Beiträge von Narrator

    | Gaius Verrius Gallus


    Die Befürchtungen bewahrheiteten sich tatsächlich, denn nicht nur die eigenen Männer, auch der Feind drängte nun in Richtung der Landmarke, auch wenn Gallus sich plötzlich fragte, wie man immer so deutlich sah, welches Feldzeichen zur XXV. und welches zur II. gehörte - die Soldaten konnten ja unmöglich alle kennen und die oberste Plakette, die bei ihnen den Löwen, das Legionsemblem zeigte, war auf die Ferne sicher auch nicht erkennbar. Wahrscheinlich wussten alle das schlicht deshalb, weil die Neuigkeit des feindlichen Signum durch Brüllen und Schimpfen weitergegeben wurde - und weil die II. wohl kaum besonders viele Signifer direkt an den Wall stellte.


    Es blieb dem Verrier allerdings wenig Zeit, über diese Frage nachzudenken, denn kaum hatte er einen seiner Gegner verwundet, traten zwei Neue an seine Stelle. Während er nach vorn kämpfte, schoben die Kameraden von hinten, was das ganze noch unangenehmer machte.


    Als er dann wieder hinter seiner Deckung hervortauchte, sah er plötzlich eine Crista Transversa vor sich - und dann nichts mehr. Der Mann hatte ihm irgendwas ins Gesicht gespuckt und es dauerte eine Weile bis er erkannte, dass es Blut war - was war das für ein Wahnsinniger? Mit dem Handrücken seiner Schwerthand versuchte er sich rasch, das widerliche Zeug aus den Augen zu wischen, aber so ganz einfach war das bei dem Blut-Speichel-Gemisch nicht. So kam es auch, dass er den neuen Schubangriff nicht bemerkte, der ihn das Gleichgewicht verlieren ließ.


    "Scheiße!"


    rief er nur aus, dann fiel er rückwärts, brachte auch den noch immer schwer atmenden und völlig überraschten Turbo zu Fall und stürzte über die von ihm selbst abgebaute Brüstung. Natürlich riss er einige Kameraden, bekam auch einen Schnitt am Arm von einem befreundeten Gladius, doch das störte ihn wenig: Vor allem schmerzte der Reibung an den Beinen und der Aufprall am Ende des Walls. Natürlich schlug er mit dem Kopf zuerst auf und sah erstmal Sterne.


    Als er endlich wieder zu sich kam, lagen zwei weitere tote Kameraden auf seiner Brust - zum Glück bewahrte ihn die Rüstung davor, von ihnen erdrückt zu werden. Oben auf dem Wall war das Feldzeichen verschwunden - der Feind, wahrscheinlich angeführt von dem verrückten Blutspucker hatte Quintus offensichtlich erledigt. Eine dumme Sache - das Feldzeichen zu verlieren, war die höchste Schande einer Einheit. Und er, Gallus, war schuld daran. Das gab ihm erstmal einen Dämpfer und er beschloss, sich noch ein bisschen tot zu stellen - um ihn herum rannten sowieso genügend frische Legionäre herum.


    Was der Verrier allerdings nicht sehen konnte, war, dass ihr Modell die eigenen Leute offensichtlich angespornt hatte, denn bald schon gab es mehrere ähnliche Brückenköpfe, die mit hohem Blutzoll bezahlt werden mussten - aber auch wurden!
    [Sim-Off] Kleiner Hinweis: Unser Signifer lag schon tot irgendwo. Das Feldzeichen wurde von Quintus, einem älteren Legionär gehalten - ist aber egal ;) [/simoff]

    Jeder Ansturm der salinatortreuen Truppen kostete die Getreuen Palmas Kraft und forderte einen Blutzoll auf beiden Seiten. So nahm das unausweichliche Schicksal der zahlenmäßig deutlich unterlegenen Truppen um Kaeso Triarius Barbillus bald seinen Lauf. Die rechte Seite der Verteidiger brach als erste ein und binnen weniger Augenblicke führte dies in einer Kettenreaktion zu einem Sturz der gesammten Blockadelinie. In hektischen Rückzugsgefechten scharten sich die Soldaten so gut es noch ging um ihre Feldzeichen oder Kommandeure, um nicht als einzelne Versprengte einfach niedergemacht zu werden und ergaben sich dann befehlsgemäß dem übermächtigen Feind.


    Wenig später kam Marius Turbo den Hang hinauf geritten, um sich selber ein Bild von der eingenommenen Stellung zu machen. Erst als er Anweisungen gegeben hatte, wie seine Truppen den freigekämpften Weg nun nutzen sollten, um ihren Marsch nach Süden fortzusetzen, hielt er es für nötig, persönlich auch mit dem gefangengenommenen Anführer der Gegner zu sprechen. Der Wortwechsel fiel kurz aus. Immerhin Römer gegen Römer, so dass sie bequem in derselben Sprache sprechen konnten, aber doch auf so unterschiedlichen Standpunkten, dass man meinen konnte, sie kamen aus verschiedenen Welten. Kaeso Triarius Barbillus zeigte keine Angst vor welche Strafe auch immer, solange er und seine Soldaten am Leben blieben, denn er war überzeugt, dass Cornelius Palma siegreich sein würde und sie bald wieder frei und noch dazu Helden sein würden. Quintus Marius Turbo widerum verspürte keine großen Ambitionen auf monströse Prozesse und drakonische Urteile, ging er doch fest von einem Sieg Salinators aus, der sich dann persönlich in Rom um die Aburteilung der Verräter kümmern konnte.


    So wurden die gefangengenommen Soldaten nur entwaffnet und in den nächsten Tagen auf mehrere kleine, gut bewachte Lager verteilt, während der gefangenen Offiziere als hochwertige Beute den Heerzug weiter nach Süden begleiten mussten. Sie erreichten den Ort, an dem Cornelius Palma zuletzt gelagert hatte, mehrere Tage, nachdem dieser ihn verlassen hatte.

    | Lucius Licinius Messalinus


    Während die Kaiserlichen im Norden un Süden bei Überqueren des Astico ihre wollenen Tunicae mit dem Wasser des Flusses vollgesogen hatten, war dies Messalinus und seinen Männer trockenen Fußes gelungen. Da die Brücke nach Vicetia natürlich aus Stein gebaut war, hatten die Pioniere der Rebellen das Bauwerk auf die Schnelle nicht abreißen können - oder wollen. Zusätzlich war sie nicht sehr stark bewacht gewesen - die Vorhut hatte die wenigen Plänkler des Feindes rasch vertrieben, sodass der Feindkontakt vorerst weiterhin ausblieb.


    Dann aber waren sie in die Reichweite der Geschütze auf den Stadtmauern gekommen und ein Hagel von Pfeilen, Wurfgeschossen aller Art bis hin zu richtiggehenden Speeren waren niedergegangen - obwohl der Licinier wie auch seine Kollegen ihre Männer möglichst nahe am Fluss führten, um unnötige Verluste zu vermeiden.


    Schließlich war es unvermeidlich geworden, sich dem Pfeilhagel auszusetzen, um den feindlichen Stellungen näher zu kommen. Für Messalinus, der schon hunderte Gefechte erlebt hatte (er hatte damals schon beim Dakerkrieg des Divus Traianus mitgemacht), war es nicht ganz so schlimm, aber die getroffenen Frischlinge schrien wie kleine Mädchen und zogen die Moral der ganzen Centuria hinunter. So war er ganz froh, als sie endlich den Graben erreichten und den Feind zwangen, seinen Beschuss einzustellen, wenn er nicht die eigenen Leute treffen wollte.


    Dafür musste er nun feststellen, dass sie der Legio I Traiana gegenüberstanden, die Gerüchten zufolge eine Art B-Prätorianer waren. Trotzdem rang dies dem alten Hasen nur ein grimmiges Lächeln ab - er würde das erst austesten, bevor er es glaubte. Dafür musste er sich noch eine Weile gedulden, denn zuerst schlug eine andere Cohorte los, während seine besten Speerwerfer versuchten, die Pila der ganzen Truppe über den Wall und den Graben hinweg ins Feindesland zu werfen, während die hinteren Reihen die der Gegner aus den Schilden zu ziehen versuchten.


    Kurze Zeit später stolperte dann allerdings der Centurio der angreifenden Gruppe vorbei und bedeutete ihm, dass seine Leute aufgerieben waren. Dann ertönte auch schon das Horn und mit einem


    "Vorwärts, ich will die Corona Vallaris!!!"


    stürmte er mit seinen Männern gegen den Wall. Der Sprung in den Graben war dabei erstaunlich niedrig, denn sie landeten krachend auf den Rüstungen der gefallenen Kameraden, weshalb manche mit ihren genagelten Sohlen ausrutschten. Trotzdem ermüdete der Messalinus nicht, sondern trieb seine Legionäre weiter - immerhin hatten sie den Vorteil, dass ein Großteil der feindlichen Pila bereits auf die bemitleidenswerten Kerle, auf denen sie jetzt herumtrampelten, niedergegangen war.


    "Weiter, weiter!!!"


    brüllte der Centurio und begann höchstpersönlich, den Wall hinaufzuklettern. Jetzt würden ein paar frische Gegner auf die abgekämpfte erste Cohorte er Prima kommen, die dort oben tapfer focht...

    | Gaius Verrius Gallus


    Als Gallus oben angekommen war, stellte er fest, dass Turbo und ein paar andere aus seiner Centuria bereits oben standen und eine Art Brückenkopf auf dem Wall gebildet hatten. Er steckte sein Gladius weg, packte das nächstbeste Pilum Muralium, das vor ihm die Brustwehr bildete, warf seinen Scutum in den freien Raum zwischen seinen Kameraden und sprang hinüber - wenn man doch wenigstens nicht am Ende auch noch über diese widerlichen Spitzen klettern müsste, um den Feind zu erwischen!


    Plötzlich hatte der Verrier eine Idee: Anstatt sich selbst auf den Feind zu stürzen, reichte er den Schild an Publius, der seinen offensichtlich bereits verloren hatte und wandte sich der Brustwehr zu. Mit ein paar Schnitten seines Dolchs hatte er die Seilverbindung zwischen den Pila durchtrennt und es brauchte nur zwei Versuche, um das erste Pilum aus dem Boden zu ziehen. Ein Blick nach unten zeigte ihm, dass es nun tatsächlich nicht mehr allzu schwierig sein würde, den Wall an dieser Stelle zu überqueren: Unten lagen jede Menge toter Kameraden, die den Graben fast ausfüllten, wenn er nun hier oben die Brustwehr einriss, würde man relativ leicht einbrechen.


    Nachdem er schließlich einige weitere Pila aus dem Boden gezogen hatte, blickte er sich um und entdeckte endlich sein Feldzeichen. Einen Moment fragte er sich, warum der Signifer kein Tierfell mehr trug, dann entdeckte er das graue Wolfsfell zwischen den Toten - Quintus, ein älterer Legionär, anderes hatte das Signum übernommen.


    "Quintus, hierher!"


    brüllte Gallus über den Schlachtenlärm hinweg und wie durch ein Wunder reagierte der Veteran mit dem Feldzeichen tatsächlich. Fragend sah er hinauf zu der Lücke in der Brustwehr, dann endlich erkannte er und kam gemeinsam mit seiner kleinen Leibwache, die sich spontan um ihn bildete, bis an den Wall vor. Der Verrier winkte nochmals - wenn die Kameraden unten das Feldzeichen auf dem Wall sahen, würden sie zweifellos herkommen und konnten den leichteren Einstieg nutzen!


    "Gib her, dann kannst du raufklettern!"


    rief er hinunter, als Quintus endlich unten ankam. Mit zwei Händen ergriff er den Schaft unterhalb der versilberten Hand und nahm das Feldzeichen nach oben - noch nie hatte er es in der Hand gehalten und erst jetzt fiel ihm auf, dass seine Centuria doch schon einige Auszeichnungen erhalten hatte, derer auf versilberten Plaketten am Schaft gedacht wurde. Dann hatte er es aber endlich oben und drehte sich um.


    Was er sah, schockierte ihn ein wenig: Vor lauter Begeisterung für seine Idee hatte er ganz das Kampfgeschehen hinter sich aus den Augen verloren - und natürlich gefiel es den Männern der II. überhaupt nicht, dass man ihre Schanzarbeit zunichte machte und jetzt, da das Feldzeichen über die Helme des Feindes ragte, konnte man auch deutlich sehen, wo ein Einbruch gelungen war, weshalb nur noch vier Kameraden - darunter zum Glück auch Turbo - standen, die bereits so weit zurückgewichen waren, dass sie den Verrier richtig bedrängten. Allerdings nahte auch schon Rettung, denn nicht nur Quintus, sondern auch ein paar weitere Kameraden kamen nun nach oben - konnten aber nicht weiter, denn es fehlte an Platz.


    "Beim Orcus, macht Platz, verdammt!"


    brüllte Quintus ungeduldig, doch leichter gesagt als getan - Turbo und die anderen kämpften schon eine ganze Weile hier, ohne Pause und den typisch römischen Reihenwechsel. Mit letzter Kraft stießen sie nun aber doch die Scuta nach vorn und gewannen so ein klein wenig Raum, um Quintus und zwei Männer mit Scuta heraufzulassen. Gallus stieß das Feldzeichen in den Boden und näherte sich dem alten Turbo, der am geschafftesten von allen aussah.


    "Gib mir den Schild! Ich mach' weiter!"


    brüllte er ihm ins Ohr und schob sich seitlich in die Schlachtreihe. Zwischen zwei Schlägen des Feindes griff er über Turbos Hand an die Halterung und dieser zog seine weg. Sofort ließ der alte sich zurückfallen und saß auf seinem Allerwertesten, während Gallus nun Platz hatte und mit einem Stich ins Leere den Gegner in die Deckung zwang. Ein flüchtiger Blick über die Köpfe der Feinde hinweg zeigte ihm, dass sie in näherer Umgebung das einzige Feldzeichen der XXV. auf den Wall gebracht hatten - ob das eine Corona Vallaris für den Centurio geben würde?




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    Mehrere Tage waren die geschäftigen Männer in der Stadt geblieben, dann waren sie so unauffällig verschwunden, wie sie gekommen waren. Der Hafen indes hatte sich deutlich geleert und zahlreiche Schiffe waren nach Süden ausgelaufen, trotz der schon ungüstigen Jahreszeit für die Seefahrt. Einige steuerten tatsächlich die afrikanische Küste an, die meisten anderen fuhren jedoch nach Osten, an die Küste Achaias. Hier wartet ihr eigentlicher Auftraggeber auf sie und er hatte anderes zu verladen als Getreide.


    Einige Tage später am Morgen waren die ersten von ihnen wieder da, nachdem sie eine mondhelle Nacht hindurch gesegelt waren. Was sie anlandeten war nichts anderes als die verbleibende Armee des Cornelius Palma. Hier in Rhegium hatte sie nun wirklich niemand erwartet und die ersten Offiziere erfreuten sich sichtlich an den verdutzten Gesichtern der Stadtoberen, die im Hafen zusammen gekommen waren. Dann zogen sie aber auch schon los, um jede Stunde zu nutzen und auf der breiten Küstenstraße mit leichtem Gepäck noch möglichst weit zu kommen.

    | Manius Laberius Maturus


    Am Nachmittag, nachdem die Praetorianer ebenfalls ein wenig Schlaf bekommen hatten, wurde zum Abmarsch geblasen. Wenig später marschierte das gesamte Heer vor dem Lager auf, wo man eine Tribüne für Maturus und Serapio errichtet hatte. Vorn standen die Praetorianer, dahinter nach Legionen gestaffelt das gesamte kaiserliche Heer - eine gewaltige Streitmacht, wie dem Laberier wieder einmal bewusst wurde. Das größte Heer, das er jemals befehligt hatte - und wohl auch jemals befehligen würde!


    Wie üblich wurden vor Beginn der Schlacht Auspizien eingeholt - natürlich im Namen des einzig rechtmäßigen Imperator Caesar Augustus Vescularius Salinator! Und auch wenn die Hühner trotz ihrer langen Diät (für solche Tage verließ Maturus sich lieber nicht auf die Schicksalswinke der Götter, um die Männer nicht zu verunsichern) nicht unbedingt begeistert nach den Körnern pickten, wurden die Zeichen schließlich als glückverheißend für das gesamte Imperium gewertet.


    Damit war es Zeit für die Adlocutio des Feldherrn, die große Rede, die natürlich schriftlich ausgearbeitet worden war und an vielen Stellen des Heeres von den Tribunen parallel verlesen wurde:


    "Milites!


    Der Tag der Abrechnung ist gekommen! Meilen um Meilen sind wir marschiert, haben Unwetter, Krankheit und Feindseligkeiten auf uns genommen, um heute hier zu stehen!


    Manch einer fragt sich vielleicht: Wozu? Vielleicht denkt sich mancher: Die auf der anderen Seite sehen aus wie ich! Das sind doch Römer, Brüder!


    Ich aber sage euch: Diejenigen irren sich gewaltig!


    Denn was macht einen Römer aus? Etwa ein eiserner Helm, ein kurzes Schwert und ein Scutum? Genügt es, in der Acies Triplex aufzumarschieren, vereint hinter einem goldenen Adler?


    Nein, Männer! Nur eine Armee auf dem Schlachtfeld heute wird aus wahren Römern bestehen! Nur eine wird mit dem Segen des Iuppiter Optimus Maximus und des Mars in die Schlacht ziehen! Und das sind wir!


    Denn was macht einen Römer aus?


    Da wäre Honestas, die Ehre! Ein Römer tut immer das, was seiner Ehre angemessen ist! Dazu gehört, dass er zu seinem Wort steht! Ein Römer spricht nichts leichtfertig aus, schon gar keinen Eid! Und deshalb stehen wir hier, selbst wenn mancher vielleicht Angst haben sollte, denn wir haben einen heiligen Eid geschworen, der Respublica und dem Imperator Caesar Augustus Gehorsam entgegenzubringen und sie zu verteidigen bis zum Tod! Diese dort dagegen haben ihren Eid schändlich gebrochen und damit jede Ehre verloren!


    Hinzu kommt Industria, der Fleiß! Seit alters her ist der Römer ein einfacher Mann und trotzt seinen Lebensunterhalt als Bauer der Erde ab! Zu ernten, wo er nicht gesäht hat, das steht ihm nicht an! Aber seht euch an, was diese dort tun: Sie glauben, durch Drohung den gesamten Staat unter ihre Herrschaft zu bringen! Ihre Anführer, viele junge Burschen, die gerade erst die Toga Virilis angelegt haben, glauben sich den langen Weg, den unermüdlichen Einsatz im Cursus Honorum sparen zu können, um mit einem Staatsstreich die Macht übernehmen zu können! Und ihr Heer wird angetrieben von der Gier, zur Belohnung für ihr schändliches Tun fette Beute zu machen wie Straßendiebe, die zu faul zu ehrlicher Arbeit sind!


    Auch Prudentia, die Weisheit, ist eines Römers würdig! Er weiß stets, wo sein Weg ist und hält sich an das, was ihm die Ahnen vorgegeben haben! Doch was tun diese dort? Sie verlassen die Mores Maiorum und bringen Leid und Tod über den Staat! Das Land wird Jahre und Jahrzehnte brauchen, um sich von diesen Wunden zu erholen - und trotzdem haben diese dort ohne Nachdenken einen Bürgerkrieg angezettelt!


    Doch vor allem zeichnet Pietas einen wahren Römer aus! Er weiß, dass er die Götter zu ehren, seine Familie zu respektieren und den ihm Vorgesetzten zu dienen hat! Diese dort aber sind erfüllt von Stolz! Decimus Serapio, der herbeigeeilt ist, hat mir heute morgen bestätigt, dass die Anführer dieser dort zweifellos unseren geliebten, verstorbenen Imperator Caesar Augustus ermordet haben! Sie haben den, den die Götter auserwählt hatten uns gerecht zu beherrschen, den Pater Patriae, der für sie sorgte wie ihr eigener Vater, niedergemetzelt! Und sie spucken auf sein Andenken, verraten seinen letzten Willen! Wer dies tut oder auch nur einen solchen Vatermörder unterstützt, kann kein Römer sein!


    Am wichtigsten von allen Tugenden eines Römers ist aber die Virtus, die Tapferkeit! Ohne Furcht steht ein Römer ein für die Seinen! Ohne Angst stellt er sich jedem Kampf, sei er noch so schmerzlich! Und dies werden wir heute unter Beweis stellen! Diese dort haben keine Ehre im Leib, sind faul, dumm und pflichtvergessen! Sie sind in ihr eigenes Vaterland gekommen, um genau dort Krieg und Tod zu verbreiten, wo das Imperium am verwundbarsten ist! Mit Tapferkeit hat das wirklich nichts zu tun!


    Und das wird sich gleich auf dem Schlachtfeld bewahrheiten! Wir sind diesen Bastarden in jeder Hinsicht überlegen! Wir werden ihnen zeigen, was es bedeutet, ein Römer zu sein! Und vor allem werden wir ihnen zeigen, dass man sein Bürgerrecht durch Verrat und unrömisches Verhalten verlieren kann! Wir werden sie dorthin zurücktreiben, wo sie hingehören: in die germanische Wildnis, wo sie unter Ihresgleichen jenseits aller Zivilisation leben sollen!


    Die Götter sind mit uns! Vivat Roma! Vivat Imperator!"


    Wie so häufig bei Reden steigerte Maturus sich immer mehr hinein und brüllte am Ende über die Köpfe seiner Soldaten hinweg, das Schwert in die Höhe gerissen und mit entschlossenem Gesichtsausdruck. Und tatsächlich wurde sein Ruf aufgenommen und setzte sich Reihe um Reihe fort, bis das gesamte Heer die Stadt Rom und Salinator hochleben ließ!




    | Manius Laberius Maturus


    Der Laberier hatte es nicht für klug gehalten, dass Serapio an der Spitze seiner Truppen mit in den Kampf zog, doch letztlich hatte er es akzeptieren müssen - und er konnte sowieso keinen Konkurrenten brauchen, mit dem er hier Befehle diskutieren sollte. Er hatte auch allein alles im Griff: Von seiner Position aus konnte er sehen (und hören), dass die Hügel nun auf breiter Front erstürmt wurden und dass die Praetorianer es offensichtlich sogar geschafft hatten, den Feind vom Fluss wegzuscheuchen.


    Mit grimmigem Lächeln verfolgte er, wie seine Leute der XXI. das westliche Flussufer streitig machten, als plötzlich ein Tumult auszubrechen schien.


    "Was ist da los?!"


    fragte er seinen Adjutanten, der fragend zurücksah, sich dann aber seiner Aufgabe erinnerte und einen Melder losschickte. Direkt am Flussufer - oder mitten im Fluss? - schienen die schwarzen Praetorianer besonders erbittert zu kämpfen, ehe sich das Knäuel schlagartig auflöste und die Rebellen zu fliehen schienen - irgendwas stimmte da nicht!


    Nach einigem ungeduldigen Warten erschien schließlich ein schwitzender Reiter und meldete japsend


    "Legatus, melde, sie haben den *schnauf* sieh haben den Praefectus Praetorio!"


    "Bitte was?!"


    brüllte der Laberier den armen Eques an. Er hatte Serapio ja nicht besonders clever eingeschätzt, aber dass er sich so weit vor wagte, dass man ihn erwischen konnte? Das konnte die Praetorianer ihre Kampfmoral kosten! Das war schlimmer als Desertion! Wenn er diesen Kerl in die Finger kriegen würde! Er stieß eine Reihe deftiger Flüche aus, die nicht nur eine vestalische Jungfrau in die Ohnmacht getrieben hätten, dann besann er sich:


    "Spornt die Männer an, dass sie ihren Kommandeur zurückholen! Und bringt mir den Princeps Praetorii hierher!"


    Verärgert wandte er seinen Blick von diesem unerfreulichen Frontabschnitt ab und ließ ihn schweifen - aus Erfahrung wusste er, dass man immer den kompletten Überblick behalten musste, denn die Gefahr lauerte im Unvorhergesehenen! Dabei fiel ihm ein, dass er sich gar nicht um die gegnerische Kavallerie gekümmert hatte - die hatte angesichts der erdrückenden Übermacht des eigenen Flankenschutz im Norden wenig Bedeutung gehabt.


    "Was ist mit dem gegnerischen Flankenschutz? Haben die sich zurückgezogen?"


    "Das war... äh..."


    erwiderte der Adjutant und fragte kurz in seiner Schar von Informanten.


    "Oh, das ist nach unseren Informationen die Ala I. Flavia und die Cohors III. Brittanorum. Das müssten wir herausfinden..."


    "Na dann los! Ich will nicht, dass mir irgendwelche germanischen Bauernkavalleristen in den Rücken fallen!"


    fuhr der Legat seine Männer an, die sich sofort an die Arbeit machten. Kurz darauf wurden die Equites Singulares, unterstützt von der Cohors V Callaecorum losgeschickt, um die einsamen Kavalleriestellungen des Feindes zu umgehen und den Männern von der Ala I und der Cohors III die Hölle heiß zu machen...




    | Gaius Verrius Gallus


    Der Erfolg von Gallus währte nicht lange - zwar traf er einen, aber das Ausweichen vor einem anderen Schlag brachte ihn aus dem Gleichgewicht, er verlor sein Scutum und rutschte den Hang hinab, gleich zwei Kameraden mitnehmend. Unsanft landete er auf dem Rücken und es schepperte gewaltig - der Grund war, dass er auf einem toten Kameraden gelandet war. Ehe er sich aufrappeln konnte, sah er auch schon ein Pilum auf sich herabkommen - und konnte sich geradeso zur Seite wälzen, sodass die Spitze sich in den leblosen Leib des Kameraden bohrte.


    Einen Moment überlegte der Verrier, einfach liegenzubleiben und sich totzustellen, doch dann musste er daran denken, dass ihn dasselbe Schicksal ereilen konnte wie das des toten Kameraden. Außerdem erkannte er das erschrockene, starre Gesicht jetzt - es war Caius aus dem Contubernium von nebenan! Der Kerl hatte sie regelmäßig im Marschlager mit Jonglierkünsten unterhalten und konnte außerdem täuschend echt die Stimme des Feldherrn immitieren - oder hatte gekonnt... Diese verdammten Hunde, denen die Bedrohung von außen nicht reichte! Warum mussten diese Rebellen auch noch unter den Römern ein Blutvergießen anzetteln?


    Wütend griff er sich das nächstbeste Scutum und begann wieder, den Hang hinaufzuklettern und wich einem herabfallenden aus - ob der tot oder lebendig war, wusste er nicht. Allerdings konnte er sehen, dass es ein wenig entfernt ein paar Kameraden gelungen war, die Brustwehr zu überklettern und nun in einer etwas angenehmeren Position zu kämpfen - außerdem füllte sich der Graben unter ihm langsam mit Toten und Verwundeten, sodass die ununterbrochen heranrückenden frischen Truppen kein ganz so hohes Hindernis mehr überwinden mussten...




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    | Gaius Verrius Gallus


    Unten am Fluss konnten Gallus und seine Kameraden die Beleidigungen der VIII. nicht hören - zu laut war das Trommeln der Pila auf den Scuta. Allerdings erstarb dieses, als sie endlich am Fluss ankamen, denn auch wenn dieser nicht übermäßig tief war, so musste man doch den passenden Weg durch das kühle Nass finden und die Schilde über den Kopf halten. Tiefer und tiefer ging es hinein, der Verrier stakste wie ein Storch und spürte eine Anspannung, als das Wasser langsam den Oberschenkel hinauf stieg - eigentlich seltsam, dass ihm so ein bisschen Kälte Angst machte, während er in eine blutige Schlacht zog.


    Dann endlich (das Wasser stand bis zum Cingulum Militare) ging es wieder aufwärts und kurze Zeit später reihte der Optio sie wieder in ihre Formation ein, während hinter ihnen die anderen Centuriae der XXV. das natürliche Hindernis überwanden (während die Glückspilze von der XIII. dies gemütlich über die steinerne Brücke nach Vicetia tun konnten). Noch am Ufer brachten die Centurionen dann aber Ordnung in die Schlachtformation: Die Manipel mussten so aufgestellt werden, dass sie jeweils auf Lücke standen - und genügend Platz für die hintere Centuria jedes Manipels ließen.


    Für die Beobachter oben in den Stellungen dauerte all das scheinbar eine ganze Weile, dann aber konnte man deutlich sehen, dass die XXV. - wie auch die anderen Legionen, die es über den Fluss geschafft hatten - eine Acies triplex einnahmen, selbst wenn die Principes-Centuriae noch nicht formiert waren, als die ersten Manipel in den Hagel der Scorpiones und Schützen marschierten.


    Gallus sah, wie neben ihm ein langes Projektil seinen Kameraden durchborte - mitsamt dem Scutum - und schluckte. Jetzt war ihm klar, warum der Centurio darauf verzichtete, eine Testudo zu befehlen. Stattdessen brüllte dieser nur


    "Pergite cursim!"


    und die Einheit begann loszuspurten, um die Distanz zu den feindlichen Stellungen und den gefahrlosen Schussradius des Gegners möglichst schnell zu überwinden. Dennoch brachen immer wieder links und rechts von Gallus Legionäre, die er im Eifer des Gefechts nicht identifizieren konnte, getroffen zu sammen und wurden von ihren Hintermännern ersetzt. Dann standen sie am Graben. Auch hier kam der Sturm nicht zum Halten, denn in der engen Formation drängten sofort Männer nach, sodass der ersten Reihe nichts anderes übrig blieb, als selbst in die Tiefe zu springen. In diesem Augenblick regnete es auch schon Steine und Pila von der erhöhten Brustwehr.


    Gallus blickte um sich: überall schrien Getroffene auf, lagen Männer am Boden - unklar, ob sie nur gestürzt oder von irgendeinem Geschoss niedergestreckt worden waren. Dem Legionär war sofort klar, dass er hier unmöglich bleiben konnte. Zwar konnte er sein Scutum über sich halten, doch mit einem Pilum darin würde er es kaum mehr verwenden können. Also rappelte er sich rasch auf, schleuderte in einem Kraftakt sein Pilum hinauf zur feindlichen Stellung, zog sein Gladius und versuchte, den Wall zu erklettern. Dieser war wie bei einem Marschlager mit Rasensoden bedeckt, sodass seine Kameraden links und rechts immer wieder abrutschten. Doch dank dem Segen des Mars - oder einer Laune Fortunas - gelang es dem Verrier tatsächlich, die wenigen Passus hinauf zur Brustwehr zu überwinden und sah plötzlich in das Gesicht eines überraschten Gegners. Reflexartig sprang er vor und stieß sein Gladius genau zwischen die staunenden Augen. Blut spritzte - der erste Treffer des Tages. Dass es sich hierbei um einen Legionär der II. Germanica handelte, bemerkte er gar nicht...




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    | Marcus Gavius Aper


    Die Überquerung des Flusses verlief doch nicht ganz so einfach, wie Aper sich das gedacht hatte, denn der Schwall von Projektilen wollte und wollte nicht enden. Auch die Schilde schienen keinen echten Schutz zu bieten, denn die Scorpiones waren einfach zu nahe. Als dann auch noch die Schleuderer des Gegners dazukamen, brach geradezu Panik unter den Legionären am östlichen Ufer aus, einige mussten mit handfesten Schlägen des Optionenstabs dazu gezwungen werden, die Flöße zu besteigen, nachdem die Brücke ebenfalls zusammengebrochen war.


    Dafür kämpften die Praetorianer an ihrer Seite sich mutig vor und in ihrem Schatten folgte auch Apers Centuria - unfassbar, wie diese schwarzen Gestalten nach einem Gewaltmarsch noch zu kämpfen wussten! Der Respekt des Gaviers vor diesen Kerlen stieg tatsächlich gewaltig!

    | Tiberius Ostorius Remmianus


    Remmianus wartete nicht lange, sondern trieb sein Pferd sofort an, um die die Order des Feldherrn an die anderen Legaten weiterzugeben - allerdings musste er dafür eine ziemlich lange Kolonne Legionäre entlangreiten, sodass es einige Zeit dauerte, bis die Legionen zum Halten kamen. Als der Ostorier dann endlich bei seiner Stammlegion angekommen war und die nötigen Worte mit dem Befehlshabenden gewechselt hatte, hatte die XXXIII. Legion bereits Gefechtsformation eingenommen.


    Kurze Zeit später bot sich den wartenden Legionären auf der Gegenseite ein Bild, das ein Römer aus dieser Perspektive normalerweise nicht kannte: Langsam und geordnet näherte sich dem Fluss eine Gefechtsformation, dreifach gestaffelt wie aus dem Handbuch für römische Offiziere. Die Kaiserlichen klopften mit ihren Pila auf die Schilde, was bei rund 20 000 Mann ein gewaltiges Donnerrollen erzeugte, das die Hügel zu den Stellungen hinaufzog.


    Zwar war es klar, dass diese Formation bei der Durchquerung des Flusses nochmals aufgebrochen werden müssen würde, dennoch machte dieses Schauspiel definitiv einen beunruhigendes Gefühl - nicht allerdings bei dem jungen Tribun, der aus sicherer Entfernung (und der richtigen Perspektive, nämlich der von hinten) entgegengesetzte Gefühle hegte.




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    | Manius Laberius Maturus


    In sicherer Entfernung der langsam entbrennenden Schlacht hatte Maturus sich gemeinsam mit seinen wichtigsten Offizieren einen Platz gesucht, von dem aus er so viel Überblick über das Geschehen wie möglich haben würde - was nicht ganz einfach war, denn der Feind hatte die erhöhte Position, während die Ostseite des Flusses relativ eben war. Mit Hilfe einiger Meldereiter seiner Equites Singulares konnte er die Lage aber doch zumindest einigermaßen einschätzen:


    Direkt vor ihm hatten die ersten Praetorianer und Männer der VII. den Fluss erreicht und die vorbereiteten Behelfsbrücken installiert. Allerdings hatte man nicht damit gerechnet, dass der Feind seine Stellungen verlassen würde und ihnen entgegen kam, sodass die Schlacht nun direkt am Fluss entbrannt war, die Brücken teilweise wieder zerstört worden waren und einige wagemutige Centuriones ihre Männer auf den Brückensegmenten, die nun als Flöße umfunktioniert wurden, oder aber watend das Gewässer überquerten und den Feind auf der Gegenseite stellten.


    Nichtsdestotrotz war der Sturm ins Stocken geraten. Von einem Hinwegputzen der gegnerischen Kräfte, einem schnellen Sichelschnitt oder gar einer Umzingelung war man meilenweit entfernt. Darüber hinaus hatte die leichte Infanterie, die den Gegner auf ganzer Linie etwas beschäftigte, berichtet, dass der Feind noch mehr Truppen nach Norden verschob, sodass es wohl kaum möglich werden würde, an dieser Stelle durchzubrechen.


    "Beim Iuppiter! Diese verdammten Hunde!"


    fluchte der Legat, während der Centurio der Schleuderer, der soeben Meldung gemacht hatte, etwas unschlüssig dreinblickte. Dann schien er sich doch zu besinnen, eine weitere Information preiszugeben:


    "Allerdings haben wir auch festgestellt, dass der Fluss an vielen Stellen nicht so tief ist, wie es scheint!"


    "Hm, dann kommen sie wahrscheinlich da unten auch noch von ihren Hügeln und greifen uns an!"


    gab der Laberier spöttisch zurück, als ihm plötzlich klar wurde, dass er den Spieß natürlich auch umdrehen konnte! Wenn die Rebellen ihre gesamte Kraft nach Norden verlagerten, würde automatisch im Süden ein Vakuum entstehen! Und wenn sein Husarenstück nicht gelang, würde er eben auf die gute alte römische Art kämpfen! Überlegen waren seine Truppen allemal!


    "Ostorius! Reite zurück und lass die anderen Legionen Gefechtsaufstellung nehmen! Wir greifen auf breiter Front an! Die restlichen Brücken hier können auch verwendet werden!


    Die XIII. kann die Brücke vor Vicetia nehmen, soll dann aber eher nach Süden stoßen! XIV, XXV und XXXIII sollen direkt nach Westen aufrücken! Der Fluss dürfte kein großes Hindernis sein!"


    Er sah nach Süden, wo sein endloser Heerwurm zu sehen war. In Kürze würden diese Massen sich drehen und dem Feind endlich auf ganzer Linie einheizen!




    | Marcus Gavius Aper


    Wie seine Kameraden, so hatte auch Aper den Anmarsch zum Schlachtfeld als äußerst anspannend empfunden - schon beim Abmarsch hatte er gewusst, dass er mit in der vordersten Schlachtreihe würde kämpfen müssen, wo üblicherweise die meisten Opfer zu beklagen waren. Andererseits war an eine Flucht auch nicht zu denken, denn die erste Cohorte bildete stets das Rückgrat jeder Kampfformation - erfahrene Männer, die den gleichen Job übernahmen wie Optio und Tesserarius in der Centuria: die Feiglinge, die vorn fliehen wollten wieder zurückzutreiben.


    Ein wenig beruhigend war es aber doch, dass wenigen Reihen neben ihnen die schwarzen Schilde der Praetorianer zu sehen waren, die ihren Skorpionsstandarten folgten wie der Gavier dem Adler. Selbst wenn einige der Gesichter dort etwas blass und müde aussahen, flößte allein der Name und das Auftreten der Garde den Männern Respekt ein - und den Gegner zweifellos Furcht. Außerdem verlief der Marsch auf Vicetia - selbst, als sie zu ihrer Linken die Stellungen des Feindes sehen konnten - ziemlich ruhig und ohne den geringsten Störangriff der Rebellen. Trotzdem schien sich dort drüben irgendetwas zu tun, was nicht nur mit den Plänklerangriffen ihrer Auxiliartruppen zu tun hatte.


    Dann erreichten sie den Fluss, wo der Centurio Halt befahl. Natürlich war auch dieses Hindernis bei der Einsatzbesprechung genannt worden, ebenso wie die Überwindung: Und tatsächlich brauchten sie nur ihre Reihen zu öffnen und Männer schleppten Flöße heran, die vorsichtig zu Wasser gelassen wurden. Der Centurio hatte ihnen eingebläut, dass das Feuerfeld der feindlichen Scorpiones erst ein Stückchen jenseits des Wassers begann, sodass man sich keine Sorgen zu machen brauchte - ein Fehler, wie sich herausstellte. Denn kaum hatten sie die Brückensegmente die auf den Flößen ruhten, befestigt, entdeckte der Gavier eine ganze Menge schwarzer Stäbe im Sonnenlicht.


    "Deckung!!!"


    brüllte er und sein Ruf wurde sofort aufgenommen und wie im Reflex rissen die ersten ihre Schilde nach oben. Ein paar Übereifrige bekamen dies auch sofort zu spüren, weil ihre Hintermänner den Platz falsch kalkuliert hatten und ihnen den Turmschild gegen den Nackenschutz rammten, aber außer ein paar blauen Flecken würde kaum etwas bleiben - außerdem genügten die Schilde zumindest, um die Geschosse aufzuhalten, die weit außerhalb der wirklich gefährlichen Distanz abgefeuert worden waren. Für ein paar der Handwerker im Fluss genügte es aber - getroffen und schreiend stürzten sie in die "Fluten" (soo tief war der Fluss ja nicht an dieser Stelle).


    Dann wurden neue Befehle gebrüllt und Aper sah nur, wie sein Centurio auf ein paar Kameraden deutete, die daraufhin ziemlich blass wurden. Doch kaum hatte der Chef den Vitis erhoben, stellten sie ihre Schilde ab und spurteten los, um den verbliebenen Pionieren bei der Fertigstellung der Brücke zu helfen.


    "Mehercle, du kriegst ein ganzes Schwein, wenn ich das hier überlebe!"


    murmelte der Gavier nur, als er sah, wie einer seiner Kameraden, der mit der Brücke half, von einer neuen Salve getroffen wurde. Zwei andere konnten ihn zwar greifen und an Land ziehen, aber wer wusste schon, ob der arme Schlucker den Treffer mit dem speerartigen Projektil überleben würde?


    Trotzdem zahlte sich der Blutzoll aus - kurz darauf war die Brücke fertig vertäut und Apers' Centurie schob sich in Testudo-Formation über das Konstrukt und den feindlichen Linien entgegen. Hinter sich hörte der Gavier das angenehme Geräusch von tausenden genagelten Sandalen, die über das Holzgestell trabten - seine Männer, die ihm helfen würden den Rebellen einzuheizen. Für Vilnius - so hieß der arme Tropf, der von dem verirrten Scorpio-Geschoss getroffen worden war - würden diese Kerle hohen Blutzoll zahlen! Diese kleinen Opfer waren genau das richtige, um den Zorn der kaiserlichen Legionäre noch mehr anzustacheln - wie es Maturus gesagt hatte: diese Kerle opferten das Leben unschuldiger Soldaten, nur um ihre eigenen Machtgelüste zu stillen!

    Sim-Off:

    Korrektur - anderer Soldat, da falsche Gallus zur falschen Legion gehört :D

    | Manius Laberius Maturus


    Maturus hatte sich seinen Truppen angeschlossen und marschierte relativ weit vorn - hinter der letzten Centuria der VII. Legion, von wo aus er einen Überblick über seine Truppen genoss, zugleich aber in sicherem Abstand von feindlichen Schleuderern und Bogenschützen war. Während beim Feind die Anspannung wieder etwas abflaute, stieg sie bei dem Feldherrn auf der Gegenseite, denn bald schon konnte er zu seiner Linken die Mauern Vicetias sehen - und genau zu diesem Zeitpunkt ließ er das verabredete Signal geben. Hornstöße erklangen, zuerst ein seiner unmittelbaren Nähe, dann immer weiter nach vorn und endlich konnte der Laberier von seinem Pferderücken aus erkennen, dass der Heerwurm nach links manövrierte.


    Der alte Hase war natürlich darüber informiert worden, dass Bewegung in den Feind gekommen war und selbstverständlich wusste er, dass Flamininus und Modestus so reagieren würden - er selbst hätte den Feind auch lieber mit schwerer Infanterie empfangen. Allerdings würde dies wenig nützen - sie waren zahlenmäßig überlegen und hatten die Elite des Exercitus Romanus auf ihrer Seite! Und wenn sie ihre Truppen zu stark an seiner Angriffsstelle massierten - wonach es derzeit nicht unbedingt aussah - würde seine Kavallerie, die ja ebenfalls verstärkt war, den Feind umso leichter umzingeln können!


    In diesem Moment stieß die vorderste Front - links die Männer der VII., rechts die Praetorianer - ins Schussfeld der Rebellentruppen vor. Das Vorgeplänkel war vorbei!





    Was erheblich zur Besserung der Laune des Praefectus Classis aus Ravenna beitrug war die Tatsache, dass die Zeit für ihn spielte. Er hatte die größere Truppe und die größere Mannstärke, so dass er die Jagd auf die gegnerischen Schiffe schlicht länger aufrecht erhalten konnte. Wenn sie den Gegner schon nicht stellen konnten, so brauchten sie ihm wenigstens keine Ruhepause gönnen, ohne ihre eigenen Kräfte dadurch völlig zu verausgaben.


    Nachdem klar war, dass die Schiffe der Classis Syriaca nach Osten gefahren waren, um weitere Truppen zu holen, konnte den ganzen Aktionen immerhin auch eine gewisse Struktur gegeben werden. Inzwischen ließ der Praefectus Classis daher systematisch zwischen den Inseln patroullieren und gleichzeitig andere Verbände die Küste von Asia Minor nach verdächtigen Stützpunkten absuchen. Die neuesten Nachrichten deuteten darauf hin, dass der Gegner im Süden bei Halicarnassus sein Hauptquartier hatte, so dass sich die Operationen der Classis Ravennas langsam in diese Richtung orientierten und der Praefectus sein Quartier auf die Insel Astypalaea verlegte.

    Das Warten zog sich eine Weile. Erst gegen Mittag meldeten die Späher, dass das kaiserliche Heer abmarschiert war und etwa eine Stunde später konnte man den endlosen Heerwurm in der Ferne sehen. Er bewegte sich auf der Straße nach Vicentia vorwärts und wer besonders scharfe Augen hatte, konnte sehen, dass die Vorhut die schwarzen Schilde der Cohortes Praetoriae trug.


    Der Feind blieb allerdings außer Reichweite der Geschütze und passierte die Stellungen der I. und zweiten in größerer Entfernung. Dennoch drangen Hornsignale und das Ächzen des Bodens unter den Stiefeln von etwa dreißigtausend Soldaten bis an die Stellungen der Legionen.


    Dann plötzlich näherten sich kleine Grüppchen leichter Infanterie. Hurtig sprangen sie von Gestrüpp zu Gestrüpp und rückten bis an die provisorischen vorgelagerten Stellungen vor. Allerdings machten sie sich keine Mühe, diese zu überwinden, sondern versuchten vor dort mit aus ihren Bleikugeln und Pfeilen so viel Schaden wie möglich anzurichten. Stießen sie auf Widerstand, zogen sie sich wieder zurück und versuchten es an einer anderen Stelle erneut.


    Eines war sicher: Das war nicht der Hauptangriff der Truppen Salinators!

    Die kaiserlichen Truppen näherten sich den feindlichen Linien vorerst nicht. Stattdessen blieb das Heer auf der Straße in Richtung Vicetia und verließ sie erst, als diese einen leichten Knick nach Westen machte. Dabei konnten die Späher gut erkennen, dass der Zug von den Cohortes Praetoriae und der VII. Legion angeführt wurde. Ihnen folgte die XIII., die XIV., die XXV. und schließlich die XXXIII. als Nachhut. Die feindliche Kavallerie war nur teilweise sichtbar, denn der Großteil trabte an der rechten Flanke.


    Lediglich hier und da stießen kleinere Verbände aus Schleuderern und Bogenschützen blitzartig aus dem Gestrüpp hervor, deckten die Stellungen der Legionen mit ein paar Geschossen ein und zogen sich zurück.

    | Manius Laberius Maturus


    Nach den gescheiterten Verhandlungen war Maturus sofort ins Praetorium zurückgekehrt und hatte noch einmal mit Serapio alle Optionen abgesprochen. Natürlich würden sie kämpfen und nach einer kurzen Diskussion setzte sich der Praefectus Praetorio auch mit seiner Taktik durch. Natürlich mussten noch diverse Details geklärt werden, aber am Ende stand der Plan. Und dieser wurde auch kurze Zeit später in der angesetzten Stabsbesprechung an die Centurionen weitergegeben:


    "Meine Herren!


    Die Verhandlungen mit den Rebellen sind gescheitert! Wir kämpfen also! Um den Praetorianern noch ein wenig Zeit zur Erholung zu geben, allerdings erst heute Mittag!


    Die Lage ist folgende:


    Der Feind hat auf den Hügeln südlich von Vicetia Stellung bezogen. Im Zentrum steht erwartungsgemäß Infanterie, an den Flanken leichte Infanterie und Kavallerieverbände. Wo genau welche Einheiten stehen, können wir im Moment nicht sagen - es spielt aber auch keine allzu große Rolle.


    Die Taktik ist nämlich denkbar einfach:


    Wir werden mit einem massierten Angriff die nördliche Flanke brechen und den Feind in einem raschen Vorstoß hinterlaufen. Unsere Späher haben ermitteln können, dass dort die Cohors Brittorum und die Ala I Flavia steht. Dort werden wir mit unserer schweren Infanterie angreifen. Die Kavallerie und Auxiliae werden die Flanke sichern und die Reiterei bei einem Durchbruch sofort vorstoßen und dem Feind in den Rücken fallen."


    Soweit die allgemeinen Anweisungen. Allerdings musste natürlich jeder Centurio wissen, wo seine Einheit eingesetzt war, weshalb es nun kleinteiliger wurde: Auf dem Marsch würde die Legio VII die Vorhut bilden, beim Angriff würden die Legio VII und die Cohortes Praetoriae die vorderste Front bilden. Die XXIII, XXIV, XXV und XXXIII würden dagegen die Flanke in die Länge ziehen, um eine Umgehung zu verhindern - und natürlich nachrücken.


    "Der Anmarsch wird außerhalb der Reichweite der feindlichen Geschütze stattfinden und sich dann nach Westen wenden, wenn wir die Reichweite Vicetias passiert haben! Noch Fragen?"




    | Tiberius Ostorius Remmianus


    Nervös wartete Remmianus, während die Legaten und der Praefectus Praetorio draußen bei den Verhandlungen waren. Er konnte sich nicht vorstellen, dass das irgendetwas bewirken würde, trotzdem hoffte er insgeheim, dass die Rebellen einlenkten und sie alle von der drohenden Schlacht verschonen würden. Geistesabwesend sah er deshalb den Praetorianern zu, wie sie sich erholten. Mancher schien verdammt müde, doch insgesamt hätte der Ostorier sich eine Armee, die eine Nacht durchmarschiert war, weitaus geschaffter vorgestellt.


    Dann endlich kam der Trupp der Feldherrn wieder auf das Lagertor zu. In schnellem Trab kamen sie auf das Lager und den Tribun, der mit zahlreichen anderen Offizieren am Tor wartete, zu. Doch anstatt anzuhalten, trieb Maturus sein Pferd mit versteinerter Miene weiter und die Männer passierten den armen Remmianus, der ihnen nur nachblicken konnte.


    Als er es dann endlich zum Praetorium schaffte, schienen schließlich alle Entscheidungen gefallen:


    "Die Primi Ordines und Cohortenführer aller Legionen haben sich sofort am Praetorium einzufinden! Besprechung, sobald alle hier sind!"


    rief der Praefectus Castrorum, während er aus dem Zelt heraustrat. Die Wirkung war dieselbe, als hätte man mit einem Stock in einen Ameisenhaufen gestoßen, denn sofort begann ein wildes Gewusel aus Boten, die den Befehl weitergaben, neugierigen Schaulustigen, die versuchten zu erfahren, worum es ging und Übereifrige, die sich schon einmal kampfbereit machten. Remmianus schaffte es jedenfalls nicht, genauere Informationen zu erhalten - er musste wie alle anderen auf die Stabsbesprechung warten.




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    | Manius Laberius Maturus


    Sein Angebot hatte nicht den gewünschten Erfolg. Aber Maturus rechnete das dem jugendlichen Heißsporn an, der sich vielleicht etwas abkühlen würde, wenn seine Übermacht auf die Rebellentruppen zumarschieren würde.


    "Du irrst dich, junger Mann! Im Osten wird schon seit Monaten gekämpft und Cornelius Palma ist der, der als erster mit seinen aufständischen Legionen losgezogen ist!


    Und Patavium war ein nötiges Exempel! So wird es auch euren Familien ergehen, wenn ihr nicht zur Vernunft kommt! Ein kluger Mann weiß, wann er das Spiel verloren hat!"


    Auf die Einwürfe des junge Patriziers ging er gar nicht erst ein - er war nicht gekommen, um über die Politik seines Kaisers zu diskutieren, sondern diese Männer ein letztes Mal zur Vernunft zu mahnen. Aber augenscheinlich war sein Ansinnen zum Scheitern verurteilt, weshalb er eine wegwerfende Handbewegung machte.


    "Der Kaiser musste abwarten, ehe Beweise vorliegen! Inzwischen ist es soweit, wie man hört! Salinator ist ja kein Tyrann!"


    Die Argumentation des Patriziers war absurd, selbst wenn Maturus es vermutlich ebenso gemacht hätte. Aber ehe es zu weiteren Diskussionen über Sinn und Unsinn politischer Verfolgungen kommen würde, wendete der Legat sein Pferd.


    "Ich habe euch gewarnt! Jetzt werdet ihr eure Lektion mit Blut und Eisen lernen müssen!"


    rief er über seinen Rücken und gemeinsam mit Decimus Serapio trieb er sein Pferd an und galoppierte umrahmt von seiner Eskorte zum Tor des Lagers zurück. Dort schien sich bereits eine größere Reitereinheit zu versammeln, um die Parlamentäre zu verjagen, sollten sie sich nicht schnell genug zurückziehen.


    Die Verhandlungen waren gescheitert! Nun würden die Waffen sprechen!