Beiträge von Tiberios

    Zum duften Viri >>>



    Andreas klopfte an, und Tiberios, der gerade mit Hilfe seines Abacus einzelne Rechnungen addierte, war sehr erfreut darüber, dass die drei Sklaven so schnell zurück gekommen waren.
    Er las, dass Viridomarus die Summe dankend erhalten und das heutige Datum ANTE DIEM IV KAL SEP DCCCLXX A.U.C. hinzugefügt hatte; damit waren beide Geschäftsparteien zufrieden.


    "Und der Herr bestellt viele Grüße an Domina Stella und an dich.", beendete Andreas seinen Bericht.


    "Gut gemacht, alle drei.", sagte Tiberios:
    "Nun könnt ihr in unsere Therme gehen, ich komme auch gleich. "

    Tiberios fand, dass Viridomarus ein wirklich zuverlässiger und feiner Geschäftsmann war, und er fragte sich, ob das Handelshaus Furii in Portus nicht auch davon profitieren konnte.
    Weihrauch brauchte man außer für kultische Zwecke auch für Salben, Düfte und privates Räucherwerk, und Seide für feine Haushaltswäsche.
    Vielleicht werde ich ihm ein Angebot machen, das er gerne annimmt, dachte Tiberios in die Zukunft. Das würde das Vermögen meines Dominus mehren, und genau dafür hatte er mich ja gekauft


    Andreas war auch sehr froh, als er die kostbaren Gold- und Silbermünzen abgeliefert und die Quittung bekommen hatte. Nun konnten die drei Sklaven rasch nach Hause zurück kehren.


    Gadir, der etwas leichtsinnig war, meinte: "Oh, die Domina ist schon weg!", und kassierte von Krates einen Stoß in die Rippen; solche Auskünfte gab man nicht einfach Fremden.


    Stattdessen antwortete Andreas:
    "Vielen Dank, edler Dominus, wir werden es ausrichten. Der Maiordomus hat noch eine persönliche Tabula geschrieben, um sich zu bedanken. Vale bene."


    Der Sklave zeigte noch einmal auf die Wachstafel, die er auf den Ladentisch gelegt hatte.


    Dann gingen die drei Männer mit einer Verbeugung aus dem Duften Viri Richtung Heimweg.


    >>> Casa Furia


    Andreas zitterten leicht die Hände, als er die Münzen aus seiner Börse herausholte; ein wenig verwünschte er den Maiordomus, dass er nun mit so hohen Summen hantieren musste, während der gemütlich in der Casa Furia saß.
    Wenn da was verloren ging, war er, Andreas, dran.


    Aber Krates und Gadir waren auch noch da und überwachten mit Argosaugen die Transaktion.


    Andreas zählte vor:

    5 Aurei - fünf Goldmünzen
    25 Denarii - fünfundzwanzig Silbermünzen



    Dann deutete er auf den Brief von Tiberios.
    "Du kannst direkt auf dem Schreiben quittieren, wenn du es wünschst, edler dominus Viridomarus", sagte er.


    Tiberios‘ neues Cubiculum war der schmale Raum hinter dem Officium und von diesem nur durch einen roten Vorhang abgetrennt. So konnte der Maiordomus, selbst wenn er schlief, mitbekommen, ob etwa jemand sein Dienstzimmer betrat; zur Sicherheit gab es außerdem noch ein Glöckchenspiel, ein sogenanntes tintinnabulum über der Tür, das läutete, sobald sie aufgestoßen wurde. Außerdem galten Glöckchen als apotropaion, unheilabwehrende Gegenstände.


    Der Boden des kleinen Raumes war mit Mosaiksteinen in einem schwarzweißen Muster ausgelegt die Wände mit silbernen Girlanden auf rotem und schwarzem Untergrund bemalt.
    Ein Bett auf hohen Füßen, ein Hocker für den bequemen Einstieg und eine Holztruhe für Kleidung und persönlichen Besitz vervollständigten die Einrichtung. In der Truhe bewahrte Tiberios auch seine Ersparnisse auf.


    Am anfang fand es der junge Alexandriner ein wenig seltsam, ohne die Schlafgeräusche der anderen Sklaven die Nacht zu verbringen, aber mittlerweile war er gerne nachts für sich.
    Vor dem Einschlafen las er oft noch etwas aus der Bibliothek oder dachte über den vergangenen Tag nach.

    Wenn er zu Tyche oder Minerva- Allat betete, betete er auch für all diejenigen; die zu seinem Leben gehörten, und ab heute würde er die Laren der gens Furia täglich um Schutz für domina Stella und ihre Diener auf ihrer Reise bitten.

    Philetas schnalzte mit der Zunge und die Carruca setzte sich in Bewegung.


    Noch einmal ein Gruß von Domina Stella mit ihrem Seidenfächer, und immer noch winkten die furischen Sklaven zurück: „Valete! Valete!“.


    Nestor auf Malika folgte der Kutsche, das letzte Mal hob er die Hand: „Valete!“
    Für Chloe und Rhea jedoch war der muskelbepackte Sklave auf dem edlen Pferd ein netter Anblick, sie seufzten ihm hinterher, und Tiberios, der kaum älter als die Mädchen war, tauschte einen belustigten Blick mit Lyda: Ach, diese jungen Dinger!

    Dann bogen die Reisekutsche und Nestor um die nächste Häuserecke, und Domina Furia Stella befand sich endgültig auf ihrer Reise nach Brundisium.


    Das war ein seltsames Gefühl für Tiberios, auf sich gestellt zu sein; besonders weil ihn nun seine Mitsklaven erwartungsvoll ansahen.


    Er überlegte einen Moment, dann sagte er:
    Da wir heute schon viel gearbeitet habe, suchen wir nun die Thermen auf; erst die Frauen, dann die Männer. Danach helfen Rhea und Chloe Lyda in der Küche und wir essen alle zusammen und ruhen uns aus.
    Morgen sage ich euch, wie es losgeht mit dem Großreinemachen.
    Unsere Herrin soll sich freuen und staunen, wenn sie wieder kommt, und die Casa wie neu aussieht.“

    Tiberios hob einen Moment den Kopf und lächelte zurück.
    Er freute sich darüber, dass domina Furia Stella sich für seine Dienste bedankte. Gerade weil sie das überhaupt nicht musste und dennoch tat, bedeutete das dem furischen Maiordomus viel.


    Der Kutscher Philetas stieg vom Bock, blieb vor dem Wagenfenster stehen und tippte sich kurz an seinen Strohhut: „Philetas, zu deinen Diensten, Domina Furia Stella.“, stellte er sich kurz vor: „Meine Pferdchen heißen Regina und Ilion, und sie werden dich sicher an dein Ziel bringen. Mit Nestor habe ich mich schon besprochen.“, sprachs und saß schon wieder auf seinem Sitz.


    Glafira streckte ihren Kopf aus dem anderen Wagenfenster:
    „Valete!", rief sie und hüpfte herum wie eine kleine Ziege: „Ich werde euch schreiben! Ich schreibe euch allen!“ Sie wirkte so aufgeregt, dass die anderen Sklaven lachten. Bestimmt würde ihr die Domina gleich sagen, sie solle sich hinsetzen.
    Ich nehme dich beim Wort!“, sagte Tiberios und zwinkerte ihr zu:
    "Ich möchte alle Neuigkeiten erfahren!"


    Die übrigen furischen Sklaven verneigten sich und hoben die Hände: „ Vale bene, domina! Vale bene! Gute Reise, optima domina, komm bald zurück zu uns!“
    Einige von ihnen hatten Tränen in den Augen. Besonders Lyda, aber da nahm Rhea, die ihr immer in allem zur Hand ging, ihren Arm und drückte ihn. Lyda war eben schon so lange bei Domina Stella und liebte ihre Herrin sehr. Aber die Reise wäre für sie viel zu anstrengend gewesen.


    Malika tänzelte, während Nestor sie hielt.
    Der grauhaarige Philetas auf dem Kutschbock drehte den Kopf und wartete auf ein Zeichen von Furia Stella.


    Auch Tiberios verbeugte sich nun:„ Mercurius behüte deine Reise und auf eine gesunde Wiederkehr, Domina Furia Stella!“, rief er.

    Aber Glafira musste sich nicht bemühen; Tiberios eilte bereits herbei und verbeugte sich etwas atemlos vor Furia Stella:
    "Domina, alles ist für deine Abreise bereit. ", sprach er:
    "Und die Familia hat sich versammelt, um dir eine Gute Reise zu wünschen."
    Er machte eine Geste:
    "Wenn du mir erlaubst, voranzugehen, Domina?"


    Nestor hatte sein Misstrauen überwunden, war von Malika abgestiegen und hielt sie am Zügel, und er und Kutscher Philetas steckten die Köpfe zusammen.
    Den Göttern sei Dank kannte Nestor den genauen Weg, aber auch der Kutscher kannte zumindest den Verlauf der Via Valeria und der Via Traiana.


    „Es gibt da einige nette Orte, manche sogar schon am Meer wie Ostia Aeternum oder Barium, mit guten tabernae und Herbergen mit privaten Thermen, die wir für Domina Furia Stella räumen lassen können.“, schlug Philetas Nestor vor.


    Selbstverständlich hatte eine edle römische Dame Vorrang vor anderen Gästen:


    "Doch zuerst müssen wir so schnell wie möglich aus dem Stadtgebiet raus nach Norden.“
    Die Innenstadt war tagsüber für sämtliche Wagen gesperrt.


    Tiberios hörte mit halbem Ohr zu.
    Wohlgefällig sah er auf die Reisekutsche. Die Carruca glänzte vor Sauberkeit, alles an ihr war neu. Die zwei vorgespannten Pferde waren in bestem Zustand, gestriegelt und mit glänzendem Fell.


    Alle Truhen, Kisten, Körbe und Beutel waren verpackt und so verstaut, dass nichts während der Fahrt verrutschen konnte.


    Der junge Maiordomus wischte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn, ihm war von der vielen Arbeit warm geworden.Doch nun sah alles gut aus.


    Diejenigen der furischen familia , die nicht mitkommen würden, stellten sich in einem Halbkreis an der Porta auf. Alle hatten sie ihre Arbeit niedergelegt, um ihrer Herrin Lebewohl zu sagen: Aischylos, Lyda, Chloe, Rhea, Krates, Andreas und Gadir.


    Tiberios eilte zum Cubiculum seiner Domina.


    >>> Cubiculum Furia Stella


    „Tiberios ist bei deiner Carruca und sieht nach, dass alles in Ordnung ist, Domina“, erwiderte Glafira. Sie lud sich das ganze übrige Gepäck auf einmal auf, denn dank des guten, reichlichen Essen in der Casa war sie ein starkes Mädchen geworden.


    Mit einem Fuß stieß Glafira die Tür des Cubiculums auf:
    „ich habe auch an meinen Mantel gedacht, Domina Stella: Meine palla liegt schon auf dem Sitz im Wagen.“, sagte sie.


    Glafiras Mantel bestand aus einem schmucklosen grauen Wolltuch, in das sie sich hineinwickelte, wenn es kühl wurde. Es war sehr freundlich von Domina Stella, sich Gedanken darum zu machen, dass es ihrer Sklavin am Meer kalt werden konnte.

    Überhaupt das Meer! Wenn Glafira daran dachte, kribbelte es in ihrem Bauch vor Vorfreude: Sie würde wahrhaftig das Meer sehen.


    Glafira stellte sich an die Wand, damit die domina ungehindert an ihr vorbeigehen konnte.
    Dann fiel ihr ein, dass die Frage ihrer Herrin nach Tiberios vielleicht eine Aufforderung war, den Maiordomus zu holen, und sie fragte:
    "Wünschst du, Domina, dass ich Tiberios zu dir bringe?"

    Briseis/Tiberios indes spürte eine Welle der Übelkeit in sich aufsteigen, als sie/er sah, wie Terpander das Blut der Schlange auf den Altar tropfen ließ.


    Er hatte das Gefühl, ganz deutlich zu hören, wie sie ausgequetscht wurde, Knöchelchen brachen und Fleisch zerbarst.
    Aber auch er hielt die Schlange für eine Carbonarius; ein Reptil, das so zahm werden konnte, dass man es in Häusern als Mäusejäger hielt. Hätte er gewusst, dass die tote Schlange eine Viper war und sich eine weitere, höchst lebendige im Beutel hinter seinem Rücken befand, wäre er vermutlich nicht so ruhig auf dem Boden sitzen geblieben.
    Tiberios schauderte es, als er Hairan die dunklen Gottheiten anrufen hörte; dann hatte er das Gefühl, dass sie nicht mehr zu dritt im Raum, sondern dass dort andere waren; wie Schatten, wie Rauch, wie Nebel.


    Venite! - Advenerunt


    Schweiß brach ihm aus, die Nackenhärchen stellten sich auf, er atmete heftig ein und damit auch mehr von dem Zeug, welches Hairan auf dem Altar verbrannte.


    Und dann hörte er die Frage des Parthers nach dem Schlimmsten, was Terpander je getan hatte.


    Da war Glafira aber froh! Sie hatte Sorge gehabt, auch noch zwanzig Schriftrollen einpacken zu müssen und beim besten Willen nicht gewusst, wohin.
    Die Lyra schlug sie in ein Tuch ein und packte sie in eine lederne Hülle. Die Fächer klappte sie zusammen und legte sie in einen Beutel, die Schriftrolle kam in eine Schriftrollenhülle und wurde in die Tasche gepackt, die Domina Furia Stella bei sich am Platz haben würde.


    "Ich habe meine capsa mit allem, was du für die Schönheitspflege brauchst, Domina, dabei. Wenn wir am Meer sind, muss deine schöne helle Haut gut vor der Sonne geschützt werden, dafür habe ich eine besondere Mischung.
    Und für mich selbst habe ich zwei Tunikas, ein Paar Sandalen, noch eine Tunika, Haarbänder,
    Tücher, einen Kamm, eine Pinzette zum Haarerupfen und eine paganica eingepackt.", zählte Glafira gewissenhaft auf:


    "Tiberios wusste nicht, dass eine Paganica ein Ball zum Spielen ist, das habe ich ihm erklärt."
    Sie freute sich ein wenig, dass sie auch einmal etwas gewusst hatte:


    "Der Kutscher und die Carruca sind auch schon da. Und Nestor hat Malika gesattelt. Aischylos und Krates laden gerade alles ein - uiii, sooo viel."
    Sie deutete es mit den Händen an.


    Glafira war sehr aufgeregt, sie war noch nie verreist. Nur als sie klein war mit einem Sklavenhändler, aber das konnte man kaum eine Ferienreise nennen.


    "Kann ich noch etwas tun, Domina?", fragte sie dann und verbeugte sich.



    "Salve, Domina Stella, ich bin es nur.",
    Glafira trat ein und verbeugte sich. Sie glänzte förmlich vor Sauberkeit:
    "Ich wollte noch die persönlichen Sachen zusammen packen - oh, so viele Schriftrollen! Wie soll ich sie verstauen? Sie sind bestimmt kostbar, nicht wahr, Domina Stella?"
    Sie schaute sich um:
    "Und die Fächer zum Luftzuwedeln, kommen sie auch mit? Und die Lyra?"

    Atrium >>>

    Als Tiberios in sein Officium trat, fand er dort das Rechnungsschreiben des Viridomarus.
    Sofort setzte er ein Quittungsschreiben auf und holte aus dem Tresor eine größere Summe.



    Viridomarus
    Taberna Zum Duften Viri
    Traiansmärkte
    Traiansforum
    Roma


    datum ANTE DIEM XI KAL SEP DCCCLXX A.U.C


    Zahlungsanweisung:
    Betrag: DC HS *
    in 5 Aurei
    25 Denarii


    an Empfänger, ausgehändigt in bar
    für die Anmietung einer vollständig ausgestatteten Carruca mit Kutscher


    Bitte um die Quittierung des Erhaltes der oben genannten Summe.


    Vale
    Tiberios
    Maiordomus Casa Furia



    Auf einer Tabula fügte Tiberios noch eine handschriftliche Notiz hinzu:



    Tiberios an Dominus Viridomarus,
    Gruß zuvor
    Ich danke dir im Namen meiner Domina für die guten Wünsche und für die hervorragende Erfüllung des Auftrages.
    Abundantia und Moneta seien auch mit Dir und Deinen Geschäften



    Dann ließ Tiberios Andreas, Krates und Gadir ihre Arbeit unterbrechen. Andreas wurde die große Summe anvertraut, die anderen beiden Sklaven waren seine custodes.


    Er schickte sie zu den Traiansmärkten.


    >>> Zum duften Viri


    Sim-Off:

    * 600 Sesterzen

    Casa Furia, Officium >>>



    Tiberios wäre ja sehr gerne selbst zu den Traiansmärkten gegangen, schon, um zu sehen, ob er nicht wenigstens einen Blick auf oder ein kleines Lächeln von Charis erhaschen konnte, aber jetzt mitten in den Reisevorbereitungen der Domina konnte er unmöglich die Casa verlassen.
    So hatte er drei kräftige Sklaven geschickt.
    Sie waren so viele, weil Andreas eine hohe Geldsumme anvertraut worden war, und Krates und Gadir begleiteten ihn, um ihn zu beschützen.
    Die drei furischen Sklaven traten ein, grüßten höflich : "Salve dominus Viridomarus!", als sie des wohlbeleibten Thraker, auf den Tiberios' Beschreibung passte, ansichtig wurden.


    Gadir händigte Viridomarus folgende Schreiben aus:



    Viridomarus
    Taberna Zum Duften Viri
    Traiansmärkte
    Traiansforum
    Roma


    datum ANTE DIEM XI KAL SEP DCCCLXX A.U.C


    Zahlungsanweisung:
    Betrag: DC HS *
    in 5 Aurei
    25 Denarii


    an Empfänger, ausgehändigt in bar
    für die Anmietung einer vollständig ausgestatteten Carruca mit Kutscher


    Bitte um die Quittierung des Erhaltes der oben genannten Summe.


    Vale
    Tiberios
    Maiordomus Casa Furia



    Auf einer Tabula gab es noch eine etwas persönlichere Notiz von Tiberios:


    Tiberios an Dominus Viridomarus,
    Gruß zuvor
    Ich danke dir im Namen meiner Domina für die guten Wünsche und für die hervorragende Erfüllung des Auftrages.
    Abundantia und Moneta seien auch mit Dir und Deinen Geschäften




    Andreas wartete nun ab, um Viridomarus die vereinbarte Summe vorzuzählen und sie sich quittieren zu lassen. Er war der einzige der Drei, der wirklich gut lesen und schreiben konnte, daher war ihm die Aufgabe zugefallen, die für ihn unfassbar hohe Summe auszuhändigen.


    Sim-Off:

    * 600 Sesterzen

    Atrium >>>

    Als Tiberios in sein Officium trat, fand er dort das Rechnungsschreiben des Viridomarus.
    Sofort setzte er ein Quittungsschreiben auf und holte aus dem Tresor eine größere Summe.



    Viridomarus
    Taberna Zum Duften Viri
    Traiansmärkte
    Traiansforum
    Roma


    datum ANTE DIEM XI KAL SEP DCCCLXX A.U.C


    Zahlungsanweisung:
    Betrag: DC HS *
    in 5 Aurei
    25 Denarii


    an Empfänger, ausgehändigt in bar
    für die Anmietung einer vollständig ausgestatteten Carruca mit Kutscher


    Bitte um die Quittierung des Erhaltes der oben genannten Summe.


    Vale
    Tiberios
    Maiordomus Casa Furia



    Auf einer Tabula fügte Tiberios noch eine handschriftliche Notiz hinzu:



    Tiberios an Dominus Viridomarus,
    Gruß zuvor
    Ich danke dir im Namen meiner Domina für die guten Wünsche und für die hervorragende Erfüllung des Auftrages.
    Abundantia und Moneta seien auch mit Dir und Deinen Geschäften




    Sim-Off:

    * 600 Sesterzen


    Dann ließ Tiberios Andreas, Krates und Gadir ihre Arbeit unterbrechen. Andreas wurde die große Summe anvertraut, die anderen beiden Sklaven waren seine custodes.


    Er schickte sie zu den Traiansmärkten.


    >>> Zum duften Viri

    Tiberios trat vor die Casa:
    „Salve, dich schickt Dominus Viridomarus?“, fragte er: „Ich bin der Maiordomus hier.“


    Der ältere, schon grauhaarige Kutscher nickte ihm zu: „Salve, Maiordomus!“, sagte er: „Mein Name ist Philetas, ich bin seit zwanzig Jahren Kutscher. Meine Schönen hier heißen Regina und Ilion.“, er deutete auf die braunen Pferde:


    „Salve, Philetas“, sagte Tiberios und machte die Carrucatür auf.
    Er wollte nachsehen, ob das Reisegefährt seinen Angaben entsprach.


    Innen war die Kutsche mit hellblauer Seide ausgeschlagen, diese Farbe setzte sich in den vielen blaugelbgestreiften Seidenkissen fort, die Domina Furia Stella die Reise angenehm machen sollten. Die beiden gegenüberliegenden Bänke waren mit gelbem Stoff gepolstert.
    Es gab genügend Decken und sogar einen ausklappbaren Tisch, an dem man lesen, schreiben oder etwas essen konnte.
    Auch Brettspiele gab es: Tris und Mulinello; falls Domina Furia Stella sich langweilte, nur aus den Fenstern mit den blauen Vorhängen zu schauen, konnte sie mit Glafira etwas spielen.
    Eine große Laterne stand unter einer der Bänke.
    Alles war in bester Ordnung, die Kutsche glänzte vor Sauberkeit und die Innenausstattung war neu und von bester Qualität.


    Nestor, der als Custos die Kutsche hoch zu Ross begleiten würde, war ruhig und gelassen, wie es sich für einen Leibwächter gehörte. Er führte Malika* am Halfter, eine hübsche falbe Stute aus arabischer Zucht, die einmal ein Geschenk von Domina Stellas Bruder, Furius Helios, gewesen war.
    Nestor musterte diesen fremden Kutscher ganz genau, keinen Moment würde er ihn aus den Augen lassen, bis er sich sicher war, dass man ihm trauen konnte.


    „Soll ich helfen, einzuladen?“, fragte Philetas.
    Der Sklave war freundlich und aufmerksam, wie Tiberios es von Viridomarus erbeten hatte. Der Thraker verstand sich wirklich darauf, seine Kunden zufrieden zu stellen.


    Tiberios schloss kurz die Augen zum Zeichen der Verneinung:
    „Nein, danke, wir sind bald selbst so weit. Möchtest du etwas essen oder trinken?“


    Philetas schüttelte den Kopf: „Ich habe alles dabei, um mich braucht man sich nicht zu kümmern.“, sagte er:
    „Die Tiere versorge auch ich. Wir werden eine gute Reise haben; ich habe heute morgen Mercurius für die Reise eine libatio** gebracht und auch Epona, der Pferdegöttin.“


    Die Frömmigkeit und das Vertrauen in die Götter gefielen Tiberios, er nickte zustimmend.
    Auch die Bewohner der Casa würden noch einmal vor dem Sacellum *** der gens Furia wegen der Reise Gebete sprechen und opfern.


    Sim-Off:


    * Malika = arab. die Königin
    **Trankopfer
    *** Schrein für die Laren, meist im Tablinum

    Atrium >>>



    Die Hunde im Zwinger bemerkten die Reiseunruhe und rannten aufgeregt hin und her.
    Glafira ließ es sich nicht nehmen, ab und zu zu ihnen zu laufen.


    Dabei hatte sie immer einen Blick auf der Sanduhr am Zwinger, durch die rotgefärbter Sand lief, wenn sie sie umdrehte.
    Der Maiordomus hatte sie dort aufgehängt, damit die junge Sklavin nie mehr die Zeit vergaß.


    Glafira freute sich auf die Reise, sie war stolz darauf, dass sie mitkommen durfte, aber ach, ihre Lieblinge.
    Eine Träne zerdrückte sie doch.
    Warum hätte man nicht wenigstens zum Schutz einen der Hunde mitnehmen können? Ajax, Argos oder Aramis? Jetzt würde es lange dauern, bis sie ihre Tiere wieder sah.


    Dann war der Sand in der Sanduhr durchgelaufen, und Glafira wusch sich bis zu den Ellenbogen Hände Arme und auch ihr Gesicht, bevor sie sich zum Cubiculum von Domina Stella begab.


    >>> Cubiculum Furia Stella

    In diesen Tagen gab es ziemlich viele Aufregung und Arbeit in der Casa Furia.
    Domina Furia Stella würde nach Brundisium abreisen, und daher musste viel gepackt und vorbereitet werden.



    Chloe, die Wäscherin hatte viel damit zu tun gehabt, alle Kleider zu waschen; Rhea hatte ihr dabei helfen müssen.


    Krates, Andreas, Gadir und Timon packten Truhen und Körbe.


    Lyda ließ sich nicht nehmen, alles zu überwachen. Sie war zu alt für so eine strapaziöse Reise, doch sie wollte wenigstens, dass es ihrer Domina an nichts fehlte. Sie hatte in der Küche Essen und Getränke vorbereitet, was in kühlhaltenden Amphoren aufbewartet wurde: Posca und Rhodomeli* zum Trinken; gefüllte Fladen, Weizenküchlein, Gebäck, Obst als Speisen.


    Tiberios hatte eine Liste und hakte ab, wenn der betreffende Gegenstand seinen Weg in das Gepäck fand.


    Bei einem Wort auf der Liste wußte Tiberios nicht genau, was es sein sollte „paganica“, das hieß ländlich, aber ländlich was? Da fragte er bei Glafira, die ja aus Italia stammte, nach.


    „Paganica ist ein Lederball, der mit Federn gefüllt ist.“, antwortete Glafira.


    Die Verwendung dieses Begriffes war Tiberios unbekannt gewesen, eine sphaira ** also; er sah sie auch schon, nickte Kraton zu, und der packte das Sportgerät in einen Korb.


    Das Atrium füllte sich mit großen und kleinen Gepäckstücken.



    Sim-Off:

    *Honig-Rosenwasser
    ** griech. Kugel, Ball

    Tiberios sah dominus Valentinus niedergeschlagen an.
    Der hatte ihm einen klaren Befehl erteilt, und er musste besseren Wissens gehorchen, also steckte er den Calamus zurück in seinen Beutel.
    Zu allem Überfluss versteckte sich der Zwilling jetzt auch noch hinter Valentinus. Was hatte er vor?
    Tiberios konnte sich nicht vorstellen, dass es etwas Gutes war.


    „Dominus, ich flehe dich an, komm dort weg.“, sagte er, und zu Pollux:
    "Du erinnerst dich, ich bin der Grieche aus Alexandria. Du hast es auf mich abgesehen, nicht auf dominus Furius Valentinus. Also komm her, wenn du dich traust!“


    Tiberios hoffte einen Moment lang, Pollux würde ihn tatsächlich angreifen. Dann würde Valentinus merken, wie mörderisch dieser hekatoncheir war!