[Balneum] Domus Iulia

  • Hatte ich mir so die heutigen Meditrinalia vorgestellt? - Definitiv: Nein! Eigentlich und ursprünglich hatte ich heute abend, wenn es denn mein Zustand zugelassen hätte, meiner Freundin Paula einen Besuch abstatten wollen. Die Gute hatte nämlich in den vergangenen sieben Tagen das Domizil ihres Gatten unter großem Aufwand in eine herbstliche Festoase verwandelt.. extra für dieses feucht-fröhliche Fest im October.. dieses Oktoberfest. (Dabei waren.. wären Tusca und ich natürlich ihre Ehrengäste gewesen!) Und verdammt, obwohl ich Wein sicherlich nur in Maßen (wenn überhaupt) getrunken hätte, wäre wenigstens die Ablenkung von meinen Schwangerschaftswehwehchen und -sorgen schon mehr als Grund genug zur Annahme dieser Einladung gewesen!
    Stattdessen saß ich nun jedoch hier, affektiv mal breitbeinig, mal meine Oberschenkel so fest wie möglich zusammendrückend in einem Balneum, das mir zunehmend stickig und heiß erschien und alles andere als "wohltemperiert". Wehe nach Wehe kam und verging und wurde tatsächlich immer intensiver und stärker. Mittlerweile kam ich mir vor, als müsste ich mit meinem Geschrei den ganzen Esquilin unterhalten, auch wenn meine Stimme durch die diversen Mauern und Türen sicherlich kaum viel weiter als bis ins Obergeschoss und in den Garten drang. Und ich merkte, wie meine Kräfte stetig schwanden, wie mein Schweiß rann und wie.. nach zwei gefühlten Ewigkeiten endlich mein Medicus den Ort des Geschehens erreichte! Mit im Gepäck hatte er einen Gehilfen und eine Gehilfin sowie eine Hebamme mit ebenfalls zwei Gehilfinnen. (Ein Teil dieser Leute kam von der Taberna Medica Decima. Ich hatte keinen Schimmer, welcher Teil nun genau; aber meine private Geldschatulle würde später mit ganzen 100 Sesterzen seitens dieser decimischen Praxis belastet sein.)


    Da erwischte mich erneut eine dieser elendigen Wehen: "A..AAARRRGHR!" Schmerzerfüllt kniff ich meine Augen zusammen. Ich schaffte es nicht, sie wieder zu öffnen, nachdem auch diese Wehe verklungen war. Stattdessen verabschiedete sich mein Geist für einen kurzen (?) Augenblick aus dem Hier und Jetzt.... nur um sich wenig später frei von jedem Schmerz scheinbar am Ufer des Nil wiederzufinden. Genauer gesagt handelte es sich um einen Arm dieses Flusses im Nildelta. Als kleines Mädchen hatte ich auf dem schmalen Sandstreifen meine ersten Sandkuchen gebacken.. zusammen mit meinem Vater. Und kaum hatte ich das gedacht, da sah ich ihn auch schon, meinen Vater, wie er am anderen Ufer des Flussarms direkt vor der orangenen, untergehenden Sonnenscheibe stand. Ich winkte ihm freudig zu. Aber er sah mich nicht.. oder wollte mich auch einfach nur nicht sehen, wie mir kurz darauf vielmehr schien. Denn er befand sich gerade mitten in einem Gespräch.. mit ausgerechnet.. meinem Onkel Sergius Agrippa!! Erster Ärger keimte in mir. "Was bei den Göttern hast du hier zu suchen?!", rief er zu mir. "Geh gefälligst dorthin zurück, wo du hergekommen bist!" Das war endgültig genug! Ich kochte vor Wut....
    ..und schrie: "A..AAARRRGHR!" Ein kühler Lappen wurde auf meine Stirn gelegt und ich spürte eine leichte Wärme (ganz so wie nach einer Ohrfeige) auf meiner linken Wange. "Da ist sie wieder.", hörte ich die zufriedenen Worte der Amme, die in der Zwischenzeit ihre Vorbereitungen soweit abgeschlossen hatte. "Sergia, hör mir zu. Deine Kräfte neigen sich mit jeder Wehe mehr ihrem Ende entgegen. Ich möchte also von dir, dass du die nächste Wehe nutzt und presst, was das Zeug hält.. als ginge es um dein Leben!" Denn es ging wohl so langsam auch genau darum. "Hast du das verstanden?!" Ich wollte gegen diesen Oberlehrertonfall mir gegenüber protestieren. Aber meine Kräfte reichten nur noch für ein stummes Nicken. Dann spürte ich, wie sich die nächste Wehe ankündigte. Eine Träne der Erschöpfung, Angst und Verzweiflung verließ meine Augen.


    Dann drückte ich und presste ich und versuchte irgendwie zwischendurch auch noch möglichst nicht zu ersticken sondern irgendwie hechelnd nach Luft zu schnappen. Eine weitere Träne löste sich aus meinen Augen; dann noch eine und wieder eine. "Sergia! Bei den Göttern! Bei deinen Ahnen! Press, verdammt nochmal! Wer bist du, hm? Bist du die Ritterin und Postpräfektin Sergia? ..oder bist du nur ein armes, schwaches Ding, das nicht mal ein Kind zur Welt bringen kann?!" Ich wurde sauer! Denn SO hatte NIEMAND mit mir zu sprechen! ..erst recht keine kleine Hebamme, die in der Gesellschaftspyramide weit, weit unter mir stand! "A..AAARRRGHR!", setzte ich dieser blöden Kuh wütend pressend entgegen. "Und atmen und Luft holen nicht vergessen! Der Kopf ist fast da - gut so!" Ich war mir nicht sicher, ob dieses Kompliment wirklich ernst gemeint war. "Und weiter, weiter! Das Pressen nicht vergessen! Los!", blaffte sie mich kurz darauf wieder an und ich war mir wieder mehr als je zuvor sicher, dass diese Hebamme es noch bitter bereuen würde, sich so im Ton vergriffen zu haben. "A..AAARRRGHR!" Wenn ich nur erstmal durch diese Geburt wäre.. sie wäre mause....
    "Prima. Du hast es geschafft.", unterbrach die Amme in jetzt doch deutlich wohlwollenderem Tonfall meine Gedanken. Es folgte kurz darauf ein Babygeschrei aus dem Hintergrund, wo sich die Gehilfen der Amme um das Kleine zu kümmern begannen, während der Medicus samt seinen Helferlein sich meiner annahm. Die Amme tupfte mir sorgsam mit einem Lappen den Schweiß von der Stirn, bevor eine ihrer Gehilfinnen mit einem weißen Bündel an sie heran trat. Das in Windeln gewickelte Kind wurde zuerst in ihre Arme gelegt. Dann gab sie es weiter an mich. "Ich gratuliere dir, Sergia. Du hast einen kleinen Bub auf die Welt gebracht." Mit einem Lächeln im Gesicht ließ sie mir einen ersten Moment mit meinem Sohn. Fix und fertig strahlte ich ihn an und konnte meine Augen kaum von ihm lösen. Wenn ich nur nicht so vollkommen kaputt und so ungeheuerlich müde wäre..

  • Es hatte selbstredend einige Zeit in Anspruch genommen, bis auch der Iulier in den Castra Praetoria über einen unfreien Boten und einen der wachhabenden Soldaten letztlich von den jüngsten Vorgängen in der Casa Iulia in Kenntnis gesetzt worden war. Mit einem seltsamen Gefühl von Vorfreude - etwas, das er in seiner Zeit als Ehemann bisher kaum bis praktisch nie hatte fühlen können - ließ er seine gerade bearbeiteten Akten einfach auf seinem Schreibtisch liegen, um sich hernach stante pede aufzumachen sein Kind zu sehen, es an- und aufzunehmen.
    Im iulischen Anwesen angekommen brachte man Dives auf direktem Wege die Treppe hinunter ins Balneum des Hauses. Dort herrschte eine seltsame Stille - weder hörte man die Schreie einer gebärenden Frau noch die eines neugeborenen Säuglings. Stattdessen fand der Iulier seine Gattin mit einem ruhigen Bündel in den Armen erschöpft inmitten einer Sammlung von Decken, Handtüchern und Kissen. Das Kleine war doch nicht etwa..?


    "Der Vater?", sprach ihn in diesem Moment die Hebamme von der Seite an. Dives nickte nur stumm, nicht wissend, was er sonst hätte sagen sollen. "Dann herzlichen Glückwunsch. Es ist ein Junge." Ein vorsichtiges Lächeln machte sich in den Gesichtszügen des iulischne Tribuns breit. "Die Geburt war sehr anstrengend und kräftezehrend für die beiden. Aber geh ruhig zu ihnen.", verschwieg die Frau scheinbar bewusst, wie anstrengend exakt der ganze Vorgang für Mutter und Kind gewesen war. Dives trat an die beiden erschöpften Gestalten heran.
    "Salve.", grüßte er Fausta zwar freundlich, legte seinen Fokus hernach allerdings sogleich auf den Neugeborenen. "Und hallo, du, mein Kleiner." Instinktiv streckte er seine Hände seinem Sohn entgegen, um ihn ein erstes Mal aufzunehmen und ihn damit auch entsprechend als sein Kind anzuerkennen. Ein kurzer Blickwechsel mit seiner Frau, eine stumme Bitte und dann hielt er den süßen Fratz auch schon im eigenen Arm, stets wohlbedacht auf das Köpfchen, das man keinesfalls zu stützen vergessen durfte. "Na, du hast dir ja einen Tag für deine Geburt ausgesucht, was? Die Meditrinalia." Dives dachte daran, dass es seinem Sohn im Kindesalter vermutlich nicht ganz leicht fallen würde, seinen Geburtstag noch mit einem anderen großen Festtag teilen zu müssen, statt einen Ehrentag wirklich ganz für sich alleine zu haben. Aber da müsste er wohl durch. "Und anstrengend hat die Tante gesagt, war das alles heute für dich gewesen, hm?" So anstrengend offenbar, dass der kleine Zwerg nun erstmal schlief wie ein Stein. "Naja. Dann will ich dich auch mal schlafen lassen. Du wirst diese Welt noch früh genug kennenlernen und unsicher machen können, mein Kleiner... mein Marcus Iulius Dives Minor." Mit jenen Worten sodann legte er den Jungen behutsam zurück in die Arme seiner Mutter. "Du hast doch nichts dagegen, dass wir ihn als Erstgeborenen und Stammhalter meines Zweigs so nennen?", erkundigte er sich lächelnd bei Fausta, die ihm in ihrer momentanen Lage hoffentlich nicht allzu viel entgegenzusetzen hatte.

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Oh man, ich war so ungeheuer müde.. glücklich, aber einfach nur totmüde. Ich lächelte nur stumm mir ein Gähnen unterdrückend, als irgendwann mein Marcus bei mir erschien und mich grüßte. Er schien sich über alle Maßen zu freuen über unseren Sohn (auch wenn ich mir da immernoch nicht so ganz sicher war, ob er wirklich sein Erzeuger war). "Er hat deine blauen Augen.", behauptete ich vor allem um meine eigenen Zweifel zu zerstreuen einfach mal. Dabei wusste ich eigentlich (das hatte man mir gesagt), dass nach der Geburt erstmal alle Kinder blauen Augen hatten. Vielleicht wurden sie später also noch grün, braun oder grau.. oder aber sie blieben blau. Die kleinen Härchen auf dem Kopf des Kleinen waren hingegen dunkler und glichen, wenn, dann eher meiner Haarfarbe als dem blond meines Mannes. Aber ein bisschen Mischung musste ja auch sein, nicht wahr?
    Marcus legte mir den Kleinen zurück in die Arme und nannte ihn.. gaanz spektakulär.. und ziemlich selbstverliebt.. und irgendwie dynastisch (was mir wiederum sehr gefiel).. Marcus Iulius Dives Minor. Ich lächelte. "Marc." (Ja, irgendwo musste ich ja auch mal einen Punkt machen! Mein Mann hieß bei mir Marcus, mein decimischer Adler hieß Marcus und auch mein (inzwischen) Lieblingsvetter Commodus hieß Marcus. Das hier war Marc, einfach nur Marc.) Während ich ihn so nannte, strich ich ihm einmal über seine paar Härchen auf seinem kleinen Köpfchen. "Mein süßer kleiner Marc." Kurz darauf nickte ich weg.. und würde mich erst in ein paar Stunden etwas irritiert und unerwartet in meinem Ehegemach wiederfinden.. mit dem kleinen Marc in meiner Nähe. Und mehr war mir in diesem Augenblick dann auch irgendwie nicht wichtig.

  • <<<<<


    Obwohl die Domus Iulia ein großes Haus war, so war der Weg vom Atrium ins Balneum doch vergleichsweise kurz. Denn vom Atrium ging eine Treppe direkt hinunter in das Untergeschoss des Hauses. Dieser folgte Caesoninus und am unteren Treppenabsatz angekommen drehte er sich zu seinen Gästen um und erklärte: „Das hier ist das Untergeschoss der Domus Iulia. Hier befindet sich das Büro des Maiordomus Phocylides, die Sklavenunterkünfte, der Weinkeller, die Latrinen für Familie und getrennt davon Sklaven und das Balneum.“ Bei der Erwähnung eines jeden Ortes hatte Caesoninus in die Richtung gewiesen, wo je der besagte Raum zu finden war. Den Heizraum für die Fußbodenheizung ließ er weg, der mochte für die edle Dame eher von geringerer Bedeutung sein. Viel eher schon für ihre Sklaven, doch das war Einteilungssache des Maiordomus.
    So also wandte er sich nach rechts dem Balneum zu. Als sie es öffneten, waberte ihnen schon der Dampf von erhitztem Wasser entgegen und es roch verführerisch nach Lavendelöl und anderen wohlriechenden Badezusätzen. Die Sklavenmaschinerie der iulischen Herrschaft war perfekt geölt. Trotz der Kurzfristigkeit war das Wasser fertig eingelassen, der Boden dank der Fußbodenheizung warm und es lagen mehrere Schwämme und sonstige Waschutensilien bereit. Außerdem war auch noch eine junge Sklavin im Raum mit trockenen, frischen Tüchern und gefalteten Frauenkleidern. „Das ist das Balneum, hier kannst du dich frisch machen. Tiburtia hier kann die bei der Aus- und Ankleide helfen, wenn du dies wünschst und auch sonst die ganze Zeit über zu deiner Verfügung stehen. Sie ist auch sehr geschickt in den Künsten der Massage und des Einölens mit duftenden Kräuteressenzen zur Erfrischung der Haut, falls du magst. Naja.“ Zufrieden wies er auf die gefalteten, weißen Frauenkleider in Tiburtias Hand. Offensichtlich hatte da jemand bestimmtes (der „Bademeister“ von vorhin) mitgedacht und sich eine entsprechende Belohnung verdient. „Das hier sind allgemeine Wechselkleider der Familie. Die kannst du einstweilen anlegen, falls du den Wunsch haben solltest, deine eigenen Sachen noch einmal waschen lassen zu wollen nach der Reise. Ja, das wäre alles. Dieser gute Geselle hier“, er wies auf jenen Sklaven, der ihnen folgen hatte müssen, „wird vor der Tür warten und dich anschließend auf dein Zimmer geleiten. Such dir aus was du von deinen Habseligkeiten jetzt beim Baden brauchst, der Rest kann schon einmal auf dein Zimmer gebracht werden. Wenn es Zeit für die Cena ist, werde ich dich holen lassen, das wäre vorerst alles. Ich wünsche ein angenehmes Bad.
    Caesoninus vollführte huldvoll und elegant eine kleine Verbeugung, gleich einem Charmeur und wandte sich um zum gehen, als ihm noch etwas einfiel. „Ach, eines noch! Wünschst du deine Sklaven noch bei dir zu behalten, oder soll ihnen der Maiordomus ihre neuen Unterkünfte zeigen und vielleicht auch gleich sonst den Rest des Hauses?


    Sim-Off:

    Zum besseren Vorstellen wie alles aussieht und wo alles ist einfach hier auf den Grundrissplan der Domus Iulia schauen. :dafuer:

  • [...]


    Caesoninus' Arme wirbelten umher, zeigten auf Gänge und Räume, während er Triaria den Grundriss der Domus Iulia in all seinen (bedeutsamen) Details erklärte. Die junge Römerin lauschte seinen Worten, nickte hin und wieder zur Bestätigung, dass ihre Konzentration ganz ihm galt, und kam zu der Überzeugung: 'Ich werde mich verlaufen.' Nur die Götter mochten in diesem Labyrinth einen Weg zu ihrem Ziel finden; - doch selbst Bellona war letztlich fehlbar, also konnte es durchaus geschehen, dass man Triaria eines Tages verhungert in einem entlegenen Winkel der Domus Iulia vorfand, wo sie vergeblich auf himmlichen Beistand gewartet hatte. Unwillkürlich schmunzelte sie bei der zugegeben etwas absurden Vorstellung. Je mehr Räume Caesoninus ihr jedoch präsentierte, desto mehr verfestigte sich das Bild.


    Im Balneum angekommen sog Triaria die feuchte Luft in sich auf und ihre Augen verdrehten sich dabei nahezu ins Weiß, als sie dem süßlichen Duft des Lavendels gewahr wurde. Sie war im Paradies, es musste so sein. Ihr Begleiter Kednes indes kehrte ohne Anweisung um, nahm mit verschränkten Armen vor dem Eingang zum Balneum Stellung ein und verriet allein durch seinen harten Blick, dass jedermann bei Eintritt einer strengen Musterung unterzogen werden würde. Triaria beachtete diese für sie zur Routine gewordene Reaktion des Ägypters kaum, sondern starrte vielmehr die Sklavin Tiburtia an. Kaum merklich biss sie sich auf die Unterlippe. Nicht nur ein Bad, gar frische Kleidung und eine Massage standen ihr zur Auswahl. Im Grunde hatte es all diese Annehmlichkeiten auch in Athen gegeben, allein das großzügige Ambiente der Domus Iulia ließ das Angebot aber noch um einiges verführerischer erscheinen; - die Strapazen der zurückliegenden Reise taten ihr Übriges dazu. Triaria seufzte wohlig, schon ob der Vorstellung, und wandte sich Caesoninus zu. "Oh, ich vermag gar nicht auszudrücken, wie sehr ich dir für deine Gastfreundschaft danke. Und ich bete, dass ich eine Möglichkeit finde, mich für diese Großzügigkeit erkenntlich zeigen zu können", sagte sie leise. Ihre Augen wanderten dabei mit einem erwartungsvollen Funkeln über das dampfende Becken. Aus ihrem Gepäck würde sie nichts weiter benötigen, denn die Sklaven der Domus Iulia hatten wahrhaftig an alles gedacht. Schmuck der Zierde wegen konnte sie auch später noch anlegen.


    Caesoninus strebte schon dem Ausgang des Balneums entgegen, als er nochmals inne hielt. Seine Frage ließ Triaria die Stirn runzeln. Einerseits wäre es von Vorteil, wenn Kednes den Majordomus und seine Unterkunft kennen lernte. Andererseits wurde ihr bewusst, dass sie dann erstmals seit ihrer Ankunft in Rom ohne die Sicherheit spendende Nähe des Ägypters sein würde. Sie zögerte einen Moment und schielte erneut zu Tiburtia, dann traf sie eine Entscheidung. Es würde womöglich als fatales Signal wirken, den Eindruck zu erwecken, sie bräuchte auch im Inneren des Hauses ihren Leibwächter stets an ihrer Seite. Natürlich würde Kednes ihre Entscheidung missbilligen, sich aber fügen. "Ich denke", begann sie nun laut genug, dass der Ägypter sie hören musste, "mein Wächter wird dem Majordomus gerne einen Besuch abstatten. Er allein hat mich auf der Reise begleitet."

  • So sei es. Angenehmes Bad noch, bis später dann zur Cena!“, sprach Caesoninus nochmal und trat nun vollends aus dem Balneum. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, meinte er dann nochmal zu dem von ihm mitgebrachten Sklaven: „Das eben war Iulia Triaria, eine neue Herrin im Haus. Du und alle andern befolgen absofort auch ihre Befehle als iulisches Familienmitglied. Verbreite das unter der Dienerschaft und vergiss nicht, wenn die neue Herrin herauskommt, führst du sie in ihr neues Cubiculum. Zimmer VI, verstanden?“ Der Sklave nickte nochmal zum Nachdruck seines Verständnises, ehe Caesoninus weiterschritt, um das Büro des Maiordomus am anderen Ende des Untergeschosses aufzusuchen. Dort instruierte er noch einmal den sklavischen Hausvorsteher, ehe er sich in seine Gemächer zurückzog.


    [Blockierte Grafik: http://fs1.directupload.net/images/user/180226/pamr4zji.jpg]


    Phocylides, Maiordomus


    Phocylides indes stand von seinem Schreibtisch auf und durchschritt das weite offene Untergeschoss zum Balneum hin am anderen Ende. Dort traf er wirklich wie angekündigt einen ihm fremden Mann an, von dem er annahm, dass das der Leibwächter dieser Neuen war, von der Dominus Caesoninus gesprochen hatte. So trat er also vor den Fremden hin und begrüßte ihn: „Salve! Mein Name ist Phocylides, ich bin der Maiordomus dieses Hauses. Du musst Kednes der Ägypter sein, richtig? Na langsam sind wir hier echt in der Überzahl. Ich selbst stamme auch aus Alexandria und Dominus Caesoninus besitzt seinerseits einen Cursor namens Maahes, der auch vom Nil kommt.“ plauderte er fröhlich darauf los. „Nun denn, mir wurde gesagt ich soll dir deine neue Unterkunft und das Haus zeigen, so wollen wir beginnen?“ fragte er und marschierte los.


    >>>>>

  • Nachdem Caesoninus das Balneum verlassen hatte, war Triaria allein mit Tiburtia. Die Frau - oder das Mädchen, denn es fiel Triaria schwer, ihr wahres Alter abzuschätzen - wartete unbeweglich auf Anweisungen, in Händen den weißen Stoff eines sorgsam gefalteten Kleides. Erneut lagen Triarias Augen einige lange Sekunden musternd auf der Sklavin. Wenn diese den Blick bemerkte - und das war anzunehmen -, ließ sie es sich nicht anmerken.
    Schwer hing der warme Wasserdampf in der Luft, kondensierte an den kühlen, das zentrale Becken umringenden Steinsäulen zu glitzernden Tropfen und rann in zufälligen Mustern auf den mit kunstvollen Mosaiken bedeckten Boden. Dahinter erhoben sich aus erdfarbenen Töpfen exotische Pflanzen in einem satten Grün und bildeten einen starken Kontrast zu den roten Tüchern, die zu Wellen geformt die Wände zierten. Das Balneum war nicht neu, sondern wies Gebrauchsspuren auf. Hier ein kleiner Riss im Putz, dort eine abgetretene Kante. Aber diese winzigen Makel täuschten nicht darüber hinweg, welchen Reichtum der Raum zur Schau stellte. Außerdem zeugten sie von Geschichte. Triaria ergriff ein ehrfürchtiger Schauer bei der Vorstellung, dass ihn ganze Generationen ihrer Familie durchquert hatten. Und nun war sie hier. Bei Bellona, sie würde es wert sein!
    Ein entschlossener Ausdruck legte sich auf ihre Gesichtszüge und sie trat bis auf einen Schritt an den Rand des Beckens heran. Von der Tür her erklangen leise Stimmen, doch Triaria verstand weder die Worte noch ließ sie sich davon ablenken. Sie streckte stattdessen die Arme zu beiden Seiten hin aus und warf Tiburtia einen auffordernden Blick zu. Ohne Strenge, aber unmissverständlich. Die Sklavin begriff, legte die Kleider in ihrer Hand auf einen trockenen Stein und stand geschwind neben der Römerin. Mit geübten Fingern löste sie Knoten und Spangen, zupfte am Stoff, bis Triarias Tunica an ihr hinab glitt und sich als lose Wolke um ihre Knöchel legte. Ein weiter Schritt, die Sandalen lösten sich von ihren Füßen und schließlich nahm Tiburtia auch die Fascia pectoralis an sich.
    "Deine Arme, Domina?", fragte die Sklavin mit einem Mal und Triaria betrachtete die geschundenen Ellbogen. "Später", antwortete sie nur und ihre Zehenspitzen glitten in das Wasser. Mit mühsam kontrollierter Ruhe - denn sie wollte um keinen Preis ihre Anmut zugunsten eines heiteren Sprungs in das verlockende Nass aufgeben - stieg sie in das Becken. Die Wärme umhüllte ihre Beine, ihre Hüften, ihre Brüste, während der Duft des Lavendels beinahe betäubende Intensität annahm. So stand sie, bis ein Seufzen ihren Lippen entwich. Ihre Augen suchten Tiburtia und sie deutete ihr, mit einem Finger auf die bereitliegenden Schwämme zeigend, es ihr gleich zu tun.

  • Triaria schwebte auf den Zehenspitzen stehend, die Augen geschlossen und umhüllt vom warmen Wasser, inmitten des Beckens. Ihre Arme ließ sie ausgestreckt zu beiden Seiten treiben, während die Sklavin Tiburtia mit einem Schwamm sanft über ihren Rücken strich. Nur das leichte Brennen an ihren wunden Ellbogen hielt Triaria davon ab, ihrer mehr und mehr zutage tretenden Erschöpfung nachzugeben und sich schlicht dem Schlaf anzuvertrauen; - so sehr hielt sie die Wonne im Griff. Wohlig seufzte sie, öffnete blinzelnd die Augen zu schmalen Schlitzen und sah trübe in den aufsteigenden Wasserdampf, der ihr wie eine Traumwelt vorkommen wollte. Verschwommene Konturen, die eigenwillige Muster bildeten und sich im Farbrausch des Balneums verloren. Kurz kam Triaria die Frage in den Sinn, ob der Lavendelduft wohl ihre Sinne benebeln mochte? Doch es war ihr im Grunde gleich und ein sanftes Lächeln überzog ihre schmalen Lippen, als sie erneut in Genuss versank.


    Tiburtia stand hinter der Römerin, gleichfalls unbekleidet und ließ den Schwamm in ihrer Hand über den schlanken Körper Triarias gleiten. Beginnend im Nacken, über die Schultern hinweg bis zu ihrer Taille. Es mochte Frauen in Rom geben, die femininer geformt waren als diese unzweifelhaft erwachsene Dame aus Athen, deren scharf geschnittene Kanten entfernt an eine Statue erinnerten. Allein ihr Gesicht war, beinahe wie im Kontrast, weich gezeichnet. Kurz war die Sklavin versucht gewesen, zu fragen, ob die Domina mit ihrer Arbeit zufrieden war. Indes verrieten Iulia Triarias Regungen mehr, als sie mit einer Antwort womöglich erfahren hätte und die Laute mochten den Moment empfindlich stören. Daher fuhr sie schweigend fort, umrundete die Römerin und begann ihr Werk von neuem. Sorgfältig rieb sie über Triarias Hals, erreichte schließlich ihren Bauch, um dann aber inne zu haltend. Sie wartete, denn es gab Grenzen, die nicht jeder Römer zu übertreten erlaubte; - wenngleich dies selten vorkam, waren Sklaven doch einem Möbelstück näher denn einer Person. Triaria bildete dabei keine Ausnahme. Es dauerte einige Herzschläge, bis die Römerin begriff, was Tiburtia inne halten ließ. Kurzerhand ergriff sie ihr Handgelenk und führte sie weiter. Tiburtia gehorchte, wie sie es gewohnt war, ohne Zögern in ihrem Handeln und mit geübten Fingern. Von den Wänden des Balneums hallte das leise Seufzen Triarias wieder ...

  • Triaria verließ das Becken. Wasser perlte von ihrer hellen Haut ab, fiel auf den mit Mosaiken überzogenen Boden. Für einen kurzen Moment, kaum länger als einen Herzschlag, fröstelte es sie, ihr Körper noch aufgeheizt vom warmen Wasser. Doch der allgegenwärtige Dampf umfing sie wie eine schützende Decke. Ihre Schritte hinterließen feuchte Abdrücke, bis sie schließlich die steinerne, mit Kissen bedeckte Sitzbank erreicht hatte. Mit der einstudierten Eleganz einer römischen Dame ließ sie sich nieder; - und kicherte unwillkürlich über sich selbst. Abgesehen von der Sklavin Tiburtia war niemand anwesend, daher war ihr Gebahren reiflich sinnlos. Aber ein wenig Übung mochte nicht schaden, denn unbeobachtet konnte sie sich Fehler durchaus erlauben.
    Neben Triaria raschelte weißer Stoff und Tiburtia - die gleichfalls aus dem Wasser gestiegen war - reichte ihr ein weites Tuch, sodass die Römerin sich abtrocknen konnte. Triaria schüttelte lediglich den Kopf, überschlug ihre Beine und stützte ihre Hände zu beiden Seiten ab. Sie hob das Kinn, streckte sich der Länge nach aus und konzentriere sich ganz auf ihre Sinne ... spürte, wie die auskühlenden Tropfen langsam an ihr hinab glitten. Es würde eine Weile dauern, auf diese Weise trocken zu werden. Doch das war ihr gleich. Denn sie hatte Zeit. Hier in Rom erwartete niemand etwas von ihr. Noch nicht zumindest. Und so saß sie im Balneum und ergab sich ganz dem Gefühl, frei von Zwängen zu sein.

  • Für heute hatte der Maiordomus die junge Silurerin für das Balneum eingeteilt. Bereits nach wenigen Augenblicken klebten der Dunkelhaarigen die Strähnen feucht im Gesicht. Unwirsch wischte sie sich diese aus der Stirn. Mit nackten Füßen schritt Eireann durch das Balneum. In ihren Händen hielt sie einige angewärmte Tücher. Jene Tücher bettete sie in hölzerne Regale. Die benutzten Tücher nahm Eireann an sich, um diese später in die Waschräumlichkeiten zu bringen. Das sie hier nicht alleine war bemerkte Eireann nicht.


    Die benutzten Tücher presste die Dunkelhaarige an ihre Brust. Geschwind verließ die iulische Sklavin das Balneum, um die Tücher in die Waschräumlichkeiten zu bringen. Hohe Körbe dienten als Auffangbehältnis. Rasch erledigte Eireann ihre Aufgabe, um zurück in das Balneum zu gelangen. Bevor sie jedoch erneut das Balneum betreten konnte, wurde sie von einem der anderen Sklaven in die Küche zitiert. Fragend blickte die Dunkelhaarige zur Köchin empor. Kurz darauf wurde Eireann auch schon ein Tablett mit frischen Obst und etwas Wein in die Hand gedrückt. "Bring dies zu Domina Triaria." Gab ihr die Köchin ihre weiteren Anweisungen.


    Artig nickte Eireann, balancierte das Tablett sicher und verließ die Küche. Eilig durchquerte sie die Gänge und erreichte schließlich das Balneum. Abermals umhüllte sie die feuchte Wärme. Während sie Domina Triaria in den Dampfschwaden ausmachte. Grazil ließ sich die iulische Sklavin neben der Iulia zu Boden sinken. "Domina, ich habe hier ein Tablett mit frischen Früchten und etwas Wein." Das Tablett schob sie näher auf die Iulia zu.

  • Triaria blinzelte, als sie erst leise Schritte und dann eine Stimme neben sich hörte. Zunächst glaubte sie, Tiburtia gehört zu haben, die Tonlage aber war eine andere. Sie richtete den Blick auf den Neuankömmling und hob die Augenbrauen. Im Grunde genommen sollte es sie nicht überraschen, dass die Domus Iulia mehr als eine Sklavin für das Balneum unterhielt. Und da sie noch keinen Tag hier weilte, konnte sie die verschiedenen Gesichter kaum kennen. Dennoch wäre es ... nett gewesen, hätte Caesoninus sie vorgewarnt. Sie wandte den Kopf und erblickte die junge Tiburtia hinter sich, mit vor dem Bauch verschränkten Armen, in den Händen noch immer das weite Tuch. Den Blick hielt die Sklavin gesenkt.


    "Nun, gut", antwortete Triaria schließlich und konzentrierte sich wieder auf den Neuankömmling. "Ich kann mich nicht erinnern, danach verlangt zu haben. Unwillkommen aber ist das nicht." Ein Lächeln stahl sich auf ihre Gesichtszüge. Caesoninus mochte die Lieferung veranlasst haben. Vielleicht auch der Majordomus. Oder aber Kednes, dem in seiner Fürsorge manche Überzeugungstat zuzutrauen war. Während sie sich nach vorne beugte und eine Traube aus dem Korb fischte, musterte sie die dunkelhaarige Frau neugierig und das leuchtende Blau ihrer Augen zog sie sofort in den Bann. Ein Anflug aus Bewunderung und Neid erfasste die Römerin. Sie, die ihr Leben bisher in Athen verbracht hatte, sah zum ersten Mal eine solche Farbe im Gesicht eines Menschen. 'Wunderschön', dachte sie und ließ die Traube zwischen ihren Lippen verschwinden. Genüsslich ließ sie die Frucht auf ihrer Zunge zergehen, weiterhin im Kleid der Götter auf der Steinbank sitzend, ehe sie schließlich fragte: "Sag mir, wie heißt du?"

  • Lautlos wie ein Geist hatte sich Eireann der Iulia genähert. Und genau das sollten die iulischen Sklaven auch sein. Unsichtbare Geister. Den Herrschaften stets zu Diensten. Dies hatte zumindest Spinther immer von ihr verlangt. Bei dem Gedanken an Spinther und zeitgleich an Marcus Iulius Casca spürte Eireann wie sich ihr Magen verkrampfte.


    Keine einzige Nachricht hatte Eireann von ihrem ehemaligen Dominus erreicht. War Marcus Iulius Casca überhaupt noch am Leben? Hart musste die junge Silurerin schlucken und biss sich dabei auf die Unterlippe. Irgendwie vermissste Eireann ihren Dominus. Schließlich hatte sie von Marcus Iulius Casca nie ein schlechtes Wort vernommen.


    Um ihre Gedanken wieder auf das Hier- und Jetzt zu richten pustete sie sich eine ihrer Strähnen aus der Stirn. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die Iulia; die sie in den Dampfschwaden erkennen konnte. Mit beinahe lautlosen Schritten trat Eireann auf die junge Römerin zu. Vorbei an einer anderen Sklavin, die Eireann noch unbekannt war. Denn allzu lange war sie noch keine Sklavin in der Domus Iulia.


    "Es tut mir Leid. Wenn ich störe dann werde ich wieder gehen." Erhob Eireann ihre leise Stimme. Wobei sie ihren Blick gesenkt hielt und ihre Finger in ihren Schoß gebettet hatte. Der Umstand das die Iulia gänzlich entblößt auf der Steinbank saß ließ Eireann dann doch sichtlich nervös werden. Kurz huschte Eireanns Zunge über ihre Lippen, ein sichtbares Zeichen ihrer Nervosität.


    Dem neugierigen Blick der Iulia begegnete Eireann beinahe verschämt und mit geröteten Wangen. Rasch senkte sie auch schon ihre Wimpern über das Blau ihrer Seelenspiegel. "Meine Mutter taufte mich Eireann Domina." Beantwortete die junge Keltin die an sie gerichtete Frage. "Möchten Domina einen Schluck Wein?" Schon griff Eireann nach der Karaffe und goss den edlen Tropfen in den bereit gestellten Kelch. Diesen reichte Eireann an Domina Triaria weiter. Wobei ihre Finger leicht zitterten.

  • "Nein", erwiderte Triaria und ergänzte einen Atemzug später mit ruhiger, gelassener Stimme: "Nein, ich fühle mich nicht gestört." Die Sklavin schien nervös zu sein, wofür Triaria indes keinen offensichtlichen Grund erkennen konnte. An ihr selbst mochte es wohl kaum liegen; - es sei denn, die junge Frau war in Gegenwart einer jeden Domina in solcher Weise angespannt. Ja ... dieser Ansatz bot eine simple Erklärung. Letztlich aber war es müßig, über die Motive von Sklaven nachzudenken. Einzig Kednes bildete dabei eine Ausnahme, denn sein Wohlergehen lag Triaria im hohen Maße am Herzen.
    "Eireann", wiederholte sie schließlich den Namen der Sklavin, wobei sie ihn mit einem deutlich zu vernehmenden, lateinischen Einschlag aussprach. Nicht aus besonderer Absicht, sondern da der Klang der Vokale ihr unvertraut war. Geduldig griff Triaria nach dem dargebotenen Kelch, zog ihn aus Eireanns bebenden Händen und nippte an dem Wein. In der warmen Umgebung des Balneums trat das Aroma eigenwillig stark hervor und unwillkürlich schüttelte sich die Iulierin. Sie war dem Genuss des gegorenen Traubensafts nie mit besonderer Leidenschaft begegnet, allein die Umstände machten diesen Kelch zu einem außergewöhnlichen Erlebnis. Auf einmal schmunzelte Triaria: 'Dein Sinn für romantische Ästhetik würde jedem profanen Dichter des Kitsch die Scham ins Gesicht treiben.'
    "Verstecke nicht deine Augen vor mir. Solche Juwelen anzuschauen habe ich selten die Gelegenheit. Und dein Name ist ebenso ungewöhnlich. Fremd für meine Ohren." Triaria streckte ihre etwas zu kurz geratenen Beine aus und wackelte mit den Zehen. Die freie Hand gehoben, gab sie Tiburtia einen Wink, die rasch herbei kam und sich gleichfalls wie Eireann auf den Boden setzte. Behutsam begann sie, die Füße der Römerin zwischen ihren Händen zu massieren. Triaria indes nahm eine weitere Traube, ließ sie auf ihre Handfläche rollen und streckte sie Eireann entgegen. "Für dich. Aus welchem Teil der Welt kommst du?"

  • Als die Iulia ihre Stimme erhob ruckte Eireanns Kopf abrupt in die Höhe. Sollte sie doch stören? Vorsichtig schielte die Dunkelhaarige aus dem Augenwinkel in Richtung der iulischen Domina. "Danke Domina." Fühlte sich Eireann beinahe verpflichtend eine Antwort zu geben. Die Römerin hätte sie natürlich auch davon scheuchen können. Schließlich befand sich bereits eine Sklavin im Balneum, um Triaria zur Hand gehen zu können.


    Abermals war es Eireanns Blick, den sie kurzzeitig anhob, um Triaria zu beobachten. Doch die Römerin erging sich in völligen Müßiggang. Sodass sich die dunkelhaarige Sklavin allmählich zu entspannen begann. Einzig das leise plätschern des Wassers im Becken war für einen kurzen Augenblick zu vernehmen.


    Beim Klang ihrer Stimme neigte die Keltin ihren Kopf kaum merklich auf die Seite. Dabei spürte sie wie ein wohliger Schauer über ihren Rücken rieselte. Auch wenn die Iulia ihren Namen nicht korrekt ausgesprochen hatte. So hatte Eireann für einen kurzen Augenblick das Gefühl als würde sie ihrer Mutter gegen über sitzen.


    Dann jedoch konzentrierte sich die Silurerin auf den Kelch mit Wein und reichte ihn in ihre Richtung. Das sachte beben ihrer Finger dürfte Triaria nicht entgangen sein. Aus dem Augenwinkel konnte sich die Römerin durch die Sklavin beobachtet fühlen. Während Eireann spürte wie ihr Herz für einen kurzen Moment hastiger in ihrer Brust schlug. Dies war doch nur dem Umstand der Hitze im Balneum geschuldet, nicht wahr? Oder hatte etwa die Iulia Schuld daran?


    Mit sachte geröteten Wangen hob Eireann langsam ihren Kopf an. Und so kollidierte das blau ihrer Seelenspiegel mit Triarias Augenpaar. "In Venta Silurum ist mein Name keine Seltenheit Domina." Plapperte Eireann plötzlich los. Bemerkte ihren Fehler dann jedoch äußerst rasch und biss sich auf die Unterlippe. "Ich wuchs in Gallia auf. Meine Heimat ist Venta Silurum Domina." Erklärte die Braunhaarige und schenkte der iulischen Domina ein zaghaftes Lächeln. Bevor sie vorsichtig nach der Traube griff und ebenso vorsichtig ein Stück davon abbiss.

  • Die Vorsicht, mit der Eireann die Traube ergriff, belustigte Triaria. Natürlich drückte sich darin Respekt aus, was die Römerin sehr schätze. Vielleicht war es auch Furcht; - immerhin musste jede Sklavin damit rechnen, zum Spielball einer plötzlichen Laune oder eines Scherzes zu werden. Während sie also die filigranen Finger Tiburtias an ihren Füßen genoss, lauschte sie den Worten Eireanns und versuchte sich zu erinnern, wo sie den Namen Venta Silurum schon einmal gehört hatte. Ihr Gedächtnis blieb ihr die Antwort indes schuldig. Gewiss, sie könnte fragen, ihr Stolz aber verhinderte dies. Daher nickte sie nur verstehend und trank einen weiteren Schluck Wein. "Ein weiter Weg trennt dich von Zuhause." Das klang gut, traf es doch auf fast jeden Ort im Imperium zu.


    Einmal mehr verlor sich Triaria in Eireanns strahlend blauen Augen und seufzte innerlich. Was hätte sie für solche Schmuckstücke gegeben? Ihre eigenen Augen waren so gewöhnlich braun wie tristes Holz. Triaria streckte ihre Hand nach dem Obst aus, ergriff eine Kirsche und verschlang sie. Mit der Zungenspitze förderte sie den ungenießbaren Kern zutage und ließ ihn in eine kleine Schüssel fallen. Schließlich beugte sie sich etwas vor und zog die Stirn in leichte Falten. "Erzähl mir von dem Ort, den du Heimat nennst. Und derweil kannst du mir bei der Enthaarung helfen." Triaria graute es bereits vor dieser Prozedur, gleichwohl war sie dringend nötig, wollte sie sich weiter wie eine römische Dame fühlen.

  • Als sich Eireanns Lippen um die Traube schlossen und der süße Saft der Frucht ihre Zunge benetzte, gab die Dunkelhaarige ein wohliges Geräusch von sich. Ähnlich dem einer schnurrenden Katze. Jenes Geräusch schien Eireann gar nicht wahr genommen zu haben. Denn sonst hätte sie sich garantiert nicht so gehen lassen. Schon gar nicht in Gegenwart der Herrschaft.


    Darüber machte sich die junge Silurerin keine Gedanken. Während sie mit ihrer Zunge dem Traubensaft nachspürte und auch den Rest der Traube zwischen ihren Lippen verschwinden ließ.


    Dann war es abermals Triarias Stimme, die Eireann aus ihren Gedanken zurück holte. "Ich vermisse meine Heimat. Die grünen Hügel von Venta Silurum." Dabei konnte man deutlich die Sehnsucht aus Eireanns Stimme heraushören. Die Sehnsucht nach ihrer Heimat.


    Leicht zuckte Eireann zurück, als sich Triaria so nahe beugte und ihre Augen fixierte. Was war denn so besonders an ihren Seelenspiegeln? Es war doch nur eine gewöhnliche Augenfarbe. Wie grazil und elegant die Römerin nach dem Obst griff, geisterte es in diesem Augenblick durch das Köpfchen der Sklavin.


    Das Thema Enthaarung ließ Eireann abermals leicht zusammen zucken. "Domina .. ich ... ich weiß nicht ob ich die Richtige für diese Aufgabe bin. Ich weiß nicht was Ihr von mir verlangt." Murmelte Eireann mit leiser Stimme und presste ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. Bevor sie sich auch schon besann und langsam tief durchatmete.


    "Venta Silurum ist ein Ort in .. in Gallia. Zwischen grünen Hügeln befand sich unser Dorf. Ich hatte eine unbeschwerte Kindheit. Ich habe viel gelacht und mit den anderen Kindern gespielt." Dann umwölkten sich Eireanns Augen und ein trauriger Schatten zog über ihr Gesicht. "Meine Eltern haben den Angriff der Römer nicht überlebt. Und mich nahmen sie einfach mit." Dabei verkrampften sich ihre Finger und ihre Wimpern senkten sich über das blau ihrer Seelenspiegel.

  • "Sorge dich nicht, Eireann. Die Aufgabe erfordert kein besonderes Geschick. Nur ruhige Hände. Und ich vermute doch sehr, Tiburtia hier verfügt über einige Erfahrung, sodass sie dir nötigenfalls helfen kann." Die angesprochene Sklavin nickte beipflichtend, noch immer mit Triarias Füßen beschäftigt. "Gut, dann hole das erforderliche Werkzeug." Während Tiburtia aufstand, um der Anweisung eilends nachzukommen, überschlug Triaria wieder ihre Beine und musterte abermals die ihr noch fremde Sklavin. Sie gab eigenwillige Geräusche von sich, als sie die Traube verspeiste, beinahe wie ein Tier. Doch entstand daraus kein Gefühl der Bedrohung, vielmehr erschien ihr Eireann ... niedlich zu sein. Ja, damit wär es wohl am treffendsten beschrieben.


    Zumindest bis zu jenem Moment, da die Sklavin vom Tod ihrer Eltern sprach. Triarias Gesichtszüge verhärteten sich um eine Spur und sie suchte nach dem Klang der Anklage in Eireanns Stimme. Gewiss, sie vermochte gut nach zu empfinden, welcher Schmerz mit dem Verlust von Vater und Mutter einher ging. Doch war es auch von den Göttern bestimmt, dass die Römer über andere Völker geboten und daher brachte Triaria im Allgemeinen wenig Mitleid für Sklaven auf. Zur Antwort nickte sie beiläufig. "Mitunter betritt das eigene Schicksal Wege, deren Ziele einem nicht sofort ersichtlich sind." Böswillig war Triaria indes keinesfalls und in ihren Worten lag ein Unterton, der verriet, dass sie durchaus wusste, wovon sie sprach. "Eines Tages magst du deine Heimat vielleicht wiedersehen. Die grünen Hügel um Venta Silurum. Viel hängt von deiner Entschlossenheit ab."
    Weiter kam Triaria nicht, denn Tiburtia kehrte zurück und hielt in Händen eine breite Pinzette. Die Römerin nahm sie ihr ab, ergriff mit dem Werkzeug einige feine Härchen an ihrem Unterschenkel ... und rupfte diese mit einem Ruck aus, wobei sie kaum merklich zusammen zuckte. Dann streckte sie Eireann die Pinzette entgegen. "Bis sie alle fort sind."

  • Mit einem fragenden Ausdruck in ihren Augen fokussierte Eireann die Römerin. Sie sollte sich keine Sorgen machen? Aber was genau war denn nun ihre Aufgabe? Hach. Wieso war es hier in der iulischen Domus so schwierig? Oder lag dies einzig und alleine daran das sich Eireann bisher mit anderen Tätigkeiten beschäftigen musste?


    Bestimmt. Daran lag es mit Sicherheit. "Ich möchte euch nicht verletzen Domina." Purzelte es hastig über Eireanns Lippen. Während sie den aufmerksam musternden Blick der anderen Sklavin deutlich auf sich spürte. Was mochte Tiburtia nur von ihr denken? Welch' unnütze Sklavin im Hause der Iulier? Alleine bei diesem Gedanken spürte Eireann wie ihr ein eisiger Schauer über den Rücken rieselte. Nein. So etwas durfte niemand über sie denken.


    Dann jedoch lenkte die Römerin das Gespräch geschickt auf Eireanns Herkunft. Und so erfuhr die Römerin auch von Eireanns Verlust. Als Triaria dann jedoch mit kryptischen Worten auf Eireanns Verlust antwortete, bildete sich eine steile Falte zwischen ihren Augenbrauen. Jegliche Widerworte schluckte sie einfach hinunter und nickte schließlich matt. "Wenn ich kein freier Mensch bin. Werde ich die grünen Hügel meiner Heimat nie wieder sehen." Dabei verschleierten kurzzeitig Tränen Eireanns Blick. Tränen die sie resolut davon blinzelte.


    Als Tiburtia mit der Pinzette zurück kehrte und Triaria begann die ersten feinen Härchen an ihrem Unterschenkel heraus zu zupfen, zuckte Eireann tatsächlich kaum merklich zusammen. So ergriff sie mit zitternden Fingern die Pinzette und beugte sich über das Bein der Iulia. Kritisch beäugte sie das Werkzeug, warf Triaria einen abschließend fragenden Blick entgegen und begann anschließend die Härchen von Triarias Bein zu zupfen. Bis die Beine der Römerin frei von jeglich störenden Härchen war.


    Vorsichtig ließ Eireann ihre Finger über Triarias haarlose Haut an ihren Beinen gleiten. "So wunderschön weich und zart."

  • Nach dem das kleine Wortscharmützel im Atrium beendet war und die Sklavin endlich folgsam zu werden schien betraten sie das vorbereitet Bad. Eigentlich hatte er mit seinem Sohn baden wollen. Doch er würde um das hier grade zu ziehen erst mal alleine den Schmutz von seinem Körper waschen lassen. Mit der kleinen widerspenstigen Sklavin im Schlepp kam er hier also an.
    Da er so oder so kein Probleme mit seiner Nacktheit hatte, löste er den Gürtel und zog er sie Tunika über den Kopf. Die Tunika und den Gürtel lies er achtlos fallen. War ja sicher nicht seine Aufgaben die Sachen zum Waschen zu bringen. Jetzt war die große Narbe auf seiner Schulter zu sehen und auch die dutzende weitere die man sich in seinem Soldatenleben eben so einfing.
    Für einen Mann der auf die 40 zu ging war er gut gebaut denn das Jahrelange Training verschwand nicht einfach über Nacht. Seine Brust und Rücken waren Breit, seine Talje schmal und die Beine vor allem die Waden fest. Wie die meisten Römer war bei ihm keine Körperbeharrung mehr zu sehen, denn das jahrelange Abschaben nach dem Salben hatte auch die Wirkung das auch die Harre immer weniger auftraten.
    Er wies auf einen Eimer mit einem Schwamm. Den anders als gedacht würde er sich den gröbsten Deck nicht im Becken vom Körper waschen lassen. „Da sind Eimer und Schwamm.“ Er war es normalerweise gewohnt das ein männlicher Badeknecht das machte. Nicht das er sich nicht schon mal von einer Nackten Sklavin hatte abschrubben lassen. Aber hier sollte es ja eine Strafe sein. Und so hing seine Männlichkeit schlaff herunter.

  • Schweigend und mit gesenktem Kopf folgte Eireann dem Römer aus dem Atrium. Zum Glück war der Weg in das Balneum nicht allzu weit. Und neugierige Blicke der anderen Sklaven blieben aus. Angenehme Hitze schlug der Dunkelhaarigen entgegen und schon spürte sie wie sich Schweißperlen auf ihrer Stirn bildete.


    Da Eireann bereits nackt war, verharrte sie vollkommen regungslos. Während sie mit geröteten Wangen ihren Blick abwandte. Schließlich wollte sie nicht als Gafferin gelten. Raschelnd fiel seine Tunika und der Gürtel zu Boden. Und beinahe hätte sich Eireann seine Kleidung genommen, um diese in die Waschräumlichkeiten zu bringen. So jedoch verharrte die Dunkelhaarige weiterhin vollkommen regungslos.


    Eine jede Frau hätte ihn wohl unterschwellig angestarrt. Eireann jedoch hielt ihren Kopf weiterhin gesenkt. Auch wenn sie aus dem Augenwinkel dann doch in seine Richtung schielte und dabei die große Narbe auf seiner Schulter bemerkte. "Diese Narbe siehr schrecklich aus." Dabei blickte Eireann dem Älteren entgegen und deutete dabei auf die lange Narbe.


    Allzu lange blieb die Dunkelhaarige jedoch nicht untätig. Denn seine auffordernde Handbewegung ließ Eireann leicht zusammen zucken. Dann trat sie auf den Eimer zu und ergriff den Schwamm der sich mit Wasser vollgesogen hatte. "Ich hoffe ich mache alles richtig." Murmelte die Silurerin an sich selbst gewandt.


    Mit bedächtigen Bewegungen drückte Eireann das Wasser aus dem Schwamm und begab sich dann vor den Römer. Ihren Blick hielt sie auf den Schwamm fokussiert. Als sie diesen gegen die Brust des Älteren drückte. Langsam ließ sie den Schwamm über seinen Oberkörper gleiten.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!