Beiträge von Lucius Annaeus Florus

    Diese Debatte war zwar äusserst interessant und das Thema musste jeden auch nur halbwegs engagierten Senator interessieren, doch war offensichtlich schon so viel gesagt worden, von dem ich nichts wusste, dass es mir unmöglich war ein Gesamtbild der Situation zu erhalten.


    Ausserdem waren im Moment die Senatoren der ersten Reihe daran, sich ihre Meinung zu bilden und diese vorzutragen. Bis ich in der hintersten Reihe dran wäre, würde die Gesamtmeinung des Senates schon längst klar sein und ich daher gar nicht mehr zu Wort kommen.


    Aus diesem Grunde machte ich mir einige Notizen, was ich noch abklären wollte, worüber ich mich informieren wollte, welche Akten ich lesen wollte und verfolgte gespannt die Meinungen der anderen Senatoren.

    Langsam nahm die Stimmung in der weiten Bahn Konturen an. Die Blauen wurden immer leiser, die Weissen dagegen immer lauter. Der erste Sieg seit vielen, vielen Rennen, nein Jahren, könnte Tatsache werden. Wenn da nur nicht noch 2 ganze Runden zu fahren wären.


    Auch Florus konnte sich da nur schwer zurückhalten.

    Gerade rechtzeitig zur hart umkämpften Schlussphase traff auch ich im Circus ein. Ein Klient hatte mir auf dem Weg dorthin die Nachricht zukommen lassen, dass beide Fahrer der Weissen gut im Rennen lagen. Nun wurde dies sogar noch übertroffen, als ich meinen neuen Platz unter den Senatoren Roms im reservierten Bereich einnahm.


    Mit einem grossen Applaus nahm ich das Resultat zur Kenntnis und hoffte, dass es auch so bleiben würde.

    Nun war es also so weit. Beinahe mein ganzes Leben hatte ich für diesen Moment gearbeitet. Schon als ich mit den anderen Senatoren vor der Curia darauf wartete, ob die tägliche Sitzung stattfinden würde oder nicht, war mir plötzlich kalt, obwohl es doch ein sommerlicher Tag war. Ich war so nervös wie noch beinahe nie zuvor und hoffte nur, dass ich nicht in allzu viele Fettnäpfchen treten würde.


    Als ich nun so vorgestellt wurde, wurde mich aber plötzlich auch klar, dass ich definitiv hierhin gehörte. Ich hatte schon so viel erreicht, dass niemand behaupten konnte, ich hätte nicht genügend dafür getan. Dennoch war ich sicher, dass ich sehr viele Feinde haben würde.


    Als wir dann endlich in die Curia eintraten wartete ich bis zuletzt und nahm dann denjenigen Platz in der hintersten Reihe ein, der mir in diesem Moment zustand, nämlich den letzten. Dann erhob ich mich aber ein erstes Mal, denn eine Antwort war angesagt:


    Hoch verehrte Herren Consuln, hoch geachtete Senatoren,


    Ich bedanke mich für das Willkommen. Ich danke meinem Kaiser und seinem göttlichen Vater für dieses Privileg. Ich habe immer Rom gedient und werde dies auch weiterhin so gut ich kann tun.


    Weiter sagte ich nichts, sondern setzte mich wieder hin. Grosse Reden waren den Senatoren höheren Ranges, respektive längerer Tätigkeit vorbehalten. Meine Meinung würde zu Beginn nur selten jemanden interessieren.

    Ich merkte mir diejenigen Dinge, welche ich nicht schon wusste und nickte dabei immer einmal wieder.


    Einzelne dieser Dinge waren mir schon klar, habe ich doch den Senat auch schon besucht, in meinem früheren Amt als Tribunus Plebis. Wenn eine namentliche Vorstellung neuer Senatoren Tradition hat, so werde ich dieser Tradition gerne folgen. Ich werde bestrebt sein, den Senat so schnell als möglich aufzusuchen, also schon bei der nächsten Sitzung dabei zu sein, nun da meine Ernennung offiziell ist.
    Gilt es auch einen Eid abzulegen?
    fragte ich nachschiebend noch, hatte ich doch in diversen Akten solche Dinge gelesen.

    Das geht mir auch so, Consul. erwiderte ich den Hinweis. Doch nun, da ich die Grüsse überbracht hatte, lagen mir noch andere Dinge auf dem Magen.


    Consul, ich fürchte, dass ich in der Politik nicht ganz so gewandt bin wie im Militär. Gibt es bestimmte Abläufe, welche ich mir einprägen muss, bevor ich das erste Mal in der Curia erscheine?

    Ich begab mich also in das Atrium und kontrollierte dabei einmal mehr meine Aufmachung. Noch war die Toga etwas zu neu, um schon wirklich gut zu fallen, aber das würde sich in ein paar Tagen gegeben haben.


    Salve Consul, Gnaeus Afranius Dexter. Mein Name ist Lucius Annaeus Florus und ich war bis vor wenigen Tagen noch Praefectus der Flotte in Misenum. Nun wurde ich abgelöst und in den Stand eines Senators erhoben. Dabei hat der Kaiser ausdrücklich gewünscht, dass ich dir seine Grüsse überbringe.


    Ich versuchte so gut als möglich den umgänglichen Tonfall des Consuls zu erwidern, was mir aber nur halb gelang.

    Zitat

    Original von GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS
    Valerianus wartete kurz ab, ob der neue Senator noch weiteres zu sagen hatte und nachdem dies nicht der Fall war und man ihm selber auch keine weiteren Informationen gegeben hatte, konnte er die Audienz hier beenden.


    "Mögen die Götter dich dabei unterstützen. Richte in Rom den Consuln meine Grüße aus."


    Der Kaiser beendete die Audienz.


    Natürlich, ich werde die Grüsse ausrichten.


    Danach verneigte ich mich und machte mich auf dem schnellsten Weg wieder zurück zu meiner Reisegruppe und mit dieser zusammen auf nach Rom.

    Dann war dies dann wohl der Moment, auf welchen ich gewartet hatte, seit ich vom Tode meines Vaters erfahren hatte. Es war zwar nicht ganz der Rahmen, an welchen ich mich aus meinen Träumen erinnerte, aber es war dieser Moment. Der Kaiser hatte es ausgesprochen. Ich war nun Senator!


    Mein Kaiser, ich danke dir erneut! Ich werde dir auch als Senator weiterhin so gut zu dienen versuchen, wie ich dies als Offizier getan habe.


    Ich verzichtete darauf, den Kaiser darauf anzusprechen, ob er noch weitere Wünsche habe, oder ob ich mich so schnell als möglich in Rom zeigen sollte. Sicherlich würde er mir mitteilen, wenn er noch etwas hätte, oder wenn die Audienz hiermit beendet war.

    Zitat

    Original von GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS
    "Für deine langjährigen Dienste als Offizier überreiche ich dir eine Hasta Pura", verkündete er dann, ohne sich dazu von seinem Platz zu erheben. Die eigentliche Überreichung führte an seiner Stelle einer der Beamten durch.


    "Zusätzlich soll dieses großzügige Stück Land nun dein Eigentum sein." Der zweite Beamte überreichte eine Besitzurkunde, die Annaeus Florus als neuen Eigentümer von Ländereien aus bisher kaiserlichem Besitz auswies.


    Ein Beamter trat an mich heran und überreichte mir eine silberne Lanze, die Hasta Pura. Dieses Geschenk stellte nun auch offiziell meinen Abschied aus der Armee dar. Danach erhielt ich noch ein ausgedehntes Stück Land, was mich natürlich sehr freute.


    Ich versuchte dieser Freude Ausdruck zu verleihen, was mir aber gründlich missriet: Ich danke dir, mein Kaiser. Es war mir immer ein persönliches Anliegen deine Anordnungen zu erfüllen.


    Ich erwähnte hier bewusst weder seinen Vater, noch meine innere Unruhe, wohin mein weiterer Weg mich führen würde, und wartete ab, was er noch sagen würde.

    Auf den Befehl des Kaisers hin erhob ich mich. Sein Ton war militärisch gewesen, wie wenn für einen Augenblick der ehemalige Kommandeur in ihm wieder die Oberhand gewinnen würde. Nach all den Gerüchten, welche von seiner Krankheit und Schwäche berichteten, war dies in meinen Augen ein willkommenes, gutes Zeichen.


    Ja, mein Kaiser. Das Kommando wurde übergeben und ich bin bereit meinen weiteren Weg zu gehen.


    Ich fügte nicht an, dass dieser Weg mich nur dorthin führen würde, wohin er, der Kaiser, mich schicken würde. Dies war aus meiner Vita mehr als klar.

    Zitat

    Original von GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS
    Schließlich war es soweit und nach einer Wartezeit, die in Stunden besser bemessen war als in kürzeren Maßen, wurde der ehemalige Praefectus der Classis durch weitere Räume geführt, bis er schließlich auf Valerianus traf.


    "Ein unerwarteter Besuch, Annaeus Florus", begrüßte dieser seinen Gast von dem Schreibtisch aus, an dem er hier in Misenum die wenigen Regierungsgeschäfte zu erledigen pflegte. Gleich zwei Beamte waren an seiner Seite, um ihm bei Bedarf zu assistieren.


    Nach stundenlangem Warten war es dann so weit. Ich wurde durch verschiedene Räume geführt, welche alle grossartig bemalt und eindrucksvoll ausgestattet waren, bis ich mich in einer Art Büro dem Kaiser gegenüber fand, der an einem Schreibtisch sass.


    Ich kniete mich auf mein rechtes Knie nieder, wie dies von Zivilisten bei einer Kaiseraudienz die Norm war, schliesslich war ich nun ja nicht länger Offizier der stärksten Armee der Welt.


    Mein Kaiser, verzeiht die unerwartete Komponente. Die Ablösung an der Spitze der Classis Misenensis ist vollzogen und ich befinde mich auf dem Weg zu meiner Familie. Dabei wollte ich es nicht unterlassen, euch den Vollzug eurer Befehle zu melden.

    Von dieser Ehrung wurde ich vollständig überrumpelt, doch nahm ich sie dankend an.


    Ich würde diesen Abschnitt meines Lebens wohl ebenso wenig vergessen, wie den ersten, damals in Spanien.