Beiträge von Eireann

    Für einen kurzen Augenblick hatte Eireann das Gefühl als würde sie über ihre eigenen Füße stolpern. Während sich die eisige Faust der Angst in ihren Magen bohrte. Was hatte sie nur falsch gemacht das sie von ihrer Göttin mit dieser Härte gestraft wurde? Aus dem Augenwinkel beobachtete Eireann den einen Urbaner. Jener der damals die Peitsche geschwungen hatte und die Dunkelhaarige das lodernde Gefühl des Hasses niederkämpfte. Hatte sie ihrem Dominus nicht gesagt das sie gehorchen würde. Auch wenn dies bedeutete das sie abermals die Mauern der Castra und das stinkende Stroh des Carcers zu sehen bekam.


    Aber vielleicht kam es gar nicht so weit. Vielleicht würde im nächsten Augenblick ihr Dominus um die Ecke biegen und den Urbanern erklären das es sich hierbei um ein großes Missverständnis handelte. Nur wie sollte ihr Dominus hierüber wissen? Eireann hatte ihm schließlich nicht gesagt das sie sich auf dem Mercatus Urbis herumtreiben würde. Vielleicht war dies bereits ihr Fehler gewesen. Und dennoch konnte ihr Dominus nicht wissen das sie die Ruine des Ganymed auf wundersame Weise angezogen hatte. Bei diesem Gedanken biss sich die junge Frau auf die Unterlippe und drehte ihren Kopf in Richtung des Soldaten der ihr den Schleier vom Kopf gerissen hatte. Er hatte den Schleier doch mitgenommen. Hatte er doch, oder?


    Abrupt spürte Eireann wie ihr Herz hastiger in ihrer Brust zu pochen begann. Und sie ihren Blick gar panisch in Pullus Richtung gleiten ließ. Am liebsten hätte sie den Urbaber gebeten ihr den Schleier zumindest um die Schultern zu legen. Doch ihre Lippen blieben versiegelt und kein Wort entwich ihrer Kehle.

    Wieso hatte der Parther ihre Scharade so leicht durchschaut? Weil sich ihr Dominus mit derlei Dingen auskannte, wisperte ein leises Stimmlein in Eireanns Hinterkopf. Als der Dunkelhaarige dann auch noch in lautes Gelächter ausbrach, zuckte die Keltin unwillkürlich zusammen. Auch wenn ihre Augen noch immer wild funkelten und sie den Eimer ihrem Dominus allzu gerne mitten in sein Gesicht geknallt hätte. So blieb Eireann ruhig. Viel zu ruhig?
    “Wie hast du es herausgefunden Dominus?“
    Drang ihre Stimme an des Magus Gehör. Während sie ihren Blick gen Boden gerichtet hatte. Sie hatte sich vor ihrem Dominus der Lächerlichkeit preisgegeben. Und diese Schmach brannte auf Eireanns Wangen, die sich deutlich gerötet hatten.


    Als dann die strenge Stimme ihres Dominus an ihr Gehör drang, zuckte die Keltin leicht zusammen.
    “Ich bitte um Entschuldigung Dominus.“
    Wisperte die Keltin mit leiser Stimme und gesenktem Blick. Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. Doch dieser Wunsch wurde ihr nicht erfüllt. Und so verharrte Eireann weiterhin vollkommen regungslos. Wie würde ihr Dominus mit ihr verfahren? Mit ihrer gespielten Scharade?


    “Ja Dominus.“
    Murmelte die junge Silurerin und näherte sich dem Badezuber. Um dort das Wasser hinein zu kippen. Welch' Wohltat für ihre schmerzenden Schultern und ihre erlahmten Arme. Den Eimer behielt sie jedoch in ihren Händen. Denn der Boden wollte geschrubbt werden. So wie es ihr Dominus wünschte. Das Öl in ihren Haaren würde sich Eireann später auskämmen. Im Vordergrund standen die beschmutzten Fliesen.


    Und während Eireann frisches Wasser vom Brunnen holte, schimpfte sie sich eine Närrin. Hatte sie wirklich geglaubt ihren Dominus täuschen zu können? Mit zusammen gepressten Lippen kehrte die Keltin zurück in das Haus des Magus. Griff sich einen Lumpen und sank zu Boden. Der Lumpen wurde in Wasser getränkt und die Sklavin begann den Boden zu befeuchten. Um dann energisch darüber zu wischen. Dabei protestierten ihre schmerzenden Muskeln. Dennoch verbiss sie sich jeglichen Schmerzlaut.


    So bemerkte Eireann nicht wie es allmählich immer dunkler wurde und das Wasser im Eimer immer schmutziger. Wie lange Eireann auf den Knien ausharrte wusste die junge Frau nicht. Doch schließlich leerte sie das Schmutzwasser in die Subura. Nun. Nicht direkt vor des Magus Haustür. Und endlich kämmte sie sich auch das Öl aus den Haaren. Ihre besudelten Finger wischte sie an ihrer Tunika sauber und kehrte zurück. Die Türe schloss die Sklavin hinter sich und neigte lauschend ihren Kopf auf die Seite. Hatte sie da nicht gerade ein Geräusch vernommen? Hm. War wohl nur Einbildung.


    Mit langsamen Schritten näherte sie sich eine der Ecken des Raumes und legte sich dort zur Ruhe. Die Knie an den Körper gezogen und ihren Schleier als Kopfkissen nutzend. Und dennoch dauerte es einige Zeit bis Eireann eingeschlafen war.

    Geschlagen senkte die Keltin ihren Kopf und stolperte auch schon in die angezeigte Richtung. Ihr Dominus würde benachrichtigt werden und sie aus dem Carcer holen. Würde er das wirklich? Für einen kurzen Augenblick spürte Eireann wie sich die eisige Faust der Angst in ihrem Magen verkrampfte. Wie würde ihr Dominus reagieren wenn er hiervon erfuhr? Ein Gedanke der einen Schauer über Eireanns Rücken rieseln ließ.
    “Meine Unschuld wird bewiesen werden.“
    Murmelte die junge Frau und ballte unbewusst ihre Finger zu Fäusten. Während sie sich durch die Gassen treiben ließ.

    Aus dem Augenwinkel warf Eireann dem Lupo einen entschuldigenden Blick entgegen. Sie wollte unter keinen Umständen Schuld an seinem weiteren Schicksal sein.
    “Ich war auf dem Heimweg.“
    Murrte die junge Keltin und musterte die beiden Urbaner mit einem höchst aufmerksamen Glanz in ihren Seelenspiegeln. Schließlich rappelte sich die Keltin in die Höhe. Und fokussierte einen undefinierbaren Punkt irgendwo über der linken Schulter des Urbaners.
    “Mein Dominus wird alles aufklären. Ich war nur zufällig hier. Ein Missgeschick.“
    Murmelte die junge Frau und presste ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. Am besten sie sagte ab sofort gar nichts mehr.


    Als Pullus dann jedoch den Namen ihres Dominus in den Mund nahm, spannte sich die junge Silurerin unbewusst an. Während sie Pullus unter gesenkten Lidern einen warnenden Blick entgegen warf.
    “Mein Dominus soll ein gutes Herz haben? Kennst du meinen Dominus? Weißt du wozu er in der Lage ist?“
    Eigentlich wollte sie doch schweigen. Aber durch seine Worte hatte sich Eireann provoziert gefühlt. Und irgendwie wollte sie ihren Dominus auch in Schutz nehmen.

    Mit schreckgeweiteten Augen fokussierte die Dunkelhaarige das Schwert. Dessen Spitze direkt auf sie zeigte und sich die Keltin vorsichtig erhob. Aus dem Augenwinkel schielte Eireann in Nicons Richtung und spitzte bei seinen Worten ihre Ohren. Puh. Zum Glück verdächtigte sie nun nicht auch noch der Lupo. Und dennoch schluckte Eireann hart. Wie wohl ihr Dominus auf den Verbleib seiner Sklavin reagierte? Nein. Darüber würde sich die Dunkelhaarige keine Gedanken machen. Auch wenn sich bereits ein flaues Gefühl in ihrem Magen ausbreitete.
    “Du hast die falsche Person im Visier.“
    Dabei drehte sie sich direkt in Lurcos Richtung und blickte dem Urbaner fest in desen Gesicht.


    Bevor Eireann schweigend zwischen dem Urbaner und dem Lupo hin- und her blickte.

    Als ihr einer der Urbaner den Schleier vom Gesicht riss, stieß Eireann einen erstickten Schrei aus. Hoffentlich ließ der Urbaner den Schleier nicht zu Boden fallen. Denn dieser Schleier war mehr wert als sie selbst, hallten die Worte ihres Dominus durch die wirr umher galoppierenden Gedanken der jungen Silurerin.
    “Ich habe hier nichts gesucht. Ich war auf dem Heimweg. Mein Dominus erwartet mich.“
    Sprudelte es auf einmal über Eireanns Lippen. Während ihr Herz vor Schreck viel zu laut in ihrer Brust pochte.


    Dann war es die Stimme des erfahreneren Soldaten der Eireann zusammen zucken ließ. Auch wenn sie ihren Blick weiterhin auf den beiden Soldaten ruhen ließ. Als der Urbaner den Namen ihres Dominus in den Mund nahm, knirschte Eireann mit den Zähnen.
    “Ich möchte einfach nur nach Hause. Mein Dominus sieht es nicht gerne wenn ich mich verspäte.“
    Eine erneute Aufforderung sie doch einfach vorbeizulassen. Von weiteren Anschlägen und Bränden in der Subura wusste die Dunkelhaarige nichts. Das einzige was sie wusste war das der Brand des Ganymed noch immer nicht gelöst sein konnte, wenn die Urbaner sie weiterhin als Tatverdächtige bezeichneten.


    Schließlich ließ Eireann erschöpft ihren Kopf hängen und ließ sich zu Boden sinken.
    “Mein Dominus wird dir sagen das ich mich auf dem Heimweg befunden habe.“
    Während ihr bei dem Gedanken an die Castra und den Carcer ein eisiger Schauer über den Rücken rieselte.


    Als dann von einer Leiche die Rede war, weiteten sich Eireanns Augen in stummer Panik.
    “Ich habe nichts... Ich war das nicht...“
    Stammelte die Keltin mit Panik in den Augen und purer Angst in ihrer Stimme.

    Als tatsächlich Nicons Stimme erklang, neigte Eireann ihren Kopf kaum merklich auf die Seite und musterte den Lupo. Wo hielt sich der Rest verborgen? Und wieso war Nicon nicht bei ihnen? Doch noch bevor Eireann ihre Gedanken zu Worte formen konnte, vernahm sie Schritte die sich rasch näherten. Ein leises Seufzen entwich dann doch den Lippen der jungen Keltin. Bevor sie ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen presste.
    “Kyriakos soll ein Träumer sein? Nein. Er ist kalt und berechnend.“
    Erwiederte die Keltin auf die Worte des Lupo und musterte Nicon mit einem aufmerksamen Glanz in ihren Augen.
    “Und sein Lupanar wird erstrahlen.“
    Bei diesen Worten umspielte ein undeutbares Lächeln die Lippen der jungen Frau.


    Den sich nähernden Schritten hatte Eireann in den letzten Minuten keine Aufmerksamkeit geschenkt. Erst als eine befehlsgewohnte Stimme durch die Nacht drang und sich diese Stimme als Mitglied der Cohortes Urbanae vorstellte, spannte sich die Keltin unbewusst an. Während ihr zugleich ein eisiger Schauer über den Rücken rieselte. Schließlich gelang es ihr durch langsames ein- und wieder ausatmen ihre flatternden Nerven halbwegs unter Kontrolle zu bekommen.


    Langsam wandte sich die junge Frau herum und näherte sich den beiden Soldaten.
    “Ich habe nichts getan. Ich war auf dem Heimweg zu meinem Dominus.“
    Erwiederte die junge Frau mit ruhiger Stimme. Auch wenn ihre Knie weich anmuteten und sie am liebsten geflohen wäre.
    “Du hast keine Handhabe mich festzunehmen.“

    Nachdem Eireann geendet hatte spürte sie wie ihr Herz hastiger in ihrer Brust pochte. Hatte sie etwas falsches gesagt? Gefiel ihre Geschichte ihrem Dominus nicht? Aber das waren die Worte die Tiberios an ihr Ohr hatte dringen lassen. Vielleicht aber hatte der furische Sklave seine Geschichte auch einfach nur hübsch ausgeschmückt? Ob dieser Gedanken furchte sich Eireanns Stirn.


    Hatte der furische Sklave die Unwahrheit über sein bisheriges Leben erzählt und wie er in Sklaverei geriet? Zuzutrauen wäre es dem Lockenkopf. Und während Eireann darüber nachgrübelte, spürte sie wie ihre Arme unbewusst tiefer sackten. Eine wahre Wohltat für ihre schmerzenden Schultern. Dann jedoch erinnerte sie sich an die Worte ihres Dominus und mit einem gequälten ächzen brachte sie ihre Arme wieder in die Position die ihr Dominus sehen wollte.


    Als ihr Dominus verkündete das er ihre Haare anzünden würde sollte sie versagen, knurrte die Dunkelhaarige auf einmal wie ein wildes Tier und funkelte ihren Dominus aus wild glühenden Augen an.
    “Du möchtest doch nicht deine Sklavin einfach so dem Tode überantworten. Sie ist jung und kann dir noch viele Jahre dienen Magus. Und ich brauche ihren Körper.“
    Eireanns Körperhaltung hatte sich verändert. Ihre Schultern strafften sich. Und das obwohl ihre Finger noch immer den Eimer umklamerte.


    Schließlich huschte ein feines Lächeln über Eireanns Lippen. Während sie ihren Dominus direkt anblickte und ihr schmerzender Körper in den Hintergrund rückte. Denn noch immer sprach der daemon aus ihr und ließ sie ihre Schmerzen vergessen. Zumindest in diesem Moment.

    Und während Eireann die Ruine betrachtete. Wurde ihr bewusst das sich jemand bereits an die Arbeit gemacht hatte und die größeren Schutthaufen beiseite geräumt waren. Sodass eine schmale Gasse entstanden war. Eine Gasse wohin? Hinein ins Verderben. Und während die junge Frau vollkommen regungslos verharrte, spitzte sie dennoch ihre Öhrchen. Auch wenn sie wusste das sie sich alleine in dieser Gasse befand. Denn ihren Blick hatte sie bereits höchst aufmerksam die Gasse entlang gleiten lassen.
    “Sein Traum wird auferstehen. Aus den Flammen wiedergeboren. Und doch auf wackeligem Fundament erbaut.“
    Murmelte Eireann mit leiser Stimme vor sich hin. Während sie einen vorsichtigen Schritt in die Ruine setzte. Mit zittrigen Fingern berührte sie einen der Steine.


    “Das Feuer wurde gezielt gelegt. Der Täter läuft noch immer frei durch die Straßen. Eine Gruppe. Angeführt von einem mächtigen Mann der Unterwelt.“
    Wisperte die junge Frau und zog im nächsten Augenblick ihre Hand zurück. Beinahe so als hätte sie sich verbrannt. War da nicht ein Geräusch? Aufmerksam spitzte die Keltin ihre Öhrchen noch stärker und vernahm nichts. Bis auf den wispernden Wind der durch die Trümmer wehte und sein klagendes Lied sang. Und doch wurde Eireann den Gedanken nicht los das sie beobachtet wurde.


    Und tatsächlich. Eireann hatte sich nicht geirrt. Denn nachdem sie sich langsam herumdrehte, blickte sie in zwei äußerst tiefliegende Augen. Ein Säufer der hier in diesen Gassen Schutz vor der brütenden Hitze gesucht hatte, ging es Eireann durch den Kopf. Nein. Kein Säufer. Auch wenn die Amphore direkt neben ihm dieses Bild vorgaukeln möchte. Vorsichtig wagte sich Eireann dann doch näher an die vermeintlich schlafende Gestalt heran.
    “Nicon.“
    Gelang es ihr seinen Namen über ihre Lippen hervor dringen zu lassen.

    Das Gewicht des halbvollen Eimers zerrte deutlich an Eireanns Armen. Sodass der jungen Frau ein ersticktes keuchen entwich. Augenblicklich presste sie ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen und fokussierte eine Stelle an der Wand, in dem sie direkt über seine Schulter blickte. Vielleicht gelang es ihr das Gewicht des Eimers zu verteilen, in dem sie ihr Gewicht vorsichtig verlagerte? Doch kaum hatte Eireann diesen Versuch gestartet, wäre aie beinahe zur Seite gestolpert. Entschuldigend ruckte ihr Kopf in Richtung ihres Dominus und ihre Lippen wurden merklich weißer. Derart fest presste sie ihre Lippen aufeinander.


    Dem gesprochenen Wort ihres Dominus lauschte die Keltin mit gespitzten Ohren. Und konnte sich im ersten Moment keinen Reim auf seine Worte machen. Was wollte ihr Dominus mit seinen Worten vermitteln?
    “Tiberios hat mir einst erzählt das seine Mutter einen Fehler beging und ihre ehemalige Domina beleidigte. Doch anstatt das Tiberios Mutter bestraft wurde. Wurde Tiberios nach Rom verkauft. Er wollte mir durch diese Geschichte zeigen das Stolz bei einer Sklavin gefährlich ist.“
    Nach diesen Worten schwieg die Silurerin und schnappte im nächsten Moment auch schon nach Luft. Während ihre Arme unmerklich herab sanken und Eireann ein ersticktes, schmerzvolles wimmern entfloh. Pha! Wie ein leidendes Tier! Augenblicklich fokussierte sie erneut diesen Fleck an der Wand und reckte ihre Arme in die Höhe. Sie würde ihren Dominus nicht enttäuschen.


    “Was geschieht wenn ich versage Dominus?“
    Dabei blitzte es doch herausfordernd in ihren Seelenspiegeln auf. Während sie spürte wie ihre Handinnenflächen schweißfeucht anmuteten und sie ihre Finger fester um den Henkel krallte.

    Bewusst hatte Eireann den Ständen des Mercatus Urbis den Rücken gekehrt. Beinahe so als wollte sie sich selbst martern, in dem sie dem furischen Maiordomus nicht nachblickte. Er wollte sie nicht mehr sehen und Eireann musste es akzeptieren. Musste sie tatsächlich? Ja! Auch wenn es ihr unendlich schwerfiel.
    Nachdem sie den Schleier am Brunnen gesäubert hatte, hüllte sie sich in das schützende Kleidungsstück und kehrte den Marktbuden endgültig den Rücken. Zumindest für diesen Moment. Später würde sie noch einmal hierher zurück kehren um sich einen Frauennachttopf zu kaufen. Denn die zwei Sesterzen befanden sich noch immer an Eireanns Körper. Schließlich hatte Tiberios die beiden Becher Posca bezahlt. Mit einer abrupten Kopfbewegung verdrängte sie den furischen Sklaven aus ihren Gedanken und lenkte ihre Schritte auch schon in eines der verwinkelten Gässchen. In den Schleier gehüllt fühlte sich Eireann tatsächlich sicherer. Auch wenn sie die musternden Blicke deutlich spürte. So wagte es doch niemand sie anzusprechen. Was wurde gedacht? Das sie an einer unheilbaren Krankheit litt und sie sich deswegen verhüllte? Bei diesem Gedanken huschte ein feines Lächeln über Eireanns Lippen.


    Während sie an einer Wegkreuzung den rechten Pfad einschlug und ihr diese Gegend unbewusst bekannt vorkam. Befand sich dort nicht das Lupanar Ganymed? Beziehungsweise das was von dem Lupanar übrig geblieben war. Eine Ruine. Unwillkürlich spürte sie wie sich eine Gänsehaut auf ihren Armen ausbreitete und ein leises Stimmlein sie davor warnte länger hier zu verweilen. Dem leisen Stimmlein legte Eireann augenblicklich einen Knebel an und benetzte unwillkürlich ihre Unterlippe. Dort vorne hatte Nymphis auf der Kreuzung gesessen und Eireann war in die Falle getappt. Wie es dem Sklavenjungen wohl ergehen mochte? Sorgte Kyriakos gut für ihn? Bei der gedanklichen Erwähnung des Lupanarsbesitzers ballte Eireann ihre Finger zu Fäusten. Denn mittlerweile hatte sie das abgebrannte Lupanar erreicht und blickte auf die verkohlten Trümmer.


    “Ich hatte dich gewarnt Kyriakos.“
    Auch wenn ihre Warnung zu spät ausgesprochen wurde und das Unheil bereits seinen Lauf genommen hatte. Ihren Kopf hielt Eireann unbewusst gesenkt. Während sie vor ihrem inneren Auge das ehemalige Lupanar in vollem Glanz erstrahlen sah. Zum Glück wurde sie hierbei nicht beobachtet. Oder etwa doch?


    Sim-Off:

    Wer möchte. Darf gerne Gesellschaft leisten.

    Diese Kühle die Eireann entgegen wehte schmerzte mehr als wenn Tiberios sie angeschrien hätte. Und dennoch wich sie nicht zurück. Verharrte vollkommen regungslos an Ort und Stelle. Lediglich ihre wild glühenden Augen und ihre zu Fäusten geballten Finger verrieten ihre innere Angespanntheit.
    “Beleidige nie wieder meinen Dominus. Das hast du doch auch von mir gefordert.“
    Ließ Eireann ihre angespannte Stimme erklingen und fokussierte den jungen Mann mit einem aufmerksamen Glanz in ihren Augen.


    Die Urbaner schienen Tiberios nicht der Rede wert zu sein. Aber zumindest verteidigte er sie nicht. Vielleicht auch nur nicht vor ihr. Schließlich wusste Tiberios wie allergisch die Keltin auf die Urbaner reagierte. Was auch nicht verwunderlich wahr.


    Leise knirschte sie mit den Zähnen, als Tiberios lediglich belanglose Worte ob ihrer Peitschenstriemen an ihr Ohr dringen ließ.
    “Der Medicus der mich wieder zusammen geflickt hatte wusste was er tat.“
    Erwiederte die Keltin mit knapper Stimme und presste ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.


    “Vielleicht laufen wir uns tatsächlich wieder über den Weg Tiberios.“
    Schweigend blickte die Keltin dem Lockenkopf nach und spürte wie ihr Herz in Abermillionen Teile zerbrach.
    “Mach es gut Hüter meines Herzens.“
    Wisperte die Silurerin mit leiser Stimme und blickte Tiberios nach. Bevor sie den Schleier um ihr Gesicht zog und sich dem Brunnen zuwandte.


    Mit energischen Bewegungen säuberte sie den Schleier und spritzte sich selbst Wasser ins Gesicht. Nachdem Eireann einige male tief durchgeatmet hatte. Verließ sie den Mercatus Urbis und tauchte im nächsten Augenblick in eine der düster anmutenden Gässchen ein. Um sich auf den Rückweg zum Haus ihres Dominus zu begeben.

    Den raschen Blick ihres Dominus spürte Eireann als kribbeln auf ihrer Haut. Während sich zugleich ein spöttisches Lächeln auf ihre Lippen legte. Ob sie den Dunkelhaarigen durch jenes Lächeln aus der Reserve locken wollte? Wenn dem so wäre, dann gelang es ihr nicht und die junge Frau presste ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Zeitgleich musterte sie ihn und neigte ihren Kopf kaum merklich auf die Seite. Doch leider ließ sich ihr Dominus nicht provozieren und die Keltin knirschte mit den Zähnen. Bevor sie sich herumdrehte, um das Wasser für den Zuber in seinem Balneum zu holen. Drei Eimer Wasser trug Eireann herbei. Peinlichst darauf achtend das sie kein Tröpfchen des kostbaren Wassers verschüttete. Denn die Pfütze müsste sie beseitigen. Als Eireann mit dem vierten und somit letzten Eimer zurück kehrte, wirkte die Keltin sichtlich erleichtert. Bedächtig goss sie das Wasser in den Zuber und hielt jedoch abrupt inne, als sie seine Handbewegung wahrnahm. Was hatte das zu bedeuten? Zu fragen wagte sie jedoch auch nicht. Was auch besser so war. Denn Hairans Stimme drang an ihr Gehör und ließ Eireann nach Luft schnappen. Mieser Bastard.
    “Ja Dominus.“
    Presste die junge Keltin zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor und streckte ihre Arme seitlich von sich. So wie es ihr Dominus befohlen hatte.


    Um nicht an das Gewicht des Wassereimers denken zu müssen. Heftete die Sklavin ihren Blick auf die gegenüberliegende Wand und konzentrierte sich einzig und alleine auf ihre Atmung. Doch auch diese Atemtechnik konnte nicht darüber hinwegtäuschen das Eireanns Arme und Schultern bereits nach kurzer Zeit schmerzten. Und das Wasser im Inneren des Eimers glucksende Geräusche verursachte. Scharf sog Eireann die Luft ein, als das zittern ihrer Arme stärker wurde. Und was hatte ihr Dominus mit der Phiole vor? Die Antwort erhielt Eireann postwendend. Und schloss abrupt ihre Augen. Als das Öl über ihrem Kopf verteilt wurde. Zähflüssig bahnte sich das Öl seinen Weg und besudelte schließlich Eireanns Tunika. Während die Dunkelhaarige leise knurrte und die Schmerzen mittlerweile ihren Rücken hinab strahlten.


    Blinzelnd heftete sie ihren Blick direkt neben ihrem Dominus an die Wand. Während sie das Gefühl hatte das Gewicht würde ihre Arme in die Tiefe ziehen. Und genau dies geschah auch. So dass Eireann ihre Lippen fest zusammen presste und ihre Arme auf Befehl ihres Dominus erneut höher hob. Den stechenden Schmerz in ihren Schultern ignorierte sie. Auch wenn sie ihren Dominus aus glühenden Augen heraus anfunkelte. Und dann lauschte sie. Lauschte den Worten des Magoi und erzitterte innerlich. Doch nun gab es kein zurück mehr. Wer mit dem Feuer spielte musste damit rechnen sich zu verbrennen.
    “Tiberios und ich haben nur ein einziges mal das Lager miteinander geteilt.“
    Verteidigte sich die junge Silurerin und hechelte erneut nach Luft. Doch noch widersagte sie es sich den Henkel des Eimers loszulassen.


    “Tiberios stammt aus Alexandria. Und wurde in Sklaverei geboren. Zusammen mit seiner Mutter diente er einem ... Pla.. Pal.. Palmyrener? Ja. Einem Palmyrener. Durch einen Fehler seiner Mutter wurde Tiberios nach Rom verkauft.“
    Kurzzeitig verstummte Eireann. Als sie das Gefühl hatte ihre Arme würden absterben.
    “Tiberios hat mir gesagt das er der Göttin Fortuna dankt das er einen gütigen Dominus und Freunde gefunden hat.“
    Bei den beiden Worten gütiger Dominus konnte man leichte Geringschätzung aus Eireanns Stimme heraushören. Als die junge Keltin auch schon erstickt nach Luft schnappte, und das Wasser bedrohlich im Eimer schwappte.

    Schweigend musterte die Dunkelhaarige den Lockenkopf und lauschte seinen Worten. Tiberios war ihrem Dominus damals in der Schmierigen Spelunke begegnet? Tatsächlich? Leicht furchte sich die Stirn der Keltin, während sie Tiberios keine Sekunde aus ihrem Blick entließ.
    “Wieso sprichst du so erbost über meinen Dominus?“
    Denn so recht verstand es die Dunkelhaarige nicht.
    “Bist du dir sicher das mein Dominus dich aufgehalten hat? Vielleicht wollte er dir helfen und du hast seine Hilfsbereitschaft einfach nicht sehen wollen.“
    Völlig ruhig entwichen diese Worte den Lippen der jungen Frau. Bevor sie ihren Blick unstet zu Boden gleiten ließ und zugleich spürte wie ihr Herz sich verkrampfte. Und dieser Schmerz ließ Eireann leicht zusammen zucken.


    Als Tiberios ihre Dummheit erwähnte, natürlich in nette Worten verpackt. Wand sich die junge Frau wie ein Aal im Wasser und wünschte sich im staubigen Boden versinken zu können.
    “Ich bin deiner nicht würdig Tiberios. Du hattest Recht. Ich bin nur eine unwissende Barbarin.“
    Bar jeglicher Emotion entwichen diese Worte über Eireanns Lippen. Auch wenn sich ihre Statur unwillkürlich straffte und sie dem Lockenkopf direkt entgegen blickte.
    “Dein Brief wurde mir im Carcer gegeben. Aber ich habe deine Worte nicht verstanden.“
    Da schüttelte Eireann ihren Kopf und verkrallte ihre Finger miteinander.
    “Ich werde immer an unsere gemeinsame Nacht zurück denken.“
    Hauchte die Sklavin. Denn ihr Dominus hatte körperliche Liebe untersagt und die Dunkelhaarige würde sich daran halten.


    Schließlich erwähnte Tiberios die beiden Urbaner Lurco und Scato. Und Eireann wurde äußerst bleich und knirschte mit den Zähnen.
    “Deine ach so großmütigen Domini haben mich in den Carcer begleitet. Und waren auch zur Stelle als mich Optio Furius Cerretanus in die Freiheit gelassen hatte. Der Urbaner Lurco war es der mich die Peitsche spüren ließ.“
    Höhnte Eireann mit Spott in der Stimme und vor Wut blitzenden Augen. Sie würden alle dafür bezahlen. Früher oder später.


    Der schneidend, kalte Ton in Tiberios Stimme verursachte eine Gänsehaut auf Eireanns Körper. Während sie den furischen Sklaven schweigend musterte.
    “Vale bene Tiberios. Mach es gut und denke daran diese Stadt ist ein Sündenpfuhl und gefährlich.“
    Aufrecht und mit gestrafften Schultern blickte die Keltin ihrem Hüter ihres Herzens ruhig an.

    Offenbar hatte sich Eireanns Herz gegenüber dem furischen Sklaven soeben in Stein verwandelt. Genauer gesagt verschloss sie ihre Gefühle für Tiberios in ihrem tiefsten Innersten und würde keinen weiteren Gedanken an den furischen Sklaven verschwenden. Mit zusammen gepressten Lippen verharrte Eireann ruhig an Ort und Stelle und blickte ihrem Dominus direkt entgegen. Ein toter Tiberios könnte ihr Herz nicht mehr berühren und sie müsste nicht mehr ständig an ihn denken.
    Nur leider schob ihr Dominus diesem Gedanken einen Riegel vor. Sodass die Keltin leise knurrte.
    “Tz! Hat mein Dominus etwa Angst vor der furischen Gentes?“
    Spöttisch sprach die Dunkelhaarige jene Worte an den Magoi gewandt. Wobei sie ihn noch immer direkt anblickte. Und er das unheilvolle funkeln in ihren Augen erkennen konnte.


    Schweigend lauschte Eireann den Worten ihres Dominus und öffnete erneut ihre Lippen. Doch da erinnerte er sie an das Wasser vom Brunnen. Und die Sklavin nickte.
    “Ja Dominus.“
    Antwortete sie. Packte den Eimer fester am Henkel und verließ die Behausung des Magus. Auf dem Weg zum Brunnen ließ sie die Gespräche mit Tiberios gedanklich Revue passieren und schluckte hart. Der Lockenkopf musste bezahlen. Eireann hatte ihre Strafe durch die Carcerhaft bereits verbüßt. Der furische Sklave jedoch stolzierte dort draußen durch die Straßen. Nein! Damit wäre in absehbarer Zeit Schluß.


    Eimer für Eimer schleppte Eireann in das Haus ihres Dominus. Bis sie dem vierten Eimer vom Brunnen holte und durch die Türe trat. Ihr Dominus hatte sie mit Sicherheit bereits bemerkt.
    “Dominus? Ich habe nachgedacht. Und bin zu der Überzeugung gekommen das sich Tiberios in ein Römerliebchen verwandelt hat. Er würde alles machen um es den Römern Recht zu machen. Dadurch steigt er in der Achtung seiner Herren. Verleugnet jedoch seine eigentliche Herkunft.“
    Ihre Finger hatte Eireann bei diesen Worten zu Fäusten geballt. Der gefüllte Wassereimer stand vor ihren Füßen. Während sich ihre Brust hastig hob und senkte.

    Schweigend und mit geballten Fäusten betrachtete die Dunkelhaarige den Lockenkopf. Während ihre Nasenflügel unwillkürlich zitterten. Denn Tiberios Worte klangen so als wolle er partout nichts über das Verhältnis zwischen sich und dem Magoi an Eireanns Gehör dringen lassen.
    “Eine lange Geschichte? Ich habe Zeit Tiberios.“
    Herausfordernd und fragend zugleich blickte die Keltin zu dem Lockenkopf und neigte kaum merklich ihren Kopf auf die Seite. Würde er ihr seine Geschichte erzählen? Oder wäre das auch schon unter seiner Würde? Am liebste hätte sie ihn an den Schultern gepackt und geschüttelt. Damit er mit seinen Gedanken wieder ins reine kam. Oder hätte man das lieber bei ihr machen sollen, um sie zu einer hörigen Sklavin zu schleifen?


    “Du blickst mich an als wäre ich eine Fremde für dich. Dabei haben wir das intimste geteilt was man nur miteinander teilen kann.“
    Dann verfiel Eireann wieder in Schweigen. Wandte ihren Blick ab und starrte zu Boden. Die Zeit verrann unerbittlich und Eireann spürte mehr und mehr das sie ihn unwiderbringlich verloren hatte. Noch nicht einmal die Tatsache das sie sich vor ihm in den Staub geworfen hatte und sich vollends erniedrigte, hatte Tiberios interessierte. Und diese Tatsache schmerzte. Auch wenn die Keltin ihren Schmerz tief in sich vergrub und stattdessen ihre Fingernägel in ihre Handinnenflächen bohrte. Vielleicht lenkte sie der physische Schmerz von ihrem zersplitterten Herzen ab.


    Und dann zeigte sie sich ihm. Ihren Rücken mit den Peitschenstriemen. Auf seine Worte das es ihm Leid für sie tat reagierte Eireann lediglich, indem sie ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen presste. Vorsichtig zupfte sie ihr Gewand an Ort und Stelle und drehte sich abermals in Tiberios Richtung.
    “Du siehst Tiberios. Ich habe die Peitsche der Urbaner überlebt. Ich habe den Carcer überlebt. Also wird mich mein Dominus nicht ...vernichten können.“
    Oh doch. Und genau das konnte ihr Dominus. Auch wenn Eireann diese Gedanken weit von sich schob und nicht an den Dunkelhaarigen denken wollte.


    Denn Tiberios interessierte sich allzu sehr für den Urbaner der ihr dies angetan hatte.
    “War er es dem du dein Herz geschenkt hast?“
    Nein. Bitte nein. Und Eireanns Herz pochte dumpfer in ihrer Brust. Wollte sie die Antwort überhaupt hören?

    Unwillkürlich schnupperte die Keltin an dem furischen Sklaven und prägte sich unwillkürllch seinen Duft ein. Denn auch wenn Tiberios äußerst kurz angebunden war, so wollte ihn die Dunkelhaarige noch nicht gehen lassen. Auch wenn sie dieses kurze verweilen nicht mehr lange hinauzögern könnte, dies war Eireann klar.
    “Aus ... Alexandria?“
    Wiederholte die junge Frau mit leiser Stimme und atmete schließlich langsam tief durch.


    Und dann erläuterte Tiberios das ihr Dominus kein Unbekannter war. Je länger der junge Mann erklärte, desto größer wurden Eireanns Augen. Aber auch die Erkenntnis an ihre Begegnung.
    “Das Lupercalia-Fest. Der Blinde Esel.“
    Sprach Eireann mehr an sich selbst gewandt. Bevor sich ihre Gesichtszüge auch schon verdüsterten. Denn kurz danach wurde sie auf dem Sklavenmarkt verkauft und Tiberios hitzige Worte hallten noch in ihren Ohren.
    “Woher willst du das alles wissen Tiberios? Was meinst du damit das mein Dominus kein guter Mensch wäre? Sprich endlich!“
    Forderte die Keltin und funkelte dem Lockenkopf mit blitzenden Augen entgegen.
    “Du bist ein Römerliebchen geworden Tiberios. Verteidigst diese Brut als wärst du einer von ihnen. Willst du sehen was die Peitsche des Urbaners angerichtet hat?“
    Fauchte Eireann wie eine Wildkatze und platzierte sich so das Tiberios ihren Rücken sehen konnte. Dann zeigte sie ihm die Peitschenstriemen und presste in stummer Wut und Verzweiflung ihre Lippen aufeinander.


    Als Tiberios den Namen des Lupanarbesitzers erwähnte, verengten sich Eireanns Augen sichtlich.
    “Wage es nicht noch einmal den Namen dieses Bastards in meiner Gegenwart auszusprechen. Er wird dafür bluten was er mir angetan hat.“
    Verkündete die junge Keltin unheilvoll und zupfte ihre Tunika wieder an Ort und Stelle.

    Das die Worte nur so aus ihr heraus sprudelten blieb auch Eireann nicht verborgen. Und so presste die junge Frau ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammem. Denn mittlerweile wusste sie das ihr Dominus lediglich knappe Antworten wünschte, wenn er sie denn einmal direkt ansprach. Ihre Finger umklammerten noch immer den Henkel des Eimers, mit dem sie das Wasser vom Brunnen für seine rituellen Waschungen holte. Und doch rührte sie sich nicht von der Stelle. Auch wenn ihr das Herz bis zum Hals pochte und er sie mit Sicherheit bereits zum Brunnen gehen sah. Blieb abzuwarten ob er ihr eine Antwort auf ihre Frage geben würde.


    So schielte Eireann vorsichtig in seine Richtung und hielt seinem Blick kurzzeitig stand. Dann jedoch senkte sie auch schon ihr Köpfchen und wartete geduldig. Und tatsächlich ließ sich ihr Dominus dazu herab und gab ihr tatsächlich eine Antwort. Eine Antwort die Eireann sichtlich erschreckte und sie erbleichen ließ. Zwar hatte sie bereits über den nahen Tod nachgedacht. Aber um sich selbst mit der Klinge das Leben zu nehmen. Was aber wenn ihr Dominus Recht hatte? Vielleicht könnte sie unbeschwert und frei weiterleben, wenn sie nicht ständig an Tiberios denken musste.
    “Selbst wenn Tiberios tot wäre, müsste ich weiter an ihn denken. Er besitzt mein Herz Dominus. Auch wenn unsere Liebe keine Chance haben wird.“
    Jene letzten Worte sprach die Keltin äußerst leise und hatte ihren Blick erneut zu Boden gewandt.


    “Du würdest Tiberios für mich töten damit ich frei wäre?“
    Bei diesen Worten blickten Eireanns Augen schreckgeweitet zu dem Älteren empor. Während ihr Herz dumpfer in ihrer Brust pochte.
    “Ich bin das was du in mir siehst Dominus. Und ich werde deinen Anweisungen gehorchen die du an mein Ohr dringen lässt.“
    Tatsächlich hatte sich Eireanns Körperhaltung bei diesen Worten unwillkürlich gestrafft und ihr Blick wirkte unnachgiebig. Wurde ihr Herz gerade zu Stein? Verschloss sie somit jegliche Gefühle?

    Jetzt war es der furische Sklave der sich zum Gehen wandte und Eireann ihren lodernden Blick auf seinen Rücken heftete. Doch noch war nicht alles verloren. Auch wenn Tiberios Worte der Keltin so überhaupt nicht schmeckten. Tz! Mit eng aufeinander gedrängten Lippen fokussierte die Dunkelhaarige den Lockenkopf. Wie ein zum Sprung bereites Tier, das seine Krallen jeden Augenblick in sein wehrloses Opfer schlug.
    “Ich verstehe nicht. Wieso hatte er mich gekauft? Sein Leben gehört den Cohortes Urbanae.“


    Tatsächlich erzitterte Eireann leicht, als sie jene letzten Worte aussprach. Jedoch unterdrückte sie den Impuls ihre Ame um ihren schmalen Körper zu betten, um sich instinktiv selbst zu schützen. Doch da sprach Tiberios auch schon weiter und Eireann lauschte aufmerksam seinen Worten. Reden konnte der Alexandriner. Das konnte er schon immer, als er sie mit süßen Worten in den Gärten des Maecenas verführte. Mit einer abrupten Kopfbewegung verscheuchte die Keltin jene Gedanken und zog im nächsten Augenblick ihren Kopf zwischen die Schultern.
    “Gut mit mir gemeint? Die Römer meinen es nie gut mit uns Sklaven.“
    Empörte sich dann Eireann aufs neue und knirschte zugleich mit den Zähnen.


    “Woher willst du wissen wie es mir geht Tiberios? Vielleicht geht es mir in der Subura tatsächlich besser als in den großen römischen Häusern.“
    Auch wenn Eireann wusste das dem garantiert niemals so sein würde. So sprach sie diese Worte um Tiberios zu verletzen. Auch wenn es ihr körperliche Schmerzen bereitete. Erneut presste Eireann ihre Lippen zusammen und wollte ihren Kopf zur Seite drehen. Doch Tiberios war schneller und griff nach ihrer Sklavenmarke.


    Völlig ruhig verharrte die Dunkelhaarige und blickte Tiberios entgegen. Der viel zu nah bei ihr stand und Eireann ihn am liebsten berührt hätte.
    “Anis von Alexandria? Du kennst meinen Dominus Tiberios? Woher? Wieso schlechter Mensch?“
    Bittend ließ die Keltin ihren Blick auf Tiberios ruhen und spürte wie ihr Herz lautstark in ihren Ohren widerhallte.