Das schwache Licht einer einzigen Ölfunzel, die der Dukelheit des Raumes nicht viel abzuringen vermochte, bemerkte ich schließlich. Er musste da sein, sonst würde die Öllampe ja nicht brennen. Vielleicht schlief er bereits, weil er es womöglich gewesen war, der sich den ganzen Nachmittag übergeben hatte. Vielleicht wäre ein Kamillentee doch hilfreich gewesen, sinnierte ich, während ich unsicher durch den Türspalt lugte.
Dann endlich ein Lebenszeichen. Der Dominus musste einfach nur gedöst haben und war nun aufgewacht. Er wirkte überrascht, mich noch zu sehen. Vielleicht hatte er geglaubt, der Sklavenhändler hätte mich schon längst mitgenommen. Zum Glück hatte ich mich für den Rest des Nachmittags gut versteckt gehalten. So konnte ich ihn vielleicht jetzt doch noch umstimmen.
„Dominus, ich…äh“, fing ich an, doch ich verlor schnell wieder den Mut, als Dominus Casca erwähnte, dass er mich suchen lassen wollte. Verdammt, es war ihm also richtig ernst! Ich erstarrte. Auch dann als er mich zu sich winkte, bekam ich keinen Schritt vor den anderen. Aber irgendwie schaffte ich es dann doch. Äußerst beklommen kam ich seiner Bitte nach. Als ich auf halben Weg zu seinem Bett stand und er mir sagte, er müsse mit mir reden, spürte ich eine heftige Erschütterung in mir, als hätte mich jemand mit einer Keule niedergeschlagen. Mir kamen die Tränen und ich begann zu zittern. Jetzt gleich würde er mir sagen, dass er meiner überdrüssig war und mich an den Kerl von heute Nachmittag verhökert hatte. So ein Mist! Hier hatte ich doch alles und mit der Zeit hatte ich mich auch richtig wohl gefühlt. Obwohl manche der Sklaven echt bescheuert waren.
Er winkte mich noch näher zu sich hin. Doch dann sollte ich noch seinen Becher mitbringen und ihn vorher auffüllen. Zitternd wandte ich mich zu dem Tablett, dass auf einer Kommode stand und auf dem eine Kanne und ein Becher standen. Ich füllte den Becher mit dem Wein-Wasser-Gemisch aus der Kanne. Dabei verschüttete ich fast die Hälfte, weil ich so aufgeregt war. Ich atmete erst mal tief durch, bevor ich mich zu ihm auf den Weg machte.
Oh Mann, sein Gesicht sprach Bände! Eine total finstere Miene! Was hatte ich nur getan, dass er so sauer auf mich war?
Als ich dann neben seinem Bett angekommen war, reichte ich ihm zunächst den Becher. „Bitte, Dominus!“ Für einen kurzen Moment trafen sich unsere Augenpaare. Ich schluckte schwer. Bisher hatte ich versucht meine Tränen zurückzuhalten. Aber das wurde immer schwieriger. Schließlich brach es aus mir heraus. Ich begann zu heulen, warf mich vor seine Füße und begann zu jammern. „Bitte Dominus, bitte tu das nicht! Ich werde von jetzt ab, auch immer sehr fleißig sein, so dass du dich nie mehr wegen mir beklagen musst!“