiter schwärmten weit über die Felder und Wiesen, kein Wald blieb verschont, kein Versteck wurde nicht entdeckt, keine Furt übersehen. Die Bewohner der Region sahen mit misstrauischen Augen auf die Masse der Soldaten. Was würde auf alle zukommen? Welches Omen hatten die Götter gesprochen?


    Niemand wusste genau, was es zu bedeuten hatte, dass Legatus Maximus Decimus Meridius als Kommandeur der Legio IX Hispana an deren Spitze die selbige in Richtung Numantia führte. Niemand wusste was dort geschehen war. Und doch - die Zeiten des Friedens schienen nun auch für die letzten vorbei. Der Krieg nahm Gestalt an, der Krieg bekam einen Namen und ein Gesicht, und er war nicht mehr wegzudiskutieren. Unruhen? Ein Aufstand? Was bisher als regionale Angelegenheit galt, wurde mit dem Erscheinen der ganzen Legion zur Angelegenheit Roms.


    Und noch bevor die Sonne am Abend untergegangen war, erreichte die Legio IX Hispana Numantia.

    Wenig später gab Tribunus Angusticlavius Flavius Prudentius Balbus das Zeichen zum Aufbruch. Die II. III. und IV. Cohorte rückten gemeinsam aus dem kleinen Kastell bei Celsa und begaben sich auf den Eilmarsch nach Numantia. Eine kleine Besatzung blieb zurück, um das Lager für die Ankunft der Legio IX vorzubereiten.


    Die Kolonne kam recht zügig voran, die Straße war in gutem Zustand, weit und breit waren keine Feindkräfte zu bemerken, so dass man davon ausgehen konnte, Numantia schon bald zu erreichen.

    Es war an einem späten Nachmittag als unmittelbar vor Celsa ein Händler sein lahmendes Maultier am Straßenrand ausruhen ließ und sich in der Sonne sonnte. Anfangs hatte er geflucht wie ein Araber, dann jedoch blieb ihm nichts anderes übrig als zu warten.


    Während er so den Horizont nach irgendetwas Interessantem absuchte, tauchten die ersten Späher der Legio IX Hispana auf. Nanu, dachte er sich, schon wieder Soldaten in der Gegend? Erst gestern hatten zwei Cohorten diese Gegend passiert. Und nun schon wieder welche. Offensichtlich gab es größerer Schwierigkeiten, als gemeinhin bekannt geworden war.


    Er stand auf, packte sein Maultier und sah zu, dass er so schnell wie möglich nach Tarraco kam...

    So kam es, dass nach dem Ende der Schlacht, Sertorius der Sieger, wie er von seinen Männern genannt wurde, die eine Hälfte der gefangenen römischen Soldaten vor der Stadt kreuzigen ließ und die andere Hälfte nackt und an den Armen gefesselt aus der Stadt trieb.


    Als er am nächsten Morgen mit seinen Männern aufbrach um sich in Richtung Norden abzusetzen, waren die meisten der gekreuzigten bereits gestorben. Nur hier und da war noch vereinzelt einer am Leben. Als ein Hauptmann auch Optio Flavius Equitus Vocatus den Speer in die Seite rammen wollte, erkannte er den tapferen Kämpfer aus der Gasse und verschonte sein Leben.


    Die iberischen und keltischen Krieger rückten ab und ließen die Stadt lebendig und ohne die Bevölkerung geschädigt zu haben zurück. Lediglich die Kreuze vor der Stadt sollten den nachrückenden Römern signalisieren, was sie erwarten würde, wenn sie Hispania nicht verließen.

    An diesem späten Nachmittag ging die II. Cohorte der Römer tapfer unter. Die meisten der Soldaten waren erschlagen worden und lagen tot auf der Strasse, von den 500 Mann lebten noch 80 und diese hatte man auf dem Forum zusammen getrieben und in Ketten gelegt.


    Der iberische Feldherr Sertorius indess zog als Sieger in die Stadt ein, empfing den Duumvir und die Magistrate und gab ihnen zu verstehen, dass die Herrschaft der Römer nun beendet sei. Niemand von der Bevölkerung wurde angetastet, Kinder, Frauen und Männer konnten in ihre Häuser zurückkehren und nachdem die Kelten und Iberer ihre Toten geborgen und gewaschen hatten begaben sie sich daran, diese nach den Riten und Sitten ihrer Väter zu begraben.


    Als an diesem Abend die Sonne friedlich und in einem flammenden Rot über Numantia unterging, lag der Tod von mehr als tausend Männer schon im Nebel der Vergangenheit. Einzig die Männer, welche dabei gewesen waren, würden diesen Tag niemals vergessen und die Erinnerung für immer in ihren Herzen und Gedanken als Mahnmal bewahren...

    Gryllus stand am Bug seiner Trireme, den Blick auf den Horizont gerichtet. Sie kamen gut voran, der Wind war günstig und die See relativ ruhig. Früher als erwartet würden sie die Umrisse Sicilias erkennen können, was sie dann erwarten würde, wussten nur die Götter.

    Seit der gewonnenen Schlacht gegen die Piraten im letzten Jahr ward es ruhig geworden auf den Balearen. Die einzige Aufregung rührte von den Bauarbeiten am Flotillenstützpunkt der Numerus Balearium. Die Legionäre, die während der Arbeiten für Ordnung sorgen sollten waren nun aber schon längst abgerückt und hatten auf dem Festland mittlerweile ganz andere Sorgen. Die Classis hatte den Stützpunkt übernommen und erfreute sich in diesem befriedeten Gebiet an Wein, Weib, Gesang und dem schönen Wetter.


    Der Bote des Legatus Augusti Pro Praetore verhieß nichts Gutes, Tribunus Classis Gavius Gryllus entrollte die teure Pergamentrolle scheinbar widerwillig nachdem er angedeutet hatte allein sein zu wollen. Eine Schiff war auf dem Weg nach Hispania verschollen. An und für sich nichts Weltbewegendes, das Besondere an diesem Schiff war aber ein Passagier. Eine Vestalin, unterwegs nach Tarraco galt nun als vermißt.


    Gryllus war nicht sehr bewandert in religiösen Dingen, er wusste aber von der besonderen Stellung der Dienerinnen des Vesta Kultes Bescheid. Der Tribun rief nach seinem Adjutanten, er wollte die Situation besprechen und alles Nötige veranlassen. Der junge Offizier grüßte seinen Kommandeur und las sogleich das Dokument welches ihm jener in die Hand drückte. Murmelnd rekapitulierte er den Auftrag.


    "Eine Vestalin sollen wir finden, auf einem Schiff das auf dem Weg nach Hispania ist. Kein Hinweis darauf, wo das Schiff auslief .."


    "Das kann sich eigentlich nur um Ostia handeln. Wo anders sollte eine Vestalin an Bord gehen? Die dürfen ja aus Rom nicht raus"


    räumte der Tribun unmittelbar ein.


    "Aber welche Route schlug das Schiff ein? Der Küste Gallias entlang auf direktem Kurs oder sollte die Reise über Süditalien, vielleicht gar über eine afrikanischen Provinz führen? Wenn Letzteres der Fall wäre, so ließe sich eine Verspätung leicht erklären.."


    "Du hast recht. Aber wieso sollten wir dann diesen Auftrag erhalten? Das wäre doch eine Aufgabe für die Classis Misenensis. Nun, wie auch immer.. Befehl ist Befehl, wir laufen aus. Sollten wir nicht fündig werden, so erfahren die Männer doch mindestens wieder was es bedeutet die Meere zu befahren. - Wir teilen die Flotille auf, die einen suchen entlang der Küste Hispanias und Gallias unter dem Kommando von Nauarchus Larcius, die anderen brechen unter mir gen Sicilia auf. Veranlasse, daß die Schiffe für den Einsatz gerüstet werden. Wir brechen so schnell als möglich auf."


    Im Morgengrauen des nächsten Tages war wieder Ruhe im Stützpunkt eingekehrt, die Schiffe der Numerus Balearium waren schon längst ausgelaufen.

    Sieh, da liegt eine Leiche im Rinnsal
    Das Blut rinnt in den Kanal
    Hörst du das ist makaber
    Da liegt ja ein Kadaver


    Wer ist denn das, kennt du ihn?
    Bei dem zerschundenen Gesicht
    kann ich das nicht sehen.


    Der Miror wars, von der Subura aus
    Das schaut mir so verdächtig aus
    Der Miror hat einen Anfall gekriegt
    und hat die Leiche da massakriert.


    Da geht ein Raunen durch die Leute
    und jeder hat seine Freude
    Der Miror war es, der Sündenbock
    Der Miror, den was keiner mag


    und der Haufen bewegt sich nach vorne
    zum Miror seiner Türe
    Da schreien die Leute:
    Komm heraus, du Mörder, aus ist es heute!
    Mach auf die Tür


    Heute ist es aus mit dir
    weil für dein Verbrechen mußt du jetzt zahlen
    Komm heraus da
    Wir drehen dir die Gurgel ab
    Weil du hast keine Freunde mehr, die dir die Stange halten


    Meuchelmörder, Leuteschinder,
    Die Justiz war heute geschwinder
    als du glauben kannst,
    Also Miror, komm heraus!


    Und sie klopfen an die Tür
    Und sie machen einen Krawall als wie
    und sie treten sie auch glatt ein
    Tät die Hausmeisterin nicht da sein


    Die sagt: Was ist denn meine Herren?
    Tun Sie mir doch den Hausfrieden nicht stören
    Denn eines weiß ich ganz gewiss
    Daß die Leiche der Miror ist...


    [size=7]Wettbewerb: Der erste, der dieses Lied erkennt und Sänger und Liedtitel per PN an Marcus Vinicius Hungaricus sendet, bekommt von selbigen 100 Sz. Österreicher und Südtiroler sind aufgrund der meinigen Wettbewerbsrichtlinien von diesem Wettbewerb ausgeschlossen...[/size];)


    [SIZE=7]simoff: Gaius Aemilius Sabellius hat es richtig erkannt: Dieser Text ist eine Abwandlung von "Da Hofa" Wolfgang Ambros/Joesi Prokopetz. An ihn wurden 100 Sz. überwiesen. Glückwunsch![/SIZE]

    Die Nacht war stockfinster, kaum konnte man die Hand vor dem eigenen Auge sehen. Einige Gestalten huschten durch die Gassen, einen großen schweren Beutel mit sich ziehend. Einer stolperte.


    Verdammt!


    Die anderen lachten.


    Komm schon...


    meinte einer


    ...ich möchte heute noch zurück in mein Bett.


    Na glaubst du, ich nicht? Wieso um der Götter willen müssen wir diesen Sack auch bis zum Tiber schleppen?


    Weil es uns so befohlen wurde. Also, los jetzt...


    Lassen wir ihn doch hier...


    Die anderen sahen sich an und nickten. Die Männer ließen den Sack fallen und verschwanden...

    Es war an einem friedlichen Nachmittag, als die II. Cohorte Numantia erreichte, während Sertorius eine Absetzungsbewegung in Richtung Süden veranstaltete. Während die Legionäre in Numantia einzogen und Gegenwehr erwartete, gedachte der Iberer diese von ihrem Nachschub abzuschneiden und so am weiteren Vorgehen zu hindern. Lag es an der mangelnden Feindaufklärung? Beide Seiten erwarteten den anderen dort, wo er bereits nicht mehr war.


    Die Bürger von Numantia indess blickten misstrauisch auf die Legionäre die langsam durch die Strasse in Richtung Forum zogen. Die meisten hatten sich in ihre Häuser zurückgezogen und spickten durch Tür und Fensterritzen, blickten von den Dächern herunter auf die Truppe. Würden die Männer länger bleiben? Welche Absichten hatten sie? Kamen sei als Befreier? Kamen sie als Unterdrücker? Die Meinungen und Erwartungen waren gespalten, die einen hassten die Soldaten, die anderen sahen in ihnen Garanten jeglicher Zivilisation, keiner jedoch, weder "Freund" noch "Feind", wollte, dass sie länger blieben, denn Solaten sorgten immer für Unruhe, quartierten sich ungefragt ein und nahmen, was sie wollten.


    Vor dem Rathaus indess liefen die Magistrate unruhig auf und ab, der Duumvir wusste noch nicht so recht, wie er reagieren sollte, dann jedoch entschloss er sich, für seine Stadt das Beste zu wollen.

    Die Truppen der Legio IX verließen Allobo früh am Morgen, überquerten den Fluss ohne Schwierigkeiten und marschierte in Richtung Numantia. Die Soldaten schienen gut gelaunt, wenn auch leicht angespannt. Tribun Colonius ließ die Vorhut verstärken und die Einheiten der Ala waren angewiesen worden, das Gelände weiträumig aufzuklären um keinen unliebsamen Überraschungen ausgeliefert zu sein. Bis kurz vor Numantia gab es keine besonderen Vorkommnisse.


    Dann jedoch stellte die Aufklärung fest, dass sich auf einer Anhöhe in der Nähe eines Waldes ein fremder Trupp Reiter befand...

    Die Truppen der Legio IX verließen Allobo früh am Morgen, überquerten den Fluss ohne Schwierigkeiten und marschierte in Richtung Numantia. Die Soldaten schienen gut gelaunt, wenn auch leicht angespannt. Tribun Colonius ließ die Vorhut verstärken und die Einheiten der Ala waren angewiesen worden, das Gelände weiträumig aufzuklären um keinen unliebsamen Überraschungen ausgeliefert zu sein. Bis kurz vor Numantia gab es keine besonderen Vorkommnisse.


    Dann jedoch stellte die Aufklärung fest, dass sich auf einer Anhöhe in der Nähe eines Waldes ein fremder Trupp Reiter befand...


    >>>

    Der Winter hatte in Hispania begonnen. Die Regenfälle setzten dabei früher ein als erwartet und warfen die Feldzugsplanungen der II. Cohorte über den Haufen. Bei Celsa, wo der Fluss eigentlich hätte überquert werden sollen fand sie eine einzige Kathastrophe vor. Der Fluss war über seine Ufer getreten, hatte die Brücke zum Einsturz gebracht, Felder und Höfe überflutet und auch die Stadt stellenweise unter Wasser gesetzt. Lediglich der Tempelplatz - welcher sich auf einer kleinen Anhöhe befand - war verschont geblieben. Die Menschen indess flüchteten mit ihren wenigen Habseeligkeiten in die höhere Umgebung...>>

    Der Winter hatte in Hispania begonnen. Die Regenfälle setzten dabei früher ein als erwartet und warfen die Feldzugsplanungen der II. Cohorte über den Haufen. Bei Celsa, wo der Fluss eigentlich hätte überquert werden sollen fand sie eine einzige Kathastrophe vor. Der Fluss war über seine Ufer getreten, hatte die Brücke zum Einsturz gebracht, Felder und Höfe überflutet und auch die Stadt stellenweise unter Wasser gesetzt. Lediglich der Tempelplatz - welcher sich auf einer kleinen Anhöhe befand - war verschont geblieben. Die Menschen indess flüchteten mit ihren wenigen Habseeligkeiten in die höhere Umgebung...

    Die Botschaft von den Unruhen hatte auch die kleine Stadt Bergidum erreicht. Die Honoratoren waren beunruhigt. Waren in Uttarae nicht der römische Duumvir und der Steuereintreiber getötet worden? Die Stadtgarden konnten die Übergriffe offensichtlich nicht verhindern. Und dann der Magistrat aus Numantia. Seine Leiche und die seiner Sklaven hatte man blutüberströmt auf der Straße gefunden. Das konnte nichts gutes heißen.


    Als ein Bote die Meldung überbrachte, die Magistrate und der Duumvir würden sich in der Curia treffen, beschloss auch Senator a.D. P. Bruccius dort zu erscheinen und seinen Rat anzubieten. Er rief seine Sklaven, drückte seiner treuen Gemahlin zum Abschied die Hand und verließ das Haus in Richtung Forum.


    Er kam jedoch keine zwei Häuserblocks weit, als er aus seiner Sänfte gezerrt und unter dem Beifall des aufgebrachten Pöbels am nächsten Balken aufgeknüpft wurde. Seine Toga und den Ring, welchen er vom Imperator vor langer Zeit erhalten hatte, rissen die Täter an sich und verteilten die Beute mit einem breiten Grinsen.


    Die Unruhen hatten also auch schon Bergidum erreicht.

    Es war sehr früh am Morgen, als sich ein römischer Magistat entschloss, seine Reise von Bergidum - gleich in der Nähe von Uttarae - nach Numantia fortzusetzen. Er bezahlte beim Wirt der Poststation seine ausstehenden Rechnungen und die Übernachtung, ließ seinen Reisewagen bereitmachen und fuhr in Begleitung einiger bewaffneter Haussklaven davon. Er wusste von den Ereignissen in Uttarae und hatte beschlossen die größten Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Wenn der Wagen schnell vorankäme, würde er bereits morgen in Numantia sein und damit weit genug weg...


    Er hatte seinen Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als sein Wagen abrupt stoppte. Er hörte ein Geräusch, dann noch eines, einen Aufschrei und mehrere dumpfe Schläge. Was konnte das sein? Er umschloss mit seiner Hand den Griff eines Dolche, welchen er unter seiner Toga hervorzog und zog vorsichtig den Seitenvorhang zur Seite um nach draussen zu spähen. Er sah nichts.


    "Verdammt, Syrius, was ist da draussen los..."


    Er öffnete die Türe und machte einen Schritt nach draussen, raffte seine Toga zusammen um besser gehen zu können. Vor dem Wagen hatten sich...


    Die auf seinen Hinterkopf herabsausende Axt konnte er nicht sehen und Bruchteile später lag er in einer Lache Blut auf der Strasse.

    Es war an einem nebelverhangenen Morgen, als ein Wanderer die Strasse nach Tarraco entlang kam. Ausser ihm und ein paar vereinzelten Marktkarren war noch niemand unterwegs und in der Stadt selbst war noch sicher alles am Schlafen. Umso überraschter und verwundert blieb er plötzlich auf der Mitte der Strasse stehen, als er das Dröhnen von Stiefeln vernahm, die auf die steinernen Pflaster der Straße klopften.


    Er blickte in die Richtung aus welcher er das Geräusch vernahm und konnte gerade erkennen, wie ein paar Männer der Vorhut hinter einer Strassenkuppe auftauchten. Wenige Sekunden später breschten auch schon Reiter einer Aufklärungsabteilung an ihm vorbei und während er, sich auf seinen Stab stützend, den Soldaten nachblickte, zog eine ganze Cohorte an ihm vorbei.


    Er grüsste freundlich und lächelte, war leicht verwundert ob des ernsten Gesichtsausdrucks der jungen Männer, wusste er doch noch nichts über die Vorkommnisse in der kleinen Stadt Uttarae, wusste er noch nichts über den Auftrag der Männer, wusste er ja nicht, dass sie nicht in ein Manöver - wie er vermutete - sondern in den Kampf zogen. Er schüttelte also folglich nur mit dem Kopf, befahl die Männer Iupiter an und trottete von dannen...

    Es war schon spät am Abend, als ein Meldereiter von der Regia kommend im Castellum eintraf, den direkten Weg zur Principia nahm, vom Pferd stieg und die Stufe in das Gebäude mit weiten und schnellen Schritten erklomm. Die Wache hatte nicht einmal Zeit zu salutieren, schon eilte er den Gang hinunter, klopfte an der Türe des Legaten und trat ein.


    "Salve, Legatus Meridius! Lucidus schickt mich. Es ist etwas furchtbares geschehen..."


    Der angesprochene Legatus hatte ihm das Zeichen gegeben sich zu setzen, er lehnt dankend ab.


    "So rede!"


    "Legatus, es ist zu einem Aufstand gekommen. In Uttarae. Bauern und wahrscheinlich Teile des Stadtpöbels haben den Steuereintreiber und den Duumvir gemordet und das städtische Finanzamt geplündert. Die Situation ist ausser Kontrolle..."

    Er ritt Tag und Nacht, weit weg von Uttarae, von dem Grauen das er dort erlebt hatte. Sein Herr, der Steuereintreiber Dossenius Celsus war tot. Seine Kameraden, alle tot.


    Während des langen Rittes musste er daran denken wie Celsus vom aufgebrachten Mob gelyncht wurde.
    Wie sein Leichnam an ein Pferd gefesselt durch die Stadt getrieben wurde.
    Diese Barbaren zerstörten alles was Rom und seine Macht in diesem sonst so friedlichen Städtchen repräsentierte.


    Er musste sich beeilen, schnellstens von den Vorfällen berichten, auf daß Gerechtigkeit geübt werden konnte. So trieb er sein Pferd nach Tarraco, um dem Statthalter zu berichten. Er würde schon dafür sorgen, daß dieser Aufstand niedergeschlagen wird.


    Sein Gesicht verzog sich zu einem grimmigen Lächeln.



    --> Der Bote

    Der kalte Wind ließ Numerius Dossenius Celsus erschauern. Oder war es der Gedanke an seine Aufgabe? Seines Zeichens Steuereintreiber wurde er ausgesandt um in Uttarae Steuerschätzungen durchzuführen. Eine undankbare Arbeit, war es doch allgemein bekannt, daß es nach dem heißen und langen Sommer dort gerade soviel gab um die Einwohner am Leben zu erhalten. Er konnte nicht damit rechnen herzlich empfangen zu werden. Fröstelnd zog er sich die Kapuze seiner Palla tiefer ins Gesicht. Bald würden er und sein Gefolge am Ziel sein.


    Er hatte natürlich Recht, die Bauern waren alles andere als erfreut über seinen Besuch. Die Ernte war wirklich so schlecht wie er befürchtet hatte, die Menschen hatten keine einzige Münze die sie an Steuern hätten zahlen können. Celsus wähnte sich in der Zwickmühle, er konnte doch nicht mit leeren Händen abziehen. Seinen Posten wäre er damit los. Nach kurzem Überlegen wies er seine Gehilfen an alles Wertvolle zu pfänden. Die Bauern aber wehrten sich dagegen, zuerst mit Worten, dann mit ihren Fäusten.


    Mit allem hatte Celsus gerechnet, aber nicht mit einem organisierten gewaltsamen Widerstand. Einzelne die gewalttätig werden, ja; für solche Fälle hatte er sein Gefolge. Eine so große Gruppe die sich ihnen entgegenstellte überraschte ihn allerdings. Einer seiner Männer schrie vor Schmerzen auf, einer der Bauern hielt einen blutgetränkten Dolch mit ausgestrecktem Arm in die Höhe und brüllte aus Leibeskräften. Erschrocken ergriff Celsus die Flucht und rannte so schnell er konnte fort. Jene aus seinem Gefolge welche es noch konnten taten es ihm gleich. Die aufgebrachte Meute hetzte sie durch die Stadt. Celsus rannte zum Haus des hiesigen Duumvirs, in der Hoffnung dort in Sicherheit zu sein.


    Die meisten seiner Männer schafften es nicht mehr bis in das sichere Anwesen des Duumvirs. Celsus indes konnte sich vorerst sicher wähnen, ihm wurde Einlaß gewährt und versichert, daß alles getan werde um sein Leben zu schützen. Allmählich beruhigte er sich, auch der Trubel auf den Straßen schien abzuebben. Wenig später aber schwellte der Lärm wieder an, noch mehr bewaffnete Bauern scharten sich um das Haus und hämmerten unablässig gegen die Eingangstür…


    Für die Wachen des städtischen Finanzamtes war es kein Tag wie jeder andere. Die Ankunft der Steuereintreiber von außerhalb verhieß nichts Gutes und nun drang aus dem Stadtkern Kampfeslärm bis zu ihnen. Allmählich begann sich abzuzeichnen, daß sich eine bewaffnete Menge dem Amt näherte, die es wohl auf die Karteien abgesehen hatte. Die Verwüstung des Finanzamtes war nicht mehr aufzuhalten.


    Die wenigen Truppen die in Uttarae stationiert waren, waren nicht ausgebildet für solche Situationen. Sie wurden meist zur Bewachung von öffentlichen Gebäuden gebraucht, seltener für kleinere Auseinandersetzungen. Mit einem ausgewachsenen Aufstand aber kamen sie nicht klar. Als sie unter der Führung des ehemaligen Optios Tadius Mutus am zerstörten Finanzamt eintrafen, waren sie den Bauern nicht nur zahlenmäßig unterlegen. Deren Kampfeswille war stark und brach die Verteidigung der sich ihnen entgegenstellenden Soldaten innerhalb kürzester Zeit.


    Der Aufruhr in Uttarae klang nicht ab, vielmehr ergriff er immer mehr Besitz von der einst so friedlichen Stadt.