Beiträge von Grian

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    Nicon führte den Besuch ins Atrium. „Ich werde Dominus Casca von deiner Ankunft unterreichten.“ Der Sklavenjunge deutete eine Verbeugung an und verschwand dann auch sofort wieder. Er wollte nicht unbedingt dabei sein, wenn der Iulier länger als gewöhnlich warten musste, denn - oh Schreck - Dominus Casca war noch nicht zurück aus dem Tempel!

    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/18.09.15/ybv2kdx5kten.jpg]|Ephialtes


    Ephitales, der Ianitor öffnete sofort und begrüßte sein Gegenüber mit seiner dezenten aber freundlichen Art. Der Iulische Sklave hielt ihm ein Wachstäfelchen entgegen, auf der zu lesen war, dass der Dominus des Sklaven zu einem Essen geladen war.
    „Salve Dominus! Einen Moment bitte!“ Der Ianitor rief nach Nicon, einem Sklavenjungen, der den iulischen Besuch zunächst im Atrium zwischenparken und ihn später zum Triclinium begleiten sollte.
    „Bitte folge mir, Dominus,“ flötete Nicon und ging voran.

    Da kamen sie auch schon! Wild ausgelassen sprangen sie umher und schwangen dabei ihre blutigen Peitschen. Dabei suchten sie sich ihre „Opfer“ unter den Zuschauern, die sie segnen konnten. Doch manch junge Frau stürzte sich regelrecht auf die jungen Männer, um sich selbst ihren Segen abzuholen. Am liebsten wäre ich auch in die Menge gesprungen. Aber wenn ich das Timaia zugemutet hätte, dann wäre das sicher zu viel für sie gewesen. Dann hätte sie mich garantiert verpetzt und ich hätte mal wieder Ärger bekommen.


    Doch auch meine scheue Begleiterin war vom Segen der Luperci nicht gefeit. Zwar hatte sie sich so unauffällig wie möglich neben mich gestellt und vermied jeglichen Blickkontakt zu den umherspringenden Männern. Aber das alles hatte sie nicht vor diesem einen Luperci geschützt, der es auf uns beide abgesehen hatte. Kreischend und Peitsche schwingend war er direkt vor uns aufgetaucht und zögerte keinen Augenblick. Zuerst traf es Timaia und dann mich. Meine Begleiterin schrie vor Angst und hielt schützend ihre Hände vors Gesicht, als die blutige Peitsche sie traf. Sofort holte der Luperci erneut aus. Diesmal traf es mich, so dass sich ein blutiger Streifen quer über meinem Gesicht abzeichnete, der sich auf meiner Tunika fortsetzte. Lachend sah ich dem jungen Mann, der gar nicht mal so schlecht ausgesehen hatte, nach.


    „Was hat er geschrien?“, fragte Timaia schüchtern, als sie aus ihrer Deckung herausgekommen war. „Wehret euch!“, antwortete ich kichernd und hielt meinen Bauch vor Lachen. "Hä?!" Die Sklavin sah mich verständnislos an. Sollte das etwa ein Aufruf zur Rebellion gewesen sein?
    „Nein, Quatsch! Mehret euch, hat er gerufen. Du sollst einen Haufen Kinder in die Welt setzen. Das hat er gemeint. Lauter kleine süße Sklavenbabies für die Decimer. Verstehst du?“ Timaia sah mich entsetzt an. „Mit wem denn?“ fragte sie. Genau dasselbe fragte ich mich im Stillen allerdings auch. Aber natürlich zeigte ich das nicht so. „Ach Timaia, eines Tages kommt bestimmt auch für dich der Richtige vorbei.“, meinte ich großspurig. „Im Notfall springt vielleicht auch Dominus Serapio ein. Allerdings nur, wenn er im Vollrausch ist,“ rief ich lachend und kriegte mich kaum mehr ein. Timaia war gar nicht zum Lachen zu Mute. „Du bist blöd, Grian!“, sagte sie. „Ich will jetzt endlich nach Hause!“


    Ich musste mich richtig zwingen nicht mehr weiter zu lachen. Vielleicht hatte meine Begleiterin ja Recht. Bestimmt wäre es besser gewesen, nach Hause zu gehen. Aber gerade jetzt, wo es doch so lustig gewesen war, wollte ich noch nicht gehen. „Jetzt sei doch nicht so ungeduldig! Wir gehen ja bald.“, ermahnte ich sie. Wobei 'bald' ziemlich relativ war. Ich streckte meinen Kopf aus, um Ausschau zu halten. Nach was, wusste ich selbst nicht so genau.

    „He, Timaia! Hast du schon mal `nen nackten Typen gesehen?“ Die prüde deciminische Sklavin lief sofort rot an. Na klar hatte sie noch keinen nackten Kerl gesehen! Welcher Idiot hätte sich auch freiwillig mit ihr eingelassen? Nun ja, die Luperci waren ja nicht ganz nackt, nur fast. Normalerweise bedecktes eine Stück Fell ihre intimsten Stellen. Aber das musste Timaia nicht schon vorher wissen.
    „Können wir nicht einfach gehen, Grian? Einfach nach Hause gehen?“ Timaias Stimme hatte inzwischen schon etwas Weinerliches an sich. Sicher heulte sie gleich los. Wenn es nach ihr gegangen wäre, dann hätten wir beide niemals Spaß und alles wäre nur trostlos und grau gewesen.


    „Na komm schon! Nun hab dich nicht so!“, rief ich und zog sie weiter mit. Wenn wir uns nicht beeilten, dann verpassten wir sie am Ende noch, die Luperci! Und das wollte ich auf keinen Fall riskieren.
    Also mal ehrlich, ich glaubte ja nicht an den Scheiß, dass es gut für die Fruchtbarkeit sei, wenn mir einer von diesen Bekloppten eines mit einem Riemen überzog. Alles Blödsinn! Aber ein lustiger Blödsinn! Und deshalb wollte ich ja auch unbedingt dort hin! Nur Timaia, die Spaßbremse nervte mich ständig damit, dass wir beide wieder zurück müssten und dass wir Ärger bekämen, wenn wir uns verspäteten.
    „Blablabla! Du kannst ja alleine zurück, wenn´s dich so sehr zu den Decimern zieht!“, blaffte ich zurück, denn ich wusste genau, dass Timaia sich das niemals trauen würde. Also blieb ihr nichts anderen übrig und so fügte sie sich ihrem Schicksal.
    Wir stellten uns also am Straßenrand auf und warteten. Und dann kamen sie auch schon. Die Leute begannen zu johlen und ich ließ mich auch nicht großartig bitten und machte mit. Wir alle johlten, außer Timaia. Sie schämte sich gerade in den Erdboden und wäre am liebsten unsichtbar gewesen.

    ‚Ach du Sch…ande!‘ war mein erster Gedanke. Meine Kinnlade klappte wie auf Kommando hinunter und mein Lächeln entglitt, als mein Blick in Dominus Cascas Cubiculum warf. Wieder hatte er mir den Vortritt gelassen. Aber er hatte wahrscheinlich nicht mit der Inkompetenz seines Dauergrinsers Nepomuk gerechnet. Das Zimmer sah aus, als wäre eine ganze Centurie hindurchmarschiert, die dabei ihren ganzen Unrat zurückgelassen hatte. Tja, Freund Nepomuk hatte es nicht so mit dem Aufräumen. Im Grunde hatten wir da etwas gemeinsam, wobei er dabei wesentlich mehr Professionalität an den Tag legte als ich. Aber natürlich wollte ich das Dominus Casca nicht sofort spüren lassen.


    Ich gab also nur ein schüchternes „Oh“ von mir. Den Rest besorgte der Decimer, der sofort ein kräftiges Donnerwetter losschickte. Dummerweise schwächte dies recht schnell zu einem lauen Sommerregen ab. So manch anderer meiner Vorbesitzer hätte jetzt schon kurzen Prozess mit mir gemacht. Dominus Casca jedoch gab sich nur empört. Und das war es dann auch schon. Dass sich der Dominus nicht noch dazugesellte und mit aufräumte, war alles. Schnell war mir klar, dass ich es hier mit dem Typ Dominus zu tun hatte, der eher antiautoritär daherkam und mit seinem Laissez-faire Stiel es sich nicht mit seinem Sklaven verscherzen wollte. ‚Na prima!‘ dachte ich und wusste, dass ich hier ein lockerleichtes Leben haben würde. Doch Vorsicht! Man konnte nie wissen. Vielleicht war das alles nur Tarnung und der Dominus wollte mich nur prüfen. Vorsichtshalber setzte ich eine mitleidige Mine auf und sah mich besorgt um, als wolle ich gleich mit anpacken, was ich aber nicht tat.


    Schon bot mir der Dominus an, doch Platz zu nehmen. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen! Zum Glück lag seine Unterwäsche nicht auch noch auf dem Stuhl, auf den ich mich setzte.
    Nepomuk, das wandelnde Grinsen, schien nun auch endlich auch gecheckt zu haben, dass er Land gewinnen sollte. Allerdings verharrte er hartnäckig in Dominus Cascas Raum. Wahrscheinlich wollte er einfach nur horchen, was der Dominus mit mir zu bereden hatte. Passenderweise fragte der mich doch prompt, ob ich auch mit dem Aufräumen vertraut sei. ‚Nee, ne‘, dachte ich und lächelte brav. „Aber natürlich, Dominus,“ antwortete ich ihm.

    Sorry Leute, das RL fordert unerbittlich seinen Tribut. So wie es aussieht, muss ich mich bis mindestens 20.12. ausklinken. Danach dürfte es dann endlich ruhiger werden.

    Ich war auf einem guten Weg. Zumindest glaubte ich das. Nein, ich war davon überzeugt, als er sich noch einmal kurz zu mir umdrehte. Ich lächelte ihn engelsgleich an und sah mit Sicherheit so aus, als ob mich kein Wässerchen trüben könnte. Oh ja, ich hatte es schon oft gespielt, das Dummerchen vom Lande. Gerade bei Männern seines Schlages konnte das helfen.


    Anscheinend hatte ihm jemand gesteckt, womit ich mich in den letzten Tagen, seitdem ich hier war, beschäftigt hatte. Na klar, ich konnte hart arbeiten, doch wie jeder andere normale Mensch, schätzte ich den Weg des geringsten Widerstandes. ‚Was du heut´ nicht kannst besorgen, das verschiebe ruhig auf morgen!‘ war meine Devise.
    Dann sagte er etwas wirklich Gutes! Es sei sein Wunsch, meine Talente und mein Können nicht bei diversen Diensten zu vergeuden. Das war doch mal eine Ansage! Oh ja, mein neuer Dominus war davon überzeugt, dass ich in gewisser Hinsicht wertvoll war. Ich wusste zwar nicht so genau, in welcher, aber… schauen wir mal! Na ja, in Sachen Handarbeit war ich eine echte Niete, weil ich einfach zu wenig Geduld aufbrachte und mir ständig die blöden Fäden rissen. Heilerisches Wissen? Äh, lieber nicht! Dafür wollte ich meine Hand nicht ins Feuer legen. Als Gesprächspartner sah ich mich da schon eher. Also je nachdem worum es in der Unterhaltung ging. Dann konnte ich eine richtige Plaudertasche sein. In der Vergangenheit aber hatte ich auch hier nicht immer ins Schwarze getroffen, was dazu führte, dass ich mich schneller auf dem Sklavenmarkt wiedergefunden hatte, als mir lieb sein konnte. Aber mal ehrlich, sollte ich irgendeinen Stuss erzählen, der gar nicht stimmte oder der an den Haaren herbeigezogen worden war? Oder sollte ich klar damit rausrücken, was ich dachte?


    „Oh, da findet sich bestimmt etwas, Dominus!“, meinte ich, weil ich mich hier auf dem Flur noch nicht festlegen wollte. Dann endlich erreichten wir des Cubiculum meines Dominus. Noch einmal blieb er stehen und sah mich an. Vielleicht um festzustellen, ob ich auch wirklich würdig war, sein Allerheiligstes zu betreten. Natürlich interessierte es mich brennend, was sich hinter dieser Tür verbarg. Nach all den Tagen in der blöden Culina hatte ich nun endlich den Olymp erklommen. So kam es mir zumindest gerade vor. Wenn ich erst einmal da drinnen war, dann konnte nichts mehr schief gehen, vorausgesetzt dass ich keinen Blödsinn machte. Also lächelte ich noch einmal hoffnungsschwanger. Bestimmt fuhr er voll darauf ab, wenn ich mich willig zeigte und ihm signalisierte, dass es mir Freude bereitete, ihm dienen zu dürfen.

    Der blöde Hund machte alles, nur hörte er nicht auf meine Befehle. Zum Glück hatte Silas noch vor mir den armen Kerl erreicht. Ich hoffte nur, dass die Hunde ihn nicht schon zu Hackfleisch verarbeitet hatten.


    Völlig aus der Puste erreichte ich schließlich auch das Opfer der Molosser. „Lebt er noch? Atmet er noch? Hat er Schmerzen?“ Meine bangen Fragen prasselten auf den armen Silas ein, der ähnlich wie ich völlig fertig mit der Welt war. Was, wenn die Viecher dem Typen da auf dem Boden etwas Schlimmes angetan hatten? Dann konnten wir beide einpacken! Dann hieß es „Schwefelmienen auf Sizilien ohne Wiederkehr“ für uns beide.


    Wenigstens war es Silas gelungen, die Viecher mit seinem Speck abzulenken, so dass sie von dem armen Kerl am Boden abließen. Igitt, der war von oben bis unten voll mit Sabber! Aber so wie es aussah, war er noch heil. Äußerlich. Die Hunde hatten ihn nicht angeknabbert. Und falls sie ihn durchgekaut hatten, dann blutete er nicht. Nach einer Weile rührte er sich sogar, keuchte und wälzte sich herum (hoffentlich nicht vor Schmerzen!) Dann begann er, wie ein Irrer zu lachen. Er lebte! Ein Stein fiel mir vom Herzen!
    „Oh Mann! Hey, das tut uns furchtbar leid! Ehrlich! Die Viecher sind sonst lammfromm. Können wir irgendwas für dich tun?“ Ja, ich weiß, diese Frage war saublöd. Aber vielleicht half sie ja dabei, die Wogen etwas zu glätten.

    Genau DAS wollte ich hören! JA! Er wollte mich sehen! Ich gehörte zu ihm! UND, was so ziemlich das ALLERWICHTIGSTE war: er wollte meinen WAHREN Fähigkeiten auf die Schliche kommen. Na ENDLICH! Das ich das noch erleben durfte! Wenn ich mich nicht total dämlich anstellte, dann musste ich NIE WIEDER in der Küche ackern!


    „Wie du wünschst, Dominus!“ antwortete ich in einer leicht lasziven Art und Weise. Aber Vorsicht, nicht zu lasziv! Noch immer befand ich mich in der Culina! Nicht das hinterher der halbe Haushalt mich für ein Flittchen hielt, das sich so ins Bett ihres Dominus schleichen wollte.


    Nichtsdestotrotz, meine Augen leuchteten auf und ich strahlte über das ganze Gesicht. Auch wenn meine Klamotten dreckig und mein Gesicht staubig war, wusste ich doch, wie man Typen wie ihn um den Finger wickelte. Zum Glück hatten die Götter mich mit einer ansehnlichen Figur, strohblondem Haar und einem liebreizenden Gesicht ausgestattet. Wenn mein Dominus also nicht völlig aus der Art schlug, dann musste auch er unweigerlich meinem süßen Gift verfallen. Voraussetzung dafür war natürlich, dass ich ihn nicht zu langweilen begann oder irgendwelchen Müll erzählte. In der letzteren Disziplin war ich zugegebenermaßen nicht immer erfolgreich gewesen, was auch die hohe Fluktuation meiner Vorbesitzer erklärte. Aber auch ich war lernfähig und zum Glück hatte ich bisher immer etwas Neues dazulernen können.


    Dass ich diesmal wieder ordentlich Eindruck bei meinem neuen Dominus gemacht hatte, bewies die Tatsache, dass er mir die Küchentür aufhielt, aus der ich dann auch sogleich hinausschwebte. Adios Culina, du elendes Drecksloch! Von nun an warteten nur noch Arbeiten in unmittelbarer Nähe meines Dominus! „Danke Dominus!“ hauchte ich ihm sinnlich entgegen und folgte ihm schließlich.

    Wieder veränderte der Schönling seine Haltung. Anscheinend hatte ich ihn ein kleines bisschen in seinen Grundfesten erschüttert, als ich ihn wegen Rahel, äh... ich meinte natürlich Rhea, bloßstellte. Mit verschränkten Armen versuchte er immer noch einen auf dicke Hose zu machen. Mit dieser Tour konnte er Timaia vielleicht erschrecken, mich allerdings nicht. „Moment mal! Wie meinst du das denn, wir sind noch nicht so weit gekommen?!“
    Auch ich hatte meine Körperhaltung verändert und stemmte nun meine beiden Hände in die Hüften. Wenn der Scherzkeks hier Ärger wollte, dann konnte er den gerne auch bekommen.


    Timaia, die gerade auf einem guten Weg gewesen war, sich von ihrem ersten Schock zu erholen, stand nun wieder kurz vor dem nächsten Zusammenbruch. Dieser fremde Sklave konnte auf ein so unbedarftes Mädchen wie Timaia ganz schön einschüchternd wirken. „Alles wird gut, Timaia!“, beruhigte ich sie und widmete mich dann wieder Nereos, der gerade noch so die Kurve bekam und sich nun anbot, uns zu helfen. Gegen so viel Hilfsbereitschaft konnte ich mich natürlich nicht querstellen. Ich räusperte mich und entspannte mich wieder, so dass ich meine Arme wieder sinken ließ. „Na klar! Gerne doch! Oder was meinst du, Timaia?“ Als die Sklavin wieder ihren Namen vernahm, schaute sie ein wenig verängstigt zu mir und meinte dann mach einer Weile nur „Ähä…“ Das arme Ding war echt ein hoffnungsloser Fall.


    Nereos machte nun ein paar Schritte im Raum. Ich beobachtete jede seiner Bewegungen. Schließlich wandte er sich an Timaia und gab ihr eine Anweisung, sich schon mal um das leibliche Wohl von Dominus Scapula zu kümmern. Dies war für sie die Chance endlich aus dem Cubiculum zu kommen. Sie nickte stumm und bewegte sich, anfangs etwas hölzern, zur Tür hin und war kurze Zeit später hinter der geschlossenen Tür verschwunden.

    Ich atmete erleichtert auf. Timaia war echt speziell. „Hey, das war echt ein toller Zug von dir, sie fortzuschicken! Timaia ist… na ja manchmal ein bisschen… anders“, meinte ich fast schon entschuldigend. Ich grinste doch dann wurde mir schlagartig bewusst, dass ich jetzt alleine mit dem fremden Sklaven im Cubiculum seines Dominus war.
    Nereos hatte sich sofort eine Tunika gegriffen und legte sie ziemlich stümperhaft zusammen. Dann reichte er sie mir und lächelte mich an. Oh Mann, was sollte ich denn jetzt davon halten? Sollte ich jetzt die pedantische Haussklavin spielen, die ihm vorhielt, dass er die Tunika nicht akkurat genug zusammengelegt hatte oder sollte ich sein Spielchen mitspielen? Ich entschied mich für Letzteres, wohlweißlich dass Nereos für mich irgendwann noch nützlich sein konnte. Also schmunzelte ich ebenfalls, nahm die Tunika und legte sie achtlos in die Truhe, während meine Augen auf seinen ruhten.

    Zitat

    Original von Quintilia Valentina


    Voller Erwartung hafteten meine Augen an Domina Valentina. Aber wenn ich darauf gehofft hatte, recht zeitnah eine Antwort zu bekommen, dann war ich in dieser Hinsicht schief gewickelt. Gekonnt ignorierte sie mich und hörte stattdessen den Redenschwingern zu. Mich interessierte es nicht die Bohne, was diese Wichtigtuer von sich gaben. Na ja, die einzige Ausnahme war natürlich Dominus Scapula.
    Dann kam mir mein eigener Dominus noch in die Quere. Huch, woher kam der denn? Na ganz egal, er hatte es irgendwie doch noch geschafft, zu dem Wettbewerb zu kommen. Nun becircte er seine Verlobte. Doch alldem zum Trotz, wandte sie sich nun doch mir zu. Sie hörte sich an, worum ich sie bat. Allerdings wurde mir bei ihrer Antwort ziemlich schnell klar, wie naiv ich gewesen war. Natürlich gab sie mir nicht ihr Wort, Silas helfen zu wollen. Aber wenigstens wollte sie ihn anhören, wenn er wieder da war. Wenn er denn jemals wieder kommen sollte. Vielleicht war es ja besser, wenn er niemals gefunden wurde. Dann war Silas frei. Vielleicht hatte er es ja in ein fremdes Land geschafft, fernab von Rom, wo niemand ihn je wieder habhaft werden konnte. ‚Ja, Silas, hoffentlich hast du noch ein schönes Leben‘, dachte ich und konnte es nicht verhindern, dass mir eine einzelne Träne über die Backe lief. Boa, jetzt bloß nicht losflennen, ermahnte ich mich. Dann nickte ich Domina Valentina zu und lächelte. Wahrscheinlich hatte sie selbst gemerkt, dass ihre Antwort für mich nicht der Brüller gewesen war. Das war dann wohl auch der Grund, weshalb sie mir eine der letzten Erdbeeren schenkte. „Danke, Domina!“, sagte ich brav, nahm die Erdbeere und biss genüsslich hinein. Wahnsinn, diese Süße… dieser Geschmack! Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Schließlich bekam man nicht alle Tage so etwas Leckeres geschenkt.

    Tja, Einohr blieb völlig unbeeindruckt von meinen Herumgebrülle. Er rannte munter weiter und ich konnte sehen, wie ich dem Viech wieder habhaft werden konnte. Auch Silas‘ Strategie schien eher suboptimal aufzugehen. Verdammt, was zum Tartaros war denn verlockender als Speck für so einen Köter?! Diese Viecher waren einfach zu verwöhnt!


    Natürlich nahm ich auch meine Beine in die Hand und rannte den Hunden und Silas hinterher. Die Hunde bellten wie wild. Kein Wunder, sie freuten sich, endlich mal frei herumtollen zu können und nicht ständig an der blöden Kette im Hof liegen zu müssen.
    Bald konnte ich auch erkennen, warum die Viecher dermaßen aus dem Häuschen waren. Sie waren auf der Jagd und rannten einem Läufer hinterher, der augenscheinlich gerade um sein Leben lief. Mal sehen, wer die größere Ausdauer besaß. Wenn das mal keine gut Trainingsmethode war, dachte ich ein wenig gehässig. Die massigen Hunde waren ihm ganz dicht auf den Fersen. Ob es Fluch oder Segen war, dass er so gut wie nackt war? Es war bestimmt nicht angenehm, wenn es einem solchen Fleischberg auf vier Pfoten gelang, ein Bein seines Opfers zu erhaschen. Ich wusste nicht genau, ob die Hunde abgerichtet waren. Doch eines war mir klar, wenn ein Molosser zubiss, dann ließ er nicht mehr locker.


    „EINOHR AUS!!!“, schrie ich ‚meinem‘ Hund hinter. „SOFORT HIER HER, DU BLÖDES VIEH!“ Und dem flüchtenden Athleten: „Keine Sorge, die wollen nur Spielen!“ Hoffentlich! Genau in dem Moment schnappte sich Stumpfnase den Läufer und auch Einohr tat es ihm nach und stürzte sich auf das Opfer. „Oh Scheiße!“, rief ich und sah ängstlich zu Silas hinüber. Entweder fraßen die beiden den armen Kerl nun oder sie schlabberten ihn von Kopf bis Fuß ab. Beides war keine schöne Vorstellung, nur letztere war weniger schmerzhaft.

    Eile mit Weile! Gemäss diesem Motto, lief ich gemächlich über den Hof, denn ich wusste, ich käme früher wieder in die Culina, als mir lieb sein konnte. Man durfte sich nur nicht erwischen lassen. Schon gar nicht von Rhea. Ich war zwar noch nicht lange hier, aber das hatte ich sofort gelernt: Leg dich bloß nicht mit Rhea an! Am Ende war man immer der Verlierer.


    Zum Glück war es aber nicht Rhea, sondern der Küchengehilfe Philodemos, der aus der Culina gelaufen kam und mich rief. Ich stellte den Mistkübel ab und bat das lange Elend doch selbst die Abfälle zum Stall zu bringen. Klar, dass Philodemos total begeistert war. Aber da ich ihm mit meinen schönen Augen zuzwinkerte, verzichtete er diesmal darauf, sich zu beschweren und kam meiner Bitte nach.


    Wie man sich vorstellen konnte, war ich überhaupt nicht darauf vorbereitet, meinem neuen Dominus zu begegnen. Meine Klamotten waren ziemlich dreckig, ein paar Strähnen meines zurückgesteckten Haars hatten sich selbständig gemacht und hingen nun wahllos herum und in meinem schmutzigen Gesicht standen die Schweißperlen. Naja, wenigstens das Gesicht konnte ich mir schnell waschen. Da drüben stand die Regentonne. Ich lief schnell hin, ließ meine Hände in das kalte Wasser sinken und schöpfte etwas mit meinen Händen heraus, um damit mein Gesicht zu schrubben. Der schlimmste Schmutz war damit beseitigt. Notdürftig richtete ich mein Haar und strich über die Tunika, bevor ich wieder die Küche betrat.


    Ich sah mich um und erblickte ihn dann. Er war ja auch kaum zu übersehen. Alle anderen Sklaven sahen ihn andächtig an oder waren einfach nur gespannt, was nun passierte.
    Ich trat näher zu ihm heran. er lächelte. Na, wen das kein gutes Zeichen war! vielleicht waren die Tage in der Culina nun gezählt.
    „Du wolltest mich sehen, Dominus“, sagte ich mit einer aparten, leicht koketten Stimme. Schließlich wollte ich hier raus. Da musste ich mich so gut es ging verkaufen.


    Ja, ja! Schon gut! Ich hatte es kapiert! So zischend, wie er Cynthia ausgesprochen hatte. Oh Mann, ich hasste diesen Namen! Dominus Serapio bestand darauf, dass ich mich bei den beiden Damen entschuldigte. Das eine Dämchen war ja schon wieder auf dem Damm, obgleich es ihr anscheinend in den Armen des Decimers ganz gut gefiel. Sie faselte irgendwas davon, sie könne kein Blut sehen. Was für ein Blut denn? Die rote Soße etwa, die sie dort unten auf der Bühne herumgespritzt hatten? Waren wir etwa bei einem Gladiatorenkampf, bei dem gerade so armes Würstchen abgestochen wurde?! Wahrscheinlich hatte sie ihre Ohnmacht eh nur vorgetäuscht und Dominus Serapio checkte es einfach nicht!


    Der Begleiter der Kleinen, die eben abgetaucht war, sie wollten jetzt langsam gehen! Das war doch eine super Idee! Allerdings ließ sich Dominus Serapio davon nicht wirklich beeindrucken. Nein, er hatte seine helle Freude dran, mir die ganze Schuld in die Schuhe zu schieben, obwohl ich doch genau das gemacht hatte, was er wollte. Ich war eben sehr kreativ dabei vorgegangen. Er nannte das meinen ‚kruden barbarischen Humor‘. Mal ehrlich, lieber einen kruden barbarischen Humor als ein verschluckter Stock im Arsch! Aber da ich eh schon die A-Karte des Tages gezogen hatte, gehorchte ich und trat vor. Ein schnödes „Tschuldig…“, wollte ich sagen, besann mich dann eines Besseren und räusperte mich. „Ich bitte um Entschuldigung! Äh, vielmals um Entschuldigung! Es war nicht böse gemeint.“ Eigentlich war es genauso gemeint, wie ich es gesagt hatte, weil mich die eine Tante mit ihrem dämlichen Schirm mindestens genauso genervt hatte, wie Dominus Serapio. Aber das durfte ich ja nicht sagen. „Ehrlich! Ich konnte ja nicht wissen, dass Dominus Serapio tatsächlich mal Chef von den Schwarzröcken war!“, sagte ich dann noch zu meiner Verteidigung, ob es ihm passte oder nicht.

    Nach allem, was ich in meinem bisherigen Leben erlebt hatte, hatte ich keine großen Erwartungen an das, was diesmal nach dem Sklavenmarkt kommen sollte. Meinen neuen Dominus hatte ich nicht so richtig einschätzen können. Er hatte sich komisch verhalten und chaotisch. Aber irgendwas hatte mir gesagt, dass er gut zu mir sein würde. Zu meiner Überraschung hatte ich es diesmal in eine ganz passable Hütte geschafft.
    Seitdem ich nun hier war, hatte ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Nachdem ich mich Gelegenheit bekommen hatte, mich zu waschen und neue Klamotten bekommen hatte, war meine erste Aufgabe gewesen, mich in der Culina zu melden. Rhea, die Vilica, hatte mir eine ganze Latte von Aufgaben zugewiesen, damit ich auch wirklich den ganzen Tag (und darüber hinaus) beschäftigt war. Da Rhea nicht dumm war, hatte sie mich an nichts arbeiten lassen, was später noch jemand essen sollte. Ich durfte mich um die Küchenabfälle kümmern und den Boden wischen. Na toll!
    Inzwischen waren ein paar Tage vergangen. Mein Kreuz tat mir weh, die Arbeit kotzte mich an und meine Freude über die tolle Hütte, in der ich nun lebte, war bereits wieder Schall und Rauch. Vielleicht sollte ich irgendwas Blödes machen, damit man mich so schnell wie möglich wieder zum nächsten Sklavenmarkt schleppte.
    Philodemos, seines Zeichens langes Elend, Küchenhilfe und Dauernörgler hatte mir gerade einen weiteren Schweineeimer mit Küchenabfällen in die Hand gedrückt, damit ich ihn raus brachte und ihn an die Stallknechte weiterreichte. Ein paar vergammelte Äpfel, Essensreste von gestern sowie Karotten- und Zwiebelschalen befanden sich darin. Ein richtig leckere Mischung, wenn man auf vier krummen Beinen lief und grunzte.


    | Philodemus


    Keine Minute später nachdem die neue Sklavin mit den Küchenabfällen aus der Küche verschwunden war, schwebte Dominus Casca herein. Frisch rasiert, in seiner feinen Tunika, dem edlen Umhang und dem ihm umgebenden Duft seines Parfums, welches er aufgetragen hatte, glich er einer Lichtgestalt, die in der tristen Eintönigkeit der Culina erstrahlte. Philodemos, der sich gerade über das stumpfe Küchenmesser in seiner Hand ärgerte, sah erstaunt auf und legte sein Küchenwerkzeug beiseite. „Sie bringt gerade die Küchenabfälle nach draußen. Dominus. Wenn du willst, kann ich sie schnell holen.“

    Zitat

    Original von Quintilia Valentina
    Auch Valentina war verwundert einen bekannten Namen zu hören. Doch es war niemand aus ihrer näheren Familie. Vielleicht Verwandtschaft vom Land? Auf Serapios Frage schüttelte sie deswegen den Kopf. "Nein, der Name sagt mir überhaupt nichts." Auch wenn sie für jemand anderen jubelte, so würde sich Valentina diesen Redner ganz genau ansehen.
    Und neben ihr rief Serapio auch schon eine Wette aus. Sie schmunzelte amüsiert, biss von einer neuen Erdbeere ab und sah sich neugierig um, ob jemand auf diese Wette eingehen würde. Da wurde sie plötzlich angesprochen, von jemandem, von dem sie es überhaupt nicht erwartet hatte. Verwundert, jedoch nicht abweisend, wandte Valentina den Blick in die Richtung von Cascas Sklavin. Seit sie im Haus weilte, hatten sie kaum ein Wort miteinander gewechselt und nun stand sie direkt vor ihr? Abwartend sah die blonde Quintilia die Frau vor sich an, doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit unterbrochen, denn der erste Redner trat vor.
    Valentina stellte sich ein bisschen auf die Zehenspitzen. Um sicherer Stehen zu können legte sie eine Hand auf Serapios Schulter. Gebannt hörte sie dem Sprecher zu. Wie konnte man nur so viele Worte auf einmal sprechen? Fast trat es in den Hintergrund, dass er nicht der favorisierte Teilnehmer war. Valentina war schlichtweg beeindruckt. Als dann jedoch der Jubel aufbrandete, hielt sie sich dezent zurück. Statt dessen trat sie zurück und wandte sich wieder der Sklavin zu die immer noch neben ihr stand. "Ja?"


    Ich wusste sofort, dass es eine große Dummheit war, Domina Valentina anzusprechen. Aber jetzt war es zu spät. Nachdem sie ihren Blick auf mich gerichtet hatte, sah sie mich nur kurz an, um sich dann wieder von mir abzuwenden. Der erste Redner hatte begonnen, seine Rede zu schwingen und erzählte jetzt den Leuten, wie toll doch Rom war. Oh Mann, was für eine Neuigkeit! Mich interessierte das Geschwafel überhaupt nicht. Ich wollte einfach nur dieses ganze Gedöns hinter mich kriegen und dann wieder ab nach Hause gehen.


    Eigentlich hätte ich mich jetzt verdünnisieren können. Stattdessen blieb ich schön dort stehen und wartete. Worauf eigentlich? Dass sich die Domina doch herabließ, um mit der Sklavin ihres Verlobten zu plaudern?

    Der erste Redner war gerade fertig geworden, als sich die Domina dann doch besann und sich meiner annahm. Vielleicht hätte ich die Wartezeit nutzen sollen, mir zu überlegen, was ich denn eigentlich sagen wollte. Klar ich wollte sie bitten, für Silas ein gutes Wort einzulegen, falls man ihn erwischte. Aber was würde sie denken, wenn ich einfach so drauflosplapperte?
    „Ähm, Domina. Ich äh wollte dir nur sagen, äh…“ Dass sie sich keine Sorgen machen müsse, weil ihr Verlobter und ich…äh ziemlich viel Zeit…. oh Scheiße! Was ging mir denn da im gerade im Kopf herum. Wenn ich noch ein Wort sagte, brachte ich mich um Kopf und Kragen. Dann lieber doch um Nachsicht für Silas bitten!


    „Domina, bitte entschuldige, wenn ich dich hier anspreche. Aber ich mache mir große Sorgen. Du weiß ja sicher, dass Silas, der junge Mundschenk, einfach verschwunden ist.“ Ich atmete tief ein und wieder aus. „Ich wollte dich nur bitten…. wenn man ihn wieder findet… Könntest du dann ein gutes Wort für ihn einlegen?“ So, jetzt war es raus. Keine Ahnung, wie sie reagieren würde. Wenn Silas Recht hatte, dann würde sie mich jetzt nicht in die Wüste schicken.

    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio, Iulia Graecina und Matinia Marcella


    Es hatte jetzt keinen Sinn, bockig zu sein, denn sonst war die Kacke richtig am Dampfen. Also tappte ich hinter Dominus Serapio her, wenn auch etwas widerwillig. Ich rechnete mit einer ordentlichen Standpauke. Als die beiden Dämchen dann in Sichtweite kam, senkte ich verschämt meinen Blick zu Boden und versuchte, mich hinter dem Dominus zu verstecken, so gut es eben ging. Da ich aber so furchtbar neugierig war, musste ich immer mal verschämt zu den beiden linsen.
    Dann blieb er stehen und mir wurde es richtig elend im Bauch. Ich schämte mich so. Was sollte ich den beiden nur sagen? Dass es mir Leid tat und ich mich im Ton vergriffen hatte? Das wäre sicher die vernünftigste Lösung gewesen, allerdings auch die Schwierigste!


    Er richtete das Wort an die beiden Damen. Aber dann passierte etwas, womit garantiert alle beteiligten am wenigsten gerechnet hätten. Die eine junge Dame (nicht die mit dem blöden Schirm), kippte doch glatt aus den Latschen, als sie Dominus Serapio sah. Ich fand, dass sie ziemlich blass ausgesehen hatte.
    „Daran bin ich aber jetzt nicht schuld!“, murmelte ich hinter Dominus Serapios Rücken, der sofort vorpreschte, um das junge Ding aufzufangen, bevor sie auf den Boden knallte. Nun stand ich da und wirkte ziemlich unbeholfen. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt gewesen, um abzuhauen. Aber natürlich machte ich das nicht, denn sonst hätte ich mir eine neue Bleibe suchen können. Also blieb ich stehen und wartete geduldig ab, die das Dämchen wieder zu sich kam, damit sie und ihre Freundin mir danach ordentlich den Kopf waschen konnten. Zunächst aber musste erst der Ohnmächtigen geholfen werden.


    Dominus Serapio hatte offensichtlich nicht mit der Giftigkeit des anderen Dämchens gerechnet, denn die wollte anscheinend gar nichts von einer Entschuldigung hören. Na dann konnten wir ja gehen!

    Dominus Serapio schien heute bester Laune zu sein. Doch das änderte sich schlagartig, sobald ich in sein Blickfeld rückte. Zum Glück schien ich gerade nicht von Belang zu sein, denn Dominus Scapula war heute die große Hoffnung der Familie. Also stand ich alleingelassen und traurig so herum. Zumindest fühlte ich mich alleingelassen, denn der einzige (und auch dazu noch der beste!) Freund, den ich hatte, war fort. Wohin, das wusste niemand. Ich fragte mich, ob Dominus Serapio ihn auch zur Strafe Dreck schaufeln lassen würde, so wie mich, wenn man Silas finden sollte. Oder schickte er ihn doch lieber in die Schwefelmienen nach Sizilien? Daran wollte ich erst gar nicht denken, denn das machte mich noch mehr traurig. Da dachte ich lieber an unseren gemeinsamen Spaziergang mit den Hunden zurück und wie er rot geworden war, als ich ihm auf die Backe geküsst hatte.
    Was hatte er damals gesagt? Ich müsse mir keine Sorgen mehr machen, denn Domina Valentina könne mich immer retten. Ob sie auch Silas retten konnte, wenn sie ihn fanden? Wieder sah ich zu ihr hinüber. Mittlerweile stand sie bei Dominus Serapio. Ob ich sie mal ansprechen sollte? Vielleicht sogar jetzt?
    Angetrieben von meinem Aktionismus, pirschte ich nach vorne, in der Hoffnung, dass mich die kleine Ägypterin nicht in der Luft zerriss. Nein, das tat sie nicht. Sie schaute mich nur mit abschätziger Neugier an, als ich an die Domina herantrat.


    Obwohl ich sonst immer eine große Klappe hatte, wusste ich jetzt nicht, was ich sagen sollte. „D-Dominia Valentina? Darf ich… .“ Mehr brachte ich nicht hervor.Ich hoffte nur, dass meine Aktion nicht wieder neuen Ärger hinter sich herzog.