Der Consul liess die Stimmen auszählen und verkündete sodann das Ergebnis.
"Der Antrag auf Steuerfreiheit für Senatoren wurde hiermit abgelehnt."
Der Consul liess die Stimmen auszählen und verkündete sodann das Ergebnis.
"Der Antrag auf Steuerfreiheit für Senatoren wurde hiermit abgelehnt."
Eigentlich nicht.
Der Consul atmete auf, endlich war dieses Thema abgeschlossen.
"Wunderbar, das Gesetz wurde also angenommen. Man möge diese Entscheidung dem Volk mitteilen."
Es war ein Himmelfahrtskommando. Das wusste jene parthische Truppe, die oben am Berg standen, ihre Salven auf die Legio I abschossen und voller Selbstzufriedenheit dabei zusahen, wie diese Hunde von Römern - Ahriman möge all ihre Eier verschrumpeln lassen wie einen vertrockneten sauren Apfel - von ihren Pfeilen getroffen wurden. Der Anführer fand nur eines schade, nämlich dass es ihnen nicht vergönnt war, Teil des Hauptangriffes zu sein. Aber bei Ahura Mazda, solange einer von dieser Truppe noch am Leben war - sie nannten sich selber das dreckige Dutzend - solange würden sie schießen, kämpfen und nochmal schießen. Daher war er nur wenig beunruhigt, als er die römische Reiterei heraufschnellen sah, er hätte nur gern mehr Zeit gehabt, um mehr Pfeile zu verschießen. Schnell wies er seine Männer an, weiter zu schießen, nur zwei andere sollen sich mit ihm um die Reiter kümmern, die im Galopp bald an ihrem Platz waren. Er spuckte auf den Boden, griff sich einen Pfeil und zielte auf das Pferd des ersten Reiters, der zu ihnen heranpreschte ... wartete ... wartete ... und schoss. Im nächsten Moment fluchte er, denn eigentlich wollte er das Tier beim Hals treffen, statt dessen steckte der Pfeil in der rechten Schulter des Pferdes. Auch die beiden anderen Soldaten schossen ihre Pfeile ab, mit Erfolg, denn etliche Römer stürzten zu Boden.
Währenddessen befand sich auch die Legio XII Fulminata bereits in heftigen Kampfhandlungen. Die enge Straße erlaubte keine Schlachtformation, was den Parthern zugute kam. Immer wieder und wieder schossen die parthischen Bogenschützen ihre Pfeile ab und wenn die Römer sich allzusehr hinter ihren Schilden versteckten, so wurden dieser Wall aufgebrochen durch mutige schwergepanzerte Reiter, die sich mit vollem Karacho reinstürzten und so zumindest für einige Augenblicke (manchmal viele, manchmal wenige) die Schußlinie für die Bogenschützen freimachten (und dabei auch gleich selbst einige Soldaten töteten).
Noch immer drängen sich die Menschenmassen vorm Tempel zusammen. Auch und ganz besonders, als die sechs verbliebenen vestalischen Jungfrauen beim anwesenden Kommandanten der Garde zusammen getrieben werden. Nervös sind sie, aufgeregt, völlig durcheinander und entsetzt. Nicht einmal die Vestalis Aeterna denkt daran, dass eine von ihnen im Tempel beim Herdfeuer der Vesta bleiben sollte, denn sie ist ein bisschen kopflos wegen des Mordes. Niemand bewacht den Tempel - wieso auch?
Eine schmale Frau in einem langen weißen Kleid - nicht makellos wie das der Vestalinnen, sondern abgenutzt - schiebt sich unauffällig aus den hinteren Gafferreihen zum Tempel. Bis auf die Stufen stehen die Neugierigen, um einen Blick auf den frevlerischen Blutfleck erhaschen zu können. Von dort ist es nicht schwer, durch die halb geöffnete Tür zu huschen. Niemand beachtet die Frau, die mit ihrem weißen Kopftuch aussieht wie eine beliebige Tempelsklavin. Denn auch im Tempel der Vesta verrichten nicht die Vestalinnen die niederen Arbeiten, auch wenn normalerweise immer eine von ihnen im Inneren anwesend ist.
Nun jedoch ist der Tempel leer. Das heilige Herdfeuer der Vesta brennt vor sich hin, kräftig und hell ist die Flamme. Sie interessiert die Frau nicht. Rasch huscht sie auf leisen Sohlen an dem Altar vorbei und begibt sich tiefer ins Tempelinnere.
Als die Frau kurze Zeit später wieder am Herdfeuer vorbei kommt, wirft sie ein Schriftstück ins heilige Herdfeuer. Knisternd löst sich das Pergament in Rauch und Ruß auf, schnell schmilzt das Siegel. Nur Asche bleibt zurück und nichts weist auf eine Veränderung, als die Frau sich aus dem Tempel schleicht und wieder in der Menge verschwindet.
[Blockierte Grafik: http://img516.imageshack.us/img516/5176/satrap1iw7.jpg] | Narseh Abgar, Satrap von Osroëne
Es war endlich soweit. Man hatte den Römern gestattet die Stadt zu betreten und ihnen an der Tür noch eine ganze Menge an Verhaltensregeln aufgegeben. Vor allem in Bezug auf diese leidige Pferdepest. Mit einer langen Prozession wurden der Kaiser, sein Unterhändler und seine Leibwache sowie sonstige Schatten und Schattenschatten in den großen Saal des Palastes gebeten. Man hatte einen großen Tisch gedeckt und mit erlesenen Getränken und Speisen versehen. Man konnte es sich kaum besser aufgetischt wünschen. Der Satrap saß auf seinem prächtigen Stuhl. Er war mit Gold belegt und mit Rubinen versehen. Ein wirkliches Prachtstück. Die Wände waren mit diversen Teppichen abgedeckt. Ein jeder von ihnen zeigte ein anderes Bild, eine andere Szene. Etwas aus der Natur, Jagdszenen oder natürlich den göttlichen Satrapen selbst. In einer Ecke saßen viele Frauen und warteten auf den Wink des Herrschers um sich um die Gäste zu kümmern. Für einen angenehmen Geruch im Raum sorgten nicht nur die vielen Speisen sondern auch Duftöle, die man hier aufgestellt hatte.
Narseh Abgar erhob sich als der Kaiser den Raum betrat und ging einige Schritte auf ihn zu. Nur nicht sehr viele, denn zu Kreuze kriechen wollte er ganz sicher nicht. Sein Volk und vor allem er hatte noch sehr viel Stolz im Leib.
„Willkommen großmächtiger Imperator in meinen bescheidenen hallen dieser Stadt. Es freut mich sehr dich dich persönlich kennen zu lernen.“
Sehr freundlich lächelte er und neigte sein Haupt ein wenig. Aber ganz sicher nicht übertrieben stark.
Der Zug der Römer, durch große Abstände ganz nach römisch-militärischer Art gedrittelt, bahnte sich seinen Weg durch das gebirgige Gelände an der Seite des Chaboras, welcher mit jedem Zufluss an Stärke und Breite anwuchs. Ein prächtiges Schauspiel war dies, wenn kleinere Stromschnellen auf Steine stießen, die zu einem Teil aus dem Wasser lugten, ganz so, als ob sie voller Stolz dem Wasser trotzen mochten und ihren menschlichen Betrachtern sagen wollten: "Seht mich an! Das Wasser kann mir nichts anhaben!" Das laute Plätschern, das dabei das Wasser machte, fast mochte man es Getöse nennen, umhüllte andere Geräusche weitgehend, sogar das Knirschen der Wagen, die den Soldaten auf dem rege belebten Handelsweg begegneten, klang gedämpft. Und so mass der miles der Ersten Legion einem runterrieselnden Geröllstein nur wenig Bedeutung zu, der ihm vor seine marschierenden Füße kullerte. Eher aus Langeweile blickte er nach oben, die schroffen Bergwände hinauf, begutachtete den Sonnenstand und befand, dass es wohl nicht mehr allzu lange dauerte, ein paar Stunden vielleicht, bis das Nachtlager aufgebaut werden sollte.
Dieses Aufbauen sollte er nicht mehr erleben, denn nur wenig später war sein Schicksal besiegelt. Doch noch war es nicht soweit. In dem Moment, in dem der tapfere miles seinen Blick zum Himmel hob, betrachtete grinsend ein Soldat des parthischen Generals Surenas die römische Armee. Er hatte klare Anweisungen von seinem Vorgesetzten bekommen. Erst wenn die mittlere Armee ziemlich mittig auf ihrer Höhe war, erst dann durften sie aktiv werden. In den nächsten Momenten dürfte es also soweit sein, entschied der junge Soldat und grinste noch immer. Achtsam, aber nicht übervorsichtig, verließ er seinen Beobachtungsposten und begab sich zu seinen Kameraden, nicht mehr als ein Dutzend, die bereits fleißig am Entfachen eines Feuers waren. Kurz besprachen sie ihren Plan, dann entzündeten sie ihre Pfeile und begaben sich in Position nur wenige Fußbreit hinter dem Gipfel des Berges, auf dem sie standen, und spannten die Bögen. Auf ein Zeichen hin stürmten sie auf den höchsten Punkt, und schossen ihre brennenden Pfeile auf die Feinde. Um den Überraschungseffekt auszunützen, fanden noch zwei, drei Salven Pfeile ihren Weg in die Masse der römischen Soldaten, jedoch brannten diese Pfeile nicht.
In diesem Augenblick war die Legio XII Fulminata mit einem anderen Problem beschäftigt. Keinem sonderlich großen Problem, nur das Pferd eines entgegenkommenden Händlers war gestürzt und das Bein gebrochen. Dem armen Tier den Gnadenstoß zu geben war eines, das Pferd aber von der Straße wegzubringen eine andere und das lauthalse Lamentieren und Wehklagen des Händlers half dabei in keiner Weise. Mehrmals verfluchte der Händler Ahriman und dessen widerwärtigen Eingriffe in die Geschehnisse der Welt und nur mit Mühe konnte der junge Tribun der Fulminata den alten Händler beruhigen, bis einige seiner Männer endlich den Gaul von der Straße weggebracht haben, damit die Legio XII ihren Weg ungehindert fortsetzen konnte. Doch dies war eine Falle. Schon vorher waren die Kundschafter von den Männern des Surenas ausgeschaltet worden, so konnten diese den Tribuni und dem Legatus der Legio XII nicht mehr berichten, daß sich eine Streitmacht versteckt hatte, die in jenem Moment, in welchem endlich der Marsch wieder aufgenommen hatte, das Feuer auf die überraschten Soldaten eröffneten und sich zu erkennen gaben.
Punkt drei auf der Liste des Consuls, der Punkt mit den meisten Variationen.
"Dem Senat liegen drei Möglichkeiten für die Vergabe von Ämtern an Octavius Marsus und Annaeus Modestus vor.
Möglichkeit 1: beide Männer erhalten das Amt des Quattuorvir viis in urbe purgandis.
Möglichkeit 2: Octavius Marsus erhält das Amt des Quattuorvir viis in urbe purgandis und Annaeus Modestus das Amt des Tresvir aere argento auro flando ferunde.
Möglichkeit 3: Annaeus Modestus erhält das Amt des Quattuorvir viis in urbe purgandis und Octavius Marsus das Amt des Tresvir aere argento auro flando ferunde.
Jeder Senator möge für eine der drei Möglichkeiten stimmen. Es gewinnt der Vorschlag, mit den meisten Stimmen."
Anwesende stimmberechtigte Senatoren
Marcus Vinicius Hungaricus
Spurius Purgitius Macer
Maximus Decimus Meridius
Medicus Germanicus Avarus
Gaius Octavius Victor
Marcus Octavius Maximus
Manius Tiberius Durus
Lucius Octavius Detritus
Manius Flavius Gracchus
Publius Matinius Agrippa
Lucius Flavius Furianus
Punkt zwei auf der Liste des Consuls.
"Der Senat beauftragt das Collegium Pontificium mit der Befragung der sibyllinischen Bücher und der Unterbreitung eines Vorschlags für die Entsühnung Roms für den frevelhaften Mord an der Virgo Vestalis Maxima.
Die Senatoren sind aufgefordert, für oder gegen diesen Antrag zu stimmen."
Anwesende stimmberechtigte Senatoren
Marcus Vinicius Hungaricus
Spurius Purgitius Macer
Maximus Decimus Meridius
Medicus Germanicus Avarus
Gaius Octavius Victor
Marcus Octavius Maximus
Manius Tiberius Durus
Lucius Octavius Detritus
Manius Flavius Gracchus
Publius Matinius Agrippa
Lucius Flavius Furianus
Dem Senat steht ein Abstimmungsmarathon bevor. Der Consul trägt den ersten Punkt auf seiner Liste vor, nachdem die Sitzung mit dem üblichen Opfer eröffnet wurde.
"Auf Antrag des Consulars Matinius Agrippa wird darüber abgestimmt, ob Senatoren aedilischen, praetorischen, consularischen oder censorischen Ranges von der Pflicht zur Steuerzahlung ausgenommen werden sollen.
Die Senatoren sind aufgefordert, für oder gegen diesen Antrag zu stimmen."
Anwesende stimmberechtigte Senatoren
Marcus Vinicius Hungaricus
Spurius Purgitius Macer
Maximus Decimus Meridius
Medicus Germanicus Avarus
Gaius Octavius Victor
Marcus Octavius Maximus
Manius Tiberius Durus
Lucius Octavius Detritus
Manius Flavius Gracchus
Publius Matinius Agrippa
Lucius Flavius Furianus
Der Consul nickt.
"Ich werde die vorgetragenen Vorschläge zusammenstellen und zur Abstimmung bringen lassen. Die hier nicht diskutierten Namen gelten ohne Abstimmung als für die gewünschten Ämter gesetzt."
Der Consul meldet sich zu Wort.
"Ich denke, wir können zu diesem Thema bald zu einer Abstimmung kommen."
Der Consul erhebt sich.
"Auf Wunsch des Antragstellers und Consulars Matinius Agrippa wird die Debatte hiermit beendet. Wir schreiten in der nächsten Sitzung zur Abstimmung."
Nicarea hielt den Atem an, als sie Lucius' malträtierte Gestalt erblickte. Er war es also doch, er hatte sie verraten. Offenkundig tat er dies aber nicht freiwillig.
Nicarea war sich nun sicher, vollends die Kontrolle über ihre Geschicke verloren zu haben. Ihr einstiger Handlanger würde sie schon bald identifizieren und damit ihrer beider Schicksale besiegeln.
Wie in Trance dachte Nicarea an die unglückselige Begegnung mit Lucius nach dem erfolgreichen Auftrag. Er hatte wohl gemerkt, daß sein erhaltener Lohn in keiner vernünftigen Relation zum Ausmaß des Attentates stand. Er wollte mehr, wurde gierig... Nicarea jagte ihn fort.
Und nun stand er wieder vor ihr. Nicarea fragte sich, ob es anders gekommen wäre, wenn sie ihm gegeben hätte, was er wollte.

Schon seit einigen Tagen folgten die mutigen Recken der römischen Armee dem Lauf des Flusses Chaboras, welcher ihnen den richtigen Weg nach Circesium zeigte. Die Tage waren milder geworden, ob das an der voranschreitenden Jahreszeit lag oder an der fallenden Seehöhe, würde wohl nur ein Einheimischer beantworten können. Der Marsch war auf jeden Fall nicht mehr so beschwerlich wie noch vor wenigen Wochen, denn es herrschte aufgrund des Flusses kein Mangel an frischem Wasser. Von einem gemütlichen Spaziergang konnte hingegen keine Rede sein, die römischen Eroberer hatten zwar das Hochgebirge hinter sich gelassen, dennoch führte die belebte Handelsstrasse parallel neben dem Fluss durch viele Pässe und um sowie auf zahlreiche Berge. Wem der Sinn danach stand und sich dafür auch die Zeit nahm, konnte am Flusslauf eine herrliche Vegetation entdecken, begünstigt durch den steten Wasserzulauf entfaltete sich eine wahre Blütenpracht in vielen Farben, durchmischt mit Gräsern verschiedenster Arten. Doch wie anders zeigte sie sich die Natur, wenn der Freund der schönen Blüten seinen Blick auch nur ein Stück weiter hob! Trocken, steinig, voller Geröll, Akazien, vertrocknetes Gras und Dornengestrüpp schaut das Auge.
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Der Zug der römischen Armee war lang. Vorne marschierten die Soldaten der Legio XII Fulminata mitsamt ihren Auxilia, danach folgte die Prima mit dem Kaiser und den Prätorianern, hernach kam die Legio X Fretensis als Nachhut. Obwohl die Strasse wegen ihrer Bedeutung für den Handel gut ausgebaut war, fanden oftmals nur 10 Mann nebeneinander Platz, denn links neben ihnen begann die Böschung zum Fluss, rechts die Berghänge.
[SIZE=7]/edit: na gut, Kakteen hats damals keine gegeben...[/SIZE]
Nun war es wirklich eine große Kunst den Unterkiefer nicht nach unten klappen zu lassen, wirklich blass anzulaufen und die Worte zu verlieren. Was bildeten sich diese Römer eigentlich ein? Sie konnten doch nicht einfach daher kommen und eine Stadt abbrennen, egal was in ihr vorging. Diese Mannen waren wirklich Barbaren und sollten aus diesem Land verbannt werden. Doch ihre Chance war vertan, sie mussten sie in die Stadt lassen und sich ihnen ausliefern. Wäre doch nur Kashtirath da gewesen. Er hätte es ihnen schon gezeigt.
„Es ist ganz sicher nicht notwendig die Stadt abzubrennen. Wir haben das bisher immer gut eindämmen können in dem wir keinen in die Stadt einließen und keinen hinaus. Aber wenn euch diese Warnung nicht abschrecken kann, so überhört die außerordentlich gut gemeinte Aufforderung und tretet ein. Doch wir können für eine Verbreitung der Seuche dann keine Verantwortung übernehmen. So folgt mir. Wenn ich diese eine Bitte noch äußern darf? So sollte es vielleicht eine übersichtliche Menge sein bis ihr mit dem von den Göttern begünstigten Satrapen gesprochen habt.“
Dann wand er sich um und bestieg seinen Wagen. Die 49 Wagen machten sich dann auf den Weg zurück zur Stadt, gefolgt von den Römern und begleitet von Arsakes Flüchen gegen die Römer, die er leise vor sich hin murmelnd auf jene ausstieß.
Wieso nur musste dieser Mann auch auf alles eine Antwort haben? Fast wäre dem Handelsminister das Dauerlächeln aus dem Gesicht gefallen. Doch dieses versuchte er unter allen Umständen zu bewahren. Als Meister des Verstellens und der Schauspielerei, diesen Titel hatte er nämlich in seiner Aufzählung bewusst verschwiegen, sollte er dies auch können. Dennoch konnte er ein innerliches tiefes Seufzen nicht unterdrücken.
„Du bist wirklich ein weit- und umsichtiger Mann, Lukus Elius Kwato.“
Umso öfter er diesen Namen aussprechen musste um so weniger schaffte er dieses. Die Römer waren wirkliche Wilde. Wie konnte man nur solch Namen tragen?
„Du hast natürlich recht – du Alles sehender unter den Römern. Sie können sich wirklich glücklich schätzen dich unter ihnen zu wissen. Welch Gnade dich...“
Weiter kam er mit seinem Satz nicht. Er musste sich unterbrechen, da in diesem Moment ein gellender Schrei von der Stadt her aus der Nähe des Tores zu ihnen hinüber drang. Es hatten sich viele Menschen dort versammelt und schrien laut und panisch. Einige von ihnen rannten auch wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen zum Tor hinaus und um die Stadt herum. Dass sie zum Ausfalltor wieder die Stadt betraten, konnten die Römer nicht sehen, denn es befand sich auf der gegenüberliegenden Seite vom großen Eingangstor. Unwesentlich viel später sah man einige Pferde am Tor, die plötzlich zusammenbrachen und sich nicht mehr rührten.
Der Abgesandte des Satrapen war inzwischen ziemlich still und blass geworden. Er hatte sich umgewandt und das Schauspiel mit ansehen müssen. Was für ein Unheil über sie hereinbrach.
„Oh Ahura Mazda stehe uns bei. Welch Unheil, Ahriman, ihr Götter...wie konnte das nur geschehen? Nein, nicht auch noch das?“
Dann drehte er sich zum Kaiser und dem Abgesandten um. Sein Blick verriet das Unheil, ein böses Omen und man konnte ihm den Schrecken nur zu gut ansehen. Er wirkte so als würde gleich die Erde über ihn zusammenbrechen.
„Gestern fanden wir ein Pferd in einem Stall tot vor. Es war von roten Punkten übersät. Bei genauerem Hinsehen mussten wir feststellen, dass es bösartige Geschwülste waren. Wir hofften sehr, dass es sich noch nicht soweit verbreitet hatte und auch schon andere Tiere befallen. Wir müssen uns geirrt haben. Es hat schon um sich gegriffen. Wir haben eine Pferdepest in der Stadt. Vor vielen Jahren hatten wir schon einmal eine solche Pest in der Stadt. Viele gute Tiere verloren ihr Leben und auch Menschen. Denn sie befällt nicht nur Tiere, nein auch die Menschen. Die Menschen, die von der Pest befallen wurden, stellte sich erst ein hohes Fieber ein. Dann begannen sich überall am Körper rote Flecke zu bilden. Im ersten Moment denkt man an einen Stich eines Insektes. Ein leichtes Kribbeln erst, sich immer weiter steigernd bis es in einem furchtbaren Jucken brandet. So viel man auch kratzt, es hilft nichts. Man findet keine Linderung. Man kratzt weiter bis alles offen ist. Dann dauert der Tod ach nicht mehr lang. Er ereilt einen und erst dann findet man endgültige Erleichterung.“
Ganz nebenbei musste auch er sich kratzen. Es war viel mehr ein Reflex, hervorgerufen durch das Erzählen von diesen juckenden Pusteln. Aber vielleicht würde es ja Wirkung zeigen.
„Bitte versucht nicht die Stadt zu betreten, nicht auszudenken was es für Folgen hätte, wenn ihr alle euch anstecken würdet. Wir würden auch Roma unsere Treue schwören, wenn ihr davon abseht diese schlimme Krankheit durch das Land zu schleppen.“
Es war der verzweifelte und letzte Versuch einer Stadt die Römer vor den Toren zu halten und nicht einzulassen. Um diese Pferdekrankheit sogar glaubhaft zu machen, hatten sie die Pferde, die ihren Verletzungen in der Schlacht erlegen waren, rote Flecken angemalt und mit viel List und Tücke zum Tor geschleppt um sie dort wirklich Film reif zusammenbrechen zu lassen. Lebende Tiere hatte man etwas dezenter angemalt.
Die Wahl zum Cursus Honorum war abgeschlossen und die letzten Amtshandlungen der scheidenden magistrate konnten beginnen. Dazu gehörte es auch, dass der Consul nach der Bekanntgabe der Ergebnisse die Ämter zur Verteilung aufrief.
"Als Vigintiviri sind gewählt worden Titus Aurelius Ursus, der um das Amt eines Decemvir litibus iucandis bat, Caius Flavius Aquilius, der um das Amt eines Tresvir capitalis bat sowie Titus Octavius Marsus und Kaeso Annaeus Modestus, die beide um das Amt eines Quattuorvir viis in urbe purgandis baten. In welche Ämter möchte der Senat die genannten Männer nun berufen?"
In der nächsten Sitzung konnte der Consul eine Antwort vortragen.
"Die Auctrix Decima Lucilla gibt dem Senat bezüglich eines Nachfolgers keine Empfehlung für eine Person aus der bestehenden Redaktion ab. Sie hat allerdings anklingen lassen, dass der Senat einen neuen Auctor vielleicht aus den eigenen Reihen bestimmen könnte."
Nicarea sah den 2 anderen Frauen einen kurzen Augenblick zu, wie sie unmittelbar nach der Ansprache des Centurio versuchten, denselben von ihrer Unschuld zu überzeugen. Sie selbst hatte anderes im Sinn.
"Mein Name ist Niobe, aber die da.. die heißt Nicarea!"
sagte sie und zeigte mit dem Finger auf die in der Mitte stehende Frau. Diese war im ersten Moment sprachlos, Zeit genug für die Dritte, um es Nicarea gleichzutun. "Sie hat recht, die da heißt Nicarea. Ich kann mich erinneren, daß ich den Namen gehört habe, als sie sich vor der Insula mit einem Mann unterhalten hat. Er hat sie so genannt!"
Nicarea war ein wenig überrascht über die prompte Unterstützung, damit hatte sie nicht unbedingt gerechnet. So aber lief es besser als erhofft, dachte sie und schaute gespannt zum Centurio.
"Jetzt habt ihr sie doch, oder? Lasst uns gehen."
Erst jetzt erlangte die Beschuldigte ihre Fassung wieder. Sie beschimpfte Nicarea und die andere Frau lauthals als Lügnerinnen. Verzweifelt wandte sie sich an den Centurio und sprach unaufhörlich auf ihn ein, sie wäre die Falsche, die anderen lügen doch nur um ihre eigene Haut zu retten, und fiel schlußendlich auf die Knie und bettelte darum, daß man ihr doch Glauben schenken möge.
Hmmm....es war schon ein interessanter Mann, der sich ihm da gegenüber stellte und scheinbar die Verhandlungen der römischen Seite übernahm. Allerdings musste er bei der Vorstellung des Mannes ein wenig komisch gucken. Er wusste nicht, dass die Römer auch so viele und gute Beziehungen zu ihren verstorbenen Ahnen hatten und empfand dies schon als mittlere Beleidigung als dieser Kwato seine ganze Familie aufzählte. Nur mühsam konnte er den Zorn verbergen. Man machte sich über ihn und sein Volk lustig. Aber was machte er nicht alles für seinen Satrap und was ließ er sich nicht alles bieten und wenn er sich demütigen lassen musste. Seine weiterhin freundliche Miene zeigte nichts von seinen Gedanken. Angemessen neigte er sein Haupt vor dem Römer.
„Es ist mir eine große Ehre dich kennen zu lernen Lukius Aelius Kwato.“
Dieser Name war einfach ein Graus. Wie konnte man nur so heißen. Die Römer hatten nicht nur ein schlechtes Benehmen und ein schlechtes Aussehen. Ihre Namenswahl schien mindestens genauso grausam zu sein. Dies allerdings tangierte ihn nur wenig. Wenn sie meinten es so haben zu wollen. In Gedanken zuckte er mit den Schultern.
„Es ist interessant, dass nicht nur Soldaten den Weg in dieses Land gefunden haben.“
Lasse keinen Römer in die Stadt hinein hatte sein Herr gesagt und an diese Bitte musste er sich nun versuchen zu halten. Die Besatzer sollten keinen Fuß über die Schwelle des Tores bekommen. Beabsichtigt hatten sie es nicht offen gelassen. Irgendein Idiot hatte vergessen es zu schließen und nun hatten sie die Bescherung, aber es würde noch ein Nachspiel haben. Da war er sich mehr als nur sicher. Es war eine ziemlich bescheidene Aufgabe, aber er hatte es eben nicht geschafft schnell genug fort zu sein. Dennoch schien dieser Mann ein wesentlich besserer Diplomat als dieser Imperator zu sein, der seine Manieren wohl irgendwo verloren hatte. Es machte die Angelegenheit nicht einfacher aber etwas angenehmer – sich mit einem intellektuell interessanteren Mann zu unterhalten.
„Du wirst sicher verstehen, dass ich deinem Wunsch sehr gern nachkäme, jedoch große Bedenken habe. Wenn ihr mit den Soldaten in die Stadt einmarschiert, wird eine große Panik ausbrechen. Ihr seid große Krieger voller Heldenmut und Genialität, aber man hört auch Geschichten über die großen Streitkräfte fremder Mächte und sie sind nicht immer gut und du wirst sicher mit mir übereinstimmen, dass eine Panik in einer Stadt dieser Größe unbedingt vermieden werden sollte.“
Wenn dieses Argument nichts half, dann würde er sich ein neues ausdenken müssen, was sicher nicht so einfach werde würde.