Beiträge von Narrator

    Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg Wieder kam gleich ein ganzer Schwall an Fragen, die zeigten, dass der neue Imperator ungern Zeit verlor. Das kam dem alten Feldherrn aber entgegen.


    "Der Praefectus Praetorio war bisher eher... unkooperativ. Er scheint sich an den Eid auf Salinator gebunden zu fühlen, ebenso wie einige andere Prätorianer.", berichtete er zuerst über den Praefectus Praetorio. Für Iulius Proximus und die anderen galt dagegen etwas anderes: "Iulius, Pompeius und Octavius wurden dagegen prinzipiell verhaftet, weil sie offenbar Günstlinge Salinators waren und wir verhindern wollten, dass sie gegen uns arbeiten oder sich deinem Urteil entziehen. Dazu gehört übrigens auch der Procurator Annonae Germanicus Aculeo. Wie gesagt hat Tribun Duccius sie verhört, er wird Dir mehr sagen können." Genaugenommen hatte Cilo sich nicht groß mit den Gefangenen befasst, sondern diese Aufgabe dem Herrn der Castra Praetoria überlassen.


    "Decima Seiana ist die leibliche Schwester des Praefectus Praetorio und war wie gesagt auch in den Herrschaftsapparat des Vesculariers eingebunden. Die Acta haben auch in seinem Sinne berichtet. Es obliegt Deiner Entscheidung, ob Du die Propaganda-Chefin Deines Widersachers übernehmen willst." Er überlegte kurz, dann fügte er an: "Soweit ich gehört habe, waren die Acta zuletzt aber wenig aktiv und haben sich mit Hetze gegen Dich erstaunlich zurückgehalten."


    Blieben seine Ratschläge: "Ich würde bezüglich der Gefangenen generell raten, einen Bericht von Tribun Duccius einzuholen. Viele sind eher pro forma inhaftiert, einige könnten sicherlich freigelassen werden. Mit den wichtigsten Persönlichkeiten solltest Du aber wohl persönlich sprechen."


    "Bezüglich der Interims-Verwaltung kann ich Dir übrigens einen Teil meines Statthalter-Stabs zur Verfügung stellen, den ich mitgebracht habe. Solange dieser hier in Rom arbeitet, fehlt er allerdings in Germania Inferior." Im Grunde tat ein Statthalter als Repräsentant des Kaisers ja auch nicht sehr viel anderes als der Kaiser in Rom - nur eben in kleinerem Maßstab.


    "Sinnvoll wäre es sicher außerdem, Männer in die Schlüsselpositionen zu bringen, denen Du vertraust." Sicherlich hatte Palma seinerseits bereits eine lange Liste an Günstlingen, die ihn unterstützt hatten und nun an der Beute beteiligt werden wollten. "Je früher wir die Männer einarbeiten, desto schneller gewinnen sie Routine und können ihre Aufgaben voll ausführen."




    Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg Der Kaiser stellte eine ganze Menge Fragen, doch selbstverständlich hatte der Flaminier sich eingehend vorbereitet. Sein Adjutant hatte ihm die wichtigsten Informationen, die seine Männer zusammengetragen hatten, zusammengestellt. Jetzt musste er also nur eine Tabula hervorholen, während er die kleinen Smalltalk-Fragen beantwortete:
    "Ich habe mich schon wieder an mein Haus gewöhnt, Imperator. Aber ich bin ja auch schon eine Weile hier."


    Dann ging er zum Inhaltlichen über: "Jetzt aber zur Lage in Rom: Nach kurzer Belagerung konnten wir die Stadt ANTE DIEM XIII KAL MAR DCCCLXIII A.U.C. (17.2.2013/110 n.Chr.) einnehmen, nachdem Iulius Proximus, der als Tribun offenbar das Kommando über die Cohortes Urbanae und die Verteidigungstruppen führte, eingelassen hat. Unsere Truppen rückten unbewaffnet bis an den Palatin vor, der gestürmt werden musste. Leider konnten wir den Usurpator nicht lebend fangen, da dieser sich offensichtlich kurz vor unserem Sturm selbst den Tod gegeben hatte.


    Danach konnten wir die Stadt vergleichsweise leicht unter Kontrolle bringen. Alle wichtigeren Amtsträger wurden inhaftiert: Der erwähnte Iulius, die Auctrix der Acta Diurna Decima, der Curator Rei Publicae Octavius, der A libellis Pompeius und so weiter. Außerdem haben wir noch den Praefectus Praetorio in Haft. Einige Gefangene konnten uns aber bereits von ihrer Ungefährlichkeit überzeugen und wurden laufengelassen. Eine ausführliche Liste habe ich dabei." Er schob eine Tabula über den Schreibtisch. "Sie wurden von Tribun Duccius verhört. Er wird Dir Bericht erstatten, wenn Du es wünscht." Der Legat selbst hatte sich da nicht die Finger schmutzig gemacht.


    Er hatte auch anderes zu tun gehabt: "Die Lage in Rom ist ruhig, nachdem es anfangs zu Ausschreitungen gegen die vermeintlichen Günstlinge Salinators gekommen war. Aus diesem Grund habe ich alle Truppen wieder in ihre Standlager zurück gesandt. Natürlich mit Ausnahme der Truppen, die dich gestern empfangen haben.


    Die Verwaltung in Rom steht momentan relativ still. Ich habe Offiziere für die notwendigsten Aufgaben abgestellt, sodass die Versorgung der Stadt vorerst gesichert ist. Die Ordnung wird von den verbliebenen Truppen der Legiones I und II aufrechterhalten. Die Cohortes Urbanae sind noch entwaffnet, ebenso die Cohortes Praetoriae. Sie erwarten dein Urteil." Einen Moment sah er auf seine Tabula, dann ging es weiter:


    "Die politische Situation ist ebenfalls ruhig: Der Senat ist bis gestern nicht zusammengetreten. Zahlreiche Senatoren haben Rom offenbar kurz vor oder kurz nach der Belagerung verlassen, wie Du gestern auch in der Curia Iulia sehen konntest. Wie es scheint, haben sich auch die von Salinator Verfolgten bisher nur teilweise in die Stadt zurückgewagt. Einige Bittsteller haben sich auch bereits an mich gewandt, weil sie Opfer Salinators seien oder weil sie als seine ehemaligen Günstlinge auf Gnade hoffen. Ich habe aber vorerst keine Entscheidungen getroffen, die sich bis zu Deiner Ankunft aufschieben ließen."


    Noch einmal sah er auf seine Liste: Offensichtlich hatte er alles Wesentliche abgehakt. Blieb das, was zu klären war: "Was dringend anstünde, wäre die Neubesetzung der wichtigsten Stellen in der Getreideversorgung. Um diese zu erleichtern, wäre es sicherlich sinnvoll, die Besatzungstruppen möglichst bald in die Provinzen zurückzuschicken. Außerdem sollte bald wieder Ordnung in die Kanzlei kommen, die fast vollständig inhaftiert wurde. Ein dritter dringlicher Punkt sind schließlich die Verhandlungen mit Marius Turbo, der in Illyricum immer noch ein Heer unter sich hat. Soweit ich informiert bin, wird er aber vernünftig sein..."


    Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg Der Flaminier war natürlich sofort zur Stelle, als Palma nach ihm schicken ließ. Inzwischen hatte er seine Rüstung gegen eine Toga getauscht, denn mit dem Einzug des neuen Kaisers konnte die Gefahr eines Umsturzes wohl definitiv als gebannt betrachtet werden.


    "Mein Imperator!", begrüßte er ihn mit soldatischem Gruß, als er eintrat.






    So wie am Tag der Ankunft des Cornelius Palma in Rom gleich nach der Rede auf dem Forum hektische Vorbereitungen auf dem Capitol begannen, um ein Staatsopfer vorzubereiten, so brachen am zweiten Tag mit dem Morgengrauen hektische Vorbereitungen auf dem Marsfeld aus. Der Grund dafür lag darin, dass Cornelius Palma am Vorabend seinen Vertrauten mitgeteilt hatte, dass er eine Parade auf dem Marsfeld abnehmen wollte, um die Offiziere der verschiedenen Heere auszuzeichnen, die ihm den Weg nach Rom geebnet hatten. Dafür musste der Platz zwar nicht so gründlich gefegt werden wir vor dem Capitolstempel, aber dafür brauchte man ein hölzernes Podest, auf dem die Auszuzeichnenden Platz finden konnten, damit sie von ihren Soldaten und den sonstigen Zuschauern auch gesehen werden konnten. Und so erfüllte Baulärm den Platz, während die Sonne sich gerade erst erhob.

    Während Cornelius Palma das Forum Romanum gerade erst in Richtung Curia verlassen hatte, begannen am wichtigsten Tempel der Stadt schon die eiligen Vorbereitungen für ein großes Opfer. Eilig wurde der Platz vor dem Tempel gefegt, wurden Opfertiere herbeigeschafft und Opferschmuck hervorgeholt. Die Tempeldiener und verantwortlichen Priester konnten nur hoffen, dass die Senatssitzung recht lange dauerte, denn so ein Staatsopfer war nicht in wenigen Handgriffen vorzubereiten. Noch dazu, da der eine oder andere Funktionträger derzeit aus dem einen oder anderen Grund schlicht nicht zur Verfügung stand und somit andere unvorbereitet seine Aufgaben übernehmen mussten und überhaupt alle erst einmal vom Forum oder der Via Appia hier kommen mussten, wo sie den Einzug des neuen Kaisers verfolgt hatten.

    Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg Langsam strömten die Senatoren vom Forum in die Curia Iulia, die heute nicht von Liktoren, sondern von Soldaten der siegreichen Armeen bewacht wurden, die ebenfalls Fasces trugen (immerhin hatte ein Statthalter wie der Flaminier auch Anspruch auf diese Ehrenzeichen).


    Als es dann endlich so schien, als wären auch die gebrechlichsten Senatoren über die Schwelle getreten und an ihre Plätze gelangt, wurde die Tür von einer Soldatenkette versperrt, die Türen jedoch nicht geschlossen. Das Volk sollte ruhig mitbekommen, wie ihr neuer Princeps akklamiert wurde.


    Vorher übernahm der Princeps Senatus allerdings die etwas langwierigen Prozeduren, die vor einer Senatssitzung zu vollziehen waren. So waren Auspizien einzuholen, den Göttern zu opfern, dann musste die Liste der Anwesenden geprüft und die Beschlussfähigkeit festgestellt werden. Schließlich rief man den Flaminier auf, der den einzigen heutigen Tagesordnungspunkt vortragen würde:


    "Patres conscripti,", begann er mit der alten Formel, mit der man den versammelten Senat anzusprechen pflegte, "An diesem denkwürdigen Tag haben wir uns versammelt, um unserer nobelsten Pflicht nachzukommen: Als Herz des Staates, als Optimates obliegt es uns heute zu entscheiden, wer das Ruder des Staatsschiffes übernehmen soll, um es nach stürmischen Zeiten wieder auf Kurs zu bringen. Und die Stürme waren, wie wir bereits auf dem Forum hörten, äußerst heftig: Unser alter Kapitän Aelianus Valerianus fiel einem Mordkomplott zum Opfer, angestiftet von seinem engsten Vertrauten, der selbst das Ruder an sich riss, um es sogleich wieder fahren zu lassen. Unser Schiff wurde hin- und hergebeutelt, die Stürme rissen manchen unter uns hinweg in den Tod oder die Verbannung! Statt ehrbarer Männer holte der faule Kapitän Piraten an Bord, die gemeinsam mit ihm unsere Mannschaft, das Volk der Quiriten, ausbeuteten und zur Erschöpfung trieben!"
    Er blickte in die Runde. Viele Plätze waren leer, was bedeutete, dass die, von denen er gesprochen hatte, zumeist gar nicht erst erschienen waren. Doch wer wusste schon, ob nicht der ein oder andere Günstling Salinators nicht die Frechheit besaß, heute hier zu erscheinen?


    "Noch immer sind einige von Salinators Spießgesellen auf freiem Fuß und bringen Unfrieden in die Provinzen des Reiches. Doch immerhin ist das Ruder nun wieder in festen Händen, der unrechtmäßige Kapitän unschädlich gemacht! Nun müssen wir jedoch entscheiden, wohin die Fahrt gehen soll! Wollen wir weiteres Chaos? Neue Meutereien? Oder wollen wir das Staatsschiff lieber in einen friedlichen Hafen lenken, unter dem Kommando eines gütigen Kapitäns?"


    Er machte ein kurze Pause und blickte fragend in die Runde. Bis hierher hatte er sich vorbereitet, was nun kam, hatte er sich auf dem Weg hierher zusammengeschustert: "Valerianus mag unter furchtbarer Krankheit gelitten haben, aber er hat vorgesorgt, wie wir soeben hören durften: Nicht diesen fetten Vescularier hat er als seinen Nachfolger vorhergesehen, sondern den edlen Appius Palma aus dem Geschlecht der Cornelier! Diese Familie von ältestem Adel, die schon den Befreier von der Knute Hannibals hervorbrachte, jenen Scipio Africanus, wurde erneut dazu ausersehen, Rom von der Herrschaft eines Tyrannen zu befreien!
    Cornelius Palma ist euch allen wohlbekannt, dennoch möchte ich euch nochmals an seine Verdienste für diesen Staat erinnern: Noch unter Divus Traianus begann er seine Laufbahn als Senator, stieg auf bis zum Praetor Peregrinus, bekleidete gleich zweimal das Consulat, übernahm Statthalterschaften in Thracia, Syria und Asia. Kaum einer unter uns wird so viel Erfahrung mit der Verwaltung verschiedenster Ämter haben! Doch nicht nur hier, sondern auch im Kriegsdienst tat er sich hervor: An der Spitze der Legio VIII Augusta, die auch heute der Rechtmäßigkeit zum Sieg verhalf, bekämpfte er aufständische Germanen in Raetia und in Syria hielt er die Grenze gegen das Reich der blutdürstigen Parther! Für diese Leistungen wurde er mit Auszeichnungen geehrt, mit Ehreninschriften und Statuen wie auch mit zwei Hastae Purae.


    Es ist kein Wunder, dass Valerianus diesen verdienten Mann ausersehen hat, die Herrschaft zu übernehmen, sollte das Schicksal ihn seines Sohnes berauben. Dennoch will es die Mos Maiorum, dass wir, der Senat von Rom, das letzte Wort haben!
    Und deshalb beantrage ich, dem zweimaligen Consularen Appius Cornelius Palma jene Rechte zu übertragen, die seit mehr als hundert Jahren dem ersten Mann des Staates zustehen! Ich beantrage, ihm den Ehrennamen des Augustus zu verleihen, ebenso die Tribunicia Potestas zu übertragen, das Imperium Maius für alle Provinzen des Reiches und alles weitere, was nötig ist, um das Wohl des Staates zu sichern!"


    Die Rede wurde sehr emotional vorgetragen und am Ende wartete der Flaminier mit Schweißperlen auf der Stirn auf den Applaus, der von den Anhängern Palmas nun losbranden würde.


    Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg Direkt nach Palma ging auch der Flaminier die Stufen zur Curia Iulia hinauf. Er war noch nicht hier gewesen, seit er vor inzwischen einigen Jahren nach Germania aufgebrochen war, um seine Statthalterschaft zu übernehmen. Wenn er damals geahnt hätte, dass er eines Tages einem seiner Kollegen den Weg zum Kaiserthron ebnen würde...


    Und doch stand er jetzt da. Im Gegensatz zu den anderen nahm er nicht Platz, sondern blieb gleich stehen, denn es würde an ihm sein, den entscheidenden Antrag zu stellen. Zuerst war es aber am Princeps Senatus, die üblichen Formalitäten zur Eröffnung der Sitzung abzuwickeln, sobald alle anwesenden Senatoren versammelt waren.




    Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg Der Kaiser schien kaum Notiz davon zu nehmen, dass man die Iunierin dermaßen attackierte. Stattdessen sagte er noch ein paar schöne Floskeln und machte sich dann auf zum Senat. Auf dem Fuß folgte der Flaminier seinem neuen Kaiser.


    Als er den Duccier passierte, fiel ihm ein, dass dieser noch gar kein Senator war - also brauchte er eigentlich auch nicht in den Senat mitzukommen. Damit war er prädestiniert dafür, hier alles weiter unter Kontrolle zu halten.
    "Duccius, du übernimmst hier draußen das Kommando! Sorge dafür, dass alles ruhig bleibt!", befahl er und ging dann weiter zur Curia Iulia.




    Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg Auch der Flaminier blickte überrascht drein, als er sah, wer aus dem Wagen stieg. Er kannte die Gattin Palmas vom Sehen und wenn er nicht plötzlich eine halb so alte Frau geehelicht hatte, war sie das nicht.


    Als sie geendet hatte, war das Gesicht des Feldherrn eine rätselhafte Maske, die aber rasch energische Züge annahm, als der Pöbel plötzlich wütend wurde. Er ging zwei Schritte zur Seite, wo Duccius Vala und Aurelius Lupus standen, die noch immer interimistisch jeweils eine ganze Legion kommandierten. "Lasst für Ruhe sorgen!", befahl er den beiden. Dann ging er wieder zurück an die Seite seines Kaisers. Letztlich würde Palma entscheiden müssen, ob man Axilla weiter dem Zorn der Menge preisgab oder sie rasch wegschaffte.




    Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg "Ich werde mit dem Kaiser über dein Anliegen sprechen, sobald sich die Gelegenheit ergibt.", antwortete er etwas unbestimmt. Ob dies bedeutete, dass er sich explizit für den jungen Vinicier einsetzte oder dass er es einfach weitergab, war nicht erkennbar.


    Dann sah er zu den Offizieren, die ihn erwartungsvoll ansahen. "Nun muss ich mich aber leider entschuldigen. Tribun Duccius wird dir für weitere Fragen zur Verfügung stehen." Er sah zu Vala und nickte. Dann wandte er sich wieder den anderen Offizieren zu.




    Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg Dass der Sohn eines Consulars als einfacher Fußsoldat in den Militärdienst eintrat, war natürlich jenseits jeder Vorstellungskraft für den Flaminier. Umso wohlwollender stellte er fest, dass der junge Vinicier sich weiterbildete und damit auch notwendige Qualifikationen für weitere Aufgaben erwarb.
    "Das ist löblich. Der Militärdienst ist die vornehmste Bürgerpflicht eines jeden echten Römers und auch dein Vater war ja ein großer Soldat!", antwortete er schließlich und dachte daran, dass er selbst unzählige Jahre bei den Adlern verbracht hatte: zuerst als Tribun, dann als Legat und nun sogar als Feldherr eines großen Truppenverbands. "Allerdings ist es Sache des Kaisers, seine Offiziere zu ernennen. Und da der Kaiser ja bald schon hier sein wird, möchte ich ihm in dieser Sache nicht vorgreifen, wie du sicher verstehen wirst."


    Das mochte nicht ganz das sein, was Massa hatte hören wollen, doch konnte Cilo immerhin anfügen: "Soweit ich weiß, war dein Vater aber ein Freund Palmas, sodass er sich sicherlich deiner annehmen wird. Und ich werde ihm dein Anliegen gern vortragen." Immerhin hatte er nicht damit gelogen, dass Palma eine Menge neuer Offiziere und Amtsträger brauchen würde! "Bis dahin kannst du deine Ausbildung abschließen."



    Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg Der Feldherr musterte den jungen Vinicier mit ernstem Blick. Der Junge kam ganz nach seinem Vater, wie es schien.
    "Wir alle wissen, wer der wahre Mörder Valerianus' war. Es gibt keinen Verdacht, von dem du deine Familie befreien müsstest!", erklärte er dann leutselig. "Aber es ehrt dich, dass du dich für dein Vaterland einsetzen willst. Gerade in einer solchen Situation wird der neue Kaiser loyale Mitarbeiter suchen, um die unwürdigen Günstlinge Salinators zu ersetzen."


    Für einen Moment hielt er inne, dann wurde sein Blick etwas abschätzend. "Aber sag, junger Vinicius: Wie alt bist du? Hast du bereits deine Ausbildung vollendet?" Letztendlich wusste der Flaminier doch noch wenig über Massa, der auch nicht so aussah, als hätte er schon viel Lebenserfahrung angesammelt. Bevor man also nach einem sinnvollen Platz für den jungen Aristokraten suchen konnte, galt es also zuerst seine Fähigkeiten erforschen.


    Gaius Flaminius Cilo

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    Sim-Off:

    Oh, das hatte ich übersehen.


    Als Duccius Vala eintrat, war der Flaminier eigentlich gerade in einer Besprechung mit mehreren Offizieren, um die Ankunft des Imperator zu planen. So sah er etwas unwillig auf, weil man ihn störte. Die Erklärung, worum es ging, ließ ihn dagegen erstaunt dreinblicken. Er kannte den jungen Mann nicht - dafür aber dessen Vater recht gut!


    Mit wenigen Schritten hatte er den Tisch umrundet, auf dem man eine Karte mit der Stadt Rom ausgebreitet hatte. Dann streckte er dem jungen Aristokraten die Hand hin.
    "Salve, Vinicius!", begrüßte er ihn mit ernstem Blick. Einen Moment schien er nach den richtigen Worten zu suchen, dann sagte er "Mein aufrichtigstes Beileid. Ich bin untröstlich, dass wir nicht rechtzeitig nach Rom gelangten, um deinen Vater zu retten." Wie man hörte, hatte man den Consular nicht sehr lange vor der Eroberung der Stadt hingerichtet.


    Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg An der Spitze der Offiziere ritt der Flaminier in die Stadt ein. Zufrieden stellte er fest, dass zahlreiche Schaulustige sich aufgereiht hatten und dem Befreier Roms zujubelten, darunter einige Männer, die er eigenhändig für das Stimmungmachen bezahlt hatte. Natürlich hatte er selbst noch nie einen Triumph gefeiert, aber das war wohl das, was so einem Event am nähesten kam. Während er durch den Jubel der Menge ritt, fragte er sich, ob er und seine Leute noch andere Ehren erhalten würden als die, dem Kaiser in die Stadt zu folgen.


    Der Reisewagen hinter ihm fiel ihm dagegen gar nicht auf - er nahm wohl an, dass darin die Gattin des zukünftigen Kaisers verborgen war.


    Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg Offensichtlich hatte es ein paar Abstimmungsprobleme gegeben, denn zu seiner größten Überraschung musste der Flaminier feststellen, dass Aurelius Lupus ihn in seiner Militärrüstung mit großen Augen ansah. Man hatte ihn also nicht informiert, sodass das Prozedere eine kleine, unfreiwillige Pause bekam. Der Feldherr nutzte die Zeit, um vom Pferd zu steigen und persönlich die Quadriga in Augenschein zu nehmen, die man dem neuen Kaiser bereitgestellt hatte.


    Als es dann endlich weiterging, saß er allerdings wieder auf seinem Pferd und kurz darauf durfte er endlich dem Mann entgegentreten, für den er seine Karriere, seine Familie und sein Leben riskiert hatte. Er konnte sich nicht mehr recht an das letzte Mal erinnern, als er dem Cornelier gegenübergetreten war. Es musste vor Jahren im Senat gewesen sein. Irgendwie hatte er ihn aber imposanter in Erinnerung gehabt, auch die Stirn war damals noch nicht über den ganzen Kopf gegangen. Immerhin hatte er den alten entschlossenen Blick und ein Funkeln in den Augen, das vielversprechend war.


    "Imperator, als dein Statthalter in Rom begrüße ich Dich im Namen des Senats und des Volkes von Rom. Deine Stadt erwartet dich sehnsüchtig!", begrüßte er Palma mit staatstragender Miene. Mit einer Hand wies er auf die goldbeschlagene Quadriga, der vier makellose Schimmel vorgespannt waren. Der aufmerksame Beobachter würde außerdem sehen, dass die Beschläge des Wagens einerseits Szenen aus den punischen Kriegen des Cornelius Scipio Africanus, andererseits aus dem Leben des Diktators Cornelius Sulla darstellte.


    Nachdem der alte Princeps Senatus eine Anstalten machte, das Wort zu erheben, fügte Cilo schließlich an: "Der ehrenwerte Princeps Senatus hat ebenfalls einige Worte an den neuen Princeps des Imperium vorbereitet!"


    "Hervorragend!" stellte der etruskische Reiter fest und seine Freude schien eindeutig größer zu sein, als es der festliche Gesichtsausdruck seiner Reitermaske zu vermitteln vermochte. Er ergänzte noch einige Informationen, wo das Heer des Kaisers sein Lager aufzuschlagen gedachte, da es natürlich nicht in der Stadt lagern konnte. Dann aber verabschiedeten sie sich wieder, um ihrem Auftraggeber Bericht zu erstatten und ihm den Weg frei zu machen.

    Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg Die etruskischen Reiter wurden ohne Umschweife direkt zu Flaminius Cilo und seinen Offizieren vorgelassen. "Salvete, ihr Männer von Etruria!" begrüßte der Feldherr die Vorhut, die ihn an die Reise durch deren Land erinnerte. So prächtig waren sie allerdings bisher noch nicht aufgetreten - offenbar hatten sie sich auf diesen Tag gut vorbereitet.


    Das galt aber auch für die "Rebellen" in Rom, die jetzt nicht mehr Rebellen, sondern legitime Machthaber waren. Entsprechend stand eine Quadriga bereit, eine Schar von Senatoren war aufgetrieben worden und auch diejenigen Priester, die keine ausgesprochenen Günstlinge des Vesculariers gewesen waren, standen bereit.
    "Alles ist vorbereitet für unseren Imperator. Ganz Rom erwartet seinen Befreier!", erklärte der Flaminier deshalb schlicht.


    Die Befehle kamen für den Praefectus der Classis Ravennas alles andere als überraschend, denn natürlich hatte er die Lage in Rom und der Umgebung mitverfolgt, soweit das von seinem Stützpunkt aus möglich war. Natürlich hatte er auch Nachrichten und Befehle von der Gegenseite erhalten, zum Beispiel von Marius Turbo, dem Feldherrn im Osten, der von Cornelius Palma mit einem geschickten Manöver abgehängt worden war, so wie zuvor schon die Classis selber zwischen Achaia und Asia übertölpelt worden war. Es war eine Mischung aus Frust über dieses Manöver, Anerkennung für die Leistung des Corneliers und Sorge um die Sicherheit der Grenzen des Reiches, die den Praefectus Classis schließlich dazu bewogen hatte, Marius Turbo nur zögerlich mit Transportkapazitäten zu Hilfe zu kommen, was letztlich der Grund dafür gewesen war, dass dieser nicht mehr in Rom hatten eingreifen können, sondern sein Heer zum Teil noch immer auf dem Landweg unterwegs hatte. Die jetzigen Befehle nahm der Praefectus Classis dann auch zum Anlass, aller weiteren Bestrebungen dieser Art einstellen zu lassen und die Schiffe tatsächlich Ravenna oder aber Häfen außerhalb Italias anlaufen zu lassen, wo sie keine weitere Gefahr für Rom darstellen konnten.

    Die ersten aus dem Heerzug des Cornelius Palma, die Rom und das dort wartende Empfangskomitee erreichten, waren einige der etruskischen Reiter, die mit ihrem Erscheinen in der Schlacht von Misenum für die Entscheidung gesorgt hatten und die Cornelius Palma daher nur allzu gerne auch mit nach Rom genommen hatte. Mit ihren bunten Feldzeichen und blinkenden Reitermasken sorgte sie auch hier für ein imposantes Erscheinungsbild, das dem Anlass mehr als angemessen war. Zielsicher hielten sie auf die hochrangigsten der versammelten Offiziere zu, da diese ebenfalls gut zu erkennen waren, zügelten dann ihre Pferde und grüßten. "Salvete! Cornelius Palma, siegreicher Feldherr und Kaiser Roms, hat uns vorausgeschickt, seine Ankunft anzukündigen", erklärten sie feierlich. "Er möchte sich vergewissern, dass alles zu seinem Einzug bereit ist. Sind Vertreter des Senates anwesend, die ihm trotz seines Status als Feldherrn den Einzug in die Stadt gestatten? Ist ein Haruspex Roms anwesend, der prüfen kann, ob die Götter mit eben jenem Einzug einverstanden sind? Steht eine Quadriga bereit, auf der der Einzug erfolgen kann?", erkundigten sie sich nach den Dingen, die ihnen aufgetragen worden waren.

    Im Inneren des Arbeitszimmers befand sich, standesgemäß in eine voluminöse Toga gehüllt und auf dem Stuhl hinter dem Schreibtisch platziert, der Hausherr und Consul. Ebenfalls im Raum, auf einem Korbstuhl, im feinen Gewand und geschmackvoll ausgesuchtem Schmuck, seine Frau. Außerdem noch zwei weitere Herren, ebenfalls in Toga, die man wohl als Klienten oder Vertraute des Consuls identifizieren konnte. Durch die Fenster zum Garten hin fiel Licht, das den aufgeräumten Schreibtisch erhellte, auf dem einige Schreibutensilien lagen und standen sowie eine kleine Schale, in der etwas Weihrauch auf einer schwach glimmenden Kohle verbrannt wurde. Dieser konnte allerdings den Geruch im Raum nur mäßig bessern, der im wesentlichen von den großformatigen Blutlachen bestimmt wurden, die sich in unmittelbarer Nähe der aufgeschnittenen Pulsadern der Anwesenden auf dem Boden beziehungsweise Teilen des Schreibtischs verteilt hatten.