Von weitem sah das hin und her und her und hin doch ziemlich ungeordnet aus und man konnte meinen, dass die Römer ein wenig chaotisch waren. Doch dies stellte sich nur dem ungeübten Betrachter so dar. In Wirklichkeit konnte man in diesem Gewirr doch so etwas wie eine Gradlinigkeit erkennen. Die beiden Tribunen der Legio XII, die dem Kaiser entgegen gekommen waren, konnten dem Kaiser keine wirklich guten Nachrichten erstatten. An einer Biegung, die zu dem noch recht eng waren, hatten sich ihnen einige Parther entgegengestellt. Die Zahl schätzte man auf etwas zweitausend Mann. Es waren auch auch recht gut gerüstete Mannen, die ihnen den Weg versperrten und den Weiterzug doch erheblich beeinträchtigten. Man konnte sie schon noch umgehen, aber der Weg führte fort von der Handelsstraße in unwegsames Gelände. Man wusste nicht wie weit der Umweg sein würde und ob dies nicht gar ein Hinterhalt war. Der Legatus der Legio XII hat daher vorgeschlagen, vorerst den Status quo zu halten und nur einige Kundschafter loszuschicken um zu sehen, wie die Lage sich gestaltete. Damit endete der Bericht der Tribuni und beide sahen den Kaiser fragend an, abwartend, was der Imperator dazu sagen würde.
Wie erging es den Parthern, dort oben am Berg? Ihnen war im Grunde eine ziemlich einfache Aufgabe auferlegt worden. Sie hatten einen Pfeilhagel auf die Legion in der Mitte aufrecht zu erhalten und taten dies mit großem Eifer. Leider spielten die Römer der Legio I in diesem Plan nicht ganz mit. Die neun Parther wurden von der Legionsrreiterei und den Batavern aufs Korn genommen. Während die verbliebenen Bogenschützen weiterhin die Männer unten auf dem Pfad mit ihren Pfeilen beschossen, widmete sich der Anführer der Parther und zwei weitere Männer sich de anreitenden Römern. Ihre Geschosse suchten sich ihren Weg, doch setzten die Pferde schnell auf sie zu und die Speere, welche die Römer und Bataver schleuderten, kamen immer näher. Einer traf den parthischen Anführer am Bein und die Wucht riß ihn von den Füßen. Gerade so konnte er sich noch zur Seite rollen um nicht unter dem zu Boden stürzenden begraben werden. Den Mann, der noch gerade neben ihm stand, trafen zwei weitere Wurfspeere und nahmen ihm das Leben.
Während man vorn bei der Legio XII davon ausging, dass man schon große Probleme hatte, so stellte es sich bei der Legio X schon ganz anders dar. Von den, zu den Flanken und nach hinten, ausgesandten Spähern kehrten nur etwa die Hälfte zurück. Einige von ihnen berichteten von kleineren Gruppen von Parthern, die den drei Legionen in keiner Weise wirklich gefährlich werden konnten. Würden sie es wirklich wagen die Legion anzugreifen so war man schnell mit ihnen fertig. Andere wiederum berichteten von keinem Feindkontakt. Die Parther waren wirklich geschickt in der Verhandlungskunst und hatten den Spähern, die ein wenig die Wahrheit verbogen, reiche Belohnungen versprochen. Jene, die nicht zurückkehrten, würden es auch nie tun. Sie waren nicht mehr in dieser Welt und hatten eine andere Reise angetreten, jene in das Reich der Toten. Eine wirkliche Bedrohung für das römische Heer war also nicht auszumachen. Selbst wenn sich diese Gruppen zusammen taten, würde keine Gefahr von ihnen ausgehen.
Surenas hatte die ersten Ablenkungsmanöver nicht mitverfolgen können. Nur seine Boten berichteten ihm von den Geschehnissen dort auf dem Weg und es hätte ihm ein breites Grinsen entlockt, wenn er sich solch eine Regung erlaubt hätte. Nun war es jedoch an der Zeit den Plan in die Tat umzusetzen. Surenas wusste, wie sehr es auf den genauen zeitlichen Ablauf ankam. Es war wie ein wohl komponiertes Lied, das nur gut klang wenn alles genau auf einander abgestimmt war. Ein Fingerzeig später wurden unhörbare Nachrichten übermittelt. Lange Zeit hatten die Parther zusammen gesessen und überlegt wie man sich am günstigsten über die großen Strecken verständigen konnte und am geräuscharmsten. Ahura Mazda hatte mit Surenas und seinen Truppen ein Einsehen und ließ ihnen die Sonne scheinen. So konnten sie über Spiegel Zeichen geben. Der Alternativplan hätte den Einsatz von Hörnern vorgesehen, die den Römern ihre Anwesenheit natürlich verraten und das Überraschungsmoment wäre dahin gewesen.
Geduckt und fast kriechend kletterten Männer einen Hügel hinauf und nahmen auf dem Kamm Aufstellung. Sie richteten ihre Bögen aus und warteten auf ihren Befehl. Ihre Ausrüstung bestand nicht nur aus den Pfeilen. Sie schichteten auch kleine Fässer neben sich auf, die mit Pech gefüllt waren. Andere hatten die Lücke zwischen den Legionen genutzt um ihr Versteck in den Höhlen zu verlassen und es gegen eines am Flussbett einzutauschen. Es war ein Selbstmordkommando und es bestand aus zu Tode verurteilten Männern. Sie waren vor die Wahl gestellt worden sich hier einzubringen und dem Heer zu helfen und ihr Leben wieder zu erlangen. Gesetzt dem Fall, sie sollten diese Schlacht überleben. Sie wussten, dass sie dies nicht tun würden. Doch das Ende hier auf dem Feld war ehrenhafter und auch schneller als der Tod, der ihnen in der Gefangenschaft drohte. So hatten sie sich gemeldet und waren nun hier. Aus anderen Verstecken kamen nun Reiter hervor und leicht ausgerüstetes Fußvolk. Ihr Auftrag war es die Auxilia zu beseitigen und den Weg für den nächsten Schritt zu bahnen. Wenn die Hilfstruppen die Legion nicht mehr schützen konnten, würden die schweren Panzerreiter auf den Plan gerufen werden und sich die Legionäre vornehmen. Auch sie wurden von leichten Fußtruppen unterstützt und begleitet.
Bis jetzt jedoch war alles gut gelaufen. Unbehelligt hatten sie Aufstellung nehmen können und nachdem das kurze Aufblitzen der Spiegel, die Bereitschaft der einzelnen Truppen signalisierte, gab Surenas nun das Zeichen für den Beginn. Mit unwesentlicher Verzögerung begannen die Bogenschützen ihr Werk und ließen ihre Pfeile gezielt auf die Auxilia niederregnen. Durch den Pfeilhagel gedeckt, begann die leichte Reiterei und die Fußtruppen die Hilfstruppen direkt anzugreifen. Diese wurde dadurch soweit beschäftigt, dass die Panzerreiter die Legion ungehindert angreifen konnten. Ein großes Gemetzel begann.