Beiträge von Tiberios

    Salvete,


    ich möchte aus persönlichen Gründen meine Bewerbung für die SL zurückziehen.
    Vielen Dank im Nachhinein für die Mühe.


    Ich würde für Hilfe wie später ausgeschriebene Gruppen - IDs oder Moderation zur Verfügung stehen.


    Valete Tiberios

    Tiberius erblickte den arglosen Dominus Valentinus neben Pollux, dem hekatoncheir, dem hundertarmigen Ungeheuer, dem Zwilling aus dem Hades* und wurde weiß vor Schreck.


    Ohne zu zögern zog er den Calamus, sein metallenes Schreibrohr, aus seinem Beutel.


    Hatte man ihm nicht erklärt, solch ein spitzer Gegenstand sei wie eine Waffe, geeignet, sie jemand ins Auge oder in den Bauch zu rammen.* *Auch ein Scriba war nicht ganz wehrlos.
    Und ein Sklave war verpflichtet, seinen Herren unter allen Umständen vor Schaden zu bewahren.


    Tiberios rief Pollux zu:
    "Du da, Hände weg von meinem Dominus!
    Entferne Dich fünf Schritte von ihm, oder ich schwöre dir bei der dreigestaltigen Hekate, dass ich dir meinen Calamus in den Leib bohre wie Amaltheia mit ihrem Horn Kronos durchsstoßen hat, um Zeus zu retten!"***




    „Ich darf jederzeit weggehen, um etwas für die Casa zu besorgen oder wenn ich die Domina frage, bekomme ich auch frei.“, sagte Tiberios:
    Nur nach Dunkelwerden sollen alle Sklaven im Haus sein. Da habe ich ja richtig Glück, dass Sommer ist – es wird so spät dunkel.“


    Er lachte, dann spürte er Charis‘ Kuss auf seinen Fingern, und vor Freude schloss er die Augen:
    „Ich wollte dir nur sagen, dass ich noch mehr mit dir teilen würde als die Verehrung der Venus.“, sagte er:
    „Aber du hast Recht, ich denke wie ein alter Mann und plane ständig im voraus. Ich habe gelernt, Tyche, die Göttin des zufälligen Geschicks, zu fürchten. Anderseits kommt mir gute Planung bei der Arbeit zugute.“


    Tiberios erhob sich und streckte sich.
    „Ich glaube, nun ist Nubius nicht mehr weit.“, sagte er:
    „Begleitest du uns noch bis zur Casa Furia, oder musst du in das Haus deines Herren zurückkehren?“


    In dem Moment kam das Schankmädchen, zwinkerte beiden Jünglingen zu und meinte:
    „Wir vermieten hier auch Zimmer.“
    „Danke für die Auskunft.“, sagte Tiberios und wurde tatsächlich rot.
    In sich hineinlachend machte das Mädchen den Tisch sauber.
    Tiberios lächelte nun zu Charis hinüber:
    „Ein sauberes Zimmer hätte viele Vorteile, aber auch das ist eine Frage der Planung.“, meinte er.



    Glafira war sehr froh über das Lob, und dass Domina Furia Stella nicht mehr böse war. Sie fragte sie so freundlich nach den Hunden.
    Da taute Glafira richtig auf, wenn sie über ihre Lieblinge sprechen durfte.


    Während sie das frischgewaschene, gebügelte blaue Schlafgewand auffaltete, ihre Sachen wegräumte und den Eimer mit dem Schmutzwasser vor die Tür stellte, plauderte sie fröhlich darauf los:


    "Ajax und Argos sind zwei Wolfshunde und Aramis ist ein Molosser. Sie sind nur böse, wenn böse Leute herein kommen würden, zu mir sind sie lieb.
    Aischylos hat mir gezeigt, wie man sie füttert. Sie dürfen keine Hühnchenknochen bekommen, nur vom Rind, sagt er.
    Heute war es so lustig. Sie hatten eine Heuschrecke gefangen und wussten nicht, was mit ihr anzufangen.


    Ajax und Argos kommen von weit her, sagt Aischylos, wo kommen sie her, Domina Stella?"


    Glafira zündete das kleine Öllämpchen auf dem Nachttisch an, schüttelte das Kissen auf und schlug das Laken zurück. Da es Sommer war, gab es keine Wolldecken.


    Die junge Sklavin schaute sich um :
    "Bist du zufrieden, Domina Stella?", fragte sie:
    "Oder hast du noch einen Wunsch?"


    Auf der anderen Seite tauchte ein dem furischen Maiordomus bekanntes Gesicht auf: Der alte, ausgemergelte, halbnackte Bettler, der jedem die Hand hinstreckte.
    Er war also immer noch am Leben. Tiberios wusste aber, dass der Mann trotz seiner elenden Erscheinung Augen und Ohren überall hatte. Er hatte sich damals auf dem Sklavenmarkt auch gemerkt gehabt, dass Eireann von Urbanern mitgenommen worden war* – die Beobachtung war richtig gewesen, auch wenn Tiberios die falschen Schlüsse daraus gezogen hatte.


    Tiberios winkte den Mann zu sich her. Der Alte grinste ihn an und ließ seine verfaulten Zahnstummel sehen:
    „Na hast du deine Liebste wieder gefunden?“, nuschelte er.


    Tiberios gab ihm ein paar Asse und erwiderte:
    „Das ist eine längere Geschichte.
    Nun bin ich wieder auf der Suche nach jemandem. Hast du vielleicht meinen Herren gesehen?“


    Er beschrieb ihn, und der Bettler überlegte. Dann sagte der Alte:
    „Ich habe einen Römer gesehen, der aussieht, wie du sagst. Und ein anderer Römer war mit dabei."


    Er schaute in Tiberios‘ angespannte Miene:
    „Keine Sorge, die verstanden sich gut. Sie haben miteinander geredet. Aber ihr Schritt war schnell, als ich sie um eine kleine Gabe bitten wollten, waren sie schon – huiiii – weiter.“


    Der Bettler machte eine unbestimmte Handbewegung und stierte Tiberios aus trüben Augen an. Dennoch, sein gutes Gedächtnis und noch etwas, das der junge Grieche nicht einordnen konnte, sagte ihm, dass der alte, halbnackte Mann nicht immer so elend gewesen war. Doch Tiberios hatte keine Zeit, sich mit ihm länger zu unterhalten:
    „Wohin sind sie gegangen, sagst du?“


    Der Bettler wies mit seinem Zeigefinger in Richtung Subura.


    Subura, nur das nicht!
    Wenn Dominus Valentinus dort etwas zugestoßen war! Tiberios wurde es ganz elend vor Sorge.


    "Ich danke dir!", rief er aus und machte sich auf den Weg, den der Alte ihm zeigte. Dabei sah er nach rechts und links, vielleicht war alles ganz harmlos, und irgendwo standen zwei vergnügte junge Römer und hatten ihn einfach vergessen.





    Wie Charilaus die Geschehnisse zurechtrückte, tat Tiberios wohl und war wie eine Befreiung. So recht hatte er mit noch niemandem über die Angelegenheit sprechen können. Dominus Lurco hatte natürlich seine wohlbegründete Meinung gehabt*, aber der Purgitier war ein Römer, ein freier Mann und ein miles obendrein.
    Das so ein Herr keinerlei Sympathie für eine aufsässige Sklavin hatte, war nur natürlich. Ähnlich gelagert war es mit domina Stella.
    Aber Charilaus war vom gleichen Stand wie Tiberios, und nicht einmal er zeigte Verständnis für das Verhalten der Keltin.


    So nickte Tiberios und sagte:
    „Danke, Charis. Du hast in allem recht, und ich will daran nicht mehr denken. Weißt du, so froh wie gerade war ich schon lange nicht mehr.“
    Nun lachte er:
    „Viele passen ineinander und nicht zueinander. Diesen Spruch kannte ich noch gar nicht. Er ist sehr gut und treffend.
    Da sollte man doch beides ausprobieren, und es fragt sich nur in welcher Reihenfolge.“


    Er schloss die Augen wie eine Katze, die man streichelt, als er Charis‘Hand in seinem Haar fühlte, dann konnte er auch nicht widerstehen und fuhr sanft über die Wangenlinie des Jünglings:
    „Ich erwarte schon die ganze Zeit, die Herculesgestalt des Nubius zu sehen. Und dennoch möchte ich ihn umarmen zum Dank für die gemeinsame Zeit, die er uns gerade schenkt.
    Ich möchte auch dominus Viridomarus danken. Er erlaubt, dass Nubius und du heute später nach Hause kommen, nur damit wir zwei uns freuen können. Er ist ein guter Herr.


    Ich möchte gerne mit dir allein sein, Charis, wenn ich auch nicht weiß, wo und wann. Ich würde...dich gerne erfreuen. Aber es ist mehr als das: Ich wäre auch gerne ein wirklicher Freund für dich“



    Tiberios kritzelte währendessen auf seine Wachstafel:




    Tiberios an Dominus Sisenna Iunius Scato
    s.d.
    s.v.b.e.e.q.v *
    ich dachte bei mir, dass diese curcubitula** für einen zukünftigen Medicus nützlich sein können, so habe ich sie günstig erworben und an dich gesendet.
    Grüße alle im Haus.





    Zwischendurch hob er den Kopf und hielt nach dominus Valentinus Ausschau.
    An ihm vorbeigelaufen sein konnte er nicht, da der furische Sklave direkt am Eingang stand.
    Aber konnte ein Latrinengang oder sich etwas zu essen besorgen, so lange dauern?
    Gut, dominus Valentinus kam aus Roma, er konnte auch einen Bekannten getroffen und sich mit ihm verplaudert haben.
    Langsam stieg die Sonne höher. Tiberios, den Einkaufskorb mit sich, wartete und wartete. Allmählich begaben sich die ersten in ihre wohlverdiente Mittagspause.
    Aber Decimus Furius Valentinus tauchte nicht auf.


    Gegenüber der Traiansmärkte warteten die ambulanten Buchhändler mit ihren Schriftrollen, auch Tiberios hatte sich schon unter sie begeben, um Literatur zu verkaufen.


    Daher überquerte er den Platz und fragte einen älteren Mann.
    „Salve, dominus, hast du vielleicht einen jungen edlen Römer gesehen, groß, blondes Haar, grüne Augen, er trägt eine Tunika und eine Toga? Er wollte auf mich an der Porta warten."
    Der Buchhändler war ein witziger Mensch:
    „Ich habe hier ja schon zu Genüge Römer gesehen, denen ihr Sklave abgehauen ist, aber ein Sklave, dessen Dominus abhaut, das ist sehr seltsam!“, sagte er, schaute sich wohlgefällig um und tatsächlich lachten die Schriftrollenverkäufer, die um ihn standen.


    Tiberios ließ sich durch das Gelächter nicht abhalten.
    „So hast du ihn gesehen?“, bohrte er nach. Der Buchhändler schüttelte den Kopf:


    „ Nein. Aber es gibt hier genug junge Römer in Togas, vielleicht will dich ja ein anderer haben!“, sagte er.
    Und seine Gruppe machte mit: „Vielleicht ist er in den Puff?“, „In die Therme?“ „Was essen gegangen?“ „Zu seiner Liebsten?“ „ Sich rasieren zum Friseur?“


    Tiberios gab es nun doch auf, was für eine widerliche, spottlustige Bande.
    Er drehte sich um, er durfte nicht offen unhöflich sein, aber er murmelte: „Mögen euch die Erinyen ersticken an eurer Bosheit.


    Die Männer wieherten: „He, sei doch nicht eingeschnappt, das war Spaß!“
    Wieder stellte Tiberios sich zurück an seinen Platz und wartete weiter.


    Sim-Off:

    * s.d. = salutem dicit, er grüßt ihn
    s.v.b.e.e.q.v.= si vales bene est, ego quoque valeo, wenn es Dir gut geht, ist es gut, mir geht es auch gut.
    ** Schropfköpfe

    Tiberios gelangte indes im zweiten Obergeschoss an und steuerte mit entschlossener Miene auf den Schreibbwarenladen zu. Als der Verkäufer, der sich vor dem Laden aufhielt, ihn kommen sah, verschwand er IN der Taberna und war nicht mehr gesehen. Der furische Sklave fand das sehr verdächtig, sprach aber einen anderen Verkäufer an.


    „Salve, ich bin der Maiordomus der Furier, Tiberios heiße ich.“, stellte sich Tiberios vor, um klar zu stellen, dass er den Willen der gens Furia vertrat:
    „Ich habe hier Ware gekauft, doch ihr Zustand entspricht nicht dem, was auf der Rechnung ausgewiesen ist.“


    „Salve, Maiordomus“, erwiderte der Verkäufer:“Darf ich die Rechnung mal sehen?“ Er schaute drauf:
    „Hmm, da steht nicht, wer dich bedient hat. Und ich kann so etwas auch nicht entscheiden. Erlaube mir, diese Rechnung in das Officium meines Dominus mitznehmen.“


    Tiberios schüttelte den Kopf:
    „Ich komme lieber persönlich mit“, sagte er. Denn wenn er diesem zweiten Verkäufer die Rechnung gab, und er verschwand wie der erste, dann hatte er gar nichts mehr in der Hand.


    Der Verkäufer führte ihm zum officium, in dem ein römischer Bürger, kenntlich durch eine Toga, hinter einem Tisch saß und ungefähr so erfreut über das Auftauchen des Griechen wirkte wie die trojanischen Wachposten, als sie die danaeischen Schiffe am Horizont erblickten.


    „ Salve, ich bin Kaeso Cadius Caeparianus, der Patron. Was wünschst du?“, fragte er.
    Tiberios stellte sich vor, zeigte die Rechnung und dann das betreffende Pergament. Der Römer fasste es, zog es ganz nahe ans Auge und trat damit vor das Fenster.
    „Nun ja“, sagte er herablassend: „Du hast wohl recht, junger Tiberios, ein Codex rescriptus. Da ist einem meiner Verkäufer wohl ein Irrtum unterlaufen und er hat das Blatt aus dem falschen Fach genommen. Myscellus, tausche ihm das um. Gibt es noch etwas, weshalb du mich behelligen musst?“


    Tiberios, der sich schon im Geiste eine flammende Rede mit Bezug auf den nämlichen Sokrates, dessen weise Worte auf dem palimpsestos heruntergekratzt worden waren, zurecht gelegt hatte, schwieg verdutzt: Der Ladeninhaber gab ja sofort nach.
    Gegen einen Irrtum konnte man nichts machen.


    „Nein, dominus Kaeso Cadius Caeparianus, dann wäre alles bestens. Ich bedanke mich.“, sagte er zu dem Römer. Obwohl es sich vermutlich doch um versuchten Betrug handelte. Aber das war nicht zu beweisen.


    Tiberios bekam das Blatt Pergament umgetauscht, verabschiedete sich von Verkäufer Numero II , Nummer I ließ sich nach wie vor nicht blicken.


    Draußen vor der taberna atmete der furische Maiordomus auf. Es war alles glatt gegangen, und er hatte dominus Valentinus‘ Auftrag erfüllt. Jetzt aber zurück zu dem jungen Herren!


    Im ersten Obergeschoss wurde seine Aufmerksamkeit durch drei bronzene Gegenstände geweckt, die in einer Vitrine standen und wie umgekehrte Glocken aussahen. Das waren cucurbitula, Schropfköpfe, für medizinische Zwecke.


    Tiberios trat näher heran.
    Der furische Sklave hatte sofort eine Idee, wer solche Dinge nützlich erachten würde: Dominus Sisenna Iunius Scato mit seinem Interesse an Medizin, und auch wenn er Schropfköpfe schon zu Dutzenden besitzen mochte, waren das drei ausgefallene, mit stilisierten Aeskulapnattern verzierte, Exemplare.


    Auch hier gab es vor der Taberna einen Verkäufer: „Salve, junger Freund, suchst du ausgefallene und exquisite Dinge?“, sprach er ihn an.
    Tiberios deutete auf die cucurbitula, kleine Kürbisse, wie sie nach ihrer Form genannt wurden, und erfuhr, dass die Taberna eigentlich gar keinen Medizinbedarf sondern Antiquitäten verkaufte, dass aber diese drei ihnen durch den Nachlass eines Medicus zugekommen waren. Sie würden sie ihm für nur zwanzig Sesterzen überlassen.


    Zwanzig Sesterzen war fast sein monatliches peculium. Doch Tiberios, der nie wirklich sparsam war, kaufte sie und legte sie in seinen Korb. Der Kauf erfreute ihn. Hoffentlich würde sich dominus Scato genauso freuen und wissen, dass er an ihn dachte.


    Nun kam der junge Alexandriner zum Ausgang der Traiansmärkte. Dominus Valentinus war nirgends zu sehen. Vielleicht war er sich etwas zu essen kaufen oder zu den Latrinen gegangen, aber er wußte ja, wo er Tiberios treffen würde.


    Tiberios blieb also stehen, und um sich die Wartezeit zu verkürzen, holte er eine Wachstafel und seinen Stilus aus seinem Beutel und formulierte ein kurzes Schreiben, das er den drei Cucurbitula beilegen wolte.


    Glafira hatte auch das Händewaschen vergessen und das, obwohl sie wusste, wie viel Wert ihre Domina auf Sauberkeit und Hygiene legte. Schnell wusch sie sich bis zu den Ellenbogen in der Waschschüssel, und schüttete das Brauchwasser in einen kleinen Eimer, den sie später mit nach draußen nehmen und in den Abfluss schütten würde. Aus dem Krug goss sie sauberes Wasser ein.


    Dann nahm sie ihre capsa, ihr Schminkköfferchen. Dort hatte sie verschiedene Kämme und Traubenkernöl für die Haarspitzen, und nun fing sie vorsichtig an, domina Furia Stellas Haar zu entwirren und durchzukämmen.
    Dann trocknete sie es mit weichen Tüchern, ohne zu rubbeln und begann, Strähne für Strähne auf die heißen calamistra zu wickeln, auskühlen zu lassen und die Ondulierstäbe wieder herauszuziehen.


    Das dauerte lange, auch weil Glafira nervös war und ihre Hände zitterten. Sie konzenrtrierte sich sehr. Doch endlich war sie fertig und reichte Domina Furia Stella ihren Handspiegel, damit sie ihr Werk begutachten konnte.
    Hoffentlich war ihre Herrin zufrieden und würde ihr ihre Trödelei verzeihen!

    Officium Maiordomus, Casa Furia >>>


    Der furische Sklave Andreas, der den Weg schon kannte, gab, kaum hatten die Traiansmärkte geöffnet, auch schon einen versiegelten Brief an Viridomarus ab:




    Viridomarus
    Taberna Zum Duften Viri
    Traiansmärkte
    Traiansforum
    Roma


    datum ID AUG DCCCLXX A.U.C


    Salve Viridomarus excellentissime
    Zuvor der Segen des Mercurius auf Deinem Haus;
    si vales, bene est

    Vielen Dank für dein freundliches Geschäftsangebot.
    Ich freue mich, dir mitteilen zu können, dass sich Domina Furia Stella für die Anmietung der geräumigen viersitzigen Holzcarruca entschieden hat.


    Ich bitte Dich darum, das Wageninnere auch so mit seidenen Kissen, Decken, Polstern sowie Vorhängen auszustatten, dass eine Dame standesgemäß reisen kann, ich verlasse mich hier auf deinen erlesenen Geschmack.


    Desweiteren wird ein absolut vertrauenswürdiger Kutscher mit guten Manieren benötigt; ich vertraue auf deine Auswahl und wäre erfreut darüber, wenn du mir Namen und Beschreibung des Sklaven vor Reiseantritt zukommen lassen würdest.
    Der Reiseantritt wäre, sobald du die Kutsche zur komplett zur Verfügung stellen kannst, eine kurze Nachricht wird erbeten.


    Die Rechnung über 550 Sesterzen über die Überlassung der Carruca sowie die Rechnung über die erbetene Sonderausstattung bitte an oben genannte Adresse.


    Vale Tiberios
    Maiordomus Casa Furia

    Cubiculum Furia Stella >>>


    Tiberios verfasste, obwohl es schon spät war, mit seiner besten Eisengallustinte auf feinstem Papyrus einen neuen Brief an Viridomarus:



    Viridomarus
    Taberna Zum Duften Viri
    Traiansmärkte
    Traiansforum
    Roma


    datum ID AUG DCCCLXX A.U.C


    Salve Viridomarus excellentissime
    Zuvor der Segen des Mercurius auf Deinem Haus;
    si vales, bene est


    Vielen Dank für dein freundliches Geschäftsangebot.
    Ich freue mich, dir mitteilen zu können, dass sich Domina Furia Stella für die Anmietung der geräumigen viersitzigen Holzcarruca entschieden hat.
    Ich bitte Dich darum, das Wageninnere auch so mit seidenen Kissen, Decken, Polstern sowie Vorhängen auszustatten, dass eine Dame standesgemäß reisen kann, ich verlasse mich hier auf deinen erlesenen Geschmack.


    Desweiteren wird ein absolut vertrauenswürdiger Kutscher mit guten Manieren benötigt; ich vertraue auf deine Auswahl und wäre erfreut darüber, wenn du mir Namen und Beschreibung des Sklaven vor Reiseantritt zukommen lassen würdest.
    Der Reiseantritt wäre, sobald du die Kutsche zur komplett zur Verfügung stellen kannst, eine kurze Nachricht wird erbeten.


    Die Rechnung über 550 Sesterzen über die Überlassung der Carruca sowie die Rechnung über die erbetene Sonderausstattung bitte an oben genannte Adresse.


    Vale Tiberios
    Maiordomus Casa Furia


    Gleich am nächsten Morgen schickte er Andreas mit dem versiegelten Brief zu den Traiansmärkten zum Duften Viri.


    >>> Zum duften Viri

    Hundezwinger >>>


    Glafira aber war sehr erschrocken. „Oh, oh“, sagte sie kläglich.
    Denn eigentlich war die junge Sklavin sehr zuverlässig und wollte nie, dass ihre Herrin auf sie böse wurde. Aber die Hunde machten ihr zu großen Spaß, und sie hatte schlicht die Zeit vergessen.
    Glafira legte erstmal den Tonkrug mit den Ondulierstäben auf den Tisch, dann verbeugte sie sich:
    „Bitte entschuldigung, domina!“, sprach sie: „Es tut mir Leid, dass ich so spät komme und es soll auch nicht wieder vorkommen. Bitte lass mich dir nun deine Haare frisieren.“

    Der aus Holz und Metallgitter errichtete Hundezwinger stand im Hortus und war so ausgerichtet, dass er an drei Seiten geschlossen, eine offene Seite jedoch auf die Mittelachse der Casa Furia ausgerichtet war. Auf diese Weise hatten die Hunde das Atrium und auch die Porta im Blick, falls sich jemand Unbefugtes einschleichen sollte.
    Die Rückwand wurde durch eine Tür unterbrochen, die zu einem großen Hinterhof führte, der zur Außenwelt hin mit einer hohen Mauer abgeschlossen war. Auf der Mauerkrone hatte man zum Himmel ragende Glasscherben zum Schutz gegen Räuber und sonstige Eindringlinge einbetoniert.
    Der Hinterhof war wiederum gegen den hortus mit einer Mauer abgegegrenzt, durch die man durch eine schmale porta treten konnte, um die Tiere zu versorgen.
    Dahinter konnten sich die Wachhunde austoben und hatten auch Auslauf ( außerdem wurden sie dort von Aischylos trainiert). Für Gäste war der Hinterhof nicht einsehbar, nur ab und zu hörte man das Bellen der Tiere.
    Der Boden bestand aus einem Drittel Mosaikboden und zwei Drittel Rasen, auf dem sich die Hunde gerne wälzten und spielten.


    In ihrem Zwinger hatten die furischen Wachhunde drei Hundehöhlen, die Aischylos aus tönernen pithoi gebaut und mit Stroh gepolstert hatte, zur Verfügung, dort konnten sich die Tiere vor Kälte, aber auch vor zu viel Sonne, zurückziehen, es gab Spielzeug aus Knochen und gedrehten Lumpenpüppchen ( die Glafira für ihre Lieblinge bastelte) und immer frisches Wasser.
    Die drei Bewohner des Zwingers waren zwei graue Wolfshunde und ein Molosserhund. Sie trugen die griechischen Namen Ajax, Argos und Aramis.



    Aischylos war für die Tiere verantwortlich, aber Glafira hatte einen Narren an ihnen gefressen. Sie besuchte sie oft, kauerte sich vor das Gitter, sprach mit ihnen, sagten ihnen, dass sie alle drei schöne Burschen wären und kraulte sie durch das Gitter hinter den Ohren.


    Domina Furia Stella hatte heute abend ihr Haar gewaschen bekommen, und Glafira hatte als Ornatrix die calamistra, die eisernen Ondulationsstäbe, in einem Tongegfäss in die Asche im Herd gelegt.


    So lange die Stäbe sich erwärmten, hatte sie noch einmal Zeit, zu den Hunden zu laufen.
    Ajax, Argos und Aramis hatten etwas gefangen – einen Grashüpfer – und die junge Sklavin lachte sehr über ihre verdutzten Hundegesichter, und dass sie nicht wussten, was sie mit dem Insekt anfangen sollten. So verging die Zeit.


    Dann fiel Glafira siedendheiß ein, dass sie schon längst wieder zurück bei domina Stella sein sollte, um sie zu frisieren, und sie lief in die culina, um den Tonkrug zu holen.


    Oh, war der heiß. Beinahe verbrannte sie sich die Finger. Sie umwickelte den Krug mit einem Tuch und rannte zum Cubiculum ihrer Domina weiter.


    >>> Cubiculum Domina Stella

    "Dann gute Nacht, Domina, ich werde nachsehen, wo Glafira steckt", sprachTiberios.
    Nicht dass es ihr schlecht ging oder sie plötzlich erkrankt war!
    Der Grieche erhob sich und verbeugte sich vor seiner Herrin.


    Er traf eine sehr abgehetzte Glafira direkt draußen vor der Zimmertür.
    „Na, jetzt aber hopp!“, sagte er freundlich: „ Die Domina wartet schon eine ganze Weile.“


    Tiberios hielt der jungen Frau die Tür auf:
    „Da ist sie ja, gesund und munter“, sagte er.
    Er hoffte sehr, dass Furia Stella ihrer cubicularia das Zuspätkommen verzeihen würde.
    Er hatte bisher als Maiordomus noch nie jemanden bestrafen müssen und wollte das auch nicht gerne tun.
    Tiberios ging nun in das Officium, den Brief an Viridomarus schreiben.



    >>> Officium Maiordomus

    Irgendetwas hatte Charis an sich; Tiberios dachte plötzlich daran, wie es wäre ….nein, nicht einmal mit Charis das Lager zu teilen, sondern neben diesem Jüngling aufzuwachen, ihn morgens in den Armen zu halten und sein Gesicht zu sehen.


    „Ich bin das Ebenbild meiner Mutter, und habe Augen wie sie.“, sagte er: „Das haben alle immer gesagt. Ich sehe aus wie Caenis. In mir war oft Zorn, wenn ich in den Spiegel gesehen habe, aber gerade bin ich nicht mehr wütend. Also: Auf unsere Mütter!“ Er lächelte:
    „Ich probiere gerne alles mit dir aus; nur zu weit weg dürfen wir nicht gehen, um nicht zu spät zu kommen.“


    Als Charilaus sagte, was ihm passieren könnte, wenn er schlecht arbeitete, wurde es Tiberios fast übel vor Mitgefühl:
    „Das darf nie geschehen und wird es auch nicht!“, sagte er entschieden:
    „Dominus Viridomarus hat dich bestimmt gern, und du bist eine Zierde für seine familia und eine Bereicherung für seine Geschäfte. Außerdem ist es auch bei unseresgleichen so, dass wir besonders gut tun, was wir gerne tun – und dass du deinen Beruf liebst, das sieht und spürt man.“


    Über die Möglichkeit seines eigenen Versagens zuckte er die Achseln:


    „Meine Domina ist gütig und geduldig. Wenn ich in gutem Glauben fehl gehe, würde sie wohl mit zunächst mir sprechen. Doch wenn ich mit Absicht...o, ich möchte gar nicht daran denken, in der Casa Furia hält man nichts von Sklaven, die nur unter Drohung mit der Peitsche arbeiten. Solche Sklaven werden gleich wieder weiter verkauft.“


    Es gab wesentlich schlechtere Umstände, in die man geraten konnte, als in einem vornehmen römischen oder peregrinen Haushalt zu dienen, Dienste, in denen die Überlebenszeit nur wenige Monate betrug. Charis wusste das bestimmt auch.


    Tiberios kämpfte mit sich, ob er folgendes noch erzählen wollte, dann tat er es. Ein bißchen war er auch auf der Hut vor Charis. Der hatte eine Art, so liebevoll und forschend nachzufragen, dass der furische Sklave sich in allem durchschaut fühlte, und das war nicht direkt unangenehm, aber sehr ungewohnt:


    „Es gab ein Mädchen, von dem ich dachte, wir hätten uns gern. Aber sie war Dienerin in einem anderen Haushalt. Fortuna hat es gefügt, dass sie an einen der Furier verkauft wurde.
    Was hättest du getan, Charis, an ihrer Stelle?
    Dich gefreut?
    Es so gesehen, dass die Götter unsere Verbindung segnen?
    Dich angestrengt, damit die neuen Herren dich mögen und dir das contubernium mit deinem Geliebten erlauben?
    Diese junge Frau jedoch, die schwor, dass sie mich liebt, tat das Gegenteil:
    Sie beleidigte die Furier, lief weg und ließ sich zu allem Überfluss noch in ein Verbrechen verwickeln.“
    *
    Tiberios hielt sich die Hände vors Gesicht, noch immer schämte er sich wegen des Verhaltens seiner Freundin:
    „Ich hörte, das Mädchen wurde nicht einmal verkauft sondern an einen Peregrinus aus der Subura verschenkt. Den Göttern sei Dank war die domina klug genug, zu erkennen, dass ich mit ihrem Benehmen nichts zu tun hatte.“


    Es war das erste Mal, dass Tiberios jemandem die Geschichte von Eireann und ihm erzählte. War er zu hart, weil er jedes Gefühl für sie vergessen und nichts mehr von ihr wissen wollte? Was würde der gutherzige Charis dazu sagen?


    Der Gedanke an diese Enttäuschung schmerzte noch immer, und sofort schob Tiberios sie weg. Er wollte von schönen Dingen reden:
    „Ich möchte dich auch gerne richtig kennen lernen – so richtig. Sag, gibt es jemanden, dem dein Herz gehört?“


    Tiberios beugte sich vor und tat so, als würde er Charis eine Strähne hinters Ohr stecken und den Kragen seiner Tunika richten, nur um das Vergnügen zu haben, ihn berühren zu dürfen. Charis‘ Haut hatte die Farbe von Honig oder Karamell. Wären sie alleine gewesen, hätte er den Jüngling gerne geküsst, aber das waren sie nicht; nun konnte er den Blick nicht von seinen Lippen losreißen, und in seinen Augen stand eine scheue Frage, aber er wusste nicht, ob Charilaus sie verstand.



    Sim-Off:

    *Tiberios bezieht sich in diesem Gespräch auf die Sklavin Eireann

    Tiberios, der es nur gut meinte, unterbrach sich sofort, als er bemerkte, dass seine Ausführungen seine Herrin ermüdeten.
    „Ich werde alles in die Wege leiten, Domina“, sagte er.


    Da domina Furia Stella selbstverständlich standesgemäß reisen würde – sie selbst hatte von wenig Gepäck, aber doch ein paar(!) Truhen gesprochen, würde es wohl der größere Wagen werden. Allein schon Glafira brauchte für ihre Pflegeprodukte eine kleine Truhe.


    Tiberios würde Viridomarus beauftragen, die Carruca auch bequem auszustatten: Mit Seidenkissen, Decken und Vorhängen vor den Fenstern, die man bei Bedarf zuziehen konnte. Und der Kutscher musste absolut zuverlässig sein; Viridomarus hatte allerdings sehr gutes Personal.


    Tiberios fasste zusammen:
    „Ich verfasse sofort das Antwortschreiben an Viridomarus und morgen vor der hora secunda* schicke ich Andreas, der den Weg gut kennt, zu den Traiansmärkten.
    Hast du noch einen Wunsch, Domina Stella?“



    Sim-Off:

    *8 Uhr morgens im Sommer

    Tiberios fragte sich kurz, warum Terpander ihm nicht den zweiten Stuhl anbot.


    Aber da er versprochen hatte, in dieser Nacht jede Anordnung des Spartiaten ohne Widerrede zu befolgen, setzte er sich wortlos mit überkreuzten Beinen wie ein aegyptischer Scriba auf den Fußboden links zu dessen Füßen hin.


    Langsam gewöhnten sich Tiberios‘ Augen an das spärliche, unruhige Licht, nun sah er, dass sie sich in einer großen Halle, deren Höhe und Ausdehnung von der Dunkelheit verschluckt wurden, befanden.


    Hairan stand schräg hinter dem Dreifuß, auf dem er Räucherwerk verbrannte und hielt seine eigene Fackel so vor sich hin, dass man sein Gesicht nicht erkennen konnte.


    Tiberios rückte näher an Terpander heran.
    Der ältere Grieche strahlte für ihn eine fast greifbare Wärme ab, als könne ihn weder Kälte noch Finsternis etwas anhaben. Terpanders Wärme mischte sich mit dem wohligen, durch Muslum verursachten Gefühl in Tiberios‘ Magen.
    Immer noch hatte er das Gefühl, über den Dingen zu schweben und weniger Angst zu haben, als er eigentlich haben müsste.


    Aufmerksam lauschte er, als er Terpander zu dem Magus sagen hörte: "Wir sind bereit, deine Worte zu vernehmen, o Anis von Alexandria"

    Dominus Valentinus schien leider kein Interesse an farbiger Rußtinte zu haben; daher beantwortete der furische Maiordomus nun die Frage des Eigentümers des "Pater Danuvius":


    "Die Rechnung an domina Furia Stella, Casa Furia, wie das letzte Mal ist korrekt, Norius Carbo.", erwiderte er mit einer kleinen Verbeugung; dann lächelte er:


    "Die Tinte für die Buchhaltung des Handelshauses Furii wird allerdings nicht mehr wie das letzte Mal noch separat von der der Hausverwaltung der Casa Furia bestellt; dennoch möchte ich gerne nach einem erneuten Kundenrabatt fragen."


    Das letzte Mal waren das immerhin zehn Prozent gewesen. Es lag im Interesse des furischen Budgets, dass Tiberios nachhakte.