Beiträge von Eireann

    Kaum hatte sich Eireann herumgedreht, begann sich Tiberios in Rage zu reden. Zumindest empfand die Keltin den Klang in seiner Stimme als Aufbegehren und zuckte unwillkürlich zusammen. Ihren Kopf hielt sie dennoch erhoben und fokussierte den furischen Sklaven. Jedoch versuchte sie ihre emotionslose Maske vergeblich aufrecht zu erhalten. Denn die ersten Risse zeigten sich und Eireann spürte wie ihr Herz hastiger in ihrer Brust pochte.
    Doch noch einmal würde sie keine Tränen vor dem Lockenkopf zeigen. Und so presste Eireann ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. Während Tiberios Worte in ihren Gedanken widerhallten.


    “Du wusstest es das ich mich der römischen Obrigkeit niemals unterwerfen kann. Du wusstest es Tiberios!“
    Bei diesen deutlich hitzigen Worten hatte Eireann ihre Finger zu Fäusten geballt und funkelte dem Sklaven gereizt entgegen.
    “Dominus Furius Cerretanus.. er war.. er hatte.. ich sollte Domina Furia Stella helfen. Aber wieso hat er mich überhaupt gekauft, wenn er mich dann sowieso weiterschob?“
    Hart schluckte Eireann und wirkte in diesem Augenblick leicht verzweifelt. Was man auch an ihren angespannten Schultern erkennen konnte.


    Aethra ist meine Zukunft. Bin ich. Dies ist der Name den mir mein Dominus gab.“
    Wie man einem Haustier einen neuen Namen gab, wenn man es kaufte.

    Schweigend und mit Tränen in den Augen kniete die Dunkelhaarige im Staub und spürte wie ihr Herz mit jeder Minute die verstrich in winzigkleine Splitter zerbrach. Tatsächlich hatte sie Tiberios verloren. Für immer verloren. Und während diese Erkenntnis allmählich in ihren Geist sickerte und sich dort festsetzte, wünschte sie sich der Boden zu ihren Füßen würde sich auftun und sie verschlucken. Schließlich rappelte sich die Keltin auf die Füße und versuchte unbewusst den Staub und Dreck aus ihrer Tunika zu wischen. Nachdem Eireann tief durchgeatmet hatte, blickte sie Tiberios direkt entgegen und der tränenfeuchte Schimmer ihrer Augen wurde hinfort geblinzelt.
    “Und doch tust du genau das Tiberios. Du trittst mich in den Staub. Ich fühle mich von dir benutzt und einfach entsorgt. Als wäre ich in deinen Augen nichts wert. Vielleicht hattest du tatsächlich Recht und ich bin lediglich eine unwissende Barbarin.“
    Vollkommen ruhig entwichen diese Worte den Lippen der Keltin. Während es tief in ihren Augen kurzzeitig auffunkelte. Etwa die alte Eireann?


    “Tz! Freundschaft! Ich bin doch nur eine Barbarin in deinen Augen. Der angesehene Sklave einer römischen Familie sollte nicht mit einer Sklavin aus der Subura gesehen werden.“
    Emotionslos blickte die Keltin dem Alexandriner entgegen und versuchte verzweifelt das zittern ihrer Finger zu verbergen.
    “Mach es gut Tiberios. Hüter meines Herzens. Werde ein freier Mann in Roma. Ich wünsche dir nur das Beste. Das habe ich schon immer getan.“
    Schließlich drehte sich die Dunkelhaarige abrupt herum und brachte Abstand zwischen sich und den furischen Sklaven.
    “Für dich bin ich nur noch Aethra Tiberios. Und danke für den Posca.“
    Mal sehen ob der Lockenkopf noch etwas erwiederte. Wenn nicht, würde Eireann den Schleier am Brunnen säubern und sich selbst in einer der Thermen in der Subura. Die zwei Sesterzen hatte Eireann noch nicht ausgegeben. Dann würde sie gesäubert zurück zu ihrem Dominus kehren und Tiberios vergessen. So zumindest der angedachte Plan.

    Wie endgültig der Klang in Tiberios Stimme war. Als würden sich hier gerade zwei Fremde gegenüberstehen die sich über das Wetter unterhielten. Diesen Eindruck könnte man tatsächlich gewinnen. Während es Eireann innerlich zerriss vor Schmerz und ein wahrlich trockenes Schluchzen aus ihrer Kehle an die Oberfläche drang. Ihren Schleier zupfte Eireann in diesem Augenblick wie eine schützende Barriere um ihren Kopf. Sodass der furische Sklave ihre Tränen nicht bemerkte. Auch wenn man an ihren bebenden Schultern ihre Reaktion allzu deutlich erkennen konnte.


    “Du... glaubst mir nicht?“
    Wisperte die junge Frau, die noch immer im Staub kniete und erneut hart schluckte. Denn instinktiv wusste die Dunkelhaarige das sie Tiberios auch nicht umstimmen könnte. Ganz gleich was sie versuchte. Und diese Erkenntnis schmerzte Eireann sichtlich. Hatte sie Tiberios tatsächlich verloren? Für immer?
    “Selbst wenn ich vor deiner Domina im Staub krieche und mich entschuldige, würde sich nichts ändern?“
    Matt schimmerten Eireanns Augen. Was durch den Schleier jedoch verborgen blieb.


    “Ich.. ich habe mich gefreut als du den Brief gelobt hast. Ich.. ich dachte du meintest meine Worte. Ich bin keine Lügnerin.“
    Oh nein. Diese Anschuldigung würde sie nicht auf sich sitzen lassen. Und so funkelte sie dem furischen Sklaven direkt entgegen.
    “Du kannst mich in den Staub treten und auf mich spucken Tiberios.“
    Erwiederte die Keltin mit noch immer jenem glühenden Feuer in den Augen, welches ihr von Tiberios den Spitznamen 'Feuerkopf' eingebracht hatte.


    “Ich habe mich dir geschenkt Tiberios. Ich habe dir meine Jungfräulichkeit gegeben. Ein Privileg das meinem Verlobten zugestanden hätte. Ich liebe dich noch immer. Während meiner Kerkerhaft hat der Gedanke an dich mich am Leben gehalten.“
    Sprudelte es leidenschaftlich über Eireanns Lippen. Während ihre schmalen Hände leicht zitterten.
    “Bin ich dir wirklich so egal geworden? Empfindest du nichts mehr für mich Tiberios? Noch nicht einmal ein Funken?“

    Tatsächlich mutete diese Situation äußerst grotesk an. Wie die beiden Sklaven nebeneinander auf den Stufen des Trajansforum saßen. Der eine Sklave gab sich wie ein Peregrinus. Während die junge Frau wie die niederste Sklavin aus der Subura wirkte. Was schon alleine der Sklavenkragen publik machte. Und dann war da noch Tiberios Kopfschütteln, welches Eireanns Herz dumpfer in ihrer Brust pochen ließ.
    “Ich habe nur an mich gedacht Tiberios. Ich war ... selbstsüchtig. Ich wollte das die Römer in mir nicht nur eine barbarische Sklavin sahen.“
    Abermals schluckte die Dunkelhaarige hart und führte erst in diesem Augenblick den Becher Posca an ihre Lippen. Doch nur damit ihre Hände beschäftigt waren und sie das zittern verbergen konnte.


    Als Tiberios erneut das Lupanar erwähnte, zuckte Eireann zusammen als hätte man sie geschlagen.
    “Ich war nicht freiwillig in diesem Lupanar. Das musst du mir glauben. Bitte Tiberios.“
    Flehte die Keltin regelrecht und blickte mit einem bittenden Glanz in ihren Augen zu dem Lockenkopf.
    “Ich wollte niemandem schaden. Wirklich nicht. Am allerwenigsten dir.“
    Erneut musste Eireann hart schlucken und spürte zugleich wie ihre Kehle eng wurde. Sie würde doch jetzt nicht vor dem furischen Sklaven in Tränen ausbrechen. Nein!
    “Ich wünschte ich könnte die Zeit zurück drehen und das Vorgefallene ungeschehen machen.“
    Flüsterte Eireann schuldbeladen und senkte erneut ihren Blick gen des staubigen Boden.
    “Deine Domina wird mich hassen Tiberios. Habe ich Recht? Eine respektvolle Entschuldigung meinerseits wird sie wohl nicht akzeptieren?“
    Tatsächlich flackerte bei diesen Worten ein kleiner Funke Hoffnung in Eireanns Seelenspiegeln.


    Tiberios Hände fühlten sich noch immer so unfassbar weich an, als er sie rigoros beiseite wischte und Eireann weiterhin vor dem Jüngling im Staub kauerte. Ihre Tunika würde sie später am Brunnen waschen, damit ihr Dominus keinen Verdacht schöpfte
    “Es tut mir Leid.“
    Murmelte die junge Frau und krallte ihre bebenden Finger in ihre Tunika. Der Poscabecher stand vergessen neben ihr.
    “Ich habe dich nie angelogen Tiberios. Ich.. ich kann nicht lesen und schreiben. Beim ersten Brief hat mir eine iulische Sklavin getroffen. Und beim zweiten Brief hat mir eine freundliche Frau aus der Subura geholfen. Das ist die Wahrheit. Bitte Tiberios.“
    Dann verstummte die Keltin erneut und starrte zu Boden. Während sie noch immer auf den Knien kauerte.


    Als Tiberios erwähnte das er sich einmal tatsächlich verliebt hatte, wimmerte die junge Keltin wie ein angeschossenes Reh auf und presste im nächsten Moment ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen.
    “Ich habe dir meinen Körper und meine Liebe geschenkt. Und du tauscht mich einfach ein?“

    Als Tiberios die Antwort auf ihre Frage gab, biss sich Eireann schuldbewusst auf die Unterlippe. Denn wieder einmal wurde ihr verstärkt bewusst das sie sich durch ihre dumme Tat ihr eigenes Grab geschaufelt hatte. Denn wäre sie damals nicht aus der Casa Furia geflohen, wäre sie auch nie dem Lupanarsbesitzer begegnet und hätte das Ganymed von innen betrachten dürfen. All' diese Gedanken kreisten der jungen Frau in diesem Augenblick durch den Kopf, während sie ihren Blick starr gen Boden heftete. Auch wenn sie den musternden Blick des furischen Sklaven deutlich auf sich fühlte.
    “Ich habe ein älteres Weiblein an diesem Marktstand gesehen.“
    Protestierte da die Dunkelhaarige und wagte es ihren Blick kurzzeitig anzuheben. Dabei spürte sie wie ihr Herz rasend in ihrer Brust pochte und sie den Becher äußerst fest umklammerte.


    “Und doch habe ich deiner Domina Schande bereitet.“
    Flüsterte Eireann und umklammerte unbewusst die Marke an ihrem Sklavenkragen.
    “Willst du wissen wieso ich davon gelaufen bin Tiberios? Ich wollte ein Geschenk für deine Domina kaufen. Und dann bin ich dem Lupanarsbesitzer gestoßen.“
    Hart biss sich die junge Frau bei diesen Worten auf die Unterlippe und senkte tatsächlich ihren Kopf. Als würde sie hier mit ihrem Dominus sprechen und nicht mit einem Sklaven. So könbte man das Verhalten der Keltin deuten.
    “Ich habe jeden einzelnen Tag an dich gedacht Tiberios. Ich habe dir sogar einen Brief überbringen lassen. Aber du bist nicht erschienen.“
    Jene letzten Worte flüsterte die Dunkelhaarige beinahe und schielte aus dem Augenwinkel zu dem Lockenkopf empor.


    Als Tiberios mit grimmigen Hohn in der Stimme den Lupanarsbesitzer erwähnte. Zuckte Eireann sichtlich zusammen und starrte den furischen Sklaven aus großen Augen an.
    “Nein. Das ist nicht wahr Tiberios. Ich habe mich gewehrt. Ich bin nicht freiwillig in diesem Lupanar gewesen. Ich war Kyriakos nie zu Willen. Er hat mich eingesperrt und wollte von Optio Furius Cerretanus Geld für meine Freilassung erpressen. Oh bitte Tiberios. Du musst mir glauben. Ich liebe nur dich.“
    Bei diesen Worten war Eireann von den Stufen gerutscht und kniete sich direkt vor Tiberios. Seine Beine umklammerte sie und bat ihn dadurch um stumme Vergebung.

    Mit einem aufmerksamen Schimmer in ihren Augen folgte Eireann dem Sklaven, als Tiberios an einem der Stände zwei Posca orgsnisierte. Dabei nestelte sie unbewusst an dem Schleier herum, der sich um ihre Schultern schmiegten. Schließlich wollte sie Tiberios direkt entgegen blicken können und nicht durch die Seide des Schleiers blinzeln müssen.


    Der Kauf des Posca dauerte zum Glück nicht lange und die Keltin setzte sich schließlich neben Tiberios auf die Stufen des Trajansforums. Als sie ihm den Becher aus den Händen nahm, berührten sich ihre Finger leicht und beinahe wäre Eireann der Becher entglitten.
    “Entschuldige.“
    Murmelte die Dunkelhaarige und fixierte den Becher in ihren Händen. Bloß nicht in seine Richtung sehen, sprach sie innerlich wiederholend. Denn seinen Blick spürte sie durch den Stoff ihrer Tunika auf ihrer Haut brennen.
    “Sklavinnen dürfen sich nicht verschleiern? Warum? Mein Dominus wünscht es.“
    War Eireanns Stimme leise zu vernehmen. Während sie ihren Blick unsicher in Tiberios Richtung gleiten ließ.
    “Ich weiß nicht aus welchem Land mein Dominus stammt. Aber orientalische Züge hat er.“
    Dann biss sich die junge Frau auf die Unterlippe und senkte nervös ihren Blick.


    “Ja. Ich wurde verschenkt. Mein Dominus hat vor dem Carcer gewartet, bis Dominus Optio Furius Cerretanus mich aus dem Carcer führte.“
    Unwillkürlich schlang Eireann ihre Arme um den Körper und atmete langsam ein- und wieder aus.
    “Eine junge Frau hat dir den Weg zu mir gewiesen?“
    Nachdenklich verfolgte Eireann den Fingerzeig des Lockenkopfs und runzelte leicht ihre Stirn.
    “Dieser Stand dort scheint verwaist zu sein. Obwohl dort bis vor kurzem ein älteres Weiblein stand.“
    Ein leichtes Schulterzucken begleitete diese Worte der Dunkelhaarigen. Bevor sie erneut tief durchatmete.


    “Hasst du mich nun Tiberios? Für das was ich dir und der Gens Furia angetan habe.“
    Flehend war der Glanz in den Augen der jungen Frau. Während sie dem furischen Sklaven direkt entgegen blickte.

    Tatsächlich wirkte Eireann wahrlich verwirrt. Ihr Dominus wurde nicht laut und schrie sie an oder erhob seine Hand ihr gegenüber. Und diese Tatsache ließ die Dunkelhaarige mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck zurück. Warum sie es dem Magus erzählte wusste die Keltin selbst nicht. Doch wusste sie, tief in sich verborgen. Sie musste mit ihrem alten Leben abschließen. Um wie ein Phoenix aus der Asche wiedergeboren zu werden. Nur wie? Wie sollte sie diese Gefühle für den furischen Sklaven aus ihrem Körper und ihren Gedanken tilgen?


    Unwillkürlich verkrampften sich Eireanns Finger bei diesem Gedanken und ein sachtes beben ließ ihren Körper erzittern.
    “Wie kann ich die Gefühle für Tiberios auslöschen? Ist das möglich? Wenn ich ihm nicht mehr nahe sein kann. Gibt es eine Möglichkeit Dominus?“
    Außer natürlich sich in die nächste Klinge zu stürzen. Doch diesen Gedanken schob die Keltin weit von sich und verharrte regungslos und mit gesenkten Köpfchen vor dem Magus.


    “Hast du schon einmal geliebt Dominus?“
    Wisperte es, unbedacht, über ihre Lippen. Während sie aus dem Augenwinkel zu dem Älteren empor schielte.
    “Ich habe dich nicht belogen Dominus.“
    Antwortete Eireann äußerst knapp und biss sich auch schon auf ihre Unterlippe. Tatsächlich wirkte die Silurerin in diesem Augenblick äußerst jung ... und unbedarft. Sein sanfter Klang in der Stimme intensivierte die Gänsehaut auf ihrem Körper.
    “Ich.. ich.. kann nicht schreiben Dominus. Ich habe schreiben lassen. Ich habe ein altes Mägdelein gefragt ob sie mir die Worte zu Pergament bringt. Und sie war damit einverstanden.“


    Unwillkürlich spürte Eireann wie ihr Herz hastiger in ihrer Brust pochte und das Blut rascher durch ihre Venen rauschte.
    “Wieso sollte eine Sklavin ihre Fähigkeiten laut hinaus posaunen? Um ihren Wert zu steigern?“
    So ganz verstand es die Dunkelhaarige nicht. Aber wie denn auch? Sie war einst frei gewesen. Frei wie ein Vögelchen. Wie ein stolzer Falke.

    Das Weiblein mit dieser rauen Stimme und dem so wissenden Lächeln hatte Recht behalten. Aber woher konnte sie dies nur wissen? Ob dies ein Wink ihrer Göttin war? Ein letztes, klärendes Gespräch. Bevor Eireann den Lockenkopf aus ihren Gedanken streichen würde. Streichen musste, denn so wünschte es ihr Dominus. Bei dem Gedanken an den Magus biss sich die Keltin abrupt auf die Unterlippe und umfasste unwillkürlich die Marke, die an ihrem Sklavenkragen befestigt war. Ob Tiberios das Sklavenhalsband aufgefallen war? Jetzt nachdem der Schleier ihre Gesichtszüge nicht mehr vor neugierigen Blicken verbarg. Unstet ließ die junge Frau ihren Blick über Tiberios Erscheinung gleiten und spürte im selben Moment einen schmerzhaften Stich in ihrem Herzen. Sie hatte ihn verloren. Der Abstand zwischen ihnen war unüberbrückbar geworden. Und diese Tatsache schmerzte die Silurerin innerlich.


    Und dennoch erinnerte er sich an ihren Namen. Auch wenn die Dunkelhaarige bei diesem Namen leicht zusammen zuckte. Denn ihr Dominus sprach sie lediglich mit -Aethra- an. Jenem Namen den er ihr gegeben hatte. Und dennoch würde Eireann ihren Geburtsnamen niemals vergessen. Nervös beleckte die junge Frau ihre Unterlippe und ertappte sich dabei wie ihr Blick gedankenverloren auf Tiberios Gesicht ruhte. Entschuldigend lächelte sie in seine Richtung und wandte auch schon ihren Blick ab.


    “Ich folge dir.“
    Flüsterte Eireann leise und zupfte auch schon den Schleier um ihren Kopf. Bis dieser auch ihr Gesicht verbarg. Langsam folgte sie dem Lockenkopf. Auch wenn ihr Blick starr auf einem undefinierbaren Punkt ruhte.
    “Ich lebe noch Tiberios und danke meiner Göttin dafür.“
    Dabei huschte ein feines Lächeln über Eireanns Lippen.
    “Nachdem ich aus dem Carcer entlassen wurde. Verschenkte mich der Optio an einen Magus aus der Subura. Ich diene meinem Dominus als ...Haussklavin. Mein Dominus wünscht das ich mich so kleide. Die Subura wird zu meinem zu Hause Tiberios.“
    Eigentlich wollte Eireann fröhlich klingen. Doch ihr Standesunterschied wurde ihr in diesem Augenblick deutlich vor Augen geführt.
    “Ich habe den Furiern große Schande bereitet. Und die Haft war meine Strafe dafür.“
    Denn so empfand Eireann tatsächlich.

    “Dominus. Ich.. ich muss mein Gewissen erleichtern. Meine Gutgläubigkeit hat mir wieder einmal seine Grenzen aufgezeigt.“
    Nervös biss sich die Sklavin bei diesen Worten auf die Unterlippe und war froh das sie den Eimer in den Händen hielt. Denn sonst wären dem Magus ihre bebenden Fingern augenblicklich aufgefallen.
    “Ich habe deiner Anweisung zuwider gehandelt und habe Tiberios einen Brief zukommen lassen.“
    Erneut folgte ein nervöser Biss auf die Unterlippe. Doch ihre Stimme war klar. Auch wenn sie seinen Blick tunlichst vermied.
    “Ich wollte mich mit Tiberios in der Spelunke am Tiberufer treffen. Und wollte mich mit ihm aussprechen.“
    Schließlich brach Eireann hart schluckend ab und fokussierte den Boden zu ihren Füßen äußerst intensiv.
    “Aber.. Tiberios ist nicht erschienen. Ich habe vergeblich auf ihn gewartet. Kannst du mir verzeihen das ich deinen Worten zuwider gehandelt habe Dominus?“
    Wieder einmal waren es äußerst viel Worte die über die Lippen der Dunkelhaarigen strömten. Aber irgendwie musste sie ihr schweres Gewissen erleichtern. Und dies hatte sie hiermit getan. Blieb nur abzuwarten wie ihr Dominus auf dieses Ereignis reagierte. Während die Keltin mit gesenkten Köpfchen regungslos vor ihrem Dominus verharrte.

    Der Bärtige lehnte sich gegen seinen Eselskarren. Stocherte sich in den Zähnen herum und stierte allzu auffällig in Richtung der Verschleierten. Während eben jene Verschleierte durch langsames ein- und wieder ausatmen ihren hastig pochenden Herzschlag unter Kontrolle zu bringen versuchte. Und da half es auch nichts das sie diesen Blick deutlich auf sich spürte. Unbewusst zupfte die Keltin an ihrem Schleier und wünschte sich das ihr der Schleier die Möglichkeit verlieh unsichtbar zu werden. Leider war dies nicht möglich und so versuchte sie die sie musternden Blicke zu ignorieren. Auch wenn ihr dies schwer fiel. Denn die Worte des Weibleins hatten Eireanns Seelenleben durcheinander gewürfelt. Auch wenn ihr die Keltin entgegen gezischt hatte, dass die Worte der Greisin mit dem wissenden Lächeln eine Lüge waren. So ertappte sie sich doch wie sie länger über diese äußerst kryptischen Worte nachdachte.


    “Was mag das Weiblein mit ihren Worten nur gemeint haben?“
    Wisperte die junge Frau und starrte in die Tiefen des Brunnen. Als würde ihr die spiegelglatte Wasseroberfläche die Antwort auf ihre Frage liefern. Doch das Wasser des Brunnen lag völlig ruhig da und die Keltin entließ ein leises Seufzen über ihre Lippen. Vielleicht hatte ihr Dominus doch Recht gehabt und sie wäre lediglich in seinem Haus sicher. Nein. Sie konnte sich doch nicht selbst einsperren. Denn dann würde sie tatsächlich verrückt werden. Bei diesem gedanklichen Zwiegespräch musste Eireann dann doch leise kichern. Und dieses kichern verscheuchte endlich den Bärtigen mit seinem Eselskarren.


    Das sich der furische Sklave in ihrer unmittelbaren Nähe befand ahnte Eireann nicht. Erst als seine Stimme an ihr Gehör drang, weiteten sich Eireanns Augen. Während ihr Herz augenblicklich rasend in ihrer Brust pochte. Konnte das sein? Nach all' dieser Zeit, begegneten sie sich ausgerechnet an einem Brunnen wieder? Als er sie dann mit domina ansprach, huschte ein gequältes Lächeln über ihre Lippen. Der Lockenkopf hatte sich kein bisschen verändert. Oder etwa doch? Denn ihr Blick glitt lediglich aus dem Augenwinkel in seine Richtung. Mehr wagte die Sklavin einfach nicht. Denn die Angst war zu groß.
    “Ich bin eine Sklavin, wie du ein Sklave bist.“
    Ließ die junge Frau ihre leise Stimme erklingen. Bevor sie sich dann doch vorsichtig herumdrehte und ihren Schleier behutsam auf ihre Schultern gleiten ließ. Würde er sie erkennen? Sie hatte ihn bereits am Klang seiner Stimme erkannt. Und doch wirkte seine Tunika äußerst fein und auch der Stoff des Umhangs. Hatte er es geschafft und durfte sich als Peregrinus bezeichnen?
    “Tiberios.“
    Unendliche Trauer und tiefverwurzeltet Schmerz hüllten seinen Namen ein, als dieser wie ein leises Echo über Eireanns Lippen wehte.

    Der Lärm der Marktschreier drang schließlich nur noch gedämpft an Eireanns Gehör. Denn die Dunkelhaarige hatte ihren Kopf zwischen die Schultern gezogen und presste ihre Hände gegen ihre Schläfen. Denn von dort breitete sich der pochende Schmerz wie ein Lauffeuer aus und ließ die Dunkelhaarige leise wimmern. Hatte das alte Weiblein etwa Zauber gewirkt oder wieso hatte Eireann den Eindruck ihr Kopf müsste jeden Augenblick zerspringen? Vielleicht hatte das alte Weiblein dieses Gefühl gemeint. Ihre bohrenden Kopfschmerzen. Ob dieser Gedanken presste Eireann ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen und versuchte sich in die Höhe zu stemmen. Geriet dabei jedoch ins taumeln und musste sich tatsächlich gegen die Mauer in ihrem Rücken lehnen. Was war nur los mit ihr? Wieso fühlte sie sich auf einmal so schwach? Lag es vielleicht daran weil sie am heutigen Tag zu wenig getrunken hatte? Ja. Daran musste es liegen. Und um ihren Wasserhaushalt wieder auszugleichen würde sie sich am Brunnen des Mercatus Urbis etwas erfrischen. Bevor sie jedoch aus der Gasse trat, zupfte sie den Schleier in ihr Gesicht und strich ihre Tunika glatt.


    Schließlich setzte Eireann ihre etwas wackeligen Schritte aus der Gasse und blinzelte erst einmal, um sich zu orientieren. Aber auch weil sie die Sonne blendete. Seit wann war sie denn so lichtempfindlich geworden. Mit einem leichten Kopfschütteln verscheuchte sie dieses merkwürdige Gefühl und stöhnte im nächsten Moment leise auf, als sich bunte Punkte vor ihrem inneren Auge abzeichneten. Taumelnd setzte die Sklavin ihre Schritte vorsichtig voran und bemerkte nicht wie sie ausgerechnet an dem Stand des Weibleins vorüber kam.
    “Dein Schicksal erwartet dich. Heute wirst du sehen.“
    Raunte die alte Greisin. Während die Keltin unbewusst ihre Schritte beschleunigte und sich eine Gänsehaut auf ihrem mit Peitschenstriemen gezeichneten Rücken abzeichnete.


    Endlich kam der Brunnen in Sicht und Eireann näherte sich diesem vorsichtigen Schrittes. In direkter Nähe hatte ein Eselskarren angehalten und der Bärtige stierte allzu offensichtlich in ihre Richtung. Unbewusst zupfte sie den Schleier fester um ihren Kopf und beugte sich über den Brunnen. Um in die undurchdringliche Tiefe zu blicken. Während sie sich von tausenden Augen beobachtet fühlte und ihre Finger unmerklich in die steinerne Brunneneinfassung krallte.

    Tatsächlich ließ er sie diesmal nicht so lange vor der Porta warten. Etwas was die junge Frau innerlich verwunderte. Nach außen hin ließ sie sich ihre Gedanken jedoch nicht anmerken. Wie sollte ihr Dominus denn auch ihre Gesichtszüge studieren wenn der Schleier ihren Kopf verhüllte? Und dennoch spürte sie seinen Blick als brennendes Mahnmal auf sich und zuckte unwillkürlich zusammen. Konnte er ihre Gedanken lesen? Wusste er welch gedankliches Wirrwarr in Eireanns Seele herrschte?


    “Danke Dominus.“
    Ließ die Keltin ihre Stimme erklingen und ergriff den Henkel des Eimers. Dabei zitterten ihre Finger jedoch so stark das ihr der hölzerne Eimer beinahe aus den Fingern geglitten wäre. Erst im nachfassen konnte sie ihre Finger um den Henkel klammern. Während ihre Fingerknöchel ob des krampfhaften Griffs weißlich durch ihre Haut hindurchstachen.


    Eigentlich hätte sie sich nun pflichtgemäß herumdrehen müssen, um den ersten Eimer am Brunnen mit Wasser zu füllen. Doch ihr schlechtes Gewissen quälte die Keltin sichtlich und so biss sie sich vor nervösem Unbehagen auf die Unterippe. Sie musste ihr Gewissen erleichtern. Denn diese Schmach der Enttäuschung würde sie eines Tages ins Grab befördern. Und so schluckte Eireann hart. Bevor sie schließlich ihren Kopf anhob und ihren Dominus hinter dem Schleier verborgen, direkt ansprach.


    “Dominus darf ich das Wort an dich richten?“
    War Eireanns leise Stimme zu vernehmen. Während ihr dabei das Herz bis zum Hals pochte.

    Mit hängendem Kopf schlich die Dunkelhaarige durch die Straßen der Subura. Dabei hatte sie gedacht das es das richtige war was sie getan hatte. Sie hatte dem furischen Sklaven einen Brief geschrieben, in der stillen Hoffnung das ihr Brief auch ankam und von Tiberios gelesen wurde. Doch offensichtlich hatte sie sich umsonst Mühe gegeben. Denn sie hatte vergeblich auf den Lockenkopf in der Schmierigen Spelunke gewartet. Wann immer sich die Türe öffnete hatte Eireann mit einem leuchtenden strahlen in den Augen den Hereinkommenden gemustert. Es kamen einige Besucher in diese Spelunke. Der furische Sklave war jedoch nicht darunter. Und schließlich hatte sie sich enttäuscht auf den Rückweg zum Haus des Magus gemacht. Wieso hatte sie nur darauf vertraut das sie Tiberios wiedersehen würde? Bei diesem Gedanken ballte die junge Frau unwillkürlich ihre Finger zu Fäusten. Nach dieser Schmach sollte sie ihn vollständig aus ihren Gedanken vertreiben. Nur wie, wenn das Herz strikt dagegen ist? Vielleicht wusste ihr Dominus Rat. Aber dann müsste sie ihm beichten das sie einen Brief zur Casa Furia bringen ließ.


    Mittlerweile war die Dunkelhaarige vor dem Haus ihres Dominus angekommen und atmete tief durch. Wie sollte sie das Gespräch beginnen? Sollte sie einfach mit der Tür ins Haus fallen? Irgendwie müsste sie ihre Seele erleichtern, denn das schlechte Gewissen lastete schwer auf Eireanns Gemüt. Nachdem die Dunkelhaarige noch einmal tief durchgeatmet hatte, trat sie auf die Porta zu und pochte einmal dagegen. Hoffentlich würde er sie nicht schon wieder so lange warten lassen.

    “Was bedrückt dich mein Kind? Ich sehe das deine Seele schwer ist vor Kummer.“
    Die Stimme einer Greisin ließ Eireann aus ihrer stummen Betrachtung regelrecht zusammen zucken. Wer hatte da gerade zu ihr gesprochen? Etwa dieses Weiblein dort, welche hinter einem der Marktstände saß und verschiedenste Leckereien feil bot? Argwöhnisch ließ Eireann ihren Blick auf dem Weiblein ruhen. Und erntete eine ebenso aufmerksame Musterung zurück.


    “Hast du gerade mit mir gesprochen?“
    War es dann doch Eireanns Stimme die hinter dem seidenen Schleier hervor drang.
    Das Weiblein erwiederte jedoch nichts auf ihre Worte. Sondern musterte sie schweigend und mit einem undeutbaren Lächeln auf den Lippen.
    “Hast du eine Krankeit das du dein Gesicht verbergen musst?“
    Bei diesen unerhörten Worten öffneten sich auch schon Eireanns Lippen. Doch noch ehe sie zu einer scharfen Erwiederung ansetzen konnte, lächelte das Weiblein milde.
    “Oh nein. Du bist hübsch. Aber er möchte nicht das dich andere angaffen. Du bist schließlich das Geheimnis des Magus.“


    Bei diesen Worten spürte Eireann wie ihr leicht übel wurde und ihre Finger unbewusst die Marke an ihrem Sklavenkragen umklammerte. Beinahe so als würde sie sich daran festhalten
    “Wo.. Woher nimmst du dein Wissen?“
    Erklang es dumpf hinter dem Schleier hervor. Während Eireann langsam ein und wieder ausatmete. Um gegen den bedrohlichen Schwindel anzukämpfen.
    “Oh mein armes Kind. Deine Seele verdorben und auf immer an den Magus gekettet.“
    “Ich habe meinem Dominus Gehorsam geschworen. Und ich.. ich darf ihn nicht enttäuschen.“
    Langsam ließ Eireann ihre Hand sinken und zupfte fahrig an dem Schleier herum.


    “Du wirst ihm hörig sein. Und an den Gefühlen für deine große Liebe zerbrechen.“
    “Ich darf keine körperliche Liebe empfinden!“
    Brauste Eireann auf und erntete lediglich ein mildes Lächeln des Weibleins.
    “Du wirst zerbrechen mein Kind. Langsam. Stück für Stück. Und dann hat er dich dort wo er dich haben möchte.“
    Bei diesen wahrlich unheilvollen Worten schnappte Eireann nach Luft. Von wem sprach die Greisin? Von Tiberios? Von Hairan? Oder gab es noch jemand drittes?
    “Sei still. Du lügst. Sei still.“
    Versuchte die Keltin den Worten der Greisin hinter dem Marktstand Einhalt zu gebieten.


    Doch schließlich war es Eireann die sich hastig herumdrehte und regelrecht panisch in eine der Gässchen eintauchte. An einer muffig riechenden Mauer rutschte sie schließlich zu Boden und kauerte sich dort zusammen.

    Nachdem Eireann von ihrem Dominus davon geschickt wurde. Zupfte sie den Schleier enger um ihr Gesicht und wagte sich in die Gässchen der Subura. Dabei umgab sie der Hauch von Melancholie wie einen Heiligenschein und begleitete einen jeden ihrer Schritte. Den herumlungernden Straßenkindern warf die Keltin verborgene Blicke unter dem Schleier zu. Ob der Straßenjunge ihren Brief bis zur Casa Furia gebracht hatte und hatte er Tiberios auch erreicht? Nun. Sie würde es sehen. Wenn sie sich auf den Weg zur Spelunke am Tiberufer begab und den furischen Sklaven dort nicht antraf. Doch bis es so weit war müsste sie ihren Dominus davon überzeugen Tiberios treffen zu dürfen. Und das sie ihm einen Brief geschrieben hatte, genauer gesagt schreiben ließ, wusste der Magus auch nicht. Sollte sie ihm davon erzählen? Ja. Musste sie. Wenn sie die Erlaubnis wollte das er sie zu dem Treffen gehen ließ. Ob dieser Gedanken presste die Dunkelhaarige ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. Wie sollte sie reagieren wenn er es ihr tatsächlich verbot? Nein. Daran durfte und wollte die Keltin gar nicht erst denken. Auch wenn seine Stimme durch ihre Gedanken geisterte - Gehorsam und Stillschweigen. Dies war dem Magus wohl am wichtigsten. Und sie hatte ihm zuwider gehandelt, als sie mit Tiberios in schriftlichen Kontakt trat. Tatsächlich? Nun. Die Dunkelhaarige hatte den Brief nicht selbst zur Casa Furia gebracht. Denn den Villen der Hohen und Mächtigen wagte sie sich nicht mehr zu nähern. Schließlich schüttelte die Dunkelhaarige ihren Kopf und schloss für einen kurzen Augenblick ihre Augen. Denn die pochenden Kopfschmerzen setzten wieder ein. Sodass sie den Eindruck hatte ihr Kopf würde jeden Augenblick zerspringen. Bei jener abrupten Kopfbewegung war doch tatsächlich der Schleier verrutscht. Hastig griff die Dunkelhaarige nach der Seide und verbarg abermals ihr Gesicht.


    Die Tatsache das sie sich mittlerweile auf dem Mercatus Urbis befand, ließ die junge Frau sichtlich zusammen zucken und ihren Blick aus dem Augenwinkel von links nach rechts gleiten. Nun ja. Jetzt war sie schon einmal hier und würde keinen Rückzieher machen. Mit gestrafften Schultern näherte sie sich den Marktständen und ließ ihren Blick neugierig über die dargebotene Ware gleiten.

    Als ihr Dominus tatsächlich sein Wissen an sie weitergab und Eireann erklärte was es mit dem Tartaros auf sich hatte. Spitzte die junge Frau ihre Ohren und lauschte seinen Worten höchst aufmerksam. Sie würde ihm also auf direkten Weg in Richtung Hölle folgen? Für einen kurzen Augenblick schluckte die Dunkelhaarige hart und kratzte den letzten Rest des Gerstenbreis aus der Schale. Die Schale würde sie später säubern. Schließlich versuchte sie ihre wirren Gedanken zu ordnen. Die Hölle war sein Ziel? Und die Keltin würde ihm ohne zu zögern folgen. Dies hatte sie ihm versprochen. Und ein einmal gegebenes Versprechen brach man nicht. Zumindest nicht wenn man Sklavin eines Magus war.


    Schließlich ließ er das Gespräch über ihren Daimon etwas ausufern. Und auch hier lauschte die Keltin höchst aufmerksam. Wobei sie spürte wie ihr Herz bis zum Hals pochte. Sie würde schreckliche Dinge sehen und musste sich an seine Regeln hatten. Abermals spürte Eireann wie ihr ein eisiger Schauer über den Rücken kroch und sie ihren Blick starr gen Boden richtete. Hatte sie ihm nicht bereits Demut und Gehorsam gelobt? Als ihr Dominus schließlich die Tränke ansprach, die ihr Bewusstsein erweitern würden. Nickte die Dunkelhaarige lediglich. Zum Zeichen das sie verstanden hatte.


    “Ja Dominus. Ich werde pünktlich zurück sein.“
    Ließ Eireann ihre Stimme erklingen. Zupfte den Schleier wieder um ihr Gesicht. Neigte ihren Kopf und verließ das Haus ihres Dominus. Hinaus auf die Straßen der Subura. Die zwei Sesterzen verbarg sie sicher in ihrer Handfläche.

    Seitdem die Dunkelhaarige dem Magus gehörte und er Eireann ihre Aufgaben näher erläutert hatte. War sie bereits schon immer äußerst früh auf den Beinen. Um zum Beispiel das Wasser vom Brunnen zu holen. Wie auch an diesem frühen Morgen. Bei einem dieser Ausflüge fasste sich die Silurerin schließlich ein Herz. Ihren Schleier hatte sie um ihren Kopf gewunden, als sie die Gässchen der Subura entlang ging. Als sie auch schon vor einem Gebäude inne hielt. Langsam tief durchatmete und der Frau im Inneren ihr Begehr mitteilte. Als Bezahlung versprach sie das dieses Weiblein eine Seance bei Hairan für wenige Münzen erhalten würde. Und die Frau verstand. Bedeutete Eireann auf einem niedrigen Hocker Platz zu nehmen und lauschte anschließend ihrer Stimme. Während die ältere Frau die Worte der Keltin auf ein Pergamentstück niederschrieb.





    Ad:
    Vilicus Tiberios - Casa Furia
    Roma | Italia


    Salve Tiberios!


    Erinnerst du dich noch an mich? Ich konnte mich nicht früher bei dir melden.
    Was mir unendlich Leid tut. Ich hoffe du kannst mir verzeihen.
    Mein sehnlichster Wunsch ist es dich zu sehen.
    Wenn du mich auch sehen willst, so treffe mich in zwei Tagen* in der Schmierigen Spelunke am Tiberufer.
    Ich werde dort auf dich warten. Mein Herz schlägt noch immer für dich.


    Vale bene


    Eireann
    -Serva-



    Regelrecht elegant setzte die ältere Frau Eireanns Namen auf das Pergament und schob ihr den Brief entgegen. Dankend nickte die Dunkelhaarige. Faltete das Pergament zusammen und verließ das Gebäude der älteren Frau. Nur wie sollte sie den Brief zur Casa Furia bringen. Den Villen der Hohen und Mächtigen wagte sie sich nicht mehr zu nähern. Und ihrem Dominus würde es missfallen. Doch schließlich entpuppte sich ein verlaustes Straßenkind als ihr Retter in der Not. Jenes verlauste Straßenkind brachte Eireanns Brief zur Casa Furia. Hoffentlich tat dies das Straßenkind tatsächlich. Während sich die Keltin mit einem mulmigen Gefühl auf den Rückweg zum Haus des Magus machte.


    Sim-Off:

    * Zwei Tage = wann es bei dir passt.

    Nein. Natürlich wusste die Keltin nicht was der Tartaros war. Aber es musstr ein wichtiger Ort sein denn sonst hätte ihn ihr Dominus garantiert nicht ausgesprochen.
    “Nein. Tut mir Leid Dominus. Ich weiß nicht was der Tartaros ist. Aber vielleicht möchtest du es mir sagen?“
    Aus dem Augenwinkel blickte Eireann zu dem Parther empor. Senkte jedoch im nächsten Moment hastig ihren Blick und fokussierte ihre Schüssel mit dem Weizenbrei. Auch wenn sie seinen spöttischen Blick als brennen auf ihrer Haut fühlen konnte. Als ihr Dominus den Brand des Ganymed ansprach, zuckte die Keltin zusammen und duckte sich leicht.
    “Ich bin unsch.. unschuldig Dominus.“
    Sprudelte es auch schon über Eireanns Lippen. Bevor sie ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen presste und tatsächlich einige Schritte zurück wich. Vor Angst? Durchaus möglich.


    Schweigend und mit gesenkten Kopf lauschte sie seinen Worten und spürte wie ihr das Herz bis zum Hals pochte. Ein Weissagedaimon sollte Gewalt über ihren Körper haben? Und dies schon seit ihrer Kindheit? Als der Ältere dann von Folter sprach zuckte die Keltin zusammen und umklammerte die Schüssel, als wollte sie diese jeden Augenblick zerbrechen.
    “Ich wäre eine Frau die mit den Göttern spricht.“
    Hauchte Eireann mit leiser Stimme und hielt ihren Blick nach wie vor zu Boden gewandt.


    Und schließlich forderte ihr Dominus Antworten und die Sklavin antwortete.
    “Diese Visionen werden in meinem Stamm immer von Mutter zu Tochter weitergegeben. Manchmal überspringen sie aber auch eine Generation. Meine Mutter hatte bereits diese Visionen und sie wollte mich darin unterweisen. Dazu kam es dann leider nicht mehr.“
    Ein kurzer Blick in seine Richtung folgte.
    “Zuerst dachte ich immer ich träumte. Und dann sah ich, vor dem Brand des Lupanars was geschehen würde. Wusste aber diese Vision nicht einzuordnen. Ich hatte Angst Dominus.“

    Gedankenverloren zählte Eireann ihre Herzschläge, während sie vor der geschlossenen Porta verharrte und darauf wartete das ihr die Türe geöffnet wurde. Wie lange sie wohl diesmal warten musste? Der Schleier verhüllte ihre Gesichtszüge, während sie durch den Stoff hindurch die Türe fokussierte. Und tatsächlich öffnete sich die Türe im nächsten Augenblick wie durch Geisterhand gelenkt. Bei diesem Gedanken huschte tatsächlich ein Lächeln über Eireanns Lippen. Ein Lächeln welches durch den Schleier im Verborgenen blieb.


    Schließlich trat die junge Keltin an dem Magus vorbei, sodass dieser die Türe schließen konnte. Die beiden Schälchen Puls balancierte sie hinüber zum Tisch und stellte diese darauf. Dann schleppte Eireann den Eimer Wasser in das Innere und stellte diesen in greifbare Nähe. Dann erst schloss die Silurerin die Türe und wandte sich in seine Richtung. Seine kaum wahrnehmbare Handbewegung bemerkte die Dunkelhaarige und griff zögernd nach dem Schälchen. Das es lediglich einen sauberen Löffel gab verwunderte die Dunkelhaarige dann doch. Und so benutzte sie ihre Finger zur Nahrungsaufnahme. Etwas anderes blieb ihr schließlich nicht übrig.


    Dann erhob ihr Dominus seine Stimme und Eireann spitzte ihre Ohren. Das sie dabei das essen vergaß bemerkte sie nicht. Der Schleier lag nun ausgebreitet um ihre Schultern. Während ihr Blick aus dem Augenwinkel in seine Richtung glitt. Denn Eireanns Blick ruhte auf der Schale Puls, die von ihren schlanken Fingern umklammert wurde. Unwillkürlich beschleunigte sich Eireanns Herzschlag und sie umklammerte die Schale fester.
    “Ich bin deine Sklavin Dominus. Ich gelobe dir bis in den Tartaros zu folgen.“
    Was der Tartaros war wusste die junge Keltin nicht. Aber es musste ein geheimnisvoller Ort sein.
    “Ich stehe dir zur Verfügung Dominus.“
    Hauchte die junge Keltin mit leiser Stimme.