| Manius Laberius Maturus
"Bei Hercules, verfluchtes Mistwetter!"
brüllte Maturus, als er endlich in den Stadtpalast gestapft kam, der als Praetorium requiriert worden war. Der Besitzer des Hauses - der Duumvir oder irgendein städtischer Honorator - stand etwas verängstigt abseits, während Remmianus, der hier alles vorbereitet hatte, den General und seine Unterfeldherren in Empfang nahm.
"Diese verdammten Rebellen müssen die Götter bestochen haben, sag' ich! Da führt man im größten Hochsommer Krieg und was kriegt man? Regen, Regen und nochmals diesen verdammten Regen! Tagelang!"
klagte er weiter, während er seinen vollgesogenen Feldherrnmantel löste und dem Tribun in die Arme warf. Zwar gefiel es dem Hausherren überhaupt nicht, dass sich unter dem triefenden Kleidungsstück eine kleine Pfütze auf dem Marmorboden bildete, aber das war dem Laberier egal. Achtlos und ohne auch nur einen Gruß ging er weiter.
"Wo machen wir die Lagebesprechung?"
fragte er nur. Der Ostorier drückte das Paludamentum schnell einem seiner Helfer in die Hand und beeilte sich, dem rasch voranschreitenden Kommandeur zu folgen. Zugleich versuchte er hastig, ein paar Worte loszuwerden:
"Das ist hier nicht so ungewöhnlich, Legatus. - und die Besprechung findet im Wintertriclinium statt, dort hinten links."
Er deutete auf eine Tür, die vom Atrium wegging und klopfte sich dann auf den feuchten Fleck, den das Paludamentum auf seiner Tunica hinterlassen hatte.
"Ach, das ist mir völlig egal! Die können hier so viel Regen abbekommen, bis sie schwarz werden! Aber nicht, wenn ich hier eine Armee durchschicken will! Da kann ich den verdammten Fluss auch nicht benutzen! Was ist mit der Versorgung?"
Tatsächlich hatten heftige Regenfälle in den letzten Tagen nicht nur die Marschmoral der Truppe massiv gedrückt, sondern auch die Versorgungskäne in den Häfen gehalten - für diese Strömung waren sie nicht ausgelegt. Entsprechend kam die Armee trotz der Ebene, durch die sie marschierten, nur schleppend voran.
"Unsere Kähne dürften morgen nachkommen. Heute hat es nicht ganz so schlimm geregnet, wie es scheint."
"Ach, Papperlapapp! Ich bin kurz davor, die ganzen Viehherden hier zu requirieren und unseren Nachschub auf ihre Rücken zu laden! Die Rebellen haben schon ihren Marsch in die Alpen begonnen, sie können in ein paar Tagen in Italia stehen! Der Kaiser wird mehr als sein Gesicht verlieren, wenn diese Verräter sich durch Norditalia metzeln! Und nicht nur er!"
Wie allen klar war, stand nicht nur für Salinator alles auf dem Spiel. Maturus war einzig und allein von dessen Gnaden in seine Position gekommen, genauso wie fast alle anderen Offiziere hier: Der junge Tribun war im Gefolge des Vesculariers nach Rom und in sein Tribunat gekommen, Vipstanus Sermo war ursprünglich sein Förderer gewesen, nun war er kaiserlicher Klient und Marius Pullo war ein alter Kampfgefährte. Sie alle würden eher sterben, als sich der Gnade dieser Truppe von Verrätern auszuliefern! Und auch ihre gemeinen Soldaten hatten oftmals noch unter dem Kaiser gedient und wussten, dass sie ihre bevorzugte Position auf dem Palatin nur mit einem Sieg über die Konkurrenz aus Ost und West behaupten konnten!
"Naja, eine Alpenüberquerung wird auch kein Zuckerschlecken sein, denke ich..."
gab Remmianus zu bedenken, doch der Oberkommandeur ließ sich davon nicht beruhigen. Er musste an seinen wunderschönen Plan denken, den er sich zurechtgelegt hatte, als er von der Aufteilung der Heeresgruppen erfahren hatte!
"Wenn wir etwas schneller vorankommen würden, könnten wir diese Bastarde einzeln schlagen mit haushoher Überlegenheit! Aber wenn es so weiter geht, versumpfen wir noch total und müssen uns einem völlig ausgeruhten und an den Feldern Norditalias sattgefressenen Heer stellen!"
