Beiträge von Eireann

    Innerlich hatte Eireann gehofft der Msiordomus wäre gar nicht erst an seinem Platz in seinem Officium. Doch falsch gedacht. Denn da erklang Phocylides Stimme und forderte sie auf einzutreten. Was sollte sie jetzt machen? Einen Rückzieher? Aber dadurch würde sie nur den Zorn von Dominus Caesoninus noch weiter auf ihre Person lenken. Hart schluckte die Sklavin und bettete ihre Finger auf die Klinke, die sie schließlich hinunter drückte. Nur einen spaltweit. Durch eben jenen Spalt zwängte sich die schmale Gestalt Eireanns und warf dem Maiordomus einen raschen Blick entgegen. Sachte wurde die Türe hinter Eireann ins Schloss gezogen. Während die Dunkelhaarige mit bebenden Körper vor dem Maiordomus verharrte.


    “Entschuldige. Aber Dominus Caesoninus schickt mich und...“
    Das Ende des Satzes verschluckte sie und atmete langsam ein- und wieder aus. Sie musste irgendwie ihre flatternden Nerven unter Kontrolle bekommen.
    “Hat dich Dominus Caesoninus über mein Fehlverhalten in Kenntnis gesetzt?“
    Stockend entwichen diese Worte den Lippen der jungen Sklavin. Wobei sie dem Maiordomus direkt entgegen blickte. Noch nicht einmal mit der Wimper zuckte Eireann.

    Wie erstarrt verharrte die Dunkelhaarige und starrte noch immer die Männet an, die soeben die Taverne betreten hatten. Sechs an der Zahl wenn sich Eireann nicht verzählt hatte. Allzu neugierig konnte Eireann jedoch nicht sein. Denn da erschien auch schon der vermeintliche Wirt jener Taverne und antwortete auf die Worte des Iuliers. Aber in welchem Tonfall antwortete er? Demütig und unterwürfig. Ob dieser Tonlage hob die junge Silurerin dann doch ihren Kopf an. Zu spät. Denn in diesem Augenblick kollidierte sie mit dem giftigen Blick des Tavernenbesitzers. Sodass Eireanns Herz viel zu hastig in ihrer Brust pochte und sie sich an einen anderen Ort wünschte.


    Den Wortwechsel zwischen ihrem Dominus und dem Wirt lauschte sie weiterhin mit gespitzten Ohren. Auch wenn sie ihren Blick gesenkt hielt und den Boden zu ihren Füßen anstarrte. Soso? Der Wirt musste ihren Stundenlohn an die Domus Iulia ausbezahlen? Würde er dies wirklich machen, oder sich quer stellen? Jetzt musterte Eireann den Wirt nun doch aufmerksamer. Wenngleich ihr Blick lediglich aus dem Augenwinkel in seine Richtung wanderte.


    Dann jedoch setzte sich Dominus Caeslninus auch schon in Bewegung und Eireann vernahm seine mahnenden Worte. Kaum merklich zuckte die Dunkelhaarige zusammen. Bevor sie auf seine Worte nickte und der Sänfte des Römers aus der Gens Iulia folgte. Zurück in die Domus.

    Die Zeit schritt voran. Und mittlerweile war auch die Kräutermischung im Krug erkaltet. Stille herrschte in der Culina. Sodass sich Eireanns seufzen ohrenbetäubend laut anhörte. Automatisch presste sie ihre schmslen Finger gegen ihre Lippen. Doch kein Geräusch, außer ihres trommelnden Herzschlag, war zu vernehmen. Und so drehte Eireann den Becher mit nachdenklichen Ausdruck in ihren Augen. Schließlich stellte sie den Becher zurück zum Krug auf ein kleines Tischlein. Sie würde sich auf den Rückweg zur Domus Iulia begeben müssen.


    Wenn ihr verschwinden überhaupt schon bemerkt wurde. Hoffentlich nicht, geisterte es durch Eireanns Gedanken. Schließlich erhob sie sich. Vielleicht eine Spur zu ruckartig und stieß sich das Knie am Holz des Tisches. Den Schmerzlaut verbiss sich die Dunkelhaarige. Das würde morgen einen schönen blauen Fleck geben. Schließlich verließ Eireann die Culina auf lautlosen Sohlen; wenngleich etwas humpelnd. Und ebenso lautlos huschte sie durch den Eingang der Sklaven nach draußen. Ihren Kopf zog die Silurerin zwischen die Schultern und schlug den Weg zur Domus Iulia ein.

    Dankend nickte Eireann, als Lyda tatsächlich die Porta der Casa Furia freigab und Eireann ihren Blick erst einmal schweifen ließ. Nachdem sich die Dunkelhaarige umgesehen hatte, lenkte sie ihre Schritte in Richtung der Culina. Diesen Weg hatte sie sich nämlich gemerkt. Zum Glück begegegnete ihr niemand auf dem Weg in die Culina. Was sollte sie auch erklären wieso sie sich in der furischen Casa aufhielt? Weil sie wissen wollte ob ihr Brief an Tiberios angekommen war? Völliger Blödsinn. Und so erreichte Eireann in Gedanken versunken die furische Culina. Auch dort war niemand anzutreffen. Was die Dunkelhaarige jedoch entdeckte war der Krug mit dampfenden Inhalt. Der Kräutertee von dem Lyda gesprochen hatte?


    “Aber... ich kann doch nicht so ohne weiteres..“
    Murmelte Eireann leise an sich selbst gewandt. Dann hatte sie die Stimme Lydas im Kopf und zuckte leicht mit den Schultern.
    “Lyda hat es mir erlaubt.“
    Und mit diesen Worten ergriff sie den Krug und schenkte sich den heißen Inhalt in einen der Becher.


    Die Kräutermischung roch köstlich und Eireann schnupperte an dem Becher.
    Mit dem Becher in den Händen setzte sich die Dunkelhaarige an den verlassenen, hölzernen Tisch und nippte dann und wann an der Kräutermischung.
    Nachdenklich hing Eireann ihren Gedanken in der fremden Culina nach.

    Als sich die Türe geöffnet hatte und sie die rothaarige Dienerin erblickte, schluckte Eireann vernehmlich. Was es richtig was sie hier tat? Aber sie musste doch wissen ob Tiberios ihren Brief erhalten hatte. Als Lyda erklärte, dass sie Tiberios heute noch nicht gesehen hatte, wurde der Dunkelhaarigen das Herz schwer. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen hierher zu kommen.


    “Ich möchte nicht das du wegen mir Ärger bekommst.“
    Murmelte Eireann hastig und blickte Lyda mit großen Augen entgegen. Doch dies schien der Rothaarigen nicht wirklich wichtig zu sein. Und so atmete Eireann tief durch. Irgendwie musste sie doch ihre flatternden Nerven beruhigen können.
    Und da kam ihr die Einladung der rothaarigen Dienerin beinahe wie gerufen.


    “Glaubst du dass es deine Domina erlaubt? Und hilft Kräutertee wirklich?“
    Fragend musterte Eireann die furische Sklavin. Bevor sie Lyda einen Blick zuwarf und ihre Schritte automatisch in Richtung der Culina lenkte. Den Weg hatte sie sich nämlich gemerkt.

    Was tat sie hier eigentlich? Sie machte sich doch zur Närrin und merkte es nicht einmal. Wenn Tiberios Interesse an ihr hätte, dann hätte er doch auf ihre Nachricht reagiert. Was aber, wenn er ihre Notiz gar nicht erhalten hatte? Natürlich könnte auch das möglich sein. Aber sie hatte ihre Notiz doch höchst persönlich abgegeben. Und dennoch setzte sich dieser Gedanke fest. Während sie durch die verwinkelten Straßen Roms ging. Den Mitgliedern der iulischen Sklavenschaft hatte sie nicht gesagt wohin sie ihre Schritte lenkte. Noch nicht einmal Brenda wusste darüber Bescheid. Obwohl die rothaarige Keltin wissend gegrinst hatte, als sie durch den Sklaveneingang nach draußen verschwunden war.


    Beim Sklaveneingang der Casa Furia angekommen, atmete Eireann tief durch. Blickte hastig nach links und rechts. Bevor sie auch schon zaghaft an das Holz der Türe pochte. Vielleicht zu zaghaft? Vielleicht sollte sie noch einmal klopfen und wenn ihr dann nicht geöffnet würde, würde sich die iulische Sklavin herumdrehen und den Weg zur Domus Iulia einschlagen. So sehr es sie auch schmerzte.


    Nachdem Eireann weitere Wimpernschläge lang an der Türe gewartet hatte und ihr nicht geöffnet wurde, wandte sie sich zum Gehen. Als das Geräusch einer sich öffnenden Türe an ihr Gehör drang. Mit großen Augen blickte die Dunkelhaarige den sich rasch verbreiternden Spalt der Türe entgegen. Und konnte eine rothaarige Dienerin erblicken.
    “S.. Salve. Ich.. ähm.. ich habe vor einigen Tagen hier an der Pforte einen Brief für.. für Tiberios abgegeben, und.. und wollte wissen ob mein Brief ihn erreicht hat.“
    Mit großen Augen und hastig pochendem Herzen blickte Eireann Lyda an. Ahnte die furische Sklavin wie ernst es Eireann bei diesem Thema war?

    Mittlerweile waren einige Tage vergangen, in denen die Silurerin den Brief für Tiberios an der Porta der Casa Furia abgegeben hatte. Und seitdem hatte sie nichts von Tiberios gehört. Vielleicht hatte der furische Sklave ihren Brief auch gar nicht erhalten oder er hatte so viel zu tun. All' diese Szenarien waren möglich. Und dennoch hatte Eireann eine eigenartige Unruhe befallen. Automatisch stürzte sich die Dunkelhaarige in ihre Arbeit und versuchte dieses bohrende Gefühl zu verdrängen.


    Vielleicht aber auch interessierte sich Tiberios rein gar nicht für sie und hatte deswegen noch nicht auf den Brief geantwortet. Dieser Gedanke schmeckte Eireann überhaupt nicht. Und dennoch musste sie damit rechnen. Hm. Vielleicht hatte Brenda doch Recht gehabt. Bei diesem Gedanken ballte Eireann unbewusst ihre Fäuste. Nein! Tiberios würde sich nicht so einfach aus dem Staub machen. Oder etwa doch? Vielleicht sollte sie die Casa Furia aufsuchen und den Lockenkopf zur Rede stellen. Nachdem Eireann ihre täglichen Aufgaben in der Domus Iulia erledigt hatte, hatte sie tatsächlich noch etwas vom Tag.


    Sie überlegte hin- und her und entschied sich schließlich dafür ihre Gedanken in die Tat umzusetzen. Mit beinahe eiligen Schritten verließ Eireann die Domus Iulia durch den Sklaveneingang. Ihren Kopf hielt Eireann gesenkt und kam schließlich an der Casa Furia an. Beim Sklaveneingang klopfte Eireann vorsichtig an das Holz der Türe und wartete (un)geduldig.

    Tatsächlich hatte sich Eireann die Worte der rothaarigen Brenda zu Herzen gekommen. Zwar war ihr Schriftbild ungelenk, aber sie hoffte das Tiberios ihre Worte dennoch entziffern konnte.




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    Tiberios - Casa Furia
    Roma | Italia


    Salve Tiberios!


    Ich wusste nicht wie ich es dir mitteilen sollte. Also schreibe ich dir diesen Brief. Ich hoffe du kannst meine Worte entziffern. Meine Schrift ist nicht so elegant wie es deine Schrift als Scriba sein wird. Ich bitte dich auch meinen Brief bis zum Ende zu lesen und nicht mitten im Satz abzubrechen. Also was ich dir eigentlich sagen wollte war, ich ... ähm... ich habe.. ich genieße deine Nähe und.. und mein Herz pocht immer dann schneller wenn du in meiner Nähe bist. Ich weiß das mir solche Worte als einfache Sklavin nicht zustehen. Aber ich glaube, wenn sich so Liebe anfühlt, dann habe ich mich in dich verliebt.


    Bestimmt sitzt du in deiner Kammer, liest diese Worte und schüttelst deinen Kopf. Aber es ist wahr Tiberios. Ich habe mich in dich verliebt und wusste nur nicht wie ich es dir mitteilen sollte. Eine keltische Sklavin in der Domus Iulia hat mich dann schließlich auf die Idee gebracht, dir diese Zeilen zu schreiben.


    Bitte denke jetzt nichts schlechtes über mich.


    Vale bene


    Deine Eireann

    Brendas Blick mutete noch immer äußerst mitfühlend an. Während die rothaarige Keltin ihre Arbeit tatsächlich ruhen ließ und sich vollends zu Eireann herumdrehte.
    "Du musst es ihm sagen. Sonst wird dich diese Belastung innerlich auffressen und du nicht mehr froh."
    Ruhig entwichen diese Worte den Lippen der rothaarigen Keltin. Während sich Eireann auf die Unterlippe biss.
    “Aber wie soll ich es ihm sagen? Ich kann doch nicht einfach zu ihm gehen und ihm sagen.. also das ich... ich... ihm meine Gefühle gestehen.“
    Da kicherte Brenda leise und neigte ihren Kopf auf die Seite, während sie Eireann musterte.
    Und warum solltest du das nicht können? Sag es ihm Eireann. Und wenn du dich nicht mit ihm treffen kannst. Dann ... schreibe ihm. Aber persönlich ist das natürlich viel schöner.“
    Woher wusste Brenda darüber so viel Bescheid. Ob sie selbst einmal in dieser Situation war? Nachdenklich wiegte die Silurerin ihren Kopf von einer Seite auf die andere. Und fokussierte im nächsten Moment die Fliesen auf denen sie kniete.
    “Was ist aber wenn er mir nicht zuhört. Oder meine Worte nicht ernst nimmt?“
    Dies war offensichtlich die größte Sorge der Dunkelhaarigen. Während ihre Finger fahrige Zeichen auf die feuchten Fliesen zeichneten.
    "Hör einfach auf dir so viele Gedanken zu machen. Mach' einfach das was dein Herz dir sagt. Und lass' dich von deinem Herz leiten."
    Ja. Brenda hatte Recht. Aber wie sollte sie nur auf ihr Herz hören. Wenn sich ihr Verstand beständig einmischte?
    "Ich wünsche dir viel Glück Eireann. Damit dein sehnlichster Wunsch in Erfüllung geht und nicht zerplatzt wie es bei mir der Fall war."
    Instinktiv wusste Eireann bei diesen Worten das es besser wäre nicht weiter nachzufragen.


    -Ende-

    Aus dem Augenwinkel musterte Eireann die Rothaarige. Vielleicht könnte sie ihr von Tiberios erzählen. Konnte sie Brenda vertrauen? Oder würde sie diese Neuigkeit gleich unter der gesamten Sklavenschaft verbreiten? Für einen kurzen Augenblick wirkte Eireann hin- und hergerissen und war sich dennoch nicht schlüssig ob sie Brenda vertrauen konnte. Aber die Rothaarige war doch auch eine Keltin. Und Kelten verrieten sich nicht untereinander. Aber ob dies hier in diesem speziellen Fall auch galt? Hart musste Eireann bei diesem Gedanken schlucken und linste aus dem Augenwinkel in Brendas Richtung.
    Die Rothaarige schien jedoch derart vertieft in ihre Arbeit zu sein, so dass ihr Eireanns Nervösität nicht auffiel. Zum Glück, durchzuckte es die Gedanken der Dunkelhaarige.


    Schließlich rutschte Brenda näher auf die Silurerin zu und grinste dann in Eireanns Richtung.
    "Sag schon, von wem waren die Datteln?"
    Ein sanfter Stoß in die Rippen der Dunkelhaarigen folgte und Eireann hob fragend ihren Kopf.
    Sollte sie verraten von wem die Datteln waren? Schließlich gab sich die iulische Sklavin einen Ruck und drehte sich zu Brenda herum.
    “Die Datteln hat mir Tiberios geschenkt.“
    Dabei huschte ein sanftes Lächeln über Eireanns Lippen und ihr Herz begann erneut wie verrückt zu klopfen.


    "Tiberios? Wer ist Tiberios?"
    Neugierig beugte sich die rothaarige Keltin zu Eireann und wartete gespannt auf Eireanns Antwort.
    “Tiberios ist... ein Sklave aus der Casa Furia. Ich habe ihn.. ähm.. in der Schneiderei von Vinciana Thula kennen gelernt. Und.. wir waren auch beim Lupercalia Lauf.“
    Jetzt hing Brenda an Eireanns Lippen und wollte mehr wissen.
    “Er hat mir die Datteln geschenkt. Und ich mag ihn. Mein Herz pocht immer schneller wenn ich auch nur an Tiberios denke.“
    Da kicherte die rothaarige Brenda und musterte Eireann von Kopf bis Fuß.
    "Du bist verliebt Eireann. Hast du's ihm schon gesagt? Wir hat er darauf reagiert? Und fühlt er genauso?"
    Sprudelte es über Brendas Lippen.
    “Ich.. ähm.. nein. Ich hatte bisher noch nicht die Gelegenheit. Und außerdem weiß ich nicht ob es ihm genauso ergeht. Ich möchte mich nicht zur Närrin machen.“
    Mitfühlend schnalzte da die Rothaarige mit der Zunge und strich Eireann über das Handgelenk.

    In der Zwischenzeit hatte sich Brenda in das Atrium gewagt. Auch die keltische Sklavin trug einen Eimer und einen Lappen. Offensichtlich war auch Brenda zum schrubben des Atriums eingeteilt. Vielleicht könnte Eireann einige Worte mit der rothaarigen Sklavin wechseln?
    So hob Eireann ihren Kopf an und lächelte der Rothaarigen entgegen. Auch Brenda erwiederte das Lächeln der Silurerin. Während sie nicht unweit von Eireann zu Boden glitt und mit dem Lappen an einer anderen Stelle über den Boden wischte.
    “Hallo Brenda.“
    Murmelte Eireann mit leiser Stimme und warf der Rothaarigen einen raschen Blick entgegen. Die Rothaarige indes schenkte Eireann ein Lächeln und wischte weiterhin über die Fliesen im Atrium.


    So vergingen einige Minuten des stillschweigenden Arbeitens. Bevor es Brendas Stimme war, die die Stille durchbrach.
    "Hast du dich mittlerweile in der Domus Iulia eingelebt?"
    Dabei drehte die rothaarige Keltin ihren Kopf in Eireanns Richtung. Während die Silurerin nicht wusste, wie sie mit dieser Frage bezweckte. War diese Frage ernst gemeint oder machte sich die Keltin nur über sie lustig?
    “Wenn ich ehrlich bin, dann war es bei Dominus Marcus Iulius Casca einfacher.“
    Nachdem diese Worte über Eireanns Lippen gedrungen waren, biss sie sich auf die Unterlippe und krallte ihre Finger regelrecht um den Lappen.
    Mitfühlend blickte Brenda in Eireanns Richtung. Erwiederte jedoch nichts.
    "Hat dich Dominus Marcus Iulius Casca gut behandelt?“
    Wollte Brenda wissen und Eireann nickte nur auf diese Worte.


    Erneut war nur der Atem der beiden jungen Sklaven zu hören. Bevor sich Brenda an Eireann wandte und die Silurerin neugierig musterte.
    "Von wem waren denn die Datteln die du bekommen hast? Und ich habe gehört das du mit der alten Locusta in der Casa Furia warst. Was hast du denn da gemacht?"
    Bei diesen Fragen zuckte Eireann leicht zusammen und blickte Brenda mit großen Augen an.
    “W.. woher weißt du davon und w.. wer weiß noch davon? Etwa Dominus Caesoninus?“
    Tatsächlich pochte der Dunkelhaarigen das Herz bis zum Hals, als sie die Rothaarige mit großen Augen anstarrte.
    Mit einem fragenden Blick musterte Brenda die dunkelhaarige Silurerin und zuckte leicht mit den Schultern.
    "Ich habe es niemand gesagt. Dominus Caesoninus weiß alles was in der Domus Iulia vor sich geht."
    Nachdenklich musterte Eireann die Rothaarige. Bevor sie sich erneut den Fliesen zuwandte und mit dem Lappen darüber schrubbte.

    Es war mal wieder so weit. Der jährliche Frühjahrsputz stand an. Als der Maiordomus die Sklavenschaft zusammen trommelte, um diese freudige Botschaft mitzuteilen, wirkte Eireann ehrlich überrascht. Jährlicher Frühjahrsputz? Schrubbten und wienerten sie die Räume der Domus Iulia nicht gut genug? Hatte sich einer der Iulier beschwert? Etwa Dominus Caesoninus? Bei diesem Gedanken knirschte Eireann mit den Zähnen und erntete sogleich einen mahnenden Blick.


    Automatisch senkte die Silurerin ihren Blick und starrte auf den Boden zu ihren Füßen. Der Boden war doch sauber. Ob das alles Schikane war? Die anderen Sklaven nickten auf die Worte des Maiordomus und stoben im nächsten moment wie eine unruhige Pferdeherde auseinander. Jeder ging in einem der Räume der Domus den Spinnweben und dem Schmutz an den Kragen. Auch Eireann wurde ein Lappen und ein Eimer in die Hand gedrückt. Sie sollte das Atrium vom Schmutz der Zeit befreien.


    Schon machte sich die Dunkelhaarige auf den Weg. Zuerst einmal würde Eireann den Eimer mit Wasser füllen. Schwer schleppte sie schließlich an dem Eimer. Peinlich darauf achtend das sie nichts verschüttete. Dies wäre nämlich doppelte Arbeit für sie, wenn sie das verschüttete Wasser auch noch aufwischen müsste. Im Atrium angekommen, stellte sie den Eimer schließlich zu Boden und ließ ihren Blick schweifen.


    Es half ja doch nichts. Und so ließ sich Eireann zu Boden sinken tränkte den Lappen im Wasser und begann die Fliesen zu schrubben. Dabei strich sie sich immer wieder eine ihrer dunklen Strähnen aus der Stirn, die ihr immer wieder ins Gesicht fiel.

    Beinahe wie ein Schatten, so lautlos war Eireann Dominus Caesoninus, sowie der Begleitgarde in das Innere des "Blindrn Esels" gefolgt. Mit einem kurzen Blick aus dem Augenwinkel stellte Eireann fest, dass sich nicht wirklich etwas verändert hatte. Oder doch? Es waren weitaus weniger Besucher anwesend, als noch am gestrigen Abend. Was auch kein Wunder war. Die meisten schliefen wohl ihren Rausch aus. Schließlich wurde hier am gestrigen Abend ordentlich gebechert. Der Dunkelhaarigen schmerzten noch immer die Füße, wenn sie an die Wegstrecke zurück dachte, die sie gestern beim Abräumen des dreckigen Geschirrs gelaufen war.


    Und dennoch war es für Eireann eine Selbstverständlichkeit gewesen, dem furischen Sklaven bei seiner Strafarbeit zu helfen. Schließlich war Tiberios nicht schuld das man ihm beim Lauf der Luperci bestohlen hatte. Bei dem Gedanken an den furischen Sklaven huschte ein sanftes, gar verliebtes Lächeln über Eireanns Lippen. Zum Glück hielt sie ihren Kopf gesenkt, so konnte niemand in ihren Gesichtszügen lesen.


    Somit verharrte die junge Silurerin vollkommen regungslos, als Dominus Caesoninus Stimme erklang und die Beschuldigung an des Wirts Gehör drang. Oh je. Mal sehen wie der Wirt reagierte und welche Version des gestrigen Abends er zum Besten gab.
    Dann jedoch wurde es laut am Eingang des "Blinden Esels" und sechs weitere Tavernengäste betraten das Innere. Aus dem Augenwinkel verfolgte Eireann die Schritte der Männer und bemerkte wie einer von den Männern in ihrer unmittelbaren Nähe stehen geblieben war. Mit einem aufmerksamen Ausdruck auf ihrem Antlitz hatte Eireann ihren Kopf angehoben und starrte dem Mann neugierig entgegen.

    Nachdem Eireann Dominus Caesoninus in die Schenke "Zum Blinden Esel" begleitet hatte. Erhoffte sie sich dass das Thema damit vom Tisch war. Als die Dunkelhaarige zurück in die Domus Iulia kam hatte sie moch deutlich die Worte des Römers in ihren Ohren. Sie sollte sich beim Maiordomus der Domus Iulia melden. Augenblicklich?


    Widerworte wagte die Dunkelhaarige nicht über ihre Lippen dringen zu lassen. Und so presste sie stattdessen ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. Aus dem Augenwinkel warf Eireann Dominus Caesoninis einen vorsichtigen Blick entgegen. Doch dessen Miene blieb versteinert und so schluckte Eireann hart. Bevor sie sich rückwärts gehend aus dem Atrium entfernte.


    Mit gesenkten Kopf schlich Eireann beinahe die Gänge entlang. Bis sie ihre Schritte nach unten führten und sie nur wenige Augenblicke später vor dem Officium des Maiordomus stand. Abermals atmete Eireann tief durch und verkrallte unbewusst ihre Finger in ihrer Tunika. Vorsichtig pochte sie gegen das Holz der Türe und wartete darauf das seine Stimme erklang und sie zum eintreten aufforderte.

    Mit großen Augen blickte Eireann zu Tiberios empor. Bevor sie kaum merklich nickte. Dann jedoch erzitterte sie leicht, als sie die Finger des furischen Sklaven auf ihren Lippen fühlte. Leicht spitzte die Dunkelhaarige ihre Lippen und berührte Tiberios Finger.


    “Danke Tiberios. Ich werde dich vermissen.“
    Murmelte die iulische Sklavin mit geröteten Wangen.
    Gemeinsam mit der älteren Sklavin verließ Eireann die Casa Furia und schlug den Weg zur Domus Iulia ein.

    Eireann hob automatisch ihren Kopf, als sie sich nähernde Schritte vernahm. Zum Glück war es nur Tiberios der von der Porta zurück kehrte. Mit einem Blick in sein Gesicht erkannte Eireann das etwas vorgefallen sein musste. Und der Lockenkopf bestätigte die Vermutung der Silurerin mit seinen Worten.
    “Dann werden wir uns auf den Rückweg zur Domus Iulia machen.“
    Augenblicklich hatte sich die Locusta erhoben, nachdem sie den Becher geleert hatte und diesen zurück auf den Tisch gestellt hatte.
    Das Lächeln des Lockenkppfs ließ Eireanns Traurigkeit für einen kurzen Augenblick in den Hintergrund zu rücken.
    “Ich möchte Dominus Caesoninus keinen weiteren Grund liefern mir zu zürnen.“
    Murmelte Eiresnn mit leiser Stimme und senkte auch schon ihren Blick. Bis sie Tiberios Berührung spürte und ihren Kopf langsam anhob. Mit einem sanften Lächeln auf ihren Lippen schmiegte sie ihren Kopf für einen kurzen Augenblick gegen seine Schulter.
    Dann trat sie auch schon einen Schritt zurück und neigte ihren Kopf kaum merklich auf die Seite.
    “Ich habe noch nie einen Leuchtturm gesehen. Ich würde mich sehr freuen. Aber ich weiß nicht wie Dominus Caesoninus auf meinen Wunsch reagieren wird.“
    Nachdem diese Worte über Eireanns Lippen geschlüpft waren, senkte die Dunkelhaarige abermals ihren Kopf.
    “Wie möchtest du Dominus Caesoninus überzeugen?“
    Jetzt war Eireann gespannt auf Tiberios Antwort. Während sie den Lockenkppf direkt anblickte.

    Auf Tiberios Worte nickte Locusta lediglich. Während sie sich wieder ihrem Becher widmete und sich wie selbstverständlich selbst einschenkte. Offensichtlich hatte die Ältere endlich bemerkt das den beiden jungen Leuten etwas auf der Seele brannte.
    Die Silurerin dagegen hatte den Becher noch nicht einmal angerührt und das obwohl die Flüssigkeit im Inneren dunkel, gar verlockend schimmerte.


    “Du willst mir den Portus Ostinenis zeigen?“
    Mit großen Augen hatte sich Eireann zu dem Lockenkopf herumgedreht und spürte im selben Moment wie ihr das Herz bis zum Hals pochte. Eine Reise mit Tiberios? Nur sie Beide? Dieser Gedanke hörte sich zu gut an um wahr zu sein. Schließlich war es unmöglich. Außer Eireann bettelte bei Dominus Caesoninus um Gnade.
    “Ich... ich würde sehr gerne. Aber ich... ich muss dazu erst Dominus Caesoninus fragen und.. ich weiß nicht ob er es mir erlauben wird.“
    Unglücklich wirkte Eireann, als jene Worte ihre Lippen verlassen hatten. Die alte Locusta schürzte stattdessen lediglich ihre Lippen und ließ ihren Blick durch die Culina schweifen.


    Das klopfen an der Türe blieb auch Eireann nicht verborgen. Und so neigte sie ihren Kopf auf die Seite. Während sie Tiberios nachblickte, als dieser die Culina verließ, um die Porta zu öffnen.

    Die ältere Sklavin ließ den Lockenkopf keine Sekunde aus ihrem Blick. Während sie mit Eireann die Sklavenunterkünfte verließ. Eigentlich hätten die beiden iulischen Sklavinnen schon längst zurück in der Domus Iulia sein. Eireann wollte sich doch nur bedanken und dann auch schon den Rückweg antreten. Das Gegenteil war jedoch eingetreten. Und so betraten die beiden iulischen Sklaven die Culina der furischen Casa.


    Als Tiberios nach einer Lyda rief, blickte sich auch die Dunkelhaarige um. Doch außer ihnen Drei hielt sich sonst kein anderer in der Culina auf. Stattdessen befand sich auf einem hölzernen Tischlein ein Krug Posca und einige Becher. Die ältere Sklavin schielte bereits begierig nach dem Krug.während Eireann nur Augen für Tiberios hatte.


    Anmutig rutschte Eireann auf die hölzerne Bank und griff dankend nach dem Becher. Die ältere Sklavin tat es ihr gleich. Setzte den Becher auch schon an ihre Lippen und nahm einen kräftigen Schluck. So dass Eireann die Ältere mit großen Augen verwundert anstarrte.


    Wenn die ältere Sklavin nicht wäre, hätte Eireann Tiberios gestanden was sie für ihn empfand. Doch so? Ein Ding der Unmöglichkeit. Während es die junge Silurerin tunlichst vermied den Blick des Lockenkopfs zu suchen.


    Dann versuchte Tiberios mit der Älteren warm zu werden und Locusta antwortete.
    "Ich gehöre faktisch zum Inventar der Gens Iulia. So alt bin ich schon. Mein Name ist Locusta Tiberios."
    Antwortete die Ältere. Während Eireann ihre Unterlippe befeuchtete und aus dem Augenwinkel immer wieder zu Tiberios schielte.

    Seit wann wich Eireann eigentlich nicht mehr zurück, wenn ihr ein Mann so nahe kam? Vielleicht seitdem Tiberios ihr Herz im Sturm erobert hatte? Durchaus möglich. Auch wenn diese Worte wohl niemals über Eireanns Lippen an das Gehör des furischen Sklaven dringen würden. Und so biss sich die Silurerin auf die Unterlippe, während ihr das Herz bis zum Hals pochte. Wann eigentlich wollte sie dem Lockenkopf ihre L i e b e gestehen? Dann wenn der Moment günstig wäre. Und dies war er nicht, wenn die ältere Sklavin neugierig ihre Ohren spitzte.
    “Ich möchte auch nicht von dir getrennt werden.“
    Murmelte die Dunkelhaarige mit leiser Stimme und streichelte Tiberios äußerst sanft über dessen Brust. Dabei blickte sie ihm tief in die Augen. Erkannte Tiberios wie es um Eireanns Gefühlswelt bestimmt war?


    “Es gibt keinen Dominus der meinen Sturkopf bändigen kann, sollte Dominus Caesoninus mich tatsächlich verkaufen wollen.“
    Bei diesen Worten rieselte ein eisiger Schauer über Eireanns Lippen und ihr schmaler Körper spannte sich unbewusst an.
    Dann jedoch lenkte Tiberios das Thema auf sein Geschenk und Eireann errötete leicht.
    “Deine.. deine Datteln schmeckten wirklich vorzüglich. Ich habe noch nie Datteln gegessen.“
    Tatsächlich war es Eireann leicht peinlich und so senkte sie beschämt ihren Kopf.


    "Vielen Dank."
    Antwortete die ältere Sklavin. Erhob sich und folgte Tiberios in Richtung der Culina. Während Eireann mit einem verträumten Lächeln hinterher trottete.