Beiträge von Narrator

    http://www.imperium-romanum.in…ava_galerie/Senator11.jpg Als der Bote erklärte, dass die Nachricht brisant war, horchte der Consul schon auf, doch als die Nachricht heraus war, wurde er sogar ein bisschen blass. Natürlich passten diese Worthülsen zu dem, was früher zu allerlei Anlässen behauptet worden war. Aber Salinator war nicht gerade ein Kaiser, der viel von solchen Worten hielt. Und in dieser Situation klang das ganze verdächtig nach... Hochverrat!
    Aber vielleicht hatte er die Nachricht des Iuliers auch missverstanden. Deshalb fragte er nochmals nach:
    "Wie genau... stellt sich Iulius das Ende des Krieges vor? Meint er... eine Kapitulation?"
    Eigentlich war das die einzig mögliche Interpretation, denn einen Senatsbeschluss, dass das feindliche Heer sich sofort zu ergeben hatte, war ja geradezu lächerlich!

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    Faustus Scaevius Latro


    Als Latro zur Meldestelle zurückkehrte, hatte er zumindest ein paar junge Männer eingesammelt. Trotzdem sprach er auch noch den jungen, kräftig aussehenden Burschen an, der scheinbar etwas unsicher herumstand.


    "Na, Junge? Was is' mit dir? Willst du nicht auch deine Vaterstadt verteidigen?"


    Wenn man sich das so ansah, waren es ja sowieso erschreckend wenige, die sich da meldeten...


    http://www.imperium-romanum.in…ava_galerie/Senator11.jpg[Sim-Off]Macht ja nichts. Und ich konnte nicht widerstehen ;)[/simoff]
    Tiberius Erucius Vorenus, der amtierende Consul, war aufgrund seiner geringen militärischen Erfahrung kaum in die Verteidigung Roms eingebunden. Genaugenommen hatte er derzeit einen sehr geruhsamen Job, wenn man davon absah, dass ein feindliches Heer seine Stadt belagerte. Trotzdem wunderte er sich sehr, als er Besuch von einem Boten der Cohortes Urbanae erhielt. Neugierig ließ er den Burschen deshalb ins Tablinium bringen.
    "Salve. Was für eine Nachricht bringst du mir?"
    begann er deshalb sofort.

    "Soll was?", fragte der Ianitor verdutzt und zuckte dann mit den Schultern. Wahrscheinlich meinte der Bote 'überbringen'. Als öffnete er die Tür, denn die Cohortes Urbanae waren eine wichtige Einheit und auch wenn ein recht unerfahrener Tribun sie derzeit kommandierte, war es in diesen Kriegszeiten wohl besser, dessen Nachrichten lieber einmal zu oft als einmal zu selten weiterzuleiten.


    "Naja, komm mit!", sagte er deshalb und führte den Boten ins Haus, durch das luxuriöse Atrium und ins Tablinium, wo der Consul über den Besuch informiert wurde.

    Wie bei jedem noblen Haushalt, öffnete auch am Haus des Consul der Ianitor und sah den Besucher an. "Wer bist du und aus welchem Anliegen bist du hier?", fragte er routiniert.

    Nachdem der Einfall der Rebellen unmittelbar bevorstand, hatten die verbliebenen Stadteinheiten die Castra Praetoria geräumt. Die Trainingseinheiten waren auf den Campus Martius verlegt worden, doch als die Boten meldeten, dass der Feind in Sicht sei, war es sowieso vorbei: Die Rekruten, allesamt noch grün hinter den Ohren, wurden direkt an die Stadttore verlegt, wo sie gemeinsam mit den erfahreneren Milites die sensibelsten Punkte der Stadt bewachen sollten.


    Die Mauerabschnitte selbst wurden dagegen von der Volksmiliz bemannt, wobei in regelmäßigen Abständen auch Vigiles-Einheiten stationiert wurden. Sie waren es auch, die die meisten Wurfmaschinen zu bedienen hatten, die in regelmäßigen Abständen auf den alten Türmen und Toren positioniert worden waren.

    Faustus Scaevius Latro


    Eigentlich hatte Latro bei seiner Versetzung vor ein paar Jahren angenommen, dass er nicht mehr würde kämpfen müssen. Vielmehr waren Nachforschungen und Spitzeleien sein Fachgebiet, weshalb man ihn auch nicht mit nach Misenum geschickt hatte. Nun wurde aber doch jeder Mann gebraucht und jeder Centurio war beauftragt worden, an der Ausbildung der Freiwilligenverbände mitzuwirken. Es mochte schon fünfzehn Jahre her sein, dass er in einer Legion gedient hatte und wohl noch einmal vier, seitdem er mit Rekruten zu tun gehabt hatte. Trotzdem hatte er dem Tribun versprochen, dass er es hinkriegen würde, schon allein für seinen Patron, den Kaiser.


    Allerdings stellte er betrübt fest, dass der Ansturm nicht gerade groß war: Zwar meldeten sich hier und dort ein paar Männer, aber patriotische Begeisterung sah anders aus! Also halfen die Centurionen nach, indem sie durch die Reihen gingen und diejenigen, die in wehrfähigem Alter waren, direkt ansprachen. Damit schafften sie es zumindest, noch ein paar mehr Männer zu mobilisieren.


    Den Planungen des Kaisers entsprechend waren die Mauern Roms bemannt, als die Rebellen ihre Stellungen bezogen. Hatten sie die Castra Praetoria noch ungehindert einnehmen können, endete der Vormarsch, als sie an die Servianische Stadtmauer heranrückten. Obwohl das Bauwerk schon ein halbes Jahrtausend alt war, hatte man es in den letzten Monaten bereits verstärkt, um im Belagerungsfall gerüstet zu sein. Zur Sicherheit waren in den letzten Tagen außerdem diejenigen Häuser, die unmittelbar an die Mauer grenzten, abgerissen worden, um den wenigen Geschützen, die die Cohortes Urbanae emsig gezimmert hatten, zumindest etwas Schussfeld zu bieten. Darüber hinaus waren die Portae Naevia, Esquilina, Collina, Salutaris, Flumentana, Carmentalis, Caelimontana und Quirinalis zugemauert und von innen mit dem Schutt der abgerissenen Häuser zugeschüttet worden, um dem Feind weniger Angriffsmöglichkeiten zu bieten. Die verbliebenen Tore waren offensichtlich mit Einheiten der Cohortes Urbanae und Praetoriae besetzt, denn auf ihnen wehten die Signa einzelner Centurien. Dazwischen sah es weniger professionell aus: Hin und wieder zeigten sich Köpfe, die teils veraltete Helme aus den Magazinen der Castra Praetoria oder sogar Gladiatorenhelme trugen, die Gesichter darunter boten die komplette Altersspanne von Jünglingen, die zu wenige, bis hin zu halben Greisen, die zu viele Winter für den Krieg erlebt. Wie eine Armee wirkte das ganze jedenfalls nicht.


    Offensichtlich hatte Vescularius Salinator aber trotzdem vor, seine Stadt mit diesem Haufen kämpfend zu verteidigen...

    Aquila tastete nach seinem Arm. Ein Pferdebiss war schmerzhaft und hinterließ nicht selten einen blau und gelb schimmernde Hinterlassenschaft an der erwischten Stelle. Umso mehr Respekt hatte Flavus davor, dass sein junger Verwandter sich dadurch kaum beeinflussen ließ. Dieser Bursche war wirklich langsam zusammen mit Flavus zu einem echten jungen Mann herangewachsen. Die Tugend der furchtlosen Beherztheit hatte ihn stets ausgezeichnet, rührte aber auch oft mit Unbeherrschtheit einher. Seine schnelle Zunge, die gerne vorlaut und verfrüht Worte aussprach, musste man kennen und lieben lernen.
    "Sagte ich doch!", antwortete Flavus sowohl Arbiscar als auch Aquila. "Auf einem Esel wirst du wohl nie einen Triumphzug durch Roma bekommen, also wirst du das Pferd hier nicht austauschen können."


    Flavus liebte es seinen Bruder im Geiste zu provozieren. Seine Anwesenheit würde Arbiscars Lektion noch ein wenig mehr unerwartete Würze geben, auch wenn dem Blondschopf nicht klar war was das für eine Lektion sein sollte. Nun würde sich der dunkelhaarige Decimer dennoch noch mehr anstrengen. "Du? Mir überlegen? Selbst auf einem Esel sähe ich noch besser aus als du..." Diesmal konnte Flavus ein Lachen über seine eigene Worte nur schwer unterdrücken. Heraus kam ein lautes Prusten, das sich immer noch hinzog, während Arbiscar den Decimer belehrte. Noch konnte sich Arbiscar dies erlauben, Aquila und Flavus waren noch jung. Doch eines Tages würden sie leuchtende Sterne an Roms ruhmreichen Himmel werden, dessen war er sich sicher. Sie entstammten einer edlen Familie, die sich alles was sie bisher erreicht hat, hart erarbeitet hat. Genauso hart werden die beiden jungen Decimer arbeiten und sie werden ruhmreich werden.


    Nun geschah jedoch etwas, was Flavus wieder unter der Kategorie 'Unbeherrschtheit' einsortierte. Mit einem großen Satz wollte Aquila auf den Rücken des Pferdes springen. Zur vorübergehenden Überraschung des blonden Iberers, tat das Tier zunächst nichts. Doch nachdem es realisiert hatte, was geschehen war, begann es zu bocken und Aquila von seinem Rücken zu schleudern. Ohne ein Seil oder Saumzeug hatte er natürlich so gut wie keine Aussicht sich halten zu können. Mit einem dumpfen Geräusch landete er auf dem harten, trockenen Boden.
    Flavus machte Anstallten seinem Vetter zu helfen und ins Paddock zu gelangen, doch Arbiscar hielt ihn am Arm fest und verhinderte dies. "Er blutet", flüsterte der Decimer ihrem Lehrmeister zu und nickte in Richtung Aquila. "Das wird er nicht zu letzten Mal", antwortete dieser.
    Ungläubig blickte Flavus ihn an. "Du schickst ihn mit einem Dolch in ein Bogenwettkampf, Arbiscar. Ohne Seil hat er doch gar keine Zuversicht auf Erfolg." Der ältere wartete einige Sekunden, ehe er antwortete: "Darum geht es ja"
    Es war wieder eines dieser Lektionen, dessen Sinn sich den beiden anfänglich entzog. "Ehre und Stärke!", raunte Flavus seinem Vetter zu, "Marcus Decimus Aquila, mach deinem Namen Ehre! Glaub an dich selbst und denke nach, dann kannst du jede Herausforderung meistern."

    Flavus beobachtete Aquila aus einiger Entfernung, während er sich einen Bissen von seinem frischen Apfel gönnte. Der junge Decimer befand sich in einem Paddock, zusammengesperrt mit einem Junghengst, der eines der unangenehmeren Vertreter seiner Rasse zu sein schien. Er wehrte sich behaglich gegen Aquila und ließ diesem keine Möglichkeit ihn zu fassen, geschweige denn zu beruhigen.
    Flavus tat einige Schritte auf den durch Holzlatten abgesperrten Bereich zu. Zwar hatte er sich zunächst einen kleinen Spaziergang auf dem Landgut der Decimi vorgenommen, doch dieses Schauspiel hatte sein uneingeschränktes Interesse heraufbeschworen. Arbiscar, wohl möglich der strengste und zornigste unter den Lehrmeistern der beiden Cousins, hatte sich offensichtlich eine weitere Lektion ausgedacht. Es war ein sonniger Tag, der Wind war nicht zu kalt, wehte jedoch stark, sodass er die Stimmen der beiden zu sich trug. Aquila klang dabei genervt und angespannt. Flavus lächelte, biss erneut von seinem Apfel ab und beschleunigte seine Schritte.


    "Bist du dir da so sicher? Ich denke wir sollten die Bissigkeit von Senatoren nicht allzu unterschätzen"/b], entgegnete Flavus auf die Bemerkung seines Großcousins. [b]"Salve Aquila", er biss erneut von seinem Apfel ab und fuhr mit halb vollem Mund fort, "ich sehe du hast Spaß?" Er zwinkerte dem jüngeren Mann stichelnd zu. "Auch dich grüße ich Arbiscar" sprach er an den Iberer gewandt, "ihr reitet das neue Gestüt ein?" Der hellhaarige Decimer stütze sich am Holzzaun ab. "Seid ihr sicher, dass der hier kein Esel ist? So stur, wie der sich aufführt? Man könnte es bald meinen." Abgesehen von seinem jungen, wilden Verhalten war dieser Hengst natürlich absolut kein Esel. Kräftige, vor über den Muskeln gespannter Haut und Fell glänzende Beine, die pure Kraft und mögliche Anmut wiederspiegelten bepackten dieses Pferd wie einen Gladiator, der in seinem Leben nichts als körperliche Anstrengung kannte. Für ein anderthalb Jahre altes Wesen ganz und gar kein schlechter Anblick. Er machte dem Wappentier ihrer Gens fast schon Ehre. "Möglicherweise ist er beleidigt, da nicht der bessere von uns beiden versucht ihn zu zähmen." Wieder lächelte Flavus verschmitzt, zwinkerte und zeigte mit beiden Daumen auf sich.
    Solche Späße konnte er sich mit Aquila erlauben. Auch wenn sie dem Stammbaum nach nur Großcousins waren, so dachte Flavus doch von ihm, wie von einem Bruder. Sie waren zusammen aufgewachsen und hatten viele Lektionen ihrer Lehrmeister geteilt. Späße machte Flavus viele mit oder über ihn, Aulus Decimus Flavus war ja gerade erst zwanzig Jahre alt und daher hatte er doch noch vieles seiner Jugendlichkeit behalten.


    Als er Arbiscars abfälligen Blick bemerkte, spielte er eine schockierte Miene. "Etwa nicht?" Seinen übrigen halben Apfel hielt er ins Paddock und es dauerte nur wenige Sekunden bis das junge Pferd diesen bemerkte. Es setzte zum Traben an, machte vor ihm halt, roch an dem Apfel, blieb völlig ruhig stehen und fraß ihm das Stück Obst aus der Hand. Flavus war zwar selbst ziemlich überrascht, dass sein Versuch gelang, tat jedoch so, als wär das ganze eine völlig offensichtliche und einfache Lösung gewesen. "Ich würde mich beeilen Aquila, gleich ist der Apfel in seinem Magen verschwunden."

    | Lucius Licinius Messalinus

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus


    Auch wenn Messalinus es nicht wahrhaben wollte - sehr bald musste er feststellen, dass die Rufe des Gegners nicht ganz zu Unrecht erschollen waren - und darüber hinaus kamen sie nun nicht mehr nur von vorn, sondern auch von hinten. Dennoch feuerte er seine Männer weiter an, sprang bei Engpässen ein und wies Nachkommenden einen Platz in der Schlachtreihe zu. Tatsächlich war der gegnerische Centurio, dessen Aufmachung ihn zweifellos als einen der Primi Ordines auswies, zu Boden gegangen und nur vom beherzten Einschreiten eines Optios und einer Handvoll junger Soldaten gerettet worden.


    "Los, der Centurio ist gefallen! Das ist bestimmt der Primus Pilus!"


    nutzte er sofort die Gelegenheit. Tatsächlich steigerte dieser kleine Triumph die Motivation noch einmal und seine Jungs machten ein paar Schritte gut. Dann aber stockte der Angriff erneut - und schlimmer: der Nachschub schien irgendwie weniger zu werden. Als der Licinier sich schließlich einen Blick über den Wall gönnte, traute er seinen Augen kaum: Dort, wo zuvor kompakte Reserve-Einheiten das Feld bedeckt hatten, war nun Bewegung entstanden - und zwar weg von der Frontlinie! Diese Feiglinge machten sich vom Acker! Wie konnte das sein?


    Sehr genau wusste der Centurio, dass sie zahlenmäßig überlegen waren. Der Feldherr selbst hatte es mehrmals betont! Das hier war angeblich ein todsicheres Ding gewesen! Aber was er sah, war unmissverständlich - wenn die Reserve floh, konnte der Druck nicht aufrechterhalten werden, dann würde die Front zusammenbrechen, so tapfer sie auch kämpften. Dann würden die Rebellen ihn uns seine Männer vom Wall fegen, auf sie stürzen und alle niedermetzeln!


    Kurz brandete Panik in dem alten Veteranen auf - auch er wollte nicht sterben! Dann besann er sich aber und sah auf die verzweifelt fechtenden Legionäre vor ihm - das waren seine Jungs! Er hatte Verantwortung für sie! Und eine panische Flucht würde nur dafür sorgen, dass die Rebellen sie niedermetzelten... - es blieb nur eine Möglichkeit:


    "Männer, wir ziehen uns zurück! Und zwar langsam!"


    Mit Befehlen und Gesten sorgte er dafür, dass sein Brückenkopf sich langsam zurückzog. Mit jedem Schritt rückwärts schlüpften einige seiner Männer aus der Formation und rutschten den Wall hinab. Bis der Licinier selbst in die Bresche sprang und die letzten drei Legionäre hinter sich durch das Loch in der Brustwehr entkommen ließ. Zu diesem Zeitpunkt war ihm alles egal - er focht wie ein junger Mann, parierte Stiche und Hiebe, rammte sein Scutum gegen Männer, die einen ganzen Kopf größer waren als er, denn er wusste genau: je länger er hier standhielt, desto mehr Abstand gewannen seine Männer gegenüber den Rebellen, die zweifellos nachsetzen würden. Er wollte den Jungs die Schmach ersparen, sich das Feldzeichen wegnehmen zu lassen - vor allem aber, ihr Leben zu verlieren. Und so hielt er stand und bewachte das Loch im Wall wie eine Löwenmutter ihr Junges.


    Doch auch ein höchstmotivierter Centurio konnte gegen die Veteranen der ersten Centuria nicht ewig standhalten - bald schon ermüdeten seine alten Knochen, seine Schläge wurden schwerfälliger und seine Paraden langsamer. Er wünschte sich, den Schweiß, der in den Augen brannte, aus dem Gesicht wischen zu können, doch er hatte alle Hände voll zu tun. Und so sah er schließlich auch nicht, wie ein Gladius von der Seite vorblitzte und sich unter der Achsel in die Schulter bohrte. Er ließ das Scutum fahren und fuchtelte mit dem Gladius weiter, um den Gegner auf Distanz zu halten. Doch gegen diese Männer half auch das nicht - ein weiterer Stoß traf seinen Arm, dann drang einer durch das Focale und bohrte sich in den Hals.


    Gurgelnd ging Messalinus zu Boden. In den Augenwinkeln sah er dabei das leere Feld vor dem Wall - seine Männer waren geflohen: er war nicht grundlos gestorben. Doch während sein Lebenssaft schwallartig aus der Halswunde sprudelte, sein Focale, die Tunica und überhaupt alles besudelte, dachte der sterbende Centurio plötzlich daran, warum sie hier standen: Weshalb gab es überhaupt diesen Krieg? Weil irgendein Mann, weit weg in Rom, irgendeinen anderen angeblich umgelegt hatte? Jeden Tag wurden im Imperium wahrscheinlich Tausende ermordet - scherte sich da irgendwer darum? Was würde es letztlich ändern, wenn jetzt vielleicht ein Cornelius Palma auf dem Thron des Augustus saß? Würde sich auch nur das Geringste ändern für ihn, seine Kameraden oder seine Familie hier in Norditalia? Würde Rom sicherer sein, die Grenzen fester oder die Legionen stärker? Nein! Die einzigen, die davon profitierten, dass dieser oder jener Aristokrat den Lorbeer trug, waren andere Aristokraten, die mit diesem oder jenem besser standen! Und dafür starben sie jetzt, waren Tausende auf diesem Schlachtfeld gefallen, hunderte auf dem Marsch über Alpen und Adria an Krankheiten oder Verletzungen verreckt, verloren Kinder ihre Väter, Mütter ihre Söhne, Frauen ihre Geliebten. Deshalb war Patavium geplündert worden, verhungerten wahrscheinlich irgendwo in Italia ein paar arme Schlucker mehr, deren Getreide von den Armeen requiriert wurde, ja vielleicht ganz Italia, weil Aegyptus eine Blockade verhängt hatte! Sicher, er persönlich starb für seine Männer - das war der Preis ihres Lebens - aber warum waren sie überhaupt in Lebensgefahr?


    Sinnlos war das alles hier! Einfach nur sinnlos!


    Mit diesem Gedanken hauchte Lucius Licinius Messalinus, Centurio der stolzen Legio XIII Gemina, gehorsamer Soldat und hochdekorierter Veteran aus vielen Schlachten, inmitten eines absurden Bürgerkriegs sein Leben aus, weil ihn seine eigenen Landsleute, die er und die ihn zu verteidigen geschworen hatten, im Namen irgendeines Politikers niedergestochen hatten...

    | Gaius Verrius Gallus


    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    Er ging auf die andere Seite und konnte einen unnatürlich verdrehten Arm und einen Kopf unter den Toten hervorragen sehen. Ins Gesichtsfeld von diesem Mann gestellt "bellte" er ihn an:
    "Name, Einheit und Rang Milites!"


    Seine eigenen Leute verschwanden irgendwann aus dem Gesichtsfeld des Verriers - außerdem war er langsam heiser. Schließlich war er bereit, sich in sein Schicksal zu ergeben - die Parzen hatten offensichtlich die Schere an seinen Lebensfaden gelegt. Apathisch starrte er zum Himmel voller Wolken. Plötzlich bemerkte er, dass er zusätzlich zu seinem Schmerz auch noch unglaublichen Durst hatte - die Götter wollten ihn an seinem frühen Lebensabend offensichtlich noch mehr quälen. Fast hoffte er, dass bald die Leichenfledderer kamen, um ihm den Hals umzudrehen.


    Umso erstaunter war er dann aber, als ihn plötzlich jemand anrief. Er musste kurz um sich blicken, um den blutüberströmten Centurio zu sehen - was das nicht der Kerl vom Wall gewesen? Egal, er war ihm sowieso auf Gedeih und Verderb ausgeliefert...


    "Legionarius Gaius Verrius Gallus, Legio XXV, Cohors III, Centuria V."


    meldete er deshalb müde. Vielleicht würde es wenigstens schnell gehen...


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    | Gaius Verrius Gallus


    Als Gallus versuchte, sich aus dem Haufen an Toten und Verwundeten zu ziehen, stellte er fest, dass seine Rüstung sich mit der des Toten über ihm verhakt hatte - und die beiden gestandenen Männer, die ihn verdeckten, waren zu schwer, um sie einfach wegzuheben.


    "Kameraden, helft mir!"


    rief er die Soldaten neben sich an, die offensichtlich zu einer anderen Centuria gehörten. Sie versuchten erneut, den Brückenkopf zurückzuerobern, kletterten den Wall hinauf (wobei sie zum Teil zuerst den Totenhaufen, in dem der Verrier lag, als Leiter benutzten), hatten aber scheinbar keine Zeit, den Verletzten zu helfen. Und von einem Capsarius war auch weit und breit keine Sicht - diese Feiglinge hielten sich wahrscheinlich in der Etappe auf.


    Dann plötzlich kam noch mehr Unruhe in die Truppe - Gallus bekam nur Wortfetzen mit. Irgendwas mit "Reserve", "gefallen", "Verrat" war zu hören, das für den einfachen Legionär aber keinerlei Sinn ergab. Dann aber hörte er plötzlich einen Ruf, der klar erkennbar war:


    "Die Reserve ist geflohen!"


    Gallus sah, wie der Centurio, der direkt neben ihm seine Männer den Wall hinaufschickte, inne hielt und den Ausrufer ansah. Leider brüllte in diesem Moment ein anderer Soldat auf, der getroffen vom Wall segelte und das Paket auf der Brust des Verriers beschwerte - die Schienen seiner Lorica Segmentata bogen sich langsam und die Endkanten drückten auf seinen Brustkorb. Darüber vergaß er ganz, dass der Centurio offensichtlich irgendetwas beriet und dann das Zeichen zum Rückzug gab.


    Das ließen sich die Stoßtruppen am Wall nicht zweimal sagen: Rasch ließen sie sich hinunterrutschen, die obersten aber sprangen. Gallus sah nur zwei genagelte Sohlen auf sich zukommen, dann spürte er nur einen gleißenden Schmerz im Arm. Mit dem ganzen Gewicht, das ein Legionär in voller Ausrüstung auf die Waage brachte, war der Fliehende auf seinem Unterarm gelandet, die Nägel bohrten sich in die Haut, doch das Gewicht hatte den Knochen zweifellos durchtrennt. Er rutschte aus, rappelte sich dann aber sofort auf und rannte weiter. Der Verrier schrie wie am Spieß, doch niemand schien sich für ihn zu interessieren: Nun war der Centurio nämlich schreiend damit beschäftigt, seine Männer zum Rückzug anzuspornen - und die Männer taten nichts lieber als das! Die Toten und Verwundeten schienen niemanden zu interessieren...


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    | Tiberius Ostorius Remmianus


    Die Lage bei der XXV. sah nicht gut aus: Von Süden erreichten den jungen Tribun Nachrichten, dass die Rebellenreiterei die Flanke geknackt hatte, dazu stürmten nun auch noch Truppen von den Wällen auf die verängstigten Kaiserlichen hinab. Außerdem war der Praefectus Praetorio offensichtlich schon ganz am Anfang der Schlacht in gegnerische Gefangenschaft geraten. Dann aber kam es noch schlimmer:


    "Laberius Maturus ist gefallen!"


    rief der verschwitzte Melder aus und Remmianus starrte in die Ferne. Obwohl er in der Reserve stand, hörte er das Schlachtengeschrei, die hunderten Todesschreie seiner Kameraden in Nord und Süd. Und ausgerechnet in dieser Situation fielen beide Kommandeure! Das war ein Zeichen: die Götter mussten gegen sie sein! Sie waren alle todgeweiht!


    Aber der Ostorier wollte nicht sterben! Er hatte das alles nicht gewollt! Sicher, er war stolz gewesen, den Kaiser persönlich zu kennen! Und er hatte gern in seinem Heer gedient! Aber für ihn sterben? So hatte er das nicht geplant! Sich abschlachten lassen? Er war doch gar kein Soldat! Er wollte Senator werden, irgendeinen ruhigen Posten in Rom - das hätte seiner Familie gereicht! Und nun sollte er hier auf dem sogenannten Feld der Ehre verbluten? Nein, niemals!


    "Das ist ein Zeichen der Götter! Die Schlacht ist verloren! Wir müssen weg hier!"


    rief er aus. Sein Adjutant, ein Centurio, sah ihn verwirrt an. Die Soldaten in seiner Nähe blickten ängstlich um sich. Aber Remmianus war das alles egal. Er steigerte sich geradezu hinein, immer wieder brüllte seine innere Stimme: "Ich will nicht sterben! Ich will nicht sterben!" Und so brüllte er nur:


    "Flieht, ihr Narren!!"


    Dann wendete er sein Pferd und ließ seinen Worten Taten folgen. Schneller und schneller trieb er sein Pferd an, achtete nicht auf die Geschehnisse um sich herum. Einfach weg von diesem Schlachtfeld, weg vom Tod, der seine grausame Klaue um das kaiserliche Heer schloss! Er musste sich beeilen, sonst würden sie eingekesselt werden wie die Kameraden im Norden! Fort, in den Wald, wo er sich verstecken konnte! Einfach nach Hause!


    Hinter ihm zeigte sein Verhalten auch bei den Männern Folgen: Ratlos standen die Centurionen der wartenden Einheiten da, redeten miteinander, während einige der Gemeinen schon versuchte, die Formation zu verlassen. Noch konnten sie von den Veteranen an Ort und Stelle gehalten werden, doch es kamen Rufe auf: Auch die Veteranen hatten kein Interesse zu sterben! Das war nicht ihr Krieg! Niemand hatte etwas davon, wenn sie starben! Sie durften nicht warten, bis sie komplett umzingelt waren! Der Tod des Maturus war ein Zeichen! Die Götter waren gegen sie! Und außerdem hatte der Offizier doch den Rückzug befohlen!


    Die Stimmung schaukelte sich immer weiter hoch, dann war es so weit: Die Centurionen konnten ihre Männer nicht mehr halten und die Formationen lösten sich auf. An manchen Stellen sah es noch nach geordnetem Rückzug aus, anderswo ließen die Männer Schilde und Speere fallen und rannten um ihr Leben!



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    | Manius Laberius Maturus
    Sein Plan schien aufzugehen: Wo Maturus hinkam, kämpften seine Männer verbissener und die Rufe, dass der Feldherr persönlich in den Kampf eingriff, verbreiteten sich an der ganzen Front gegen die Germanen. Der Feind wehrte sich verbissen, aber der Laberier hatte langsam den Eindruck, dass ihr eigener Atem weitaus länger sein würde - so viele waren diese Barbaren gar nicht! Im Rausch des Gefechts hatte er plötzlich die Idee, tatsächlich persönlich einzugreifen - Caesar sollte das ja auch getan haben!


    "Vorwärts, wir sehen uns mal die Schlachtreihe an!"


    rief er seinen Leibwächtern zu und trieb sein Pferd noch weiter nach vorn. Das Schwert voraus galoppierte er auf die Reihen des Feindes zu und seine Legionäre machten Platz. Mit vollem Karacho rammte sein Schlachtross die ersten Reihen der Germanen um, stieß mit seinem Spatha nach dem Kopf eines Barbaren und vergoss so das erste Blut des Tages. Nach Jahrzehnten spürte er wieder einmal den Nervenkitzel eines Kampfes auf Leben und Tod! Natürlich hatte er nicht nur den Vorteil, dass er beritten war, sondern auch Leibwächter, die jeden Feind niederstachen, ehe dieser einen ernsthaften Schlag gegen den Feldherrn führen konnte. Trotzdem mussten sie natürlich hin und wieder einen in ihren Kreis lassen, denn sonst hatte ihr Kommandeur keine Ziele.


    Dann aber schienen die Germanen zu erkennen, wen sie vor sich hatten. Und ihre Anführer (Häuptlinge? Offiziere? Maturus wusste es nicht) stachelten sie an: Ein Leibwächter nach dem anderen fiel und der Laberier bemerkte, dass es Zeit war, wieder hinter den eigenen massiven Schildwall zurückzukehren. Er gab ein Zeichen und wendete sein Pferd.


    "Wir ziehen uns zurück!"


    rief er und sah an sich herunter. Wenigstens hatte er jetzt Blut am Schwert und auch ein paar Spritzer auf der Uniform. Das würde Eindruck schinden, wenn er die Siegesansprache hielt!


    Dazu sollte es aber nicht kommen, denn die Germanen hatten auch Bogenschützen mitgebracht und diese eröffneten nun plötzlich das Feuer auf die sich zurückziehenden Leibwächter und Offiziere. Und tatsächlich geschah das Unwahrscheinlichste, was man sich vorstellen konnte: ein Pfeil bohrte sich genau unterhalb des Helmes in den Hals des Laberiers. Der Feldherr brach sofort zusammen und stürzte vom Pferd. Sofort bremsten die Equites Singulares ihre Tiere und versuchten, den blutenden Körper zu sichern, ihn hinter die Frontlinie zu bringen. Tatsächlich gelang es mit einem Trupp Legionäre, der - geführt von einem geistesgegenwärtigen Centurio - zur Hilfe eilte, doch jede Hilfe war zu spät: Maturus war tot!


    Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer:


    "Laberius ist tot! Unser Kommandeur ist tot!"


    | Manius Laberius Maturus
    Umgeben von seinen Equites Singulares ritt Maturus eiligst zur Rückseite der Schlachtformation, wo es eigentlich ungefährlich hätte sein sollen. Auf dem Weg verfluchte er ununterbrochen die Späher, die offensichtlich eine gewaltige Streitmacht abgerissener Barbaren übersehen hatten. Sehr bald schon hatte er die XIII. erreicht, wo man deutlich sehen konnte, dass die Schlacht auch hier schon voll tobte: Man hatte direkt an der Brücke einen Verbandsplatz eingerichtet und hier fand der Laberier auch den befehlshabenden Tribun.


    "Was ist hier los, beim Orcus?"


    Der Tribun hatte sich sichtlich vom Feind beeindrucken lassen, denn er wirkte nervös und zugleich erstaunt, den Feldherrn persönlich hier zu treffen.


    "Sie sind einfach aus dem Nichts gekommen, Legatus! Das hat die Männer ziemlich eingeschüchtert!"


    Der Legat schnaubte - offensichtlich zählte der Tribun sich selbst auch zu den 'Männern'. Mit solchen Offizieren konnte man ja keine Schlacht gewinnen! Wo war eigentlich der Legat der XIII.? Wahrscheinlich vorn an der Brücke, während dieses Greenhorn die Rückseite bekommen hatte, wo eigentlich mit nichts gerechnet worden war! Wieder einmal zeigte sich, dass das Kommando der Nachhut dem zweiterfahrendsten Offizier anvertraut werden musste! Nun galt es, Schadensbegrenzung zu betreiben!


    "Hol' mir Vitorius hier her! Wir brauchen hier einen richtigen Offizier!"


    blaffte er seinen Adjutanten an, während er selbst sein Pferd antrieb. Er würde sich noch ein wenig weiter vorwagen, um den Männern Mut zu machen. Wenn sie sahen, dass der Feldherr persönlich mit ihnen focht, würde das ihnen Mut einflößen! Und die Equites Singulares würden ihn schon abschirmen!


    So hielt er direkt auf den Schlachtenlärm zu, vorbei an Verwundeten und Capsarii, die ständig zwischen der Frontlinie und dem Verbandsplatz hin- und herpendelten. Wo er hinkam, blieben die Männer stehen und sahen ihm nach - es machte offensichtlich den gewünschten Eindruck! In einigermaßen sicherer Entfernung blieb er schließlich stehen und zückte sein Schwert.


    "Kämpft, Männer! Für euren Kaiser!"


    brüllte er den Kämpfenden zu, die ihn aber wahrscheinlich nur bedingt hören konnten - aber die Männer wechselten ja ständig durch, sodass jeder einmal Zeit hatte, den Kommandeur mit eigenen Augen zu sehen. Tatsächlich wurde die Neuigkeit von den Centurionen rasch weitergegeben - Laberius Maturus persönlich kämpfte an ihrer Seite!


    Ein kurzer Blick zeigte allerdings, dass es hier durchaus etwas gutzumachen gab: die Germanen - wer auch immer die angeworben hatte - waren schon tief in die kaiserliche Formation eingedrungen. Es bestand sogar die Gefahr, dass die Front geteilt wurde! So gab der Laberier gleich noch eine Parole aus:


    "Vorwärts, holt euch den Boden zurück! Scuta premite!"


    | Lucius Licinius Messalinus


    Zwar hatte Messalinus die Lücke von Sibyllius wieder schließen können, doch alles in allem kamen sie keinen Digitus voran. Stattdessen tobte der Kampf hier ob weiter und die hier und da fallenden Verwundeten behinderten die noch Kämpfenden umso mehr. Der alte Centurio in der zweiten Reihe war nun auch damit beschäftigt, den Verletzten aufzuhelfen und sie mit eindringlichen Worten in Richtung Graben zu schieben. Zugleich musste er den Überblick bewahren, immer wieder frische Soldaten an die Schwachstellen weisen und den Männern aufmunternde Parolen zurufen.


    Dann aber kamen Rufe - und zwar vonseiten des Feindes, die Messalinus stutzen ließen. Die Rebellen hatten sie eingekesselt? Hatte der Legat ihnen nicht eingetrichtert, dass sie zahlenmäßig überlegen waren?


    "Kämpft weiter, Männer! Der Feind will uns verwirren! Vivat Imperator! Vivat Vescularius!"

    brüllte er schließlich, doch die Sicherheit seiner Stimme spiegelte nicht seine innere Meinung wider. Eingekesselt zu werden war das gefährlichste, was einer Armee passieren konnte, denn ein freier Rücken ließ einen weitaus unbeschwerter kämpfen. Dummerweise konnte er auch nicht selbst nachsehen, wie sich die Gesamtsituation inzwischen ergab - er musste einfach weiterkämpfen, selbst wenn ihr einziger Fluchtweg möglicherweise gerade geschlossen wurde.


    "Weiterkämpfen, weiterkämpfen - vorsicht, Claudius!"


    munterte er seine Männer auf, als er plötzlich einen Stich auf einen seiner Männer kommen sah.

    | Manius Laberius Maturus


    Der zentrale Kommandostab war inzwischen vorgerückt: Maturus und seine Offiziere standen nun in der Nähe der Brücke von Vicetia - natürlich in sicherer Entfernung von den Geschützen der Feinde, aber nahe genug, um die Situation ein wenig zu überblicken. So bemerkte man hier auch ziemlich schnell, dass die germanischen Söldner den Kaiserlichen in den Rücken fielen. Einige Offiziere wurden recht nervös - die südliche Flanke wankte und nun auch noch ein Hinterhalt! Irgendjemand murmelte sogar etwas von Cannae. Doch Maturus schien das alles überhaupt nichts auszumachen. Er rief nur aus


    "Was? Das ist die Geheimwaffe von Cilo? Ein paar abgerissene Barbaren???"


    Genaugenommen kannte der Laberier die Germanen nicht aus eigener Erfahrung - er hatte im Süden und am Danuvius gedient, nicht aber am Rhenus. Trotzdem wusste er, was römische Legionen etwa mit den Dakern oder irgendwelchen Wüstenkriegern anstellen konnten - außerdem konnte er sich sowieso viel besser an seine Siege als an seine Niederlagen erinnern!


    "Das scheinen Tausende zu sein, Legatus! Und sie sind einfach aus dem Nichts aufgetaucht! Vielleicht gibt's da noch mehr, es lässt sich überhaupt nicht abschätzen!"


    erklärte sein Melder aufgeregt - er gehörte wohl eher zu den Leuten, die an die Schauermärchen aus dem Teutoburger Wald dachten! Trotzdem beschloss der Legat nach kurzem Blick in die missmutigen Gesichter, dass er die Männer etwas aufbauen musste:


    "Keine Sorge! Ich werde persönlich nach dem Rechten sehen!"


    Der Kerl von den Praetorianern kam sowieso nicht und groß etwas steuern ließ sich momentan ja auch nicht! Außerdem würde er schnell wieder hier sein, wo alle Fäden zusammenliefen!




    | Lucius Licinius Messalinus

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus



    Auch Messalinus musste dem ein oder anderen fallenden Soldaten ausweichen, als er die Spitze des Walls erklomm. Dann endlich stand er oben, wo sich mehr ein Schieben als ein Fechten entwickelt hatte.


    "Los, Männer! Jeder Digitus ist ein neuer von uns hier oben!!!"


    spornte er seine Männer an und versuchte mit dem beschienten rechten Unterarm, einem seiner Männer - Sibyllius - zu unterstützen. Der Kerl wirkte schon völlig fertig, aber in der momentanen Situation war es unmöglich, die Reihe auszutauschen - das war ein viel zu leichter Einfallspunkt für den Feind!


    Leider sorgte der Schlachtverlauf allerdings selbst für Auswechslungsbedarf, denn die Scuta verdeckten natürlich nicht den ganzen Legionär, und ebenso wie die Jungs der XIII. hier und da Ausfälle machten und versuchten, ihr gegenüber über den Schild hinweg zu treffen, landeten auch die Soldaten der I. bald den ersten Treffer - mit einem Schrei brach Sibyllius einfach zusammen. Der Centurio konnte nicht genau sehen, wo genau er im Gesicht getroffen worden war, denn schon drängte der Feind vor und versuchte, die entstandene Lücke zu nutzen.


    "Beim Hercules, Scuta premite!!!"


    brüllte der Licinier und griff den erstbesten Gegner - zum Glück waren die Schilde ja unterschiedlich bemahlt - und schickte ihn mit einem schnellen Stich in Richtung Focale ins Jenseits. Blut spritzte und Messalinus hatte die grimmige Genugtuung, dass er es trotz seines Alters noch immer drauf hatte!