Beiträge von Narrator

    | Manius Laberius Maturus

    Zitat

    Original von Gaius Flaminius Cilo
    "Ich bin mir sicher, dass dir deine Wahl nicht leicht gefallen ist, Decimus. Allerdings sträuben wir uns das Schicksal Roms an ein Stück Papyrus zu hängen das durch viele Hände gegangen ist. Ebenso wie der Mord... von dem bisher doch nur einer profitiert hat. Wie von der Verfolgung und Verhaftung zahlreicher höchst angesehener und um Rom und das Reich verdienter Senatoren. Die Wahrheit, auf die du pochst, Decimus, wird an den Taten derer bemessen, die einer Idee folgen... und die unsrige hat Pataviums Tempel nicht geschändet, die Häuser niedergebrannt und die Bewohner massakriert. Ich sehe das Blut tausender Unschuldiger an deinen Händen, Laberius, und der Gestank des Todes einer ganzen Stadt haftet dir förmlich immernoch an. Wir werden auch nicht feilschen... du wirst das Kommando über deine Truppen abgeben, sie werden zurück dort hin geschickt wo ihre Frauen und Kinder auf sie warten. Du aber wirst für deine Befehle zur Rechenschaft gezogen.. von Appius Cornelius Palma, dem Princeps Roms und der Römer. Und glaube mir: er wird keine Gnade walten lassen, nicht für einen Schlächter wie dich." Während er dies sprach, verzog der Flaminier keine Miene, sondern tat dies auf eine Art und Weise die Augenhöhe betonte, und keine Überlegenheit. Für solche Mätzchen war er nach eigener Auffassung einfach zu alt, er war nicht hergekommen um mit dem Laberier vor der Schlacht noch einen hochrangigen Schwanzvergleich zu veranstalten. Er wollte die Leben Tausender retten, auch wenn ihm der Auftritt des Laberius kaum Hoffnung auf Erfolg machte.


    "Es gibt keinen Grund der Welt, warum ausgerechnet Cornelius Palma der wahre Princeps sein sollte! Er ist der Schlächter, der all das zu verantworten hat! Wäre er nicht so machtgierig gewesen, hätten wir uns und dem Imperium diesen furchtbaren Krieg ersparen können!"


    Auch wenn Maturus ebenfalls nicht mehr der Jüngste war, hatte er nicht das Temperament, in aller Ruhe mit dem Feind zu verhandeln! Sonst wäre er wohl auch kaum dazu gekommen, Patavium zu plündern, denn auch das war ein wenig aus dem Affekt heraus geschehen!


    "Die Respektlosigkeit vor dem letzten Willen des Valerianus zeigt nur, dass ihr euch nicht um Frieden und Recht, sondern nur um eure Macht schert!"


    Er sah zu Serapio und zuckte mit den Schultern.


    "Wie es aussieht, seid ihr nicht bereit, jetzt noch umzukehren und euren und unseren Männern das Blutvergießen zu ersparen! Ihr werdet die Konsequenzen tragen müssen!"


    Noch einmal sah er zu den jüngeren Offizieren, die Flamininus begleiteten. Wenn der Feldherr uneinsichtig war, konnte man es ja noch bei den unteren Chargen versuchen!


    "Auch euch kann ich dies noch einmal ans Herz legen! Kein Fahneneid bindet euch an Verräter! Ihr seid noch jung und noch ein ganzes Leben vor euch! Werft es nicht weg für einen alten Senator, der seinen Mund nicht vollkriegt! Sagt das auch euren Centurionen, Milites und Tribunen! Der Kaiser ist bereit, denen zu vergeben, die rechtzeitig zur Einsicht kommen!"



    | Manius Laberius Maturus


    Als sie endlich die beiden erreicht hatten, stellte Maturus erstaunt fest, dass Flaminius persönlich gekommen war. Zwar fehlte Modestus und auch die Legionslegaten schienen nicht dabei zu sein, aber trotzdem - hätte er das gewusst, hätte er diese "Parlamentäre" mit einer Kavallerieeinheit geschnappt und festgenommen. Für Rebellen galten die Regeln des Kriegsrecht seiner Meinung nach nicht.


    Bevor er diesen Gedanken zu Ende denken konnte, redete Serapio allerdings schon los. Dem war eigentlich nichts hinzuzufügen, denn selbst der Einwand des patrizischen Offiziers, der Gerüchten zufolge zur Zeit als Unterfeldherr der II. diente, wurde prompt zurückgewiesen. Das war wohl genug Zeichen, trotzdem wollte der Laberier sicher gehen:


    "Wir werden nicht mit euch feilschen! Entweder ihr ergebt euch sofort, dann wird der Imperator Caesar Augustus vielleicht Gnade walten lassen..."


    Wobei er einen Patriziersprössling, der ihn als Brudermörder und Usurpator schalt, sicherlich nicht begnadigen würde!


    "...oder euer Urteil wird gleich hier auf dem Schlachtfeld vollstreckt und ihr werdet alle sterben! Verstanden?"


    Er zügelte sein Pferd, das nervös tänzelte. Es schien förmlich zu spüren, dass die Situation angespannt war!




    | Manius Laberius Maturus

    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio


    "Die Hänge sind bewaldet und der Feind hat keine Türme etc. errichtet, die über die Baumwipfel hinausragen. Damit wird die erhöhte Position quasi wirkungslos."


    gab der Legat zu bedenken. Dass die feindliche Kavallerie auweichen konnte, war dagegen ein bedenkenswerter Punkt. Er überlegte noch, ob er diesen akzeptieren konnte, als Parlamentäre gemeldet wurden. Was sollte das denn?


    "Ich komme mit!"


    Darauf verließ er mit wehendem Feldherrenmantel das Zelt und ließ sich ein Pferd bringen. Er hatte keine Lust, das ganze Lager zu Fuß zu durchqueren, außerdem würde es imposanter aussehen, wenn sie den vermutlich ebenfalls berittenen Unterhändlern hoch zu Ross begegneten. Natürlich erhielt auch der Praefectus Praetorio ein frisches, schwarzes Pferd. Die Burschen würden nicht schlecht staunen, wenn plötzlich die Praetorianer im Lager des Kaisers standen!




    | Manius Laberius Maturus

    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    Immerhin: "Wir sind beweglich. Wir sollten sie von der Flanke her angreifen. Die Hügelkette zieht sich nach Norden weiter, somit können uns ihre Reiter dort schwer ausweichen.... rollen wir den Feind von der nördlichen Flanke her auf! Wenn ihre Legionen auf ihren Stellungen verharren, machen wir mit ihrer Flanke kurzen Prozess. Wenn ihre Legionen zu uns runterkommen, verlieren sie damit ihren Geländevorteil. Und..." - bei aller Bescheidenheit! -"meine Equites singulares wiegen schon allein von der Mannstärke zwei alae quingenariae auf."[/FONT]


    Die Praetorianer waren offensichtlich noch härtere Burschen, als Maturus angenommen hatte - wobei es natürlich offen blieb, ob der Decimer seine Männer nicht ein bisschen überschätzte. Der Laberier zumindest hätte nicht mit einem übernächtigten Heer angreifen wollen, wenn er es hätte vermeiden können. Trotzdem waren sie aber natürlich überlegen und die Hitze des Gefechts trieb den Männern fürs Erste sowieso die Müdigkeit aus den Knochen - zumindest, wenn die Sache sich nicht zu sehr in die Länge zog.


    "Nun gut."


    stellte er schließlich fest. So ganz konnte er dem Vorschlag allerdings trotzdem nicht zustimmen:


    "Allerdings würde ich es bevorzugen, im Süden durchzustoßen - nördlich von Vicentia zieht sich ebenfalls ein Höhenkamm weiter in Richtung Alpes. Zwar können wir die feindlichen Kräfte auf der Ebene stellen, aber im Süden ist das ebenso möglich. Und unsere Informanten haben uns versichert, dass es dort nicht ganz so steinig ist und wir relativ bequem bis zum Lager des Feindes vorstoßen könnten.


    Eine Alternative wäre es allerdings, unsere Truppen aufzuteilen und einen Vorstoß an der Flanke nur vorzustoßen. Das Gelände ist für uns günstig - wir könnten einen Teil unseres Heeres möglicherweise unbemerkt relativ nah an die feindlichen Stellungen bringen, sodass der Alarm im Norden oder Süden vielleicht zu einer Schwächung der Linie führt, die wir dann durchbrechen können und dem Feind in den Rücken fallen - oder ihn um Vicetia einkesseln."


    In diesem Augenblick entdeckte der Legat einen Centurio der Praetorianer, der offensichtlich von der Wache am Zelteingang eingelassen worden war. Offensichtlich hatte der Posten entschieden, dass der Iulier aus erster Hand berichten sollte.


    "Was ist?"


    fragte der Laberier, der all das natürlich nicht ahnen konnte, genervt.




    | Manius Laberius Maturus


    Maturus ließ den Praefectus zuerst noch seine administrativen Aufgaben erledigen, dann räusperte er sich auf die Frage, um den anderen Offizieren zu signalisieren, dass es nun losgehen würde. Tatsächlich verstummten alle und der Legat begann:


    "Die feindliche Lage gestaltet sich folgendermaßen:


    Der Feind ist gestern nach einem scharfen Marsch in Vicetia angekommen und hat die Höhenzüge südlich der Stadt bezogen. Die Gegend ist bewaldet und wurde auch vom Feind nicht gerodet, sodass es einige Schwierigkeiten gab, präzise Informationen über die Aufstellung zu erhalten. Vermutlich hat sich das Gros der Rebellentruppen allerdings auf einer Strecke von etwa zwei Meilen auf den Hügelkämmen eingegraben, flankiert von leichter Infanterie und Reiterei. In einem Abstand von zwei Meilen befindet sich dann offensichtlich das Standlager.


    Unseren Informationen nach besteht die Armee aus den Legionen I, II, VI, XXI und VIII, wobei die letzten vier leichte Verluste durch den Marsch über die Alpen zu verzeichnen haben. An Auxiliarverbänden stehen die Ala I Flavia, die Ala I Scubulorum, die Ala II Numidia und die Cohors III Brittorum zum Gegner.


    Unsere Lage gestaltet sich dagegen folgendermaßen:


    Wir haben dieses Lager nach einem eher gemütlichen Marsch erreicht. Mit mir marschiert die VII, XXIII, XXIV, XXV und XXXIII, allerdings nur kleinere Abordnungen der Auxiliarverbände aus Illyricum, da ich Truppen für die Sicherung der Grenze zurücklassen musste. Dafür haben wir jetzt auch deine Männer, sodass wir dem Feind an schwerer Infanterie klar überlegen sind.


    Die bisherige Planung war die folgende:


    Um den Vorteil der ausgeruhten Truppen zu nutzen, hatte ich ursprünglich geplant, direkt heute Morgen anzugreifen. Die Rebellentruppen haben einen scharfen Marsch hinter sich - ähnlich wie du - und mussten neben dem eigenen Lager noch Verteidigungsanlagen auf der Hügelkette errichten. Gestern abend haben wir außerdem begonnen, sicherheitshalber einige Belagerungswaffen zu bauen, um die feindlichen Linien leichter knacken zu können.


    Deine Ankunft ändert unsere Pläne selbstverständlich. Wie lange werden deine Männer brauchen, um sich zu erholen? Genügt ein Tag?"


    stellte er dann Rückfragen. Die übrigen Offiziere schwiegen vorerst - der bisherige Plan war ja bereits am Vortag diskutiert worden.




    | Tiberius Ostorius Remmianus


    Der Tribun errötete, als Decius ungläubig antwortete. Tatsächlich hatten sie ja nicht damit gerechnet, dass die Praetorianer es noch schaffen würden. Außerdem hatte es ja offensichtlich Kontaktschwierigkeiten gegeben, sonst hätten sie nicht erst diese Nacht erfahren, dass die Verstärkung aus Rom rechtzeitig eintreffen würde.


    "Also, also... wir haben nicht mit euch gerechnet. Aber es wird nicht lange dauern."


    Inzwischen wusste Remmianus, dass es weitaus leichter war, ein bestehendes Lager zu erweitern als ein komplett neues zu bauen, außerdem hatten sie ja fünf ausgeruhte Legionen hier, die zusammen anpacken konnten. In wenigen Stunden würden die Zelte der Schwarzröcke stehen.




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    | Tiberius Ostorius Remmianus

    Zitat

    Original von Marcus Caecilius Decius
    Als ihr Heerzug endlich das Lager der vebündeten Streitkräfte erreichte, war Decius doch etwas erleichtert: Jedenfalls der ungemütliche Marsch war nun vorbei.


    Vermutlich würde alsbald also der andere, noch etwas ungemütlichere Teil der ganzen Angelegenheit folgen. Und damit wanderten Decius' Gedanken zu den Schwierigkeiten der unmittelbaren Zukunft. Vermutlich würden er und seine Kameraden alsbald gegen römische Brüder ihre Klinge erheben müssen.
    Auch wenn es sich bei diesen um Verräter handelte, Rebellen, die es ja erst zu dem ganzen Schlammassel hatten kommen lassen indem sie entschlossen waren, gegen den Kaiser aufzubegehren, so waren es dennoch Römer.
    Decius entsann sich jedoch seiner Verpflichtungen, er hatte einen Eid geleistet, auf den Kaiser, und Niemanden sonst.


    So hing der Princeps Praetorii seinen Gedanken nach, während er darauf wartete, den Befehl zum BEziehen des Lagers zu erhalten.


    Kaum hatte Remmianus den Stab der Praetorianer zum Praetorium bugsiert, wurde er schon wieder von jemanden angehauen. Der Praefectus Castrorum seiner Legion, der die Leitung des kompletten Feldlagers übernommen hatte, zog ihn beiseite, ehe er in einem Grüppchen Tribune verschwinden konnte.


    "Ostorius, such' den Princeps Praetorii. Wir haben die Cohortes Praetoriae nicht eingeplant. Ich hab' die Leute von der VII. und der XXXIII. angewiesen, das Lager nach Süden zu erweitern. Sag' ihm, dass seine Leute sich vorerst im Intervallum ausruhen können! Ich muss nochmal weg!"


    Dann war er auch schon weg und ließ den jungen Tribun etwas ratlos zurück - wie sollte er herausfinden, wer der Princeps Praetorii war? Am Ende blieb ihm nur, irgendjemanden der schwarzgewandeten Offiziere zu fragen, woraufhin er mit einer knappen Geste auf den nachdenklichen jungen Mann wies, der direkt neben dem Praefectus Praetorio stand. Entsprechend ehrfürchtig schlich der Ostorier heran und tippte dem Praetorianer auf die Schulter.


    "Princeps Praetorii, ich bin Tribunus Laticlavius Ostorius Remmianus. Ich soll dir Bescheid geben vom Praefectus Castrorum, dass wir bereits daran arbeiten, deine Männer im Lager unterzubringen. Sie sollen sich vorerst im Intervallum niederlassen, bis genügend Platz für die Zelte geschaffen ist."


    Ein wenig nervös war er schon, so mit einem Vertreter der stärksten Elitetruppe des Imperiums zu sprechen, dazu noch in unmittelbarer Nähe zum obersten ritterlichen Offizier des Imperiums! Das hätte er sich tatsächlich niemals träumen lassen, als er vor ein paar Jahren noch in Salona die Rednerschule besucht hatte!




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    | Manius Laberius Maturus


    Noch weniger als Remmianus hatte Maturus damit gerechnet, dass ihre Entsatztruppen doch noch kommen würden. Aber die Praetorianer waren eben aus anderem Holz geschnitzt als "normale" Truppen und was man ihm berichtete, hatte der Praefectus Praetorio seine Männer in Eilmärschen durch Etruria gehetzt, hatte in den schlammigen Untiefen überflüssigen Tross zurückgelassen und es so gerade noch rechtzeitig geschafft.


    Und jetzt stand der Decimer vor ihm, umringt von seinen Offizieren. Der Legatus wusste nicht so recht, wie er den erstaunlich jungen Mann einschätzen sollte, der es in Rekordzeit zum mächtigsten ritterlichen Offizier des Imperiums gebracht hatte. Der Verdacht lag nahe, dass es sich um einen Etappenhasen handelte, trotzdem wollte der Laberier seinen Mitkommandeur nicht unterschätzen - vorerst galt es, abzuwarten...


    "Salve, Praefectus. Wir sind sehr erleichtert, dass ihr es trotz dieser Sabotage-Aktion der Rebellen geschafft habt."


    begrüßte er Serapio und grüßte militärisch. Danach nickte er den anderen Offizieren, die teilweise noch den Padus-Schlamm auf ihren Mänteln in das Kommandeurszelt schleppten.


    "Ihr kommt gerade noch rechtzeitig - ich wollte heute meinen Angriff starten."




    | Tiberius Ostorius Remmianus


    Remmianus war der wachhabende Offizier, als die Melder der Praetorianer eintrafen. Beinahe wäre ihm das Herz in die Hose gerutscht - in letzter Sekunde traf Rettung ein, denn mit diesen gestählten Kriegern waren sie wieder klar überlegen, auch wenn sie noch immer gegen Stellungen ankämpfen mussten, die sie benachteiligten. Er musste sich sogar zwicken und sich zu vergewissern, dass dies kein Traum war.


    Aber als der Morgen graute und die Vorhut in Sicht kam, stand er schließlich am Südtor des Lagers, um den Praefectus Praetorio mitsamt seinen Tribunen in Empfang zu nehmen und sie zum Praetorium zu geleiten. Es war immerhin dringend nötig, eine Stabsbesprechung einzuberufen, denn nun wurden die Karten wieder neu gemischt!




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    | Manius Laberius Maturus


    Natürlich hatte sich auch die kaiserliche Armee aufgemacht, als man von dem Abmarsch von Cilos und Modestus' Truppen erfahren hatte - Patavium war kein geeigneter Ort für eine Belagerung, wenn man es sich mit allen Nachbarn verscherzt hatte (und dass dies der Fall war, zeigten die hässlichen Schmierereien, die das Heer auf dem Marsch gen Westen immer wieder zu lesen bekam). Abgesehen davon wollte Maturus aber ohnehin endlich die Entscheidung herbeiführen und sich nicht auf eine Belagerung einlassen. Was seine Späher allerdings meldeten, war nicht gerade ideal: Flamininus und Annaeus hatten ihre Truppen offensichtlich in einem Gewaltmarsch nach Osten gehetzt und gegen Abend die Hügelketten südlich Vicentias besetzt. Damit war klar, wo die Schlacht stattfinden würde.


    Entsprechend hatte der Laberier sein Heer langsamer marschieren lassen und bei dem winzigen Flecken Lerinum sein Lager aufschlagen lassen. Von hier aus waren es etwa vier Meilen bis zu den Hügelkämmen - ein Strecke, die genügend Zeit ließ, um sich auf einen Vorstoß des Feindes vorzubereiten, andererseits hinreichend kurz war, um mit ausgeruhten Kriegern auf dem Schlachtfeld zu erscheinen. Während die Legiones XXV und VII sich gemeinsam mit den Auxiliarkräften in Kampfbereitschaft aufstellten, um etwaige Angriffe abzuwehren, begannen die XXXIII., die XIII. und die XIV. mit dem Schanzen, um ein Nachtlager zu errichten.


    Unterdessen schwärmten die Legionskavalleristen aus, um aus möglichst sicherer Entfernung den Ausbau der feindlichen Stellungen zu beobachten. Einige von ihnen versuchten, den Feind südlich zu umgehen und stießen dabei weit vor den feindlichen Linien auf irreguläre Rebellentruppen, die den Spähern schwer zu schaffen machten.




    | Gaius Verrius Gallus


    Seit sie in Patavium lagen, waren die Blase an seinem Fuß zwar wieder verheilt, aber Gallus wünschte sich trotzdem sehnlich, endlich weiterzuziehen. Zum einen, weil er die Anspannung, dem Feind zum Greifen nahe zu sein und doch hier herumzusitzen, kaum aushielt. Und zum andern, weil ihm hier ständig Opfer ihrer Plünderungen begegneten, die genauso aussahen wie er, die seine Sprache sprachen - wenn auch einen ganz anderen Dialekt - und ihn ständig daran erinnerten, dass diese Aktion vielleicht nicht ganz rechtens gewesen war. Eigentlich hatten sie sich auf Italia gefreut, wo alles etwas zivilisierter war und die Heimat lag, aber jetzt begegneten ihnen alle mit Feindseligkeit und Furcht und wenn jemand mal ein Mädchen abbekam, dann hatte er sie sich genommen.


    Es wurde also Zeit zu verschwinden, zumal die Versorgungsausflüge ins Umland auch immer ausgedehnter wurden, weil das direkte Umfeld ausgeräumt war. Zwar hatten der ein oder andere manche Tricks, um die Verstecke des Viehs herauszukitzeln, aber immer öfter hatte auch das keinen Erfolg und die Patrouillen kamen mit leeren Händen.


    Nun aber regte sich langsam wieder etwas: Der Centurio gab Befehl, sich langsam auf den Aufbruch vorzubereiten und so kam an diesem Tag etwas mehr Betriebsamkeit in das Lager vor der Stadt. Einige Offiziere schienen zu glauben, dass man die Männer noch einmal aufwärmen musste, denn überall hörte man die Rufe und das Geklirr von Waffen, während andere unterwegs waren, um verlorene Ausrüstungsteile zusammenzusuchen (wahrscheinlich hatte der ein oder andere auch etwas davon bei der Bevölkerung eingetauscht und musste sich nun bei seinen Kameraden Ersatz beschaffen).


    Aber egal - bald würden sie wieder marschieren und diesem verdammten Krieg ein Ende bereiten!




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    DECRETUM CONSULUM


    Wahltermin für die Magistrate der Stadt Rom.


    Die Bestimmungen lauten:
    Der Wahltermin wird festgesetzt auf ANTE DIEM IV NON DEC DCCCLXII A.U.C. (2.12.2012/109 n.Chr.) und ANTE DIEM III NON DEC DCCCLXII A.U.C. (3.12.2012/109 n.Chr.).


    Kandidaten können ihr Interesse ab sofort und spätestens ANTE DIEM XV KAL DEC DCCCLXII A.U.C. (17.11.2012/109 n.Chr.) gegenüber einem der amtierenden Consuln erklären, welcher die Kandidatenlisten erstellt.


    Die Ernennung der neuen Magistrate erfolgt spätestens ANTE DIEM X KAL IAN DCCCLXIII A.U.C. (23.12.2012/109 n.Chr.).




    | Manius Laberius Maturus


    Seit einiger Zeit sammelten und erholten sich Maturus' Truppen nun schon bei Patavium und langsam wurde es Zeit weiterzuziehen, denn die Kornspeicher der Stadt waren ja schon vor ihrer Ankunft leer gewesen und es lebte sich sehr viel leichter aus dem Land, als wenn man sich aus der Ferne versorgen musste. Trotzdem wartete der Feldherr vorerst - man hatte ihm frische Truppen aus Rom versprochen! Und wenn alles gut ging, würden sie sogar in der Überzahl sein!


    Dann aber gab es neue Nachrichten der Späher, die die Lage völlig änderten. Und der Laberier war gezwungen, eine Stabsbesprechung einzuberufen - und zwar sofort! Und so dauerte es nicht lange, ehe sich sein Kollege Vipstanus Sermo, drei Legionslegaten, eine Schar von Tribunen und die wichtigsten Centurionen des Heeres in der Villa Urbana eines geflohenen Eques aus Verona zusammenkamen, wo das Hauptquartier aufgeschlagen worden war.


    Mit finsterem Blick begrüßte Maturus die Offiziere und wartete nicht wie üblich, um den Männern die Möglichkeit zu informellen Plaudereien zu geben. Stattdessen ließ er um Ruhe bitten und begann sofort:


    "Meine Herren, unsere Kundschafter melden Neuigkeiten! Die Städte Etruriens sind offenbar offen zu den Rebellen übergelaufen!"


    Aufgeregtes Murmeln erhob sich. Zwar war diese Information nicht ganz so überraschend, wie nun alle taten, denn die Städte waren bei den Versorgungsforderungen noch abweisender gewesen als sowieso und es gab Gerüchte darüber, dass Arezzo sogar einen kaiserlichen Soldaten inhaftiert hatte, aber was der Legat da erklärte, weckte die Erwartung einer öffentlichen Kriegserklärung.


    "Und sie haben unseren Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht! Wie ihr wisst, erwarten wir Verstärkung aus Rom unter Führung des Praefectus Praetorio Decimus. Auf diese müssen wir wohl oder übel verzichten - die Städte haben die Dämme des Padus zerstört und ihr Tal wieder in eine Sumpflandschaft verwandelt. Das dürfte die Truppen aus Süden vorerst aufhalten. Außerdem..."


    Das Gemurmel wurde so laut, dass Maturus eine Pause machen musste. Mit einer solchen Aktion hatte niemand gerechnet - die Padus-Ebene war in vergangenen Jahrhunderten ständig von schrecklichen Hochwassern heimgesucht worden, viele Bauern hatten regelmäßig ihre Ernten und sogar ihre sauber bestellten Felder verloren - von den Zerstörungen in den Siedlungen und Gehöften, den Mücken und Krankheiten ganz zu schweigen. Es musste sich einiger Hass gegen Salinator aufgestaut haben, wenn sie diesen nun wohl wieder dauerhaften Zustand gegen einen kleinen Aufschub für die Rebellentruppen eintauschten. Immerhin waren die Dämme eine teure Angelegenheit gewesen!


    "Ruhe!"


    befahl der Laberier endlich und fuhr dann fort:


    "Das ändert die Situation. Wie ihr wisst, warten wir auf Praefectus Decimus und ein Entsatzheer aus Rom. Mir wurden die Cohortes Praetoriae und die Marineinfanterie der Classis Misenensis versprochen - das dürfte sich damit wohl erledigt haben."


    "Aber die Classis könnte das Heer doch über den Padus übersetzen?"


    kam eine unqualifizierte Bemerkung vonseiten eines Tribuns, der offensichtlich noch grün hinter den Ohren war. Der Legat runzelte nur die Stirn, erklärte dann aber doch etwas genauer:


    "Für alle, die sich mit der Geographie Italias nicht auskennen: Der Padus mündet in das Mare Adriaticum und verläuft quer über die Cisalpina. Die Schiffe der Classis sind mit der Blockade Aegyptus' beschäftigt und müssten, um die Truppen zu uns zu bringen, ganz Italia umsegeln. Das würde zu lange dauern - bis dahin werden die Rebellen zweifellos zuschlagen, wenn sie ein bisschen Grips haben. Wir müssen uns also auf die Schlacht vorbereiten!"


    Langsam ging der Bürgerkrieg in die heiße Phase!



    Die Gemütslage des Praefecten der Classis Ravennas sprach seit Tagen Bände und wurde von Stunde zu Stunde schlechter. Seine Schiffe machten nun schon seit Tagen Jagd auf die Verbände der abtrünnigen Classis Syriaca, die kreuz und quer durch das verdammte Mare Aegaeum mit seinen hunderten Inseln streunten. Um nicht selber ständig von einer Insel zur anderen zu hetzen und einzelne Schiffe zu jagen, hatte er kurzerhand sein provisorisches Hauptquartier in Naxos aufgeschlagen und versuchte von dort aus, die Unternehmungen seiner Schiffe zu koordinieren. Ein Unterfangen, das sich nach wie vor als alles andere als leicht erwies.


    Täglich kamen dutzende Meldungen über gegnerische Schiffsbewegungen, bei denen kaum auszumachen war, welche Meldungen sich nun auf dieselben Schiffe bezogen, welche zueinander passten und welche widersprüchlich waren. Mal wurde dem Nachschub aufgelauert, mal Schiffe in einen Hinterhalt gelockt, mal flüchtete der Feind, mal fuhr er waghalsige Angriffsmanöver mit zahlenmäßig unterlegenen und hoffnungslos unterbesetzten Schiffen. Eine Strategie konnte der Praefectus kaum erkennen, auch wenn es zahlreiche Meldungen gab, nach denen der Gegner wohl letztlich versuchte, heimlich weitere Truppen von Ost nach West zu verschiffen. Aber wo diese lagerten, woher sie fuhren und vor allem wann und auf welchen Schiffen, das war einfach nicht mit Sicherheit herauszubekommen und somit auch nicht so einfach zu verhindern.


    Hinzu kamen stockende Nachrichtenlinien bis zum Heimathafen in Ravenna beziehungsweise bis nach Rom. Regelmäßig schickte der Praefectus Nachrichten, aber nur unregelmäßig kamen Antworten. Ganz offensichtlich gingen irgendwo Nachrichten verloren, aber noch konnte er nicht identifizieren, wo das Informationsleck lag oder wo Schiffe angefangen wurden. Er hatte einen seiner Tribune im Verdacht, mit Palma zu sympathisieren und deshalb Nachrichten zumindest zu verzögern, aber auch hier fehlten ihm noch die Beweise und außerdem brauchte er im Moment jeden halbwegs fähigen Offizier, um überhaupt den Überblick zu behalten, welches Schiff gerade welche dieser wirkluch vielen Inseln umkreiste.

    Es war kein großes Wunder nötig gewesen, bis sich die bürgerkriegsbedingte Getreideknappheit auch in Rhegium, im südlichsten Zipfel Italias herumgesprochen hatte. Und auch wenn man hier im Getreideumschlag aufgrund der Nähe zu Sicilia vielleicht etwas mehr Routine hatte als in anderen Häfen Italias, konnte man sich auch hier derzeit als Händler besonders großer Aufmerksamkeit sicher sein, wenn man Getreide aufkaufen oder anbieten wollte.


    So hatten dann auch die beiden Männer, die auf dem Landweg aus nördlicher Richtung in die Stadt gekommen waren, keine Probleme, Gesprächspartner zu finden. Und sie schienen an ernsthaften Geschäften interessiert zu sein, wenn man nach den Geldbeträgen ging, die sie anzubieten hatten. Wer Schiffe in der Stadt oder den umliegenden Städten zur Verfügung hatte, dem boten sie hohe Beträge, wenn er sich auf den Weg in verschiedene afrikanische Küstenstädte machte, um angeblich dort lagerndes Getreide abzuholen. Und sie zahlten extrahohe Prämien, wenn man kriegstaugliche Schiffe als Begleitschutz aufbieten konnte.


    Der Eifer, mit dem sie ihren Verhandlungen nachgingen, ließ keinen Zweifel daran, dass sie an einem größen Geschäft arbeiteten. Fragte sich nur, auf wessen Rechnung sie arbeiteten.

    | Tiberius Ostorius Remmianus


    Die Nachricht von der Plünderung Pataviums hatte sich wie ein Lauffeuer unter den Nachbarstädten ausgebreitet und sie hatte mächtig Eindruck gemacht! Remmianus, der noch immer für die Versorgung verantwortlich war, hatte plötzlich kaum mehr Probleme, das Heer mit Getreide und Wein einzudecken, denn wenn die kaiserlichen Truppen schon eine so wichtige und reiche Stadt wie Patavium ausräumten und sogar teilweise niederbrannten, würden sie ein Städtchen wie beispielsweise den Badeort Fons Aponi kaum verschonen.


    Wohin der Tribun deshalb auch kam, rückten die Stadtväter schnell mit ihren bescheidenen Vorräten heraus und wer versuchte zu feilschen, konnte meist sehr schnell zum Schweigen gebracht werden, wenn der Ostorier an das Schicksal Pataviums erinnerte. Langsam begann der Krieg wieder mehr Spaß zu machen!




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    Die kriegerische Auseinandersetzung auf dem Mare Aegaeum entwickelte sich immer mehr von einer halbwegs geordneten Seeschlacht hin zu einem wirren Katz-und-Maus-Spiel. Versprengte Schiffe der Classis Syriaca flüchteten in alle erdenklichen Richtungen und zogen damit auch die Verbände der Classis Ravennas auseinander, wenn diese die Verfolgung aufnehmen wollten. Kaum brachen sie die Vefolgung jedoch ab, sammelten sich solche Schiffe wieder, nahmen womöglich auf einer der Inseln freiwillige Kämpfer mit an Bord und fielen den feindlichen Schiffen wieder in den Rücken, wenn diese unvorsichtig agierten.


    Andere Schiffe der Classis Syriaca hatten inzwischen wieder weitgehend planmäßig die Westküste Asias erreicht und tatsächlich einige Soldaten der dort wartenden Teile der Streitmacht Palmas aufnehmen können. So kamen den verfolgenden Schiffen der Classis Ravennas nun plötzlich wieder voll bemannte Schiffe mit ausgeruhten Besatzungen entgegen, die zwar in ihrer Zahl noch immer unterlegen waren, diesen Nachteil aber mit Tatkraft wieder wettzumachen versuchten. Zudem wurde an der Küste Asias die Versorgungssituation für die Classis Ravennas nun noch schwieriger, weil hier erst Recht alle Städte und Häfen treu zu Palma standen. Während sich die Kriegsschiffe noch problemlos auf offener See aus den Transportern versorgen konnten, mussten diese nun immer weitere Wege fahren, um selber wiederum frisches Wasser und Getreide an Bord nehmen zu können. Und dabei immer wieder Gefahr laufen, in die Hände von versprengten Verbänden aus Palmas Flotte zu geraten.

    Tage und Wochen waren sie marschiert, im Eiltempo zumindest dort, wo es die Straßen zuließen. Marius Turbo hatte sie angetrieben, denn er wusste, was auf dem Spiel stand. Nicht nur der Thron des Kaisers, sondern auch sein eigener Ruf als Feldherr, der seinem Kaiser bedingungslos und vor allem erfolgreich den Rücken frei hält. Also mussten sie Palma stoppen, um jeden Preis - und je früher, umso besser. Daher freute es Turbo durchaus, dass sie immer weiter südlich kamen und zunächst noch immer keine Spur von Palma zu entdecken war.


    Schließlich erreichten seine Späher aber doch die Gegend von Thebae uind erhielten schnell Nachrichten von der Blockade des Weges, noch bevor sie die Verschanzungen sehen konnten. Schnell waren sie sich sicher, nun Palmas gesamtes Heer gefunden zu haben und meldeten dies ihrem Befehlshaber. Turbo war da skeptischer. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Palma Tage mit dem Anlegen einer riesigen Verschanzung verbringen würde, wenn er eigentlich weiter nach Norden rücken wollte. "Irgendetwas stimmt hier nicht", murmelte der alte Haudegen und schickte seine Männer vor, so viele Informationen wie möglich über das Blockadewerk und die Truppenstärke des Gegners einzuholen.

    | Lucius Vipstanus Maecilianus Sermo


    Obwohl die Klienten des Kaisers und einige Unentschlossene fleißig für den Antrag stimmten, zeichnete sich am Ende ab, dass der Antrag durchfallen würde. Der Consul wurde ganz blass!


    "Ich... erkläre die Abstimmung für beendet. Der Antrag ist... abgelehnt! Die Sitzung ist beendet!"


    Er musste dem Kaiser Bericht erstatten! Sofort! Gedeckt von der Liktorenschar eilte er deshalb sofort aus der Curia Iulia.

    | Gaius Verrius Gallus


    Gallus wusste nicht, wann er das zum letzten Mal getan hatte: Plündern! Aber er erinnerte sich sehr schnell wieder, wie es funktionierte! Binnen kürzester Zeit waren er und seine Kameraden in das nächstbeste Haus ausgedrungen und ehe die verdutzten Besitzer wussten, wie ihnen geschah, hatten die Soldaten die Truhe im Atrium gefunden und aufgebrochen. Im Gegensatz zu manch anderem hatten sie auch noch Glück gehabt, denn die Trottel hatte scheinbar nicht damit gerechnet, sodass man sich an allem bedienen konnte. Das einzige Problem war gewesen, dass er nicht darauf vorbereitet gewesen war und nur seinen Proviantsack dabei gehabt hatte. Als dieser voll war, konnte er sich nur noch eine hübsche Bronze-Statue schnappen und dann wieder gehen. Dafür war es aber erstaunlich leicht gewesen, seinen Kunstschatz bei den Marketendern im Tross in klingende Münze umzusetzen.


    Nun saßen sie am Lagerfeuer vor ihrem Zelt im Lager vor der Stadt und jeder zählte eifrig, wie viel er geholt hatte. Auch Gallus konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt so viel Geld besessen hatte! Einzig Turbo saß schweigend mit seiner Schüssel in der Hand und sah nur zu, wie die anderen darum wetteiferten, wer den ältesten und damit wertvollsten Sesterz geräubert hatte.


    "Turbo, altes Haus, was schaust du so? Wo is deine Beute?"


    fragte Gallus schließlich, aber der alte Legionär zuckte nur mit den Schultern.


    "War nich dabei. Is nix für mich, mein eigenes Land auszurauben."


    "Wieso? Du kommst doch aus...Aquileia, dachte ich?"


    gab der Verrier zurück und legte die beiden Münzen, die er gerade überprüft hatte, langsam auf den Haufen zurück. Turbo zögerte kurz, dann sagte er


    "Naja, mein Großvater kommt von hier..."


    "Mehercle, wirklich? Hast du noch Verwandtschaft hier?"


    "Naja, meine Tante müsste noch hier wohnen. Weiß aber nich wo... war ja seit zwanzig Jahren nich hier und in der Insula von damals kannte sie niemand... aber sie wär jetz auch schon... puh, keine Ahnung!"


    Der alte Soldat fuhr sich über das stoppelige Kinn und stellte nun auch seine Schüssel beiseite. Auch Gallus wusste nicht recht, was er sagen sollte. Noch einmal blickte er auf sein Geld, das ihn jetzt gar nicht mehr so sehr freuen konnte. Nach kurzem Überlegen sagte er schließlich


    "Naja, wenn die in deiner Familie nur halb so schlau sind wie du, sind sie bestimmt rechtzeitig geflohen. Oder vielleicht sin sie ja auch weggezogen, zu deinen Leuten nach Aquileia."


    Turbo zuckte nur mit den Schultern.


    "Kann sein. Naja, mir is der Appetit vergangen. Ich spül mal mein Zeug."


    Damit hob er die Schüssel auf, legte seinen Löffel hinein und erhob sich mit einem Ächzen. Gallus blickte ihm nach. Turbo war so etwas wie die gute Seele ihres Contubernium, wenn nicht der ganzen Centuria. Er stand kurz vor der Missio Honesta, hatte zwanzig Jahre in Germania, Britannia und Pannonia gedient, hatte gegen alle möglichen Arten von Barbaren gekämpft und sich die ein oder andere Narbe eingefangen. Trotzdem hatte er sich nie beschwert: Er sagte immer, er tue es für seine Familie, dass sie ruhig schlafen könne. Und jetzt war er mit seiner Armee in sein Heimatland gezogen und seine Kameraden hatten die Stadt ausgeplündert, in der seine Ahnen begraben waren.


    Sicher, die Truppe hatte eine verdammt harte Zeit hinter sich, kaum einer, der keine Blasen an den Füßen, deftige Erkältung oder sonstwas bekommen hatte, ein paar waren sogar an irgendwelchen Krankheiten gestorben. Aber der Mann, dem Gallus heute sein Gladius an die Kehle gehalten hatte, während die anderen das Haus nach Wertsachen durchsuchten, war ein römischer Bürger gewesen, am Ende vielleicht sogar Turbos Cousin oder Neffe oder sonstwas. Und auch wenn Patavium sich gegen den Kaiser gestellt hatte und vielleicht sogar die Truppen drüben in Verona versorgt hatte: Was hätten seine Eltern mit ihrem Bauernhof in Campania wohl gemacht? Waren die Versorgungstrupps der Rebellen nicht auch bis an die Zähne bewaffnet und hatten keine Lust auf Verhandlungen? Was konnten die Frauen, die heute trotz aller Verbote geschändet worden waren, dafür, dass sie im Norden Italias geboren waren und nicht im Süden?


    Langsam packte Gallus seine Münzen zusammen und zog den Beutel zu. Dann ließ er sich rückwärts ins Gras fallen und sah hinauf zu den Sternen... Bürgerkrieg machte keinen Spaß!




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