Beiträge von Eireann

    Narürlich kannte Eireann die Bronzetafel um Tiberios Hals, die ihn als Sklaven auswies. Und dennoch, wenn man nichts von dem Täfelchen wusste, dann konnte man den Lockenkopf leicht mit einem Peregrinus verwechseln.


    “Dein Dominus muss sehr stolz und zufrieden mit dir sein, wenn er dir die Position eines Vilicus anvertraut.“
    Dabei lächelte Eireann und streckte dann doch ihre Finger aus, um über Tiberios fein gewebte Tunika zu gleiten. Wunderschön weich diese Webart. Auch wenn Eireann diese Gedanken für sich behielt.


    Schließlich hatte sie den wenigen Abstand zu Tiberios überwunden und sich beinahe schutzsuchend in seine Arme geschmiegt. Schließlich murmelte Eireann mit leiser Stimme wieso sie beinahe nur noch aus Haut und Knochen bestsnd. Und hatte schon beinahe mit dieser Reaktion des Lockenkopfs gerechnet.
    “Du weißt das ich nicht g e h o r s a m sein kann. Das widerspricht meinem Wesen.“
    Murmelte Eireann gegen Tiberios Brust; denn dagegen hatte sie kurzzeitig ihren Kopf gebettet.


    “Du kannst nichts dafür Tiberios. Das ist alleine mein Fehler.“
    Und damit entschied Eireann dieses Thema abzuschließen, indem sie Tiberios einen Finger auf seine Lippen legte.
    “Vielen Dank für die Datteln Tiberios. Sie haben sehr lecker geschmeckt.“

    Als Tiberios erklärte was ein Vilicus ist, lauschte Eireann seiner Stimme und betrachtete noch immer seine fein gewebte Tunika.
    “Dann bist du so etwas wie ein Maiordomus?“
    Bei diesen Worten hob die junge Frau ihren Blick an und suchte den Augenkontakt zu Tiberios.
    “Du siehst aus wie ein Peregrinus Tiberios.“
    Hart schluckte sie dann doch bei diesen Worten und spürte wie ihr das Herz tatsächlich schwer wurde.


    Dann jedoch war es Tiberios der sich ihr näherte und sie tatsächlich in den Arm nahm. Und das vor den Augen der älteren Sklavin. Zu anfang wirkte Eireann noch etwas unbeholfen. Schmiegte sich dann doch vertrauensvoll in die Arme des furischen Sklaven. Ungeachtet des räuspernden Geräusches der älteren Sklavin.
    Als Tiberios dann erklärte das sie sich an den hohen Festtsgen sehen würden, lächelte die Dunkelhaarige zwar. Aber das Lächeln erreichte nicht ihre Augen und ihr Herz pochte dumpf in ihrer Brust. Wieso musste das ausgerechnet jetzt passieren? Jetzt wo sie ihm gestehen wollte was sie für den furischen Sklaven empfand.


    “Ich.. ich muss dir etwas gestehen Tiberios. Du erinnerst dich doch noch an unsere Begegnung im "Blinden Esel". Das ist Dominus Caesoninus zu Ohren gekommen. Er hat mich erwischt als ich zurück in die Domus Iulia bin. Er hat mir gessgt, dass er mich verkaufen wird, sollte ich ihm und der Gens Iulia noch einmal ungehorsam sein. Ich durfte die Domus Iulia nicht verlassen und bekam nur Wasser und Brot.“
    Vor Scham hatten sich Eireanns Wangen gerötet, während sie verlegen zu Boden starrte.


    Als sie von Tiberios zurück geschoben wurde und die befehlenden Worte an ihr Ohr drangen, flog Eireanns Kopf in die Höhe. Während sie den Lockenkopf mit großen Augen anstarrte.
    Die ältere Sklavin zuckte da nur mit den Schultern.

    Die ältere Sklavin rümpfte bei Tiberios Lächeln leicht das Näschen. Machte dieser Lockenkopf der iulischen Sklavin etwa schöne Augen? Und Eireann ließ diese Komplimente auch noch zu? Diese Gedanken behielt die Ältere jedoch für sich. Ließ Tiberios jedoch nicht aus den Augen. Während Eireann mit einem strahlen in den Augen zu dem Lockenkopf empor blickte.
    “Du bist kein einfacher Scriba mehr?“
    Mit großen Augen musterte Eireann erneut die fein gewebte Tunika des Lockenkopfes. Und am liebsten hätte sie ihre Finger ausgestreckt und den weichen Stoff berührt. Diese Regung widersagte sie sich jedoch und verbarg ihre Finger stattdessen hinter ihrem Rücken.


    “Was ist ein Vilicus?“
    Die ältere Sklavin stieß Eireann ihren Ellbogen in die Rippen, nachdem sie sich von der hölzernen Bank erhoben hatte.
    Mit einem empörten Glanz in ihren Augen drehte sich Eireann zu der Älteren und funkelte diese mürrisch an.


    Als Tiberios erklärte das er nur immer wenige Wochen in Rom sein würde, wurde Eireann das Herz schwer und sie schluckte vernehmlich.
    “Dann können wir uns also nicht immer sehen.“
    Murmelte Eireann mit leiser Stimme an sich selbst gewandt und biss sich zugleich auf die Unterlippe.


    Den spritzenden Wassertropfen sah Eireann mit einem verträumten Gesichtsausdruck nach.
    Die Ernennung seines Dominus nahm Eireann ohne jede Regung hin.
    “Das bedeutet du wirst Roma bald verlassen? Und wir werden uns nicht mehr sehen?“
    Jener letzte Satz flüsterte Eireann beinahe. Während Tränen in ihren Augen schimmerten.


    “Ich wollte dich sehen Tiberios. Weil... weil...“
    Murmelte Eireann mit erstickter Stimme und zeichnete mit ihren Fingerspitzen fahrige Muster auf Tiberios Brust.

    Die ältere Sklavin blickte von Minute zu Minute genervter.
    "Eireann, wir sollten gehen. Schreibe dem Jungen doch eine Notiz."
    Begann die ältere Sklavin auf Eireann einzureden. Doch ohne Erfolg. Die iulische Sklavin würde hier wartend ausharren. Und dies versuchte Eireann der Älteren durch ihren Blick verständlich zu machen.


    “Ich werde hier warten. Die rothaarige Dienerin hat gesagt wir sollen hier warten. Und das werde ich auch tun. Du kannst ja schon zurück zu unserem Dominus gehen.“
    Erwiederte Eireann mit einem entschiedenen Klang in ihrer Stimme. Wobei sie zu der älteren Sklavin blickte. Diese schüttelte ihren Kopf, tätschelte Eireanns Knie und lehnte anschließend ihren Kopf gegen das harte Mauerwerk.


    Dann vernahm Eireann das Geräusch von sich nähernden Schritten. Und tatsächlich war es Tiberios, der seine Schritte hinunter zu den Sklavenunterkünften gelenkt hatte. Als Eireann das Gesicht des furischen Sklaven im Schein einer Fackel erblickte, spürte sie wie ihr Herz äußerst kraftvoll in ihrer Brust pochte. Augenblicklich hatte sich die Dunkelhaarige erhoben und war dem Lockenkopf entgegen gestürzt. Bis das leise räuspern der Älteren erklang und Eireann einen Schritt zurück trat. Die Veränderung des furischen Sklaven erkannte Eireann im Fackelschein und blickte Tiberios mit großen Augen an.
    “Salve Tiberios. Du.. du hast dich verändert. Deine.. deine Tunika.. ist aus fein gewebten Stoff. Was ist passiert?“
    Neugierig ließ Eireann ihren Blick über Tiberios Erscheinung gleiten. So wirkte er fast wie ein Peregrini - ein Freigelassener.
    “Verkauft? Ich? Nein Tiberios. Ich bin noch immer eine Sklavin der Domus Iulia.“

    Schweigend folgten die beiden Sklavinnen der Gens Iulia der Bediensteten aus der Casa Furia. Dabei blickte sich die Dunkelhaarige mit großen Augen um. Diese Casa sah tatsächlich so völlig anders aus als das Heim der Iulier. Und während Eireann weiterhin schwieg, geisterten ihr tausend Gedanken durch den Kopf. Wie konnte es sein das Tiberios so lange dem Anwesen seines Dominus fern blieb? Durfte er sich denn frei bewegen, ohne bestraft zu werden? Für einen kurzen Augenblick spürte Eireann den leisen Stachel der Eifersucht und des Neides, der sich tief in ihr Herz bohrte.


    Dann blieb die junge Dienerin auch schon stehen und deutete auf eine Türe. Dort würden sich also die Sklavenunterkünfte befinden. Und dies wäre also der Ort an dem Eireann auf Tiberios warten sollte.
    “Herzlichen Dank.“
    Murmelte die iulische Sklavin und ließ sich langsam auf eine hözerne Bank sinken, die man an eine der Wände geschoben hatte. Wie lange sie hier wohl warten mussten?
    “Kennst du Tiberios näher?“
    Dabei funkelte es für einen kurzen Augenblick in den Augen der Silurerin auf, als sie diese Worte an das Gehör der furischen Bediensteten dringen ließ.

    Unwillkürlich presste Eireann ihre Finger zu Fäusten. Was sollte sie tun, wenn ihr diese junge Frau den Einlaß verwehrte und gar nicht erst nach Tiberios schicken ließ? Dann würde es die Dunkelhaarige eben an einem anderen Tag versuchen. Auch wenn dies der älteren Sklavin wohl gar nicht schmecken würde. Doch die Ältere wurde einfach nicht gefragt, beschloss Eireann für sich im Stillen.


    “Ich weiß das er in diesem Hause als Sklave dient. Ein gelockter Sklave und ich...“
    Sprudelte es vor Begeisterung über Eireanns Lippen. Bis die junge Frau erklärte, das sie Tiberios bereits seit einigen Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte.
    “Aber das ist doch das Heim der Gens Furia. Oder?“
    Nichts wäre peinlicher wenn sie sich in der Türe geirrt hätten. Aber dann wäre die ältere Sklavin schuld.


    “Vielen Dank.“
    Flüsterte Eireann beinahe ehrfürchtig. So folgten die beiden Frauen der Bediensteten des Hauses Furia zu den Sklavenunterkünften.

    Noch einmal klopfte Eireann gegen das Holz der Türe und wartete mit hastig pochenden Herzen auf irgendeine Regung jenseits der Porta. Doch offensichtlich schliefen alle noch. Was auch kein Wunder war, schließlich herrschte noch Morgengrauen. Und dennoch hatte es die Dunkelhaarige im Gefühl gehabt, dass dies der richtige Moment war.


    Die Miene der älteren Sklavin wurde von Minute zu Minute ungehaltener. Eireann sollte einfach einen Brief schreiben. Ob dieser jedoch zugestellt werden würde war nicht ganz klar. Aber diese Gedanken musste die junge Silurerin ja nicht unbedingt wissen.


    Als Eireann ein zweites mal an die Porta pochte, wurde diese tatsächlich geöffnet. Zum Glück musste die Dunkelhaarige nicht unverrichteter Dinge zurück in die Domus Iulia gehen.


    Nervös beleckte sie sich ihre Unterlippe. Erhielt dann einen rüden Knuff von der Älteren und ließ dann endlich ihre Stimme erklingen.
    “Ich wollte fragen ob ich Tiberios sprechen dürfte. Ich möchte mich bei ihm bedanken.“
    Mit sichtlich geröteten Wangen sprudelten diese Worte über Eireanns Lippen. Ob ihr Einlass gewährt würde oder würde man Tiberios an die Porta zitieren?

    Tatsächlich hatte Eireann die Erlaubnis erhalten sich außerhalb der iulischen Domus aufzuhalten. Wenn es nicht lange dauerte und wenn sie eine ältere Sklavin als Begleitschutz mitnahm. Dabei wusste die junge Silurerin das die ältere Sklavin nur mitgekommen war um ein wachsames Auge auf den silurischen Wirbelwind zu haben.


    Die Tage in Isolation hatten der Dunkelhaarigen wahrlich zugesetzt. War sie tatsächlich noch schmaler geworden, so dass ihre Tunika um ihre beinahe knöcherne Statur schlackerte. Missbilligend hatte die ältere Sklavin ihre Lippen geschürzt und sich dann doch mit Eireann auf den Weg gemacht.


    Mit eiligen Schritten durchquerte Eireann die staubigen Straßen Romas. Schließlich erreichte die iulische Sklavin jene Gegend, in der sich laut Tiberios Erzählungen die Casa Furia befinden musste. Aufmerksam ließ sie ihren Blick schweifen und ermunterte auch die ältere Sklavin ihre Augen offen zu halten. Dann war es tatsächlich die ältere Sklavin die auf ein Gebäude wies. Und Eireann wusste instinktiv das sie am Ziel angekommen war.


    Das Wachstäfelchen presste sie fester gegen ihre Brust, während ihr Herz viel zu hastig pochte. Würde Tiberios das Tor öffnen oder würde sie einem fremden Sklaven gegenüberstehen und ihr Begehr erst erklären müssen? Schritt für Schritt hatten sich die beiden Frauen der Porta genähert. Während es nun Eireann war die gegen das Holz eben jener Porta pochte. Ob ihr überhaupt geöffnet werden würde?

    Die Bestrafung durch Dominus Caesoninus setzte Eireann noch immer zu. Und auch wenn sie sich in der Domus frei bewegen konnte, so vermisste sie doch die Sonne auf ihrer Haut und den Wind in ihren Haaren. Ob dieser Gedanken entwich ein leises Seufzen ihren Lippen. Während sie auf der Bettstatt in den Sklavenunterkünften saß. Nachdenklich starrte die Dunkelhaarige vor sich hin. Ihre täglichen Arbeiten hatte die Silurerin für heute nämlich schon erledigt. Und am liebsten hätte die die Köchin gefragt ob sie für die Domus auf dem Markt Lebensmittel einkaufen sollte.


    Da fiel ihr siedendheiß der ihr aufgebrummte Hausarrest ein und ließ Eireann leise vor sich hin grummeln. Sie hasste es eingesperrt zu sein. Und doch hatte sie Dominus Caesoninus zu dieser Handlung provoziert, flüsterte ein leises Stimmlein im Hinterkopf. Tz! Sie hstte niemanden provoziert. Wenn Dominus Caesoninus derart allergisch auf ihre Worte reagierte.
    Als Vibilius dann jedoch das Servitriciuum betrat, hob Eireann augenblicklich ihren Kopf und blickte ihm entgegen. Was hatte das zu bedeuten? Der Torwächter verließ normslerweise nie die Porta.


    Etwas misstrauisch wurde die Dunkelhaarige dann doch. Bis ihr Blick auf das Säckchen und die daran befestigte Tafel fiel.
    “Tiberios war hier? Wartet er noch an der Porta? Kann ich ihn sehen. Bitte. Nur kurz.“
    Bittend blickte Eireann zu Vibilius empor, als sie sich dem Ianitor genähert hatte.

    Ihre Lippen hielt Eireann fest aufeinander gepresst. Während ihr Blick ziellos durch den Hain irrte. Die Worte des Blonden hallten durch ihren Kopf und ließen eine nachdenkliche Eireann zurück. Dann war es seine Stimme die sie aus ihrer Nachdenklichkeit holte.
    “Ich werde mich versuchen zu bessern Tiberios. Und nicht mehr so aufsässig zu sein.“
    Obwohl. Dem furischen Sklaven gegenüber war Eireann nicht aufsässig. Nein. Nur den hohen Herren und Damen der Domus Iulia. Aber vielleicht hatte Tiberios Recht und Eireann würde bei weiteren Widerworten einfach verkauft werden oder schlimmer noch in ein Lupanar gesteckt. Bei dieser Vorstellung rieselte es ihr eisig über den Rücken und sie mied den Blick des Blondschopfs.


    “Du hattest wahrlich Glück Tiberios. Mehr als ich bisher.“
    Melancholie begleitete diese Worte der Dunkelhaarigen. Wobei sie Tiberios direkt anblickte.
    Als sich der Blonde schließlich von ihr verabschiedete, huschte ein trauriges Lächeln über Eireanns Lippen.
    “Ich hoffe wir sehen uns bald wieder. Mach es gut Tiberios.“
    Mit einem melancholischen Lächeln auf ihren Lippen blickte sie dem furischen Sklaven nach.
    Schließlich drehte sich auch die Silurerin herum und trat den Rückweg zur Domus Iulia an.

    Natürlich hatten die Griechen Rom nicht erbaut. Das waren die Römer selbst. Aber all' die Bücher in den Bibliotheken und die Hauslehrer der römischen Brut waren allesamt griechischen Ursprungs. Wenn die Griechen doch so hochbegabt waren, dann konnte es gar nicht anders sein.
    “Und diese gelehrigen Männer und Frauen haben das Wissen an die Römer weitergegeben. Und das bestimmt nicht freiwillig. Wer gibt schon Wissen freiwillig weiter?“
    Dabei blickte Eireann mit einem nachdenklichen Glanz in ihren Augen zu dem Blonden.
    Als Tiberios einen Halbkreis mit seiner Hand beschrieb, neigte sich Eireanns Kopf in den Nacken und ihr Blick ruhte auf den Kuppeln, auf die sie der furische Sklave aufmerksam gemacht hatte.


    Bei seinen dann doch wieder ernsten Worten, zuckte die Dunkelhaarige leicht zusammen und fokussierte das weiche Gras auf dem sie sich niedergelassen hatte.
    “Ich soll vor den Römern den Kopf einziehen?“
    Diese Worte auszusprechen behagte der Dunkelhaarigen überhaupt nicht. Und so verstummte sie auch schon. Während sie erneut die einzelnen Grashalme fixierte.


    Der Geschichte des Blonden lauschte Eireann mit gespitzten Ohren und einem aufmerksamen Gesichtsausdruck.
    “Aber.. ich verstehe nicht. Wieso hat Alexandra denn so reagiert? Deine Mutter hat doch nichts falsches getan.“
    So Recht verstand es die Dunkelhaarige wirklich nicht und so blickte sie fragend in seine Richtung.
    “Was bringt es den Römern wenn sie die Stämme und das freie Volk versklaven? Eigentlich zeugt dies doch nur von Schwäche der Römer.“
    Dann jedoch schüttelte die Silurerin erneut ihren Kopf und biss sich auf die Unterlippe. Schon wieder unbedarfte Worte gesprochen.

    Hart schluckte die Dunkelhaarige und wünschte sich in just diesem Augenblick an einen anderen Ort. Wieder einmal hatte sie ihre Wildheit und ihren Sturkopf nicht unter Kontrolle gehabt. Und Tiberios war der Leidtragende.
    “Dein Volk hat diese herrschaftlichen Gebäude erbaut.“
    Erwiederte die Dunkelhaarige und ließ ihren Blick über Tiberios Antlitz wandern.
    “Was hat mein Volk geleistet? Mein Volk das doch nur aus unbelehrbaren Barbaren besteht.“
    Ohne jeglichen Zynismus entwichen diese Worte den Lippen der iulischen Sklavin. Tatsächlich wirkte die Dunkelhaarige mit einem mal müde und erschöpft.
    “Aber du hast Recht. Ich bin eine unwissende Barbarin. Ich lebte in den Wäldern. Nur umgeben von meiner Familie.“
    Dabei zuckte Eireann kaum merklich mit den Schultern und warf Tiberios einen raschen Blick zu.
    “Wie aber soll ich mein kleines Lebensflämmchen höher prasseln lassen?“
    Wie nur? Als Tiberios ein vereinzeltes Veilchen aus ihren dunklen Strähnen zupfte, ließ sie sich wieder ins Gras sinken und klopfte neben sich.
    “Ich höre dir sehr gerne zu Tiberios. Deine Stimme ist wunderschön anzuhören.“

    Zitat

    Original von Tiberios
    Unsere Lebensspanne ist kurz, nur ein kleines Licht in einer langen dunklen Nacht . „, erwiderte Tiberios.


    Wie poetisch die Worte des furischen Sklaven klangen. Als wäre Tiberios ein Dichter und Eireann eine lauschende Zuhörerin mit gespitzten Ohren.
    “Deine Worte klingen poetisch. Und düster zugleich.“
    Ließ Eireann ihre leise Stimme erklingen und blickte dem Blondschopf dabei direkt entgegen.
    Vernehmlich schluckte die Dunkelhaarige und starrte zu Boden. Beinahe so als fühlte sie sich von Tiberios gemaßregelt.
    “Ich wollte dich nicht maßregeln. Ich wollte nur....“
    Verwirrt verstummte Eireann und knetete nervös ihre Finger ineinander.
    Als Tiberios ihr Volk mit wilden Tieren verglich, spannte sich die Dunkelhaarige unwillkürlich an und funkelte Tiberios wild entgegen.
    “Du bist ein großer Bauherr und ich nur eine unwissende Barbarin.“
    Erwiederte die Silurerin mit einem zynischen Klang in ihrer Stimme und wild funkelnden Augen.


    Zitat

    Original von Tiberios
    „Aber was erkläre ich dir diese Dinge, du verstehst sie ohnehin nicht ! Du bist nur eine unwissende Barbarin !“


    Bei diesen Worten des Blonden rieselte ein eisiger Schauer über den Rücken und ein verletzter Ausdruck huschte über das Gesicht der Silurerin.
    “Du siehst mich also nur als eine unwissende Barbarin?“
    Bittend streckte Eireann ihre Hand nach dem furischen Sklaven aus.
    “Bitte lass' uns nicht so auseinander gehen.“

    “Kurze Lebensspanne? Wie meinst du das? Denkst du selbst nicht lange zu leben?“
    Die steile Falte zwischen ihren Augenbrauen intensivierte sich und das Herz trommelte ihr bis zum Hals.
    Als sich Tiberios Augen verdunkelten, schrak Eireann unwillkürlich zurück und verkrallte ihre Finger in ihrer Tunika.
    “Ich wollte dir doch nur zu verstehen geben, dass du eine Marionette der Römer bist.“
    Hart muteten die Worte der jungen Silurerin an. Auch wenn sie Tiberios am liebsten in ihre Arme geschlossen hätte. Dies wäre in just diesem Augenblick das falscheste. Und so blieb Eireann völlig regungslos an Ort und Stelle.


    “Ich hatte bisher zwei Domini. Spinther und Marcus Iulius Casca. Davor war ich ein freier Mensch. Und kenne das Leben als Sklavin nicht. Nicht so wie du.“
    Ruhig blickte die Dunkelhaarige dem furischen Sklaven entgegen. Würde er sie verstehen oder war er zu verbohrt in seinen Ansichten?
    Als Tiberios dann erklärte, dass sie sich im klaren sein sollte, was sie über ihn dachte, zuckte die Silurerin unmerklich zusammen.
    “Du vergleichst mich mit Königin Boudicca? Aber ich bin keine Königin.“
    Erwiederte Eireann mit einem festen Klang in ihrer Stimme.


    “Willst du mich jetzt wirklich so stehen lassen? Als wäre ich deiner nicht würdig?“
    Ob Tiberios ihre Worte noch hörte wusste Eireann nicht. Würden sie sich wiedersehen oder hatte die Dunkelhaarige nun alles verdorben?

    Für einen kurzen Augenblick bildete sich eine steile Falte zwischen Eireanns Augenbrauen. “Es ist nichts falsches wenn sich ein Mann zu einem Mann und eine Frau zu einer Frau hingezogen fühlt?“
    In Eireanns Volk gab es solche Konstellationen nicht und wenn doch geschah dies außer Sicht- und Hörweite.


    Dann jedoch presste Eireann ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zussmmen.
    “Du erfüllst einen jeden Wunsch deines Dominus? Wenn er dir befielt dich im Teich zu ertränken, erfüllst du ihm dann auch diesen Wunsch?“
    Purer Sarkasmus troff aus Eireanns Stimme, als sie diese Worte an das Ohr des Blonden dringen ließ. Natürlich hatte sie sich etwas näher gebeugt. Es musste ja nicht unbedingt ein jeder mithören das die Dunkelhaarige nicht besonders gut auf die Römer zu sprechen war.
    “Ein jeder Mensch hat seinen eigenen Willen. Und den kann uns niemand nehmen.“
    Dabei funkelte es gefährlich im blau ihrer Seelenspiegel.
    “Wieso denkst du so? Nur weil du es nicht anders kennst?“
    Fragend neigte sich ihr Kopf auf die Seite. Wobei sie Tiberios keine Sekunde aus ihrem Blick entließ. Dabei sollte es doch ein Fest der Freude und des Tanzes werden. Und dann solch düstere Themen?


    Die Melodie und die Klänge aus der Ferne vertrieben dann auch schon den Schatten auf dem Gesicht der iulischen Sklavin. Ihre Finger verbanden sich mit denen des Blondschopfs. Während sie sich für einen kurzen Augenblick gegen seinen Körper schmiegte. Jedoch bemerkte sie ihren Fehler und zuckte erschrocken zurück.
    “Tut mir Leid Tiberios.“
    Murmelte die Dunkelhaarige mit leiser Stimme und geröteten Wangen. Ihr Herz pochte wie verrückt und ihre Finger streichelten sanft über Tiberios Handrücken. Bei seinem Kuss hatte Eireann das Gefühl als würden Abermillion Schmetterlingen durch ihren Körper flattern.
    “Ich möchte die Zeit mit dir verbringen Tiberios.“
    Hauchte die junge Silurerin und blickte Tiberios tief in die Augen.

    Die Kinder schienen keine Angst vor Sulamith zu haben. Das konnte nur eines bedeuten, ihre Mitsklavin war hier häufiger und betreute diese armen Kinder. Schweigend blickte die Dunkelhaarige zwischen Sulamith und der Kinderschar hin- und her. Einige Kinder hatten merkwürdige Geschwüre und Pusteln im Gesicht und an den Händen. Diese Verätzungen mussten dringend versorgt werden. Aber doch nicht hier, am schmutzigen Tiberufer.


    “Weiß.. ähm.. wissen die hohen Herren und Damen der Domus Iulia davon?“
    Eine Frage, gestellt rein aus Neugierde. Und doch bebte bei diesen Worten die Unterlippe der Silurerin. Sodass Eireann ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen presste. Ob Sulamith sie bereits durchschaut hatte?


    Als sich Sulamith und Tiberios auf griechisch zu unterhalten begannen, presste Eireann ihre Lippen nur noch fester aufeinander. Wieso sprachen sie nicht wieder in der gemeinen, lateinischen Zunge? Diese würde auch Eireann verstehen. Auch wenn sie für sich im Stillen feststellte, dass die griechische Sprache einen melodischen Klang hatte. Nicht wie ihre Heimatsprache. Das harte gallische.


    Als Sulamith sie dann direkt ansprach, zuckte Eireann unwillkürlich zusammen.
    “Ich kenne dieses Symbol nicht. Mir ist dieses Zeichen und die Christen noch nie zuvor begegnet.“
    Dabei zuckte sie mit den Schultern und lächelte beinahe entschuldigend. Aus drm Augenwinkel erkannte Eireann, wie sich die kleine Ancilla schutzsuchend an Sulamith klammerte.
    “Aber.. du kannst sie doch nicht mit zur Domus Iulia nehmen. Was willst du sagen wenn die hohen Herren und Damen dich dabei entdecken?
    Auffordernd blickte Eireann in Sulamiths Richtung.

    “Bei mir ist das nicht gleich Tiberios. Bei uns gilt das der Mann der Krieger und Jäger ist. Während die Frau sich um die Erziehung des Nachwuchs kümmert.“
    Kaum hatten diese Worte die Lippen der jungen Frau verlassen. Schüttelte Eireann auch schon ihren Kopf.
    “Ich kann aber doch nicht vor den Römern kuschen. Woher nehmen sich die Römer das Recht über uns zu bestimmen? Wir sind Menschen mit einem eigenen Willen.“
    Wie gut das gerade keiner der verhassten Römer in ihrer unmittelbaren Nähe verweilte. Denn Eireann redete sich gerade wieder um Kopf und Kragen.


    Schließlich verstummte die Silurerin, als sie Tiberios durchdringenden Blick auf sich spürte. Unter diesem Blick fühlte sich die Dunkelhaarige regelrecht unwohl und zuckte leicht zusammen.
    “Ich habe dir doch schon gesagt das wir nicht getrennt werden Das kannst du mir ruhig glauben.“
    Dabei lächelte Eireann tatsächlich zuversichtlich. Auch wenn sie sich innerlich gar nicht so zuversichtlich fühlte.


    Dann war es Eireann die sich fließend erhob und schließlich mit Tiberios über die grüne Wiese hüpfte und sprang. Nach einer Weile bewegte sich die Silurerin in einem eigenartigen Rythmus. Einem Klang den nur sie verstehen konnte. Dabei hielt sie ihre Augen geschlossen und schien beinahe über die Wiese zu schweben.


    “Die Großen Hallen sind überall. Du kannst sie als Sterblicher nur nicht sehen. Wenn du am Scheideweg stehst wird dir der Weg gewiesen.“
    Flüsterte Eireann ehrfürchtig und hielt tatsächlich in ihrer Bewegung inne. Denn auf einmal pochte ihr Herz wie verrückt, als Tiberios Lippen über ihre dunklen Strähnen glitten. Völlig ruhig hielt sie, als Tiberios samtweiche Stimme erklang. Und so war es nun die Dunkelhaarige die den Abstand zu dem Blonden verringerte und schließlich ihren Kopf gegen seine Schulter lehnte.
    “Möge dieser Augenblick bis in alle Ewigkeit andauern.“

    Als Tiberios erklärte das sie ihm als Junge tatsächlich gefallen würde, weiteten sich Eireanns Augen zuerst. Bevor sie ihren Blick errötend niederschlug.
    “Ihr Griechen würdet auch etwas mit einem Jungen anfangen?“
    Murmelte Eireann fragend und wagte es dann doch ihren Blick anzuheben und Tiberios Blick zu erwiedern.
    Dann huschte ein ernster Schatten über das Gesicht der Silurerin und Eireann musste hart schlucken.
    “Deine Worte sollen mich gemahnen mein Temperament zu zügeln?“
    Aber wie sollte sie das denn schaffen? Sie versuchte es doch. Und tatsächlich gelang es ihr meistens.


    “Meine Mutter hat mich zu einer stolzen, jungen Frau erzogen. Und diesen Stolz werde ich auch nicht abstreifen können.“ Oder wollte sie nicht? Könnte natürlich ein Fünkchen Wahrheit dahinter stecken.
    Als Tiberios erklärte das er heute mit ihr fröhlich sein wollte, spürte Eireann wie ihr Herz wieder kraftvoller in ihrer Brust pochte.
    “Dann sollten wir fröhlich sein. Wir sollten singen und tanzen.“
    Auffordernd blickte sie den Blonden bei diesen Worten an.
    In einer fließenden Bewegung erhob sich die Dunkelhaarige und streckte Tiberios ihre Hand entgegen.


    “In den Großen Hallen bei unseren Göttern werden wir uns eines Tages alle wiedersehen.“
    Dabei lächelte die iulische Sklavin mit einem schmerzlichen Ausdruck auf ihren Lippen.

    Den anzüglichen Blick des Blonden bemerkte Eireann durchaus. Wusste jenen Blick im ersten moment jedoch nicht einzuordnen. Das einzige was sie spürte waren ihre rot glühenden Wangen und ihr hastiger Herzschlag.
    “Würde ich dir als Junge etwa nicht gefallen?“
    Mit einem breiten Grinsen auf ihren Lippen hatte sie sich bei diesen Worten in Tiberios Richtung gedreht.


    Dann jedoch schwieg Eireann wieder und beobachtete Tiberios einfach nur. Diese Momente der Stille waren äußerst selten und so schien Eireann diese wenigen Sekunden umso intensiver zu genießen.
    “Denke immer daran Tiberios. Eines Tages werden wir uns alle wiedersehen.“
    Dabei lächelte die Dunkelhaarige mit einem schmerzlichen Ausdruck in ihren Augen.
    “Es ist immer schwierig wenn Neid und Missgunst vorherrschen.“
    Dabei streckte Eireann ihre Hand aus und streichelte sanft über Tiberios Handrücken.


    “Du willst wirklich eine Geschichte über meine Mutter hören? Hm.. lass' mich mal überlegen.“
    Da blickte Eireann kurzzeitig in die Ferne. Wie um sich zu sammeln. Bevor sie schließlich ihre leise Stimme erklingen ließ.
    “Auch in unserem Volk gab es Feste wie dieses hier. Nur bei uns wird mehr Alkohol getrunken und die Männer singen grölende Lieder. In solchen Nächten entstehen auch die meisten Kinder.“
    Verschämt grinste die junge Silurerin bei diesen Worten und senkte ihren Blick.


    “Für ein junges Mädchen ist es das schönste wenn der Mann bei einem solchen Fest um ihre Hand anhält.“
    Beinahe wäre es bei Eireann so weit gewesen. Doch dann kamen die Überfälle der Banditen und die Auslöschung ihres Dorfes dazwischen.