Beiträge von Eireann


    Schweigend und mit großen Augen lauschte die Keltin den Worten des Parthers. Sie würde nicht verstehen? Hatte er das gerade wirklich gesagt? Noch immer prasselten die Flammen und der stickige Rauch hing wie eine schwere Decke über ihrer aller Köpfe.
    “Dieses... dieses... sehen... es ist gefährlich.“
    Murmelte die Keltin mit erschöpfter Stimme und strich sich eine ihrer angesengten Strähnen aus der Stirn. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie sich der Parther zwischen den am Boden liegenden und kauernden menschlichen Körpern hindurch schlängelte und im nächsten Moment aus ihrem Sichtfeld verschwand.


    Dann spürte auch Eireann wie sich die Welt um sie herum zu drehen begann und ihre Beine unter ihr nachgaben. Tonlos sackte die Keltin zu Boden und krabbelte vorsichtig hinüber zu einer der Häuserwände, gegen die sie sich erschöpft lehnen konnte. Bliebe nur die Frage wo sie heute die Nacht verbringen sollte. Hatte ihr Dominus mit Furia Stella gesprochen und war sie in der Casa Furia wieder willkommen? Fragen über Fragen die Eireanns pochendes Köpfchen marterten . Während sie ihren Kopf gegen die Häuserwand presste und erschöpft die Augen schloss. Das sie sich neben einigen Lupos befand, nahm die Keltin schon gar nicht mehr wahr.

    Zitat

    Original von Kyriakos
    Kyriakos wich nicht, als die Frau ihre Hände auf seine Brust legte, und weiteres Unheil verkündete. Unnachgiebig stand er wie ein Fels und erwiderte ihren Blick. Niemals zu weichen gehörte zu seinen anerzogenen Prinzipien.
    "Und wenn am Ende alles zu Asche wird, was ich berühre, so werde ich aufrecht durch die Asche gehen und meine graue Krone mit Stolz tragen. Ich fürchte deine Götter nicht, Sklavin. Denn ich bin mein eigener Gott."


    Damit löste er ihre Hände von seiner Brust und der Wahrsager nahm sich ihrer an. Wut war das einzige, was blieb und auch diese schluckte er Kyriakos nun herunter, um handlungsfähig zu bleiben. Mit Asche auf Haut und Haar wandte er sich seinem brennenden Lupanar zu.


    Noch immer wirkte das Lächeln auf den Lippen der Keltin unheilverkündend. Und intensivierte sie da nicht den Druck ihrer Hände gegen seine Brust?
    “Du bist ein stolzer Krieger, mein Sohn. Doch ein jeder Krieger kann mit den richtigen Waffen geschlagen werden. Mögest du sicher auf deinen Wegen gehen. Ohne zu straucheln.“
    Ohne jegliche Emotion entwichen diese Worte den Lippen der vom daimon besessenen Sklavin. Während sie ihre Finger langsam zurück zog und ein merkwürdiges Zeichen auf die Stirn des Griechen zeichnete. Dann blickte sie ihm schweigend nach, als er sich seiner zerstörten Zukunft näherte. Konnte man da etwa Mitleid auf Eireanns Gesicht erkennen? Und das nachdem er ihr diese Gräuel angetan hatte?



    Noch immer ruhte Eireanns Blick auf der Gestalt des Griechen, der vom Feuerschein, wie von einen Heiligenkranz umstrahlt wurde. Schließlich sog Eireann zitternd die rauchgeachwängerte Luft ein und geriet ins taumeln. Mit großen Augen kehrte die Keltin in die Gegenwart zurück und blickte sich gar panisch um. Doch niemand schien ihr merkwürdiges Verhalten mitbekommen zu haben. Niemand bis auf den Parther, dessen Finger sich um ihr Handgelenk geschmiegt hatten, um sie vor einem eventuellen Sturz zu bewahren.
    Als er seine Finger zurück zog, blinzelte Eireann verwirrt zu ihm empor. Denn eine Erinnerung an Worte oder Taten hatte sie nie. Dazu müsste sie weiser und geübter sein. Wie es ihre Mutter war. Hart schluckte die Keltin bei diesen Gedanken und verscheuchte diese Erinnerung. Dann erst richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf den Älteren und lauschte seinen Worten.
    “Meine Mutter gab mir den Namen Eireann. Der Iulier nannte mich dagegen Livia.“
    Emotionslos entwichen diese Worte ihren Lippen. Während sie ihre Finger zusammen krampfte, um die dröhnenden Kopfschmerzen zu verdrängen, die in ihren Schläfen tobten.
    “Ich bin in Caerwent geboren. Die Römer nennen meine Heimat Venta Silurum.
    Da blitzte doch tatsächlich Stolz in Eireanns Augen. Bevor sie leise wimmerte und ihre Augen für einen kurzen Augenblick fest zusammen presste.
    “Diese... diese Visionen.. sie kommen und gehen. Ich kann dieses sehen nicht steuern. Man sagt wenn man die Jungfräulichkeit verliert ist man nicht mehr in der Lage visionär zu sehen. Bei mir haben sich die Visionen verstärkt und überfallen mich hinterrücks.“
    Erschöpft ließ Eireann schließlich ihren Kopf hängen und biss sich auf die Unterlippe.

    Zitat

    Original von Hairan
    Nun schaute die Sklavin mit dem daimon dem Parther und dem Griechen direkt in die Augen und sagte: “Lügenzunge. Sprich deine Worte mit Bedacht. Dein Obdach wurde soeben ein Raub der Flammen. Wer weiß, vieleicht bist du der nächste.“


    Hairan sah es ihr ihre Drohung nach. Gerade sprach ihr daimon aus ihr, und sie war nicht bei Sinnen.
    Er beschloss sich mit einem Brief an jenen Optio, den kyrios dieser Unwürdigen, zu wenden. Vielleicht ergab sich eine Möglichkeit, die junge Frau entweder zu erwerben oder zu mieten.
    Hairan entgegnete dem Blick des Sklavenmädchens und machte beiläufig mit der linken Hand die Geste der fica, das Abwehrzeichen gegen den bösen Blick, indem er seinen Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger durchsteckte:


    „Wie ist der Name deines dominus, Weib ?“ , herrschte er Eireann an.


    Als der Parther die Geste gegen den bösen Blick vollführte, wurde die Dunkelhaarige von einem kehligen Lachen geschüttelt. Während ihr glühender Blick unter ihren verfilzten Strähnen abwechselnd den Parther und den Griechen fixierte.
    “Ihr werdet euch an meine Worte erinnern. Wenn es dann nicht bereits zu spät ist.“
    Kicherte die Keltin. Bevor sie ihren Blick abwandte. Wenn auch nur für einen äußerst kurzen Wimpernschlag.
    Schließlich trat sie direkt auf den Griechen zu und bettete ihre Handfläche auf seine Brust; wenn er es gestattete.
    “Alles was du berührst wird ein Raub der Flammen. Wird vernichtet. Sieh dich vor mein Sohn.“
    Bei diesen Worten blickte die Silurerin dem Griechen tief in die Augen. Und ihre Mimik war eine regungslose Maske. Sollte man Eireanns Worte ernst nehmen? Oder sollte man es darauf ankommen lassen? Unterm Strich war es des Griechen alleinige Entscheidung was er tat.


    Die scharfe Stimme des Parthers ließ Eireanns Blick äußerst langsam in seine Richtung gleiten. Beinahe so als müsste sie sich überlegen ob er es wert war von ihr angeblickt zu werden.
    “Appius Furius Cerretanus ist sein Name. Der Optio der Cohortes Urbanae.“
    Dann begann die junge Frau zu schwanken und streckte haltesuchend ihre schmalen Hände aus. Offenbar hatte sie der daimon in diesem Augenblick verlassen. Denn die Dunkelhaarige war äußerst blass, während ihr Körper von einem unaufhörlichen zittern befallen wurde. Zum Glück hatte sie nicht ihren festen Stand eingebüßt.


    Waren Eireanns Finger bis vor kurzem noch in nervösen Zuckungen gefangen. So wirkte sie mit einem mal völlig ruhig und innerlich gefestigt. Dies jedoch war nur eine dünne Schutzschicht. Ein falsches Wort oder eine unbedachte Berührung und Eireanns Schutzpanzer würde augenblicklich zerbröckeln.


    Während ihr Blick die Szenerie in sich aufnahm. So als sähe sie das Bildnis der Zerstörung und der Raub der Flammen zum ersten mal.
    Als ihr Blick den Magos striff. Hob dieser seinen Kopf an und erwiederte ihren Blick. Sodass ein feines Lächeln über Eireanns Lippen huschte. Er hatte sie also bemerkt.


    Dann war es die Stimme des Lupanarsbesitzer, die Eireanns Ohr streichelte und das feine Lächeln auf ihren Lippen intensivierte sich.
    “Lügenzunge. Sprich deine Worte mit Bedacht. Dein Obdach wurde soeben ein Raub der Flammen. Wer weiß, vieleicht bist du der nächste.“
    Unheilverkündend mutete der Klang in Eireanns Stimme an. Während sie hoch aufgerichtet und mit erhobenem Kopf vor den beiden Männern stand.

    Tatsächlich hatte Eireann ihren Kopf gesenkt, während sie in unmittelbarer Nähe ihres Dominus stand. Ihre mit Ruß verschmierten und leicht abgefackelte Strähnen bildeten eine Art Vorhang, hinter dem sich die Dunkelhaarige verstecken könnte. Zumindest hatte es der Medicus aufgegeben sie verarzten zu wollen. Sie war nicht verletzt. Nicht äußerlich, nein. Ihre inneren Wunden würden früher oder später vernarben. Und dann wäre sie wiederhergestellt.


    Noch immer zeichneten ihre Finger wirre Muster in ihre Handfläche. Wohl um sich selbst zu beruhigen und mit dem soeben erlebten fertig zu werden. Zumindest brach sie nicht zusammen und weinte hysterisch. Was eigentlich ihr gutes Recht war. Doch die Keltin hielt sich aufrecht und ihren Kopf vorsichtig erhoben.


    Bis ihr Blick ihn striff. Unwillkürlich zuckte Eireann zusammen. Sie kannte ihn. Den Parther der sich soeben an den Lupanarsbesitzer heran gepirscht hatte. Nicht persönlich. Aber sie hatte ihn gesehen. In einer ihrer traumähnlichrn Visionen war er ihr erschienen. Damals hatte das Bild keinen Sinn ergeben. Doch jetzt sah die Dunkelhaarige mit einem mal völlig klar.


    “Die Raubkatze kommt zur Schlange. Die Schriften vernichtet. Das Lebenswerk in Flammen.“
    Völlig ruhig entwichen diese Worte den Lippen der Silurerin. Der Wahn schien aus ihren Augen verschwunden zu sein. Als sie sich dem Parther und Kyriakos näherte. Wobei sie den Parther regelrecht mit ihrem Blick fokussierte.


    Der Medicus sollte es nicht noch einmal wagen sie berühren zu wollen. Und diesen Gedanken verströmte die Dunkelhaarige alleine durch ihre Körpersprache.
    Die beiden Urbaner schienen in der Zwischenzeit nicht weit gekommen zu sein. Ob dieser Erkenntnis intensivierte sich das unstete Lächeln auf den Lippen der Keltin. Während der Wahn aus ihren dunkel anmutenden Seelenspiegeln sprach. Zum Glück kicherte sie nicht mehr. Stattdessen war Eireann äußerst ruhig geworden. Beinahe so als hätte sie sich von dieser Welt losgelöst und schwebte über allen.


    Als dann tatsächlich die Stimme ihres Dominus an das Gehör der Silurerin drang, ruckte ihr Kopf abrupt in die Höhe. Woher kam seine Stimme? Sie hatte sich seine Stimme doch nicht nur eingebildet? Spielten ihre Sinne verrückt? Wo hielt er sich verborgen? Abwechselnd glitt Eireanns Blick von links nach rechts. Bis sie den Optio der Cohortes Urbanae schließlich erblickte. In ihrer Nähe. Viel zu nah. Seine Stimme klang auf einmal autoritär und äußerst befehlsgewohnt. Leicht furchte sich die Stirn der Sklavin. Während ihre Finger unstete Muster auf den verbliebenen Stoff ihrer Tunika zeichneten.


    Schließlich hob Eireann langsam ihren Kopf an, denn sie hatte die konfusen Bewegungen ihrer Finger beobachtet. Beobachten müssen.
    “Du kamst zu spät. Viel zu spät.“
    Ließ Eireann ihre Stimme als leises wispern erklingen. Während ihr Blick direkt auf ihrem Dominus ruhte. Ohne mit der Wimper zu zucken blickte sie dem Römer direkt entgegen.

    Das wahnsinnige Lächeln umspielte noch immer die Lippen der Keltin. Während sie den beiden Urbanern nachblickte.
    “Lauft nur. Lauft davon ihr verschreckten Häschen.“
    Dann kicherte Eireann erneut und der Wahn schien auch aus ihren Augen zu sprechen. Oder loderte da noch etwas anderes? Tiefer in ihren Seelenspiegeln? Geheimnisse die nicht zu greifen waren?
    Als der Römer dann nach ihrem Arm griff und sie auf den Rand des Brunnens bugsierte, wäre Eireann beinahe rücklings hinten über gefallen. Schwankend krallte sie ihre Finger in die Steine und hielt sich schwankend am Rand des Brunnen. Ihre Lippen wurden noch immer von jenem leichten Lächeln umspielt. Ein Lächeln welches weder freundlich, noch grausam anmutete. Schließlich neigte sie ihren Kopf zur Seite und musterte den Römer, der sich beinahe rührend um sie bemühte.


    Seinen Blick spürte die Keltin, wie dieser über ihre desolate Erscheinung wanderte. Ihre dunklen Haare waren teilweise versengt. Ihre zerrissene Tunika bedeckte nur noch das nötigste. Und dann wären da die Kratzer und Schrammen in ihrem Gesicht und an ihrem Hals. Ansonsten wirkte Eireann relativ fidel. Bis abermals ein kichern über ihre Lippen platzte. Wenn sie nur an die Kratzer am Hals des Lupanarsbesitzer dachte, die sie ihm zugefügt hatte. Hatte sie ihm nicht gedroht das er bluten würde?
    Als ihr der junge Römer ein nasses Tuch entgegen hielt, krallten sich Eireanns Finger augenblicklich darum. Dann war auch schon der Medicus bei ihr und geleitete sie etwas beiseite. Taumelnd folgte Eireann dem Mann und musterte ihn mit diesem Wahn in den Augen.


    “Ich.. mir.. ich habe.. geht es gut.“
    Stammelte die Dunkelhaarige, als der Medicus mit seiner Untersuchung beginnen wollte. Augenblicklich schnellte ihr Kopf nach vorne und biss dem Medicus in die Hand.
    Dann wich die Keltin zurück und musterte ihre Umgebung wie ein gereiztes Raubtier.

    “Nicht richtig. Falsch. So falsch.“
    Immer wieder murmelte die Keltin jene Worte. Wobei sie erneut diesen geistesabwesenden Blick inne hatte und starr einen Punkt fokussierte. So ließ sie sich auch beinahe widerstandslos von einem der Urbaner am Oberarm packen und wäre mit gegangen. Diesem Vorgang schob jedoch einer der Vigiles einen Riegel vor und bezeichnete sie als Zeugin. Zeugin von was? Dem Brand des Lupanars? Nein. Sie würde nichts sagen. Denn dann müsste sie auch verraten das sie sich heimlich aus der Casa Furia geschlichen hatte. Und dies durfte ihrem Dominus nie zu Ohren kommen. Wenn er es nicht bereits wusste


    Bei diesem Gedanken spürte Eireann wie sich ihr Herz abrupt verkrampfte und die Silurerin erstickt nach Luft schnappte. Langsam hob Eireann dann doch ihren Kopf an und richtete ihren glühenden Blick auf Lurco.
    “Es ist Zufall oder Schicksal das wir uns immer wieder begegnen.“
    Dabei kicherte die Dunkelhaarige leise vor sich hin. Ob er ihre Worte gehört hatte sei mal dahin gestellt. Denn die beiden Urbaner waren auch schon in ihre anvertrauten Aufgaben vertieft.


    Während die junge Keltin noch immer leise vor sich hin kicherte. Natürlich. Eireann stand unter Schock und benahm sich aus diesem Grund so merkwürdig. Oder wohnte in ihren Worten eine tiefer gehende Botschaft an die beiden Urbaner?

    Es war vorbei. Endlich vorbei. Diese Gedanken geisterten der Dunkelhaarigen durch den Kopf, als sie dort neben dem Brunnen kauerte. Wie würde ihr Dominus reagieren? War er überhaupt persönlich am Ort des Geschehens oder hatte er die Löscharbeiten und die Rettung der Lupos delegiert? Tonlos bewegte Eireann ihre Lippen und befühlte immer wieder die steinerne Brunneneinfassung. Während ihr wirrer Blick nach wie vor Ausschau hielt. Ausschau nach dem kleinen Nymphis und dem Lupanarsbesitzer. Was war geschehen, nachdem der Römer sie aus dem brennenden Lupanar geholt hatte? Nymphis wurde ihr aus den Armen genommen. Aber von wem? Verzweifelt stemmte sie sich am Rand des Brunnen in die Höhe und stand tatsächlich aufrecht. Zwar wackelig. Aber Eireann stand. Als eine neuerliche Schmerzwehe sie zu Boden drückte und die junge Keltin unter der Rußschicht auf ihrem Gesicht sichtlich erbleichte.
    “Es war ein Fehler. Ein Fehler.“
    Immer wieder murmelte die Dunkelhaarige diese beiden Sätze und richtete ihren wirr glühenden Blick auf eine Stelle im Nirgendwo. Selbst als sie auf die Beine gezerrt wurde, ließ sie es geschehen. Erst als die Worte an ihr Gehör drang, kehrte so etwas wie Regung in Eireanns Gesichtszüge.
    “Furius Cerretanus ist hier?“
    Jetzt? Wieso ausgerechnet jetzt? Und wieso nicht als der Lupanarbesitzer an die Porta der Casa Furia geklopft hatte? War dem Furier seine Sklavin nichts wert?
    Erschöpft ließ die Keltin ihren Kopf hängen und würde dem Urbaner taumelnden Schrittes folgen.

    Mehr schlecht als recht taumelte Eireann neben dem Römer her. Ihre Finger hatte sie in seinen Arm gekrallt, als er sie schließlich aus dem brennenden Ganymed trug. Verzweifelt schnappte die Keltin nach Luft, als die kühle Luft um ihr Näschen wehte. Dieses hastige nach Luft schnappen endete in einem keuchenden Hustenreiz und Eireann krallte ihre Finger äußerst fest zusammen. Aus dem Augenwinkel ließ die furische Sklavin ihren Blick gleiten und bemerkte nicht nur die Vigiles, sondern auch die Urbaner. Augenblicklich begann Eireann hastiger nah Luft zu schnappen. Nein. Das konnte nur bedeuten das sich auch ihr Dominus am Ort des Geschehens befinden musste. Hatte er sie schon bemerkt? Hoffentlich nicht. Und so versuchte sich die junge Frau äußerst unsichtbar zu verhalten. Nur leider war dies ein Ding der Unmöglichkeit. Und wo steckten eigentlich Nymphis und Kyriakos?
    “Nymphis?“
    Flüsterte die Dunkelhaarige und rutschte vom Rand des Brunnen. Das ihre Tunika zerfetzt war und sie blutige Striemen aufwies schien noch nicht bis in Eireanns Gehirn vorgedrungen zu sein.
    “Kyriakos.“
    Murmelte die Keltin und machte einen sichtlich verwirrten Eindruck. Schließlich rutschte sie neben dem Brunnen zu Boden und lehnte ihren Kopf gegen die rauen Steine des Brunnen.

    Zitat

    Original von Titus Pompeius Atticus
    Ihm wurde ein Bündel zugeschoben, was sich als bewusstloses Kind entpuppte. Ein Glück, das Kind. Atticus nahm ihn in einen Arm gegen seine Schulter gelehnt und griff mit dem anderen nach der Frau, die noch am Boden kauerte. Frauen und Kinder zuerst.
    “Komm hoch“ keuchte er, während er mit der rechten die Hüfte der Frau umfasste und sie so auf die Beine zog. Anscheinend war sie auch verletzt, aber selbst wenn er sie halb tragen musste waren sie so definitiv schneller als auf allen Vieren am Boden entlangkrauchend.


    Tatsächlich wurden ihre Worte gehört. Denn der bewusstlose Junge wurde ihr abgenommen. Und plötzlich hatte Eireann den Eindruck als würde etwas fehlen. Auch wenn dieses Gefühl genauso schnell verschwand wie es spürbar war. Noch immer blinzelte Eireann mit rötlich geränderten Augen durch den beißenden Rauch. Und zuckte erschrocken zurück, als sich die fremde Hand an ihre Hüfte bettete. Offenbar wollte der Römer das sie ihm nach draußen folgte. Nymphis war also schon einmal in Sicherheit. Was war aber mit dem Lupanarbesitzer höchstselbst? Taumelnd gelang es Eireann auf die Beine zu kommen. Als die Schmerzen ihres Bauches explosionsartig einsetzten und sie sich deutlich zusammen krümmte. Verzweifelt schnappte die junge Keltin nach Luft und krallte sich regelrecht an dem Römer fest. Mit einer raschen Drehung ihres Kopfes versuchte sie Kyriakos ausfindig zu machen. War er bereits nach draußen gekrabbelt? Wo steckte er? Zurück bleiben durfte er nicht. Denn Eireann wollte Rache und dieses süße Gefühl würde sie sich nicht nehmen lassen.

    Verdammtes Aas!
    Geisterte es durch Eireanns Gedanken, als er sie unbeirrt von sich schob. Dabei wollte sie ihm doch nur helfen. Mittlerweile hatte die junge Keltin nämlich den Eindruck als würde ihre Lunge bersten und sie erneut ohnmächtig. Dann erblickte auch Eireann die beiden schemenhaften Gestalten und spürte wie ihr Herz hastiger in der Brust pochte. Nahte dort vorne die lang ersehnte Rettung? Vor Freude japste die Dunkelhaarige. Musste dies jedoch sofort mit einem Hustenanfall bezahlen. Und während sie den bewusstlosen Nymphis weiter in ihren Armen hielt, verfluchte sie den Lupanarbesitzer. Dieser Kerl hatte sie doch erst in diese üble Situation gebracht.


    Tatsächlich wurden sie von einem der anderen Lupos überholt. Der ebenfalls dem rettenden Ausgang entgegen strebte. Ob ihr Dominus über den Brand in der Subura unterrichtet wurde? War er vielleicht schon auf dem Weg? Wirre Gedankenfetzen waren es die durch Eireanns umnebeltes Gehirn kreisten. Während ihr Körper erneut von einem Hustenandall geschüttelt wurde. So zog sie nun vorsichtig an dem bewusstlosen Nymphis.
    “Bitte. Rettet ihn.“
    Keuchte die Dunkelhaarige erstickt und blickte mit rot geäderten Augen zu der schemenhaften Gestalt empor.

    Natürlich waren Geheimgänge geheim. Aber dies war nun mal eine besondere Situation. Doch selbst in diesem höchst brisanten Augenblick konnte Eireann das Grinsen des Älteren im dichten Rauch erkennen.
    “Sei doch nicht so verbohrt. Du würdest damit nicht nur ein Leben retten.“
    Knurrte die Keltin zwischen zusammen gepressten Lippen hervor und fokussierte den Lupanarbesitzer durch den immer dichter werdenden Rauch hindurch.
    “Ich lasse dich hier nicht zurück!“
    Stellte die Keltin mit einem entschiedenen Klang in ihrer Stimme fest. Wobei sie den offensichtlich bewusstlosen Nymphis in ihrem Arm hielt.
    Im nächsten Moment konnte Kyriakos spüren wie sich Eireanns Finger in seiner Schulter verkrallten. Ein deutliches Zeichen das sie ihn hier nicht alleine zurück lassen würde. Doch dann wurde sie auch schon zurück geschoben und die Keltin knirschte mit den Zähnen.

    Zitat

    Original von Iulia Graecina
    Während sie darüber nach sinnierte, hatte Eireann den jungen Mann anscheinend identifizieren können. Zumindest war ihr sein Name bekannt. Tiberios? Hatte sie nicht schon vor ihrem Aufbrechen etwas von einen Tiberios erzählt? Wenn es sich hierbei tatsächlich um ihren Bekannten handelte, dann war es sehr unwahrscheinlich, dass er der Schuldige war, der für Sulas Zustand verantwortlich war. Sie musste jetzt handeln! Das tat sie dann auch. „Schluss jetzt! Angus! Eireann!“, rief sie. „Lasst den Mann gehen! Er soll sich erklären können!“


    Diese Szenerie mutete äußerst seltsam an. Eine junge Frau, die von einer anderen jungen Frau rührend umsorgt wurde. Und zwei junge Männer die sich Auge in Auge gegenüber standen. Und dann gab es da noch sie. Eireann. Die mit schreckgeweiteten Augen dem Schauspiel als stumme Zuschauerin beiwohnte. Während es in ihrem Kopf dröhnte und sie ihre Augen für einen Wimpernschlag lang zusammen presste. Vielleicht würde sich die Szenerie ändern oder sogar ganz auflösen? Als Eireann ihre Augen wieder öffnete hatte Domina Iulia Graecina den iulischen Custos zurück gepfiffen. Und Angus gehorchte tatsächlich. Während Eireanns Blick vorsichtig in Tiberios Richtung wanderte. Und ohne das sie ihrem Körper die nötigen Befehle gegeben hatte, schob sie sich bereits an den Lockenkopf heran.
    “Tiberios?“
    Als Frage verpackt entwich sein Name den Lippen der Dunkelhaarigen. Was würde er erklären? Dann jedoch bezeichnete Tiberios den iulischen Custos als schwachsinnigen Barbar. So dass sich Eireanns Augen leicht verengten. Angus war genauso ein Kelte, wie sie diesem Volksstamm entstammte. Somit schmerzte die Beleidigung für Angus, auch die dunkelhaarige Eireann.

    Mühsam kämpfte Eireann ihre auflodernde Wut nieder. Sie konnte den Dunkelhaarigen später auch noch anschreien, wenn dieser Wahnsinn ein Ende gefunden hatte. Und dies würde ein Ende finden. Auf die eine oder andere Art- und Weise.
    Dann jedoch erhaschte sie durch den Rauch eine weitere, kleinere Person hinter dem Lupanarbesitzer. Was war das? Zerrte der Dunkelhaarige etwa eine Leiche hinter sich her? Dies geisterte der Keltin im ersten Augenblick durch den Kopf. Und zuckte erschrocken zusammen, als er ihr das Bündel Mensch in die Arme drückte. Eireann jedoch schüttelte ihren Kopf und deutete auf ihn. Während sie Nymphis sicher umfasst hielt.
    “Du ... kommst ... mit.“
    Keuchte Eireann erstickt und röchelte im nächsten Augenblick, als sie zu viel des Rauches einatmete.
    “Wir müssen hier raus. Gibt es hier keinen geheimen Ausgang?“
    Ein jedes Lupanar hatte doch mindestens einen geheimen Notausgang, um in die Freiheit zu gelangen wenn Gefahr für Leib und Leben drohte.

    Das prasseln des Feuers und der dichte Rauch raubten Eireann beinahe den Verstand. Denn mittlerweile hörte sie schon Stimmen, obwohl sich keine Menschenseele in ihrer Nähe befand. Oder erkannte sie nur niemand durch den dichten Rauch hindurch?
    “Hallo? Ich bin hier.“
    Konnte man das leise wimmern der Keltin hören. Während sie sich noch immer gegen die glühenden Steine presste. Dann tastete sie sich erneut vorsichtig voran und versuchte durch den Rauch wenigstens etwas zu erkennen. Der Rauch wurde jedoch immer dichter. Und als in ihrer unmittelbaren Nähe ein Funkenflug entstand schrie die junge Keltin vor Angst tatsächlich auf. Blindlings stolperte sie vorwärts und bemerkte nicht das sie direkt auf Kyriskos und den kleinen Nymphis zusteuerte.
    “Ist hier jemand?“
    Wimmerte Eireann, deren Gesicht und Hände rußverschmiert waren. Ihre Tunika war in arge Mitleidenschaft gezogen. Und auch in ihren dunklen Strähnen hatten einige Glutnester ihren Platz gefunden. Dies jedoch war der jungen Frau völlig egal. Hauptsache sie kam heil aus der brennenden Hölle heraus.
    Schritt für Schritt tastete sie sich durch den Raum und stieß im nächsten moment gegen etwas weiches. Etwas das sich krabbelnd vorwärts bewegte. So viel erkannte Eireann durch die dichten Rauchschwaden. Schließlich packte Eireann die krabbelnde Person an den Schultern und wollte diese Person hinter sich herziehen. Als ihr bewusst wurde wer dort vor ihr auf dem Boden kauerte.
    Am liebsten hätte ihm Eireann einem kräftigen Tritt versetzt. Doch dazu reichte ihre Kraft nicht mehr.

    Taumelnd stolperte Eireann durch die Türe in die Freiheit. Prallte dann jedoch zurück, als sie gegen etwas weiches stieß. Was war das? Noch immer war der Rauch besonders dicht, während die Flammen das Gebäude mittlerweile vollständig eingehüllt hatten.
    “W... Was...“
    Murmelte die Dunkelhaarige und fokussierte den leblosen Körper vor ihren Füßen. Mit einem erstickten Schrei auf ihren Lippen wich Eireann an die Wand zurück, die sie durch den dichten Rauchnebel erkennen konnte.
    “Hilfe....“
    Schluchzte die Keltin und röchelte im nächsten Moment erneut. Ihre Augen kniff Eireann ob des dichter werdenden Rauches zusammen.
    “Bitte. Ist hier jemand? Hilfe.“
    Keuchte Eireann erstickt und taumelte zur Seite, als eine erneute Schmerzwehe ihren schlanken Körper gepackt hielt. Hechelnd schnappte Eireann nach Luft und setzte ihre Schritte vorsichtig voran. Die Treppe nach oben und taumelnd durch einen weiteren Raum. Wo war der Ausgang? Wie kam sie hier nur heraus? Erschrocken wich Eireann zurück, als ein brennender Balken von der Decke stürzte und die junge Keltin beinahe unter sich begrub.
    “Bitte...“
    Wimmerte die junge Keltin und vernahm plötzlich Stimmen. War da jemand?
    “Ich bin hier.“
    Röchelte Eireann und lehnte sich erschöpft gegen eine der erhitzten Mauern. Würde sie hier jemals lebend herauskommen oder würde das Ganymed ihr Grab werden?

    Das prasseln des Feuers weckte die Keltin aus ihrer Ohnmacht. Und mit einem leisen stöhnen öffnete Eireann flatternd ihre Augen.
    “Hilfe...“
    Wimmerte die junge Frau und versuchte sich auf die Füße zu rappeln. Alsbald setzten die Schmerzen ihres Bauches wieder ein und Eireann presste ihre Finger gegen ihren Bauch.
    “Hört mich denn niemand?“
    War es erneut Eireanns Stimme die man durch das prasseln des Feuers kaum vernahm. Die dichten Rauchschwaden vernebelten das Zimmer in dem Eireann gefangen gehalten wurde. Und so begann die Keltin erstickt zu husten. Während sie verzweifelt versuchte ihre Lippen geschlossen zu halten. Der Rauch reizte jedoch ihre Lungen und provozierte einen erneuten Hustenanfall der jungen Keltin.
    Vorsichtig versuchte Eireann einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und als sie funktionierte tastete sich die junge Frau durch den dichten Nebel zur Türe.
    “Ist da jemand? Hallo?“
    Flüsterte Eireann mit rußgeschwärzten Lippen und tastete sich langsam weiter voran. Hier musste doch irgendwo die Treppe sein. Oder irrte sie und Kyriakos hatte sie gar keine Treppe nach unten getragen?

    Zitat

    Original von Angus
    Gerade wollte ich zum zweiten Schlag ausholen, da hörte ich Eireanns Rufe. Tiberios?! Kannte sie etwa dieses Mistschwein? Das konnte ja jetzt nicht wahr sein! Sie wollte, dass ich ihn loslassen sollte. "Wieso?! Siehst du denn nicht, was das Dreckschwein mit ihr gemacht hat?"


    Wie eine Herde wildgewordener Pferde galoppierten die Gedanken durch Eireanns Kopf. Was hatte diese Szenerie nur zu bedeuten? Tiberios wie er Sulamith gar beschützend im Arm hielt. Und Angus der wie ein Berseker auf den furischen Sklaven losging. Was war hier nur passiert? Verzweifelt ließ die Dunkelhaarige ihren Blick zwischen Angus und Tiberios hin- und her gleiten. Bevor sie ihre Stimme wiederfand und den iulischen Sklaven zur Räson gemahnte. Denn der Schlag auf Tiberios Nase musste schmerzhaft gewesen sein. Zumindest vermutete dies die junge Frau. Bevor sie sich direkt an den iulischen Custos wandte und sich vor den beiden Streithähnen aufbaute. Hoffentlich würde sich die Domina um ihre verletzte Sklavin kümmern.
    “Nein. Das.. das kann ich mir nicht vorstellen.“
    Stammelte die junge Frau und richtete ihren Blick direkt auf den furischen Lockenkopf.
    “Bitte sag das du Sulamith nichts getan hast.“
    Beschwor Eireann den Lockenkopf und schluckte hart. Nicht auszudenken wenn Tiberios der Übeltäter war. Aber zu so etwas wäre der furische Vilicus nicht in der Lage. Stattdessen spürte Eireann ihr eigenes schlechtes Gewissen. Während ihr Blick in Sulamiths Richtung glitt. Formten ihre Lippen tonlose Worte.
    “Es tut mir Leid.“
    Wäre doch nur sie anstelle der jungen Frau in dieser Taberna zurück geblieben. Diese Selbstvorwürfe würden Eireann wohl ein lebenlang quälen.

    Aus dem Augenwinkel suchte Eireann bereits das Innere der Taberna nach dem Lockenkopf ab. Konnte Tiberios jedoch nirgends erblicken. Was auch kein Wunder war. Denn im Inneren der Taberna herrschte geschäftiges Treiben und die Männer waren zum großteil allesamt betrunken. Wieso hatte sie Sulamith und Tiberios nur alleine gelassen? Instinktiv begann sich die junge Keltin Vorwürfe zu machen und biss sich unbemerkt auf die Unterlippe. Sulamith hätte die Ancilla zurück in die Domus Iulia bringen müssen. Und sie selbst wäre mit Tiberius hier in der Taberna geblieben. Nur war alles anders gekommen. Und jetzt hieß es die iulische Sklavin und den furischen Lockenkopf sicher nach Hause in die iulische Domus zu geleiten. Nur wie wenn die beiden nicht zu entdecken waren? Einen raschen Blick wechselte die Keltin mit Iulia Graecina. Hatte die Domina Sulamith bereits entdeckt? Denn wenn Eireann ehrlich war dann wollte sie nicht länger in dieser schmierigen Spelunke verweilen.


    Abermals blickte Eireann zu Domina Iulia Graecina und bemerkte wie Angus ihr etqas zuflüsterte und auf etwas deutete. Hatte er Sulamith entdeckt? Fragend musterte Eireann Angus. Doch der Kelte setzte sich abrupt in Bewegung und Eireann heftete sich an seine Fersen. Was die Dunkelhaarige dann jedoch erblickte, ließ ihre Augen groß werden und schnürte ihr die Kehle zu. Dort kauerte Sulamith. Ihr Gesicht sah aus als wäre sie geschlagen worden. Abermals spürte Eireann wie sich das schlechte Gewissen und die Selbstvorwürfe in ihrem Innersten ausbreiteten. Das dann jedoch der furische Sklave seine Arme um Sulamith gelegt hatte, ließ Eireann erschrocken nach Luft schnappen. Was hatte Tiberios nur getan? War er schuld an Sulamiths Zustand? Aber ... wieso?
    “Tiberios....“
    Doch zu mehr kam die Silurerin gar nicht. Denn Angus packte den Lockenkopf und zerrte ihn grob aus Sulamiths Nähe. Hin- und hergerissen verharrte Eireann starr vor Entsetzen an Ort und Stelle.
    “Angus! Lass ihn los!“
    War es schließlich Eireanns Stimme die mit einem schneidenden Klang den Lärm durchbrach. Während ihr Gesicht aschfahl anmutete und ihre Augen verräterisch glänzten.