"Sorge dich nicht, Eireann. Die Aufgabe erfordert kein besonderes Geschick. Nur ruhige Hände. Und ich vermute doch sehr, Tiburtia hier verfügt über einige Erfahrung, sodass sie dir nötigenfalls helfen kann." Die angesprochene Sklavin nickte beipflichtend, noch immer mit Triarias Füßen beschäftigt. "Gut, dann hole das erforderliche Werkzeug." Während Tiburtia aufstand, um der Anweisung eilends nachzukommen, überschlug Triaria wieder ihre Beine und musterte abermals die ihr noch fremde Sklavin. Sie gab eigenwillige Geräusche von sich, als sie die Traube verspeiste, beinahe wie ein Tier. Doch entstand daraus kein Gefühl der Bedrohung, vielmehr erschien ihr Eireann ... niedlich zu sein. Ja, damit wär es wohl am treffendsten beschrieben.
Zumindest bis zu jenem Moment, da die Sklavin vom Tod ihrer Eltern sprach. Triarias Gesichtszüge verhärteten sich um eine Spur und sie suchte nach dem Klang der Anklage in Eireanns Stimme. Gewiss, sie vermochte gut nach zu empfinden, welcher Schmerz mit dem Verlust von Vater und Mutter einher ging. Doch war es auch von den Göttern bestimmt, dass die Römer über andere Völker geboten und daher brachte Triaria im Allgemeinen wenig Mitleid für Sklaven auf. Zur Antwort nickte sie beiläufig. "Mitunter betritt das eigene Schicksal Wege, deren Ziele einem nicht sofort ersichtlich sind." Böswillig war Triaria indes keinesfalls und in ihren Worten lag ein Unterton, der verriet, dass sie durchaus wusste, wovon sie sprach. "Eines Tages magst du deine Heimat vielleicht wiedersehen. Die grünen Hügel um Venta Silurum. Viel hängt von deiner Entschlossenheit ab."
Weiter kam Triaria nicht, denn Tiburtia kehrte zurück und hielt in Händen eine breite Pinzette. Die Römerin nahm sie ihr ab, ergriff mit dem Werkzeug einige feine Härchen an ihrem Unterschenkel ... und rupfte diese mit einem Ruck aus, wobei sie kaum merklich zusammen zuckte. Dann streckte sie Eireann die Pinzette entgegen. "Bis sie alle fort sind."